Der Tanzkurs - Otto-Gerd Wolfseher - E-Book

Der Tanzkurs E-Book

Otto-Gerd Wolfseher

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Beschreibung

Es ist eine wahre Geschichte, von Anfang an. Sie spielt in der Zeit des Kalten Krieges, der Kuba-Krise, dem Berliner Mauerbau, der Wiederbewaffnung , auch mit Atomwaffen. Ein Junger Mann sucht seinen Weg, um seine Zukunft zu gestalten. Er lernt tanzen, damit seine Chancen bei Mädchen besser werden. Er muss seinen Beruf wechseln, um einer absehbaren Strukturkriese aus dem Wege zu gehen. Die erste ganz große Liebe hat viele Hindernisse in einer sehr sexualfeindlichen Zeit. Jeder Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe ist verboten. Wer zwei Erwachsene Personen verschiedenen Geschlechtes in einem Zimmer übernachten lässt, macht sich der Kuppelei schuldig. Beate Uhse wird mit Prozessen überzogen und Oswalt Kolle versucht mit seinen Filmen die erzkonservative Moral Deutschlands zu verändern. Die Wohnungsnot ist vor allem in München noch riesig. Mietwucher und Mietvorauszahlungen in Bereichen eines jahresgehaltes und darüber sind üblich. Kriegsdienstverweigerer sind Schädlinge. Rücksichtslos wird versucht, sie von ihrem Vorhaben , keine Waffe in die Hand zu neheme n abzbringen. Unser Held, Hans Gsottberger, erreicht nach vielen Rückschlägen doch seine Ziele.

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Seitenzahl: 369

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Tanzkurs

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Impressum

Der Tanzkurs

Hans Gsottberger

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2012 Hans Gsottberger

ISBN 978-3-8442-4222-5

Vorwort

Zur Geschichte selbst:

Es ist eine wahre Geschichte, nichts hinzugefügt, aber manches weggelassen, sonst wären es mindestens eintausend Seiten geworden. Wer will schon so viel lesen. Verändert wurden nur einige Namen. Alle Texte von Behörden oder Ämtern sind wortwörtlich wiedergegeben, das kann belegt werden. Alle Preise und Löhne entsprechen der damaligen Wirklichkeit, auch wenn das heute nicht mehr verstanden wird.

In dieser Liebes- und Ehegeschichte ist auch das Sexualleben behandelt. Nicht in den Vordergrund gestellt, aber ein wichtiger Bestandteil. Ich bin der Meinung, dass keine dauerhafte Beziehung von Frau und Mann ob mit oder ohne Trauschein, ohne eine erfüllte, ausgelebte Sexualität bestehen kann. Warum sollte das verschwiegen werden?

Zur Zeit dieser Geschichte:

Wir neigen immer dazu, vergangene Zeiten zu glorifizieren. Mein Großvater wurde im Jahre 1875 geboren und der sagte immer: „Ich habe die "Gute Alte Zeit" nicht mehr erlebt“. Kunststück, es hat sie nie gegeben. Da ist von den „Goldenen Zwanzigern“ den „goldenen Fünfzigern“ oder von der „Wirtschaftswunderzeit“ die Rede.       Alles gelogen!

In den Zwanzigern gab es in Deutschland vielleicht 2 Jahre, 1925 und 1926 die etwas weniger schlecht, als die anderen in dieser Zeit waren. Selbst die „Goldene Zeit der Bauern“ von 1945 bis 1949 war nicht für alle so golden, wie man heute darüber denkt. Auch in den Bauernfamilien waren Gefallene, Verwundete, Gefangene und Vermisste. In den 50er Jahren und später war gerade die Landwirtschaft stark von der technischen Revolution und der EWG betroffen. Der Bauer konnte nicht mehr anbauen, was er für richtig hielt, er musste anbauen, was subventioniert wurde. Die „Goldenen Fünfziger“ waren vielleicht golden für einige Spekulanten und ehemalige Würdenträger der NSDAP, weil sie alle wieder in ihre alten Positionen oder noch höher kamen, weil ihre in den ersten Nachkriegsjahren ausgesprochenen Verurteilungen korrigiert, reduziert oder ganz aufgehoben wurden. Konrad Adenauer prägte den Satz: Ich muss schmutziges Wasser nehmen, weil ich kein sauberes habe!

Die Moralvorstellungen der Herrschenden waren längst von der Wirklichkeit überholt. Homosexualität war eine Straftat, wer erwischt wurde, kam ins Gefängnis, noch bis 1969. Der Begriff „Unzucht“ betraf jeglichen außerehelichen Geschlechtsverkehr, egal wer mit wem.

Der „Kuppelei“ machte sich jemand schuldig, der 2 unverheiratete oder genauer ausgedrückt: nicht miteinander verheiratete Personen verschiedenen Geschlechts, nachts in einem Zimmer beisammen ließ. Dass man Geschlechtsverkehr auch am Tage und außerhalb von geschlossenen Räumen ausüben kann, war dem Gesetzgeber anscheinend nicht bekannt. Ehebruch war eine Straftat. Da hätte fast die Hälfte der Bevölkerung eingesperrt werden müssen, wenn man diese Gesetze alle hätte anwenden wollen.

Auch das vielbesungene „Wirtschaftswunder“ gab es nicht. Es ist kein Wunder, wenn man auf Pump Dinge erwerben kann, die man dann abbezahlen muss.

Ein Wunder wäre es nur gewesen, wenn man nicht für das hätte, arbeiten müssen, was man sich gekauft hat.

In dieser Zeit wurden mit dem Geld der Arbeitslosenversicherung im Ausland billige Arbeitskräfte angeworben, 1.000 000 bis 1964, weil die Industriellen nicht schnell genug reich werden konnten, aber andererseits nicht in der Lage waren Menschenkraft durch Maschinen und Geräte machen zu lassen. Die menschliche Arbeitskraft war in den 50er und 60er Jahren einfach viel zu billig.

Was sie dabei vergaßen, war und ist immer noch, dass sie zwar Arbeitskräfte geholt haben, aber Menschen gekommen sind. Menschen aus anderen Kulturkreisen mit einem riesigen Sack voll Problemen, die auch vierzig Jahre danach nicht einmal im Ansatz gelöst sind.

Die Rache folgte auf dem Fuß. 1966/67 kam die erste Überproduktionskrise. Sie zeichnete sich schon so um die 3 Jahre vorher ab. Bundeskanzler Erhardt, ein unbedingter Gegner jeglicher Wirtschaftsplanung war völlig hilflos, ausgerechnet in seiner Fachdisziplin, und wurde von dem Altnazi Kurt Georg Kiesinger abgelöst. Dessen Stellvertreter wurde der von den Nazis in die Emigration gezwungene Lübecker Herbert Frahm, genannt Willy Brandt, vorher regierender Bürgermeister von Berlin. Die sogenannte „Große Koalition“ zwischen CDU/CSU und SPD entstand.

