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Eine gefährliche Liebe in Zeiten des Aufruhrs: Der historische Roman »Der Stolz der Lady« von Isolde Martyn jetzt als eBook bei dotbooks. Im Jahre 1470 toben die Rosenkriege zwischen den Häusern York und Lancaster – und jeder, der sich in sie hineinziehen lässt, schwebt in größter Gefahr. Das gilt auch für die junge Margery, die als Dienstmädchen einer adligen Familie bisher ein friedliches Leben geführt hat. Doch nun hat ihre Schönheit das Auge von Edward IV gefangengenommen – das macht sie zur Spielfigur der Mächtigen … und zur Spionin, die sich zwischen allen Fronten wiederfindet. So kreuzen ihre Wege auch die des ebenso kühnen wie rätselhaften Richard Huddleston. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden ein gefährliches Spiel aus Misstrauen, Verlangen und Täuschung, denn Richard hütet viele Geheimnisse. Darf Margery ihm vertrauen – oder kämpft er auf der falschen Seite? Ausgezeichnet als bester Debütroman von den Romance Writers of America: »Ein Roman, so wunderbar gewebt wie ein prächtiger Wandteppich.« Bestseller-Autorin Barbara Erskine Jetzt als eBook kaufen und genießen: der historische Liebesroman »Der Stolz der Lady« von Isolde Martyn. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 678
Veröffentlichungsjahr: 2022
Über dieses Buch:
Im Jahre 1470 toben die Rosenkriege zwischen den Häusern York und Lancaster – und jeder, der sich in sie hineinziehen lässt, schwebt in größter Gefahr. Das gilt auch für die junge Margery, die als Dienstmädchen einer adligen Familie bisher ein friedliches Leben geführt hat. Doch nun hat ihre Schönheit das Auge von Edward IV gefangengenommen – das macht sie zur Spielfigur der Mächtigen … und zur Spionin, die sich zwischen allen Fronten wiederfindet. So kreuzen ihre Wege auch die des ebenso kühnen wie rätselhaften Richard Huddleston. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden ein gefährliches Spiel aus Misstrauen, Verlangen und Täuschung, denn Richard hütet viele Geheimnisse. Darf Margery ihm vertrauen – oder kämpft er auf der falschen Seite?
Ausgezeichnet als bester Debütroman von den Romance Writers of America: »Ein Roman, so wunderbar gewebt wie ein prächtiger Wandteppich.« Bestseller-Autorin Barbara Erskine
Über die Autorin:
Isolde Martyn, geboren im britischen Warwickshire, studierte Geschichte und arbeitete später unter anderem als Archivarin und als Herausgeberin bei »Reader’s Digest«. Für ihre historischen Romane, in denen sie genaue Recherchen mit großen Liebesgeschichten verwebt, wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Isolde Martyn lebt heute in Sydney.
Mehr Informationen über Isolde Martyn und ihre Werke finden sich auf ihrer Website: isoldemartyn.com
Bei dotbooks veröffentlichte Isolde Martyn die Romane »Der Ritter und die Rose« und »Die Ehre der Lady«.
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eBook-Neuausgabe Februar 2022
Die australische Originalausgabe erschien erstmals 1998 unter dem Originaltitel »The Lady and the Unicorn« bei Transworld. Die deutsche Erstausgabe erschien 1999 unter dem Titel »Krieg der Herzen« bei Bastei-Lübbe.
Copyright © der australischen Originalausgabe 1998 by Isolde Martyn. Published by arrangement with Transwold Publisher (Australia) Pty Limited.
Copyright © der deutschen Erstausgabe 1999 by Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch Gladbach
Copyright © der Neuausgabe 2022 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung zweier Bildmotive von shutterstock/KathySG und shutterstock/blue pencil
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)
ISBN 978-3-96655-612-5
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Isolde Martyn
Der Stolz der Lady
Historischer Roman
Aus dem Englischen von Bettina Albrod
dotbooks.
Alle Personen in dieser Geschichte haben in den Jahren 1470–71 tatsächlich gelebt, bis auf die, die mit * gekennzeichnet sind.
MARGERY
Eine Waise, deren Eltern unbekannt sind und die im Hause von Warwick the Kingmaker groß geworden ist, wo sie seiner Tochter Isabella, Herzogin von Clarence, zu Diensten ist;
ANKARETTE TWYNHOE
Kammerfrau von Isabella, Herzogin von Clarence;
RICHARD NEVILLE
Earl of Warwick, genannt der Königsmacher, weil er Heinrich IV. von Lancaster im Jahre 1461 absetzte und Edward Plantagenet aus dem Hause York als Edward IV. auf den Thron brachte;
COUNTESS OF WARWICK
seine Frau;
ISABELLA (BELLA), HERZOGIN VON CLARENCE
die ältere Tochter des Earl of Warwick;
ANNE NEVILLE
die jüngere Tochter des Earl of Warwick;
RICHARD HUDDLESTON
Vollstrecker des Königs;
MATTHEW LONG*
Huddlestons Diener;
ALYS*
Margerys Mädchen;
EDWARD IV. (NED)
König von England aus dem Hause York; 1461 von Warwick gekrönt;
GEORGE, HERZOG VON CLARENCE
der jüngere Bruder von König Edward und Schwiegersohn des Earl of Warwick;
RICHARD (DICKON), HERZOG VON GLOUCESTER
jüngster Bruder des Königs Edward IV. und künftiger König Richard III.;
JOHN, LORD WENLOCK
Gouverneur von Calais;
PHILIPPE DE COMMYNES
Diplomat und Chronist aus Burgund;
THOMAS BURDETT
Freund von George, Herzog von Clarence;
WYKE* LITTLEBOURNE*
Gefolgsmänner von Thomas Burdett;
LOUIS XI.
König von Frankreich (der »Spinnenkönig«);
CHARLOTTE
Königin;
JEAN BOURRÉ
Schatzmeister von Frankreich und Ratgeber Louis XI.;
WILLIAM MENNYPENNY, LORD OF CONCRESSAULT
Ratgeber von König Louis;
CHARLES, HERZOG VON GUIENNE
Bruder von König Louis XI.;
TOM HUDDLESTON, WILL HUDDLESTON
die jüngeren Brüder von Richard Huddleston, im Dienste von Lord Montague, dem Bruder des Earl of Warwick;
RENÉ, HERZOG VON ANJOU UND KÖNIG DER ZWEI SIZILIEN
JEANNE DE LAVAL
Gemahlin von René;
JOHN, HERZOG VON KALABRIEN
Sohn von König René;
MARGARET D' ANJOU (HÜNDIN VON ANJOU)
Tochter von König René, Königin von England im Exil und Frau des abgesetzten Königs Heinrich VI. aus dem Hause Lancaster;
PRINZ EDOUARD
ihr Sohn und Erbe des Hauses Lancaster;
JOHN DE VERE, EARL OF OXFORD
Lord aus dem Hause Lancaster und Schwager des Earl of Warwick im Exil;
JASPER TUDOR, EARL OF PEMBROKE
Lord aus dem Hause Lancaster, Halbbruder Heinrichs VI. im Exil;
KÖNIG HEINRICH VI.
Mann von Margaret d'Anjou, abgesetzter König von England aus dem Hause Lancaster, von König Edward IV. im Tower als Gefangener gehalten;
JOHN, LORD MONTAGUE
jüngerer Bruder des Earl of Warwick und auch ein Freund Edward IV.;
ERROR*
ein liebenswerter irischer Jagdhund.
März, 1470
Wenn sie diese Rebellion angezettelt hätte, dachte Margery, als sie die Plane vom Wagen der Herzogin von Warwick zurückschlug, dann hätte sie sich bestimmt nicht das kalte, ungemütliche Lent dafür ausgesucht.
»Mach schon, Mädchen! Finde heraus, warum wir angehalten haben!« schalt die Herzogin.
Margery seufzte angesichts der nassen Straße voller Pfützen, hob aber ihre Röcke und kletterte vom Wagen. Immer traf es sie, wenn jemand in den Schmutz mußte, sei es verbal oder buchstäblich, so wie jetzt. Das war der Nachteil, wenn man vor dem Gesetz keine Eltern hatte, keine Mitgift und keine Zukunft. Hier stand sie nun, hungrig genug, um ein doppeltes Frühstück zu verschlingen, in einer Stadt, die ihr fremd war, und umgeben von erschöpften Soldaten zu Fuß, die seit über einer Woche über die unwirtliche Straße nach Süden trotteten – der müde hinterherschleppende Schwanz der geschlagenen Armee ihres Herrn, Warwicks des Königmachers. Sie konnte die lange Reihe von Wagen und Soldaten vor sich sehen, die sich durch die ganze Hauptstraße der Stadt zog.
Irgendwo an der Spitze versuchten der Earl of Warwick und sein Schwiegersohn, der Herzog von Clarence, der auch der Bruder des Königs war, den Bürgermeister der Stadt wahrscheinlich davon zu überzeugen, daß ihre Soldaten es zu eilig hatten, um die Frauen und Töchter der Stadtbewohner zu schänden.
