Der unsichtbare Gast - Marie Hermanson - E-Book + Hörbuch

Der unsichtbare Gast E-Book

Marie Hermanson

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Beschreibung

Vom romantischen Märchen zum fesselnden Psychohriller

Ein Roman, der seine Leser in eine mysteriöse Welt entführt, in der die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zunehmend verschwimmen und die Idylle eines sorglosen Sommers von immer dunkleren Abgründen überschattet wird.

Das einst herrschaftliche Gut Glimmenäs scheint völlig aus der Zeit gefallen: Überall ticken alte Uhren, die maroden Gemäuer atmen eine vergangene Welt und Florence, die betagte Gutsherrin, hält schillernde Abendgesellschaften wie in ihrer Jugend ab. Um sich hat sie ein paar junge Leute geschart, die dort leben und die Annehmlichkeiten eines gefüllten Weinkellers und eleganter Kleider genießen. Dafür spielen sie in dem von Florence veranstalteten Kostümball gerne mit – als Schauspieler in einem Stück, das einmal Florence’ Leben war. Als jedoch ein weiterer Besucher ankommt und nach Florence’ Testament fragt, zeigt die Inszenierung Risse, und die Magie des Spiels weicht einem bedrohlichen Ernst. Wie weit werden die jungen Leute gehen, um ihr neues, angenehmes Leben zu verteidigen?

Der unsichtbare Gast erzählt von einer Gruppe junger Menschen, die sich in einem nicht enden wollenden Sommer wohlig im Leben ihrer geheimnisvollen Gastgeberin einrichten – bis die zurückgelassene wirkliche Welt unaufhaltsam durch die Ritzen des Gemäuers dringt …

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Auf Gut Glimmenäs lebt in einem ehemals herrschaftlichen Haus Florence Wendman, umgeben von tickenden alten Uhren. Ihre innere Uhr ist 1943 stehengeblieben, da war sie ein junges Mädchen.

 Um sie herum eine Gruppe junger Leute, die ihr zu Diensten sind. Als Sekretärin, als Köchin, als Hausmeister, als Chauffeur. Die alte Dame kann ihnen bieten, was sie anderswo nicht gefunden haben: Unterkunft und eine Arbeit, von der sie leben können. Die jungen Leute fühlen sich auf dem verfallenden Gutshof wohl. Der Weinkeller ist gefüllt, die Kleider aus den 40er Jahren, die sie zu tragen haben, sind schön, der Ort wirkt verzaubert. Sie bewirten Florence' Gäste, die in Wirklichkeit lange tot sind. Sie sind Schauspieler in einem Stück, das Florence' Leben war.

 Als aber ein weiterer Bekannter auf das Gut kommt, zeigt die Inszenierung Risse. Wer ist dieser junge Mann, der nach Florence' Testament fragt? Wie weit werden sie gehen, um ihr angenehmes, weltfremdes Leben gegen ihn zu verteidigen?

Marie Hermanson, geboren 1956, lebt in Göteborg. Sie erhielt für ihren Roman Die Schmetterlingsfrau (1995) den renommierten schwedischen August-Preis. Mit ihrem Roman Muschelstrand (1998) gelang ihr der internationale Durchbruch. Zuletzt erschienen die Romane Der Mann unter der Treppe (st 3875), Pilze für Madeleine (it 4327),

Marie Hermanson

Der unsichtbare Gast

Roman

Die Originalausgabe erschien erstmals 2014 unter dem Titel Skymningslandet bei Albert Bonniers Förlag, Schweden.

© Marie Hermanson 2014

Published by arrangement with Nordin Agency, Malmö

eBook Insel Verlag Berlin 2015

Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe, 2015.

© der deutschen Ausgabe Insel Verlag Berlin 2015

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

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Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg

1

Das Haus verfällt. Die Blätter des Efeus bedecken die Fenster, in diesem grünen Licht sieht der große Salon aus wie ein Aquarium. Die kleinen Haftwurzeln an den Unterseiten der Stiele suchen, tastenden Tausendfüßlern gleich, vergeblich Halt auf den Scheiben.

