Der Tod kennt keine Grenzen - Daniel Himmelberger & Saro Marretta - E-Book

Der Tod kennt keine Grenzen E-Book

Daniel Himmelberger & Saro Marretta

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Beschreibung

Beppe Volpe reist mit dem Zug von Neapel nach Bern, um bei der Berner Kripo als Assistent der Kommissarin Katharina Tanner zu arbeiten. Schon bald lernt er die farbige Studentin Ana Sanchez aus Chile kennen. Ana studiert Hispanistik bei Professor Hernando Gomez an der Berner Universität. Den Professor aber umgibt ein Geheimnis, welches niemand erfahren darf. Was für Beppe ruhig und leicht beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem schwierigen Fall. Die Ermittlungen führen Beppe und die Kommissarin auf eine Spur, die sie weite über die Grenzen bis nach Santiago de Chile führt.

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Daniel Himmelberger & Saro Marretta

Der Tod kennt keine Grenzen

© 2023 Daniel Himmelberger & Saro Marretta

3. Auflage, tredition Verlag, Hamburg, 2023 Lektorat: Margrit Dietschi und Lennart Jansen Erstausgabe, Pendragon Verlag, Bielefeld, 2006.

2. Ausgabe, Digital Publishers, Stuttgart, 2018 Hörbuch, Saga Egmont, 2018

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg www.tredition.de

ISBN Softcover: 978-3-347-78061-3

ISBN Hardcover: 978-3-347-78062-0

ISBN E-Book: 978-3-347-7863-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Über die Autoren

Zum Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Der Tod kennt keine Grenzen

Cover

Titelblatt

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Kapitel 1

Kapitel 39

Der Tod kennt keine Grenzen

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Über die Autoren

Daniel Himmelberger lebt als Autor und Musiker in Bern. Er veröffentlichte den Gesellschaftsroman «Kaspar – Café des Pyrénées», den Kriminalroman «Der Straßenmörder», den Gedichtband «Sprache Sprach Gespräch». Zusammen mit Saro Marretta: «Die letzte Reise nach Palermo», «Der Tod kennt keine Grenzen», «Spurensuche» und «Die Leiche im Schnee». Als Musiker: «Piano solo», «ALPHA Latino Live», «Blues and Ballads» und «Destiny of Time» mit der Band «Downtown».

www.daniel-himmelberger.com

Saro Marretta wurde in Sizilien geboren und lebt ebenfalls in Bern. Er schrieb den Bestseller Das «Spaghettibuch», Kurzkrimis und Romane. Weitere Veröffentlichungen: «Agli», «Pronto commissario?», «La commissaria», «Piccoli italiani in Svizzera». Zusammen mit Daniel Himmelberger: «Der Tod kennt keine Grenzen», «Die letzte Reise nach Palermo»,

«Spurensuche» und «Die Leiche im Schnee».

www.saromarretta.com

Zum Inhalt

Beppe Volpe reist mit dem Zug von Neapel nach Bern, um bei der Kripo als Assistent der Kommissarin Katharina Tanner zu arbeiten.

Schon bald lernt er die Studentin Ana Sanchez aus Chile kennen, die Hispanistik bei Professor Hernando Gómez an der Berner Universität studiert. Den Professor aber umgibt ein großes Geheimnis.

Was für Beppe ruhig beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem schwierigen Fall. Die Ermittlungen führen ihn und die Kommissarin schließlich weit über die Grenzen hinaus bis nach Santiago de Chile.

¡Tan lejos está la muerte, y tan imprevisto lo que debemos vivir aún! ¿Aún … ? No.

So weit entfernt steht der Tod, und so unvorhersehbar ist, was wir noch erleben müssen! Noch … ? Nein.

Horacio Quiroga (1879 Salto, Uruguay – 1937 Buenos Aires)

– El hombre muerto (Der tote Mann) aus Los desterrados (Die Verbannten).