Margery schob ihre Haube zurück. Der Regen hatte aufgehört, und eine bläßliche Sonne schickte ihre Strahlen vom grauen Himmel. Nach der stickigen, parfumschweren Luft im Wagen war es eine Erleichterung, die frische Luft im Gesicht zu spüren, und von irgendwoher wehte verführerisch der Duft nach frischem Brot.
Margery wandte sich um und begegnete dem Blick eines Mannes, der im Eingang eines Wirtshauses zu ihrer Linken stand. Es war sein Ausdruck des Staunens, der Margery dazu veranlaßte, seinen Blick wie hypnotisiert zu erwidern. Sie hatte das seltsame Gefühl, diesen Blick schon einmal gesehen zu haben.
Der Mann strahlte Selbstbewußtsein, Stolz und Beherrschung aus. Vielleicht lag es nur an seiner Größe oder an seiner Haltung, den breiten Schultern, dem eleganten Reitmantel, den er zurückgeschlagen hatte. Er wirkte wie ein Freund der Königsgegner ...
Wieder zog sein waches, intelligentes Gesicht ihren Blick auf sich. Diese Augen hatten sie schon einmal beobachtet, das wußte sie ganz genau.
»Mistress, Mistress!« Einer von Warwicks Dienern berührte sie am Ärmel, und sie drehte sich um, um ihre Gedanken widerstrebend wieder auf ihren Auftrag zu lenken. »Mein Herr Lord sagt, daß die Damen ruhen sollen. Führt sie bitte hier herein!« Der Mann zeigte auf ein Haus aus Holz und Stein zu ihrer Rechten, aus dem ein nervöser Wirt und seine ängstlichen Bediensteten hervorgekommen waren, um sie mißtrauisch zu mustern.
Margery nickte und warf noch einen raschen Blick zur anderen Straßenseite, aber der Fremde war wieder in dem anderen Gasthaus verschwunden. Margery schüttelte den Kopf, als wollte sie die Erinnerung an ihn vertreiben, und zwang sich, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie schlug die schwere Plane zurück, die die Luft aus dem Reisewagen ferngehalten hatte. Ihre Herrin, Isabella, die Herzogin von Clarence, würde darüber erleichtert sein.
»Gute Nachrichten, Euer Gnaden. Mylord hat die Nachricht geschickt, daß wir in diesem Rasthaus ausruhen sollen.«
»Dem Himmel sei Dank«, murmelte Isabella. »Wenn ich in diesem verflixten Gefährt noch eine Sekunde länger bleiben soll, ersticke ich.« Damit begann sie, recht undamenhaft aus dem Wagen zu klettern.
»Margery, reich ihr den Arm!« Isabellas Mutter, die Herzogin, war seit ihrem Aufbruch aus Warwick Castle um alles besorgt. Isabella, achtzehn Jahre alt und schwanger, rümpfte angesichts des Schmutzes die Nase, als Margery ihr herunterhalf, stellte sich dann neben sie und streckte den Rücken, während der Reisewagen auch seine restlichen Fahrgäste ausspuckte wie ein Kokon vielfarbige Insekten. In einem Wirbel aus Samt und Brokat scharten sich die Herzogin, ihre jüngere Tochter Anne und ihre Kammerfrauen geräuschvoll um Isabella, ehe sie sie in das Wirtshaus geleiteten.
Margery zögerte und blickte noch einmal rasch zu dem gegenüberliegenden Wirtshaus. Der Fremde war nicht mehr zu sehen. Sie suchte den Schatten ab, weil sie seine Gegenwart noch immer spürte.
»Was starrst du denn so? Hast du keinen Hunger?« Ihre Freundin Ankarette, die zweite Dienerin der Herzogin, zog sie am Arm.
»Da war ein Mann ...«
»Da ist immer ein Mann, Margery, aber nur selten ein Frühstück. Beeil dich. Wer weiß, wieviel Zeit man uns läßt.« Seufzend folgte Margery ihr in das überfüllte Gasthaus.
Innen sah es aus, als hätte ein Riese einen menschlichen Ameisenhaufen geöffnet. Hungrige Soldaten drängten hinter den Ladies ins Haus und suchten nach einem freien Platz. Die Luft war schwer von Rauch, Aledüften, Schweiß und dem Geruch des Essigs, in dem die Männer ihre Schweißbänder einweichten, um sie frei von Läusen zu halten.
Margery hatte Mitleid mit den Bedienungen, die sich mit angestrengten Gesichtern durch die Menge schoben. Als erstes mußten die Edelfrauen bedient werden. Die Herzogin wurde bereits zum besten Zimmer des Hauses geführt, und eine Prozession von Dienern mit Taschen, Schachteln und Töpfen folgte ihr.
»Na, du wärest am liebsten wieder bei den Nonnen, was?« rief Ankarette Margery zu, als sie die Treppe erreichten. Das Zimmer oben war so voll wie vorher der Wagen, und die Laune aller war auf dem Tiefpunkt.
Als die Herzogin Margery losschickte, um den Wirt zu holen, ruhte sie sich erst einmal einen Moment auf der Treppe aus, wo sie sich an die Wand pressen mußte, um die Bedienung vorbeizulassen.
Ihr war schwindelig wegen all des Lärms. Im Kloster von Nuneaton, wo sie die letzten sechs Jahre gelebt hatte, hatte es wenigstens ruhige Ecken gegeben, in denen sie Ruhe finden konnte, wohingegen jeder Moment, seit man sie vor sieben Tagen um Mitternacht aus dem Bett geholt hatte, voller Hast und Unsicherheit gewesen war. Als der Earl of Warwick verlangt hatte, daß sie zu Weihnachten in seinen Haushalt käme, hatte sie aus vollem Herzen zugestimmt, aber nicht dieser Flucht durch schlechtes Wetter mit König Edwards Armee auf den Fersen und den bissigen Kommentaren der Herzogin.
Die ganze Reise über hatte die Herzogin immer wieder spitze Bemerkungen zu Margerys sündiger Vergangenheit gemacht, als wäre das Fehlschlagen der Rebellion ihres Mannes gegen den König Margerys Schuld. Jeder im Haushalt des Earls wußte, daß man sie ins Kloster verbannt hatte, weil man sie im Bett des Königs entdeckt hatte, aber es war schließlich nicht ihre Schuld, daß König Edward – ihr geliebter Ned – Warwicks leitende Hand abgeschüttelt hatte.
Edward war neunzehn gewesen, als sein Mentor ihn zum König gemacht hatte, aber jetzt war er neunundzwanzig, und Warwick versuchte noch immer, ihn zu bevormunden. Kein Wunder, daß sie sich zerstritten hatten, als der Earl erklärte, er werde Ned absetzen und statt dessen George und Isabella zu König und Königin machen.
Margery konnte über die Dummheit des Ganzen nur seufzen, aber sie war in dem verräterischen Netz gefangen wie ein Lamm im Dickicht. Weil sie die uneheliche Tochter einer Edelfrau war, hatte man sie mit Warwicks Töchtern erzogen, damit sie ihnen Gefährtin und Dienerin sei, und sie liebte sie beide. Deshalb war sie jetzt hier, arm wie ein Bettler, und teilte ihre Flucht und ungewisse Zukunft aus Loyalität und Verzweiflung. Wo sollte sie auch sonst hingehen?
Als Margery die unterste Stufe erreichte, warf ein junger Adliger, der es sehr eilig hatte, sie fast um. Die Soldaten sprangen voller Panik von ihren Bänken auf. Margery entdeckte einen älteren Mann unter ihnen, den sie kannte, und bahnte sich einen Weg zu ihm, als er gerade seine Mütze aufsetzte. »Gott sei uns gnädig, was ist geschehen, Master Garland?«
»Es heißt, daß die Männer des Königs nur wenige Stunden entfernt seien«, rief er ihr über dem Tumult zu.
»Das kann doch nicht stimmen.«
Will Garland rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Mädchen, wenn man uns schnappt, ist das Hochverrat.«
Margery biß sich auf die Unterlippe, sie hatte Zweifel an dem Gerücht. Ned war dafür bekannt, daß er seine Männer bis zum Umfallen marschieren ließ, aber sicher konnte nicht einmal er ein Wunder vollbringen.
Gerade wollte sie sich ein Stück Brot nehmen, ehe die Soldaten alles aufaßen, als sich ein großer Mann grinsend einen Weg zu ihr bahnte. Sein Mantel trug das Zeichen des schwarzen Bullen, das Wappen von Isabelles Mann, dem Herzog von Clarence. Der Soldat blieb vor ihr stehen, schenkte ihr ein Lächeln, das Zahnlücken entblößte, senkte den Kopf und sagte: »Mistress, könnt Ihr mir sagen, wo ich Margery of Warwick finde? Der Herzog von Clarence wünscht, sie zu sehen.«
»Nun, Ihr habt Glück, ich bin es. Was wünscht der Herzog?«
»Er möchte wissen, wie es seiner Lady geht.«
Der Herzog hatte an der Spitze des Zuges zweifellos viel zu tun, und es war einfacher für ihn, nach ihr zu schicken – sie kannten einander mittlerweile gut –, damit sie ihm berichtete, statt daß er selbst kam, um seine geliebte Herzogin zu sehen.
Margery hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, daß der Helm des Mannes schief auf seinem Kopf saß, denn er ergriff bereits ihren Arm und zog sie mit sich durch die Menge. Ihre Sorge war nur, daß sie nicht von den anderen Frauen getrennt würde, vor allem, wenn das Gerücht über den nahenden König stimmen sollte.