Demokratische Bewegungen, so wie wir Kriegsdienstverweigerer, hatten es sehr schwer. Der Staat wollte seine Macht um jeden Preis durchsetzen. Man hatte das Totschlagargument: „Geht doch hinüber in den Osten, wenn Euch etwas hier nicht passt“. Damit war praktisch alles, was nach Veränderung verlangte, spielend leicht im Keim zu ersticken. Wer Kritik übte, wurde mit der Hexenformel Kommunist, Agent Moskaus, mundtot gemacht. Die Ostermarschbewegung war die Erste und Einzige ernst zu nehmende Opposition. Ihr zugegebener maßen, geringer Erfolg bestand in der Vermeidung jeglicher Gewalt. Die Staatsmacht versuchte mit allen möglichen Mitteln uns zu provozieren und gewaltsame Auseinandersetzungen zu ermöglichen. Es ist ihr nicht gelungen.

Mit dem Bau der Mauer und der Errichtung von Stacheldraht um die ganze DDR wurde nicht nur die Bevölkerung abgeschottet von westlichen Ideen, oder viel wichtiger, von westlichem Konsumverhalten, auch die Staatsführung schottete sich von der eigenen Bevölkerung ab. Wenn wir Deutschen etwas machen, dann richtig. Wir sind die besten Kommunisten und wir sind die besten Kapitalisten der Welt.

Schön wär‘s, wenn wir irgendwann ein Mal die besten Demokraten der Welt würden.

Oder die besten Liebhaber und Liebhaberinnen.

Zukunftsgedanken

Neujahrsnacht 1960.

Mit 4 Freunden bin ich nachts um 22.00 Uhr von Birkenstein aus auf den Schweinsberg gestiegen. Fackeln leuchteten uns den Weg. Der Schweinsberg ist nur ein unbedeutender Buckel zwischen Breitenstein und Wendelstein, aber - der Gipfel bietet freie Sicht hinüber in das Spitzinggebiet. Heuer bin ich das sechste Mal dabei, wenn wir hier oben um Punkt Mitternacht ein kleines Feuerwerk anzünden, das weit über das Leitzachtal bis hinüber zur Rotwand und zum Taubenstein zu sehen sein wird. Auch von anderen Gipfeln werden wir die Feuer sehen. Wir bereiten die Utensilien vor und dann ist es Mitternacht. Die Raketen krachen und zischen funken sprühend und Bilder zeichnend in den Nachthimmel. Im Tal läuten die Kirchenglocken. Wir stoßen an auf das neue Jahr, mit Sekt, wie sich das gehört. 1960, das Ende der 50er Jahre. Der Weg vom Notstand zum bescheidenen Wohlstand liegt hinter uns.

Nachdem die letzte Rakete verglüht ist, räumen wir alle Überbleibsel des Feuerwerks fein säuberlich zusammen, sodass auch nicht das kleinste Fitzelchen übrig bleibt. Lediglich ein klein wenig Ruß von den Fackeln müssen wir auf dem Schnee zurücklassen. Die jetzt beinahe leeren Rucksäcke werden geschultert und die Ski angeschnallt. Diesmal liegt genug Schnee, sodass wir mit den Skiern wieder ganz ins Tal runter fahren können. Auch der Ziehweg, den ein Kleinunternehmer einstens euphorisch zur Bobbahn ausbauen wollte, ist befahrbar. Es geht bis zum Jugend- und Erholungsheim der Industriegewerkschaft Druck und Papier am Ortsende von Birkenstein. Das liegt wunderschön romantisch an einem kleinen Bächlein, das mit seinem sanften Geplätscher, wenn man nachts aufwacht, immer den Eindruck vermittelt, es würde regnen.

Es ist eine herrliche sternklare und eiskalte Nacht. Man sieht die Umrisse der Berggipfel die sich leicht dunkelblau mit vom Schnee hellen Rändern abheben. Während der Abfahrt, die nicht sehr rasant ist, weil die Fackeln nur ein dürftiges Licht geben und uns zwingen, mit nur einem Stock zu fahren, geht mir so einiges durch den Kopf. Dieses Jahr wird sich mein Leben verändern, werde ich mein Leben verändern, ich werde 21 Jahre alt und damit volljährig. Beruflich muss ich mich entscheiden, wie es weiter gehen soll. Buchdruckerbin ich und werde es nicht mehr lange bleiben können. Vor 7 Jahren, als ich meine Lehre begann, wurde diesem Beruf eine glänzende Zukunft vorausgesagt. Noch vor 3 Jahren, als ich mit dem Moped nach Genf zur Fachmesse „Grafix“ fuhr, wurde eine Studie von Shell vorgestellt, die meinen Beruf in den rosigsten Farben schilderte. Mittlerweile weiß ich aber, dass zumindest der Buchdruck auf Bogen technisch längst überholt ist. Zu schwerfällig, zu langsam, zu personal- und materialaufwändig. Ein anderes Druckverfahren, der Offsetdruck konnte verfahrensbedingt die technischen Errungenschaften der letzten Jahre, Fotosatz, maßhaltige Filme und vorbeschichtete Druckplatten weit besser nutzen, als das im Buchdruck jemals möglich sein wird. Der Offsetdruck war bis jetzt nur deshalb noch nicht so weit fortgeschritten, weil viele Druckereibesitzer und auch die Druckmaschinenhersteller die technischen Möglichkeiten, die in diesem Verfahren stecken noch nicht erkannt haben, spürbar war der Trend, weg vom Buchdruck, ausgerechnet beim Bücherdruck, hin zum Offsetdruck schon seit 2, 3 Jahren. Ich habe diese Entwicklung über die Fachzeitschriften sehr aufmerksam und ein wenig besorgt beobachtet.

Meinen Beruf werde ich wechseln müssen, um überhaupt eine Zukunft zu haben, aber was ich genau machen werde, das weiß ich noch überhaupt nicht. Einen neuen, einen anderen Beruf zu erlernen kann ich mir finanziell nicht leisten, meine Eltern würden das nicht mitmachen und auch gar nicht verstehen. Es gibt für mich noch die Möglichkeit über die Gewerkschaft oder die SPD, bei beiden bin ich Mitglied und kleiner, unbedeutender Funktionär, in eine hauptamtliche Laufbahn einzusteigen. Noch habe ich keine Lösung im Kopf, aber bis zu meinem 21. Geburtstag werde ich mich entschieden haben, wie es weiter geht. Dies sind so die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, aber nicht die Einzigen. Etwas anderes plagt mich noch mehr. Gleich werden wir an der Hütte ankommen und auf eine Gruppe junger Leute stoßen, die heftigst am Tanzen ist - ich kann nicht tanzen!

Zwar war ich noch vor wenigen Jahren als Kind in einer Volkstanzgruppe und dabei nicht einmal schlecht, aber das war eigentlich kein Tanzen, sondern ein exaktes exerzieren verschiedener Schritte und Bewegungen, die durch immer gleiche Musikstücke vorgegeben waren.

Hier auf dieser Neujahrsfeier wird alles Mögliche getanzt, Walzer, Tango, Fox, Samba, Rumba, Tschatschatscha und natürlich ganz akrobatisch Rock ‘n’ Roll. Mädchen sind in der Minderheit, deshalb haben nur gute Tänzer eine Chance. Ich habe gar keine, sitze am runden Tisch ganz hinten in der Ecke und kann nur zuschauen, ein bisschen belustigt, ob der Verrenkungen und der Annäherungsversuche, die manche Burschen wagen, und ein bisschen traurig, weil ich selbst nicht mittanzen kann.