Kapitel 1

Am Sonntag, 12. Dezember, stieg ein junger Mann im Bahnhof Bern aus dem Cisalpino von Milano. Auf dem Bahnsteig 5 setzte er sich auf seinen schweren Koffer und schaute erst einmal auf die Uhr. Alle Fahrpläne waren an diesem Tag geändert worden – endlich wurde in der Schweiz wieder einmal etwas Neues eingeführt. Es schien niemand auf ihn zu warten, um ihn in Empfang zu nehmen. Oder war etwa der Cisalpino heute zu früh in Bern angekommen? So etwas war ihm jedenfalls in Neapel in seinem 30-jährigen Dasein noch nie passiert.

Seufzend erhob er sich und zog seinen schweren Koffer wie einen störrischen Hund hinter sich her. So eilten Herr und Koffer hintereinander die steile Rampe vom Bahnsteig 5 zur unterirdischen Bahnhofshalle hinunter. Sie bogen nach rechts ab.

Der Mann ging mit vorgebeugtem Oberkörper, den Koffer steif hinter sich herziehend, die Nase weit nach vorn gestreckt.

Auf einmal stach ihm der Geruch von Kebab in die Nase.

„Napoli, Berna, Istanbul, dove sono in questo momento?“

Dann ging er vorbei an Pizza, McDonald, Nordsee und dem Kebab-Stand am Ende der lang gezogenen Bahnhofunterführung. Vor der Statue des heiligen Christophorus blieb er wie angewurzelt stehen.

„Madonna, auch in der Schweiz kennen sie den Christophorus! Und auch die Schweizer kauen sich die Fingernägel ab. Aber dieser Christophorus hatte besonders großen Hunger und hat sich sogar die Arme abgebissen!“

Dann wandte er sich nach links und suchte die Rolltreppe ins Freie. Sie funktionierte nicht.

„Komisch, dass in der Schweiz am Sonntag sogar die Rolltreppen stillstehen.“

Mühsam schleppte der Mann seinen schweren Koffer die lange Treppe zur Loeb-Ecke am Bahnhofplatz hinauf. Fast wäre ihm dabei der Schirm abhandengekommen, den er in seiner Linken trug. Draußen regnete es in Strömen.

„Mamma mia, der Himmel weint, anche questo.“

Nun stach ihm ein heimatlicher Geruch in seine Spürnase: Verbrannte Marroni. Er entdeckte den Stand vor dem Warenhaus Loeb. Aus seiner Manteltasche klaubte er einen Zettel und fragte den Verkäufer nach der Adresse. „Ig nid wissen“, beteuerte dieser in gebrochenem Deutsch.

„Ig sein aus Rumänien!“

Auf einmal hörte er hinter sich eine Frauenstimme: „È lei, Beppe Volpe?“

Beppe drehte sich um. So hatte er sich die Frau während seiner Reise in die Schweiz nicht vorgestellt. Er hatte gedacht, sie sei eher dicklich und mit einem prüden Auftreten. Eben genau so, wie man sich in Neapel Schweizerinnen in Chefpositionen vorstellt. Mit ihren langen blonden Haaren und ihrer Figur ähnelte sie eher einem Model von Giorgio Armani.

„Habe ich etwa ein Rendezvous mit Michelle Hunziker?“

„Scherz beiseite! Mein Name ist Katharina Tanner, Kommissarin bei der Berner Kripo. Willkommen bei uns im Corps, Signor Beppe Volpe!“

Eine Weile schaute Beppe in ihr schönes Gesicht.

Dann sagte er erfreut: „Piacere, signora!“

Kapitel 2

„Steigen Sie ein und machen Sie es sich bequem!“

„Was, ins Polizeiauto, schon jetzt, wollen Sie etwa auch die Sirene einschalten?“

Die Kommissarin schenkte Beppe Volpe ein Lächeln und sah aus wie ein TV-Star im italienischen Fernsehen, Televisione della mamma. Dabei strich sie ihr blondes langes Haar lässig nach hinten und warf einen seitlichen Blick auf Beppes Hände. Beppe zückte sofort Daumen und Zeigefinger und ahmte damit eine Pistole nach:

„Gibt es überhaupt Verbrecher hier in Bern?“ Dabei drückte er von oben mit dem Daumen auf den ausgestreckten Zeigefinger und schoss eine Kugel durch die Windschutzscheibe. Dann blies er den Rauch vom Zeigefinger weg.