»Wartet, dafür ist doch sicher keine Zeit jetzt«, rief sie und schüttelte die Hand des Soldaten ab. »Die Männer sagen, daß der König uns dicht auf den Fersen sei.«
Aber das beeindruckte ihren kräftigen Führer nicht. »Nein, das ist nur ein panisches Gerücht. Wenn, dann wüßte der Earl davon, keine Furcht.«
»Warum gehen wir hier lang?« Er führte sie durch die Hintertür auf eine enge Straße.
Der Mann grinste sie an. »Weil ich wette, daß wir sonst die ganze Nacht brauchten, um durch die Stadt zu kommen. Es wird eine Schafherde für den Markttag hereingetrieben, und dazwischen stehen die Stände, unsere Männer und unsere Wagen. Hier sparen wir die Hälfte der Zeit. Beeilt Euch, Mistress, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.« Er winkte ihr, voranzugehen, während er das Tor hinter sich zuzog.
Die schlammige Straße war leer, bis auf einen lärmenden Mann mit einem Pferdegespann. Margery fragte sich, wie sie an dem Gefährt vorbeikommen sollte, das fast die ganze Straße einnahm. In diesem Moment preßte ihr ihr Führer von hinten die Hand auf den Mund, und der andere Mann rannte herbei und ergriff sie bei den Beinen. Als sie schreien wollte, wurde ihr ein stinkender Knebel in den Mund geschoben. Sie kämpfte, als die Männer sie auf den Wagen hoben. Schnell stülpten sie ihr einen erdig riechenden Sack über den Kopf und fesselten ihre Füße und Handgelenke.
Obwohl Margery nichts sehen und sich nicht bewegen konnte, machte sie soviel Krach wie möglich.
»Hör auf damit, Mädchen, oder wir schicken dich dahin, wo es wirklich ruhig ist«, drohte der eine, und sein gemeiner Tonfall ließ Margery innehalten. Ihr Herz klopfte heftig, als die Männer ihr einen zweiten Sack über die Beine zogen und ihre Röcke hineinstopften. Mehr Säcke fielen auf sie. »So, jetzt lieg still, und wenn ich noch einen Ton höre, wirst du es bereuen, das schwöre ich.«
Der Wagen fuhr an. Die Holzbretter rieben sich an ihren Schultern. Langsam ließen die Geräusche der Stadt nach, und sie konnte Vogelgezwitscher hören. Margery testete mit den Füßen, ob es eine Chance gab, sich vom Wagen zu rollen, aber ein voller Sack auf ihren Beinen verhinderte jede Bewegung.
Zitternd versuchte sie sich vorzustellen, was sie erwartete. Wenigstens wußten sie nicht, daß sie einen Dolch unter dem Rock trug. Es war unmöglich, ihn jetzt zu erreichen und sich zu befreien. Sie mußte auf die richtige Gelegenheit warten, sich dumm stellen oder was immer der Moment verlangte. Jetzt mußte sie erst einmal der wachsenden Panik in sich Herr werden. Sie durfte nicht daran denken, was diese Schufte ihr antun konnten. Margery versuchte zu beten, wie die Nonnen es ihr beigebracht hatten, aber es fiel ihr schwer, und der Knebel in ihrem Mund war unerträglich.
Wieder begann es zu regnen, und die Tropfen fielen immer schwerer auf die Säcke. Schon bald waren die Holzplanken naß, und das Wasser durchnäßte ihren Rücken.
Noch nie hatte Margery sich körperlich so unwohl gefühlt. Sie war hungrig, die Bretter rieben sie wund, und es hatte ganz den Eindruck, als führen ihre Entführer aus bloßer Gemeinheit durch jedes Schlagloch am Weg. Außerdem waren ihre Handgelenke und Fesseln so eng verschnürt, daß es weh tat. Man sagte, daß einem die Glieder absterben konnten, wenn sie nicht richtig durchblutet wurden. Ob das stimmte?
Irgendwann wußte Margery nicht mehr, wie lange sie fuhren, als der Karren stehenblieb. Ein Mann sprang ab, dann erklang das Geräusch eines Tores, das geöffnet wurde, der Mann stieg wieder auf, und eine Peitsche knallte. Die Räder rollten durch noch mehr Löcher, und der Wagen schlingerte hin und her. Endlich hielt er an. Rauhe Hände rissen ihr den Sack von den Füßen. Dann tastete eine Hand ihren Schenkel ab, und sie trat wütend um sich.
»Laß sie in Ruhe, du Hurensohn, oder er nimmt deine Haut für ein Paar Stiefel. Überlaß sie mir!« Es war der Mann in der Livree des Herzogs, der sie hochhob, sie erkannte seinen Geruch.
»Und?« Diese Stimme kannte sie noch nicht. Der Mann klang kurz, klar und selbstsicher.
»Niemand ist uns gefolgt, Sir. Und sie folgte wie ein Hund einem Knochen.«
»Gut gemacht. Gebt sie mir und geht rein. Drinnen wartet Ale und Euer Geld auf Euch.« Margery wurde über eine Schulter geworfen, und der Sack rutschte ihr vom Kopf. »Himmel noch mal, ihr habt sie ja verschnürt wie eine Hexe. Schnell die engen Fesseln lösen! Aus dem Weg!«
Margery hing ihr Haar ins Gesicht, so daß sie nicht mehr als einen Hof voller Hufspuren erkennen konnte, verschmutzt von frischem Kuhdung und voller Pfützen. Der Geruch drang ihr in die Nase. Dann wurde ihr Gesicht gegen das weiche Leder einer Männerjacke gedrückt. Gleich darauf fuhr ihr eine gewaltige Zunge durch das Gesicht. Margery stieß dem Mann, der sie trug, hart die Knie in den Bauch – er strauchelte für einen Moment, fing sich wieder und verfluchte den Hund, ehe er jemanden rief, der ihn festhalten sollte.
Ihre Füße schlugen an den Türrahmen, als er sie hineintrug, und sie kämpfte wie ein wildes Tier. Er fluchte und mühte sich ab, sie eine Treppe hochzutragen. Als sie oben waren, öffnete er eine Tür und legte sie auf etwas ab, was ein Bett zu sein schien.
Margery schüttelte sich die Haare aus den Augen und sah ihren Entführer aus blauen Augen wütend an, nur um zu entdecken, daß es der Fremde aus dem Gasthaus war, der den Blick nicht von ihr hatte wenden können.
Er legte Hut und Reithandschuhe ab und warf beides auf eine Kommode an der Wand, und Margery sah, daß er jünger war, als sie gedacht hatte. Wassertropfen hingen an seinem Mantel, den er auszog und sorgfältig über einen Stuhl hängte. Er trug nichts, was ihr Aufschluß über seine Herkunft gegeben hätte. Die Sporen an seinen Hacken verrieten ihr, daß er kein Ritter war, aber sein schwarzes Samtwams und das Seidenhemd zeigten wiederum seine edle Herkunft an. Der schwache Duft eines guten Parfums ging von ihm aus.
Jetzt wandte er sich ihr zu und sah sie so unverwandt an, daß Margery Angst bekam. Aber sie war eine mutige Frau und unterdrückte ihre Furcht. Doch es war so demütigend, gefesselt und geknebelt vor ihm zu liegen. Sie protestierte stöhnend und straffte trotz ihrer Hilflosigkeit die Schultern.
Zu ihrem Entsetzen betrachtete er sie weiterhin. »Wer immer Euch dazu geraten hat, Rot zu tragen, war kein Freund, Mistress.«
Es war nicht gerade die Bemerkung, die sie erwartet hatte, aber der Pfeil traf in Schwarze. Wenn Margery keinen Knebel getragen hätte, hätte sie jetzt Feuer gespuckt. Sie bezweifelte, daß Gold ihr in ihrer Lage besser stehen würde, zumal sie spürte, wie ein breiter Schmutzstreifen auf ihrer Wange trocknete und daß ihre sommersprossigen Wangen voller Staub waren. Fasern aus dem Sack hingen noch an ihren Schultern und an dem engen roten Mieder ihres Kleides. Ihr Rock war eine feuchte Masse ruinierten Tuchs.
Margery musterte ihren Feind, innerlich voller Angst, aber entschlossen, ihm das nicht zu zeigen. Es war ihr nur ein geringer Trost, daß sein Gesicht nicht das eines Mannes war, der Frauen zu ruchlosen Zwecken entführt. Sein Mund war kalt und fest, aber seine Augen blickten warm, und wenn sie ihn in Middleham oder Warwick getroffen hätte, hätte sie ihn durchaus interessant gefunden.
Ein kleines, zufriedenes Lächeln spielte um seinen Mund. Dann trat er auf sie zu.
Margery versteifte sich und wich vor ihm zurück, so gut sie es konnte. Sie hatte nicht so lange überlebt, um jetzt wie eine Hure genommen zu werden.
Er griff nach ihr und tat trotz ihrer Gegenwehr, was er wollte. Er packte den Knebel und band den Knoten auf. Dann drückte er sie an den Schultern zurück. Panik ergriff sie, aber in seinem Gesicht fehlte die Lust. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, ihr das Tuch aus dem Mund zu ziehen. Als sie wieder sprechen konnte, brachte sie kein Wort heraus. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihr Mund mit Sand gefüllt.
