Der Todseher - Joseph Heiss - E-Book

Der Todseher E-Book

Joseph Heiss

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Beschreibung

J. ist ein durchaus realitätsbezogener Ingenieur mittleren Alters. Plötzlich sieht er in Gesichtern von Menschen für Bruchteile von Sekunden makabre Totengesichter. Hinweise verdichten sich, dass alle diese Menschen durch einen Unfall zu Tode kommen. Ob hinter seiner Fähigkeit wirklich immer die Wahrheit steckt und die Unfälle tatsächlich passieren? Das herauszufinden, wird bei J. zur Obsession, die ihn in manche bizarre Situation führt. Er möchte die Person, an der er das Totengesicht sieht, auch umkommen sehen. Dem Reiz, mit seinen Fähigkeiten weltweit berühmt und einzigartig zu werden, kann sich J. auch nicht entziehen. Könnte er dadurch ja seine bizarren Fantasien ausleben. Durch zahlreiche Todesfälle, die J. inzwischen erlebt hat, meint er ein Muster zu erkennen. Eine Spirale. Eine Todesspirale, die sich über Fremde, Bekannte, Freunde und schließlich über seine Familie und ihn selbst legt. In Panik geraten und selbst durch das Totengesicht in höchster Lebensgefahr, gelangt J. zu einer entsetzlichen Lösung, sich und seine Liebsten zu schützen.

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Seitenzahl: 363

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Inhalt

Impressum

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2015 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99038-931-7

ISBN e-book: 978-3-99038-932-4

Lektorat: Alexandra Eryigit-Klos

Umschlagfotos: Katalinks, Luminastock | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

1

Augenblicklich fiel J. die Ballade „Das Abendmahl des Leonardo da Vinci“ von Wolfgang Lunzer-Lindhausen ein.

Da ging er durch des Alltags Volksgewühl,

Und ließ sich von dem Strom der Straße treiben,

Da fasste ihn ein eigenes Gefühl,

Das ließ ihn plötzlich wartend stehen bleiben.

Da sah er endlich – und er irrte nicht –

Es dunkler werden in der dunklen Menge,

Da flammte düster aus des Markts Gedränge

Das eine große, teuflische Gesicht.

Mit „augenblicklich“ war genau jener Moment gemeint, in dem J. den Unbekannten in der Menge der flanierenden Einkaufsbummler, touristischen Stadtbesucher und vielen, aufs äußerst hastig und beschäftigt scheinenden Langsamläufern oder Schnellgehern, je nachdem, wie man es interpretiert, sah und dessen Gesicht sich in einer blitzartigen Art und Weise vom normalen menschlichen Durchschnittsgesicht in eine Totenmaske verwandelte. Blitzlichtartig, für Sekundenbruchteile nur „Totenmaske“ und wieder zurück. Eine Totenmaske oder ein „Totengesicht“, wie J. sie aus dem Fernseher oder aus Zeitschriften bei den für uns makabren Allerseelenfeiern aus Mexiko schon gesehen hat und die auch immer wieder auf Faschingsveranstaltungen getragen wurden. Sie sind nie „out“ oder „in“. Aber sie tauchen doch immer wieder auf. Totenmasken. J. glaubt, sich an einen Artikel aus der GEO-Zeitschrift über Feiern auf Friedhöfen in Mexiko zu erinnern. Die Menschen haben da auch Pappmasken getragen oder sich ihre Gesichter als Totengesichter angemalt. Totengesichter mit großen schwarzen Augen, einem dreieckigen schwarzen Nasenloch und den schrecklich groß aussehenden Zähnen und einem bizarren Grinsen. J. suchte aber weder ein teuflisches Gesicht noch eine Totenmaske. Kopfschüttelnd über diesen komischen Zusammenhang mit der Ballade und dem, was er glaubte, gesehen zu haben, ließ er sich durch die Menschenmenge treiben.

Er hatte kein spezielles Ziel und ging vergnüglich einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nach, wann immer er einen Stadtbummel machte. Und die war, Leute anzusehen, zu beobachten und die Menschen nach ihrem Aussehen, ihrer Physiognomie, ihrer Kleidung, ja selbst ihren Bewegungen nach in Kategorien einzuteilen. Sich auszudenken, was sie sein könnten. Wie sie sein könnten und ob sie sympathisch, unsympathisch, anziehend, abstoßend oder neutral sind. Mit „neutral“ meinte J., dass man die Leute ganz einfach nicht einzuordnen wusste. Dass einem bei der Beobachtung und Beurteilung des Menschen nichts einfiel Es gab beinahe keine neutralen Menschen, hatte er in den vielen Jahren seiner Beobachtungsstudien festgestellt. Nichtssagend, ja. Platt, ja. Fad auch. Aber nicht neutral.

Da es ein sonniger Tag war, die Straßen der Stadt sich bereits aufgeheizt hatten und daher eine unangenehme Wärme ausstrahlten, wie J. es von überhitzten Bodenheizungen kannte, setzte er sich einfach in den nächsten der zahlreichen Schanigärten, die auf den Gehsteigen längs der Straßenbahn, die durch die Hauptgeschäftsstraße führte, wie Perlen auf einer Schnur aufgefädelt ihre Tische und Stühle zum entspannten Faulenzen und zu einem kühlen Bier einluden. Er bestellte ein kleines Bier. Die Kellnerin, ein noch junges Mädchen mit glatten blonden Haaren und einer modernen Brille, die ihre hellen Augen dezent hervorhoben, tippte die Bestellung freundlich lächelnd in ihr elektronisches Kästchen ein. Ihre weiße, kurzärmelige Bluse stand ihr ausgezeichnet und auch die dunkelrote Schürze, die alle in diesem Lokal Angestellten trugen, brachte ihre junge ausgewogene Figur sehr gut zur Geltung. J. erfreute sich daran. Sehr sympathisch, dachte er.