„Sie werden hier in Bern schon noch genug zu tun bekommen, Beppe, mindestens so viel wie in Neapel, wenn nötig mit einer richtigen Pistole! Gleich kommen wir zum Hotel Arabella in der Länggasse. Drei Nächte von Ihrem Aufenthalt werden von der Stadtpolizei übernommen, den Rest bezahlt Ihr Staatschef und Beschützer Silvio Berlusconi, oder etwa nicht?“

„Chiaro, der würde mir noch viel mehr bezahlen, nur um mich loszuwerden!“

„Warum denn Beppe, hat Berlusconi bereits genug von Ihnen?“

„Forse, ich war in Napoli nämlich auf dem besten Weg herauszufinden, wie die Banda del Buco das Geld der Banca Santo Spirito wusch. Zusammen mit zwei Kollegen war ich nahe daran, drei Geldwäscher festzunehmen.“

„Aber dann sollte die Regierung doch stolz auf Sie sein!“

„Die Regierung? No, signora. So einfach läuft das nicht bei uns.“

„Und wie läuft es denn bei euch?“

„Als die Regierung merkte, dass ich und meine zwei Kollegen die Sache ernst nahmen und in Kürze den Boss der Banda del Buco auf frischer Tat ertappt hätten, wurden wir alle drei promoviert.“

„Das heißt, ihr wurdet befördert?“

„Ja, meine beiden Kollegen in die Provinz Agrigento in ein Dorf mit knapp 1200 Seelen und ich zu Ihnen, Frau Kommissarin, in die Hauptstadt der Schweiz, als Assistent, finanziert vom EU-Förderprogramm der italienischen Regierung.

„Sie sind wirklich nicht zu beneiden, lieber Beppe. Aber bei mir sind Sie vorläufig sicher. Ich setze Sie jetzt vor dem Hotel Arabella ab. Sehen Sie daneben die Confiserie Glatz? Da treffen wir uns morgen um neun Uhr, d’accordo?“

„Sì signora, ho capito.“

„Allora a domani, Beppe, Ciao!“

Kapitel 3

„Goldregen in der Schweiz“, las Beppe Volpe in den Schlagzeilen der Berner Zeitung, während er im Café Glatz auf die Kommissarin wartete.

Er war bereits um acht Uhr vom Hotel Arabella in die Confiserie gegangen, weil er die Schweizer Pünktlichkeit fürchtete und beim ersten Rendezvous auf gar keinen Fall zu spät kommen wollte.

„Ich möchte bei dieser Dame immer bella figura machen“, sagte er zu sich selbst und strich seine Haare glatt nach hinten. Dabei schaute er selbstzufrieden in den Spiegel an der Wand gegenüber.

Dann vertiefte er sich in den Zeitungsartikel und entzifferte den Text. Es ging um die Goldreserven im Wert von 25 Milliarden Schweizer Franken, welche die Schweizerische Nationalbank verkaufen wollte. Staunend las er, dass die Schweizer offenbar zu viel Gold hatten und es nun loswerden wollten. Warum arbeiten die Schweizer immer noch wie verrückt, wenn sie doch so reich sind? – 25 Milliarden als Bescherung zu Weihnachten?

– Ich wusste gar nicht, dass hier der Weihnachtsmann so viel tüchtiger ist als in Italien, dachte Beppe erstaunt.

Weiter las er, dass offenbar ein wilder Streit darüber entbrannt war, wer das Geld erhalten sollte. Woher das Gold stammte, schien niemand zu interessieren. Jedenfalls las er nichts davon. Eines wusste er aber ganz sicher: In Neapel gab es nie Geld für die Regierung und die Bevölkerung, weil alles immer schon vorher unter ein paar wenigen ‚Familien‘ aufgeteilt wurde. Die Schweiz war in dieser Hinsicht für ihn wie ein Buch mit sieben Siegeln.

