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Die Reise auf Alexander von Humboldts Spuren in Lateinamerika war eine Pioniertat - eine sorgfältig geplante und ausgeführte Bildungsreise, die der Route des großen Naturforschers folgte und begleitet von Humboldts Tagebüchern nicht nur die Höhepunkte vorstellte, sondern möglichst genau die besuchten Orte in historischer Perspektive vorstellte, eine echte Zeitreise! Museen und Ausstellungen, Plantagen, Baulichkeiten, Denkmäler, Vorträge, Gespräche mit Forschern und Diplomaten, aber auch die Küche, die Haciendas, die Vulkane gehörten zum anstrengenden Reiseprogramm. Lediglich der Besuch Venezuelas wurde auf Grund der schwierigen politischen Lage des Landes ausgespart. Die Reise wurde mit dem Bus unternommen, soweit dies möglich war und war mit 59 Tagen länger und intensiver als die meisten Studienreisen. Diese Art des Reisens mag altmodisch erscheinen, gab aber die Möglichkeit, die Landschaften, Städte und Gebirge in gewissermaßen allmählicher Annäherung aufzunehmen und zu photographieren. So sind in diesem Band die Fotos ein ganz wichtiger Teil der von den Reisenden selbst beigesteuerten Eindrücke - nach der alten Erfahrung: Ein Bild sagt mehr als 1000 Wort!
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Seitenzahl: 176
Veröffentlichungsjahr: 2021
Vorwort
Editorische Vorbemerkung
Prolog
Tag Von Deutschland nach Havanna
Tag Casa Humboldt – Das Alte Havanna
Tag Auf Kuba
Tag Von Havanna nach Trinidad
Tag Humboldt in Trinidad und wir auch!
Tag Von Trinidad nach Havanna
Tag Von Havanna nach Cartagena
Tag Cartagena
Tag Turbaco
Tag Von Cartagena über Magangué nach Mompox
Tag In Mompox und auf dem Rio Magdalena
Tag Von Mompox nach Barrancabermeja
Tag Von Barrancabermeja nach Honda
Tag Der Aufstieg von Honda nach Bogotá
Tag Bogotá
Tag Wo liegt Eldorado? Discofox à la Colombia
Tag Von Bogotá über Icononzo nach Ibagué
Tag Von Ibagué bis Calí und Besuch einer Kaffeeplantage
Tag Von Calí bis Popayán
Tag Durch Kolumbien von Popayán bis Pasto
Tag Von Pasto über Rumichaca nach Ibarra
Tag Ibarra – Cayambe – Quito
Tag Die Altstadt von Quito
Tag Quito: Die Besteigung des Pichincha
Tag Auf zum Vulkan Antisana
Tag Hacienda La Ciénaga – Ambato – Riobamba
Tag Riobamba „Wiege der Nation“
Tag Die Besteigung des Chimborazo
Tag Von Riobamba nach Alausí
Tag Bergfest!!!
Tag Cuenca
Tag Cuenca – Saraguro – Vilcabamba
Tag Unser freier Tag in Vilcabamba
Tag Das Vierte Land der Reise: Perú
Tag Von Piura bis Chiclayo
Tag Von Chiclayo nach Cajamarca
Tag Cajamarca
Tag Cajamarca
Tag Von Cajamarca bis Trujillo
Tag Trujillo – Mondpyramide – Chan Chan
Tag Von Trujillo bis zur Barranca Gegend
Tag Barranca – Vichama – Lima
Tag Lima
Tag Von Lima nach Mexiko-Stadt
Tag Mexico-Stadt
Tag Mexico-Stadt – Mineral del Chico – Mexico-Stadt
Tag Mexico-Stadt – Teotihuacán – Querétaro
Tag Querétaro – Guanajuato – Morelia
Tag Morelia – Pátzcuaro – Toluca
Tag Toluca – Nevado de Toluco – Puebla
Tag Puebla
Tag Puebla – Cantona – Xalapa
Tag Xalapa – Veracruz
Tag Veracruz
Tag Veracruz – Washington
Tag Washington
Tag Washington – Monticello – Dinner-Kreuzfahrt
Tag Washington – Flug nach Europa
Tag Europa – Zuhause
Register
Die Beiträger
Liebe Mitgereiste, Liebe Leser,
250 Jahre Alexander von Humboldt – was für ein Ereignis. Und gemeinsam mit Peter Korneffel, einem der renommiertesten Humboldt-Kenner, eine großartige Chance für uns von ZEIT Reisen eine wahrhaftig große und besondere Reise zu konzipieren.
