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Ist der Mensch überhaupt wasserdicht? Willi hatte es noch niemandem gesagt, aber er hatte einen schrecklichen Verdacht: Der Mensch, dachte Willi, ist gar nicht wasserdicht. Oder vielleicht nur die anderen und er nicht. Willi, 8 Jahre alt, kann schon ziemlich viel: betörend laut im Kinderchor singen, mit quietschenden Fahrradbremsen Mädchen aufscheuchen, Nacktschnecken jagen und auf Plastiktüten Schlitten fahren. Da gibt es allerdings etwas, was er gar nicht gerne tut, und das ist: Schwimmen. Genau genommen ist Willi sogar ein begeisterter Nichtschwimmer. Ein Schisser, behauptet sein Bruder Tobi. Und tatsächlich vermeidet Willi Wasser, wo er nur kann. Selbst im Urlaub geht er als Einziger der Familie nicht ins Meer. »Ich könnte, wenn ich wollte«, sagt Willi. »Das wisst ihr ja. Aber ich will nicht.« Schließlich wird es schon seinen Sinn haben, dass man zwischen den Zehen keine Schwimmhäute hat. Außerdem ist Willi sich auch nicht so ganz sicher, ob er wirklich wasserdicht ist ... Doch dann, nach dem Urlaub, verbringt er einen Tag zusammen mit seiner Lieblingscousine Carola und seinem Onkel Rolle – und fällt ausgerechnet beim Bootfahren ins Wasser. Willi wundert sich hinterher sehr, dass er nicht ertrunken ist. Onkel Rolle muss es ihm erst mal klar machen: Willi ist geschwommen. Und war dabei außerordentlich wasserdicht.
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Seitenzahl: 37
Veröffentlichungsjahr: 2010
Rudolf Herfurtner
Der wasserdichte Willibald
Mit Illustrationen von Oliver Wenniges
Deutscher Taschenbuch Verlag
© 2002Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
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eBook ISBN 978-3-423-40478-5 (epub)
ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-70712-1
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Willi Gluck Gluck
Willi hat keine Schwimmhäute
Willi wird vom Wal verschluckt
Willis Geheimnis
Willi im Ententeich
Willi schwimmt
Willibald Glück, genannt Willi, ging in die zweite Klasse und konnte schon ganz schön viel.
Er war nicht sehr groß. Aber er konnte mit seinem Fahrrad so toll bremsen, dass die Mädchen aus seiner Klasse schreiend davonliefen.
Er hatte ziemlich dünne Beine. Aber wenn er seine Schienbeinschützer anzog, war er ein gefürchteter Torjäger der Fußballjugend.
Er war nicht besonders stark. Eigentlich hatte er fast gar keine Muskeln. Aber im Kinderchor konnte er so laut singen wie kein Zweiter.
Im Winter war er der schnellste Plastiktütenrutscher am Schlittenberg. An Ostern war er der pfiffigste Ostereiersucher der Familie. Im Sommer war er ein gefürchteter Nacktschneckenjäger. Er konnte die Schnecken einfach anfassen, mit bloßer Hand. Und im Herbst war er der lauteste Laterne-Laterne-Sänger. Aber das wissen wir ja schon.
Willi hatte einen größeren Bruder in der vierten Klasse. Der hieß Tobias und wurde Tobi genannt. Und er hatte eine große Schwester in der sechsten, die hieß Theresa. Aber sie wollte, dass man sie Tesi nennt.
»Gut. Tobi und Tesi, das klingt ganz schön«, sagten die Eltern.
»Ich find, das klingt wie Teesieb«, sagte Tobi.
»Sehr witzig! Typisch, Tobias Kotzbrocken!«, sagte Tesi.
Und Willi, der mit seinen Gedanken ganz woanders war, sagte: »Eigentlich hab ich ziemlich Glück, dass ich schon so viel kann. Fast alles eigentlich.«
»Was redest du für’n Quatsch!«, sagte Tobi. »Fast nichts kannst du!«
»Stimmt gar nicht!«, sagte Willi.
»Ich sage bloß: schwimmen!«, sagte Tobi.
Da rannte Willi schnell raus. Denn davon wollte er nichts hören. Es gab da nämlich wirklich ein kleines Problem. Willi traute sich viel, aber er traute sich nicht ins Wasser. Willi war ein begeisterter Nichtschwimmer. Genau genommen war er sogar ein begeisterter Nicht-ins-Wasser-Geher.
Er wusch sich, das schon. Er duschte auch manchmal. Aber in der Badewanne liegen, das war ihm schon zu viel.
Er fütterte gern Enten und andere Wasservögel. Er liebte Teiche und Tümpel, solange Enten drauf schwammen, die man füttern konnte. Aber er wäre nie auf den Gedanken gekommen, selber in so ein Wasser hineinzuspringen.
Und zum Schwimmen gehen, ins Schwimmbad, das wollte er schon gar nicht.
Einmal hatte ihn sein Opa mit ins Schwimmbad genommen. Da war er nicht ins Wasser gegangen. Das Wasser stank und war kalt und brannte offensichtlich in den Augen. Denn der Opa hatte zum Schwimmen eine verrückte Brille aufgesetzt.
Aber eines Tages sagte die Turnlehrerin: »Übermorgen, am Mittwoch, bringt ihr alle euer Badezeug mit. Wir gehen ins Hallenbad zum Schwimmen.«
Am Mittwochmorgen hatte Willi Bauchweh und konnte nicht in die Schule gehen. Aber mittags war es wieder gut.
Am nächsten Tag sagte die Lehrerin: »Schade, dass du krank warst, Willi. Es war sehr schön im Hallenbad. Aber nächsten Mittwoch gehen wir wieder schwimmen.«
Am nächsten Mittwoch hatte Willi wieder Bauchweh.
»Hast du jetzt immer mittwochs Bauchweh?«, fragte Mama.
»Da stimmt doch was nicht«, sagte Papa. »Ist Mittwoch irgendwas Besonderes?«
»Nein«, sagte Willi. »Ich hab bloß Bauchweh.«
»Ha!«, rief da Tobi. »Ich weiß es. Die gehen wahrscheinlich ins Hallenbad am Mittwoch.«
»Ach, du lieber Himmel!«, seufzte Mama. »Ist das wahr?«
»Ja«, sagte Willi. Und dann stöhnte er, weil er wirklich Bauchweh hatte. »Mir ist sogar schlecht, glaub ich«, sagte er.
Und Papa sagte: »So geht das aber nicht!«
»Wasserscheuer Schisser!«, sagte Tobi.
»Lass ihn, Tobi!«, sagte Mama. »Mach du dich fertig. Sonst kommst du noch zu spät.«
»Ich könnte aber genauso gut Bauchweh haben«, maulte Tobi.
»Mach keine dummen Witze!«, sagte Mama.
Und Papa sagte noch einmal: »So geht das aber nicht.«
Sie riefen in der Schule an. Willi durfte heute noch mal zu Hause bleiben. Aber nur, weil er versprach am Samstag mit Papa zusammen ins Hallenbad zu gehen.