Beppe erhob sich, ging hinüber zum Tresen und kaufte einen Schokobären.

„Schon aufgestanden, Beppe?“

„Bekomme ich dafür einen Goldbarren?“ Kommissarin Katharina Tanner stand lachend vor ihm und überreichte ihm tatsächlich einen Goldbarren.

„Grazie mille, signora, ich liebe die Schweizer Goldschokolade. È molto buona!“

Die Kommissarin schlug Beppe vor, zuerst die Stadt zu besichtigen und anschließend in ihr Büro zu gehen.

„Das Auto lassen wir lieber stehen! Zu Fuß haben wir in einer Stunde bereits das Wichtigste gesehen. Bern ist eine kleine Stadt.“

„Die Distanzen sind viel kürzer als in Neapel“, stellte Beppe fest, als sie nach knapp zehn Minuten bereits bei der Großen Schanze vor dem alten Hauptgebäude der Universität ankamen.

Draußen trafen schon die ersten Studentinnen und Studenten ein, teilweise mit verschlafenen Augen, offenbar vom Partywochenende. Am Montag waren Langeweile und Frust bei den jungen Leuten deutlich sichtbar. Das kam Beppe von seinem eigenen Studium bekannt vor, der erste Uni-Tag nach dem freien Wochenende war immer der mühsamste gewesen.

Diejenigen, die mit den Fahrrädern gekommen waren, stellten sie bei den Unterständen ab und begaben sich mit gesenktem Haupt in das Gebäude, als kehrten sie von einer verlorenen Schlacht heim.

Die Mehrzahl der Studierenden wirkte auf Beppe ziemlich distanziert, man hörte nur wenige reden und lachen. Ganz anders in Neapel, da war bereits früh am Morgen ein Geschnatter und Gelächter beim Eintreffen der Studenten vor der Universität wie sonst nirgendwo auf der Welt.

„Die Temperaturen machen halt viel aus, ohne Sonne wäre auch ich kühler“, sagte Beppe zur Kommissarin, und sie nickte zustimmend.

Auf der Großen Schanze betrachteten sie das Panorama mit Eiger, Mönch und Jungfrau.

„Das sieht ja genauso aus wie auf den Ansichtskarten“, freute sich Beppe und war insgeheim froh, dass die Berge mit so viel Schnee ziemlich weit entfernt waren, denn ein wenig ungeheuerlich erschienen sie ihm, dem gebürtigen Neapolitaner, schon.

Als er ein Kind gewesen war, hatte es in Neapel einmal geschneit. Es hatte damals nur fünf Zentimeter Schnee auf der Straße gelegen, trotzdem hatte ihn seine Mamma nicht in die Schule geschickt, weil sie fand, das sei zu gefährlich.

Mit dem Lift fuhren sie von der Großen Schanze in das Untergeschoss des Bahnhofs, erneut vorbei an den Gerüchen der verschiedenen Stände und Fressbuden. Vor dem heiligen Christophorus salutierte Beppe kurz, bevor sie beide die Rolltreppe zur Loeb-Ecke hinauffuhren. Heute funktionierte sie, es war schließlich Montag, ein ganz normaler Arbeitstag.

Vor dem Bundeshaus begegnete ihnen ein gepflegter Herr.

„Guten Tag Herr Couchepin“, begrüßte ihn die Kommissarin erfreut, als wäre er ein alter Bekannter.

„Bonjour Madame“, erwiderte der Herr höflich und eilte davon.

„Voulez-vous Couchepin avec moi?“, witzelte Beppe. Die Kommissarin warf ihm einen ernsten Blick zu.

„Lassen Sie das, Beppe, das war soeben unser Bundesrat, Herr Pascal Couchepin.“

Beppe duckte sich wie ein geschlagener Hund.