Mit viel Vorlauf haben wir diese Reise konzipiert, geplant und große Herausforderungen vor Ort angenommen. Wie lange sollte die Reise dauern, wie authentisch sollte es werden? Wieviel Luxus sollte dabei erlaubt sein? Am Ende sind es 59 Tage geworden. Einmal auf Humboldts Spuren seiner großen Reise durch Südamerika. Was für ein Erlebnis.
Auf halbe Strecke durfte ich ein paar Tage mitreisen und den Spirit der Reise „schnuppern“. Ich habe spannende Tage in Mexiko verbracht, tolle anregende Gespräche mit den Mitreisenden geführt. Und natürlich auch von denjenigen, die von Anfang an dabei waren, Feedback zu der Reise bekommen. Zu den Aufenthalten auf Kuba, in Kolumbien, Ecuador und Peru.
So möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, um Ihnen „Danke“ zu sagen. Ihnen, den Gästen des ersten Termins, die nicht nur die Reise zu dem gemacht haben, was sie am Ende war, sondern auch sehr viel Feedback von dieser Reise mitgebracht haben.
Viele Punkte, die uns bestärken, aber auch Punkte, die es weiterzuentwickeln gilt. Dieses Feedback haben wir dankend angenommen und für die Humboldt Reise in 2021 in die Konzeption einfließen lassen.
Auch noch einmal allen Gästen, die zu diesem Blog beigetragen haben: Herzlichen Dank! Es ist eine wunderschöne Erinnerung für alle Teilnehmer, aber auch für mich, der für einen kurzen Abschnitt der Reise mit dabei sein konnte. Besonderer Dank gilt Antigoni Chrysostomou und Hartmut Walravens, die sich intensiv für die Blogbeiträge und das Zustandekommen dieses Buches eingesetzt haben. Zu guter letzt noch ein Dankeschön an Peter Korneffel und Bernd Loppow, die die Reise detailliert ausgearbeitet und zur Umsetzung geführt haben. Mit dieser großartigen Reisen ist eine ZEIT Reise geschaffen worden, wie sie im Buche steht: ein einzigartiger Reiseverlauf, tolle Begegnungen und eine inspirierende Reisegemeinschaft.
Hamburg, Januar 2021
Christopher Alexander Leiter, ZEIT Reisen
Die Reise war für alle Teilnehmer ein großartiges und bleibendes Erlebnis, und für die Reisenden wie für die Daheimgebliebenen stellte der Blog, der unter der Leitung und unermüdlichen Einsatz von Antigoni Chrysostomou realisiert wurde, einen Spiegel des Reiseverlaufs dar, in dem sich die Ereignisse und Erlebnisse mit etwas Abstand erneut evaluieren und genießen ließen. Mit dem nunmehrigen zeitlichem Abstand ist er eine willkommene Gedächtnisstütze. So kam bald die Überlegung auf, den Blog in Buchform zu bringen, sodass man unabhängig von Technik in Ruhe blättern kann. Auch mag bald der jetzige Blog durch einen neuen Blog von Teilnehmern der nächsten Reise abgelöst werden – quien sabe?
Zu diesem Zweck wurde das bewährte Großformat gewählt, denn die Fotos zu verkleinern, widerspräche der Zielsetzung des Buches, eine umfassende Darstellung der Reise in Wort und Bild in Facetten der subjektiven Wahrnehmung der Reisenden zu geben. Neben ganz geringen editorischen Änderungen, wie Beseitigung von Schreibfehlern, sind hauptsächlich die Register und das Vorwort hinzugekommen.
