Der schwarze Regenbogen - Fredy No Stress - E-Book

Der schwarze Regenbogen E-Book

Fredy No Stress

0,0

Beschreibung

Tristan, ein sensibler Teenager, findet in der eigenen Familie weder für seine Fürsorge zu Tieren noch für seine Person Anerkennung. Doch dann wird ein nächtlicher Traum von ihm Realität. Eine seltsame, fremde Macht verleiht ihm die übersinnliche Kraft der neun Augen, worauf sich vieles in seinem Leben schlagartig ändert. Erst spät realisiert er, dass diese Macht ihn für ihre eigene Zwecke missbraucht, worauf ein Wettrennen um Leben und Tod beginnt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 505

Veröffentlichungsjahr: 2021

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mit diesem Buch will ich meine Mutter, meine Tante Klara und meinen Vater ehren! Sie setzten mir während meiner Kindheit die Leitplanken, die meinen Weg formten.

Zwei Menschen müssen hier unbedingt erwähnt werden. Zum einen Michèle Gebhard, ohne deren unermüdliche Unterstützung in Sachen Buchsatz, Gestaltung und Illustration dieses Buch nie zustande gekommen wäre. Meinen allerherzlichsten Dank und eine tiefe Verbeugung gebührt Karin Esslinger und ihren Grosseinsatz, Abteilung Lektorat. Es ist wahnsinnig schön, solche hilfsbereite und liebe Menschen wie Euch zu kennen.

Ein liebendes Dankeschön verdient auch meine Frau. Dafür, dass sie stets mein phantasievolles Geschwafel jeweils nach dem Tippen einiger Manuskriptzeilen ertrug, und sie mir immer wieder Zeit und Verständnis für meine Motivation zum Schreiben entgegenbrachte. Volim te puno!

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Der schwarze Regenbogen oder Das Geheimnis der neun Augen

Nur ein Traum oder Seltsam

Die erste Attacke oder Aussergewöhnlich

Ein unheimliches Auto oder Zufall

Eine Pokerrunde mit Folgen oder hinterhältig

Weiter im Text oder Schlimm, schlimmer…

Die verlorene Schlacht oder … am schlimmsten

Ich bin der Grösste oder Dumm

Im gleichen Trott weiter oder Umbruch

Der Weg ins Ungewisse oder Aufbruch

Der grosse Fight oder Angst

Verlierer und Sieger oder Ungewiss

Zuhause keine Änderung oder Wut

Hoffnung oder Ende

No Stress beim Pendeln

Vorwort

Die Erinnerung an die eigene Kindheit sollte sinnbildlich einem farbenprächtigen Regenbogen entsprechen. Sie sollte Abenteuer, Entdeckung, Liebe, Glück, Neugierde, Geborgenheit und Freundschaft beinhalten. Mein Regenbogen war schwarz.

Mit der ersten Fassung des Schwarzen Regenbogens habe ich angefangen, als ich noch in die Bezirksschule in Wildegg ging, also lange vor meinem Erstlingswerk «No Stress beim Pendeln» (IL-Verlag Basel, 2018). Mit 19, also vor 32 Jahren, hatte ich die Geschichte zu Ende verfasst, jedoch keinen Mut gefunden, die Story wirklich zu veröffentlichen. Vermutlich, weil auch ich damals als Teenager ein paar psychisch belastende Situationen verarbeiten musste.

Nach der Veröffentlichung meines ersten Buchs (siehe Schlussseite) beschloss ich, den Schwarzen Regenbogen nochmals zu überarbeiten. Und so entstand ein Fantasy-Thriller, der sich in der Region Aarau-LenzburgBaden abspielt!

Zwar erzähle ich hier aus der Ich-Person, und einzelne Details mögen dem Leben entlehnt sein, aber:

Ich will unbedingt klarstellen, dass das Porträt des Vaters, das dieser Roman zeichnet, nicht das Geringste mit meinem eigenen Vater oder unseren Familienverhältnissen zu tun hat. Auch andere extreme zwischenmenschliche Schilderungen in der Geschichte sind lediglich meiner Phantasie entsprungen. Immer schön daran denken…

Fredy No Stress

Mitteilung an alle Kinder und Jugendliche: Hände weg von Drogen!

Mitteilung an alle Dealer und Drogenhändler: Lasst unsere Kinder in Ruhe und verpisst euch!

Der schwarze Regenbogen oder Das Geheimnis der neun Augen

Ich kann nicht mehr…! Ich schaff‘s nicht mehr…! So kann es nicht mehr weitergehen! Und so oft ich mir dies schon sagte, ging es trotzdem immer weiter, bis zum heutigen Zeitpunkt. Nur wurde mir nie richtig bewusst, wahrscheinlich auch jetzt noch nicht, dass es von Mal zu Mal nur DIE eine Richtung einschlug, nämlich bergab. Und jedes Mal noch steiler.

«Verdammt!»

Ein zu milder Ausdruck für das, was ich mir selbst und all meinen besten Freunden und Verwandten angetan habe. Wie gesagt, bis zum jetzigen Zeitpunkt.

Mein Name ist Tristan Kennan, schwarzbraune Haare, 176 cm gross, braune Augen, 67 kg, gutaussehend, sportlich, 16 Jahre alt. Ich sitze in meinem Zimmer am Schreibtisch, auf dem sich die Hausaufgaben breitmachen. Fachkunde und Deutsch.

Was ist dieser Scheiss in meiner Situation eigentlich wert?!? Auch wenn ich noch so viele 6er schreibe. In meiner Lage brauche ich Freunde…, gute Freunde, etwa in meinem Alter, 16, 17, 18 Jahre alt…, welche mir Rat geben könnten.

Mein Kopf ist auf meine Hände gestützt. Vor mir das Fenster, aus dem ich meine Gedanken fliegen lasse. Wirre Gedanken, aber auch Gefühle. Gefühle, die innerlich das Herz auseinanderreissen und sich dann im ganzen Körper ausweiten und wie Unkraut wuchern. Gefühle, die so unsagbar schmerzen, dass man weinen muss und gleichzeitig am ganzen Körper zittert.

Wann hat dieser Wahnsinn eigentlich schon wieder begonnen? Ist es wirklich schon so lange her? Nein. Angefangen hat es vor zirka eineinhalb Jahren.

Nur ein Traum oder Seltsam

«YAAOOWP!»

Es war ein warmer, angenehmer Septemberabend. Ich kam direkt vom Handballtraining nach Hause, das ich in der Nachbargemeinde Wildegg, wo ich auch die Schule besuche, ausübe.

Und wie schon so oft hatte ich ein gutes Training hinter mir, an dem mir vieles wie aus der Hand lief. Der Coach war sehr zufrieden mit mir, beim Trainingsspiel kurz vor Schluss schoss ich drei herrliche Tore, und ich steuerte meine Leistung und Kondition bis an die Grenzen. Und ich meine bis an die Grenzen!

Beim Duschen flachste ich noch ein wenig mit meinen Handballkollegen, bis alle kichernd und voller Blödsinn im Kopf aus dem Waschraum schlenderten.

So fuhr ich nach Hause; völlig erschöpft, aber allen Ärger und alle Emotionen von zu Hause im Training abgebaut. Ein tolles Gefühl! Wie wenn man fliegen und sich frei in der Luft bewegen konnte, obwohl einem vorher die Flügel abgehackt und sie vor deinen Augen unter einem höhnischen und erschauernden Gelächter verbrannt wurden.

Normalerweise schreie ich nie, wenn ich nach Hause komme, neiiin. Aber heute Abend sind meine Stiefmutter, welche aus Berlin stammt, ihre Freundin, welche von Wien kommt und bei uns wohnt und mein Vater, ein totaler Schweizerfanatiker, nicht zu Hause.

Noch immer stehe ich auf der Türschwelle, mein Urschrei immer noch in den Ohren hallend, als ich das Schleck -und Streichelmonster erblicke. Es liegt oben neben der dreizehnstufigen Treppe, die in das obere Stockwerk unseres Hauses führt. Dort, wo sich drei Kinderzimmer, das Elternschlafzimmer, der Estrich, ein Bad mit WC und das Wohnzimmer befinden.

Im unteren Teil gibt es noch ein Gäste-WC, einen grossen Korridor, einen offenen Empfangsraum mit Bar, die Küche, das Esszimmer und gleich daneben befindet sich die Verandatüre, die auf unseren Sitzplatz und in den Garten führt.

Fünf Meter trennen uns, und bereits stürzt sie sich winselnd auf mich. Ich gehe in die Knie, als ob ich in einer katholischen Kirche zum Beten ansetzen würde. Sie setzt zum Sprung an, wirft mich auf den Rücken und fängt nun an zu schmusen. Ich versuche, wie jeden Tag, mich mit halber Kraft von ihr zu lösen..., doch vergeblich. Auch dieses Mal dauert es cirka fünf Minuten, bis sie sich von mir löst. «Na, meine kleine Freundin, du weisst doch, dass du nicht im oberen Stockwerk sein darfst. Wenn dies Vati gesehen hätte, dann gäbe es jetzt wieder eine Tracht Prügel oder einen saftigen Fusstritt. Du kannst von Glück sagen, dass ich es war, der nach Hause kam…»

Ach Wanda, wenn du nicht wärst, dann wäre ich schon längst zu meiner Mutter und meinen drei Schwestern abgehauen, die seit der Scheidung vor zwei Jahren in Aarau leben. Es wäre nicht einmal weit weg. Sechs Kilometer westlich von hier. Mit dem Zug dauert die gesamte Reise dorthin nicht einmal sieben Minuten… Oder ich könnte auch mit dir abhauen.