Heute habe ich in der Halle eine Weinbergschnecke gesehen. Ich weiß nicht, wie sie hereingekommen ist, vielleicht war die Haustür eine Weile offen. Sie saß an der Wand, groß und hellgelb, sie hatte eine silbrige, schlingernde Spur hinterlassen.

Unerklärlicherweise bekam ich Angst. Als wäre dies das erste Zeichen, dass die Tiere und Pflanzen Einzug halten.

Ich kann schon vor mir sehen, wie Weinbergschnecken, Ringelnattern und die riesigen Raupen des Holzbohrers über die Samtsessel kriechen. Wie das Christophskraut durch die Ritzen im Boden dringt. Die Zweige der Eichen die Fensterscheiben eindrücken, ihre Eicheln auf die Perserteppiche fallen.

Aber das wird natürlich nicht geschehen. Das Haus wird verkauft und in eine Konferenzlocation oder ein romantisches Hotel umgebaut, und ich werde hinausgeworfen. Ich muss bis dahin etwas Neues finden.

»Man muss springen«, hatte Tessan gesagt. »Die Spalte wird größer. Man muss auf die richtige Seite springen, solange man noch kann.«

Tessan war gesprungen.

2

»Schlimmer als so kann es nicht werden«, dachte ich, als ich in Zimmer 618 stand und das Waschbecken voller Scheiße war. Das Fenster konnte man nur einen Spaltbreit öffnen. Unten auf der Straße rauschte der Verkehr. »Jetzt bin ich ganz unten angekommen. Tiefer geht es nicht mehr.«

Es war ein fürchterlicher Tag, aber auch nicht fürchterlicher als sonst. Ich hatte rechtzeitig um 7:52 eingestempelt – die Stechuhr des Hotels hatte man listigerweise hinter den Umkleideräumen ganz am Ende des Personalflurs angebracht, das Hotel bezahlte uns nur für die effektive Arbeitszeit, nicht fürs Umziehen.

Die Hausdame gab mir die Liste mit den Zimmern, ich fuhr mit dem Lift ins angegebene Stockwerk, ging eilig in die Vorratskammer, um einen guten Wagen zu erwischen. Es gab nämlich nicht genug gute Putzwagen. Die Flusen der dicken Teppichböden verhedderten sich in den Rädern, und bei manchen Wagen drehte sich keines der vier Räder, man musste den Wagen schieben wie einen enorm schweren Schlitten.

Um die Wagen mussten nur die Aushilfskräfte kämpfen. Die fest angestellten Zimmermädchen hatten eigene, gut funktionierende Wagen, die sie sorgsam hüteten und mit Zetteln vollklebten, auf denen sie in einem gebrochenen, aber kraftvollen Schwedisch kundtaten, was den armen Teufeln widerfahren würde, die diesen Wagen auch nur berührten.

Es war um Ostern, Touristensaison, in einigen Zimmern standen Kinderbetten, die man zusammenklappen und in eine Abstellkammer am Ende des Flurs bringen musste.

Außerdem machten Touristen besonders gerne Dreck, nur so bekamen sie das richtige Urlaubsgefühl, sie streuten Chips auf den Boden und legten sich in die Badewanne, statt zu duschen. Bei uns Zimmermädchen waren sie äußerst unbeliebt, wir sehnten uns nach den ruhigen Geschäftsleuten der Wintersaison, die kamen und gingen, ohne groß Spuren zu hinterlassen.

Ich bugsierte also das Kinderbett aus dem Zimmer und da löste sich der Stift, mit dem man die Tür offen hielt. Als ich ihn wieder hineindrücken wollte, schnappte die Feder auf und ich schrie vor Schmerz. Diese Stifte waren lebensgefährlich. Man konnte sofort sehen, welche Zimmermädchen neu waren: Sie trugen alle das Stigma am Daumen, das von diesem Stift herrührte. Nach einer Weile lernt man, damit umzugehen, aber jetzt war ich so gestresst und hielt das Kinderbett so ungeschickt, dass ich mich einklemmte.