Berlin, Dez. 2020
Hartmut Walravens
»Das Auge (ist) das Organ der Weltanschauung.«Alexander von Humboldt
Sie war eine der spektakulärsten Forschungs- und Entdeckungsreisen der Menschheit. Sie dauerte von 1799 bis 1804 – 5 Jahre oder 60 Monate. Und sie legte den Grundstein zum Weltruhm des großen deutschen Universalgelehrten Alexander von Humboldt. Im September 2019 wurde rund um den Globus, besonders aber in vielen Ländern Südamerikas, dem Kontinent, den er kreuz und quer durchstreifte, am 14. September 2019 seines 250. Geburtstags gedacht. Vor drei Jahren schon entstand die Idee zu versuchen, Humboldt auf der Originalroute seiner Amerikaexpedition hinterher zu reisen. Allerdings in 60 Tagen anstatt 60 Monaten. Unser Humboldt-Experte und langjährige Lateinamerika-Reporter Peter Korneffel hat das Kunststück fertiggebracht und hat Humboldts Reisestationen durch Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru, Mexiko und die USA in einem weltweit einzigartigen Programm zu einer spannenden Spurensuche durch sechs Länder zusammenkomponiert.
Die 30 Teilnehmer der ZEIT-Expedition starteten am 26. Dezember in Havanna und erlebten an Korneffels Seite über 200 authentische Humboldt-Orte, fantastische Naturlandschaften, koloniale Städte und auch moderne Megacities. In Vorträgen und Lesungen tauchten Sie in die historische Forschungsreise und die Botschaften Humboldts ein. Sie trafen Experten und Forscher zu Gesprächen und befassten sich mit sozialen Themen und aktuellen Umweltfragen Lateinamerikas wie einst schon Humboldt als Vordenker der Ökologie und Verfechter der Freiheit. In diesem Blog berichten sie von Ihren eigenen Abenteuern und den Erlebnissen auf Humboldts Spuren. Vielleicht sagen die Teilnehmer im Rückblick: Das war »Der Traum meines ganzen Lebens«
Antigoni Chrysostomou begleitete die Reise photographisch und übernahm die Verantwortung für Koordination und Komplettierung aller Blogbeiträge während der Reise.
Peter Korneffel wurde 1962 in Münster geboren und arbeitet als Autor und Journalist. Seine Spezialthemen sind Ecuador und die Galápagos-Inseln sowie Alexander von Humboldt und die Biermanufakturen in Berlin. Seine Reportagen erschienen u.a. bei Geo, Mare und DIE ZEIT. Seit 2008 ist er Autor des Reise-Handbuchs »DuMont Richtig Reisen: Ecuador – Galápagos-Inseln«.
Als vortragender Expeditionsleiter und Entwickler von ZEIT REISEN ist Peter Korneffel seit 2002 tätig. Reiseschwerpunkte sind dabei das Hochland Ecuadors und der Galápagos-Archipel. Für seine große MARE-Reportage »Krieg in den Mangroven« wurde Peter Korneffel 2000 gemeinsam mit dem Magnum-Fotografen Alex Webb mit dem Hansel-Mieth-Preis für eine der besten deutschsprachigen Reportagen des Jahres ausgezeichnet. 2001 bekam Peter Korneffel den Medienpreis Entwicklungspolitik vom Bundespräsidenten verliehen. Peter Korneffel lebt heute in Berlin. Von dort reist er regelmäßig nach Lateinamerika. Privat ist er leidenschaftlicher Segler, Taucher und Radfahrer sowie Anhänger des Fußballvereins VfL Bochum. 2016 erschien sein Szeneführer zu den »Biermanufakturen in Berlin« in 2. Auflage; Im September 2017 erschien sein neuestes Buch über die Humboldts in Berlin.