Nach einer Stunde reicht's mir, es ist halb Zwei, ich gehe ins Bett. Schlafen werde ich so schnell nicht können, weil die Musik auch im Schlafraum noch laut zu hören ist, weil mich meine Gedanken nicht ruhen lassen und weil nach und nach die Burschen alle mehr oder weniger geräuschvoll den Schlafsaal mit seinen Stockbetten aufsuchen. Um 5.00 Uhr findet der Letzte seine Liegestatt.

Morgens um 7.00 Uhr bin ich der Erste beim Frühstück und wieder bester Laune. Nach und nach kommen noch ein paar hinzu. Der große Rest scheut noch das Tageslicht, hat noch Probleme, die Nachwirkungen von Lärm und Alkohol zu überwinden. Mit noch drei Burschen und einem Mädel machen wir uns auf, den schönen Neujahrstag zur körperlichen Ertüchtigung zu nutzen. Wir wollen über die Aiblinger Hütte zum Wendelstein, falls eine Trittspur vorhanden ist, denn Steigfelle haben nicht alle. Glücklicherweise ist der ganze Weg gespurt und in weniger als 2 Stunden sind wir an der Endstation der Zahnradbahn von Brannenburg zum Wendelstein. Hier machen wir zunächst einmal Brotzeit mit Erbswurstsuppe, Würstl und Skiwasser. Dann geht’s über den Gleishang hinunter zur Mitteralm. Dort sehe ich das erste Mal in meinem Leben einen Schlepplift mit Holzbügel. Wenn ich in den letzten Jahren Skifahren war, dann meistens ganz ohne Lift und Seilbahn, höchstens einmal mit dem Sessellift aufs Mittlere Sudelfeld. Sonst immer mit den Skiern auf dem Rücken oder mit Steigfellen drunter, bergauf und nur selten auf eingefahrenen Pisten bergab, fast immer auf wenig befahrenen Hängen. Keine ganz großen Touren, dazu reichten weder Zeit noch Können und Erfahrung, aber rund um Spitzingsee, Lenggries und Herzogstand gibt es genügend Touren und Abfahrten, die noch nicht durch Seilbahnen und Lifte erschlossen sind und nach dem anstrengenden Aufstieg eine schöne Bergkulisse und eine genussvolle Abfahrt bieten können. Das ist billiger, bringt mehr Kondition und ist ein ganz anderes Naturerlebnis, als in der Schlange am Lift zu stehen, inmitten Hunderter anderer Skifahrer, glattgebügelte Pisten herunterzubrettern und dafür auch noch viel Geld bezahlen zu müssen.

Am Mittleren Sudelfeld bei der Grafenherberge gab es mal einen Schlepplift, da stellten sich immer 10 Leute in die Reihe und jeder fasste mit den Händen einen Holzgriff am Drahtseil, die Skistöcke baumelten in den Schlaufen an den Handgelenken hängend, herunter. Dann fuhr der Lift an. Wenn der Liftbursche gut drauf war, ging das ganz sanft und die ganze Kolonne glitt rasch nach oben. War er schlecht gelaunt, oder die Kupplung schon ein wenig ausgeschlagen, dann gings mit einem Ruck los, irgendeiner von den 10 Leuten packte das nicht und fiel hin und alle die dahinter standen auch. Danach folgte der nächste Versuch und vielleicht auch noch der Übernächste, bis endlich alle in die Höhe gezogen wurden und das Ziel erreichten. Das Spiel machte ich nur ein einziges Mal mit, dann ging ich lieber zu Fuß den Hang hinauf, damals gab es noch an jedem Rand eines Hanges ordentliche Trittspuren, und immer war ich am Ende genauso schnell oben, als wenn ich mich mit dem Lift rumgeärgert hätte.

Jetzt war das etwas anderes, alle wollen mit dem Schlepplift fahren, jeder außer mir kannte das Verfahren. Und die Gruppe will beisammenbleiben, da sich nur einer in dem Gebiet wirklich gut auskennt. Mein Bügelpartner ist ausgerechnet das einzige Mädel in der Gruppe. Der Bügel kommt, ich greife ihn und will mich draufsetzen, und liege auch schon im Schnee. Das Mädel neben mir wackelt ein bisschen und fährt ohne mich weiter. Der Liftbursch schreit mich an: "Du Depp, Du derfsd di do ned draufsitzn, ooloana muaßd de, vaschdähsd!" (Du Trottel, du darfst dich doch nicht draufsetzen, anlehnen musst du dich, verstehst du) Das hab ich dann auch kapiert, rappele mich auf, und nachdem drei weitere Bügel leer durchgefahren sind, und das Gelächter der Wartenden in ein Gemurmel mit schlechten Wünschen für mich, übergegangen ist, greife ich mir den Vierten und komme endlich damit weiter. Jetzt habe ich aber keinen Beifahrer für den Gewichtsausgleich auf der anderen Seite. Im Laufe der Fahrt zieht der Bügel immer mehr nach rechts und ich habe jede Mühe, nicht abzurutschen und erneut zu stürzen, endlich bin ich oben. Die anderen warten schon und haben den ganzen Nachmittag etwas zu lachen über mich. Du kannst die besten Witze erzählen und die anderen grinsen höchstens, wenn's dich aber auf den Arsch haut, da lachen alle. Noch ein paar Mal fahren wir diesen Hang und mit dem Lifteln geht es mir immer besser. Allmählich wird es Zeit, den Rückweg nach Birkenstein anzutreten, um 16.00 Uhr wird’s schon dunkel. Mit der nächsten Zahnradbahn von der Mitteralm kommen wir nicht mehr mit, sie fährt uns vor der Nase davon. Jetzt wird die Zeit knapp für den Heimweg. Der Weg zurück wieder über die Aiblinger Hütte ist uns zu lang und auch zu langweilig. Wir beschließen den Steilhang an der Westseite beim Hotel runter zu fahren, dann einfach geradewegs im Tiefschnee durch den Wald, bis wir wieder auf den Weg nach Birkenstein treffen. Genug Schnee ist da, aber gewaltig steil ist der Starthang und nicht eine einzige Spur ist zu sehen. Demnach hat es in den letzten Tagen noch niemand vor uns probiert. Wir sind wagemutig und riskieren es einfach mal; wer stürzt, fällt den ganzen Hang runter, bevor er zum Stehen kommt, das ist uns klar. Der Beste fährt vor und legt eine Spur, der wir anderen folgen ihm. Immer wenn einer heil unten angekommen ist, fährt der Nächste los. Es klappt, niemand stürzt, kein Schneebrett rutscht nach. Der Rest ist ein Kinderspiel. Mit dem wirklich allerletzten Tageslicht sind wir wieder gut im Heim angekommen.