Dieser Gedanke ist nicht einmal so uncool. «Mein» Hund und ich auf Wanderschaft auf unbestimmte, unbegrenzte Zeit. Irgendwo weit weg von zu Hause. Nie mehr einen Streit zwischen meinem Vater und meiner Stiefmutter anhören müssen. Nie mehr von Herrn Papa grundlos oder wegen Kleinigkeiten angepöbelt und zusammengeschissen werden und dabei meistens zusehen müssen, wie er sich wegen übermässigem Alkoholkonsum kaum auf den Beinen halten kann. Nie mehr seinen Raucherhusten am Morgen beim Aufstehen hören. Nie mehr leere Versprechungen hören, wie: «Jetzt muss ich doch einmal ein Handballspiel von Dir sehen kommen. Du seist angeblich sehr gut», oder «Fang schon einmal an, den Rasen mähen. Ich muss noch rasch ins Dorf was erledigen. Ich komme gleich wieder zurück und helfe dir.»

Und nie mehr das ewige Gequatsche von Trudel-Nudel (so nenne ich die Freundin meiner Stiefmutter, die mit richtigem Namen Wilma Benzmann heisst) und Maja (meiner Stiefmutter) anhören, wie zum Beispiel, stark abgekürzt: «So und so und so sieht es aus, und so hast du zu leben.»

Erspartes hätte ich auch genug, damit wir eine Weile aushalten könnten. Einen Wald, der abseits von hier liegt und in dem ich mich auskenne, bis Gras über die Sache gewachsen ist, gibt es auch und… ach was.

«Na, was meinst du? Wollen wir sehen, ob es für uns zwei etwas Leckeres im Kühlschrank gibt? Du willst sicher wieder mindestens die Hälfte von meinem Abendbrot.»

Ich gehe in die Küche. Und kaum kann das Öffnen der Kühlschranktüre vernommen werden, schnellt ein wie von einer Wespe gestochener Vierbeiner in die Küche und drängt sich vor den Kühlschrank. Nachdem ich für jeden etwas gefunden habe, unter anderem Schinken, Brot und Cornflakes mit Milch, begeben wir uns in die obere Etage zwecks gemütlichen Beisammenseins vor dem Fernseher.

Plötzlich hört man von draussen einen gewaltigen Donner, und in Sekundenschnelle wird aus dem angenehmen, warmen Abend eine dämonische, schwarze Nacht.

Ich erschrecke von diesem Knall, gehe vors Dachfenster, das sich direkt hinter unserem Fernseher befindet, und stelle fest, dass ein starker Ostwind aufkommt. Was eigentlich komisch ist. Denn normalerweise ziehen die Gewitter bei uns von Westen heran. Am Himmel ballen sich schwarze Wolken, die phantastische Formen annehmen, wie Donald Duck in einem Kanu, ein urkomischer Drache und ein seltsames Gesicht mit einer gütigen Ausdrucksweise.

Gerade will ich mich wieder in die Couch zwängen, als ich einen komischen Schrei höre. Von wo kam das!?! Meine Herzfrequenz steigert sich merklich, und ich spüre, wie sich Angst in mein Gewebe schleicht. Ich versuche neben der laufenden Fernsehserie «Die Profis» zu lauschen, da höre ich es abermals.

«Jiaahoohwaahääh!»

Ich spüre deutlich den Puls im Hals, und ein kalter Schauer durchdringt meinen Körper. Denn ich weiss genau, woher dieses unheimliche Rufen kommt: Aus dem Keller.

Jetzt spitzt auch Wanda die Ohren und knurrt vor sich hin.

Schleichend gehe ich die Treppe hinunter zur Küche, wo sich die Kellertüre befindet. Mit jedem Schritt, der mich näher zur besagten Türe bringt, sehe ich in meiner Phantasie abwechselnd immer eine andere Gestalt, die mit einem langen Säbel auf mich zurast und versucht, mich und meine geliebte Hündin zu massakrieren.

In der Küche nehme ich die Bratpfanne aus dem Abwaschbecken und lege mich neben dem Kellereingang für einen kurzen Moment auf die Lauer. Immer noch höre ich nicht das geringste Geräusch. Gerne würde ich Wanda als Vorhut in den Keller vorausschicken. Doch dieser Angsthase wartet schön ruhig oben an der Treppe ab, um zuzusehen, wie diese Show weitergehen wird.

Für einen kurzen Augenblick halte ich den Atem an, dann stelle ich mich vor den Kellereingang, reisse die Türe auf und... und sehe, wie unser schwarzer Kater Lucky um Einlass bittet.

«Hey, du schwarze Socke, wie bist du denn in den Keller gekommen?»

In der Zwischenzeit ist es 22:30 Uhr geworden. Gerade will ich noch eine weitere Serie im Flimmerkasten zuschalten, als es mir wie vom Blitz getroffen durch den Kopf schiesst: Scheisse! Morgen ist Donnerstag. Da muss ich um 06:00 Uhr wieder raus aus den Federn, da ja die Schule um 07:00 Uhr anfängt.

«Schau mich nicht so an, Lucky… Also gut, du kannst heute Abend in meinem Zimmer schlafen. Aber wenn Papi dich erwischt, weisst du hoffentlich, was dir blüht.»

Verstehen werde ich wahrscheinlich nie, warum Vater keine Tiere mag, ja geradezu hasst. Nie hat ihm ein Tier wehgetan. Ja sogar früher, als er selbst noch ein Junge war, hatten seine Eltern einen Hund.

Und ich kann einfach nicht zusehen, wenn er Lucky oder Wanda misshandelt. Fährt man dazwischen, sagt er nur: «Das macht denen doch gar nichts! Die spüren das nicht! Tu gefälligst nicht so blöd.»

Wenn so eine Situation entsteht, kommandiere ich mich selbst ab zum Spazieren und Betreuen der gequälten vierbeinigen Freunde.

Himmel, Arsch und Zwieback! Ich muss ja noch abwaschen, sonst gibt es wieder ein Zeter und Mordio. Jetzt, wo ich wieder in der Küche stehe, merke ich, dass es mindestens 20 Minuten dauern wird, bis dieser kleine Mount Everest à la Geschirr verschwunden ist.

Nach einem kleinen Endspurt liege ich endlich im Bett mit meinen zwei wirklich besten Freunden. Und obwohl ich müde bin, fangen die zwei an, sich darum zu balgen, wer wohl neben meinem Kopfkissen schlafen darf und wer auf der Decke.

Soeben will ich für Ruhe sorgen, da verkriecht sich die «schwarze Socke» unter die Decke. Wanda, die jetzt nur noch einen bewegenden DeckenPickel sieht und dieser Pickel vom einen Bettende zum anderen wandert, aktiviert sofort ihren Spiel -und Jagdtrieb und springt antilopenartig dieser seltsamen Schildkröte mit Deckenpanzer nach.

«Uooh! Vielen Dank Wanda!» Mit einem schmerzverzerrten Gesicht halte ich meine «Rühr»Eier.

Ich lausche dem stürmischen Wetter draussen zu. Bei solchen meteorologischen Verhältnissen schlafe ich immer gut ein. Denn ich mag die Atmosphäre, wenn es draussen stürmt und ich im warmen und sooo gemütlichen Bett liege.

Kaum wiege ich mich im Halbschlaf, höre ich das berüchtigte Mofa, das öfters um diese Zeit hier durchfährt; Vater ist nach Hause gekommen.

«Schnell, Wanda! Geh runter, bevor er reinkommt!» Wieder pocht mein Herz.

Kaum ist der vierbeinige Hoden-Exekutor unten angekommen, geht auch bereits die Haustüre auf. Bis jetzt alles gut gegangen, denke ich still für mich.

Wie üblich hört man den Gang in die Küche, dann den Sound vom Öffnen des Kühlschranks und den Lärm vom klirrenden Geschirr. Anschliessend die Schritte auf der mit Bodenplatten belegten Treppe nach oben. Dann zieht er wie jeden Abend seine für mich unsympathischen Holzklötze aus, schaltet den Fernseher ein und schnarcht dann so laut, dass man meinen könnte, er zersäge die gesamte kanadische Waldlandschaft.

«Nochmals alles gut gegangen, Lucky. Diesmal hat er nicht nachgeschaut, ob ich schon schlafe.»

Ich schleiche mich raus und stelle den Fernseher ab, da ich weiss, dass dies wieder eine laute Diskussion zur Folge haben würde, wenn Maja von ihrer Arbeit nach Hause kommt und das noch laufende Bildbearbeitungsgerät vorfindet.

Arbeitet sie wirklich als Barmaid, oder agiert sie doch auch ein wenig als Hure, wie andere im Dorf erzählen? Obwohl mir schnurzpiepegal ist, was ihr Job ist, und noch egaler, was gewisse Leute rumplaudern, die sehr wahrscheinlich ihren Job als Dorfzeitungsmitarbeiter verpasst haben, ist diese These für mich interessant. Schliesslich hat sie eine grosse Oberweite. Und der Brustumfang von Trudel-Nudel, die anscheinend der gleichen Arbeit nachgeht, ist auch nicht zu verachten.

Mit diesen Gedanken begebe ich mich wieder ins Bett, wo ich das Schnurren von meinem Minipanther vernehme, der während meiner kurzen Abwesenheit das gesamte Kopfkissen beschlagnahmt hat.