Die erste Etappe: Kuba
»Wenn man etwas Großes vorhat, muss man es gleich beginnen.«
Alexander von Humboldt
Heute ist ein besonderer Tag. Heute endet die Zeit des Wartens, der Vorbereitung und der Vorfreude auf die große Reise, die nun beginnt. Heute werden wir über den Atlantik fliegen, zum Start unseres großen, einzigartigen Abenteuers: In 60 Tagen werden wir Alexander von Humboldts legendärer Reise folgen, die ihn 60 Monate durch sechs Länder Amerikas führte. Bereits in den frühen Morgenstunden werden an den Flughäfen in Hamburg und Berlin, Frankfurt, München, Zürich und anderenorts die Koffer eingecheckt zum Flug nach Madrid, von wo aus uns Iberia in elfeinhalb Stunden nach Havanna bringt.
Bei der Ankunft am frühen Abend erwartet uns Peter Korneffel am Flughafen, der diese Reise für die ZEIT komponiert hat und unsere Gruppe von 30 Reiseteilnehmerinnen als Humboldt-Experte und Expeditionsleiter bis zum Reiseende nach achteinhalb Wochen am 21. Februar in Washington begleiten wird. Und auch die Kubanerin Yami Rodriguez, unsere Reiseleiterin für die nächsten sechs Tage, steht mit dem ZEIT-Schild hinter der Kofferausgabe. Mit dem Bus fahren wir durchs dunkle Havanna bis zur Placa San Francisco, von wo wir durch erleuchtete Altstadtgassen zu unserem Hotel Raquel laufen, unserer Herberge für die ersten beiden Nächte. Schon nach wenigen hundert Metern registrieren wir die Kontraste Kubas, die uns durch die nächsten Tage begleiten werden: Zwischen ganzen Zeilen wunderbar restaurierter Stadthäuser und Paläste aus kolonialer Zeit mit ihren kunstvoll angestrahlten Fassaden finden sich vereinzelt heruntergekommene Ruinen, die augenscheinlich seit Jahrzehnten keinen Handwerker mehr gesehen haben. Und was für ein Kontrast zum Winter in Deutschland: Trockenwarme Luft begleitet uns bis zu unserem Jugendstilhotel aus dem Jahr 1908. Noch schnell einen zuckersüßen Empfangscocktail und ein kühles kubanisches Bier an der Hotelbar, dann fallen wir nach der langen Anreise müde ins Bett.
Bernd Loppow
© Bernd Loppow
Hotel Raquel, Havanna
© Bernd Loppow
Treffen in der Hotel-Lobby
© Bernd Loppow
© Bernd Loppow
© Bernd Loppow
»Ich fand die Nordspitze des Kaps unter 87° 17´ 22″, oder 2° 34´ 14″ ostwärts vom Morro von Havanna gelegen«
Alexander von Humboldt
Zum Start in den Tag begrüßt uns die Sonne, die von einem wolkenlosen Himmel schon am frühen Morgen herunterbrennt. Nach dem etwas frugalen, aber schmackhaften Frühstück, das einen ersten Hinweis auf die kubanische Mangelwirtschaft gibt, erwartet uns in der Casa Museo Humboldt der Leiter des neu gestalteten Kulturhauses. Nur wenige Tage zuvor eröffneten Peter Korneffel und David Blankenstein hier eine vom deutschen Außenministerium geförderte Dauerausstellung. Kenntnisreich führt uns der Kurator Peter »Peko« Korneffel durch die Ausstellung, die »dem zweiten Entdecker Kubas« gewidmet ist, als der Humboldt von den Kubanern verehrt wird.
Anschließend geht es zu Fuß durch die Altstadt, La Habana Vieja. Seit sie 1982 zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben wurde, verwandelten sich mehr als 900 verfallene arkadengeschmückte Herrschaftshäuser und koloniale Paläste in ein nahezu perfekt wirkendes Freiluftmuseum mit Straßencafés und Restaurants rund um die vielen Plätze, wie den vor der Kathedrale. Gerade erst am 16. November hat Havanna mit einem rauschenden Fest und großem Feuerwerk sein 500-jähriges Stadtjubiläum gefeiert. Doch schon eine Straßenecke weiter schreitet der Verfall oft fort und ist kaum aufzuhalten. Und zeugt doch vom Lebensmut und dem Optimismus, den viele Habañeros und Habañeras ausstrahlen. So wie im Palacio O‘Reilly nahe der berühmten Placa Vieja, wo Humboldt längere Zeit zu Gast war.