Der Mann richtete sich auf, zog eine Lederflasche hervor und hielt sie ihr an die Lippen. »Trinkt, das hilft Euch.«
Margery wandte das Gesicht ab. Zu mehr Gegenwehr war sie nicht fähig. Er seufzte, legte ihr den Arm um die Schulter und zwang ihren Mund an die Öffnung der Flasche. Der Großteil der feurigen Flüssigkeit lief ihr über das Kinn und auf die Kleidung, aber einiges gelangte in ihre Kehle und brannte in ihrer Brust.
»Noch mehr!« Mit Tränen der Wut auf den Wangen wandte sie das Gesicht ab. Er fluchte, sein Gesicht ausdruckslos, aber Margery, die seinem Blick standhielt, fand keine Gnade. Wieder zwang er die Flüssigkeit in sie hinein, und sie hustete und wich zurück. »Mehr, bis ich halt sage!« Sie schüttelte den Kopf, aber der Alkohol belebte sie. Er zwang sie, Schluck auf Schluck zu trinken, bis er zufrieden war und sich erhob.
»Wer seid Ihr?« brachte sie schließlich mit krächzender Stimme hervor.
Er beugte sich vor und zog sie in sitzende Haltung. Dann ergriff er ihre Füße und schwang sie vom Bett, so daß sie saß. »Ich bezweifle, daß es Euch etwas sagt, wenn ich es Euch verrate.«
Jemand war vor der Tür, sie hörte das Rauschen von Röcken. Ihr Entführer trat zur Tür. »Bring etwas Salbe und heißes Wasser. Diese Lady braucht eine Wäsche und trockene Kleidung.« Er warf einen Blick auf Margery. »Besser eine Wanne voll heißem Wasser, keinen Eimer«, setzte er dann hinzu.
Die Schritte der Dienerin verklangen auf der Treppe, und ihr Entführer kam zurück ins Zimmer. »Ihr braucht ein Bad, aber es ist zu viel Arbeit. Wenn es Sommer wäre, würde ich Euch in eine der Pferdetränken tauchen.«
Mit berechnendem Blick zog er einen Dolch aus dem Gürtel. Margery zuckte zusammen, aber er grinste und ging vor ihr in die Hocke, hob ihren Rock und begann, die Fesseln zu durchschneiden.
Schimmernde braune Locken fielen ihm feucht auf die Schultern und verbargen sein Gesicht. Margery zuckte zusammen, als er langsam jedes Stück Schnur zerschnitt, und er sah besorgt zu ihr hoch, während seine schlanken Finger sein Haar hinter die Ohren strichen. Seine grünen Augen blickten intelligent und von feinen Lachfältchen umgeben, wenn er lächelte. Sein Wams zeigte ihr, daß er genug Diener im Haus hatte. Jetzt erst sah sie die Metallkette, die um seine Schulter hing, ein Ineinander von Rosen und Sonnen, das Zeichen des Königs.
»Himmel, Ihr seid ein Mann des Königs. Au!« Der Schmerz nahm ihr den Atem, als das Blut wieder zu kreisen begann.
Ihr Feind reagierte nicht, sondern zog ihr die Schuhe und den einen, übriggebliebenen Strumpf aus, wobei es ihm egal schien, daß er Dienerarbeit versah. Seine Finger prüften ihr Fleisch unter der wollenen Hose und begannen, es sacht zu massieren. Tausend Nadelstiche ließen sie zusammenzucken, und seine Finger berührten den Lederriemen, der ihren Dolch am Schenkel hielt.
Mit einem Fluch öffnete er den Riemen. »Gott sei Dank, daß Ihr keine Zeit hattet, Eure Waffe zu nutzen. Ist das Leben auf Warwick so gefährlich geworden, daß Ihr Euch wie eine Hure ausstatten müßt?« Dann seufzte er ungeduldig, stand in einer graziösen Bewegung auf, kniete sich aufs Bett und durchschnitt ihre Handfesseln.
Margery stieß einen Klagelaut aus, als das Band sich löste und die rohgescheuerte Haut freigab. Er runzelte die Stirn und trat zurück. »Ich hoffe, daß das keine Narbe hinterläßt.«
Wütend hielt sie ihm die Handgelenke hin. »Wie könnt Ihr es wagen, mir das anzutun! Als Geisel bin ich wertlos. Wenn das hier eine Verzögerungstaktik sein soll, damit Mylord Warwick die Schiffe nicht mehr rechtzeitig erreicht, seid Ihr ein Narr.«
»Gut möglich«, erwiderte ihr Entführer mit ausdrucksloser Miene. »Ich sehe, daß das Leben in Eure Zunge genauso zurückgekehrt ist wie in Eure Finger, Mistress Margery.«
Die Tatsache, daß er ihren Namen kannte, brachte sie zum Schweigen, wie er es beabsichtigt hatte. Warum ließ er einen Bastard ohne Besitz entführen? Es konnte nur aus einem perversen Grund sein. Nun, der Teufel sollte ihre Seele holen, wenn dieser Niemand sie kampflos haben sollte.
»Wenn Ihr meine Jungfernschaft rauben wollt«, zischte sie, »kommt Ihr sechs Jahre zu spät.«
»Ja, ich weiß.«
Margery hatte ihn schockieren wollen, aber es hatte nicht geklappt, und sein Gesicht blieb weiterhin ausdruckslos. Sie war diejenige, die verblüfft war.
Seine Stimme war kalt, sein Tonfall beleidigend, als er hinzufügte: »Die vielen Jahre im Kloster müssen sehr frustrierend für Euch gewesen sein. War das den ganzen Ärger wert?«
Margery wurde wütend, und mit einer Kraft, die sie nicht für möglich gehalten hätte nach ihrem Martyrium, warf sie sich auf ihn, um auf ihn einzuschlagen. Er ergriff ihr Handgelenk, um sich zu schützen, und berührte ihre Verletzung. Margery schrie auf vor Schmerz, und mit einem Fluch, als hätte er sich verbrannt, ließ er sie sofort los. Der Schmerz vernebelte Margery das Hirn, und sie sank aufs Bett und kämpfte mit Tränen der Erniedrigung.
»Kann ich Euch helfen?« fragte eine Dienerin, die in dem Moment mit einem Tablett voller Salbe, einer Serviette und einer Schüssel voll heißem Wasser hereintrat. Ehe sie das Tablett absetzen konnte, sprang der größte Hund herein, den Margery je gesehen hatte. Er warf einen Blick auf das Bett und sprang los. Die Dienerin schrie, der Mann versuchte, die Schüssel zu fassen, und Margery blieb die Aufgabe, sich gegen Pfoten und eine Zunge zur Wehr zu setzen.
»Sede!« brüllte er. Der Hund sprang vom Bett und setzte sich mit erwartungsvoll klopfendem Schwanz auf den Boden. Sein graues Zottelfell und der hoffnungsvolle Blick, mit dem er Margery ansah, nahmen ihr etwas von ihrer Furcht.
Die Dienerin bekreuzigte sich, und Margery, die sich abwehrend zusammengekauert hatte, richtete sich wieder auf.
Ihr Entführer stellte die Schüssel ruhig wieder auf das Tablett. »Der Hund tut nichts. Mädchen, kleide die Lady aus.«
»Nein!« schrie Margery auf und kreuzte die Arme verteidigend vor ihrem schlammigen Mieder.
»Kommt, legt die Kleider ab, ehe Ihr Euch erkältet. Dieses Kleid muß verbrannt werden. Ich wage zu wetten, daß es älter ist als Ihr.«
Margery sah ihn mit flammenden Wagen an. »Was geht das Euch an?« fauchte sie.
»Ich bin es gewohnt, mich unter Edelfrauen zu mischen, die nicht nach Bauernhof riechen, aber wenn Ihr den Duft von Kuhdung vorzieht ...«
»Kuhdung! Es war Gemüse, und Ihr habt mich in diese Säcke schnüren lassen.« Die Arroganz dieses Mannes war unglaublich.
»Ganz recht. Erinnert mich, daß ich, wenn ich das nächstemal eine Frau entführe, parfümierte Laken dafür nehme.«
»Wollt Ihr eine Gewohnheit daraus machen?« Ihre Stimme klang hoch und schrill, als ihr das Absurde der Unterhaltung bewußt wurde.
Er lächelte kurz. »Ich hoffe, das ist das einzige Mal, aber das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ihr werdet mir hier gehorchen, sonst erhaltet Ihr kein Essen. So einfach ist das.« Ihre wütenden Blicke trafen aufeinander wie zwei Schwerter.
Die Dienerin sah vom einen zum anderen, verstört durch das Gespräch. »Mistress?« Sie tauchte die Serviette in die Schüssel und wartete, daß Margery ihr die Handgelenke hinhielt. Wortlos tat Margery ihr den Gefallen. Selbst die leichteste Berührung ließ sie zusammenzucken.
Als ihr Widersacher Hut und Mantel nahm, erschien eine zweite, ältere Frau auf der Schwelle, die ein Schlüsselbund am Gürtel trug, und knickste.