In letzter Zeit bevorzugte J. die kleinere Variante und nicht mehr die übliche Halbe Bier. Zum einen weil er das Bier liebend gerne sehr kalt trank und bei einer Halben das Restbier sich nach dem ersten Schluck, besonders an so herrlichen Sonnentagen, zu sehr erwärmte und er es dann nicht mehr mochte. Zum anderen aber des Bierglases wegen. Seit der Kultivierung des Biertrinkens durch Weglassen des klobigen Krügerls wurden immer elegantere und wirklich attraktiv gestaltete neue Biergläser angeboten. Das Bier schmeckte dadurch ganz einfach besser, fand J. Man bekam einfach Lust, daraus zu trinken. Ein leicht gebogenes elegantes Glas, das in der kleinen Variante um vieles eleganter wirkte als das große Glas, hatte es ihm besonders angetan, und meist suchte er sich den Gastgarten, der eben dieses Bierglas in seinem Sortiment hatte, aus. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Grund war gänzlich nüchtern. Geiz. Weil er das Bier bezahlen musste, wollte er den Rest nicht stehen lassen und so musste er ein warmes, ungeliebtes Bier trinken. Das war der weiterer Beweggrund, auf ein kleines Bier umzuschwenken. Das Problem war nur, dass er mit einem kleinen Bier nicht genug hatte und ein zweites bestellen musste. Das war aber zusammen mehr als eine Halbe. Er musste daher in den sauren Apfel beißen und zwei kleine Bier trinken. Ja, manchmal verlangt einem das Leben wirklich sehr schwere Entscheidungen ab, dachte er amüsiert, als ein schrecklich schrilles, grelles Geräusch den gleichförmigen Lärmpegel angenehmer Gastgartendiskussionen und hektischen Großstadtlärms mit einem Schlag wegfegte und ein Ungeheuer, das dem Ohr und dem ganzen Körper Schmerz bereitete, den gesamten unmittelbaren Stadtabschnitt vereinnahmte. In Bruchteilen von Sekunden zerlegte es den gewohnten Geräuschpegel. Grässlich grüne Schallwellen prallten, die glatten Fassaden der eng stehenden Gebäudeschlucht nutzend, etliche Male hin und her, um so das ohrenbetäubende Quietschen zu vervielfachen und dabei niemanden zu verschonen. Es war Lärmterror pur. Leute schrien erschrocken, einige riss es förmlich von den Sitzen, andere erstarrten, Lots Salzsäulen gleich. Das Herz pumpte und der Herzschlag stieg plötzlich rasant. Flüchten oder sich verstecken. So plötzlich, wie das Geräusch aus heiterem Himmel gekommen war, so plötzlich war es auch wieder weg, und eine kurze, aber ebenso intensive Stille blieb zurück. J. blieb sitzen, auch wenn das helle Kreischen seinen Ohren wehtat und er sich unwillkürlich in Richtung des Geräusches drehte. J. kannte das Geräusch von plötzlich blockierten stählernen Straßenbahnrädern, die ein kurzes Stück auf den Schienen dahinschleifen, bevor ein solches Tonnengefährt zum Stillstand kam Metall auf Metall.

Unerwartet, grell, schneidend, schrill.

Wegen des plötzlich entstehenden Gedränges all der Leute, die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Behändigkeit auf den Unglückspunkt hin zusteuerten und es unglaublich rasch fertigbrachten, sich an einem bestimmten Punkt konzentrieren – der Befriedigung der Neugier wegen natürlich so nahe wie nur irgend möglich beim Unfallgeschehen –, konnte er nicht sehen, was da eigentlich passiert ist. Und er wollte es auch gar nicht. Blutverschmierte, zerrissene Leiber und abgetrennte, grässlich bleiche Leichenteile, so wie es seine Fantasie ihm bereits suggerierte, waren in natura nicht gerade seins. Außerdem hasste J. offen gezeigte Neugier. Wann immer etwas Unvorhergesehenes, Aufregendes, nie Dagewesenes oder in ähnliche Kategorien Fallendes in seiner unmittelbaren Nähe stattfand, ignorierte er es. J. blieb nach kurzem Registrieren solcher Ereignisse nie stehen, um zu gaffen. Nie. Da hielt er es mit der englischen Art.Noblesse oblige.

J. konnte sich noch gut an seine Kindheit erinnern, wobei ihm eine Episode noch sehr gut im Gedächtnis haftete J. ging damals als Kind mit seiner Mutter in die Stadt. Eine durchschnittliche provinzielle Kleinstadt. Beinahe ein Vorbild einer provinziellen Kleinstand. Und da stand am Gehsteig der Straße, die in die Stadtmitte führte, tatsächlich ein originaler roter Ferrari. Aus Italien. Flach. Rot. Elegant. Rar. Und um den Ferrari herum Dutzende junge und ältere Erwachsene, die sich vollkommen aufgeregt jedes Detail des Ferraris ansahen. Ihn berührten. Sich fachmännisch gaben oder ganz einfach nur fasziniert schauten. Auch J. wollte sich das rasante Gefährt näher ansehen. Aber da packte ihn seine Mutter fest an der Hand und zischte: „Untersteh dich! Bleib da! Das sieht ja aus, als könnten wir uns das nicht leisten!“ Mit diesen Worten schleifte sie ihn an der erregten Menge vorbei und warf dabei keinen einzigen Blick auf das elegante rote Gefährt. J.’s Vater war ein gewöhnlicher Eisenbahner, also ein Angestellter der Österreichischen Bundesbahn, und wir waren fünf Kinder. Wir besaßen ein Damenfahrrad der Marke Puch, ein Herrenfahrrad der Marke Puch, einen Tretroller und ein Motorrad. Eine 125er-Puch. Ähnliche Vorfälle und Erlebnisse lehrten J., seine Neugier öffentlich nie zu zeigen, was schließlich sein Markenzeichen wurde, das er künftig als englische Lebensart des Understatements lebte.

Die Sirene einer Ambulanz, die nur wenigen Minuten nach dem kreischenden Stillstand der Straßenbahn aufheulte – wahrscheinlich das Rote Kreuz, dachte J. – ließ ihn vermuten, dass ein Unfall geschehen war/sein musste. Unfälle passierten nun mal eben, Leute waren unvorsichtig, dumm und rücksichtslos. Wahrscheinlich war so ein Idiot oder ein Besoffener oder einer, der unter Drogen stand, von denen es immer wieder welche gab, zu jeder Tages-, Nacht- und Jahreszeit, in den Fahrbereich der Straßenbahn geraten und niedergefahren worden. Oder irgendein ausgeflippter Psychopath hatte jemanden vor die herannahende Straßenbahn gestoßen. In letzter Zeit hatte J. immer wieder solche oder ähnliche Szenarien in der Zeitung gelesen. Erst letzten Sonntag, nach der Kirche, hatte ihm eine Frau erzählt, dass ein übler Typ eine bereits bejahrte Frau vor ihren eigenen Augen brutal aus der Straßenbahn geschubst hatte. Die Frau war sehr unglücklich gefallen, hatte geblutet und musste vom Roten Kreuz versorgt werden. Die Polizei war natürlich auch gekommen, wie üblich zu spät. J. musste über dieses Klischee lachen. Typen gibt es, die gibt es nicht. Auch diese Gedankenassoziation amüsierte J. Typen gibt es, die gibt es nicht!