Heute bewohnen zehn Familien das ehemalige Herrenhaus, Wasser- und Stromleitungen laufen quer über Wände und Balkone. Wohnraum ist knapp in Havanna. Auf engstem Raum leben heute Dutzende dort, wo in kolonialen Zeiten eine Familie wohnte.
Weiter führt uns unser Weg in die Akademie der Wissenschaften, wo uns vor der Büste des großen deutschen Forschers eine Delegation mit einigen kurzen Vorträgen stolz über die Geschichte und die Erfolge Ihres Instituts berichten. Sie können es kaum glauben, dass wir tatsächlich eine 60 Tage lange Reise auf Humboldts Spuren unternehmen. Wie unermesslich reich müssen wir in ihren Augen sein?
Natürlich ist eine Fahrt im Oldtimer-Cabriolet über den Malecon zum Sonnenuntergang ein Heidenspaß. Unser knallroter 59ger Pontiac gibt alles. Die schwarzen Rauchwolken aus dem Auspuff lassen uns für einen Moment alle Klimadiskussionen vergessen. Unser erstes Dinner in Havanna nehmen wir auf einer Terrasse auf der anderen Seite des Flusses ein – mit einem traumhaften Blick, über die Hafeneinfahrt von Havanna, wo Alexander von Humboldt am 19.12.1800 zu seinem ersten Kubabesuch landete. Auch Humboldt hörte an seinem ersten Abend in Havanna schon den Kanonenschuss, der alltäglich um 21 Uhr am Flussufer abgefeuert wird.
Bernd Loppow
© Antigoni Chrysostomou
Peko beim Einführungsvortrag
© Antigoni Chrysostomou
... und andächtig lauschendes Publikum
© Antigoni Chrysostomou
Alt-Havanna bei Nacht
© Antigoni Chrysostomou
In Havanna beliebt: Oldtimer
© Antigoni Chrysostomou
»Wahrheit an sich ist kostbar, kostbarer aber noch die Fertigkeit, sie zu finden.«
Alexander von Humboldt
Unsere Etappe führt uns mit dem Bus in Richtung der Provinz Mayabeque nach Güines. Auf der Autobahn, wo wir nicht nur Radfahrern, Kühen, Hühnern und Ochsenkarren begegnen. Alexander von Humboldt reiste um 1800 in Begleitung eines Zuckerbarons und seines Hausherrn auf dieser Route, wo es zwischen 1779 und 1845 viele Zuckersiedereien gegeben hat. Diese Zuckerindustrie war nur möglich mit eingeführten Sklaven sowie der Maschinerie aus England. Von Peko (Peter Korneffel) erfuhren wir, dass Alexander von Humboldt Vorschläge gegeben hat über die Technik, um die Industrie effizienter zu gestalten, um Holz zu sparen, und die Lebensbedingungen der Sklaven zu verbessern. Er war auf seinen Entdeckungsreisen über die Zustände der Sklaverei sehr entsetzt. Auch hat er sich früh über Veränderungen der Natur durch den Menschen Gedanken gemacht. Humboldt sagte: „Durch sinnloses weiteres Abholzen der Wälder werdet ihr Euer eigenes Grab schaufeln.“
In dieser Gegend machte er Studien über die Königspalme und Untersuchungen über die Kalksteinhügel. Von einem jungen enthusiastischen Einheimischen wurden wir in eine Kalksteinhöhle geführt, uns wurde ein schmackhaftes Mittagessen in Bambuskörbchen serviert. Wir erfuhren über ein Projekt der einheimischen Gemeinschaft, mehr Besucher auf Humboldts Spuren in das Gebiet Loma de Candela zu bringen.