Ich hatte der Hausdame das Problem mit den Türaufstellern geschildert. Und auch das mit den kaputten Putzwagen und den Gesundheitsrisiken aufgrund von schädlicher Haltung wegen zu niedriger Betten, zu schwerer Matratzen und zu enger Räume. Ihre Antwort war immer die gleiche: »Du kannst ja gehen, wenn es dir nicht passt.«

Unsere Gewerkschaftsvertreterin war eine kleine, rundliche Kolumbianerin, die ein paar wenige Worte schwedisch konnte. Wenn man auf Mängel im Arbeitsschutz hinwies, dann lachte sie nur, zeigte auf ihren Rücken und fragte: »Weh?« Dann holte sie eine Packung Tramadol aus der Tasche, drückte eine Tablette raus und gab sie einem.

Alle im Hotel nahmen Tabletten – Schmerztabletten, Schlaftabletten, Antidepressiva – und in den Pausen diskutierten wir die Vor- und Nachteile der verschiedenen Präparate und verkauften uns gegenseitig Tabletten.

Ich kämpfte mich durch meinen Arbeitstag. Rein ins Zimmer, Betten machen, staubsaugen und das Badezimmer putzen, alles in rasendem Tempo. Der Rücken schmerzte von all den falschen Bewegungen, die man machen musste, und immer wieder ärgerte ich mich über die gefältelten Lampenschirme und kompliziert aufgehängten Vorhänge, die reinsten Staubfänger. Unter hygienischen Gesichtspunkten ein Wahnsinn. Matratzen, die man nicht abwischen kann. Teppichböden, die man nie richtig saubermachen kann. Schmutz, Schmutz und noch mal Schmutz, dafür bezahlt man in einem Fünf-Sterne-Hotel. (Ein kleiner Tipp fürs nächste Mal: Verwenden Sie auf keinen Fall das Zahnputzglas! Die sind nicht so sauber, wie Sie glauben.)

Als ich endlich fertig war mit meinen neunzehn Zimmern, bugsierte ich den bremsenden Putzwagen in die Kammer, fuhr mit dem Lift in das unterirdische, fensterlose Stockwerk, wo die Personalräume waren, und lief durch den Flur zu den Umkleideräumen. Hinter mir hörte ich Nasser, den selbsternannten Chef des Zimmerservice, rufen:

»Gull-Britt! Wo läufst du hin, Gull-Britt?«

Ich heiße nicht Gull-Britt. Ich heiße Martina. Aber für uns Aushilfen werden nicht jedes Mal neue Namensschilder gedruckt, wir wechseln zu oft. Wir bekommen Namensschilder von ausgeschiedenen Angestellten. Man könnte meinen, es wäre besser, überhaupt kein Namensschild zu tragen, aber das verstößt gegen die Hausregeln des Hotels. Alle im Hotel müssen Namensschilder tragen, weil die Gäste uns »so als Individuen betrachten«. Man bekommt ein Namensschild, das zur ethnischen Zugehörigkeit passt. Es gab Schilder mit iranischen, arabischen, spanischen, thailändischen Namen, und auch ein paar schwedischen. Ich war also Gull-Britt.

Am Anfang fand ich es kränkend. Aber nach einer Weile gefiel mir das mit dem Arbeitsnamen ganz gut. Gull-Britt war die Loserin, die ausgebeutet wurde und den Rücken krumm machte. Martina wartete vor dem Hotel, respektiert und unantastbar, ein begabtes Mädchen mit tausend Möglichkeiten.

»Gull-Britt! Es gibt noch Zimmer«, rief Nasser.

Das war das Schlimmste an dem Job. Dass man nie wusste, wann sie einen gehen lassen würden.

Unsere Arbeitszeit war von acht bis fünf. Aber wenn es noch nicht aufgeräumte Zimmer gab, konnten sie uns festhalten, bis alles fertig war.