Verdrossen saß J. in der Straßenbahn. Er mochte es nicht wenn er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren musste. Aber jeden Freitag benötigte seine Frau das Auto, um die notwendigen Einkäufe für das Wochenende und die kommende Woche zu machen. Und ein zweites Auto kam für J., besonders aber für seine Frau R. ganz einfach nicht infrage. Nicht so sehr des Geldes wegen, sondern wegen der Umwelt. R. war eine sehr umweltbewusste Frau und sehr penibel, auch im Bereich der Mülltrennung und beim Einkaufen vernünftiger Lebensmittel. J. liebte das sehr, da R. nicht nur ausgesuchte Lebensmittel einkaufte, sondern auch sehr schmackhaft zu kochen verstand. Eine Küche, die J. liebte. Aus diesem Grund kostete es ihm nicht wirkliche Überwindung, das Auto an jedem Freitag R. zu überlassen und mit dem Bus und der Straßenbahn zur Arbeit zu fahren. Trotzdem war er verdrossen. Denn die Mühlviertler Benützer öffentlicher Verkehrsmittel, in diesem Falle ein gewöhnlicher Autobus, waren so richtige Muffel. Besonders am frühen Morgen. Jeder saß auf einem Sitz, der am Gang lag, und legte sein Gepäck vorsorglich am Fenstersitz ab. Man musste daher immer wieder störend nach dem Sitzplatz fragen. Die meisten Jugendlichen erschwerten die Sitznachfrage noch dadurch, dass sie vorgaben zu schlafen und ihre Gesichter tief in Mützen, Hauben oder Parka-Kapuzen verbargen, um so hoffentlich der Frage nach dem Freimachen des Fenstersitzes zu entgehen. Warum jeder Mühlviertler glaubte, Anrecht auf zwei freie Sitzplätze in einem am frühen Morgen meist gerammelt vollen Bus zu haben, war J. ein Rätsel. Wahrscheinlich, weil er kein Mühlviertler war. J. war sehr froh, nicht tagtäglich auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein.

Sein mürrischer Blick, der sich inzwischen neugierig auf die paar wenigen Menschen auf den Gehsteigen der Stadt richtete, die wahrscheinlich ebenfalls schon in aller Frühe zur Arbeit eilten, wurde abrupt abgelenkt, als er ein Déjà-vu des Ereignisses jenes Tages hatte, an dem in der Stadt jemand von der Straßenbahn erfasst und überfahren worden war. Kurz zuvor hatte er ein ähnliches Erlebnis gehabt, als er blitzartig im Wechsel ein Gesicht in der Menschenmenge als Totenmaske sah. Er erinnerte sich deshalb, weil ihm sogleich wieder diese Ballade einfiel. Die vorbeieilende Frau mit dem nichtssagenden, eher blassen Gesicht, den ins rechte Auge fallenden hässlich hellgrün gefärbten Haarsträhnen und dem sogar ein wenig erotischen, aber doch gerade um diese Tageszeit um eine Nuance zu grell geschminkten, sinnlichen Mund wechselte ihr Gesicht wie damals das Gesicht jenes Mannes innerhalb von Sekundenbruchteilen in jene Totenmaske, die komisch grotesk ein bizarr lächelndes Totengesicht darstellte. J. drehte seinen Kopf schnell herum, um nach der Frau zu sehen, aber ihre raschen Schritte und das Tempo der Straßenbahn verhinderten einen zweiten Blick auf das Gesicht der Frau.

Dafür fielen ihm die Verse der Ballade wieder ein.

Da sah er endlich – und er irrte nicht –

Es dunkler werden in der dunklen Menge,

Da flammte düster aus des Markts Gedränge

Das eine große, teuflische Gesicht.

J. war bei Gedichten, die sich reimten, ein sehr geschickter Nachreimer, und so änderte er die letzten beiden Zeilen in:

Da blitzte komisch aus der morgenmüden Menge

Das grinsend groteske Totengesicht.

Bei der nächsten Haltestelle war der Vorfall bereits vergessen, denn die vielen neuen Gesichter, die es zu beobachten, katalogisieren und einzuschätzen galt, verlangten wieder seine ganze Konzentration. Die Menschentraube, die sich innerhalb kurzer Zeit ums Eck jener Straße gebildet hatte, in die die Frau eingebogen war – eine an einem so frühen Morgen beinahe menschenleere Straße –, konnte J. schon nicht mehr sehen. Und auch das heulend herannahende Rettungsauto konnte J. nicht mehr vernehmen, da die Straßenbahn gerade in den Bereich einfuhr, der unter die Straße führte.

Verblüfft kippte J. den gesamten restlichen Inhalt seines Weinglases im Foyer des Theaters in seine Kehle, wobei er sich hustend verschluckte. Nicht dass der Grüne Veltliner zu herb gewesen wäre – für ihn als gestandener Österreicher und Steirer der am liebsten getrunkene weiße Wein mit einem ausgezeichneten Pfefferl –, aber wenige Meter vor ihm wechselte das Gesicht der aparten und trotz ihres fortgeschrittenen Alters attraktiven Frau in Sekundenbruchteilen in das J. bereits bekannte Totengesicht mit dem bizarren Grinsen und wieder zurück. Ein Wimpernschlag nur und die grau melierten Haare, die buschigen, wenn auch gut gepflegten Augenbrauen, die gerade Nase mit der eleganten Brille, deren Glas die ausdrucksvollen Augen noch dunkler und größer erscheinen ließen, als sie tatsächlich waren, und ihr dezent geschminkter roter Mund sahen direkt in seine Richtung. Wobei ein leicht verhaltenes Grinsen indirekt erkennen ließ, dass sie sein Husten und seine wahrscheinlich weit aufgerissenen Augen belustigte. Das Läuten der Theaterglocke kündigte das Ende der Pause an und J. ging mit seiner Frau rasch über die Stufen hinauf zum ersten Rang, wo sie ihre abonnierten Sitzplätze mit sehr guter Sicht auf die Bühne hatten. J. wollte bereits auf seinem Platz sitzen, bevor die Leute die Reihe füllten. Er hasste es, durch die Reihen zu gehen und andere Theaterbesucher von ihren Sitzen aufstehen und ihn vorbeigehen zu lassen, wenn er etwas zu spät kam. Umgekehrt war es ihm lieber.

J. wunderte sich ein wenig, als er bemerkte, dass einige Sitzplätze unten im Parkett nicht mehr belegt waren und die Leute, die dort beim ersten Akt noch gesessen hatten, nicht erschienen waren. Besonders weil es eine ausgezeichnete Vorstellung war. Leute gingen gewöhnlich dann nach dem ersten Akt, wenn die Vorstellung nicht ihrem Geschmack entsprach oder wenn eine Inszenierung etwas schräg oder zu modern ausgelegt wurde. Erst später, als die düstere Musik Rigolettos ihn fesselte, dachte er kurz an den makabren Totengesichtswechsel der Frau. Und sogleich fielen ihm dazu neue Endzeilen ein.

Da verunstaltete in der Theaterbesuchermenge

Das schrille Totengrinsen ein wohlgestaltetes Frauengesicht.