Zur Ehrung des jungen engagierten Projektverantwortlichen überreichte Peko ein Ersttagsblatt der Humboldt Briefmarke zum 250. Geburtstag, erschienen am 5.9.2019. Im Museum in Regla erfuhren wir von der Santeria, der afrokubanischen Religion. Mit der Fähre nach Havanna zurückgekommen, besuchten wir den Fotografen Sven Creutzmann, dessen vorgestellter neuer Bildband über Havanna sehr beeindruckte. Damit schlossen wir einen spannenden Reisetag ab.
Steffi Heussi
© Antigoni Chrysostomou
Der Photograph Sven Creutzmann
© Antigoni Chrysostomou
Kostüm im Santeria-Museum
© Antigoni Chrysostomou
Peko trifft alte Freunde
© Antigoni Chrysostomou
Mittagessen im Bambuskörbchen
© Antigoni Chrysostomou
Reste einer alten Zuckersiederei
»Die Sklaverei ist ohne Zweifel das größte aller Übel, welche die Menschheit gepeinigt haben«
Alexander von Humboldt
Heute ist unser Ziel Trinidad. Wir verlassen Havanna und fahren auf der Autobahn, die heute am Sonntag fast autofrei ist. Zunächst besichtigen wir die Provinzhauptstadt Cienfuegos, die Perle des Südens, die an einer geschützten Bucht liegt. Neoklassizistische Bauten, prächtige Kolonialarchitektur mit französischem Flair zeugen vom einstigen Reichtum der Zuckerbarone, auf deren Zuckerrohrplantagen der spanischen Kolonie Heerscharen von Sklaven von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ihr hartes Tagewerk verrichteten. Durch den Anschluss an das kubanische Eisenbahnnetz wurde die Stadt zum wichtigsten Zuckerhafen des Südens.
Das historische Zentrum wurde 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Da das klassizistische Theater Tomas Terry derzeit restauriert wird (wie so viele andere Gebäude im Ort auch), konnten wir nur einen kurzen Blick hineinwerfen. Gegenüber liegt der kleine Stadtpark mit seinen zahlreichen Schatten spendenden Bäumen und seinem Musikpavillon, wo die hohen Herrschaften in kolonialen Zeiten klassische Musikkonzerte genießen konnten.
© B. Mücke
Theater Tomas Terry in Cienfuegos
© B. Mücke
Cienfuegos: Der Löwe als Zeichen des Wohlstands
© A. Chrysostomou
Cienfuegos: Koloniale Architektur
Der US-amerikanische Zuckerbaron Atkins gründete den Botanischen Garten, wo wir eine einstündige kompetente Führung hatten und uns einige der zirka 2.000 einheimischen und ausländischen Pflanzen erklärt wurden. Zum Beispiel der Kanonenkugelbaum, Ficus Benghalensis, Nussbäume, der Leberwurstbaum. Anschließend kamen wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang in unserem All-Inklusive-Hotel am Strand in Trinidad an, wo uns ein Willkommenstrunk serviert wurde. Einige nutzten noch die Gelegenheit für ein Bad im warmen karibischen Meer am lang gezogenen Strand des Hotels.
Steffi Heussi
© A. Chrysostomou
Eine von Tausenden Palmenarten
© A. Chrysostomou
Ficus Benghalensis
»Ich bin von ungleicher, bizarrer Stimmung, häufig sehr exigeant, niemals aber böse.«
Alexander von Humboldt
Auch heute ließ uns Humboldt nicht los. Zuerst ging es rein nach Trinidad, eine Stadt voll mit Geschichte und Geschichten, aus ihrer früheren spanischen Epoche und natürlich auch aus der Humboldt-Ära. Das Haus, in dem Baron Alexander, wie man ihn hier nennt, einen Tag wohnte, steuerten wir zuerst an. Darin befindet sich nun eine Humboldt-Galerie.