Natürlich war es nicht erlaubt, uns jeden Tag zu Überstunden zu zwingen. Wir sollten eigentlich auch keine neunzehn Zimmer pro Tag putzen, sondern siebzehn, so stand es im Vertrag, ich hatte nachgeschaut. Aber wenn man protestierte, war Nassers Antwort immer die gleiche:

»Willst du nicht arbeiten? Bitte sehr, und tschüs!«

Ja, wie gerne hätte ich tschüs gesagt zu dem kleinen Sklaventreiber Nasser und dem ekligen Hotel. Aber ich brauchte die Arbeit. Für eine Zweiundzwanzigjährige wie mich, ohne Ausbildung und nützliche Kontakte, gab es eigentlich nur drei Jobs: Putzfrau, Telefonverkäuferin oder persönliche Assistentin. Als Aushilfe natürlich. Eine richtige Anstellung mit festem Monatslohn, Urlaub und Krankengeld gab es nicht einmal in meinen Träumen. Menschen wie wir wurden genommen, wenn kurzfristig Arbeitskräfte fehlten, wir mussten arbeiten bis zum Umfallen und wurden rausgeworfen, wenn wir nicht mehr gebraucht wurden. Dann durften wir voller Angst neben unserem Handy auf den nächsten Auftrag warten.

»Ich habe den Wagen schon weggestellt«, sagte ich.

Nasser hob die Augenbraue und machte eine Geste des gespielten Erstaunens.

»Warum? Warum stellst du den Wagen weg? Was ist los? Es gibt noch Zimmer.«

Warum putzt du sie nicht selbst, wollte ich fragen. Nasser hatte den gleichen Job wie wir anderen, aber Putzen war wohl unter seiner männlichen Würde. Männer wurden meistens zum Spülen eingeteilt – irgendwie war es männlicher zu spülen als zu putzen –, aber im Moment gab es keine freien Jobs in der Küche und er war deshalb beim Putzen gelandet. Um seine männliche Selbstachtung zu retten, war es ihm gelungen, eine Art Deal mit der Hausdame auszuhandeln, er durfte das Kommando übernehmen und musste nur ganz wenig putzen.

»Keine Überstunden heute«, sagte ich und fügte mit lauter Stimme hinzu: »Unmöglich!«

Ich hatte mir die inoffizielle Umgangssprache im Hotel angewöhnt, eine Art Pidginschwedisch, das ich inzwischen erschreckend gut beherrschte und das nötig war, wenn man sich verständigen wollte. Kurze, unvollständige Sätze und praktische Vereinfachungen. Die meisten Gegenstände hießen »das da«. Seine Ansicht drückte man aus mit »gut« oder »nicht gut«. Logische Argumentationen kamen nicht vor, ich hatte es versucht, aber es verwirrte die Leute nur. Wenn man deutlich machen wollte, dass das Gesagte wichtig war, dann sprach man lauter oder schrie einfach.

»Unmöglich!«, brüllte ich noch einmal.

»Willst du nicht arbeiten, Gull-Britt? Bitte sehr, und tschüs«, antwortete Nasser und zeigte auf das Ende des Flurs.

Ich stieg also wieder in den Lift nach oben, holte den Wagen und machte weiter. Weitere fünf Zimmer, alle schmutzig und anstrengend.

Im nächsten Zimmer passierte es. Ich roch es schon, als ich das Zimmer betrat. Die anderen Zimmermädchen hatten erzählt, dass es solche Gäste gab, aber mir war es noch nie passiert. Hin und wieder hatte ich Sperma vom Fernseher abwischen müssen, aber es war das erste Mal, dass jemand Scheiße im Waschbecken hinterlassen hatte. Ein Geschenk von einem Fremden, der mir sagen wollte, was ich wert war.

Als es einmal einem anderen Zimmermädchen passiert war, wollte sie von der Kollegin an der Rezeption wissen, wer der Gast war, der in diesem Zimmer gewohnt hatte. Aber die Kollegin sagte, sie könne ihren Job verlieren, wenn sie die Information weitergab.