Nach dem Abendessen, ist die ganze Gruppe, auch die Daheimgebliebenen, die sich die Zeit mit Rodeln, Schlittschuhlaufen oder Stockschießen auf dem Wolfsee vertrieben haben so weit erholt, dass sie erneut das Verlangen nach Musik und Tanz packt. Es haben sich auch schon einige wenige Pärchen gebildet. Der Plattenspieler läuft und die Lautsprecher dröhnen. Die Tanzfläche ist gut gefüllt und die Mädels voll ausgelastet, kaum haben sie Zeit, sich ein wenig zu verschnaufen, werden sie auch schon vom nächsten Burschen geholt. Einzig bei der "Münchener Française" darf und muss auch ich mitmachen. Das ist aber nicht schwierig, es sind nur Dreher und einfache Schritte, die vom Tanzmeister angesagt werden. Der anschließende Wiener Walzer mit einer Partnerin, die mich zum Glück fest im Griff hat, macht mir größere Mühe und ich bin froh, dass ich dem hübschen Mädel nicht mit meinen Hüttenschuhen auf die Zehen getrampelt bin.

Es ist schön, die Wärme einer Frau zu spüren, dazu ihre weiche Taille in der Hand und den leichten Druck der Brust, den Duft nach frischer junger Haut und zartem Parfüm zu empfinden. Leider kann ich mich dem nicht uneingeschränkt hingeben, weil ich zu sehr auf die Bewegungen meiner Beine achten muss.

Auch der längste Walzer geht vorbei und ich führe das Mädel auf ihren Platz zurück, bedanke mich, wage aber überhaupt nicht um den nächsten Tanz zu bitten. Ich glaube fast, sie ist ein wenig eingeschnappt deswegen. Bloß kein Risiko eingehen und mich als schlechter, genau genommen eigentlich als absoluter Nichttänzer blamieren. Sicher hätte mir das Mädel gefallen und die Eine oder Andere auch, aber grundsätzlich habe ich mir vorgenommen, mit keinem Mädel aus unserer Gruppe anzubandeln. Ich bin einer der Jugendleiter und wurde sogar im vergangenen Herbst mit den meisten Stimmen gewählt, schon aus diesem Grunde will ich immer neutral bleiben.

Erste sexuelle Erfahrung

Einige Bekanntschaften und kleinere Liebschaften außerhalb der Gewerkschaftsjugend hatte ich in den vergangenen Sommern bereits erlebt. Mädels lernt ein junger Kerl, selbst wenn er so schüchtern ist wie ich, überall kennen, bei der Arbeit, in der Nachbarschaft oder an der Kinokasse, manchmal auch beim Baden an der Isar. Etwas Ernstes ist aber nie daraus geworden. Meistens lag es daran, dass die Mädels nicht die gleichen Interessen hatten wie ich. Es hat halt noch nichts so recht gepasst, die Chemie stimmte noch nicht und vieles ander auch nicht. Vielleicht waren auch meine Ansprüche zu hoch. Einmal machte sogar eine die Flatter, als sie merkte, dass ich noch mit keiner Frau geschlafen habe, sozusagen noch jungfräulich bin, sie wollte einen erfahrenen Liebhaber.

Meine Freizeitbeschäftigungen spielten sich überwiegend in Gottes freier Natur ab. Schwimmen in der Isar oder in einem der oberbayerischen Seen, Bergwandern und im Winter Skifahren. Jeden Tag 5 Kilometer joggen, das damals noch laufen hieß. Ansonsten interessierte ich mich für Oper, Operette und Malerei. Problemlos kann ich einen ganzen verregneten Tag in einem Museum verbringen, ohne dass mir auch nur eine Minute langweilig ist.

Zwei erotische Begegnungen lagen auch schon hinter mir. Das erste Mal, mein Erstes Mal, war schon etwas sehr außergewöhnlich. Ich fuhr im Nachtzug nach Berlin zu einer der damals sehr häufigen Ost-West-Konferenzen der Gewerkschaften DGB-West und FDGB-Ost. Im Grunde waren diese Veranstaltungen völlig sinnlos. Sie liefen auch immer nach dem gleichen Schema ab. Die Ossis rühmten ihre gesellschaftlichen Errungenschaften und sprachen von den Bedrohungen durch den Westen, vor allem der Agenten, die ihnen die besten Leute wegholten und davon, dass sie den wirtschaftlichen Vorsprung Westdeutschlands trotzdem bald aufholen und uns überholen wollten. Die Westler sprachen über die Missstände in der BRD, den Machtzuwachs der Kapitalisten und Altnazis, dem Abbau von Rechten der Beschäftigten. Gemeinsame Probleme, die durch Aktivitäten von Gewerkschaftern zu lösen wären, waren nicht erkennbar. Wir sprachen von jeweils völlig anderen Welten. So konnte nie etwas herauskommen, was praktischen Nutzen bringen würde. Für mich gab es nur ein einziges gemeinsames, lebenswichtiges Ziel, das war die Verhinderung des Militarismus in beiden Teilen Deutschlands. Wenn diese Konferenz wieder nur mit belanglosem Geschwätz ablaufen würde, nahm ich mir fest vor, nicht mehr stumm zuzuhören, sondern diesmal klar meine Meinung dazu zu sagen und mitzuteilen, dass ich nicht mehr bereit sein werde, diese nutzlose Zeitverschwendung in Zukunft mitzumachen. So kam es dann auch, davon später, denn eigentlich wollte ich ja von dem erzählen, was mir bei dieser Eisenbahnfahrt im August 1959 im Liegewagen München - Berlin Zoologischer Garten passiert ist.

So ein Liegewagenabteil hat 6 Betten, auf jeder Seite 3 übereinander, und wird wahllos mit Fahrgästen belegt, wie sie gerade der Reihe nach ihre Fahrkarten gekauft hatten. In meinem Fall waren nur 5 Plätze belegt. Ein älteres Paar belegte die beiden unteren Betten, ein Mann mittleren Alters, der kein Wort sprach, dafür umso mehr Bier trank, das mittlere Bett auf der einen Seite, auf der anderen Seite eine junge, hübsche, gut gekleidete Frau und das einzige obere Bett belegte ich. Das andere obere Bett sollte erst ab Augsburg belegt werden. In dem Abteil war es sehr eng und praktisch unmöglich, sich für die Nacht umzuziehen. Es hieß ja auch Liegewagen und nicht Schlafwagen. Das ältere Paar entschied sich dafür, mit den Kleidern schlafen zu gehen, der durstige Mann ebenfalls. Die junge Frau und ich waren noch gelenkig genug, sich auf der Liege, unter der Decke umzuziehen, ohne den anderen Passagieren einen ungehörigen Anblick zu bieten. Pünktlich fuhr der Zug los und schon kurz nach Pasing wurde der Wunsch geäußert, das Licht auszuschalten und nur das Notlicht brennen zu lassen. Eigentlich wollte ich noch wenigstens eine Stunde lesen, erhob aber keinen Protest und fügte mich in die plötzlich eintretende Dunkelheit.