Behutsam rücke ich das kleine Raubtier ein wenig zur Seite, krieche unter die Decke und schlafe endlich ein.

Ein seltsamer Traum. Ich wache darin in meinem Bett auf. Allerdings steht das Bett um 180 Grad gedreht im Zimmer, denn jetzt gucken meine Füsse in Richtung Osten aus meiner zur kurzen Decke hervor. Direkt neben dem Zimmerschrank schwebt in etwa zwei Metern Höhe eine wolkenähnliche Gestalt, die die Form eines Kopfes mit einer gütigen Ausdrucksweise hat.

Diese Gestalt befiehlt mir, jede Nacht, um etwa diese Zeit, ein weisses Pulver zu übergeben, das ihr nur durch Menschenhand überbracht werden kann. Als Gegenleistung erhalte ich neun Augen in meine linke Handfläche.

Diese magischen neun Augen würden mich in jeder Notlage beschützen. Jedoch dürfe ich sie niemandem zeigen, da sie sonst ihre Kraft verlören. Auch würde ich mit ihnen in allen Belangen unschlagbar sein, egal ob im Sport oder in der Schule.

«Denn wisse, das Böse ist auch mit im Spiel. Und es wird nicht zögern, dich zu vernichten, da du die einzige Quelle bist, die mich an meiner Existenz erhält.»

Diese Worte lassen mich erschauern. Obwohl man in einem Traum solche Dinge nicht wahrnehmen kann, spüre ich einen Hauch kalter Luft an meiner Haut. Ich kriege Hühnerhaut.

Dieses Ding hat eine geheimnisvolle Charakterstimme, die einem Respekt einflösst und trotzdem sehr vertraut klingt. Und da die Gestalt vom Bösen redet, setze ich sie automatisch für das Gute ein.

Wie von Geisterhand gezogen und gestossen gehe ich die Treppe hinunter. Ich versuche mit meiner ganzen Körperkraft dagegen anzukämpfen, doch es hilft nichts. Es ist, als wenn man von einem Wolkenkratzer heruntergestossen wurde und es nur eine Richtung gibt, nämlich abwärts. Du wehrst dich verzweifelt mit Händen und Füssen gegen den freien Fall, aber es hilft alles nichts, denn dein Ziel ist bereits vorausbestimmt.

Auch mein Ziel ist vorbestimmt. Auch nach unten, bis zum Esszimmer. Vor dem Tisch erblicke ich ein weisses Pulver am Boden, das in ein zirka zwölf Quadratzentimeter kleines Plastiksäckchen verpackt ist.

Immer noch wie von einer Macht besessen greife ich mit der linken Hand nach dem Säckchen, strecke den Arm aus, und aus meiner Hand erscheint ein Licht, das die Gestalt eines Sterns hat. Dieses Licht wird immer grösser und heller, und es fabriziert ein Geräusch, als ob man 500 Wunderkerzen miteinander entzündet hätte. Dann wird es auf einmal wieder ganz still und dunkel. Zurück bleibt ein Häufchen Asche in meiner Hand.

«Jiipieh – jäjh! Los, vorwärts!»

Hä, was ist denn jetzt dort oben los?

Ich gehe zur Treppe zurück und sehe, wie oben eine Schar von grässlichen, schleimigen, einem Meter grossen Ungeheuern mit Speeren bewaffnet sich zusammengefunden hat und anfängt, ihre Wurfspiesse auf mich zu werfen. Anstatt davonzulaufen starre ich in meine linke Hand und sehe mit völliger Gelassenheit neun Augen, von denen ständig zwei, drei ihre Lider schliessen und wieder öffnen.

Im nächsten Augenblick halte ich plötzlich eine Türe in der Hand, die ich sofort gegen die Geschosse halte. Kaum zehn Sekunden sind vergangen, da höre ich keinen Lärm der Kreaturen mehr. Auch keine Waffen schwirren mehr durch die Luft, von denen mich zwei beinahe verletzt hätten.

Vorsichtig nehme ich die Türe ein wenig beiseite und schaue nach oben, doch dort ist nichts mehr. Alles verschwunden, wie in Luft aufgelöst.

«Krah! Krächz! Tock! Tock!»

Ich werde wach. Ein Blick auf den Wecker, den mir meine Grossmutter vor zwei Jahren geschenkt hat, kurz bevor sie verstarb, verrät mir, dass es fünf vor sechs ist.

Langsam realisiere ich dieses komische Gekrächze, was sprunghaft mein Interesse weckt. Ich stehe auf und sehe Lucky auf dem Schreibtisch, wie er neugierig und ganz aufmerksam zum Fenster hinausschaut. Meine müden Glubscher ebenfalls dorthin gewandt, entdecke ich eine Krähe, die draussen auf dem Fenstervorsprung sitzt und mit dem Schnabel gegen die Scheibe klopft. Noch nie habe ich aus einer so geringen Distanz einen solchen Vogel gesehen.

Mann, die sind ja viel grösser, als man glaubt! denke ich. Kaum hat mich das Federvieh erspäht, zischt es in die Luft auf und davon.

Allmählich erinnere ich mich wieder an den Traum, den ich letzte Nacht hatte, und versuche, die Geschichte mit dem rabenverwandten Vogel zu verbinden.

Eigentlich völlig gestört, Realität mit Illusionen zu verbinden. Oder doch nicht? Mit diesen wirren Gedanken vernehme ich wieder einen Laut. Diesen Tonfall kenne ich jedoch mittlerweile sehr gut. Es ist der vierbeinige SchnurriKater, der lauthals bettelt und reklamiert, denn es ist schliesslich Frühstückszeit.

«Okay, okay. Ich habe dich schon nicht vergessen. Aber sei leise, dass Papi dich nicht hört.»

Ich öffne die Schlafzimmertüre und spähe nach draussen, um festzustellen, ob Daddy bereits wach ist, da er normalerweise auch um diese Zeit raus muss.

«Die Luft ist rein. Wir können in die Küche.»

Wir haben gerade die Türschwelle übertreten, da höre ich abermals einen Schall. Der Wecker, der darauf programmiert ist, um sechs Uhr zu erhallen, gibt Zeichen von sich. So schnell wie möglich kehre ich ins Zimmer zurück und murkse den unangenehmen Ton ab, der wie Marsmenschenalarm in einer Science-Fiction-Serie klingt.

Bereits will ich wieder Richtung Küche, da bemerke ich: Vielleicht wäre es nicht schlecht, mich zuerst einmal anzuziehen, bevor ich noch so zur Schule gehe, nur in meinen Unterhös‘.

Dies erledigt, auch mit der Gewaltleistung, daran gedacht zu haben, die Schulmappe gefüllt mit dem heutigen Stoff hinunterzunehmen, gelange ich endlich zum Kühlschrank, um Lucky, die dazugekommene Wanda und mich selber mit einem kräftigen Frühstück zu versorgen. Wobei gesagt werden muss, dass Wanda auch am Morgen, nach dem Aufstehen, gestreichelt werden muss, weil sie sonst nicht aufhört zu winseln vor lauter Freude, mich zu sehen.

«J’ai voudrais seulement un peu du lait.»

Während ich am Tisch sitze, das Französisch-Heft auf dem Schoss, den Mund voll mit Brot und Ovodrink, im Hinterohr das Schmatzen von acht Beinen, überlege ich, ob dieser Satz richtig geschrieben ist, oder ob Milch im Französischen doch weiblich ist.

Es ist halb sieben, als es an der Hauspforte ganz sachte klopft. Sofort fängt Wanda an zu bellen. Im Adagio-Tempo bewege ich mich zur Türe, schliesse mit dem Schlüssel die Pforte auf, öffne sie und finde Samuel Zibung, auch «Samu» oder «Zombie» genannt, davor. Er geht in die gleiche Klasse und wohnt ebenfalls in Rupperswil. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und sind beste Freunde geworden. Am Auffälligsten ist seine Brille mit den wohl dicksten Gläsern in Mitteleuropa und seine plumpe, direkte Art, wenn er seine Meinung äussert. Er hat blondes, gekraustes Haar, blaue Augen, ein etwas rundliches Gesicht und ist 1.63 m gross.

«Du, Tristan, kannst du mir nicht dein Latein leihen zum Abschreiben? Ich merkte erst heute früh, dass ich dies völlig verschwitzte.» – «Klar. Willst du es hier abschreiben?» – «Nein, nein. Ich fahre in die Schule und erledige es dort, bevor der Unterricht anfängt.»

Ich gehe zum Tisch zurück, bei dem sich die Schulmappe mit dem «Latschheft» befindet…, und wo gerade Mister Lucky damit beschäftigt ist, den Schinken von meinem belegten Brot zu klauen. Gerade noch rechtzeitig fahre ich mit dem Arm dazwischen. Die Katze erschrickt und springt mit einem Satz weg vom Tisch.

Während ich die Schultasche nach dem Lateinheft durchstöbere, fange ich Samu von meinem merkwürdigen Traum an zu erzählen. Schliesslich folgere ich: «Weisst du, ich habe noch nie so real getr…»

Den Satz kann ich nicht abschliessen, denn das letzte Wort bleibt mir wie ein Kloss im Hals stecken. Völlig regungslos starre ich auf den Boden vor mir.

«He, Tristan. Hey, was ist denn los mit mir? Hast du gerade festgestellt, dass du die Aufgaben auch nicht gemacht hast? Oder hast du einen Geist gesehen?»

