Der Wald der Abenteuer - Jürgen Banscherus - E-Book

Der Wald der Abenteuer E-Book

Jürgen Banscherus

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Beschreibung

Abenteuer Klassenfahrt!

Die Nachtwanderung im Wald sollte der Höhepunkt der Klassenfahrt werden, doch dann stürzt einer der Schüler so unglücklich, dass er vom Krankenwagen abgeholt werden muss. Hannes und Greta, die sich heimlich von der Gruppe entfernt haben, bleiben allein im Wald zurück. Wie sollen die beiden jetzt zurück ins Schullandheim finden? Und woher kommen diese unheimlichen Geräusche?

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Seitenzahl: 92

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© Gitta Pielmeyer-Banscherus

DER AUTOR

Jürgen Banscherus, geb. 1949, arbeitete nach einem geistes- und sozialwissenschaftlichen Studium als Journalist, Lektor und Dozent in der Erwachsenenbildung. Seit mehr als 20 Jahren schreibt er erfolgreich für Kinder und Jugendliche. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und sind in 23 Sprachen übersetzt. 2010 erhielt er als erster Kinderbuchautor den renommierten Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Er hat zwei Kinder und lebt mit seiner Frau im Ruhrgebiet.

Von Jürgen Banscherus ist bei cbj bereits erschienen:

Emil FlinkefingerDas Gold des SkorpionsKatana – Der Junge aus Nirgendwo Katana – Das schwarze LichtKatana – Die Spur der 9 Zeichen

Jürgen Banscherus

Der Wald der Abenteuer

Mit Illustrationen von Gerhard Schröder

Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

1. Auflagecbj Taschenbuch Februar 2015© 2015 cbj Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House, München Alle Rechte vorbehaltenUmschlagbild und Illustrationen: Gerhard SchröderUmschlaggestaltung: basic-book-design, Karl Müller-Bussdorfcl ∙ Herstellung: ReD Satz: Uhl + Massopust, AalenISBN 978-3-641-14229-2www.cbj-verlag.de

1. KapitelUlmental

»Auf der Klassenfahrt sind Handys verboten!« Herr Ackermann klopft mit einem seiner Korrekturstifte aufs Lehrerpult und fährt fort: »Außerdem will ich keine Smartphones, iPods, iPhones, iPads, Playstations, X- oder Y-Boxen sehen! Und natürlich lasst ihr auch eure Gameboys zu Hause!«

»Gameboys sind was für Babys«, murmelt Tom.

»Was hast du gesagt?«

»Nichts, Herr Ackermann.«

»Was ist, wenn einem von uns was passiert?«, will Laura wissen. »Ich meine, wenn wir unbedingt unsere Eltern anrufen müssen? Oder wenn sie uns erreichen wollen?«

»Im Schullandheim gibt’s ein Münztelefon«, antwortet Herr Ackermann und schaut auf seine Armbanduhr. Die Stunde wird gleich zu Ende sein. Für Mathematik ist wieder mal kaum Zeit gewesen. Die vorbereiteten Übungsaufgaben werden in der Tasche bleiben müssen. »Außerdem nehmen Frau Fassbender, Connies Mutter und ich für dringende Fälle unsere Handys mit« fährt er fort.

»Das ist unfair«, murmelt Tom und fügt gleich hinzu: »Entschuldigung, Herr Ackermann.«

»Bis Montagmorgen«, verabschiedet der die Schülerinnen und Schüler der 5b ins Wochenende. »Um Viertel nach sieben vor der Schule. Und seid pünktlich, wenn ich bitten darf!«

»Bitten dürfen Sie, aber hallo«, murmelt Tom und steckt sich einen Kaugummi in den Mund.

»Was wird eigentlich aus der Klassensprecherwahl?«, meldet sich Amadeo. »Wir sind die einzigen 5er, die noch nicht gewählt haben!«

Amadeo will unbedingt Klassensprecher werden. Seit Beginn des Schuljahrs redet er von kaum was anderem. Niemand weiß, warum er so wild auf das Amt ist. Vielleicht verspricht er sich davon bessere Noten. Oder er möchte später Bundeskanzler werden und sieht die Wahl zum Klassensprecher als ersten Schritt dorthin.

»Wir wählen, sobald wir aus Ulmental zurück sind«, antwortet Herr Ackermann.

Am Nachmittag steht Hannes in seinem Zimmer vor dem Schrank und steckt Sportschuhe und Trainingsanzug in seine große Reisetasche. Dabei denkt er an die letzten Sommerferien. Da ist er mit seiner Mutter für zwei Wochen nach Mallorca geflogen. Auf der Insel ist immer was los gewesen, auch wenn man sich am Strand oft nur mit Händen und Füßen hat verständigen können. Sogar ein eigenes Zimmer hat Hannes gehabt. Seine Mutter hat er meistens nur beim Frühstück und beim Abendessen gesehen.