Rumbumbum, Rumbumbum ratterte der Zug durch die Nacht. Ich versuchte Reime zum Rhythmus der Fahrgeräusche zu bilden, gab es aber nach einer halben Stunde wieder auf. Viel schlafen werde ich wohl nicht, dachte ich und sinnierte über alles Mögliche nach. In Augsburg stieg niemand mehr zu. Das Bett gegenüber blieb unbelegt. Der Zug fuhr wieder an und nach wenigen Minuten erhob sich ein Schnarchen in 3 Tonlagen. Nur die junge Frau und ich blieben geräuschlos. Dann zupfte es an meiner Decke. "Schläft du", flüsterte die junge Frau, "aber ganz tief" antwortete ich. Seltsam, solange wir noch im Waggon herumstanden, bevor der Zug abfuhr, hatte sie kein Wort mit mir gesprochen, nur ein wenig mit den Augen kokettiert und jetzt war sie gleich per du mit mir. Kaum war ich mit dem Gedanken fertig, kam sie geräuschlos und schnell die schmale Leiter zu mir heraufgeklettert und schob mich sanft an die Wand. Ich war völlig perplex und leistete keinerlei Widerstand. Die Wärme ihres Körpers und der zarte, sinnliche Duft ihres Parfums verwirrten mich, machten mich verlegen und sprachlos. Das war ihr scheinbar recht, denn sie legte mir einen Finger auf den Mund und führte meine rechte Hand an ihre Brust. Ich war wie elektrisiert als ich die weiche Brust mit der festen Brustwarze und dem gekräuselten Warzenhof fühlte, mir wurde ganz heiß und sicher bekam ich auch einen roten Kopf. Gut, dass es dunkel war. Sie küsste mich und schob ihre Zunge in meinen Mund. Zungenkuss konnte ich schon einigermaßen, nur so stürmisch war ich bis jetzt noch nie geküsst worden. Auch mein bestes Stück meldete sich sofort. Sie schob den Oberteil ihres Pyjamas hoch, sodass ich ihre zarte Haut und auch die andere Brust fühlen konnte. Ganz eng hielt sie mich umschlungen, führte meine Hand über ihren Bauch zu den Oberschenkeln, zum Po und dann zwischen ihre Beine. So genau kannte ich mich mit der weiblichen Anatomie noch nicht aus und überließ ihr gerne die Führung, sie zeigte mir, wo sie überall gerne berührt und gestreichelt werden wollte.

Mit routinierter Bewegung schlüpfte sie aus ihrer Pyjamahose, zog mir meine herunter und griff sich, was sich ihr schon entgegen strebte. "Ich hab keinen Gummi mit", flüsterte ich ihr zu. "Brauchst du nicht, ich hab vorgesorgt," hauchte sie und zog mir das Ding auch gleich über. Sie legte sich auf mich und führte mich ein. Ich war wie benommen, als ich dieses Gefühl des Eindringens in eine Frau zum ersten Mal in meinem Leben erfuhr. Es war alles so unwirklich, fast wie ein Traum. Vor wenigen Minuten hatten wir die ersten Worte gewechselt, ich wusste nicht einmal wie sie hieß, weder Vor- noch Familiennamen. Nichts, gar nichts wusste ich von ihr und auch sie wusste überhaupt nichts von mir und jetzt lag sie auf mir und ich war in ihr. Sie hob meinen Kopf ein wenig an, sodass meine Lippen ihre Brust berührten. Die Brustwarzen, was für ein hässliches Wort für einen so reizvollen Körperteil, fühlten sich himmlisch an zwischen meinen Lippen. Dabei ist, genau betrachtet, nichts Besonderes dran an einer Brust, was so faszinierend sein könnte, wie es wirklich ist. Wir Männer haben ja fast die gleichen Dinger dran und die sind eigentlich völlig nutzlos, eine Verschwendung der Natur. Bei jeder meiner Zungenbewegungen zitterte sie ganz leicht. Mit sanften und allmählich schneller werdenden Bewegungen, dabei peinlich bemüht, jegliche Geräusche zu vermeiden und nicht an der Decke anzustoßen, führte sie mich zum Höhepunkt. Heiß und kalt lief es mir durch den ganzen Körper, es war unbeschreiblich. Wir hatten uns beide einigermaßen verausgabt, blieben noch einige Minuten ineinander, bis sich mein Glied von selbst zurückzog. Rasch zog sie mir das Verhüterli herunter und putzte mich mit einem Tempotaschentuch ab. Wir blieben eng aneinander gedrückt, Platz war sowieso nicht viel, noch eine Zeit lang liegen. "War's gut", fragte sie, "Wahnsinn" antwortete ich. "Komm, wir machen's noch mal," flüsterte sie mir zu und wurde auch gleich aktiv. Mit 20 Jahren hat man damit keine Schwierigkeiten, da strömt man noch über vor Potenz; nur diesmal wollte ich versuchen es langsamer anzugehen und länger auszuhalten, mehr von diesem Wahnsinnsgefühl zu behalten, es nicht so schnell herzugeben. Noch ehe ich es eigentlich wollte, war mein Penis schon wieder steif und meine Hände gingen auf Forschungsreise an und in diesen wunderbaren unbekannten Körper. Wieder zog sie mir ein Kondom über und schob sich unter mich. Wie von selbst rutschte ich in sie hinein. Mit beiden Oberschenkeln fasste sie mich fest um meine Taille und wieder übernahm sie die Führung. Diesmal fühlte ich auch ihre Erregung, versuchte mich darauf zu konzentrieren und mich so gut es ging zurückzuhalten, bis ich das Gefühl hatte, sie kommt auch zum Höhepunkt. Dann schoss es mir wieder glühend heiß durch den ganzen Körper, ich konnte mich nicht mehr zurückhalten, fühlte aber noch, oder glaubte es zumindest, dass es ihr genauso erging und dachte, mein Herz müsste mir zerspringen. Schreien hätte ich wollen vor Freude und Glück, musste aber mucksmäuschenstill sein, damit niemand in dem Abteil etwas mitbekommt. Lange blieben wir noch eng umschlungen und fast völlig nackt nebeneinanderliegen. Nach einiger Zeit bin ich wohl eingeschlafen. Als ich kurz vor Berlin erwachte, war sie weg, auch nicht in ihrem Bett. Sie muss wohl inzwischen ausgestiegen sein, vielleicht in Leipzig. Ich weiß es nicht. Sie hat mir keinen Zettel hinterlassen, rein Gar nichts, nie wieder habe ich sie gesehen oder auch nur etwas gehört von ihr. Das war mein erstes richtiges Intimerlebnis mit einer Frau. So etwas skurriles ist mir (leider) nie wieder geschehen.

In Berlin angekommen wartete ich auf die anderen "Delegierten" und auf das Ostberliner Empfangskomitee. Es ging alles ganz zügig und problemlos. Mit Funktionärskarossen der mittleren Ebene, den viertürigen EMW's  (Eisenacher Motorenwerke, vormals BMW) ging es zu einem Hotel, wo man sich duschen, frisch machen und frühstücken konnte. Danach zum Konferenzort, einem der wenigen nicht von Bomben oder Granaten beschädigten Häuser in der berühmten Straße Unter den Linden, Haus Nr. 15. Das Übliche Programm im sogenannten Konferenzraum begann. Vorne an der Schmalseite auf einem kleinen Podest, 2 Tische und die 4 "Konferenzleiter" mit Namensschildern vor sich auf den Tischen, 2 Ossis, 2 Wessis. Im Podium saßen auf der rechten Seite ungefähr 20 Wessis, auf der linken Seite die gleiche Anzahl Ossis. Es begann mit der Vorstellung der Delegierten. Das "Du" war, wie innerhalb der Gewerkschaft und damals auch in der SPD, die übliche Ansprache und weil es eine Gewerkschaftsveranstaltung war, redete man sich mit "Kollege" an, nicht mit "Genosse".