»Ah, Mistress Guppy.« Er lächelte sie an. »Hier ist unser ein wenig verschmutzter Gast.« Er hielt an der Tür inne, die Hand auf dem Riegel, den Fuß ungeduldig wippend, und wandte sich noch einmal an Margery. »Ihr werdet mir gehorchen, Mistress. Falls man andere passende Kleider für Euch findet.«
»Aber ich will keine.«
»Dann bekommt Ihr auch keine. Und nun ... genießt Euer Bad.«
Die Frau sah ernst zwischen ihm und Margery hin und her, ehe sie die Tür hinter ihm schloß. »Mistress, tut besser, was er sagt.«
Margery wartete, bis die Schritte ihres Entführers auf der Treppe verklungen waren. »Ist er hier der Herr?«
Die ältere Frau nickte. »Ay, das ist er jetzt, Mistress, seit heute morgen. Ein Offizier des Königs. Dieses Herrenhaus, Sutton Gaveston, gehört von Rechts wegen dem Lord of Warwick.«
»Gehörte«, korrigierte Margery mit einem Seufzer. »Mylord ist jetzt ein anerkannter Verräter, und seine Ländereien sind eingezogen.«
»Ah, das haben wir vermutet«, murmelte die Magd und wrang die Hände. »Dürfen wir Euch beim Entkleiden helfen, Mistress? Euer Kleid sieht schrecklich naß aus.«
»Und wie heißt dieser Offizier?«
Die ältere Frau neigte den Kopf. »Ich höre schlecht«, erklärte sie, »sprecht lauter, Mistress.«
Margery wiederholte ihre Frage lauter.
»Mein Sohn – er ist hier Seneschall – sagt, der Mann heiße Stone.« Die Frau trat ans Fenster und sah in den Hof hinaus. »Er sagt, er sei ein Vollstrecker des Königs und habe ein halbes Dutzend bewaffneter Männer bei sich. Sie sind alle erst vor kurzem hier angekommen, nicht lange, bevor der große Schuft und der kleinere Euch hierhergebracht haben. Gott sei Dank, daß das Gesindel sich aus dem Staub gemacht hat. Wir wollen ihresgleichen nicht auf dem Hof haben.«
»Stone«, wiederholte Margery und runzelte die Stirn, als sie den Namen wiederholte. »An seinen Namen erinnere ich mich nicht, aber das Gesicht ...« Es fiel ihr nicht ein, und sie hatte jetzt keine Zeit dafür. Vielleicht erhielt sie nicht noch einmal die Gelegenheit, allein mit den Dienern zu sprechen, und sie schienen ihr freundlich.
Sie ging zu der älteren Frau. »Helft Ihr mir bitte? Ich bin ein Mündel von Mylord Earl und war noch bis vor einer Stunde bei der Herzogin von Clarence auf dem Weg nach Exeter, und dann hat dieser Mann – dieser Stone – mich entführen lassen, zu welchem finsteren Zweck auch immer. Lieber Jesus, ich muß von hier fliehen, sobald meine Kraft zurückgekehrt ist.«
Die Augen der Magd wurden groß. »Glaubt Ihr, Master Stone gedenkt, sich Euch aufzuzwingen?«
»Was sollte er sonst wollen? Er hat mir keine Erklärung gegeben. Ihr habt doch gesehen, wie dieser Mann mich behandelt hat.«
Die Frau am Fenster wandte sich um. »Wir haben Pferde«, sagte sie ruhig, »aber ich kann mich nicht erinnern, daß wir Damensättel hätten. Ihr werdet Euch nicht an mich erinnern, aber ich habe vor Jahren im Hause von Lord Warwick gedient, ehe ich meinen Mann getroffen habe, und ich kenne Euer Gesicht, auch wenn Ihr kein Kind mehr seid. Ihr wurdet mit den Töchtern des Earls erzogen, stimmt es?«
»Ja, so ist es.« Margerys Stimme war heiser vor unvergossenen Tränen.
»Laßt mich Eure Gelenke sehen.«
Margery streckte ihr die Hände hin. Sorgfältig untersuchte die Frau die Abschürfungen.
»Bring mir die Salbe, Bessie.« Zart tupfte sie die Creme auf. »Ay, es brennt, aber es hilft. Paßt nur auf, daß es nicht wieder aufreißt.« Seufzend ließ sie Margerys Hand los. »Hier ist Unrecht geschehen. Bessie, wir müssen dieser Dame helfen. Aber vorerst, mein Kind, ist es am besten, wenn Ihr den Anordnungen des Verwalters gehorcht.«
»Ihre Kleider, Mylady.« Das junge Mädchen wartete noch immer darauf, ihr beim Auskleiden zu helfen.
»Ich brauche mein Kleid. Versteckt es für mich, es sei denn ...« Sie müßte reiten wie der Teufel, wenn ihr die Flucht gelingen sollte. »Könnt Ihr mir Männersachen besorgen? Eine wollene Hose und einen Mantel, darunter kann ich alles tragen, was Ihr finden könnt.«
Die Magd schlug schockiert die Hand vor den Mund. »Mylady!«
»Was soll ich sonst tun?« erwiderte Margery ruhig. »Hierbleiben und mich vergewaltigen lassen? Wenn ich entkommen will, muß ich unbehindert reiten können. Ich riskiere lieber meine Seele dafür, daß ich eine Hose trage, als daß ich mich schänden lasse.« Sie schob sich das nasse Kleid über die Schultern und Hüften.
»Ay«, stimmte die ältere Haushälterin zu, »an Eurer Stelle hätte ich dasselbe gemacht, glaube ich.«
Margery stieg aus dem Kleid. »Meine wenigen Besitztümer sind bei der Herzogin.« Sie machte eine hilflose Bewegung. »Ich habe keinen Schmuck und kein Geld, das ich Euch geben könnte, außer einem Ring, der einmal meiner Mutter gehört haben soll, aber«, ihre Lippen zitterten, »von dem möchte ich mich nicht trennen.«
Die Haushälterin nickte. »Hebt Euch Euren Dank für später auf, mein Kind. Noch seid Ihr nicht weg, und bis zur Nacht ist noch viel zu erledigen. Wenn ich heute abend vielleicht mit dem Ale großzügig bin ...« Nachdenklich klopfte sie sich mit dem Finger an die Nase.
Margery umfaßte dankbar ihre Schultern. »Eines Tages werde ich mich, wenn ich es kann, dankbar erweisen, das schwöre ich.«
Später, als sie gebadet, warm und in frischer Wäsche dasaß, kroch Margery unter das Laken und zwang sich, an nichts mehr zu denken. Um zu entkommen, brauchte sie Kraft, und dafür brauchte sie Ruhe. Eine Stunde Schlaf seit letzter Nacht war nicht genug, wenn sie ihren Verstand beisammenhaben wollte.
Als sie erwachte, erkannte sie am Sonnenstand, daß es schon später Nachmittag war. Sie öffnete die Fensterläden und erschauerte im kalten Wind, als sie die Richtung prüfte, in die sie reiten mußte. Südwest, die Richtung, in die der Earl geflohen war, oder nach Norden, zurück ins Kloster? Nein, nicht wieder ins Kloster. Sie gehörte zum Haushalt des Earls. Wenn sie diese Nacht aufbrach, traf sie den Earl vielleicht noch in Exeter. Die Stadt war dafür bekannt, daß sie auf seiner Seite stand, und er hatte zwei Schiffe in Dartmouth. Aber was, wenn sie zu spät kam? Was, wenn er sich schon nach Calais eingeschifft hatte? Vielleicht konnte sie mit einem Fischerboot hinterherfahren, wenn sie den goldenen Perlenring verkaufte. Das Problem, wie sie der Herzogin ihr Verschwinden erklären sollte, würde schwer zu lösen sein, denn sie würden deswegen schlecht von ihr denken, aber darum würde sie sich kümmern, wenn es soweit war.
Sie erschrak, als schwere Schritte die Treppe hochkamen und vor ihrer Tür innehielten. Das Geräusch eines Schlüssels im Schloß ließ sie erzittern, aber als die Tür sich öffnete, hatte sie die Schultern gestrafft und sah scheinbar unbeteiligt zur Tür.
»Ihr habt geschlafen?« Es war Master Stone. Sie rührte sich nicht und sah an die Decke. »Das Gerücht geht, daß ich Euch vergewaltigen will.« Margerys Schultern spannten sich an, aber noch immer sah sie ihn nicht an. »Nun, die Idee ist nicht schlecht. Welche Zeit würde Euch denn passen?«
Sie unterdrückte ein Aufkeuchen. Ihr Herz begann, heftig zu schlagen, aber sie zwang sich zur Ruhe und wandte nicht einmal den Kopf. »Wenn es Euch gefällt, mich vorher zu verhöhnen, Vollstrecker des Königs, dann je eher, desto besser.« Sie spürte seinen Blick sengend auf ihrem Rückgrat.
