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Rocky betreut Schüler an einer Grundschule in einer kleineren Großstadt. Die Schüler stammen nur selten aus Problemfamilien, aber viele von ihnen sind anfällig für die modernen asozialen Tendenzen unserer Gesellschaft. Weder die Betreuerkollegen noch die Lehrer der Grundschule sind erfahren genug oder in der Lage eine, vielleicht unüberlegte, aber wirksame Intrige einer Schülerin gegen Rocky zu durchschauen. So verstärken oder duldeten sie die unberechtigten Vorwürfe einer Straftat, die den Betreuer den Job kostet. Bis auf ganz ganz wenige echte Freunde. Nach jedem Kapitel gibt es Fragen an die Leser um die Themen Mobbing, Rufmord, Freundschaft, Lüge und den oft unbequemen Weg zur Wahrheit.
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Seitenzahl: 53
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sofie Justen
Der Tag, als Rocky verschwand
Eine dramatische Vorlese- und Selbstlesegeschichte für 8 bis 12-jährige
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Widmung
Einführung für Vorleserinnen, Vorleser und Selbstleser
Kapitel 1: Der leere Stuhl
Kapitel 2: Spuren im Alltag
Kapitel 3: Als wäre er nie da gewesen
Kapitel 4: Die Geschichte beginnt zu kreisen
Kapitel 5: Ein Blick zurück – Rocky war immer da
Kapitel 6: Die erfundene Geschichte
Kapitel 7: Wer schweigt, macht mit
Kapitel 8: Rockys Gedanken
Kapitel 9: Ein Vater meldet sich
Kapitel 10: Der Brief
Kapitel 11: Was keiner wissen wollte
Kapitel 12: Rocky kehrt nicht zurück
Kapitel 13: Die Lücke bleibt
Kapitel 14: Die Entschuldigung
Kapitel 15: Sofia schreibt
Kapitel 16: Rocky antwortet
Kapitel 17: Der kleine Kreis
Kapitel 18: Der Baum
Kapitel 19: Die Fragen bleiben
Kapitel 20: Ein Feind, mit dem Rocky nicht rechnen konnte
Kapitel 21: Besuch in der Ferne
Kapitel 22: Neun Jahre später
Abschlussimpulse zum Vorlesen
Epilog: Für Rocky
Nachwort für Kinder
Pädagogisches Nachwort
Die Wahrheit über Lügen
Impressum neobooks
Dieses Buch ist allen gewidmet
die sich für gleiche Chancen in der Bildung
und für soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Manchmal geschehen Dinge, die kaum zu fassen sind. Ein Mensch, den viele Kinder liebgewonnen hatten, verschwand plötzlich aus ihrem Alltag. Nicht, weil er es wollte, sondern allein, weil andere über ihn urteilten und ihn verurteilten. Und das ohne jede Fairness, ohne Zuhören, ohne Rücksicht auf die Wahrheit und vor allem ohne jedes Recht. Diese Geschichte erzählt davon.
Sie handelt von Rocky. Er war anders als die meisten Erwachsenen – ruhig, aufmerksam, verlässlich und unendlich geduldig mit Kindern. Er konnte sie wirklich verstehen und nahm sie ernst. Und er war immer da, wenn man ihn brauchte: beim Pflasterkleben, beim Zuhören oder wenn er den Kindern ihre Traurigkeit zum Verschwinden brachte. Doch scheinbar wurde ihm genau das zum Verhängnis.Ein weiser Mensch, Seneca, sagte schon vor fast 2000 Jahren: „Du wirst gehasst, wenn du geliebt wirst.“ Vielleicht zeigt diese Geschichte, dass etwas Wahres daran ist.
Diese Erzählung lädt euch ein, zu fühlen, zu fragen und euch zu erinnern. Vielleicht hilft sie, euch zu erkennen, wie wichtig es ist, Haltung zu zeigen, wenn es schwerfällt, weil so viele andere keine Haltung zeigen.
Ein Hinweis: Manche empfinden diese Geschichte als sehr traurig und ungerecht. Sie handelt von wirklich schreiender Ungerechtigkeit und von Rückschlägen im Leben, die einfach ertragen werden müssen, ohne eine Garantie auf ein Happy-End. Doch gerade, wenn Kinder solche Situationen mitfühlen können, ist das ein Zeichen dafür, dass sie die Geschichte berührt, sie diese nachfühlen können und sie so daraus besser lernen können.