Leicht stotternd, ziemlich leise und mit einer noch engen zusammengeschnürten Lunge sage ich: «Hier… nahm ich vom Boden das Pulver auf… als es sich dann… in meiner Hand in Asche verwandelte. Und genau hier liegt ein kleines Häufchen Asche.» – «Mann, Trisi. Ich weiss ja schon lange, dass du zu viel Phantasie hast. Das ist doch nur der ärmliche Rest einer missbrauchten Zigarette deines Clans.» – «Könnte sein», konstatiere ich.

«Also wenn du mich fragst, ich zahle dir gerne ein Ticket in die Psychiatrieklinik Königsfelden, mit Retourgarantie. Aber die Analyse, die du dort erhältst, kann ich dir auch geben, und zwar günstiger. So, und jetzt gib mir das Heft, bevor ich erst morgen mit dem Abschreiben beginnen kann.» – «Äh, na klar. Hier.»

Er geht nach draussen und will sich bereits auf sein Fahrrad schwingen, als er noch einmal zurückschaut zur Wanda.

«Tschüss, Wanda! Und, ach ja. Als dein Psychiater noch einen Gratistipp: Statt in deinen Träumereien zu schweben, würdest du dich besser um dein davon stolzierendes Frühstück kümmern», meint er zu mir und fährt von dannen.

Schnell drehe ich mich um, und meine Sehorgane melden mir in höchster Alarmstufe, dass sich mein Katerchen durch die von mir am Morgen früh geöffnete Balkontüre mit der gesamten 200-Gramm-Schinkenpackung aus dem Staub machen will. Gerade will ich ihm nachrennen, als ich vom Elternschlafzimmer her einige Schritte und tiefes Husten vernehme.

Hat er sich doch noch aus dem Bett bewegt, denke ich für mich.

Nun ist es aber auch time to go für mich, denn immer 20 Minuten vor Schulanfang bin ich mit Samu und Küsi (ein anderer lieber Schulkollege namens Christoph Künstler) an einem Treffpunkt verabredet. Küsi ist ein sehr intelligenter und umgangssprachlich sehr gewandter Typ. Das hebt ihn von den anderen Schülern ziemlich ab, aber er ist total in Ordnung, so wie er ist. Auch versteht er’s, Probleme schnell zu erkennen und Lösungen für solche zu finden.

Ich lasse die Katze laufen in der Hoffnung, dass sie die Schinkenpackung gut versteckt, räume den Esstisch auf, rasch noch ins Bad zwecks Zahnhygiene und dann nichts wie los.

Doch meine Hetze war vergebens. Denn die in mir gestiegene kleine Hoffnung, heute früh nicht meinem Vater begegnen zu müssen, muss ich jäh begraben.

Während ich im Korridor verzweifelt versuche, einen Weltrekord im SchnellSchuheBinden aufzustellen, kommt mein Alter brummelnd die Treppe runter. Mit einer zerzausten Frisur, nur in Hemd und kurzen Pyjamahosen gekleidet, sich leicht schwankend am Treppengeländer festhaltend und mit einem roten Kopf macht er einen wahrhaft traurigen Eindruck auf mich; der totale Absturz.

«Morgen», bringe ich im kalten Ton und ohne jedes Gefühl über meine Lippen.

«Ist der Hund schon wieder in der Wohnung! Ich habe ihn doch gestern extra rausgelassen.» – «Ja, und ich habe ihn wieder reingelassen.»

Bereits hat er sein verbittertes Gesicht wieder, wie immer, wenn ihm was nicht passt. Ohne auf mich weiter einzugehen, schickt er die Schäferhündin, die immer bei seinem Erscheinen ihre Unterwürfigkeit demonstriert, mit einer bösartigen Geste in den Garten.

Der kleine Mann, 1.70 Meter gross, schwarze Kraushaare, Schlafringe unter den Augen, einen kleinen Bierranzen, aber sonst von kräftiger Statur, geht wutschnaubend in die Küche.

«Gott verdammt noch mal! Jeden Tag das gleiche Theater», ertönt es boshaft von dort.

«Ja, ja. Schon gut!», gebe ich mit einem gleichgültigen Hall retour.

Mit meinem Schulmaterial und einem Zorn im Bauch verlasse ich das Gebäude, das sich mein Zuhause schimpft.

Zwischen der Garage, in der unter anderem mein Eisenpferd steht, und dem Haus ist ein cirka sechs Meter langer Teil des Gartens, der sich zwischen diesen zwei Bauten befindet. Der Garten ist umzäunt mit einem Maschendrahtzaun. Hinter der Gartenabsperrung steht bereits Wanda und wartet auf die Abschiedsstreicheleinheiten. Ich fahre ihr sanft über den Kopf, schwinge mich auf meinen Drahtesel und düse los.

Die erste Attacke oder Aussergewöhnlich

Nach drei Minuten bin ich beim Treffpunkt angelangt. Ich wundere mich, dass Küsi noch nicht da ist. Zwar bin ich 60 Sekunden zu spät, aber das ist noch lange kein Grund, ohne mich loszufahren. Schliesslich haben wir die Abmachung, mindestens fünf Minuten aufeinander zu warten…

Aus der Schulmappe nehme ich das Smartphone hervor, finde darauf aber keine Nachricht von Küsi.

In Ordnung, warte ich noch vier Minuten, vielleicht kommt Christoph ja noch. Aber wehe ihm, wenn er bereits losgedüst ist…

Während ich auf dem Fahrrad sitze, mit einem Fuss am Boden abgestützt, fasse ich die Umgebung ein wenig näher ins Auge.

Unsere privatpersönliche Haltestelle ist von der Hauptstrasse ziemlich abgelegen. Etwa fünf Meter von hier erstreckt sich ein Radweg quer durch eine Wiesenlandschaft mit Apfelbäumen, der am Ende in die Hauptstrasse mündet. Er ist ein Teil unseres Schulweges.

Auf der anderen Strassenseite stehen einzelne Einfamilienhäuser. Diese Nebenstrasse, an dessen Rand ich nun stehe, führt in nördlicher Richtung ebenfalls zur Hauptstrasse, etwa 150 Meter von unserem Treffunkt entfernt.

In der entgegengesetzten Richtung, etwa 50 Meter von dort, wo ich mich jetzt befinde, ist ein 15 Meter langer Tunnel, über die eine zweispurige Eisenbahnlinie führt und auf der alle 15 Minuten ein Zug vorbeidonnert.

Während ich ein paar Leute mustere, die, teils grüssend und teils nicht grüssend, vorbeilaufen, stelle ich fest, dass das gestrige Unwetter einigen Schaden angerichtet hat. Bei einzelnen Bäumen sind gewichtige Äste abgebrochen, als ob es sich um Zahnstocher handelte, und die aussehen, als wären sie für mehrere Zähne benutzt wurden.

Eine Garage nebenan hat im Dach neue «Ablichter» für die Frischluftzufuhr erhalten, und die dazugehörigen «Klappen» liegen zerbrochen im Nachbarsgarten. Vermutlich fand der Besitzer die Idee mit der Luftzufuhr dermassen umwerfend, dass er die dazugehörigen Luftklappen (in Form von Dachziegeln) gar nicht mehr benötigte und sie fortschmiss. Oder es mieft und stinkt in diesem Kleingebäude wohl dermassen, dass es die Luftklappen seinen Lebtag lang nie mehr braucht; kann ja auch sein.

Nach dem Schwelgen in der ach so schönen Natur der Schweiz will ich wieder einen Blick auf die Uhr riskieren. Da ich grundsätzlich Armbanduhren nicht mag, greife ich in die Jackentasche und nehme meine «Taschenuhr», einen kleinen Wecker, hervor. Den Sekundenzeiger bildet Pumuckl, eine Comicfigur, mit einem Pinsel in der Hand.

Und was erzählt mir Pumuckl? Es ist 6:45 Uhr und immer noch kein «Küsiverschpäti» in Sicht.

Der Typ ist sowieso manchmal überpünktlich in seiner Art, denke ich leicht verbittert für mich.

Etwas kräftiger als sonst trete ich in die Pedalen. Mit dem normalen Durchschnittstempo bin ich zwar immer noch ohne Probleme rechtzeitig im betreffenden Klassenzimmer, aber mein Kopf geht lieber auf Nummer sicher.

Dank dem angesetzten Stresstempo habe ich schnell den kurzen Radweg durchkämmt und fahre jetzt ein kleines Stück der Hauptstrasse entlang. Nach etwa 200 Metern muss links abgebogen werden Richtung Hard, also wieder ein Radweg. Der ist jedoch drei bis vier Mal länger als der erste und mündet kurz vor Wildegg auch wieder in den Pfad der vielen Autos. Dem muss ich dann bis zum Dorfbach Bünz folgen, wo ich rechts Richtung SchulTerritorium abzweigen kann.

Ich fahre also von der Hauptstrasse ab und biege Richtung Hard ein.

Was ich sehe, wirft mich beinahe vom Sattel. Ich ziehe die Bremsen, halte an und steige mit den Füssen von den Pedalen auf den geteerten Boden. Vor lauter Staunen kann ich meinen Blick nicht abwenden.

50 Meter vor mir, dort, wo zwei Birnbäume und zwei Apfelbäume stehen, macht sich eine Schar Krähen auf dem Boden und auf den Bäumen breit. Einzelne fliegen auf die belaubten Äste, andere von dort auf den Boden, aber der grösste Teil davon bewegt sich auf dem Radweg und flatternd darüber.