Anschließend Mittagspause mit Kantinenessen. Die Tischordnung war so eingerichtet, dass immer neben einem Wessi ein Ossi saß und wenn möglich neben einem Mann eine Frau. Bei den Westlern waren weit mehr Männer als bei den Ostlern, da waren es sogar mehr Frauen als Männer. Mit mir saß ein weiterer Münchener am Tisch und uns wurden 2 junge Frauen als Tischgenossinnen zugeteilt, vielleicht nicht ganz ohne Hintergedanken der Konferenzleitung. Die beiden waren auch noch hübsch und lebhaft, keine vertrockneten Sekretärinnen. Die völlig unpolitische Unterhaltung am Tisch kam leicht in Gang und bald bildeten sich gegenseitige Harmonien, die den Entschluss reifen ließen, diesen Abend nicht in irgendeinem Kulturpalast enden zu lassen.

Der Nachmittag beinhaltete die "Grundsatzreferate" Ost und West. Etwas Neues konnte ich dabei nicht feststellen, morgen sollte eine Diskussion darüber stattfinden. Ich trug mich in die Rednerliste ein, da mir vor allem daran gelegen war, das Thema der Wiederbewaffnung Ost und West und die unterschiedlichen Auffassungen dazu darzulegen und zu diskutieren. Die Ossis waren dafür, dass sie selbst Streitkräfte (Über dieses Wort "Streitkräfte" sollte man einmal gründlich nachdenken) bekommen, und dass es Bürgerpflicht ist, die Heimat, die "Errungenschaften des Sozialismus" mit der Waffe zu verteidigen, aber selbstverständlich unterstützen sie die "Kriegsdienstverweigerer" in der BRD. Ich bin kompromissloser Gegner jeglichen Militärs, egal ob Ost oder West und das wollte ich am nächsten Tag deutlich machen.

Beim Abendessen vereinbaren wir beiden Münchener, uns eine Stunde später mit unseren Tischdamen zu treffen, um noch ein wenig bummeln zu gehen. Ostberlin ist für uns ja billig, der Umtauschkurs am Münchener Hauptbahnhof ist 4 Ostmark für eine Westmark. Das wissen die Konferenzveranstalter auch, sie sprechen das Thema deshalb gar nicht erst an, obwohl sie offiziell davon ausgehen wollen, dass man in Ostberlin umtauschen geht und das im Verhältnis 1:1. Es ist nicht viel, was ich umgetauscht habe, ein paar Bücher will ich mir im Osten kaufen, Klassiker, Brecht, Goethe, Gorki, die sind drüben erheblich billiger als bei uns und damit hat man an der Grenze keine Schwierigkeiten.

Meine Tischdame hieß Vera, war ein oder zwei Jahre älter als ich und wohnte mit ihrer Mutter in Ostberlin, ihr Vater ist im Krieg gefallen. Ein wenig von Berlin wollte sie mir zeigen, den Alex, das Brandenburger Tor und einen Blick nach Westberlin. Unsere Freunde verabschiedeten sich bald, sie haben für diesen Abend andere Interessen. Vera möchte gerne in ein Westberliner Kino gehen, den Film "Manche mögen's heiß" wollte sie sich unbedingt anschauen, der wird in Ostberlin nicht gezeigt. Mir ist das Recht, im Kino kann man sich leicht näher kommen. Am Brandenburger Tor sind riesige Schilder auf beiden Seiten. Im Osten heißt es: "Sie verlassen jetzt den Demokratischen Sektor Berlins", im Westen steht: "Sie verlassen jetzt den Freien Teil Berlins". Am Grenzpunkt müssen wir den, nur einfach auf der Straße herumstehenden Polizisten, unsere Ausweise vorzeigen, erst dem Ossi, dann 50 Meter weiter dem Wessi und schon sind wir im "Freien Teil Berlins", so einfach ist das noch 1959. Vera kennt sich aus, weiß wo dieser Film läuft, den sie unbedingt sehen will. Manche Kinos in Westberlin haben sogenannte "1:1 Tage" eingeführt, für die Ostberliner werden dann die Ostmark wie Westmark gerechnet. Die Kinos spüren bereits die Konkurrenz des Fernsehens und sind nicht mehr so gut besucht, wie noch vor ein paar Jahren, die Ostberliner aber haben noch so gut wie keine Fernsehgeräte.

Die Karten sind schnell besorgt, wir nehmen hinten die letzte Reihe. (An der Front und im Kino sind die besten Plätze hinten, vorne flimmert‘s, war ein häufig benutzter Ausspruch) Bevor der Hauptfilm kommt, gibt es noch jede Menge Werbung, erst Dias, dann kleine Spots, anschließend die "Fox Tönende Wochenschau" mit unserem Bundeskanzler Konrad Adenauer, der keine Experimente will und die Freiheit wählt, in der Hauptrolle. Endlich beginnt der Hauptfilm und es bleibt dunkel. Wir rücken näher zueinander und ich kann den Arm um ihre Schultern legen, sie kuschelt sich an mich. Mit der anderen Hand taste ich vorsichtig unter ihren Rock auf das Stück Niemandsland zwischen Strumpfende und Schlüpfer, nicht höher. Es gefällt ihr, mir auch. Der Film ist für meine Begriffe eine ziemlich an den Haaren herbeigezogene Komödie, lediglich die naiv aufreizende Marilyn Monroe macht das Ganze ein wenig lustiger und spannender. Vera ist hingerissen von dem Film. Nachdem der Vorhang gefallen ist, herrscht auch draußen schon fast Dunkelheit. "Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend", frage ich. "Wir gehen zu mir, sagte Vera, da ist es netter als bei dir im Hotel". Sie wusste, dass ich ein Doppelzimmer mit dem Kollegen teilen muss. "Bist Du alleine zu Hause, oder ist deine Mutter da", frage ich erwartungsvoll. "Wahrscheinlich nicht, aber ganz sicher ist das bei ihr nie, sie arbeitet bei der Zeitung, da gibt es nicht immer den gleichen Feierabend." Auf alle Fälle nehmen wir noch etwas zu trinken mit, im Kino ist eine kleine Bar mit Straßenverkauf, dort erstehe ich eine Flasche "Asbach Uralt" und zwei Flaschen "Kröver Nacktarsch". Aus Weißwein, besonders den so beliebten "lieblichen Frauensorten" mache ich mir eigentlich Gar nichts, ich halte gerade diese "Markenweine" alle für gepanscht. Bier ist mir weit sympathischer, das ist ein ehrliches Getränk, da wird nichts gepanscht, noch nicht, aber gegen einen Cognac, oder wie in diesem Fall einen Weinbrand, habe ich nichts einzuwenden.

