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"Der Weihnachtsbär, der Osterwolf und ein Hallowurm" besteht aus drei Kurzgeschichten rund um die bekannten Feiertage. Der Weihnachtsbär ist die Geschichte von Herrn Gelbmann, der am nördlichsten aller Postämter arbeitet und eines Abends auf Herrn Bär trifft. Herr Bär erzählt ihm eine etwas andere Weihnachtsgeschichte, in deren Mittelpunkt der Enkel des Weihnachtsmannes und ein Eisbär stehen und wie sie zusammen Weihnachten retteten. Der Osterwolf ist die Geschichte von Rolf dem Wolf, der eines Tages einem Hasen aus einer Klemme hilft, selbst ein ganz besonderes Geheimnis hat und viele neue Freunde findet. Zum Schluss gibt es noch die Geschichte von Jack, einem kleinen Wurm, der einer Vogelscheuche hilft und von ihr gerettet wird. Beide werden dicke Freunde und bringen den Menschen einen neuen Brauch.
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2021
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André Fouraté
Der Weihnachtsbär, der Osterwolf und ein Hallowurm
Für meine Töchter, Sophie und Marie.
Impressum
Texte: © 2021 Copyright by André Fouraté
Grafiken: © 2021 Copyright by André Fouraté
Verantwortlich
für den Inhalt:
André Fouraté
Länderweg 23
63654 Büdingen
Inhalt
Der Weihnachtsbär
1. Ein Hauptpostunterangestellter
2. Ein ganz besonderes Postamt
Nachts im Postamt
Nächtlicher Besuch
Gestatten, Herr Bär der Bär
3. Vor langer Zeit
4. Opa Weihnachten
Opa kommt heim
5. Eine neue Idee
Weihnachtsbären
6. Noch viel zu tun
Das Weihnachtspostamt
Der Osterwolf
1. Rolf der Wolf
Fuchs und Hase
O-ster-ha-se
2. Von Igeln und Hasen
Von Igeln und Hühnern
3. Ich sehe etwas, was du nicht siehst
Osterfeuer
4. Ostern und ein Wolf
Der Hallowurm
1. Rüben, nichts als Rüben!
Wie verscheucht man Krähen?
2. Kleiner Wurm, großer Hunger
3. Schon wieder Krähen
Wo ist Jack?
Zerfleddert
4. Eine gewagte Idee
Ein neuer Brauch
Hoch oben im Norden, an einem der nördlichsten Punkte im Land, gibt es inmitten der kalten Landschaft ein kleines, aber wichtiges Postamt. Dieses nördlichste aller Postämter wird geführt vom Hauptpostunterangestellten Herr Gelbmann. Herr Gelbmann ist ein in jeder Hinsicht sehr durchschnittlicher Mann. Er hat eine durchschnittliche Größe, einen durchschnittlichen Schnauzer und Haarschnitt, trägt eine durchschnittliche Brille, ist weder zu dick noch zu dünn. Selbst seine Hauptpostunterangestellten Uniform ist durchschnittlich abgenutzt.
Wie an jedem Morgen war er auch an diesem pünktlich bei seinem kleinen Postamt erschienen, hatte es aufgeschlossen, das ‚geöffnet‘ Schild an die alte hölzerne Eingangstür gehängt und sich auf seinen Platz hinter dem einzigen Schalter im Postamt gesetzt und wartete auf seine Kunden. Das Postamt, war ein uraltes Gebäude aus alten Steinen und Holz. Es war so klein, dass maximal zwei Postangestellte gleichzeitig in dem kleinen Postamt arbeiten konnten. Wenn zwei Kunden gleichzeitig am einzigen Schalter anstanden, musste deshalb einer der beiden halb in der Eingangstüre stehen. Dies war für den Kunden nicht angenehm, da es so hoch im Norden das ganze Jahr über sehr kalt war. Allerdings kam es dadurch auch so gut wie nie vor, dass 2 Kunden gleichzeitig zum Postamt kamen.
