Der Todesschlosser von Wien - Michael Bübl - E-Book

Der Todesschlosser von Wien E-Book

Michael Bübl

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Beschreibung

In jeder Grossstadt werden täglich Leichen in Wohnungen aufgefunden. Niemand spricht darüber, keine Zeitung berichtet über diese tote Menschen. Der Schlossermeister Michael Bübl öffnete als Schlüsseldienst im Notdienst in Wien viele Wohnungen hinter deren Türen sich Leichen verbargen. In diesem Buch erzählt er unverschönt und nüchtern von diesen schrecklichen Aufträgen. Schonungslos für den Leser beschreibt der geborene Wiener diese grausigen Momente und verleiht den vergessenen und unbeachteten Toten eine Stimme. Das sind die Geschichten der unsichtbaren Leichen in Wien, welche der Autor und Schlossermeister bei seinen Auträgen aufgefunden hat. Niemand hat sie erwähnt, keiner von ihnen gesprochen, diese Menschen sind unbemerkt von der Öffentlichkeit für immer verschwunden.

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Michael Bübl

Der Todesschlosser von Wien

Leichen hinter verschlossenen Türen

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Der Todesschlosser von Wien

 

 

 

 

 

 

 

von Michael Bübl

Impressum

 

Der Todesschlosser von Wien

 

Leichen hinter verschlossenen Türen

 

 

 

Alle Rechte vorbehalten

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt

Copyright by Michael Bübl

EU - 2017

 

Internet: www.wunderschlosser.com

Mail: [email protected]

Vorwort

 

Das sind die furchtbarsten Erlebnisse des Wiener Schlossermeisters Michael Bübl. Immer wieder wird er zu Einsätzen als Schlüsseldienst gerufen, die an Dramatik und Grauen die Grenze des Ertragbaren erreichen. Hinter so mancher verschlossener Türe liegt ein toter Mensch, der auf seine Entdeckung wartet. Das hier sind deren traurigen Geschichten.

 

Inhalt

 

Impressum

Vorwort

Inhalt

Einleitung

Der Schlüsseldienst ist der Erste

Besser tot als delogiert

Jänner der 14te - 06:00h

Aus dem Fenster gefallen

Achtzig Plus

49 Jahre Arbeit für die Armut

Die Bohrmaschine

Er wollte der Pate sein

Das ätzende Wannenbad

Der Tod der Diva

Bruder erschossen - passt schon

Drei Jahre in der Wohnung

Noch eine Mumie

Grillen bis zum Tod

Freiwillig gehe ich nicht

Sonnenbad im Jänner

Im Kühlhaus

Kirmet der Frosch

Sommer – Sonne - Leiche

Klopf klopf hier ist die Polizei

Ostern das Fest der Auferstehung – nicht für alle

Späte Reue des Bauern

Aller schlechten Dinge sind drei

Selbstmord Live!

Säure sollte man nicht trinken

Eingeschriebene Briefe - 17 Minuten später tot

Veschweisste Stahltüre

Tür auf und Schuss

Saufen bis zum Ende

Der gerissene Gürtel

Schwanger mit 14 - ein Todesurteil

Diogenes von Ottakring

Drei Wochen in der Abstellkammer

Die falsche Diagnose

Freitod – meine einzige Freiheit

24ter Dezember

Weitere Angebote

 

Einleitung

 

Wien, Wien du allein.... die Hauptstadt der tiefschwarzen Seele

Echte Wiener haben seit jeher eine starke morbide Neigung und wollen im tiefsten Inneren nichts anders als endlich tot sein. Sie wollen „ES“ endlich hinter sich haben. Dieses freundschaftliche Verhältnis zum herbei gesehnten Tod schlägt sich in Literatur und der Musik nieder, allbekannt im „Wienerlied“, in welchem es sich immer um Elend und das herbei gewunschene endgültige Ende dreht. Der echte, der geborene Wiener ist der Erfinder des schwarzen Humors, die witzig sarkastische Behandlung des Todes und des damit verbundenen Leids.

Der Schlüsseldienst ist der Erste

 

Nach den ersten Worten am Telefon ahnt man schon von der bevorstehenden Nervenbelastung eines Auftrags. Der Schlosser wird vom Anrufer, meist ein besorgter Verwandter, mit Informationen überschüttet, die sofort die Alarmglocken läuten lassen, und nur wenige Schlüsse zu lässt. Aus vernünftigen Gründen scheiden alle aus, bis auf einen einzigen. Der Vermisste oder Gesuchte kann nur tot sein. Furchtbar und unangenehm wird eine Türöffnung, wenn ein Mensch tot hinter der Tür auf seine Entdeckung wartet. Der Schlosser ist oft der erste, der den Toten zu Gesicht bekommt, lange vor den Einsatzkräften von Rettung und Polizei.