Ich verließ das Badezimmer, setzte mich auf den Boden vor dem großen Spiegel und weinte. Vor Müdigkeit und Erniedrigung. Mein Rücken tat weh und die Verletzung am Daumen brannte höllisch. Ich weiß nicht, wie lange ich da saß, aber irgendwann stand ich auf, hielt die Luft an und ging hinein.

Ich zog die Gummihandschuhe an und arbeitete weiter.

»Schlimmer kann es nicht mehr werden«, dachte ich. »Schlimmer kann es nicht mehr werden, und das ist immerhin ein Trost.«

Wie sehr ich mich irrte.

Am Abend saß ich in meiner gemütlichen Zweizimmerwohnung, die ich unter der Hand gemietet hatte, sie war mein fester Punkt in einer chaotischen Welt, ich hatte sie mit Möbeln von IKEA und vom Sperrmüll eingerichtet. Ich hatte gerade meine Wunde an der Hand aus Angst vor eventuellen Kolibakterien desinfiziert, mir eine Tasse tröstenden Chai-Tee gemacht und die Füße in ein Fußbad gestellt, als das Telefon klingelte.

Es war die Frau, die mir die Wohnung zur Untermiete überlassen hatte.

»Du kannst dir vielleicht denken, warum ich anrufe«, sagte sie mit schwacher Stimme.

Ich konnte es mir nicht denken. Ich wusste, dass sie mit einem Juristen in ein neu gebautes Haus gezogen war und ein Kind erwartete.

»Ich brauche die Wohnung. Es tut mir leid, wenn du deswegen Probleme bekommst.«

Sie flüsterte beinahe, ich erkannte ihre Stimme fast nicht wieder.

»Wir hatten ein Jahr ausgemacht«, sagte ich.

Ich versuchte ruhig zu bleiben. Wir hatten natürlich nie einen Vertrag unterschrieben.

»Ich weiß. Aber ich brauche sie.«

»Warum denn. Ihr habt doch ein Haus.«

»Was heißt hier ›ihr‹! Er hat eine andere.«

»Aber du bist doch schwanger!«

»Eben.« Ihre Stimme war auf einmal hart und bestimmt. »Ich brauche die Wohnung wirklich. Im Moment schlafe ich auf dem Sofa einer Freundin. Es wäre gut, wenn du dir so schnell wie möglich etwas Neues suchen würdest.«

Ich war also obdachlos.

Mir war, als würde ich fallen. Ich hatte an diesem schrecklichen Tag schon mehrmals das Gefühl gehabt, am Boden angekommen zu sein. Aber der Boden verschwand immer wieder und jetzt stürzte ich ins Bodenlose.

Ich saß wie gelähmt da, bis das Fußbad eiskalt war. Nach einer Weile merkte ich, dass ich heulte: »Mammmaaa!«

3

Zwei Jahre zuvor hatte ich das Klinkerhaus und den öden Ort im Mälartal verlassen, in der Überzeugung, nie wieder zurückzukommen. Jetzt war ich wieder da.

Meine Mutter stand in der Küche und schnitt rote Zwiebeln, als ich ankam. Sie war erstaunt, als ich eintrat und meinen Rucksack auf den Boden warf.

»Martina! Was für eine Überraschung!«

»Ich habe gestern und vorgestern versucht, euch anzurufen, aber es hat niemand geantwortet.«

»Oh, wir waren in Paris.«

»In Paris?«

In meiner Kindheit sind wir fast nie ins Ausland gefahren, aber seit ich von zu Hause ausgezogen war, sind meine Eltern in der Toskana, in Barcelona, Budapest und Thailand gewesen. Und jetzt also Paris. Es war inzwischen so normal für sie, dass sie es mir nicht einmal mehr mitteilten.

»Nur ein verlängertes Wochenende. Wir dachten, wir müssten mal wieder weg.«

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