Der wandernde Krieg - Sergej - Michael Schreckenberg - E-Book

Der wandernde Krieg - Sergej E-Book

Michael Schreckenberg

4,7

  • Herausgeber: Juhr Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Sergej weiß nur eins: Dass er seine Rache vollenden muss. Rache für den Mord an seiner Frau. Er bricht aus der Psychiatrie aus, um seinen Feldzug, den er vor Jahren begann, zu vollenden. In Leverkusen und Köln beginnt seine Suche. Er wird eine neue Liebe finden. Und er wird mehr und mehr entdecken, dass er Teil ist von etwas viel Größerem: die Figur in einem apokalyptischen Dreikampf, der sich in Langenrath, einem idyllischen Städtchen im Bergischen Land, entscheiden wird ... Michael Schreckenbergs epischer Mysteryroman gibt der Geschichte von Gut gegen Böse ein ganz neues literarisches Gesicht – es ist auch das eines zerrissenen, düsteren, zugleich faszinierenden Helden. In Langenrath, einem fiktiven Ort im Bergischen Land, wächst die Bedrohung durch eine finstere Macht mit jedem neuen Tag. Und mit ihr die Spannung.

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Der wandernde Krieg – Sergej

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Zitat

Anderswo …

Teil 1 Flucht und Ankunft (2004)

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Teil 2 Karten und Träume (2006)

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Teil 3 Herr und Knecht (2006-2007)

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Epilog

Nachbemerkung

Dank und Anerkennung ...

Die Playlist

Über den Autor

Impressum

© 2012 Michael Schreckenberg

Alle Nutzungsrechte dieser Ausgabe bei

JUHR Verlag

Waldweg 34a

51688 Wipperfürth

www.juhrverlag.de

Lektorat und Satz

Daniel Juhr

Korrektorat

Christoph Nettersheim

Titelbild

© dundanim #7809360, Fotolia

Titelreinzeichnung

Reprosatz Neumann GmbH, Remscheid, www.reprosatz.de

Alle Figuren und Handlungen sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Originalausgabe, 1. Auflage 2012

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

Das Werk ist vollumfänglich geschützt. Jede Verwertung wie zum Beispiel die Verbreitung, der auszugsweise Nachdruck, die fotomechanische Verarbeitung sowie die Verarbeitung und Speicherung in elektronischen Systemen bedarf der vorherigen Genehmigung durch den Verlag.

ISBN: 978-3-942625-29-6

I see the Future,

Brother: It is Murder

(Leonard Cohen, The Future)

Anderswo …

Als der Morgen dämmerte, stand der Herr des Turmes immer noch auf den Zinnen. Er sah, wie die Sonne über dem Schlachtfeld aufstieg. Wieder einmal. Dort waren der Fluss und die Gräben, die Maschinen und die Soldaten, die Feuer und das Blut. Mitten im Fluss lag, halb im Schlamm versunken, eine gewaltige Kriegsmaschine, wie eine große Galeere auf Raupen. Sie brannte, einige Gestalten klebten tot oder halbtot an den Türmen und der Reling. Die großen Zwillingsgeschütze ragten sinnlos in den Himmel, aber zu ihrer Zeit hatten sie Tod und Verderben über den Fluss gespien. Alles hier spie den Tod oder war tot. Er versuchte aus Gewohnheit zu sehen, zu welcher Seite die Kriegsmaschine gehörte, Weiß oder Rot, aber es war nicht zu erkennen. Die Hoheitszeichen waren verbrannt. Sie war von der weißen Seite über den Fluss gekommen, aber bei dem ständigen Hin und Her, den Angriffen und Gegenangriffen, den Spähgängen und Beutezügen, den Überfällen und der Flucht, konnte sie genauso gut der roten Seite angehören. Seiner Seite. Es war egal. Es sah alles aus wie immer. All die Pläne, die Strategien und Taktiken. Mal brannte dieses Feld, mal jenes, mal kamen sie bis an den Turm, mal wurden sie bis weit über den Fluss hinweg getrieben, aber letztlich endete es immer hier, in den Gräben. Es war endlos und verheerend, und wenn irgendwann die hohen Meister sehen würden, dass dieses Ringen hier sinnlos war, so würden sie voll Hoffnung das Schlachtfeld wechseln. Wie seit ewigen Zeiten. Ein endloser, wandernder Krieg.