 

Der Anblick einer Leiche ist grausig und abscheulich, es verändert die Persönlichkeit. Viele Menschen sterben nicht friedvoll und nicht selig. Die Leichen sind entstellt und oft verstümmelt, diese Bilder verfolgen den Schlosser lange, lange Zeit. Wenn man dann noch weinende und kollabierende Angehörige um sich hat, erleichtert dies nicht den Tag.

 

Schlüsseldienst beliebter als Feuerwehr und Polizei

Bei Angehörigen, welche den Tod ihres Familienmitglieds bereits ahnen, ist der Schlüsseldienst immer erste Wahl. Sie vermeiden möglichst jeglichen Kontakt und jedes Einschreiten der Behörden. Die betroffen Personen legen gerade in diesen Situationen besonderen Wert auf Diskretion und unauffälliges Verhalten aller Beteiligten.

Aus leicht nachvollziehbaren Gründen ist Aufsehen nicht gerade das, was ein betroffener Angehöriger mag, wenn Sohn oder Tochter tot in der Wohnung liegt. Kein Mensch mag sensationshungrige Schaulustige, herbeigerufen durch Blaulicht, Folgetonhorn und ein Dutzend Männer und einen stundenlangen Einsatz inklusive einer Flut an Formularen und Unterschriften in dieser furchtbaren Zeit.

 

So kommt es, dass der Schlüsseldienst diese unschöne Aufgabe übernimmt und absolut diskret und unauffällig behandelt. Professionelle „Selbstmord Schlosser“, wie ich es bin, verzichten auf Kastenwägen und Firmenaufschrift, es soll ja alles im kleinen Rahmen bleiben, je weniger Menschen von einen Einsatz dieser Art Kenntnis erhalten, desto besser hat der Helfer gearbeitet. Dies ist der latente Wunsch des Anrufers.

Ein weiterer und nicht zu unterschätzender Aspekt für eine diskrete Abwicklung ist die wirtschaftliche Entwertung eines Objektes mit aufgefundener Leiche. Eine Wohnung, in dem ein Mensch getötet wurde, ist kein zu Hause mehr. Niemals wieder kommt ein Gefühl der Heimeligkeit auf, was ja auch verständlich ist. Die Wohnung muss verkauft oder abgegeben werden. Dies ist mit einem Suizidfall mehr als schwierig, in vielen Fällen sogar unmöglich. Jeder potentielle Käufer springt sofort ab, sollte er davon erfahren. Und das tut er immer, denn die Nachbarschaft übernimmt liebend gerne die Funktion der Informanten.

 

Besser tot als delogiert

Wirtschaftliche Not gibt es seit jeher. Der Unterschied zu früher liegt im Empfinden. Man hatte früher das Gefühl viele teilen das selbe Schicksal, man war nicht allein in seiner Armut. Das Ertragen der Not wurde durch das Kollektiv einfacher. Armut war sichtbar und allgegenwärtig. Die modernen Zeiten, die Stadtplanung und die Entstehung der Shopping-Kultur warfen der Unterschicht den Mantel des Unsichtbaren über. Vornehmlich besteht das Umfeld ausschliesslich aus Wohlhabenden und eher dem Reichtum Zugehörenden als deren Kontroverse. Menschen in Lumpen oder Menschen ohne ausreichende kosmetische Zahnbehandlung sind aus dem öffentlich zugänglichen Teil des Strassenbildes vollkommen verschwunden. Auf den Autobahnen bewegen sich schwere Limousinen, die wackeligen Rostlauben mit einfach gekleideten Leuten haben sich in Luft auf gelöst. Auf deutsch: Wo sind all die armen Leute hin? Niemand ist mehr arm, allen geht es gut! So der politische Tenor. Die Realität ist eine andere, denn Unsichtbarkeit schliesst Existenz nicht aus. Armut, Not und Elend sind präsenter denn je, aber perfekt versteckt. Arme Menschen leben neben und zwischen uns in Tarnkappen gehüllt. Nur Menschen mit Zutritt zum Verbotenen, und das ist schon die Kenntnis, wissen vom Heer der schwer Bedürftigen, von der Armee der gänzlich Mittellosen. Für alle anderen bleibt das moderne Elend unsichtbar, der tatsächliche Zustand der Gesellschaft bleibt dem Bürger vorenthalten, er soll nichts vom Gespenst Armut und der tatsächlichen Macht der Herrscherschicht erfahren. Schmutzige Kriege wurden immer im Geheimen geführt.