Aber Ulmental? Allein schon der Name klingt verdächtig nach Schwarz-Weiß-Film. Das Schullandheim liege inmitten der schönsten Natur, hat Herr Ackermann ihnen erzählt. Der nächste Ort sei fünf Kilometer entfernt. In Ulmental gebe es kein Kino, keinen Supermarkt und nicht einmal ein Schwimmbad. Also genau das Richtige, um als Klassengemeinschaft zusammenzuwachsen und viel Interessantes über Pflanzen und Tiere zu erfahren. Na, super!

Hannes stopft Schreibblock und Stifte in die Reisetasche und geht dann ein letztes Mal den Einpack-Zettel durch. Seine Mutter hat ihn auf seinen Schreibtisch gelegt, bevor sie zur Arbeit gefahren ist.

Wie es aussieht, hat er an alles gedacht, sogar an die Tabletten gegen Durchfall, die Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor und das Anti-Mücken-Spray. Allerdings hat er vergessen, neue Batterien für seine Taschenlampe zu besorgen. Er nimmt sich vor, es unterwegs nachzuholen.

Zur selben Zeit, als sich Hannes mit einer Tüte Chips vor den Fernseher setzt, packt Greta zum vierten Mal ihren Koffer um. Was auch immer sie versucht, das verflixte Ding lässt sich einfach nicht schließen.

»Du, Mama?«, ruft sie.

»Ja?«

»Ich brauche einen größeren Koffer! In den kleinen kriege ich nicht alles rein!«

»Wie lange seid ihr unterwegs?«, fragt Gretas Mutter, als sie ins Kinderzimmer kommt. Alle Schubladen und Schränke sind geöffnet, der Boden liegt voller Anziehsachen. Ein Wirbelsturm hätte keine größeren Verwüstungen anrichten können.

»Fünf Tage.«

»Fünf Tage, aha. Und dafür brauchst du«, Gretas Mutter beginnt die Kleidungsstücke im Koffer zu zählen, »fünf Hosen, drei Röcke und eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben T-Shirts? Das ist nicht dein Ernst!«

»Und ob das mein Ernst ist!«, ruft Greta. »Die anderen Mädchen aus meiner Klasse nehmen auch ihre coolsten Sachen mit! Willst du etwa, dass ich rumlaufe wie … wie … Oma Gabi?«

»Nein, das will ich nicht«, versucht ihre Mutter sie zu beruhigen. »Aber denk doch mal nach: Außer euch gibt’s in Ulmental keine Menschenseele! Was ist, wenn es die ganze Woche regnet oder stürmt? Wenn ihr von morgens bis abends durch Matsch und Dreck laufen müsst? Am besten nimmst du zwei von deinen alten Hosen und ein paar T-Shirts mit. Und denk auf jeden Fall an deinen dicken Winterpullo…«

»Ich soll meinen Winterpullover einpacken? Wir haben September, Mama!«

So geht es noch eine Weile hin und her. Am Ende einigen sich die beiden auf drei Hosen, einen Rock, fünf T-Shirts und den dicken Norwegerpullover. Und kurz vor dem Abendessen lässt sich Gretas Koffer tatsächlich schließen.

»Zufrieden?« Ihre Mutter wischt sich den Schweiß von der Stirn.

»Nö«, sagt Greta. Sie will unbedingt zur Clique von Julia, Sirin, Marie und Laura gehören. Die vier sind schon seit der Grundschule zusammen. Manchmal nehmen die Mädchen Greta ins Kino oder in die Eisdiele mit – aber eben nur manchmal. Deshalb setzt sie ihre ganze Hoffnung auf die Klassenfahrt. In Ulmental werden die anderen merken, dass Greta nicht die graue Maus ist, über deren Namen man sich lustig macht. »Klatschinski«, nennt Tom sie. Dabei heißt er mit Nachnamen »Tabak«. Aber darüber lacht keiner.

2. KapitelDie Wette gilt

Natürlich fährt die 5b am Montagmorgen nicht pünktlich ab. Das Gepäck ist zu verstauen, es heißt sich von den Eltern zu verabschieden und einen Platz neben Freund oder Freundin zu finden. Das dauert. Und so geht es bereits auf halb neun zu, als sich der Reisebus endlich in Bewegung setzt.

Nachdem sie die Autobahn erreicht haben, greift Frau Fassbender nach dem Mikrofon. »Guten Morgen«, beginnt sie. »Bis Ulmental werden wir wahrscheinlich drei Stunden unterwegs sein. Wem es beim Fahren schnell übel wird, setzt sich bitte jetzt schon nach vorn. Nach der Hälfte der Strecke machen wir eine kleine Pause. Bis dahin solltet ihr es aushalten können. Bevor ich es vergesse: Steckt euren Abfall in die dazu vorgesehenen Tüten, wir wollen keinen Schweinestall hinterlassen. Hat noch jemand eine Frage?«

Tom meldet sich. Wer sonst?! »Was ist, wenn einer kotzen muss?«, will er wissen und macht das entsprechende Geräusch dazu.

»Dafür sind ebenfalls die Tüten da«, antwortet Frau Fassbender. »Und nun wünsche ich uns allen eine gute …«

»Fahrt«, will sie sagen. Aber dazu kommt sie nicht mehr. Denn genau in diesem Augenblick ist aus dem Motorraum ein kreischendes Geräusch zu hören. Ein heftiger Ruck geht durch den Bus, schwarzer Qualm steigt an der Frontscheibe hoch. Dann wird das Fahrzeug schlagartig langsamer und erreicht gerade noch einen Rastplatz.