Ein Grund für den großen Platzmangel im Postamt war der große Ofen aus Gusseisen, der direkt neben dem Schemel von Herr Gelbmanns Schalter stand. Da Herr Gelbmann sehr schnell fror und sich eine Erkältung nicht erlauben konnte, war der Ofen sehr wichtig. Herr Gelbmann war nämlich derzeit der einzige Postangestellte dieses Postamtes.
Das war nicht immer so gewesen. Nach den Vorschriften der Post müssen immer mindestens 2 Postangestellte, ein Hauptpostoberangestellter und ein Hauptpostunterangestellter, in einem Postamt sein.
Dies war sehr wichtig, da so sichergestellt wurde, dass immer ein Postangestelter im Dienst war, selbst wenn einer mal krank sein sollte. In allen vergangenen Jahren war das auch noch so gewesen, bis der alte Hauptpostoberangestellte Herr Blaumann in Pension geschickt wurde und das Postamt verlassen musste.
Herr Blaumann und Herr Gelbmann waren sehr gute Kollegen gewesen. Herr Blaumann war immer sehr korrekt in der Führung des Postamts und hatte diese Tugend und alles, was man über das Führen eines Postamts wissen musste, erfolgreich an Herr Gelbmann weitergegeben. Als Herr Blaumann in Pension gehen musste, war er darüber gar nicht begeistert. Er hatte sich in dem kleinen Postamt, zusammen mit Herr Gelbmann als Kollegen immer sehr wohl gefühlt. Beide hatten das Postamt stets korrekt und sorgfältig betreut. Sie waren immer pünktlich gewesen und das Postamt musste in all seinen Dienstjahren als Hauptpostoberangestellter nicht ein einziges Mal außerordentlich geschlossen werden. Die Öffnungszeiten eines Postamts ließen da auch keinen Spielraum, darauf mussten sich die Kunden verlassen können.
Die Vorschriften waren diesbezüglich jedoch eindeutig, sofern ein Hauptpostoberangestellter das Alter von 60 Jahren überschritt, musste er in Pension gehen und mit Eintreffen eines neuen Hauptpostunterangestellten, wurde der bisherige Hauptpostunterangestellter zum Hauptpostoberangestellten. Herr Gelbmann war an diesem Tag einerseits sehr glücklich darüber, dass er nach sehr vielen Jahren endlich Hauptpostoberangestellter werden würde, andererseits aber auch sehr betrübt, dass Herr Blaumann ihn nun verließ. „Kopf hoch“, sagte Herr Blaumann damals zu ihm, „Sie werden ja bald einen neuen Kollegen bekommen und mich in Kürze nicht mehr vermissen.“ Mit diesen Worten schritt Herr Blaumann durch die kleine hölzerne Postamtstür und warf mit einem eleganten Schwung Herr Gelbmann die Hauptpostoberangestellten-Mütze zu. Dies war ungewöhnlich und nicht korrekt, allerdings war Herr Blaumann nun kein Hauptpostoberangestellter mehr und konnte sich das mit einem Augenzwinkern erlauben. Herr Gelbmann fing die Mütze grade noch so auf, bevor Sie auf den Boden fiel, was natürlich entsetzlich gewesen wäre.
Herr Gelbmann saß damals auf seinem Schemel, legte die Hauptpostoberangestellten-Mütze auf die kleine Ablage an der Wand hinter ihm und wartete auf den neuen Hauptpostunterangestellten. Bis dahin musste die Mütze noch an Ihrem Platz bleiben, er durfte sie erst aufsetzen, wenn er Hauptpostoberangestellter wurde.
Anfangs war Herr Gelbmann völlig klar, dass es einige Zeit dauern würde, bis der neue Kollege im Postamt ankommen würde, so etwas geht schließlich nicht einfach von heute auf morgen. Letztlich ist es auch nicht schlecht, wenn es etwas dauerte, dachte er. Schließlich findet man nicht an jeder Ecke einen guten Hauptpostunterangestellten. Dass es lange dauerte, überlegte er, konnte ja nur bedeuten, dass dieser Kollege sehr gut in seinem Beruf war.
Was Herr Gelbmann nicht wissen konnte, war, dass der neue Hauptpostunterangestellte und die Beförderung nicht kommen würden. Durch einen unglücklichen und sehr seltenen Fehler in der weit entfernten Postzentrale, hatte man dort einfach übersehen das in dem kleinen Postamt kein Hauptpostoberangesteller mehr war.