Er lachte, aber ohne Bosheit. »Ich gratuliere Euch zu Eurem Mut, aber Ihr habt von mir nichts zu befürchten. Verzeiht meinen schlechten Humor.« Sie ignorierte ihn. »Ich bitte Euch, wendet Euch um. Das Licht macht Euer Kleid viel zu durchsichtig, und das lenkt mich von meinem Zweck ab.« Margery blickte an sich hinab, und sie fragte sich, ob er wohl die Wahrheit sagte. »Tut mir den Gefallen, Mistress!«
Der plötzliche Ärger, der in seinen Worten mitschwang, erschütterte ihre Beherrschung, aber sie weigerte sich, ihm zu gehorchen. Sie blieb still stehen, die Schultern gestrafft, den Blick abgewandt. Sie hörte, wie er näher trat. »Ihr seid stolz über Euren Stand hinaus. Was seid Ihr denn schon, außer der Kammerfrau einer Herzogin?« Sie spürte, wie sein Blick kalt über sie glitt, und zuckte zusammen. Seine Stimme kam noch näher. »Warum sollte ich das abgelegte Spielzeug des Königs haben wollen? Ihr kommt ohne Mitgift und seid gebrauchtes Gut, Mistress. Überall kann ich einen besseren Handel abschließen.«
Seine Stimme klang bitter, als habe er einen persönlichen Grund, sie zu verachten. Ihre Brust hob und senkte sich vor Ärger, aber sie wußte keine Antwort. Noch nie hatte sie jemand so offen auf ihre Situation hingewiesen. Die Wahrheit hatte sie sich selbst nie eingestanden, und nun traf sie sie wie ein Peitschenschlag. Margery unterdrückte ihre Tränen und beschäftigte sich, indem sie die Fensterläden schloß.
»Keine Sorge, Mädchen, seid nur getrost. Vielleicht wird es für Euch wieder Sommer. Morgen bringe ich Euch zu Eurem Geliebten. Vielleicht hat der König Euch nur vorübergehend abgelegt.«
Margery war von der Fähigkeit des Fremden überrascht, sie jedesmal zu verblüffen, wenn er nur den Mund aufmachte, aber verdammt wollte sie sein, wenn sie ihn das merken ließ.
»Der König?« wiederholte sie kühl und drehte sich um, wobei sie zu ihrem Unbehagen entdeckte, daß er nur einen Schritt hinter ihr stand. Sie weigerte sich noch immer, seinem scharfen Blick zu begegnen, sah beiseite, war sich aber seiner Größe und Stärke sehr bewußt; er könnte sie so leicht überwältigen. »Warum sollte der König mich wiedersehen wollen? Denkt Ihr, Ihr bekämet eine Belohnung dafür?«
Aber er antwortete nicht, blickte nur auf die Halbkugeln ihrer Brüste, die über dem geborgten Unterkleid sichtbar waren. Margery fühlte sich bloßgestellt und bemerkte zu spät, wie deutlich sich ihre Brustspitzen unter dem feinen Stoff abzeichneten. Für einen Moment verschwand die sorgfältige Beherrschung aus seinem Blick und wurde durch einen Blick reinsten männlichen Begehrens ersetzt.
»Eine Belohnung?« antwortete er endlich mit schwachem Lächeln. »Ja, die gibt es mit Sicherheit.«
Richard löste den Blick von seiner verführerischen Gefangenen und fluchte unhörbar. Mit Margery von Warwick hatte er noch eine Sache zu Ende zu bringen.
Diese verlockend geöffneten Lippen, das Gefühl ihrer Schenkel unter seinen, als er einmal über ihr gelegen hatte, dieses seidige honigfarbene Haar – die Bilder hatten ihn nächtelang verfolgt. Wußte sie, wer er war? Erinnerte sie sich an die Intimität ihres letzten Treffens? Oh, Himmel, wenn der König doch nur nicht ...
Das Mädchen sah ihn jetzt an, die Stirn leicht gerunzelt, und am liebsten wäre er mit den Fingern ihre bloßen Schultern entlanggefahren, hätte sie an sich gezogen und sie geküßt.
»Ihr habt also Erwartungen, Vollstrecker des Königs«, unterbrach sie das Schweigen, ihre Stimme heiser, als versagte sie ihr den Dienst. »Ihr verschwendet nur Eure Zeit. Ich glaube, der König hat mindestens drei offizielle Mätressen.«
»Den Pandarus zu Eurer Cressida zu spielen ist auch nicht nach meinem Geschmack«, erwiderte er glatt, während er sich innerlich darüber ärgerte, daß der Körper dieses Bastardmädchens ihn erregen konnte wie der keiner anderen Frau. Er wollte sie hassen, weil sie ihn all die Jahre verfolgt hatte. »Außerdem werdet Ihr sehen, daß sich der Troidus Eurer Träume ein wenig verändert hat.« Die Kritik am König erleichterte seinen Zorn, aber nicht seine Erregung. Hastig neigte er kurz den Kopf und ging zur Tür.
»Ihr glaubt also, Ihr würdet meine Träume kennen, Master Stone, ja?« Ihr höhnischer Ton traf ihn.
Er zögerte an der Tür und wandte den Kopf. »Natürlich nicht.« Er lächelte kühl. »Die Allwissenheit überlasse ich Gott.«
Geräuschvoll verschloß er die Tür und schritt die Holztreppe hinunter, gereizt wie ein Hund, dem man den Knochen gestohlen hat, und wütend auf die Welt.
Die Unterlagen des Herrenhauses lagen noch dort, wo er sie liegengelassen hatte, sorgfältig gehalten von einem Silberleuchter und einer Holzschüssel auf dem Tisch des Seneschalls. Der Raum war kalt, da das Feuer in seiner Abwesenheit niedergebrannt war. Er rief seinen Diener, damit er ihm Wein hole, und setzte sich mürrisch hin. Als Vollstrecker des Königs wurde von ihm erwartet, daß er die Dokumente jedes Hauses überprüfte, das er Verrätern abnahm und der Krone zuführte. Darüber mußte er in Westminster Bericht erstatten, aber die dichten Zahlenreihen vor ihm fesselten ihn weit weniger als der verführerische Schatz oben.
Das Kinn in die Hand gestützt, starrte er gedankenverloren auf die steinerne Wand vor sich und fragte sich, was er bis zur Dunkelheit erreicht hatte.
Seit dem Tag vor sechs Jahren, als er mit dem König gewettet hatte, hatte die Erinnerung an dieses Mädchen ihn verfolgt und gequält. Es hatte der trunkenen Wette mit König Edward und den anderen Hitzköpfen in Warwick nicht bedurft, jedes Mädchen im Haus zu küssen, ehe die Nachmittagsglocke schlug, um Richard auf Margery aufmerksam zu machen. Sein Appetit war schon drei Tage eher geweckt worden, als er im Gefolge des Earl of Northumberland, dem jüngeren Bruder des Earls, in der Burg des Königmachers eingetroffen war und sie das erstemal gesehen hatte. Aber damals war er zu jung und zu wenig selbstsicher gewesen, um sie dazu zu bringen, ihn zu beachten.
Wenn er an diese verdammte Wette nur dachte, kochte er vor Zorn. Seine Erinnerung daran war noch so frisch, als wäre es gestern gewesen. Er war der erste, der die Scheune erreicht hatte, in der sich Warwicks Töchter und die anderen Edelfräulein verborgen hatten. Margery hatte als Wächter dienen müssen, und er sah sie immer noch vor sich, als sie entdeckte, daß er über den Hof auf sie zurannte. Sofort war sie in einem Wirbel von Röcken und schimmernden Haaren in der Scheune verschwunden. Er hatte sie eingeholt, als sie die Hände auf die Leiter gelegt hatte, die nach oben führte, und hatte sie herumgedreht. Es war so leicht gewesen, sie rückwärts ins Heu zu werfen. Sie hatten beide gelacht, als er sich rasch auf sie gelegt und ihre Handgelenke neben ihrem Kopf festgehalten hatte. Dann erstarb ihr Lachen, als wäre die Zeit stehengeblieben. Ihre schönen Haare hatten auf dem Heu gelegen wie Strähnen aus gesponnenem Gold, und er hatte sich in ihren großen, blauen staunenden Augen gespiegelt. Ihre Lippen hatten sich instinktiv geöffnet, als wenn sie nur auf ihn gewartet hätten. Da wußte er, daß er sie hatte und daß es richtig war.
Aber er hatte ihren frischen Liebreiz eine Sekunde zu lange genossen. Wie geifernde Hunde waren die anderen Jugendlichen hinter ihm in die Scheune gekommen, der König voran. König Edward hatte Richard zur Seite geschleudert und an seiner Stelle den Kuß verlangt. Weder er noch Margery hatten gesehen, daß Richard die Scheune wütend verlassen hatte.
Aber nun hatte er Margery of Warwick wieder in der Hand. Als er sie heute morgen wiedererkannt hatte, als sie die Haube zurückschob und dieses honigfarbene Haar enthüllte, hatte sein Blut schon gekocht. Ihr Anblick, so real und nur wenige Schritte entfernt, hatte sein Herz schneller schlagen lassen. Sie hatte ihn sogar angesehen, wenn auch als einen Fremden, die Lippen leicht geöffnet, den Wind in den Haaren, und sofort hatte ihn ein Schwindel erfaßt.
»Tagträume, Sir?«
Richards Blick kehrte in die Gegenwart zurück, in den Raum des Burgverwalters, und traf auf das grinsende Gesicht seines Dieners Matthew. Auch sein Hund war da und stieß ihn Aufmerksamkeit erheischend mit der Nase an.