Sie zu zählen ist unmöglich, aber es müssen hunderte sein. Der Schwarm umfasst mit Sicherheit 70 – 80 m2des Bodens. Von meinem Abstand her zu den Krähen kann mit ein wenig Phantasie aus dem Umriss des konferenzhaltenden Haufens ein Eingangstor, vergleichsweise das einer Burg, erkannt werden.

Ein unwohles Gefühl durchströmt meine Magengegend. Und ausgerechnet jetzt taucht wieder der gestrige Traum in meinen Erinnerungen auf.

Die Worte «Denn wisse, das Böse ist auch mit im Spiel» steigen, wie an einen Heissluftballon gekettet, wieder in meinem Bewusstsein auf. Dieser Satz schüttelt mich innerlich dermassen durch, dass ich nicht mehr weiss, was ich denken soll.

Und auf einmal realisieren meine Augen eine wolkenähnliche Gestalt, direkt einige Meter vor mir, und zwar deutlicher als zuvor in der vermeintlichen Utopie. Sie ist ungefähr 150 Zentimeter breit und je einen Meter hoch und tief. Sie hat die Form einer kleinen «Schäfchenwolke», oder anders beschrieben, eines gleichschenkligen Dreiecks, dem die Ecken abgerundet und dessen Seitenlinien Dauerwellen verpasst wurden. Inmitten dieses Umrisses, der den Kopf darstellt, befindet sich ein Gesicht. Allerdings ist es vernebelt und schlecht sichtbar, und so ist es nicht mit demjenigen meines Traumes vergleichbar. Aber die Augen von dem Ding scheinen geschlossen zu sein, genau wie im Traum, als es mit mir anfing zu sprechen.

«Tuuut!», ertönt es von weiter weg, und irgendwelches Reifenquietschen ist zu vernehmen. Ich drehe meinen Kopf kurz Richtung Hauptstrasse, doch diese Verbindungsachse ist von meinem Standpunkt aus kaum zu sehen. Verloren suche ich etwas Vertrautes zu visualisieren, etwas, das mich beruhigen kann.

Mein Herz rast, und der Angstschweiss in meinen Händen lässt die Fahrradlenkstange in meinen Handflächen rutschen. Mein Verstand versucht sich gegen die Angst durchzusetzen.

Das bilde ich mir doch nur ein!

Langsam richte ich meine ganze Aufmerksamkeit wieder der vermeintlichen Wolke zu. Doch die befindet sich nun inmitten des Krähennests, nur jetzt viel grösser und in schwarz. Nein, falsch! Es ist der Umriss der gesamten Krähenschar, die dieses Gebilde nun abgibt. Doch diese Form verschwindet augenblicklich, als wäre alles eine doppelte Einbildung gewesen. Denn nun ist wieder nur eine Meute schwarzer Vögel für meine Sinne erkennbar.

Ich schlage mir ein paar Mal an die Backen, nur um sicher zu sein, dass ich mir das nicht alles einbilde. Konzentriert starre ich nochmals die Krähenschar an, doch eine wolkenähnliche Gestalt will von meinem Verstand nicht mehr erspäht werden.

Da ich den Film «Die Vögel» von Alfred Hitchcock gesehen habe, steige ich von meinem Drahtesel ab. Diese mysteriöse Situation zieht mich irgendwie an und trotz mulmigem Gefühl laufe ich langsam, das Fahrrad neben mir herschiebend, Richtung Krähenburg.

Was wohl weiter geschehen mag? überlege ich. Je näher ich dem schwarzen BurgtorGewölbe komme, desto lauter stellt sich diese Frage.

Ach was. Das sind nur Vögel, und das andere war nur ein dummer Traum. Und ich muss jetzt zur Schule, denke ich nüchtern.

Trotzdem greife ich vorsichtig mit der linken Hand nach hinten zum Gepäckträger, wo sich meine Schulmappe befindet. Mit dieser Schulmappe überlege ich fix, könnte ich mich nämlich gegen ein eventuelles Picken und Hacken dieses schwarzen Gefieders schützen. Man kann ja nie wissen.

Da fällt mir ein, ich kann doch überprüfen, ob sich nun in meiner linken Hand neun Augen befinden, die ich in dieser Situation als Beruhigungsmittel gut gebrauchen könnte. Schnurstracks darauf geguckt, stelle ich in mir eine kleine Enttäuschung fest. Keine neun Augen!

Okay, in meinem Fall also auch keine Wolke mit Rate-mal-Gesicht «wer bin ich?», kein weisses Pulver weiterleiten..., und keine «Die Vögel»!

Mit der Mappe in der Hand erreiche ich die schwarzen Flieger. Auf einmal spüre ich auch kalten Schweiss auf meiner Stirn und wie einzelne Tröpfchen wie Perlen fein und langsam runterkullern.

Mir ist derart unwohl, wie wenn man weiss, dass man etwas ausgefressen hat, und erst nachher realisiert, dass die Folge davon viel schlimmer sein kann, als man anfangs dachte.

Ich bin verblüfft. Mit jedem Schritt, den ich vorsichtig gehe, weichen die Krähen dem Platz auf der Strasse und bilden eine schmale Gasse, die ich betreten kann.

«Wow!», denke ich und schaue um mich herum, in der Hoffnung, es wäre doch mindestens eine andere Person anwesend, die dieses Schauspiel beobachtet.

Doch als ich mich inmitten der Vogelschar befinde, schliesst sich der Pfad zusehends.

«Oh Scheisse! Was ist denn jetzt wieder kaputt?», flüstere ich verzweifelt vor mich hin.

Wieder suche ich die Umgebung nach zu Hilfe eilenden Passanten ab, doch kein Knochen weit und breit in Sicht.

Nun denn, dann muss ich mich wohl oder übel allein auf die Krähen konzentrieren! Doch irgendetwas stimmt nicht mit diesen Vögeln. Mir fällt auf, dass keines dieser Tiere bisher auch nur einen Mucks von sich gegeben hat.

Und jetzt! Urplötzlich stürmen diese Biester alle in die Lüfte und fangen mit ihrem schrecklichen Gekrächze an, einen höllischen Lärm zu veranstalten. Mit ihren kräftigen Flügelschlägen rufen sie kleine, windige Böen hervor, die meine Haare zerzausen. Viele einzelne Federn fliegen um mich herum und schweben zu Boden. Ein riesiges Spektakel. Und als ich keine einzige Krähe mehr am Boden sehe und schon fast nichts mehr höre, schaue ich den Tieren nach, wie sie immer höher gen Himmel fliegen, bis sie nur noch einen schwarzen Punkt in der Grösse des Mondes ausmachen.

Das kalte Grausen ergreift mich. Als ich gerade meinen Blick von den Tieren lösen will, erkenne ich, dass die ganze Schar, die die Sonne verdeckt, zum Sturzflug ansetzt; genau in meine Richtung.

Ich schwinge mich aufs Fahrrad, hänge die Schulmappe an die Lenkstange und gebe mit meinen Füssen Gas Richtung Schule wie noch nie zuvor, als ob der Leibhaftige hinter mir her ist. Doch meine Kraft und Schnelligkeit reichen nicht aus. Die Viecher haben mich bereits erreicht und werfen mich mit ihrem koordinierten Angriff mit der Wucht eines vorbeifahrenden Zuges brutal vom Fahrrad. Ich lande etwa 20 Meter weiter hinten im Acker. Benommen orientiere ich mich, wo ich bin.

Immerhin konnte ich vor dem Sturz meine Schulmappe greifen und festhalten, bringe ich gerade noch in mein Bewusstsein, als die Bestien anfangen, wie wild auf mich einzuhacken. An den Füssen, an den Händen, am Rücken und auch im Gesicht.

Die Schmerzen mit Panik verbunden kann man gar nicht beschreiben. Eine erwischt dich nur geringfügig am Bein, eine andere pickt sogar nur am Hosenbein herum, aber du schreist genau so laut, als wenn sie dich am Handrücken oder an der Lippe verwunden.

Mit meiner Schulmappe schlage ich wie verrückt um mich, als es in meiner Hand dermassen anfängt zu brennen, dass ich den Ranzen fallen lasse.

«Aah! Neiiin! Jetzt hat so ein Viech meine Handfläche erwischt!»

Mit eisernem Runzeln nehme ich mein Schlagutensil in die andere Hand und kämpfe weiter. Und während ich mich weiter verteidige, frage ich mich, wie lange wohl mein Todeskampf dauern wird. Mit beissendem Schmerz und alle Hoffnungen auf Hilfe begraben, wehre ich mich weiter, auf dass mindestens eines dieser Monster mit mir verreckt.

Plötzlich spüre ich, wie sich mein linker Arm beinahe wie von selbst bewegt. Nein, er bewegt sich selbst! Er stützt sich auf den Boden ab und dreht mich auf den Rücken. Genau in diesem Moment versuchen die Krähen mein Gesicht zu erstürmen. Eine pickt genau auf meine rechte Augenbraue, was höllisch schmerzt und ich mit einem Schrei ausdrücken muss.

Doch nichtsdestotrotz gehorcht nun mein gesamter Körper nicht mehr meinen willkürlichen Befehlen. Meine Beine stellen sich auf, und mein linker Arm fängt an, Kreise zu drehen, dass es im Schultergelenk nur so knackt. Und immer schneller und noch schneller.

Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle, staune ich. Jede weitere Bewegung ist mir fremd und doch vertraut.