© B. Mücke
Humboldt-Galerie
Dann gleich um die Ecke der Palast, in dem sich Humboldt 1801 von Kuba verabschiedete, heute ein kleines archäologisches Museum.
© B. Mücke
Archäologisches Museum (rechts)
Bummeln in Trinidad stand im Programm, was ich wortwörtlich nahm und in einem Restaurant hinter dem Museum verschwand und beim Schweineaufspießen für den Grill zuguckte, sorry liebe Vegetarier!
© B. Mücke
Schweinegrill
Mittags gab es ein vorzügliches Essen nahe Trinidad bei einer kleinen, privaten Farmerinitiative, alles aus eigenem Anbau, Huhn vom feinsten, verschiedene Wurzelgemüse, und köstliche Früchte, Mango, Papaya, Ananas, Zuckermelone, Pitahaya, und natürlich Guave.
© B. Mücke
Mittag auf dem Bauernhof
Schließlich fuhren wir zur Mündung des Flusses Rio Guaurabo, wo Humboldt am 14. März 1801 landete. Peter Korneffel trug die entsprechenden Passagen aus Humboldts Kuba-Tagebuch vor. Pekos Humboldt-Vorlesungen sind für mich stets die kulturellen Highlights dieser Reise. Für jeden Ort und jeden Anlass findet er die richtigen Stellen in Humboldts unerschöpflichen Schilderungen.
© B. Mücke
Lesung am Rio Guaurabo
© B. Mücke
Rio Guaurabo
Abends dann ließ ich die Rumverköstigung ausfallen und begab mich lieber nach Trinidad, zum Schweinegrill, es schmeckte vorzüglich, – und landete dann nach ausgiebiger Rumstreunerei in einer Salsabar. Beim Taxibestellen gab es eine kleine Überraschung, ein Motorrad fuhr vor, eher ein Moped, – eine Fahrt in dunkler Nacht, ich guckte nach oben, ein Himmel voller Sterne!
Burkhard Mücke
Jahresausklang und Salsaparty in Havanna
»Die Notwendigkeit des periodischen Schlafs ist ein Vorurteil, sage ich oft scherzweise.«
Alexander von Humboldt
Zurück mit dem Bus von Trinidad nach Havanna, allmählich wird das Ein- und Auschecken zur Routine, auch das Ein- und Auspacken. Alles ist perfekt organisiert, und die Kubaner gleichen die eine oder andere Imperfektion mit ihrer herzlichen Hilfsbereitschaft aus.
© B. Mücke
Fährhafen in Havanna
Wo Humboldt mit dem Schiff reiste, fliegen wir, so erklärt sich, dass wir seine 60-Monate-Reise in 60 Tagen absolvieren. Zurück im Zentrum von Havanna war der Empfang der deutschen Botschafterin in Kuba Heidrun Tempel und des Botschafters in Mexiko Peter Tempel der erste Silvester-Höhepunkt, beide stecken voll in der Humboldt-Thematik drin und verstehen es hervorragend, die kulturpolitische Bedeutung von Humboldt in den Ländern hier einzubringen.
© B. Mücke
Silvesterempfang mit dem Botschafterehepaar
Der Empfang und die Diskussion mit Heidrun und Peter Tempel war auch ein würdiger Abschluss des Humboldt-Jubiläumsjahres 2019. Um nicht ganz ungelenkig rumzustehen, wenn ganz Havanna in das neue Jahr hineintanzt gab es vor dem großen Silvesterdinner noch einen kleinen Crashkurs im Salsatanzen von einem der renommiertesten Salsalehrer in Kuba.
© B. Mücke
Silvesterdinner
© B. Mücke
Salsa Crashkurs
Wir hatten großen Spaß dabei, und der Tanzlehrer viel Geduld mit uns. Ade Humboldt-Jahr 2019, willkommen 2020 mit weiterhin vielen Einblicken und Erlebnissen, die wir Alexander von Humboldt verdanken.
Burkhard Mücke
»Der eigentliche Zweck ist das Schweben über den Dingen.«
Alexander von Humboldt