»Ich habe Euch gefragt, ob Ihr ... ach, egal, Sir, zumindest seid Ihr nicht verhext. Einen Moment lang sah es so aus, als hätten Euch die Trolle geholt.«
»Ich bin verhext«, erwiderte der Vollstrecker des Königs und streichelte abwesend das Fell des Hundes. »Und es gefällt mir kein bißchen.«
»Aber Ihr habt jetzt das Mädchen wie eine Fliege im Netz«, erwiderte Matthew Long fröhlich, während er einen irdenen Krug mit Wein und einen Pokal vor seinen mürrischen Herrn stellte.
»Glaubst du, ja?« murmelte Richard, ohne den Blick zu heben. »Ich habe einen weiblichen Igel in den Händen. Ich weiß nicht, ob ich klug gehandelt habe.« Er hob den Blick und sah seinen Diener an. Das Dokument, nun nicht mehr gehalten, rollte sich zusammen.
»Nun, das ist doch jedenfalls mal was anderes«, kommentierte sein Diener und zog wirkungslos an den Kanten des Papiers. »Jetzt braucht Ihr das Mädchen nur noch, wie geplant, dem König zuzuführen.«
Richard schob die Papierrolle beiseite. »Das Leben ist so einfach für dich, Matthew, nicht wahr?« seufzte er. »Hier sitze ich, von Gewissensbissen gequält, und du hättest ...«
»Das Mädchen längst genommen«, murmelte Matthew. Er wischte sich die Hände trocken. »Es ist ja nicht so, daß sie ein unbescholtenes Mädchen wäre, nicht wahr ...« Seine Stimme erstarb, als die Miene seines Herrn bedrohlich wurde. »Nun, ich weiß es nicht«, zog er sich hastig zurück.
»Was weißt du nicht?« fragte sein Herr sorgfältig.
»Nun, Sir, Ihr seht dieses Mädchen, und der Teufel soll mich holen, wenn Ihr sie nicht vor aller Augen mitgenommen habt, und nun denkt Ihr, daß Ihr sie doch nicht wollt. Das ist für einen simplen Geist wie meinen recht verwirrend.«
»Sie ist eine benutzte Frau.« Der Vollstrecker des Königs goß sich einen Becher Wein ein.
»Aber, Herr, Ihr habt gesagt, es war der König ...«
»Macht das einen Unterschied?« Grüne Augen, hart wie Stein, starrten Matthew an.
Sein Diener nickte. »Ja, ich denke schon, Herr. Ich würde zu den Mätressen eines Königs nicht nein sagen, schon gar nicht, wenn es die vom alten Ned sind. Ich meine, nun, er ist ...«
»Ein Mann von Geschmack, willst du sagen? Das ist ein eleganter Ausdruck, Matthew, aber selbst ich kann auf König Edwards Mätressen verzichten.« Richard trank einen Schluck und beobachtete, wie der andere tief Luft holte.
»Ah«, erwiderte Matthew.
»Ja, Matthew, ah. Vielleicht ist es nicht mein Gewissen, sondern mein Stolz, der mich quält.« Er trank noch einen Schluck.
»Schon möglich, Sir. Alles, was ich weiß, ist, daß ich Euch schon lange nicht mehr in so einer Stimmung gesehen habe. Was soll also geschehen?«
»Ich denke, sie wird versuchen zu fliehen.« Richard genoß es, als er Matthews Erstaunen sah.
»Glaubt Ihr, daß sie den Mut dazu hat?«
»Oh, ja, ich wette, sie will unbedingt noch nach Exeter und zu den Frauen des Earls stoßen, ehe sie das Schiff besteigen.«
»Dann fangen wir sie auf der Treppe ab?«
»Nein«, fuhr sein Herr fort, »wir sollten sie nicht aufhalten.«
»Nicht – zum Henker, Herr, soll ich Euch ins Irrenhaus bringen? Nach all dem Wirbel, nachdem wir Gerüchte verbreitet haben, daß die Männer des Königs so nahe seien, nach dem Mieten des Wagens, dem Anheuern der Männer ...« Matthew verstummte. Richard wartete und unterdrückte angesichts der Verwirrung des Mannes ein Lächeln. »Na gut«, murmelte sein Diener beleidigt. »Wenn Ihr Euch noch für etwas anderes als für das Mädchen da oben interessiert, draußen wartet der Seneschall mit einem Gesicht, als sollten ihm die Daumen abgeschnitten werden. Wollt Ihr ihn aus seinem Unglück erlösen?«
»Nun gut, in ein paar Minuten.« Richard entließ ihn mit einem Nicken.
Als er allein war, leerte er seinen Becher und vergrub den Kopf in den Händen. Bei allen Heiligen, was hatte er da nur gemacht? Es war nicht seine Art, so kopflos vorzugehen, wenn es um eine Frau ging. Würde er seine Dummheit noch bereuen? Aber jeder Narr hätte sehen können, daß der Earl das Mädchen aus seiner Reichweite holte, zusammen mit dem Rest seines Haushaltes, um nach Calais zu fliehen. Es wäre dumm gewesen, die Gelegenheit nicht zu ergreifen, sich das Mädchen zu holen. Es wäre auch teuer gewesen, sie aus Calais zurückzuholen. Deswegen hatte ausgerechnet er, der Mann, der den Ruf hatte, immer besonnen und ruhig vorzugehen, unvorhergesehen gehandelt. Ein Mädchen zu entführen klang wie etwas aus den Märchen um König Artus, die Sir Thomas Malory immer erzählte, schalt sich Richard, es war keine Rolle, in der er sich wohl fühlte. Außerdem war Margery, verdammt sollte sie sein, keine Jungfrau mehr.
Wenn sie dem König doch nur nicht erlaubt hätte, sie zu verführen! Zum Glück hatte er noch ein paar Tage Zeit, um zu entscheiden, was er mit ihr machen sollte. Die Karten lagen auf dem Tisch, aber die Entscheidung lag immer noch bei ihm, und doch ... und doch bedeutete es ein Risiko, das Mädchen zum König zu bringen – der königliche Frauenheld konnte sie noch immer wollen. Aber sie nicht zum König zu bringen war noch viel gefährlicher. Nein, vielleicht blieb ihm keine Wahl. Der König mußte wissen, daß er sie in Besitz hatte.
Was den kleinen Hitzkopf selbst betraf – er bezweifelte, daß er sie innerhalb weniger Tage zähmen könnte. Es war besser, sie an der festen Leine zu führen und die eigene Leidenschaft zu zügeln. Außerdem mußte er mehr über Mistress Margery of Warwick erfahren. Es reichte nicht, daß sie ihn erregte. Die nächsten Tage würden es ihm auf die eine oder andere Weise zeigen. Wäre es nicht eine Aufgabe, sie immer wieder zum Erröten zu bringen? Heute nacht aber würde er sie wie einen jungen Jagdfalken fliegen lassen.
***
Margery folgte der Haushälterin lautlos durch den dunklen Flur. Sie hielt den Atem an, als der Riegel zurückgeschoben wurde, aber ihre neue Komplizin tat es mit Sorgfalt. Draußen knurrte ein Hund, aber Mistress Guppy warf ihm einen Extraknochen hin und führte Margery dann zu den Ställen. Dort wartete schon der Enkel der Frau mit einem gesattelten Pferd.
»Ich kann Euch nicht angemessen für Eure Hilfe danken«, flüsterte Margery, und ihr Atem schlug Wolken in der kalten Luft. »Der Himmel verhüte, daß Ihr bestraft werdet.«
»Ich habe keine Angst«, wisperte die ältere Frau. »Wir sind die Diener des Earls, zumindest waren wir es bis gestern. Wir helfen Euch um des Earls willen, und wir hoffen, daß Ihr es ihm sagt.«
»Ich vergesse es nicht.« Margery beugte sich vor und gab der Frau einen raschen Kuß auf die Wange. »Gott schütze Euch.«
»Nehmt das, Mylady. Es ist alles, was ich finden konnte.« In ihrer Hand lag ein Küchenmesser, die Klinge in ein Tuch gewickelt. Sie reichte es Margery, als wäre es ein heiliges Schwert, und sie nahm es nicht weniger dankbar entgegen, als wäre es Excalibur.
Margery steckte die Waffe in ihren Gürtel und erbebte, als sie sich nicht zum erstenmal fragte, ob sie nicht aus einem Kessel mit kochendem Wasser in das Feuer darunter kletterte. Das Warten auf die Nacht war schon schwer genug gewesen, aber als sie jetzt die Kälte auf den Wangen spürte und die Schwärze der Nacht vor sich hatte, brauchte sie all ihre Kraft, um ihren Plan auch auszuführen.
Mit einem Seufzer wandte sie sich nach Südwesten und lenkte das Pferd auf den Weg. Das Rascheln in den Büschen und die Schatten auf dem Weg beunruhigten sie. Sie war es nicht gewöhnt, allein zu sein, schon gar nicht nachts. Ohne Diener, die sie bewachten, war der Weg genauso gefährlich und unvorhersehbar wie der Mann, vor dem sie gerade floh.