Der Arm hat wohl inzwischen eine Umdrehungszahl pro Minute wie die einer Rotorschraube eines fliegenden Helikopters.

Die Angst gegenüber den Krähen habe ich ein wenig verloren, denn nun habe ich Angst, dass mein Schultergelenk auskugeln könnte. Es ist ein so verdammt starkes Ziehen in der Schulter, und bereits spüre ich dort die starke Erwärmung durch die Reibung der Umdrehungen. Ich versuche, die dazugekommenen Schmerzen zu verbeissen, was mir gar nicht mal so schlecht gelingt.

Erst jetzt fällt mir auf, dass, seit ich stehe und mein Arm sich kreist, keine Krähe mehr gewagt hat, mich anzugreifen. Erst jetzt erkenne ich, dass die Gruppe schwarzer Federn sich verzogen hat und nur noch einzelne verstreut und weit weg auf entfernten Bäumen sitzen. Denn sie wurden regelrecht weggeweht von der Wucht meiner Armumdrehungen.

Eine jedoch versucht nochmals im Sturzflug und Kamikaze-Manier, mich mit ihrem spitzen Schnabel zu treffen. Doch an meinem Rotorenarm prallt sie elendiglich ab, fliegt in hohem Bogen über einen Baum und knallt mit ihrem Körper auf die asphaltierte Strasse. Sie bewegt sich nicht mehr.

Mein Schultergelenk glüht schon fast, und ich schreie meine Schmerzen immer noch voll aus meiner Seele, da ich das Gefühl habe, innerlich zu verbrennen. Doch nach dieser letzten Krähen-Aktion spüre ich, wie mein Arm seine Kraft abgibt und langsamer wird.

Ich halte mit meiner rechten Hand die schmerzende Schulter und habe das Gefühl, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Endlich kann ich den linken Arm stillhalten, und mit verbissener Miene will ich die Wunde begutachten, die sich in meiner linken Hand befindet. Und ich staune nicht schlecht, denn ich erblicke in meiner Hand… neun Augen! Ich sehe gerade noch, wie sie sich gemächlich auflösen. Ein leichtes Brennen ist in meiner Handfläche noch zu spüren, dann sieht man gar nichts mehr.

Vor lauter Staunen kriege ich den Mund nicht mehr zu. Träume ich? Ich kann es immer noch nicht fassen. Beim Betrachten der Umgebung bekomme ich gerade noch mit, wie sich die tote, am Boden liegende Krähe in Luft auflöst, genau gleich wie die neun Augen in meiner Hand.

Schnell weg! Einfach schnell weg von hier! Unter Menschen! Unter viele Menschen! So schnell wie nur möglich in die Schule! … Verdammt! Scheissgegenwind! Ich muss doch schneller radeln! Bevor noch was passiert! Verflixt noch mal, Tristan… fahr endlich schneller!!! Voller Furcht und überladenen Emotionen «rase» ich mit ungefähr 35 km/h durchs Hard, das Teilstück der Hauptstrasse entlang, wo mich beim Einbiegen beinahe ein Ford Mustang frontal erwischt, dann der Abzweigung nach rechts der Bünz folgend zum Schulareal.

Bei meinem Fahrradständer, der leicht abseits vom Eingang steht, steige ich vom Rad, schliesse es ab und begebe mich rasant ins Schulzimmer, in dem zur Zeit ohne mich Latein behandelt wird, da der Vorfall gut bis zu 30 Minuten gedauert haben muss.

Im Eifer schaue ich rasch auf die Uhr, die sich vor dem Eingang befindet. «Ich glaube, mich trifft der Schlag! Erst fünf vor sieben?» stelle ich fest.

Ich ziehe meinen Wecker aus der Jackentasche heraus. Pumuckl gibt mir jedoch die genau gleiche Antwort.

Das kann nicht sein. Ich spinne doch nicht. Ich habe diesen Scheiss doch voll miterlebt… die Wunden habe ich schliesslich noch. Und es kam mir nicht nur vor wie eine halbe Stunde. Es war mit Sicherheit eine halbe Stunde! Abwechselnd schaue ich auf die Schuluhr und auf meine faustgrosse Armbanduhr ohne Armband. Völlig verdutzt betrete ich das Schulhaus und gehe ins Klassenzimmer, in dem sich die Mitschüler unterhalten über Hausaufgaben von heute, geile Jungs und Mädchen und was gestern Abend im Fernseher lief. Doch als ich den Raum betrete, wird es mucksmäuschenstill. Alle starren mich an, als wenn ich der Yeti persönlich wäre.

«Was ist denn mit dir passiert?» – «Mann, du blutest ja! Hat dich ein Auto erwischt?», tönt es von verschiedenen Richtungen her.

«Nein…, ja doch, beinahe, aber… Nein, es war etwas anderes. Ich…», bringe ich gerade noch heraus.

Ich will sogleich fortfahren, als Samu dazwischenfährt: «He, lasst ihn doch zuerst einmal in Ruhe seinen Schock verdauen. Sagt Frau Bergkamp, dass ich mit Tristan im Waschraum zu finden bin, um seine Wunden zu säubern… Los, komm schon, du altes Nilpferd.»

Samuel packt mich am Handgelenk und zerrt mich regelrecht aus dem Zimmer Richtung Toilette. Als wir am Lehrerzimmer vorbeikommen, wagt Samu einen Sprung hinein, plündert dort den an der Wand hängenden Sanitätskasten und schleift mich weiter durch den Flur.

Im Waschraum fangen wir beide an, meine Wunden zu säubern. Es sind hauptsächlich Schürfungen, die wir mit Wasser und Merfen reinigen. Die drei tieferen Wunden jedoch werden nach der Säuberungsaktion verbunden.

Nach dieser lieben Geste meines besten Freundes habe ich mich endlich beruhigt und fange an, wieder klare Gedanken zu fassen.

Zombie mit lindernder Stimme: «Also, was hast du diesmal wieder angestellt? ‘ne Bank geknackt? Oder warst du auf Elefantenjagd?»

Glücklicherweise versteht es Samu, in solchen Situationen einen aufzubauen. Leicht grinsend verneine ich die Frage.

«Ich war lediglich damit beschäftigt, einen weiblichen Fan vom Halse zu schaffen.»

Nun fand ich ein Lächeln auf seinen Lippen.

«Tja, das muss direkt Rambos Frau sein, die fremdgehen wollte.»

Wir steigern uns weiter in dieses absurd-lustige Gespräch, allerdings überlege ich stets im Hinterkopf, wie er wohl auf die Wahrheit reagieren wird.

Während er sich mittlerweile beinahe kugelt vor Lachen, läuft in meinem Kopf der Film von neuem ab. Anstatt es in mich hineinzufressen, versuche ich es aus mir hinauszudrängen, indem ich zu erzählen anfange.

Meine Stimme klingt ernst.

«Bei unserem Stammplatz habe ich auf Küsi gewartet. Und als er nicht erschien, fuhr ich allein los zur Schule.»

Samuel hat nun aufgehört zu lachen und hört aufmerksam zu.

Im gleichen Ton fahre ich fort.

«Anfangs Hard, weisst du, dort, wo wir sonst ab und zu Äpfel klauen, befand sich eine Horde Krähen. Und als ich weiterfahren wollte, fielen sie mich an. Ehrlich, sie griffen mich an!»

Schon fast bin ich wieder im Schockzustand, und meine Aussprache wird aggressiver.

«He, ganz ruhig. Hier bist du sicher», versichert mir Samu.

Ein wenig wieder zu mir gefunden, suche ich ein Taschentuch in meiner Hosentasche. Zombie ergreift sofort die Situation und gibt mir eines von seinen.

Nachdem ich geschnäuzt habe, sagt Samu: «Komm schon, weiter. Ich will alles wissen.»

Ich stosse einen leichten Lacher aus.

«Weisst du, was das Verrückteste ist? Der Traum, von dem ich dir erzählt habe, ist Wirklichkeit. Ich sah diese wolkenähnliche Gestalt wieder. Und in voller Grösse!»

Gegen Schluss gerate ich wieder leicht in Panik. Zombie jedoch grinst nur und sagt ganz gelassen: «Sieh mal auf das Taschentuch.»

Ich betrachte den Stofffetzen und muss abermals kichern. Während ich die Geschichte runterleierte, habe ich unbewusst das Tuch völlig verknotet.

Samuel meldet sich zu Wort: «Ich wusste bisher immer, wann du Geschichten erfunden hast und wann nicht. Doch diesmal kann ich es nicht beurteilen. Diese Erzählung klingt zwar total verrückt, doch so gut kannst nicht einmal du schauspielern.»

Mit ernster Miene mustere ich ihn.

«Pass auf, Trisi. Das mit den Krähen mag ja vielleicht stimmen, aber wenn jemand in eine solche Lage gerät, kann es durchaus sein, dass man vor lauter Hoffnung auf Hilfe solche Sinnestäuschungen, wie du sie mir geschildert hast, erlebt.»

Er versucht noch eine ganze Weile, mich zu beruhigen, und dass ich ja einen klaren Kopf behalten solle, wenn sich der Traum wieder in meiner Realität spiegelt. Aber ich bin ganz sicher. Ich bin ganz sicher, dass die tote Krähe da war und sich anschliessend auflöste. Und ich bin überzeugt, dass ich ab sofort teuflisch aufpassen muss.