J. ging in den Kontrollraum der Roheisenstation. Hier wurde über eine Fernbedienstelle mit Joystickbedienung das flüssige Roheisen aus runden zylindrischen riesigen Röhren, die mit feuerfestem Material ausgekleidet waren und bis zu 300 Tonnen flüssiges Eisen mit einer Temperatur von 1350 °C transportieren konnten, durch Drehen der Röhren das flüssige Roheisen vom Hochofen in einen darunter befindlichen Behälter, Pfanne genannt, der ebenfalls mit feuerfesten Steinen ausgemauert war, geleert. Circa 120 Tonnen pro Pfanne. Die fünf Personen erledigten ihre Arbeit simpel und ruhig im Kontrollraum des sehr futuristisch aussehenden Raumes mit all den Knöpfen der Bedienpulte, den vielen Monitoren, wo über Beobachtungskameras die Bilder zur Kontrolle in den Leitstand übertragen wurden, und den Computern, die im ganzen Raum verteilt waren. J. war jedes Mal, wenn er diesen Raum betrat, enttäuscht, nicht Menschen im Science-Fiction-Look anzutreffen, sondern Arbeiter in der gängigen schlichten Arbeiterkluft, bei der Blau dominierte und einige gelbe Streifen über der rechten Schulter ihre Zugehörigkeit zu dieser Abteilung zeigten. J. kannte die Mitarbeiter schon seit Jahren und gewöhnlich lief ein kurzer Schmäh, sozusagen als Entree, in diesem Raum. Als Produktionsingenieur im Stahlwerk und in dieser Woche als diensthabender Ingenieur machte J. jeden Tag zweimal den Rundgang durch das Stahlwerk und lief die einzelnen Abteilungen des Stahlwerkes ab, um sich über Zustand und Situation zu informieren und ein wenig mit den Mitarbeitern zu plaudern Viel Fachsimpelei, aber auch nur Quatschen und auch Blödeln waren immer drin. Wie üblich machte J., meist nach Rangordnung der Besatzung, die Runde und begrüßte jeden Einzelnen im Raum mit Handschlag. Das war so gängig seit J. in diesem Stahlwerk arbeitete. Auf Außenstehende wirkte das immer ein wenig grotesk, für Insider war es normal. Beim Begrüßen des Mannes, der den zweiten Entschwefelungs- und Abschlackstand bediente, stutzte J. Das Gesicht des Mannes, den er nun doch schon seit sicherlich zehn Jahren kannte, ein breites grobes Gesicht mit dem breitem Mund mit fleischigen Lippen und einer dicken Brille auf der ebenfalls dicken Nase, wurde plötzlich zu einem Totengesicht. Sekundenbruchteile verharrte J.’s Hand, die er bereits ausgestreckt hatte, auf halbem Weg und zögernd streckte er sie weiter aus, als einen Wimpernschlag später das normale Gesicht erschien und die großen Augen hinter den Brillengläsern ihn ansahen. Der Mitarbeiter schien die kurze Erschrockenheit von J. nicht bemerkt zu haben. Da J. wusste, dass bei einem Arbeitsunfall ein Auge dieses Mannes so sehr verletzt wurde, dass er darauf erblindete und daher nicht ganz gut sah, dachte er sich, dass er sein kurzes Zögern gar nicht bemerkt hatte.

Während J. in seinem Büro an einer Auswertung arbeitete, bemerkte er ein wenig Hektik im Gang vor seinem Büro. J.’s Bürotür blieb immer offen – eine der wenigen in diesem riesigen Bürotrakt, wo sich die Ingenieure und Betriebsleiter eher in ihren Büros verbargen und die langen Gänge Spitalscharakter annahmen und nicht das hektische Leben von Stahlwerksaktivitäten widerspiegelten. Einige Leute hasteten auf und ab und riefen sich in einer komisch gedämpften Weise Satzfetzen zu. Wahrscheinlich sprachen sie normal, J. erfasste im Büro allerdings nur Sprachfetzen.

„Roheisenumleergrube“ fing er noch auf und die Neugier trieb ihn doch, aufzustehen und nachzusehen, was draußen im Gang los war. Als er den Sicherheitsbeauftragten der Abteilung mit dem Chef des Stahlwerkes rasch über den gläsernen Übergang vom Büro zum Stahlwerk hasten sah, fragte er den Nächststehenden, was da eigentlich los sei. Der wusste auch nichts Genaueres, außer, dass anscheinend jemand in eine Grube gefallen sei. J. ging sinnend in sein Büro, er musste an den Unfall vor beinahe einem Jahr denken, bei dem ein junger Mann durch eine Aneinanderreihung von unglaublich dummen Zufällen in eine Roheisenumleergrube gefallen war. Immerhin aus circa sieben Meter Höhe auf Beton. Die Statur und Elastizität des gut trainierten jugendlichen, gedrungenen Körpers bewahrten den Verunfallten vor dem Tode. Aber gebrochene Rippen und schreckliche Prellungen trug er dennoch davon.

Ein über Bedienknöpfen manipulierbares Gitter wurde seinerzeit als Lösung vor ähnlichen Unfällen installiert, wusste J. noch. Als sein Bürokollege mit sorgenvoller Miene ins Zimmer kam, er war zuständig für die Sicherheitsaspekte im Stahlwerk, musste J. ganz einfach fragen, was passiert war. Der Kollege konnte nur sagen, dass man nun die Decke über den Verunfallten gelegt hatte. Den Verunfallten, der durch genau dieselbe Öffnung in die Roheisenumleergrube gefallen war wie seinerzeit der junge Mitarbeiter.

Der Unfall begleitete J. noch längere Zeit, da ein Unfall mit einem Toten ganz einfach außerhalb der Norm liegt und den Vorstand, einmal aufgerüttelt, zu sehr viel Aktivität zwingt.

Seine Gedanken wurden plötzlich wieder auf diesen Unfall gelenkt, der nun doch schon einige Zeit zurücklag, als er bei einem seiner geliebten Stadtbummel an einer Auslage eines Bestattungsinstitutes vorbeischlenderte, und mehr aus Neugier als aus Interesse begann er die Bilder von kürzlich Verstorbenen, die im Schaukasten ausgestellt wurden, durchzusehen. Es sind gar nicht so wenige, die in letzter Zeit verstorben sind, dachte sich J. noch, als ein Foto ihm besonders ins Auge fiel. Sogleich erkannte er den Mitarbeiter aus dem Stahlwerk, dessen breites, flächiges Gesicht auf einer Parte prangte. Obwohl er auf dieser Aufnahme um einiges jünger war, als J. ihn in Erinnerung hatte, erkannte er ihn sofort.

Unverkennbar waren seine Augen hinter der Brille. Insbesondere weil eines nicht ganz in Ordnung war und er deswegen zu schielen schien. Ziemlich überrascht war J. aber, als er beim weiteren flüchtigen Überblicken aller ausgestellten 21 Fotografien auf den Parten in drei Reihen noch ein anderes Gesicht erblickte, das er ebenfalls erkannte. Es war ein Foto der attraktiven älteren Frau vom Theater. Da dieser Vorfall noch nicht allzu lange her war, konnte J. sich noch ganz gut an das Gesicht der Frau erinnern. Nun ging er alle Fotografien genauer durch und war sich nicht sicher, ob er das Gesicht eines Mannes und das einer weiteren Frau aus seinem Gedächtnis von irgendwoher kannte. Flüchtig schienen sie ihm bekannt, weil es aber Fotografien waren, die aufgenommen worden waren, als diese Menschen noch jünger waren, blieben sie doch wieder Unbekannte. Und weil J. in seiner Leidenschaft, Menschen einzustufen, doch recht viele Gesichter anschaute und er, auch wenn die Stadt sehr groß war und viele Menschen beheimatete, doch den einen oder anderen öfters sah, könnte ihn das eine oder andere markante Gesicht ansprechen.