Vera wohnt in einem noch nicht vollständig renovierten Altbau im Erdgeschoss. An den Hauswänden sind noch Einschläge von Granatsplittern und die mit weißer Phosphorfarbe gemalten Streifen und Pfeile mit den Buchstaben LSR (Luft Schutz Raum) zu sehen, die auf den Luftschutzraum im Keller hinweisen. Die Wohnung besteht aus einer gemütlichen Wohnküche und einem sehr großen Schlafzimmer mit 3 Betten, einem Ehebett und einem separaten Bett an der längeren Wand. Dazu gibt es noch Flur und Toilette, kein Bad. Die Mutter ist noch nicht daheim, als wir ankommen.

Vera schmeckt der Wein, sie wird sehr zutraulich und verschmust. Ich halte mich lieber an den Asbach, nachdem Vera sogar einen richtigen Cognac-Schwenker, der noch aus der Vorkriegszeit stammt, anbietet, ahme ich das Gehabe mit schwenken, anwärmen mit den Händen und nippen, wie ich es vom Kino her kenne, nach um ein wenig erwachsener, weltmännischer zu wirken. Mit Alkohol halte ich mich seit meinem großen Rausch bei der Gautschfeier (Freisprechungsfeier für Buchdrucker und Schriftsetzer) immer ein wenig zurück und heute Abend besonders. Auf keinen Fall will ich mir einen Schwips antrinken. Wir unterhalten uns, sie setzt sich auf meinen Schoß, und gerade als ich ihr die Bluse öffnen will, kommt die Mutter nach Hause. Vera stellt mich vor, sie ist überhaupt nicht verlegen dabei, während ich schon wieder leicht erröte. Der Mutter ist mein Besuch anscheinend nicht so recht. Erst nachdem ich ihr erzähle, dass ich auch in der Druckindustrie arbeite, taut sie ein wenig auf, erzählt von ihrer Arbeit und nach dem zweiten Glas Wein, ist sie richtig nett und freundlich zu mir. Mitternacht ist längst vorbei, als endlich die Frage der Nachtruhe erörtert wird. Zu meinem Hotel fährt um diese Zeit kein Bus mehr, andererseits habe ich weder Schlafanzug noch Zahnbürste mit. Die Mutter entscheidet resolut: "Der Kollege Hans schläft neben mir im Doppelbett und du Kind ruhst im anderen Bett." Es gibt keine Widerrede, von mir selbstverständlich nicht und von Vera auch nicht. Ohne Frage hätte ich lieber mit Vera in dem Ehebett geschlafen, ist doch klar. Für eine Übernachtung bin ich gar nicht ausgerüstet, so lege ich mich nur noch mit meiner Unterwäsche bekleidet neben die ältere Dame, die mir sofort den Rücken zuwendet und soweit als möglich von mir wegrückt. Ich mache das Gleiche. Vera liegt mit einem bodenlangen Nachthemd bekleidet nur zwei Meter, aber scheinbar doch unerreichbar weit von mir entfernt. Es ist klar, dass ich da trotz aller Müdigkeit nicht schlafen kann, sie auch nicht. Ihre Mutter ist anscheinend weit entspannter und abgeschaffter als wir. Sie hatte einen langen schweren Arbeitstag hinter sich. Bald darauf schläft sie als Erste ein, was ein leises Schnarchen verrät. Vorsichtig, wie ich bin, warte ich noch eine Zeit lang zu, bis ich ganz sicher bin, dass die Mutter auch tatsächlich fest schläft, dann schleiche ich mich zu Vera. Sie hat schon darauf gewartet und heimlich, still und leise ihr Nachthemd so weit nach oben geschoben, dass es nur noch wie ein Schal um ihren Hals liegt. Das Bett, obwohl es ziemlich alt ausschaut, knarzt nicht, welch ein Glück.. Sie bietet mir unter der großen Bettdecke ihren ganzen wundervoll schlanken und jetzt beinahe nackten Körper dar. Als Erstes ist die Frage der Verhütung zu klären, ich habe wieder nichts dabei, also Koitus Interruptus? "Braucht's nicht, normalerweise krieg ich morgen oder spätestens übermorgen meine Regel." "Ist das wirklich sicher?" "Kannst dich drauf verlassen, das ist bei mir so sicher wie das Amen in der Kirche, brauchst keine Angst haben."

Ich bin einigermaßen beruhigt, denn ein Kind zu zeugen hätte für alle Beteiligten fatale Folgen, das mag ich mir gar nicht auszumalen, was da auf mich zukommen könnte. Nach dem gestrigen Erlebnis im Schlafwagen glaube ich auch, mich schon ganz gut mit Frauen auszukennen und zu wissen, was jetzt zu tun ist. Das war aber nur annähernd richtig. Vera hatte zusätzlich noch ganz andere Körperstellen, die empfindlich waren, als meine Lehrmeisterin in der Nacht vorher und suchte auch an mir sensible Partien, von denen ich noch nicht wusste, dass dort Berührungen einer zarten Frauenhand erotische Reize ausüben. Schon bald überkommt uns das Verlangen nach der endgültigen Vereinigung. Ich dringe in sie ein und sie zuckt leicht dabei. Dann ist es mit unserer Zurückhaltung vorbei, wie automatisch läuft alles ab. Aber es ist doch etwas völlig Anderes, als in der Nacht zuvor mit der Unbekannten, nur genauso leise müssen wir sein. Ich bin tatsächlich in Vera verliebt und sie in mich, dabei kennen wir uns erst ein paar Stunden und wissen so gut wie nichts voneinander. Unbewusst haben wir schon den ganzen Abend diese Vereinigung herbeigesehnt. Das macht den Unterschied. Eine tiefe Befriedigung, eine Zufriedenheit kommt in mir auf, ich bin zwar erschöpft, aber nicht müde. Wir bleiben fast regungslos ineinander verschränkt liegen, bis es uns erneut überkommt und wir uns nochmals vereinen. Jetzt bin ich wirklich glücklich. Ich habe ein Mädel gefunden, die mich liebt und die ich liebe. Jetzt kann ich ruhig die wenigen noch verbliebenen Stunden bis zum Morgen neben der "Schwiegermutter" schlafen und schleiche mich zurück in "mein" Bett. In der Frühe eilt es dann sehr. Nur noch Zeit fürs Zähneputzen mit der fremden aber immerhin fabrikneuen Zahnbürste und der ungewohnt scharfen Zahnpasta, das Gesicht nass gemacht, durch die Haare gefahren und fertig. Mit der S-Bahn ins Hotel. Nicht nur mein Bett blieb diese Nacht unberührt. Der Kollege sitzt aber bereits beim Frühstück und grinst uns zu, als wir ankommen. Jetzt noch schnell duschen, rasieren ist bei meinem blonden und nur mäßig ausgeprägten Bartwuchs nicht unbedingt nötig und eine Handvoll Pitralon ins Gesicht, damit sind die äußerlichen Spuren der Nacht beseitigt. Wir trinken noch schnell eine Tasse lauwarmen Kaffee, Hotelmischung, eine Buttersemmel nehme ich mir noch mit auf dem Weg zu der "Konferenz".