Miete muss man zahlen, sonst fliegt man raus, und man fliegt wirklich raus. Raus auf die Strasse, die Jahrezeit spielt keine Rolle. Der Schlüsseldienst wird bei Delogierungen auch Räumung genannt als „Amtshelfer“ beauftragt. Manche Kollegen sehen dies als Art Missbrauch des Handwerks. Die persönliche Einstellung zum politischen System spielt nach einigen Räumungen weniger eine Rolle, es macht keinen Unterschied, ob man kapitalistisch oder sozialistische Charakterprägung sein Eigen nennt. Hängen bleiben nur die hässlichen Bilder von gänzlich mittellosen Menschen, die das schützende Dach übern Kopf verlieren. Ich habe einige Räumungen mitgemacht und kann es nicht mehr ertragen, die Schreie, die Polizei, mitunter rohe Gewalt gegen die Delinquenten, die pure Not und nackte Verzweiflung in die harte kalte Welt gebrüllt und geschluchzt. Billiger Handlanger an Front für fette Schreibtischtäter in luxeriösen Hightecbüros zu sein, die mit Milliardengewinnen noch ausgefeiltere Finanzsysteme auf Eliteuniversitäten entwickeln, um noch mehr Menschen in Armut und totale Abhängigkeit zu stürzen, um noch höhere Renditen zu erzielen, das ist nicht mein Weltbild. Für ein paar Euros die unterste Drecksarbeit für die Vergewaltiger der Erde zu spielen, das hat ein Handwerksmeister nicht notwendig. Für ein paar Euros, deren Löwenanteil sowieso in Steuern und Abgaben verpufft, direkt anzusehen und direkt am Schlachtfeld dabei zu sein, wenn der Kapitalismus seine hässlichste Fratze zeigt und seine versklavten Teufel gegen schutzlose Zivilisten in den Krieg ziehen, nein das habe ich nicht notwendig. Mit ferngesteuerten juristischen Panzern gegen waffenlose Elendsbürger, zu diesen Befürwortern zählt kein religiöser Mensch, der Glauben an Schöpfung und die Macht Gottes in sich trägt.

Niemand ist so abgebrüht, es sei denn er so innerlich verroht, dass er unfähig gemacht wurde, Gefühle zu empfinden. Niemand ist so abgebrüht, dass ihm Delogierungen nicht nahe gehen und an seinem Gemüt zerren. Man nimmt das Elend der anderen mit zu sich nach Hause, denn man ist ja ein Teil des Systems. Räumungen spielen sich meist nach selben Muster ab. Gerichtsvollzieher, Möbelpacker, Zeugen und der Schlüsseldienst treffen einander bei besagter Wohnung. Manchmal, aber selten ist noch ein Vertreter des Gläubigers anwesend, dies ist jedoch wie gesagt eher selten, denn Banken oder Versicherungen interessiert ausschliesslich das Ergebnis, nicht der Ablauf. Gilt die Partei als aggressiv wird Polizeischutz angefordert. Der Gerichtsvollzieher klopft oder schellt. Öffnet der Säumige nicht, so gibt der Vertreter des Gesetzes das Kommando: „Schlosser fangen Sie an!“ Der Schlüsseldienst bohrt oder bricht das Schloss auf, oder sperrt mit Dietrich die Wohnung auf. Der Gerichtsvollzieher betritt die Räume und befiehlt den Anwesenden das Objekt zu verlassen, sie hätten 10 Minuten Zeit. Viele verschwinden sofort, sofern sie überhaupt noch anwesend sind. Es ist ungeheuer peinlich Hab und Gut zu verlieren, ein strategischer Schachzug der Superreichen. Andere sind nicht gewillt die Wohnung zu verlassen und wehren sich mit Hand und Füssen dagegen, wörtlich. Sie schreien und beissen, sie klammern sich am Türstock fest oder schütten kochendes Wasser den Eindringlingen entgegen. Das ist Angelegenheit der Polizei. Die Widerspenstigen werden mit Gewalt aus dem Objekt gezerrt und gestossen, meist folgt die Anzeige wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt auf den Fuss. Der Mieter darf sich der Anordnung des Gerichtsvollzieher nicht widersetzen, er muss gehen. Anklagen und Anzeigen wegen Ehrenbeleidigung, Beamtenbeleidigung, gefährliche Drohung, Verfahrensverschleppung sind ebenso die Folge eines aufmüpfigen Bürgers. Hiebe und Schläge gegen Schlosser und alle anderen sind keine Seltenheit, der Schlüsseldienst oder die Möbelpacker sehen darüber hinweg, solange keine Waffengewalt im Spiel ist. Ab und zu blitzen Messer, Schlagstöcke, Baseballschläger, oder andere, verbotene Waffen auf und werden auch eingesetzt, hin und wieder kracht auch Schuss aus Pistole oder Gewehr. In seltenen Fällen treffen die Projektile sogar einen Schlosser oder einen der anderen, dieses Ereignis wird dann mit viel Glück im Lokalblatt erwähnt, wenn einige Millimeter des wertvollen Informationsträgers frei sind. Jedoch es gibt eine andere Variante in der Vielzahl der täglichen Räumungen und von diesen handelt diesen Geschichten, denn in die zensierten Einheitsmedien schaffen diese menschlichen Dramen es nie.