Das Eigenartige war jedoch, dass alle vier Personen jeweils durch einen Unfall aus dem Leben geschieden waren, dachte sich J. noch, als er die Parten der vier Personen genauer durchlas.

J. dachte nur flüchtig über die Koinzidenz dieser vier verstorbenen Personen nach, die er teilweise gekannt hatte und teilweise zu erkennen meinte. Vielmehr freute er sich schon auf das Stadtfest, das in Kürze stattfinden würde – laut dem mit viel Kreativität und Esprit entworfenen Plakat, das auf der gläsernen Eingangstür eines Cafés unübersehbar angebracht worden war. Dieses Straßenfest, an dem Hunderte Straßenkünstler aus aller Welt teilnahmen und das die gesamte Stadt in eine einzige Bühne verwandelte, gefiel J. ganz besonders. Gab es dort ja Hunderte, nein Tausende verschiedenste und unterschiedlichste Menschen von sehr vielen verschiedenen Herkunftsländern zu beobachten. Es war einfach fantastisch. Ein Genussbad an schierer Beobachtung von Gesichtern, Bewegungen, Schattierungen und Reaktionen. Ein Genussbad, wie es J. liebte. Heiß, sehr heiß, mit einem gut gefüllten Glas Whiskey am Badewannenrand, einer guten bluesigen Musik, einem abwechslungsreichen Magazin, das man später wegwerfen musste, weil es durch die Feuchte des dampfenden Badewassers und die nassen Hände beim Umblättern ganz einfach unbrauchbar wurde. Besonders der gute Whiskey und das heiße Badewasser waren bei seinem Genussbad wichtig. J. liebte heiße Bäder. So heiß, dass er sich genüsslich, aber doch mit leichtem Schmerz durch die Hitze des Wassers in der Badewanne liegend nicht mehr zur rühren wagte, wenn das dampfend heiße Wasser aus dem breiten Wasserhahn plätschernd in die Wanne lief. J. liebte auch das Geräusch des plätschernden und sprudelnden Wassers, wenn es in einem komprimierten Strahl aus dem Wasserhahn schießend auf die Wasseroberfläche prallte und mit vielen kleinen Wirbeln und Strudeln einer guten Komposition gleich Wassermusik erzeugte. J. liebte auch den Whiskey, besonders in dieser Situation.

Wenn er scharf brennend und einen undefinierbaren Geschmack von Erde, Rauch, Feuer und Lust in der Mundhöhle zurücklassend langsam in den Bauch rann und sich dort ausbreitete. Dieses höchst intensive und beinahe schmerzhafte Gefühl von extrem heißem Wasser, das die Haut beinahe verbrüht, und das heiße und lustvolle, schmerzhafte Gefühl des durch die Adern rinnenden scharfen Getränkes war eine Gefühlskombination, die J. in höchstem Maße genoss. Die meisten Freunde, näheren Bekannten und auch einige Arbeitskollegen von J. wussten vom Prozedere des Genussbades durch unzählige Schilderungen, bei internen Festen, wo die Hemmschwelle an Intimität schwand und er jedes Detail seines Lebens preisgab, die er ohne entsprechenden Alkohollevel wohl nicht erzählt hätte. Doch um die wirkliche Intensität seines Genusses wusste niemand Bescheid. Niemand. Nicht einmal R., J.’s Frau. R., eine sehr attraktive, aber auch sehr bodenständige Frau, mit einem unglaublich gleichmäßigen Gesicht mit einer im Verhältnis zum Gesicht genau abgestimmten und passenden runden Nase, die wirklich in der Mitte des Gesichtes lag. Die Augen schienen durch die starke Brille, die sie ihrer schwachen Sicht wegen von Kind auf tragen musste, größer und intensiver zu strahlen als bei normalen Menschen. Ja, sie strahlten, waren nicht bloß Augen. R. besaß ein natürliches, ihr innewohnendes Strahlen. Wenn immer eine andere Frau neben R. saß, stand oder in der Nähe war, umgab R. eine Aura, die er nie bei einer anderen Frau entdeckte. Und der Mund war einfach wunderschön. Der Mund. Nicht nur die Lippen. Es war für J. der vollendetste Mund, den er je bei einem Menschen gesehen hatte. Kein Model wie Prominent auch immer, konnte es mit dem Schwung, der Gleichmäßigkeit der Lippenverteilung und der Breite und Größe sowohl der Ober- als auch der Unterlippe mit dem Mund von R. aufnehmen. Unerfahren und emotional sprach J. in den Tagen seiner größten Verliebtheit vom schönsten, besten und liebenswertesten Kussmund der Welt. Später vom Goldmund. Und immer wenn J. das Gesicht von R., seiner Frau, ins Gedächtnis rief, begann sich das Bild vom Mund aus zu formen. Von der Mitte, beide Lippen nicht hart, sondern ganz normal und formschön übereinander, beginnt sich das Bild zu erweitern und die Lippen sich zu formen. Die kleinen Rillen, wie jede natürliche Lippe sie hat, reihen sich eine nach der anderen, bis hin zum Mundwinkel, der durch zwei unvergleichlich schöne Mundfalten begrenzt wird. Die Unterlippe, in der Mitte breiter werdend, wird kongenial durch die Oberlippe, in der Farbe ein wenig heller, derartig ergänzt, dass erst das Gesamte das Kunstwerk ergibt, das diesen Mund so unvergleichlich macht. J. liebte seine Frau, nicht nur des Mundes wegen, sehr.

Eine Vorführung von drei Straßenkünstlern, ganz im vorderen Bereich des Hauptplatzes, unmittelbar vor einem Reisebüro, fesselte sofort J.’s Aufmerksamkeit, als er am ersten Tag des Straßenfestes die Stadt betrat. Zwei Erwachsene und ein Kind, überaus futuristisch-exzentrisch verkleidet und auf Stelzen sich in enorm spannungsgeladenen Bewegungen umkreisend, forderten J.’s ganze Konzentration. Als unglaublich schöne, aber doch in unserer Heimat nicht bekannte Wesen schienen sich Mama und Papa oder Er- und Sie-Wesen emotionale Kämpfe rund um das scheinbar verängstigte Wesen Kind auszufechten. Durch die hohen Stelzen ergaben sich Bewegungsmuster, die eine ungemeine Spannung und Erwartungshaltung hervorriefen, welche die um die Szene stehende Menschenmenge sofort in ihren Bann zogen. Gespannt wurde jede kleinste Bewegung dieser drei fremden Gestalten verfolgt und beinahe atemlose Stille umgab diese kleine Schar. J., der auf der obersten an dem steinernen Geländer hinabführenden Treppe saß und dadurch einen fantastischen Überblick über die gesamte äußerst theatralische Szenerie hatte, genoss diese Situation und schaute sich fasziniert alle Gesichter, die er von seinem Blickfeld aus erhaschen konnte, so genau wie möglich an.