Herr Gelbmann hätte natürlich in der Zentrale anrufen oder ein offizielles Gesuch schicken können, aber das kam ihm nicht in den Sinn. Das würde ja bedeuten, dass die Zentrale einen Fehler gemacht hatte, und das war für ihn schlicht undenkbar. Wenn die Postzentrale einen Fehler gemacht hatte, dachte Herr Gelbmann, so wäre es ja auch denkbar, dass Fehler beim Postverkehr passieren könnten. Wie doch jeder weiß, ist die Post immer zuverlässig und macht bei der Beförderung der Post keine Fehler. Ergo konnte auch hier kein Fehler passiert sein. Es hat sicherlich seinen Grund, warum noch kein Hauptpostunterangestellter kam. Herr Gelbmann würde einfach noch eine Weile warten, irgendwann würde sein neuer Kollege schon vor der Tür stehen und er endlich die Mütze des Hauptpostoberangestellten aufsetzen dürfen.
Nach einigen Monaten hatte Herr Gelbmann sich daran gewöhnt und hielt das Postamt selbst instand. Er musste nur dafür sorgen, dass er nicht krank wurde und sich entsprechend warmhalten.
In dem Ort, zu dem das kleine Postamt gehörte, lebten nicht viele Leute. Das Postamt lag, so hatte es Herr Blaumann einmal exakt nachgemessen, 2523 Meter außerhalb des Ortes.
Dies war einer der zwei Gründe, warum recht selten Leute aus dem kleinen Ort in das Postamt kamen, der zweite Grund war Herr Gelbmann selbst. Da er am Rand, auf der anderen Seite des Ortes, in einem kleinen Haus lebte und dabei sowieso bei jedem Haus des kleinen Ortes vorbeikam, war er auf die Idee gekommen, dass es doch äußerst kundenfreundlich wäre, wenn er morgens einfach eine halbe Stunde früher zum Postamt aufbrach, um die Post direkt von den Kunden abzuholen. Die Leute legten einfach ihre Post neben den Briefkasten und Herr Gelbmann sammelte sie ein. Dies war zwar nicht korrekt, aber selbst Herr Blaumann fand das äußerst kundenfreundlich und Kundenfreundlichkeit ging stets vor. Abends kam er eine halbe Stunde später nach Hause, da er die Post aus dem Postamt noch bei jedem Haus im Ort vorbeibrachte.
Die Leute im Ort mochten Herr Gelbmann für diese Hilfe sehr und ab und an kam doch mal jemand bei dem kleinen Postamt vorbei, um Herr Gelbmann zu besuchen. Natürlich kam dabei nie mehr als einer der Leute aus dem Ort gleichzeitig, da keiner in der Tür als zweiter in der Kälte stehen wollte.
Herr Gelbmann nahm sich immer viel Zeit, um tagsüber die wenige Post von seinen morgendlichen Hausbesuchen zu sortieren und für die tägliche Abholung durch den Postwagen vorzubereiten. Sorgfalt, so hatte Herr Blaumann ihm es beigebracht, ist das oberste Gebot bei der Post. Deswegen sagte Herr Blaumann immer, mache die Post auch keine Fehler.
Manch einer könnte jetzt denken, dass das Postamt ziemlich unwichtig war und man es einfach schließen sollte, aber einmal im Jahr, zur Weihnachtszeit, war das Postamt sehr wichtig und es gab im Postamt unüblich viel zu tun.