Also hatte er das Unmögliche gewagt: Verrat. Er wusste nicht, ob je einer der Meister diesen Schritt getan hatte, aber er hatte die Hoffnung gesehen, den Knoten zu durchschlagen, das Gleichgewicht zu zerstören. Gestern, im Morgengrauen, hatten sich seine Pläne erfüllt, und heute stand er hier und sah, dass sich nichts geändert hatte. Er konnte das Gleichgewicht nicht verschieben, trotz all seiner Macht. Und wenn er es nicht konnte, einer der Meister, wer würde es dann können? Die hohen Meister selbst? Sie würden es nie tun. Und er bezweifelte auch, dass sie es konnten. Der Krieg war ewig. Die Schlachtfelder wechselten.

War der Verrat offenbar geworden? Er wusste es nicht. Es war einerlei. Er hatte diesen Ausgang vorhergesehen und seine Vorbereitungen getroffen. Er wandte der Verheerung den Rücken und stieg in den Turm hinab. Zu seiner Kammer. Ein Bote kam ihm auf der Treppe entgegen.

„Herr …“

Er tötete ihn mit einem Blick. Keine Zeit. Und keine Zeugen. Er trat ein in die Kammer. Dies würde offenbar werden, kein Zweifel. Dieser Schritt war noch nie getan worden. Kein Meister hatte diese Macht, es sei denn, sie wurde von den hohen Meistern gewährt, zu ihren Zwecken. Er selbst hatte sie gestohlen. Und auch dies würde offenbar werden. Er hoffte nur, dass es dann zu spät sein würde. Er sah den zitternden Körper an, der dort an der Wand hing.

„Du bist das Tor“, sagte er.

Der Soldat schrie auf. Dein Pech, dachte der Herr des Turmes, dass du auf der roten Seite gekämpft hast. Auf der weißen, so sagt man, schaffe man andere Tore. Er nahm sein Schwert und murmelte die Worte. Dann riss er den Soldaten in der Mitte auf. Dunkelrotes Licht strömte hervor, als sich der Körper weiter öffnete. Er murmelte die anderen Worte, Worte des Vergessens. Und er kehrte dem Krieg den Rücken, schritt in das Tor, verging und vergaß.

Es wurde offenbar. Aber spät, fast zu spät. Ein Geist der weißen Herrin der Heere, der sich im Turm aufgehalten hatte, gelangte hindurch und ein Bote des roten Herrn der Männer, der dem Herrn des Turmes eine Nachricht überbringen sollte. Dann verschwand das Tor und war für immer vergangen.

Teil 1 Flucht und Ankunft (2004)

Extreme ways are back again

(Moby, Extreme Ways)

When they say repent

Repent!

I wonder what they meant

(Leonard Cohen, The Future)

1

Zuerst roch ich es.

Fett und scharf.

Ich tauchte schnell aus dem Traum auf, einem jener Träume, die ich jede Nacht hatte und an die ich mich am Morgen stets nur als einen wirren Bilderstrom erinnern konnte. Irgendwo jammerte ein Rauchmelder. Dann hörte ich mehr, zuerst noch nicht nah, aber deutlich: Prasseln, Rollen, Rufe.

Feuer.

Die Anstalt brannte.

Ich schlug die Augen auf und war wach. Vollmondlicht fiel blau und weiß durch das Fenster. Ich starrte an die Decke. Dort tanzten flackernde Schatten, und ich schaute ihrem Spiel eine Weile regungslos und fasziniert zu, bevor ich mich aufsetzte. Der Geruch war näher gekommen, die Schatten tanzten jetzt lebhafter, ein gelblicher Ton stahl sich in das klare Mondlicht. Ich besah mir das Stück Himmel, das ich von hier aus sehen konnte. Es musste früh sein in der Nacht. Wie konnte um diese Zeit ein Feuer ausbrechen? Es gab tausend Möglichkeiten. Dieser Kasten hier war vollgestopft mit Irren, da war alles denkbar. Ich federte aus dem Bett. Müde war ich nicht mehr, ich hatte nie viel Schlaf gebraucht und konnte jederzeit darauf verzichten. Es war zu still. Definitiv viel zu still. Wenn der Laden brannte, warum hörte ich dann draußen keine Schritte auf dem Gang? Oder Stimmen? Der Geruch kam näher und wurde giftiger. Die schönen und unruhigen Brandschatten an Wänden, Decke und Boden wurden schöner und unruhiger.