Am faszinierendsten waren immer die Gesichter der Kinder. Immer.

Das sorglos aufnahmebereite Gesicht, bar jeder gestellten, in späteren Jahren eingeübten Ausdrucksweise, wurde zur Projektionsfläche, wo alle, absolut alle Gefühlswelten zum Ausdruck gebracht wurden. Was Kindergesichter an Emotionalem zur Schau stellen können, stellt alle Bemühungen in den Schatten, auch die der besten Schauspieler sämtlicher Theater in der ganzen Welt. Grotesk verzogene offene Münder, deren schmalen, vollen, dunklen oder gar bleichen Lippen zitterten, sich heftig aneinanderpressten oder bebend in tiefster Unruhe sich unentwegt bewegten und jedem dargestellten Spannungsfeld seine eigene Form gaben, machten J. betroffen. Vor Speichel triefende Münder konnten die herrschende Spannung genauso widerspiegeln wie Zähne, meist der Unterkiefer, sich selbst beißend, nagend, mahlend oder die Ober- oder Unterlippen schabend. Das Gesicht konnte sich in Sekundenbruchteilen in das jeweilige empfundene Gefühl der gerade gespielten Situation verändern, verwandeln umwandeln. Und die Augen. Die Augen. Riesige, sich weitende, verengende, vor Angst zugemachte Augen, blinzelnde, im Zwiespalt spähende, betroffene und tränende Augen, die den ganzen Weltschmerz, die zutiefst und ehrlichste empfundene Freude und auch die absolut tiefste Trauer zu vermitteln vermochten, waren unmittelbar vor J. versammelt. Besonders ein Mädchen musste er immer und immer wieder ansehen. Das wahrscheinlich zehnjährige, in der vordersten Reihe sitzende, langhaarige, blonde Mädchen mit einem überaus hübschen gleichmäßigen Aussehen zog J.’s Blicke auf sich. Wahrscheinlich weil ihre Leidenschaft, mit der sie der Show folgte und die in absolut klassischen Bewegungen ihrer ganzen kleinen Gestalt Ausdruck fand, ihn fesselte. Augen, Hände, Füße und das gesamte Repertoire an Mimik ließen beinahe einen Film des beobachteten Geschehens nur von dieser kleinen Person beobachten. Weit aufgerissene Augen verfolgten gebannt das Geschehen. Eine kleine Faust, in die die kleinen weißen Zähne ohne Rücksicht auf Schmerz bissen. Füße, die unrhythmisch zappelten und in kurzen Versuchen, aufzustehen und zu helfen, oder weglaufen wollend, ließen die ganze kleine Person vibrieren. Es faszinierte. Bannte. J. staunte, schaute, beobachtete und war fasziniert. Der Lärm, die Musik, die Massen und das Geschaute waren enorm. Beinahe zu viel. J. machte sich auf, um durch die Massen zu schlendern und sich einige Straßenkünstler genauer anzusehen, als sein Blick auf einen kleinen blonden Jungen fiel, dessen Gesicht sich in Sekundenbruchteilen in jenes ihm bereits bekannte Totengesicht verwandelte und sofort wieder verschwand. Zehn oder elf Jahre mochte der Junge sein und seine in die Stirn fallenden blonden Haare, sein hübsches gleichmäßiges Gesicht mit den blauen hellen Augen und dem kindhaften Lachen und seine bunte Schirmkappe, die er, der aktuellen Mode gemäß, verkehrt, also mit dem Schirm in dem Nacken, trug, machten ihn augenblicklich zu einem sympathischen Buben. J. war sich nicht sicher, ob die exotischen Darsteller, die wogende Menge oder seine Fantasie diesen kurzen Szeneriewechsel verursachten. Aber schon ein paar Schritte weiter wurde seine Aufmerksamkeit durch die neuen Attraktionen, die Hektik und die unglaublichen Menschenmenge abgelenkt und er dachte schon nicht mehr an die kurze Episode.

Ein lautes Geschrei, heftig und abrupt, drang noch in sein Ohr. Das in alle Richtungen ausgerichtete lauschende Ohr und der immens beanspruchte Hörapparat konnten Applaus, Freude, Zorn oder ähnliche Lautäußerungen nicht mehr auseinanderhalten. Und die unendliche Vielfalt der unterschiedlichsten Menschengesichter zog J. in seinen Bann der Menschenbetrachtung.

J. brauchte einige Tage, um sich von der Wucht des Gesehenen und Betrachteten zu erholen. Die schiere Menge an Gesichtern und Geräuschen sprengte sein Aufnahmevermögen und starke Kopfschmerzen waren für einige Tage sein Begleiter. Kopfschmerzen, die er zum ersten Mal in der höheren Schule empfunden hatte. Besonders an Tagen, wo mehrere Unterrichtsgegenstände hintereinander abgehalten worden waren, bei denen J. sich sehr stark konzentrieren musste. Mathematik am Montag von 08:00 h bis 10:00 h mit einem zynischen Alkoholiker als Professor, anschließend ebenfalls zwei Stunden darstellende Geometrie mit einem Professor, der zwar fesselnd vortragen, aber genauso penibel prüfen konnte, gefolgt von einem kühlen und etwas frustrierten Professor, der aus der Wirtschaft geflüchtet und seine Genugtuung darin fand, Schülern Furcht einzuflößen, und Physik unterrichtete. Das war so eine Sequenz, die J. jenes Kopfweh bescherte, das bei Frauen wohl Migräne heißt. Vom rechten und linken Stirnlappen weg zog sich der Kopfschmerz an den Ohren vorbei und glitt links und rechts davon in irgendwelche Kanäle, was ein normales Sehen verhinderte und J. schlecht werden ließ, wie wenn er durch eine unglaublich starke Bakterienattacke kurz vor dem Erbrechen stehen würde. Es waren höllische pochende anhaltende Schmerzen. J. musste jede rasche Bewegung, insbesondere abrupte Bewegungsabläufe, vermeiden, denn rasche Bewegungsänderungen auch der Augenbewegung führten unmittelbar zu schmerzhaften Stichen, die direkt in den Kopf und in die Augen hämmerten. Schmerzen, die am Beginn des anschließenden Sportunterrichtes beinahe unerträglich wurden, aber nach dem Sport wie weggeblasen waren. J. staunte jedes Mal, wenn er diese Prozedur durchlief, aufs Neue, wie Sport diese Schmerzen verschwinden machen konnten. J. war ein guter Sportler und konnte sich in allen Varianten der Bewegungsabläufe total verausgaben.