Einmal im Jahr, im Dezember, um genau zu sein, kommen ungewöhnlich viele Päckchen und Pakete zu dem kleinen Postamt. Diese Post wird zu den unterschiedlichsten und sehr rätselhaften Adressen in der ganzen Welt geschickt. Die Empfänger dieser Pakete und Päckchen haben merkwürdigen Namen wie Deutschbär, Espaniabäros, Bearuk, Loupfracise und so weiter. Herr Gelbmann fand das merkwürdig und hatte schon vor langer Zeit herausgefunden, dass es immer eine Kombination aus dem jeweiligen Land mit dem jeweiligen Namen für ‚Bär‘ in der jeweiligen Landessprache war. Auch der Absender war sehr seltsam, kamen doch alle Pakete von einem W. Bär, im Schneeweg, Nortpol. “Komisch Nortpol“, dachte Herr Gelbmann, „geschrieben mit einem t, ob das ein Tippfehler ist?“ Natürlich kannte Herr Gelbmann den Nordpol, aber auf den Päckchen stand immer Nortpol. Ein seltsamer Ort. Herr Gelbmann hatte schon einmal versucht, vergeblich mithilfe eines Atlas diesen Ort zu finden. Herr Gelbmann nahm an, dass dieser Ort, Nortpol, wohl schlicht zu klein war, als dass er im Atlas verzeichnet wäre. Ist auch logisch, dachte Herr Gelbmann, der Ort Nortpol scheint ja noch kleiner zu sein als sein eigener Ort. Da die Päckchen von seinem Postamt verschickt werden, musste dieses Nortpol so klein sein, dass es nicht mal ein eigenes Postamt besaß.
Die Päckchen hatten alle eine unterschiedliche Größe. Herr Gelbmann, der sehr aufmerksam war, war schon lange aufgefallen, dass die Päckchen größer waren, wenn das Land, in das sie geschickt wurden, größer war und kleiner, wenn das Land kleiner war. Herr Gelbmann hätte zu gerne gewusst, was sich in den Päckchen befand, aber ein Öffnen des Paketes war aufgrund des Postgeheimnisses strengstens verboten und somit ausgeschlossen.
Ab und an hatte er, was eigentlich auch nicht erlaubt war, mal ein Päckchen hochgenommen und es vorsichtig geschüttelt. Bei allen Päckchen vernahm er dabei ein leises Klingeln, als würde Kristallglas an Kristallglas scheuern. Er erschrak sich dabei immer ein wenig. Was wäre, wenn die Dinge in den Paketen zerbrechlich wären und er sie durch das Schütteln kaputtmachen würde. Ein schrecklicher Gedanke für Herr Gelbmann. Aber das Klingeln war so leise, dass er sich bald wieder beruhigte. Die Päckchen standen ungewöhnlicherweise immer bereits morgens, ordnungsgemäß frankiert, vor der Eingangstür. Herr Blaumann hatte ihm damals erklärt, dass dies schon so war, als er damals den Posten als Hauptpostunterangestellter angetreten hatte. Die Quittung mit dem Einlieferungsbeleg legte der Vorgänger von Herr Blaumann, der das ebenfalls von seinem Vorgänger übernommen hatte, immer an denselben Platz, wo die Päckchen standen. Herr Gelbmann hatte irgendwann die Idee einen großen Tisch neben den Eingang des Postamts zu stellen. Daneben brachte er einen kleinen hölzernen Briefkasten, der von jedem geöffnet werden konnte, an. Der Tisch passte genau unter das große Vordach des Postamts. Das Postamt war zwar recht klein, das Vordach dafür umso größer, damit keiner der Postkunden im Regen oder Schnee warten mussten. Schnee und Eis waren so hoch im Norden fast ganzjährig vorhanden. Auf dem Tisch konnten die Päckchen dann trocken abgelegt und in dem Briefkasten die Einlieferungsbelege von Herr Gelbmann oder Herr Blaumann für Herr Bär deponiert werden. Am jeweils nächsten Tag waren die Einlieferungsbelege dann verschwunden und meist neue Päckchen da.