Mir ist klar, dass Samu Zweifel hat, und wer hätte das nicht? Auf jeden Fall reagierte er auf mein Gemüt richtig. Und dazu kommt, dass er mehr als nur 50 Prozent meiner Erzählung glaubt. Er weiss, auch wenn es ihm schwerfällt, dass ich die Wahrheit erzähle, nur will er es auf natürliche Weise erklärt haben.

Nach Versäumung der ersten 30 Minuten der «Latschstunde» machen wir uns auf den Weg zurück ins Zimmer der Wissensbedürftigen.

«Somit hat dein Unfall doch noch was Gutes hervorgebracht», meint Samu nach dieser Feststellung, während wir die Toilette verlassen.

Ich packe Samuel fest an seiner linken Schulter und sage ihm halb flehend: «Bitte erzähle niemanden was davon, denn diese Story glaubt mir ja doch kein Mensch. Bitte.»

«Welche Story meinst du?», fragt er.

Wir beide lachen und gehen den Gang hinauf.

Als wir das Unterrichtszimmer betreten, sieht uns die Lateinlehrerin besorgt an. Sie stellt die wohl üblichen und erwarteten Fragen zu einem solchen Vorfall, und ich antworte jeweils ausweichend.

Endlich kann ich mich auf meinen Platz setzen. Zuerst starre ich nur vor mir auf den Boden, um den Blicken der Klassenkameraden auszuweichen. Ein paar Minuten später blicke ich geduckt und ein wenig scheu in die Runde. Mir fällt auf, dass Christoph gar nicht hier ist.

«Fräulein Bergkamp, wissen Sie irgendetwas von Christoph? Ich habe eine Weile auf ihn gewartet, aber er ist nicht aufgetaucht.»

Die Lateinlehrerin missbilligt klar spontanes Sprechen, ohne vorher die Hand hochzuhalten. Das sieht man an ihrem Blick. Doch offenbar macht sie unter gewissen Umständen eine Ausnahme, denn sie antwortet mir: «Seine Mutter hat mir heute Morgen telefonisch mitgeteilt, dass er akut an einer schlimmen Lungenentzündung erkrankt ist. Er liegt zur Zeit im Kantonsspital Aarau.»

«Was?!»

Ich kippe beinahe vom Stuhl.

Und ich dachte, er hätte nicht auf mich gewartet. Ich habe ihm Unrecht getan, bereue ich stillschweigend für mich.

«So, genug der Hiobsbotschaften», wechselt die Lehrerin das Thema, «S‘il vous plaît prenez votre crayon et votre stylo et mettez-vous à une autre place.»

Gemurmel geht durch den Raum.

«Hanspeter et Rolf viennent en avant et distribuent les documents d’examen. Il nous reste environ 20 minutes, alors dépêchez-vous», fordert die Lehrerin die Schüler auf.

Nun bahnt sich eine kleine Revolte in der Klasse an.

«Das ist aber unfair. 50 Minuten haben wir normalerweise für eine solche Prüfung zur Verfügung, und Sie wollen dies nun in der Hälfte der Zeit von uns erledigt haben. Und zudem haben wir jetzt Latein und nicht Französisch», reklamieren Irene und Barbara fast gleichzeitig.

«Ja, da haben wir recht», konstatiert die Klassenleiterin, «Dann machen wir jetzt Französisch. Dafür haben wir nebst dieser restlichen Lektion auch noch die nächste zur Verfügung. Das mit Christoph und Tristan ist doch schon ein kleiner Schock, der verdaut werden muss.»

Wir schnaufen alle ein wenig auf, es ist aber dennoch ein rechter Happen zu bewältigen.

Übrigens hat Frau Bergkamp die Angewohnheit, stets in der ersten Person Mehrzahl zu sprechen, wenn sie mit uns deutsch spricht. Daher bekam sie von uns den Spitznamen «Virus».

Die Lehrerin mit schwedischem Namen kreiert immer derart harte Prüfungen, die nie vollständig gelöst werden können. Sie nennt das koordinierter Stresstest. Wir müssen stets selbst entscheiden, welche Fragen wir beantworten. Die Aufgaben sind in Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Schwierige Aufgaben geben mehr Punkte, sind aber eben auch aufwändiger.

Mit meiner linken Hand zum Füllfeder gegriffen (ja, ich bin Linkshänder), betrachte ich das Probeblatt.

Scheisse, ich habe das Falsche gelernt. Mist! rege ich mich auf und überlege, was Zombie mit mir anstellen wird, wenn er erblickt, dass ich ihm vorgestern per WhatsApp den falschen Prüfungsinhalt zukommen liess.

Im gleichen Moment höre ich lautstarkes Lachen, so dass die ganze Klasse fragend zu Samuel schaut und sich dann mit leisem Kichern von ihm anstecken lässt.

«Was ist denn mit uns los, Samuel?» – «Och, nichts, Frau Bergkamp. Ich schaute bloss aus dem Fenster und sah was ganz Ulkiges.»

Wieder Geschmunzel aus einigen Mündern.

«D‘accord, commençons enfin», fordert uns die Lehrerin auf.

Samu blinzelt mir zu und gibt mir so zu verstehen, dass er in dieser Lage keep cool zu sich selbst sagt.

Schwein heisst porc, aber Stachelschwein? Naja, vielleicht porc de cactus… Ich will dieses Wort bereits juxvoll eintragen, als es wieder in meiner linken Handfläche dermassen anfängt zu brennen, als ob ich eine heisse Herdplatte anfasse. Vor lauter Schmerzen lasse ich den Füllfederhalter fallen und halte meine Hand fest.

Und nun bin ich starr vor Schreck, denn ich erinnere mich an die Szene mit den Krähen, als es dort ebenfalls in meiner Hand anfing zu brennen und zu beissen.

Ich spüre meinen Puls bis zum Hals hinauf. Als ich nun versuche, die Hand von der anderen runter zu nehmen, um zu sehen, ob sich dort wieder neun Augen befinden, greift diese verdächtige Klaue von selbst, ohne irgendeinen Befehl von meinem Kleinhirn, nach der Füllfeder und beginnt wie vom Wahnsinn gepackt auf den Prüfungsbogen zu schreiben.

Staunend und verblüfft schaue ich auf den Test, wie jede Aufgabe anscheinend richtig beantwortet wird.

Allmählich werde ich von meinen Kameraden beobachtet. Ich muss ja verdammt schreibwütig aussehen, denke ich für mich.

Nach ein paar Minuten fängt mir die Situation an zu gefallen. Die Schmerzen haben mittlerweile nachgelassen haben. Allerdings schreibt die von mir besitzergreifende Macht so stark, dass die Feder meines Schreibers durchgebogen – und das Papier total zerknittert wird.

Nach nicht einmal 15 Minuten bin ich mit dem Test fertig. Ich will gerade aufstehen und meine Unterlagen abgeben, als ich von hinten mit einem Bleistift in den Rücken gestupst werde.

«Psst. Kannst du mir dein Blatt leihen, damit ich abschreiben kann, bevor du es abgibst?», fragt mich Dominik leise, der hinter mir sitzt.

«Na klar», flüstere ich zurück.

Kaum will ich ihm mit äusserster Vorsicht den Bogen geben, als meine linke Hand ihm mein Französischheft aus meiner Schultasche reicht.

«Hier. Viel Vergnügen, du schleimiger Versager», rutscht es mir mit spöttischem Unterton über die Lippen, und ich erschrecke ab mir selbst.

Verdammt noch mal. Was soll denn diese Scheisse? Was sage ich da überhaupt? Das ist doch gar nicht meine Art. Panisch stelle ich fest, dass dies nicht die fremde Macht war, die da sprach. Ich war es selbst.

Allerdings kann ich nicht weiter überlegen. Soeben erblicke ich nämlich an der altbekannten Stelle die neun Augen.

Noch im Schock stehe ich auf und gebe meine Arbeit ab. Als ich mich wieder an meinen Platz setze, spüre ich, wie sich meine Glieder entspannen. Das Übernatürliche verlässt mich wieder. Ich blicke in meine Flosse, finde jedoch keine Augen mehr vor. Ich gucke zu Dominik und sehe, wie er sich abmüht, die richtigen Antworten zu finden.

Während ich ihn betrachte, fühle ich mich dreckig, ihn so verarscht zu haben.

«Du, entschuldige. Ich...» – «Ach, verpiss dich doch», entgegnet er gekränkt.

Verstehen kann ich immer noch nicht, dass ich ihn so höhnisch abfertigte. Und dann ausgerechnet ihn. Jemanden, der mir mal aus der Klemme half; dem ich vertrauen kann.

Ach was, das war bloss ein Ausrutscher. Ausserdem ist das nicht allzu schlimm. Sowas vergisst man ja schnell, versuche ich mir einzureden.

Ich schaue wieder nach vorne und bemerke, wie Virus bereits mit dem Korrigieren meiner Arbeit begonnen hat, und alsbald ruft sie mich an ihren Schreibtisch.

«Tristan, wir sind heute nicht nur ausserordentlich schnell, sondern auch überaus intelligent. Wir haben tatsächlich alle Aufgaben richtig beantwortet. Bravo!», lobt sie mich.

«Äh, danke», sage ich leicht verlegen.

«Ding – Dang – Dong – Dang!» Endlich ertönt die Pausenglocke, und allgemeine Erleichterung macht sich unter den Schülern breit.

Alle stürmen mit mehr oder weniger Aufmerksamkeit irgendwelcher Anordnungen von Frau Virus aus dem Schulzimmer raus. Im Korridor unterhalten wir uns über die letzte Stunde. Vor allem diskutieren wir intensiv über das immer noch im Gang befindliche Examen.