Zeit zu gehen.

Mir kam ein beunruhigender Gedanke. Das war ihre Chance, mich loszuwerden, nicht wahr? Wenn ich diese Tür nicht würde öffnen können, war ich verloren. Darauf, dass eine barmherzige Seele mich doch noch rauslassen würde, wollte ich nicht hoffen, obwohl der Laden hier mit barmherzigen Seelen angefüllt war. Für die meisten Menschen außerhalb dieser Mauern war ich ein mörderischer Irrer, und ich glaubte nicht, dass ich freundliche Nachrufe bekommen würde. Bei einem Brand in der Anstalt umgekommen. Ein tragischer Unfall, Gott sei Dank.

Für die Ärzte und Pfleger in diesem Irrenhaus dagegen war ich ein Kranker. Aber sie hatten Angst vor mir, das fühlte ich jedes Mal, wenn ich einen von ihnen ansah. Sie wollten es nicht, aber sie schienen etwas in mir zu sehen, das sie nicht verstanden und das ihnen eine Höllenangst einjagte. Was ich wiederum nicht verstand. Ich war hier immer zahm gewesen, und die Taten, die mich hierher gebracht hatten, waren so schwer auch nicht zu verstehen. Fand ich. Ich hatte es ihnen ein paarmal zu erklären versucht, bevor ich aufgab, aber sie hatten nie richtig zugehört. Irgendwann stahl sich stets ein Ausdruck in ihre Gesichter, der mir zu verstehen gab, dass sie mir nicht mehr folgen konnten. Dann begannen sie bald, mir zu erklären, dass es sicher Gründe gebe, die Dinge so zu sehen, wie ich sie sah, und dass sie sich mit mir über diese Gründe unterhalten wollten. Eines Tages hatte ich begonnen, an diesem Punkt milde zu lächeln und zu nicken, und so hatte ich zweieinhalb Jahre lang milde Gespräche geführt, die ständige Angst in ihren Augen genossen und gewartet.

Auf eine Gelegenheit.

Auf eine Nacht wie diese.

Würden diese guten Menschen mich hier einfach meinem kurzen, schmerzhaften Schicksal überlassen?

Ich drückte leicht gegen die Tür. Sie bewegte sich. Ein festerer Stoß, und sie schwang, leicht über das Linoleum schrammend, auf.

Natürlich.

Reingehen und mich wecken? Das war wohl etwas viel verlangt. Die Tür wieder abschließen und gehen? Um Gottes willen! Was also tut der gute Mensch? Er macht sich still und heimlich aus dem Staub.

Solcherart vor mich hin grübelnd ging ich aus der Tür, als ich Stimmen hörte. Und Schritte. Schnell, quietschend und näher kommend. Von rechts. Ich zog mich in den Schatten der Türöffnung zurück.

„Was soll das heißen, Sie haben ihn vergessen?“

„Nicht ich. Lorentz hat gesagt, er…“ „Soll er da drin ersticken, oder was?“

„Nein, Lorentz hat gesagt… also er hat…“

„Was?!“

„Die Tür aufgeschlossen.“

Die Schritte verhielten abrupt. Ich hatte beide Stimmen erkannt– das waren einer der beiden dämlichsten Pfleger und mein Lieblingsarzt. Der Einzige, der es aufgegeben hatte, mich verstehen zu wollen. Der Pfleger– Müller– bildete normalerweise mit seinem Spezi Lorentz ein Pärchen. Aber offenbar hatte sein Kumpel ihm jetzt eine Suppe eingebrockt, die auszulöffeln kein Spaß war. Die Suppe war ich.

„Wieso aufgeschlossen? Das ist Sebastian Kant, verdammt.“

„Er hat wohl geschlafen“, murmelte Müller.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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