In der Ausgabe der Tageszeitung am folgenden Tag wurde von einem tragischen Unfall eines kleinen Jungen berichtet, der im Zuge des Pflasterspektakels durch einen umfallenden Befestigungspfosten für einen Seilakt so unglücklich am Kopf getroffen worden war, dass er daran schon auf der Fahrt ins Krankenhaus verstorben war. J. verzichtete aufgrund seiner starken Kopfschmerzen auf das Lesen der aktuellen Tagesnachrichten. Das Bild in der Zeitung zeigte einen kleinen sympathischen blonden Jungen mit lebhaften Augen, einem typischen kindhaft verlegenen Lachen und mit einer Schirmmütze, die er verkehrt herum trug.

Der Schock, als J. das Bild dieses Jungen sah, war enorm. Denn die Erkenntnis oder die starke Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Sehen einer Totenmaske auf jemandes Gesicht und dessen anschließendem Tod gab, traf J. direkt in den Solarplexus. Ihm wurde übel. Sein Mund trocknete unmittelbar aus. Seine Ohren rauschten und er war zu keinem vernünftigen Gedanken fähig. Er zitterte und Kältewellen wechselten mit Hitzewellen, die krampfartig seinen Körper schüttelten. Seine rechte Hand pochte unentwegt auf diesen Zeitungsabschnitt. J. wusste nicht, wie lange dieser Zustand anhielt, aber als ein dunkelroter Blutstropfen auf die Zeitung mitten ins Gesicht des Jungen fiel, schien er aus dieser Starre zu erwachen. Verwundert starrte er, die Herkunft dieses Blutstropfen suchend, auf den stark angebissenen linken Zeigefinger am unteren Ende seitlich des Fingernagels, wo sich bereits ein zweiter, dicker Blutstropfen formte, der langsam ein Stück des Fingers entlangglitt, um dann haargenau auf den ersten Blutstropfen zu fallen. Und weiter quoll Blut aus der weggebissenen Hautwunde. Ohne es zu merken, hatte sich J. die Haut seitlich der linken Fingerspitze so stark abgebissen, dass sie nun blutete und weiterhin dickes rotes Blut aus der nun brennenden Wunde quoll, um als Blutstropfen beinahe geräuschlos auf den nun bereits breiten, durch das Zeitungspapier aufgesaugten Fleck zu fallen, der das Gesicht des Jungen nun bereits vollkommen bedeckte. Nur schemenhaft war das Gesicht des Jungen hinter dem Blutflecken zu erkennen.

J. lutschte nun rasch den Finger ab, bevor ein weiterer Blutstropfen heruntertropfen konnte, und schluckte das Blut vermischt mit Speichel. Immer wieder besah er sich den Finger, und solange er merkte, dass weiterhin Blut aus seinem Finger nachsickerte, lutschte er es ab. Das Blut hatte einen metallenen Geschmack.

Dieses Fingernagelhautbeißen war eine Angewohnheit J.’s, die meist unbewusst geschah. J. konnte sich nicht erinnern, jemals Fingernägel gebissen zu haben, wie man das häufig bei Kindern oder Jugendlichen sieht, was für J. immer unappetitlich und irgendwie grauslich aussah. Besonders wenn sie bis zum Fleisch der Fingerspitzen abgekaut waren. Er bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er so abgenagte Finger sah. J. fand Fingernägel eher schön und er mochte es nicht, verschmutzte Fingernägel zu haben. Besonders aber hasste er schmutzige Fingernägel an Frauen. Nein, J. hatte nie Fingernägel gekaut und das Fingernagelhautbeißen hatte er sich auch erst sehr spät angewöhnt. Was der Anlass oder die Ursache davon war, daran konnte sich J. nicht erinnern oder es festlegen. Irgendwann bemerkte er selbst, dass er die Haut an der Innenseite der Fingerspitze, direkt neben dem Fingernagel, immer wieder abbiss. Aber es plagte ihn nicht sehr. Nur R., seine Frau, schimpfte immer, wenn sie ihn das tun sah, und bat ihn, das zu lassen. Sie würde ihn sonst mit dem Kochlöffel auf die Finger hauen, drohte sie ihm scherzhaft. J. ließ es dann meist für einige Zeit.

Langsam kehrte wieder eine Art Bewusstsein bei J. zurück, aber noch lange Zeit saß er total bewegungslos mit leerem geraden Blick nach nirgendwo gerichtet.

Schließlich atmete er ganz tief ein und aus, seine Gedanken begannen sich zu ordnen wie ein schwieriges Puzzle, und die ersten Gedanken, die er fähig war zu denken, waren: „Und was nun? Was soll ich nur tun?“

Die technische, logischere Seite seiner Art und Weise zu denken nahm langsam Gestalt an und er begann, das ganze Geschehen zu hinterfragen. Es musste tatsächlich nicht so sein, wie es aussah. Es könnte trotz allem doch ein Zufall sein. Eine Verkettung fataler Zufälligkeiten, die er als Menschenbeobachter vielleicht anders, verkehrt oder gar emotional aufgebauscht sah. Oder eine ganz simple Fehlinterpretation des Geschehens, auch vor dem Hintergrund seiner Obsession, Menschen zu schubladieren. J. rief sich rasch alle Fälle ins Gedächtnis, bei denen das Sichten eines Totengesichtes und ein prompt nachfolgender Unfall dieser Person real waren und tatsächlich stattgefunden hatten.

Mit absoluter Sicherheit konnte er es von jenem Vorfall im Stahlwerk sagen. Sein Erstaunen, dieses komische Totengesicht im Gesicht dieses Mannes zu sehen, war noch sehr stark in seinem Gedächtnis verankert. Und der groteske Unfall ebenfalls.

Bei der Frau, die er am frühen Morgen kurz aus der Straßenbahn gesehen hatte, konnte er nicht mehr sagen, ob etwas mit ihr passiert war. Die Bilder in der Auslage des Begräbnisinstitutes waren da nicht aussagekräftig genug. Er konnte nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass eines der Bilder das Bild der Frau darstellte, die er gesehen hatte. Es stand also 1 zu 1.

Bei dem Mann, bei dem er das Erlebnis das allererste Mal gehabt hatte, konnte er überhaupt nicht sagen, ob er derjenige war, der anschließend durch die Straßenbahn verunglückt war oder nicht. Er hatte weder den Verunfallten noch seine Leiche gesehen. Das sind Fakten, sagte J. zu sich selbst und gewann ein wenig Realismus zurück.

Und die Frau im Theater? Wenn er ehrlich war, war es mit ziemlicher Sicherheit jene Frau, an der er das Totengesicht gesehen hatte. Und wenn er es beschwören müsste?, fragte sich J. streng. Nein, dann würde er das so nicht bestätigen können, kriminaltechnisch betrachtet, untermauerte er seinen Standpunkt. Also 3 zu 1 gegen das Belegbare.