Als sie außer Sicht des Hauses war, schwang Margery sich in den Sattel. Es war nicht leicht ohne Hilfe, noch dazu bei einem Herrensattel. Wie die Töchter des Earls war sie es gewöhnt, im Damensitz auf einem zahmen Pferd zu reiten. Es war ungewohnt, wie ein Mann zu sitzen, und das Pferd, das ihr Unbehagen spürte, wurde unruhig. Margery vergeudete mehrere Minuten damit, mit dem Tier einig zu werden, wer von beiden die Führung übernahm.
Die Richtung war klar. Sie kam durch ein Dorf und wandte die Augen vom Friedhof ab. Das Pferd war noch immer unruhig. Es spürte ihre Furcht und reagierte wie sie auf jedes Rascheln und jede Bewegung. Kurz hinter dem Ort scheute das Pferd, als etwas durch die Luft zischte und ein Hund hinterhersprang. Beim Anblick des größeren Tieres blieb er stehen und knurrte, die Nackenhaare gesträubt. Erregt tänzelte das Pferd seitwärts. Margery grub ihm verzweifelt die Hacken in die Seiten und trieb es vorwärts. Schließlich gab das Tier nach, der Hund aber schnappte nach seinen Hacken und begann, laut zu bellen.
»Schneller, schneller«, flüsterte Margery dem Pferd ins Ohr, als könnte es sie verstehen. Sie drehte sich um, aber entgegen ihrer Erwartung kam kein müder Dorfbewohner herausgestolpert, um nachzusehen, was los war.
Die Straße führte bald in den Wald. Es wäre dumm, hier langsamer zu reiten. Es war schwierig, aber sie schaffte es, zumal sie wußte, daß das Hufgetrappel jeden Schurken im Umkreis von ein paar Meilen anlocken würde. Als die Straße steil anstieg, verfiel sie in Trab. Rechts war dichter Wald, links eine dichte Hecke. Vor sich, auf der Kuppe des Hügels, meinte sie, einen Schatten den Weg überqueren zu sehen. Sie war sich nicht sicher, ob es ein geduckter Mann oder ein Tier war. Sie zügelte ihr Pferd und lauschte, hörte aber nichts. Margery faßte die Stelle ins Auge, wo sie den Schatten gesehen hatte, und ritt näher heran. Dann blieb sie erneut stehen, um zu lauschen. Diesmal knackte ein Zweig im Wald, als würde ein Mann oder ein Tier drauftreten.
Ihr blieb keine andere Wahl, als so schnell wie möglich an der Stelle vorbeizugaloppieren. Das war angesichts des steilen Pfades nicht leicht. Margery trieb das Pferd vorwärts, blieb aber nach fünfzig Metern stehen, um erneut zu lauschen. Diesmal herrschte ein bedrückendes Schweigen. Margery wickelte sich die Zügel um die linke Hand, sprach ein leises Gebet, zog mit der rechten das Küchenmesser aus dem Gürtel und hielt es bereit.
Fast hätte sie es überhört – das Schnaufen eines Tieres oder das unterdrückte Niesen eines Mannes. Sie wußte, daß sie jetzt schnell handeln mußte, und sie trieb das Pferd zu vollem Galopp an. Im selben Moment sprang ein Schatten auf den Weg, und ihr Pferd bäumte sich erschrocken auf und warf sie fast ab. Eine Hand fiel ihr in die Zügel, und Margery hieb mit dem Messer danach. Ein zweiter Angreifer fiel sie von hinten an, um sie aus dem Sattel zu ziehen. Wild schwang Margery das Messer durch die Luft, und etwas Häßliches, aber Menschliches schrie auf und ließ sie los.
Margery brauchte alle Kraft, um ihr Pferd wieder unter Kontrolle zu bringen und vorwärts zu treiben. Endlich gehorchte das Tier, ehe die Schurken wieder bei ihr waren, und sie galoppierte davon und hielt erst nach einer Meile an, als sie bei einem Tor in der Hecke ankam. Ihr Atem ging genauso keuchend wie der des Tieres, und sie zitterte am ganzen Körper.
Das Messer. Wo war das Messer? Es mußte ihr aus der Hand gefallen sein, als das Pferd sich zum zweitenmal aufgebäumt hatte.
»Himmel, hilf«, flüsterte sie. »Ich bin so hilflos.« So hilflos, daß es ein Wunder wäre, wenn sie bis Exeter käme, ohne vergewaltigt oder umgebracht zu werden. Am besten kroch sie unter eine Hecke und hoffte, daß man sie dort in Ruhe ließ. Aber ein Mann würde sie nicht in Ruhe lassen. Der Gedanke daran, erneut von dem Vollstrecker des Königs gedemütigt zu werden, war es schließlich, der sie erneut ihr Tier antreiben ließ, trotz ihrer Verzagtheit.
Glücklicherweise war die Landschaft jetzt offener, Felder erstreckten sich rechts und links des Weges, vom Frost versilbert. Dennoch fühlte Margery sich zunehmend unbehaglich. Der Sattel scheuerte durch den Wollstoff ihrer Hose ihre Schenkel auf, und sie sehnte sich nach der Wärme ihrer langen Röcke. Als sich die Kälte wie ein eisiger Schal um ihren Hals legte, erschauerte sie und zog den Mantel enger um sich. Ihr einziger Trost war, daß sie ein bißchen Abstand zwischen sich und den neuen Dämon in ihrem Leben gelegt hatte.
Ohne weiteren Zwischenfall erreichte Margery das Ende des nächsten Dorfes, aber der folgende Hügel gab ihr dann den Rest. Sie hörte Ketten im Wind rasseln, und ihr Körper überzog sich mit einer Gänsehaut. Schnell hielt sie sich die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Über ihr schaukelte ein toter Mann an einem Galgen. Margery konnte ihn kaum sehen, aber der entsetzliche Gestank verfaulenden Fleisches stieg ihr in die Nase. Sie würgte und wandte den Blick ab. Es hieß, daß die Geister der Gehängten rund um den Galgen ihr Unwesen trieben und die Lebenden verspotteten. Wieder ließ ein Windstoß die Ketten klirren, und Margery trieb ihr Pferd voller Panik vorwärts. Das Pferd schoß los und raste viel zu schnell den Hügel hinunter. Es stolperte über ein Kaninchenloch und wieherte laut.
Margery zog die Zügel an, und ihr Herz klopfte heftig. Sie beruhigte ihr Pferd und verfluchte ihre eigene Dummheit. Alles, was das Pferd noch zustande brachte, war ein holpriger Schritt. Margery glitt aus dem Sattel und untersuchte das Bein des Pferdes. Soweit sie es im Dunkeln erkennen konnte, hatte es auf dem Hügel ein Hufeisen verloren. Sollte sie bis zum Sonnenaufgang warten und den örtlichen Schmied bitten, es neu zu beschlagen? Aber wie sollte sie ihn bezahlen? Wie lange würden Stone und seine Männer brauchen, um sie zu finden?
Trostsuchend lehnte Margery ihre Stirn an den warmen Pferdehals. Die Wahrscheinlichkeit, ihren Earl noch zu erreichen, war so groß wie die Möglichkeit, auf einem Besen zu fliegen. Kein Geld, kein Pferd, keine Diener. Margery unterdrückte die Tränen und rieb sich mit dem Handschuh über das Gesicht. Sie mußte sich benehmen wie ein Mann, aber sie brachte kaum einen klaren Gedanken zustande.
Margery gab das Pferd frei und machte sich dann resolut wieder in Richtung Südwesten auf. Sie würde so lange weitergehen, bis sie an ein Kloster kam, und dort dann um Hilfe bitten.
Margery ging und ging, wobei sie jedesmal erschrocken zusammenfuhr, wenn ein Zweig knackte oder ein Tier davonhuschte. Bei jedem Schritt wurde ihr kälter, und als der Morgen dämmerte, waren ihre Hände fast gefühllos.
Auch ihr Geist fror langsam ein und wurde erst wieder wachgerüttelt, als sie das Donnern von Hufen hinter sich vernahm. Die Straße war ganz gerade, und noch ehe sie wie ein erschrockener Hase an der Seite nach einem Versteck suchen konnte, erschienen zwei Reiter auf dem Weg, von einem Hund begleitet.
Der Hund kam hechelnd auf sie zugerannt. Er blieb kurz stehen und sah sich nach den Reitern um, dann lief er weiter auf Margery zu. Stones Hund, der ihren Geruch jetzt kannte, aber gleichwohl den Befehlen seines Herren gehorchte.
»Sede!« flüsterte Margery in der Hecke energisch.
Wundersamerweise sah das Tier sie an, winselte leise und setzte sich dann mitten auf den Weg, um an seinem Schwanz nach Fliegen zu jagen. Margery segnete das Tier und schloß die Augen, voller Hoffnung, daß die Männer ihren rauhen Atem nicht hören würden. Es war eine beschämende Vorstellung, wieder eingefangen zu werden, aber der Gedanke, noch ein paar Tage allein auf der Straße zu verbringen, hatte auch nichts Verlockendes für sie.
»Wir haben etwas gesehen, aber ich schwöre, daß es ein Mann war, keine Frau.«
»Sie ist hier.« Stones Stimme klang scharf. »Ich kann es spüren. Stochere mit dem Schwert in die Hecke.«