Hanspeter meint: «Mann, Tristan. Du hast ja einen richtigen Geistesblitz gehabt. So hast du dich ja noch nie ins Zeug gelegt.» – «Tja, ich dachte auch schon, dass du unter einem Fieberdelirium leidest. Bei dir hat es ja richtig geraucht auf dem Papier. Wolltest wohl die Schule in Brand stecken», meldet sich Samu.

«Nein, meine lieben Mitleidenden. Ich bin einfach nur sehr gut», stelle ich mit ernster Miene richtig.

Alle starren mich an, und keiner bringt einen Ton raus, nicht mal mehr Zombie. Alle scheinen sie zu denken, was wohl plötzlich mit dem los ist; von sich eingenommen und arrogant.

«Scherz! Ich meine das doch nicht so. Ich hatte einfach wahnsinniges Glück, dass nur Aufgaben kamen, deren Antworten mir geläufig waren…», antworte ich lachend auf die unverständlich dreinblickenden Gesichter.

Alle atmen irgendwie erlöst und kichernd auf.

… Aber irgendwie habe ich doch recht, so zu denken. Schliesslich war ich der Beste, führe ich meine Aussage gedanklich zu Ende.

Spätestens hier hätte ich reagieren müssen, damit es nicht noch schlimmer hätte kommen können. Doch ich wollte wohl einfach alles übersehen.

Meine Ellbogen stützen sich immer noch auf dem Tisch ab. Mein Kopf liegt in meinen Händen. Tränen der Schmerzen und der Verzweiflung bahnen sich ihren Weg nach unten; von den Wangen kullern sie auf die Hände, dann den Unterarm runter, wo sie zuletzt vom Ellbogen auf das Pult tropfen. Ein leiser Regen, den niemand hört und nur eine Person fühlt.

Hätte ich vorher gewusst, auf was ich mich hier einlasse, hätte ich auf alles verzichtet. Und ich Idiot dachte jedes Mal, schlimmer könne es ja nicht mehr werden. Oh mein Gott, ich bin ja so blind gewesen. Mit einer Hand suche ich in meiner Hosentasche nach einem Taschentuch, um mir die Tränen abzuwischen und die Nase zu putzen. Dabei ertaste ich das verknotete Tuch, das mir Samu dazumal auslieh und ich es seither als Erinnerung mit mir trage.

Es überkommt mich von neuem! Meine Unterarme lassen sich auf den Tisch fallen, gefolgt von meinem Kopf, der massiv aufschlägt. So kann ich mich ausweinen, einige Minuten lang und allein. Nachdem ich mich wieder gefangen habe, speichere ich den neuen Leitsatz: «Es wird immer schlimmer, bevor’s besser wird».

Und weiter überlegend komme ich zum Entschluss: Vielleicht gibt es Gott gar nicht, so wie wir ihn uns vorstellen; und den Teufel auch nicht. Denn, dass es Bös und Gut gibt ist mir klar, aber die gibt es in jedem Menschen. Bei einigen Menschen hat einfach das eine mehr Gewicht als das andere. Vielleicht heisst es deshalb, Gott ist in jedem Menschen… Jaaa, aber auch der Teufel.

Ich gehe in die Küche runter und hole mir ein Glas Orangensaft. Vor dem Kühlschrank, aus dem ich den Saft nehme, lasse ich wieder einen Seufzer fallen, denn ich warte vergeblich auf das Betteln zweien lieben Tiers, die sonst immer losdüsten, wenn sich die Kühlschranktüre öffnete. Oh Gott, ich vermisse sie ja so! Nur schnell wieder rauf, ja nicht daran denken.

Oben in meinen eigenen vier Wänden mit einem fast bis zur Hälfte verschütteten Glas Orangennektar angekommen, setze ich meine Gedanken weiter, in der Hoffnung, irgendeinen Ausweg zu finden.

Ich nippe ein wenig am Getränk.Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, in der Schule, am Tag nach dem ersten Angriff. Die nächste Attacke allerdings lässt all das wie einen trockenen Hasenfurz aussehen, und die donnerte einige Wochen nach der Begegnung mit den Monstervögeln auf mich ein.

Ein unheimliches Auto oder Zufall

Der Abend ist dunkel und leicht neblig. Feiner Regen rieselt auf die Erde nieder. Es ist kühl, sehr kühl!

Jedoch schwitze ich leicht. Kein Wunder. Ich hatte Training wie an jedem Mittwoch. Und das Herz hämmert immer noch wie verrückt in meiner Brust. Und dies, obwohl das Training bereits vor über 30 Minuten zu Ende ging. Mein Hals ist trocken, und durch das heftige Atmen spüre ich ein beissend-brennendes Gefühl durch die Luftröhre hindurch bis in die Lungen.

Mittlerweile sitze ich auf dem Fahrrad und befinde mich auf dem Nachhauseweg. Heute nehme ich jedoch nicht den üblichen Weg durch das Hard, sondern fahre die Hauptstrasse entlang. Diese Route ist zwar ein wenig länger, jedoch erspare ich mir bei einem Teilabschnitt der Strecke einen mühsamen Anstieg, was somit eine Wohltat für den kürzlich gestressten Körper ist. Und seit der unheimlichen Begegnung auf der Hardstrasse bin ich sowieso nicht mehr gross begeistert von dieser Teilstrecke.

Seit dem ersten Erscheinen der neun Augen sind sechs Wochen vergangen. In dieser Zeit hatte ich sechs Handballtrainings, neun schulische Tests und drei Handballspiele. Und bei jeder dieser 18 Herausforderungen tauchten die geheimnisvollen Sehorgane auf.

Während ich so radle, überlege ich: Verdammt! So kann es nicht weiter gehen. Jedes Mal im Training oder bei den Spielen quellen diese Augen aus meiner linken Hand. Okay, sie lassen mich immer als den besten Spieler vom Platz gehen, aber mein Körper krepiert beinahe vor Überanstrengung. Das eine lässt sich mit dem anderen nicht vereinen. Mein Körper und diese fremde Macht verschmelzen nicht zu einer Einheit, sondern reagieren aufeinander wie Feuer und Wasser.

Freihändig fahre ich weiter, lege meinen Daumen an das linke Handgelenk und verbleibe so eine kurze Weile.

Mist, immer noch ein viel zu hoher Puls: 120! Und das, obwohl das Training bereits eine halbe Stunde her ist. Warum lässt mich diese Macht nur wie ein Irrer auf dem Handballfeld rasen? Obwohl ich physisch total am Ende bin, hetzt sie mich gegen meinen Willen weiter hinter dem Ball her. Ein beschissenes Gefühl, wenn man keine Luft mehr kriegt und munter dahinsiecht.

Ich umfahre eine grössere Pfütze am Boden. Meine Brille ist durch die Wetterverhältnisse schon stark beschlagen, und ich habe nur noch zwei kleine Punkte auf den Gläsern, durch die ich mich orientiere.

Zum Glück ist es in der Schule bei den Prüfungsarbeiten nicht so anstrengend, wenn das Übernatürliche von mir Besitz ergreift. Die Schmerzen in der Hand sind zwar schon manchmal nicht zum Aushalten, … aber immerhin hat es auch gute Seiten, sozusagen unbesiegbar zu sein. Du wirst an den Handballmatches von den weiblichen Zuschauern angehimmelt, und in der Schule erntest du von den Lehrern nur Lob. Ruhm, Ehre und Erfolg! Was will man mehr. Und dies zu geniessen ist ein sagenhaft tolles Gefühl.

Mein Smartphone meldet sich. Ich nehme es hervor und schaue mir die einkommende Nachricht auf WhatsApp an. Nachdem ich die Message gelesen habe, stecke ich das Handy wieder weg.

Wieder eine Beleidigung eines Handballkollegen. Dass die alle solche Neider geworden sind, hätte ich nie für möglich gehalten.

Tatsächlich hat sich die Beziehung zu meinen Kollegen stark verschlechtert, seit ich so überragend spiele. Auch in der Schule habe ich immer ein riesiges Theater mit einem oder mehreren Schulkameraden, sobald ich eine Superprüfung abgelegt habe.

Wwromm!

Wie aus dem Nichts schiesst ein dunkler Sportwagen an mir vorbei, der mit mindestens 120 Sachen statt der regulären 80 km/h in die gleiche Richtung fährt.

Durch dessen tüchtigen Fahrtwind halte ich mich wieder an der Lenkstange meines Drahtesels fest.

So ein Arsch mit Ohren! denke ich und rufe hinterher: «Verpiss dich bloss!»

Kaum habe ich meine Entrüstung abgebaut, kommt wieder von hinten ein Flitzer mit etwa der gleichen Geschwindigkeit und zischt an mir vorbei.

Was soll’s. Vielleicht werden die alle Väter und sind auf dem Weg ins Spital zu ihren Frauen. Oder sie spielen Schumacher und Lauda, wie Samu und ich einst mit unseren Dreirädern.

Ach ja, Samu. Die gute Seele. Alle in unserer Klasse sind neidisch auf meine Spitzenleistungen und halten mich deswegen für eingebildet. Nur Zombie nicht. Er ist der einzige, der noch zu mir hält. Der einzige, der mich kennt.

Letzthin vertraute er mir ein Geheimnis an, und dies, obwohl wir vorher zusammen einen Riesenkrach hatten. Wir hatten noch nie Troubles miteinander, dies war das erste Mal. Und nur wegen einer Lappalie.