Andererseits: Bei dem Jungen in der vor ihm liegenden, mit einem fetten, inzwischen verronnenen Blutfleck gekennzeichneten Zeitung war er sich hundertprozentig sicher, dass zwischen dem Sehen seines Totengesichtes und dem nachfolgenden tragischen Tod dieses sympathischen Jungen der Zusammenhang stimmig war. Also 3 zu 2. J. fühlte sich zwar besser, aber er wusste, um die Sache wirklich nachhaltig zu stützen, musste er ganz einfach mehr Fakten haben. Mehr Daten, die er, wie bei vielen Vorgängen im Stahlwerk, durch logische Berechnungen zweifelsfrei verknüpfen und bestätigen konnte. Er musste ganz einfach mehr Totengesichter mit Unfällen verknüpfen können. Es war ganz simpel. J. musste über diese makabre Schlussfolgerung sogar ein wenig schmunzeln. Ich muss den nächsten Todeskandidaten nachgehen, das heißt ihn verfolgen und beschatten. Angesichts dieser Aussicht und der grotesken Beweggründe musste J. erneut lachen, obwohl ihm ein leichtes Grauen eine Gänsehaut verursachte. Jemandem nachzufolgen, nur um zu beobachten, wie er vielleicht verunfallte? Wie er unvorbereitet circa sieben Meter in die Tiefe stürzte, um mit dem Kopf voran auf einen Betonboden zu prallen, wo sein Schädel zerplatzte und das Gehirn verspritzte?

Oder um zu beobachten, wie eine Person durch einen unglücklichen Ablauf auf die Schienen einer herannahenden Straßenbahn geriet und dort in grässlich fleischige Stücke zerfahren wurde? Achtzig Kilogramm Mensch mit 60 Prozent Weichteile und etwas Knochengerüst gegen zig Tonnen aus Stahl? Oder um zu sehen, wie einem kleinen unbekümmerten Kind ein schweres Eisenteil auf den Kopf sauste und es zerschmetterte? Nur um in Zukunft zu wissen, dass dem so ist? „Ticke ich eigentlich noch richtig?“, hinterfragte sich J. Aber er wusste ganz einfach keine bessere Vorgangsweise, um eine absolute Sicherheit seiner von ihm diagnostizierten Fähigkeit zu bekommen. Der Zusammenhang musste ganz einfach eindeutig sein.

J. konnte auch mit niemandem darüber reden. Zum einen war er sich ja selbst nicht sicher. Darum war ja das Beschatten einer „Zielperson“ notwendig. Zum anderen konnte er sich ganz einfach nicht vorstellen, wie es aufgenommen werden würde, wenn er zu jemandem – beispielsweise seiner Frau, einem Freund, einem Psychiater oder gar seinem Pfarrer – sagen würde: „Die Person, in deren Gesicht ich eine Totenmaske sehe, wird in Kürze durch einen Unfall sterben.“ Er würde wahrscheinlich schneller in der Nervenklinik Wagner Jauregg landen, als dass er „Pups“ sagen konnte, dachte J. bei sich selbst.

Zum anderen, rechtfertige sich J., war es niemandem zuzumuten, seine Geschichte tatsächlich auch zu kennen und damit zu leben. Was könnte oder müsste derjenige dann tun? Konnte er irgendjemandem zumuten, dass er wusste, dass eine Person, die er ihm nannte, nun durch einen Unfall sterben musste, ohne dass man etwas dagegen tun konnte? Nein! Auch R., seiner Frau, nicht. Gerade sie wollte J. besonders schützen, war sie doch sehr sensibel und konnte auf Anhieb beim Lesen eines Artikels über ungerechtes, böses Handeln gegenüber Schwachen sofort zu weinen anfangen. Oder wenn jemand anderer litt, dann litt R. sofort mit. Und das wollte er ihr ganz einfach nicht antun Davon wollte er sie auf alle Fälle verschonen. Sie sollte nicht leiden müssen. J. kam zu der Erkenntnis, dass dies etwas war, das er einfach ganz für sich allein und selbstständig durchstehen musste. Er durfte niemanden anderen damit belasten. Diese Lösung fand J. als die im Augenblick beste, auch, weil es seinem Naturell entsprach, Ereignisse nicht zu sehr mit anderen zu teilen. J. war an und für sich keine Person, die sich anderen in allem mitteilen mochte. Selbst aufregende Ereignisse musste J. keineswegs anderen mitteilen. Und wenn es unausweichlich wurde, etwas zu erzählen oder zu erklären, dann wurde die Sache meist so übermittelt, dass es gänzlich an Spannung, an Interessantem fehlte. Er untertrieb lieber. J. war einmal komplett konsterniert, als bei einem zwanglosen Beisammensein von Kollegen ein Arbeitskollege, mit dem er gemeinsam im Zuge einer Dienstreise in einem Eisenbahnwaggon von Düsseldorf nach Linz gefahren war, diese Fahrt schilderte. J. schien es, als würde der Kollege von einem ganz anderen Tag und Ereignis als von dem gemeinsam erlebten sprechen. Das Ausschmücken nach amerikanischer Art war tatsächlich nicht seins. R., seine Frau, pflegte bei Gelegenheit J. den großen Schweiger zu nennen, worauf er meist konterte: „Wer viel redet, der redet auch viel Blödsinn.“ Eine Sicht, an die er tatsächlich glaubte.

Aber dies war eine gänzlich andere Dimension. J. war sicher, dass es das einzig Richtige war, fürs Erste niemandem von seiner Fähigkeit, den unmittelbaren Tod eines Menschen im Vorhinein zu wissen, zu erzählen, einfach dadurch, dass dessen Gesicht sich für Sekundenbruchteile in eine Totenmaske verwandelte. Ja, er war ein oder der „Todseher“.

Warum er diese Fähigkeit oder diesen Albtraum erst jetzt, im Alter von beinahe 60 Jahren, bekommen hatte, wusste er nicht. Er hatte absolut keine Erklärung dafür. Er war weder anfällig für Esoterik noch für Psychophänomene noch für unerklärliche Vorfälle oder all dem Hokuspokus, der so in einschlägigen Zeitschriften angeboten wurde. Im Gegenteil, er konnte sich noch sehr gut an lange und emotional geführte Streitgespräche mit einem Schulkollegen erinnern, der sich sehr für diese Psi-Phänomene interessierte und häufig Bücher und Zeitschriften mit in die Schule brachte. Nein, J. konnte sich keinen Reim aus dieser seiner Fähigkeit machen. Aber der nächste Schritt wäre tatsächlich der, diese Fähigkeit bestätigt zu sehen.

Mit all diesen Überlegungen und dem Durchdenken der Problematik kehrte J.’s verstörtes Bewusstsein wieder gänzlich in die Normalität zurück und er bekam sich wieder in den Griff. Auch wenn es ihn noch immer ein wenig beutelte, so als ob kleine Fieberschübe durch seinen Körper jagen würden, besonders, wenn er an den kleinen Jungen dachte. J. hatte keinen Plan, was geschehen würde, wenn das Ereignis des „Todsehens“, wie er „es“ nannte, tatsächlich eintrat. Schon bei dem Gedanken begann sein Herz heftig zu klopfen und J. wurde wieder sehr unruhig und brauchte eine Weile, bis er, tief durchatmend, seine Ruhe wiederfand.