„Na und, ich konnte doch nicht wissen, dass ein solcher Riese bei euch im Bundeshaus sitzt. Schließlich ist Berlusconi bei uns in Italien nur halb so groß! Trotz der neuen transplantierten Haare auf seiner Glatze.“

Jetzt musste auch die Kommissarin lachen, und gut gelaunt schlenderten sie noch ein wenig durch die Lauben der Berner Altstadt. Beppe schlug vor, einen Espresso zu trinken.

„Den können wir in meinem Büro trinken, kommen Sie, wir gehen zum Hauptkommissariat!“ Beim Waisenhausplatz mussten sie sich durch eine lange Schlange von Wartenden ins Hauptgebäude der Polizeiwache kämpfen.

„Was wollen all diese Leute hier? Gibt es Gratissuppe wie bei uns in Neapel?“

„Alles Klienten, die wegen einem Diebstahl oder einem anderen Delikt kommen.“

„Allora, dann gibt es für die Berner Polizei ja viel zu tun! – Mamma mia, ich glaubte, hier in die vacanze zu kommen, und was ist: Eine 20 Meter lange Schlange voller Probleme!“

Kapitel 4

Zur gleichen Zeit klingelte im Rektorat der Universität das Telefon. Prof. Dr. Hans Lutz war gerade daran, in den Unterlagen seiner Angestellten herumzustöbern. Im Moment wollte er nicht gestört werden und bat seine Sekretärin, Frau Dora Müller, keine Anrufe für ihn durchzustellen. Von seinem Büro aus hörte er gedämpft die Stimme seiner Sekretärin beim Telefonieren. Er selbst nahm die Arbeit immer peinlich genau und forderte von seinen Angestellten ebenfalls viel Einsatz und Disziplin. Entsprechend sah auch sein Äußeres aus. Der kurze, ordentliche Haarschnitt und der eingezogene Nacken deuteten darauf hin, dass er immer auf der Hut vor potentiellen Feinden war. Wo eine Suppe am Kochen war, fand er bestimmt das Haar darin.

Der Rektor betrachtete mit der Lupe die Abschlüsse seiner Professoren. Bei einer Urkunde hielt er immer wieder die Lupe über den Stempel, nahm die Brille ab, senkte den Kopf und suchte mit der Linse die optimale Schärfe. Dabei konnte er außer dem Namen des Unterzeichnenden nichts Verdächtiges erkennen.

„Seltsam, dieser Professor Julio Hierro de la Plata, wer ist dieser Mann? Habe noch nie von ihm gehört.“

Er griff nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer von Botero.

„Hallo Botero, eine Frage: Können Sie herausfinden, wer 1973 Rektor an der Pontificia Universidad Católica Madre y Maestra in Santiago de Chile war?

Und sagt Ihnen der Name Julio Hierro de la Plata etwas?“

Juan Botero war überrascht über die ungewöhnliche Frage des Rektors, aber er kannte Hans Lutz schon lange und wusste, dass dieser manchmal bis zur Verzweiflung an einer Sache herum studieren konnte, bis er sich endlich zufriedengab.

„Worum geht es?“, fragte Botero.

„Ich bin auf etwas Sonderbares gestoßen: Die Abschlussurkunde eines unserer Professoren weckt in mir ein ungutes Gefühl. Die Urkunde scheint zwar echt zu sein, aber der Name des unterzeichneten Rektors ist mir völlig fremd“, antwortete Hans Lutz und legte seine Lupe auf den Tisch.

„Auch den Namen Pontificia Universidad Católica Madre y Maestra finde ich sonderbar, ich habe jedenfalls noch nie im Zusammenhang mit einer Habilitation davon gehört. Oder Sie etwa?“

„Nein, ich auch nicht. Das hat aber nicht viel zu bedeuten.“

„Vielleicht. Es macht mich trotzdem stutzig. Ich zweifle daran, ob man an dieser Uni überhaupt eine Habilitation machen kann. In dieser Hinsicht habe ich in letzter Zeit einiges erlebt. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand sich seinen Abschluss erschwindelt.“