Am Vormittag werden wieder die üblichen Wischiwaschi "Diskussionsbeiträge" geleistet, ich habe erst kurz nach dem Mittagessen Gelegenheit, meine Meinung kundzutun. Das Meiste habe ich mir aufgeschrieben, ich bin kein großer Redner vor dem Herrn, deshalb tue ich mich leichter, vom Blatt zu lesen und nur einige Ergänzungen oder Erklärungen frei zu sprechen. Eine lange Rede wurde es nicht, aber dafür gab es bei den Ossis lange Gesichter:

Ich erinnerte daran, dass wir noch vor einigen Jahren gemeinsam gesungen hatten: "Nie, nie woll‘n wir Waffen tragen,.....mögen sich die hohen Herren schlagen, wir machen einfach nicht mehr mit". Und jetzt machen wir doch wieder mit im Osten sowieso und auch im Westen bröckelt die Mauer der Bundeswehrgegner innerhalb von Gewerkschaft und SPD immer mehr. Das Schlimmste aber ist, dass es viele Mütter gibt, die sagen: Das schadet meinem Sohn nicht, da lernt er Zucht und Ordnung! Kann man so schnell die Schrecken des Krieges vergessen? Die Bundeswehr existiert bereits, zunächst mit Freiwilligen, Idioten gibt es immer, die allgemeine Wehrpflicht ist bereits beschlossene Sache. Ich selbst bin schon erfasst und registriert, von der Wehrbereichsverwaltung München. In unseren Ländern ist noch so viel aufzubauen, da denken die Regierenden schon wieder ans Zerstören. Wozu brauchen wir überhaupt Militär? Wir sind ein besetztes Land, mit Unmengen von ausländischen Soldaten, Franzosen, Engländer, Russen, Amerikaner. Die Amerikaner bleiben bis 2002, das steht im „Generalvertrag“ die Russen unbeschränkt. Für einen Krieg Ost gegen West taugt dieses deutsche Militär nicht, da auf beiden Seiten Atomwaffen sind, Gottseidank.(?!) Ich bin überzeugt, dass die Angst vor dem Einsatz von Atomwaffen, die mittlerweile schon viel furchtbarer sind als die Bomben von Hiroshima und Nagasaki, einen Krieg Ost gegen West verhindern werden. Wie ist es denn bei uns, den einfachen kleinen Leuten, ist der letzte Krieg, sind die Nächte in den Luftschutzkellern, sind die Millionen von Toten und Verwundeten schon vergessen? Wozu braucht man denn Soldaten? Doch nur um eine starke Machtposition der Regierenden gegen die eigene Bevölkerung zu haben. Als Ordnungsmacht würde eigentlich die Polizei ausreichen. Aber - es sollen alle jungen Männer im Sinne ihrer Regierungen beeinflusst werden und genau das treibt unsere beiden deutschen Staaten immer weiter auseinander, anstatt sie zusammenzuführen. Walter Ulbricht versprach 1946, dass in spätestens einem Jahr, also 1947 die Wiedervereinigung kommt. Für diese Aussage Ulbrichts habe ich einen zuverlässigen Zeugen, meinen Vater, in seiner Gegenwart hat Ulbricht das tatsächlich als seine Überzeugung und als sein Wissen ausgegeben! Jetzt ein Dutzend Jahre nach 1947 sind wir weiter von einer Wiedervereinigung Deutschlands entfernt als jemals zuvor. Ein vereintes Deutschland mit Soldaten im Osten und Soldaten im Westen wird damit endgültig zur Utopie.

Habt ihr eigentlich schon einmal überlegt, wie viel Geld das Militär kostet und was man damit Sinnvolles anfangen könnte, gerade bei euch in der DDR, aber auch bei uns in der BRD. Vernünftiger wäre es, ein technisches Hilfswerk aufzubauen, um im Katastrophenfall wie bei den Hochwassern 1954 und 1955 schnell und wirksam helfen zu können!

Der Beifall blieb spärlich, das wollte man in Ostberlin nicht hören und hat es im Westen nicht verstanden. "Das sind doch nicht die Probleme der Gewerkschaften", wurde mir entgegnet. "Nein, nicht die Probleme der Gewerkschaften, sondern die Probleme aller Menschen in unseren beiden Staaten und da gehören Gewerkschafter auch dazu, denn wir haben die Kosten des Militärs und die Folgen eines eventuellen Krieges zu bezahlen. Und glaubt mir, gegen eine einige Gewerkschaft, die in der Lage ist, wie 1920 einen Generalstreik durchzuführen wäre kein Militär in Deutschland Ost und West durchsetzbar gewesen"!

Es wurde einsam um mich herum an diesem Nachmittag und es war endgültig klar: Das ist wirklich die letzte Ost-West-Konferenz, an der ich teilgenommen habe. Vera stimmte mir zu, aber nur heimlich und nach dieser "Tagung".

Um mir noch die paar Bücher kaufen zu können und um auch noch ein wenig von Berlin zu sehen, hatte ich mir den Montag noch frei genommen. So blieb mir für meine Liebe noch ein weiterer Tag und eine weitere Nacht. Glücklicherweise konnte auch Vera sich noch den Montag frei halten. Mein Zimmerkollege allerdings reiste schon wieder mit dem Nachtzug am Sonntagabend zurück. So blieb uns die Möglichkeit, ungestört im Doppelbett zu schlafen und uns zu lieben. Dieses Mal mangelte es bei Vera an der zweckentsprechenden Bekleidung für die Nacht. Wir hätten es, wie es in den US-Filmen immer gezeigt wird, machen können. Sie die Pyjamajacke, ich die Hose, das wäre aber eine ungerechte und unzweckmäßige Verteilung gewesen, deshalb verzichteten wir komplett auf störende Textilien. Nach dem Frühstück machten wir noch einen längeren Spaziergang durch Ostberlin, zur Leninallee, zum Marx-Engels-Platz, zum Roten Rathaus, besorgten die fehlenden Bücher, die sogar noch billiger waren, als ich dachte. Buchläden verfügen über eine gewaltige Anziehungskraft auf mich. Stundenlang kann ich hier stöbern und mich nur schwer entschließen, die Zahl der zu kaufenden Bücher an den Inhalt meines Geldbeutels anzupassen. Dabei fehlt es mir oft an Zeit zum Lesen, als Rentner werde ich das alles einmal nachholen.

Mittags aßen wir in einem HO-Restaurant, eine ganz neue Erfahrung für mich. Am Eingang warten, bis man einen Sitz zugeteilt bekommt, obwohl das halbe Restaurant leer ist. Immerhin war das Essen gut und das Bier auch. Nur der Kaffee hinterher traf meinen Westler-Geschmack nicht so ganz.

Die verbliebenen paar freien Stunden vor Abfahrt des Nachtzuges nach München verbrachte ich mit meiner neuen Liebe. Wir schlenderten die Straßen entlang, hielten uns an den Händen. Von Zeit zu Zeit umarmten und küssten wir uns, dann kam der Bahnhof, Zeit zum Abfahren. Der Zug fuhr los. Da stand sie nun mit ihrem bunten Sommerkleidchen, dem Taschentuch in der Hand winkend, ein heller Fleck in der dunklen Bahnhofshalle, wie ein abgestürzter Schmetterling, wurde kleiner und kleiner und verschwand aus meinem Blickfeld und blieb gegenwärtig in meinen Gedanken.

Schluss mit der Ost-West Beziehung