»Mist!«, schimpft der Fahrer und steigt aus.

»Was ist los?«, ruft Herr Ackermann hinter ihm her.

Ohne den Klassenlehrer der 5b zu beachten, öffnet der Busfahrer die Motorhaube – und verschwindet in einer dichten Qualmwolke. Als er ein paar Minuten später wieder auftaucht, ist sein Gesicht kohlrabenschwarz.

»Was ist los?«, wiederholt Herr Ackermann.

»Kolbenfresser«, antwortet der Fahrer, während er sich den gröbsten Dreck mit einem Papiertaschentuch abwischt. »Der Motor ist hin, total im Eimer!«

»Wie kann denn so was passieren?«

»Keine Ahnung.«

»Heißt das …« Herr Ackermann schluckt. »Heißt das, wir können nicht weiterfahren?«

»Sie haben es erfasst, Meister.«

»Und jetzt?«, fragt Frau Fassbender, die in der Klasse Deutsch und Sport unterrichtet. Anders als Herr Ackermann ist sie nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen, das haben die Kinder in den vergangenen Wochen gemerkt.

Der Fahrer tippt eine Nummer in sein Handy. »Bloß keine Panik, die Herrschaften. Sie kriegen einen Ersatzbus. Wird aber ein bisschen dauern.«

Herr Ackermann greift zum Mikrofon. »Ihr habt mitbekommen, was los ist«, sagt er. »Wer mag, kann jetzt aussteigen und sich die Füße vertreten.«

»Dürfen wir auch pinkeln gehen?«, ruft Tom dazwischen.

»Auch das«, antwortet Herr Ackermann. »Aber es wird hier an der Autobahn nicht Fußball gespielt und ihr bleibt bitte alle in der Nähe des Busses. Habe ich mich klar ausgedrückt? Frau Fassbender steigt mit aus und behält euch im Auge!«

Eine halbe Stunde später kommt der Ersatzbus auf den Rastplatz gefahren. Ihm folgt ein Abschleppwagen. Reisetaschen, Koffer und Rucksäcke wandern von einem Fahrzeug ins andere, dann geht es weiter. Beim Wegfahren sehen die Kinder gerade noch, wie der Abschleppwagen den kaputten Bus an den Haken nimmt.

»Du, Tom?«, ruft Amadeo, der zusammen mit Mario auf der Bank hinter Hannes sitzt. Amadeos Eltern kommen aus Portugal. Statt in dieses langweilige Nest im Wald zu fahren, wäre er viel lieber nach Lissabon geflogen. Oder nach Porto, wo seine Großeltern leben und wo sein Lieblingsfußballclub, der FC Porto, spielt. Aber Herr Ackermann hat darüber nicht mal diskutieren wollen. Dabei gibt es Billigflüge, die nicht viel mehr kosten als die Busfahrt nach Ulmental. Das hat Amadeo im Internet nachgeschaut. Er spricht fließend Portugiesisch und wäre der perfekte Übersetzer.

»Ja?«, antwortet Tom.

»Hast du dir schon was für die Nachtwanderung überlegt?«, fragt Amadeo so leise, dass es Frau Fassbender und Herr Ackermann garantiert nicht hören können.

»Hab ich.«

»Und was?«

»Wart’s ab!«

Hannes dreht sich zu Amadeo um. »Was ist mit der Nachtwanderung?«, fragt er neugierig.

»Was soll schon sein? Wir wollen nur ein bisschen Spaß haben«, antwortet Amadeo.

»Spaß? Da bin ich dabei!«

»Du?« Amadeo grinst. »Du kneifst doch, wenn’s gefährlich wird«, sagt er.

»Genau«, sagt Mario.

Im ersten Moment will Hannes widersprechen, aber dann verzichtet er darauf. Weil Amadeo recht hat, weil Hannes wirklich nicht besonders mutig ist. Im letzten Winter ist Amadeo auf das Dach der Grundschule geklettert und hat die Lehrer von dort aus mit Schneebällen beworfen. Und im Sommer hat er fette schwarze Spinnen im Klassenraum ausgesetzt, die er vorher gefangen hatte. Beide Male hat Amadeo Hannes gefragt, ob er nicht mitmachen will. Und jedes Mal hat der sich gedrückt.

Wann immer Hannes’ Mutter zum Elternsprechtag geht, bekommt sie von den Lehrern zu hören, dass ihr Sohn ein ebenso braver wie kluger Junge ist. Sie freut sich darüber, er nicht.

Während Hannes aus dem Busfenster schaut, während die Landschaft, durch die sie fahren, hügeliger und bewaldeter wird, hat er plötzlich eine Idee. »Ich kneife also, wenn es gefährlich wird«, sagt er zu Amadeo.

Der nickt. Mario auch.

Hannes schaut zu Herrn Ackermann und Frau Fassbender hinüber.

»Wie wäre es mit einer Wette?«, flüstert er Amadeo zu. »Nur zwischen uns beiden?«