Dieses Buch ist in hybrider Form geschrieben, als Belletristik, also Unterhaltung in Verbindung mit Sachtexten. Die aufgeführten pädagogischen Fragen nach jedem Kapitel können sicher nicht alle und auch sicher nicht jedem Kind gestellt werden. Vorleser sollten die Fragen an das zuhörende Kind daher klug auswählen und dabei sehr geduldig bleiben. Auf die Fragen gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Sie können und sollen aber so weit zum Nachdenken anregen, dass sie weit in das philosophische Denken vordringen können.
Diese Melly-Tales-Story ist deutlich ernster als manche andere Melly-Tales-Erzählung. Für ganz junge Leseanfänger ist sie weniger geeignet, da sie etwas anspruchsvoller und stellenweise ziemlich aufwühlend ist. Auch die meisten Kinder ab acht Jahren benötigen beim Lesen noch eine einfühlsame Begleitung. Sie ist keine leichte, aber eine wertvolle Geschichte – nicht nur für Kinder.
Ganz im Stil der Melly-Tales Reihe ist auch dises Buch wieder im hybriden Stil geschrieben, also eine Mischung aus Unterhaltungsliteratur und Sachbuch. Man kann den Schabuchtitel auch auslassen, was hier bedeutet, dass die Fragen mit den Kinder nicht besprochen werden. Oder man arbeitet ganz gezielt pädagogisch mit den Kindern und verwendet die Fragen als Anregeung dafür.
Die Geschichte ist frei erfunden, obwohl vergleichbare Situationen im wirklichen Leben durchaus vorkommen und die Ideen dazu aus verschiedenen tatsächlichen Erlebnissen stammen. Sollte sich jemand in einzelnen Figuren oder Situationen wiedererkennen, so ist dies nicht beabsichtigt. Es handelt sich weder um eine Anspielung noch um eine Bewertung realer Personen.
Eine gute Zeit beim Lesen oder Vorlesen wünscht,Sofie Justen
An einem Freitagmorgen, als der Winterregen leise gegen die Fenster der Schulkantine trommelte, blieb ein Stuhl leer. Es war nicht irgendein Stuhl. Von dort aus wurden die Kinder sonst immer fröhlich begrüßt – von dem Betreuer, der alle kannte und von den meisten sogar den Geburtstag wusste. Nur ein einzelner Stift lag neben der Anmeldeliste auf seinem Platz. Als ein Kind an den Tisch stieß, rollte der Stift über die Tischkante und fiel zu Boden.
Der ihn sonst immer aufhob, wenn die Kinder etwas zu eifrig drängelten, war nicht da. Es waren schon über fünfzig Kinder in der Schulkantine, aber der Raum wirkte trotzdem leer.Es war Rocky, der fehlte – der Mann, den auch alle Kinder kannten. Selbst die, die erst seit Kurzem hier waren.
„Wo ist Rocky?“, fragte Nika. Sie war sonst nie die Erste, die etwas sagte.
Niemand antwortete. Nur die Hortleiterin war kurz hereingekommen, hatte etwas gemurmelt – von einem Ausfall wegen Krankheit – und war gleich wieder verschwunden.
Aber krank? Rocky?Er war nie krank. Kein Kind glaubte das - vor allem so, wie es gesagt wurde. Rocky war sonst immer da!Sogar damals, als die meisten anderen Betreuer die Grippe hatten. Selbst mit blauen Flecken und roten Schrammen, die er sich geholt hatte, weil ihn ein Kind vor Freude ansprang und er es auffing. Bevor es sich, gut gelaunt wie immer, einen Verband aus dem Erste-Hilfe-Kasten holte, erklärte er noch geduldig ein Kartenspiel – damit sich ein schüchternes Kind nicht ausgeschlossen fühlte.
Rocky, das heißt Felsen und er war wirklich wie ein Felsen. Nicht nur, weil er so sportlich war. Die Kinder benutzten ihn oft als lebendigen Kletterfelsen, und er machte das mit, ohne zu schimpfen.Er hielt auch die vielen Kinder und manchmal nervigen Eltern aus – ohne laut zu werden, ohne auszurasten, wie es bei manchen Kolleginnen schon mal vorkam.
Aber heute war etwas anders. Er fehlte. Etwas stimmte nicht.
Hast du schon einmal erlebt, dass jemand plötzlich nicht mehr da war?Wie hat sich das für dich angefühlt?
Gibt es Menschen, die sich besonders für dich eingesetzt haben – mehr als andere?Was bedeutet es für dich, wenn jemand wirklich „immer da“ ist?