Ein Tag vor Heiligabend, standen früh morgens, die letzten Päckchen als Eilsendungen frankiert auf dem Tisch vor dem kleinen Postamt. Meist gingen diese an Herr Usbear aus den Vereinigten Staaten, Herr Bearcan aus Kanada und Herr Mexiberos aus Mexiko. Da Herr Blaumann und Herr Gelbmann zu zweit waren, konnten sie diese Päckchen noch schnell für die Abholung durch den Postwagen vorbereiten und zur Verladerampe auf der Rückseite des Postamts bringen. Danach schlossen sie bereits mittags das Postamt zu, um im Dorf bei den Vorbereitungen zum großen Dorfweihnachtsfest am Heiligen Abend zu helfen. Zwar hätten Sie eigentlich warten müssen, bis der Postwagen am Nachmittag kam und die letzten Pakete abholte, allerdings waren an einem solchen Tag schon mal Ausnahmen in den Öffnungszeiten möglich. Da die Pakete auf einer Palette schön gestapelt waren und der Fahrer Herr Gelbmann und Herr Blaumann mochte, erledigte er die Verladung alleine, damit sie rechtzeitig zum Dorfweihnachtsfest konnten. Herr Blaumann und Herr Gelbmann hatten als Dankeschön immer eine Flasche guten Wein mit einer Schleife versehen und für den Fahrer auf die Palette gestellt. Das Dorfweihnachtsfest war einer der schönsten Abende von Herr Gelbmann, da er selbst keine eigene Familie hatte, fand er es immer besonders schön, mit dem gesamten kleinen Dorf zusammen zu sitzen und den Heiligen Abend zu feiern. Den Kindern beim Auspacken ihrer Geschenke zuzuschauen war für Herr Gelbmann immer besonders spannend, da er sich nur zu gerne an seine eigene Kindheit zurückerinnerte.
Zur späten Stunde kam dann meist Herr Blaumann mit seiner Frau noch zu ihm und beide unterhielten sich den gesamten Abend bis in die frühen Morgenstunden. Der gute Eierpunsch von Frau Blaumann spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Dieses Jahr, so wusste Herr Gelbmann, würde leider Herr Blaumann mit seiner Frau nicht vorbeikommen. Die beiden waren bereits seit einiger Zeit verreist. „Eine kleine Weltreise“, hatte Herr Blaumann vor einigen Monaten Herr Gelbmann erzählt, „das hatte sich meine Frau schon immer gewünscht“, nun hätten sie beide endlich die Zeit dafür und würden Weihnachten auf Hawaii sein. Weihnachten unter Palmen und in Shorts, Herr Gelbmann musste bei dem Gedanken kichern.
Herr Gelbmann seufzte, dieses Jahr würde er wohl nicht den hervorragenden Eierpunsch von Frau Blaumann trinken können. „Na ja, es wird bestimmt dennoch sehr lustig werden“, dachte er und betrachtete dabei die Mütze des zukünftigen Hauptpostoberangestellten und er wurde wieder traurig. Was da wohl los war in der Postzentrale, dass es so lange dauerte, bis endlich ein neuer Hauptpostunterangestellter eintraf und er endlich die Mütze des Hauptpostoberangestellten tragen durfte? „Die müssen doch wissen, dass ich hier ganz allein bin“, sagte er leise zu sich selbst.
Plötzlich hielt Herr Gelbmann inne, er war vielleicht dieses Jahr kurz vor dem Heiligen Abend allein im Postamt! Sein Blick traf den Kalender an der Wand, morgen war es bereits so weit. Herr Gelbmann hatte gar nicht mitbekommen, wie schnell die letzten Tage vergangen waren. Die Zeit war wie im Fluge vergangen als er alle Päckchen der letzten Tage und Wochen allein versandfertig gemacht hatte. Wie sollte er jetzt noch jemanden finden, der ihm am letzten Tag helfen konnte, damit er rechtzeitig zu den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest gehen konnte? Da Herr und Frau Blaumann auch nicht da waren, würde seine Hilfe sicherlich bei den Vorbereitungen mehr denn je gebraucht. Er könnte jemanden aus dem Dorf fragen, ihm zu helfen, aber wie sollte er jemanden in dieser kurzen Zeit mit den Feinheiten im Paketversand vertraut machen. Durfte er das überhaupt tun? Er überlegte und konnte sich nicht erinnern, ob es erlaubt war, jemand, der nicht bei der Post angestellt war, an bereits eingelieferte Post zu lassen. „Nein“, dachte er, „das muss ich wohl dieses Jahr ganz allein erledigen.“ Ihm war klar, dass er es somit wohl nicht zu den Vorbereitungen des Weihnachtsfestes schaffen würde. Er würde sicherlich wesentlich länger brauchen, um bis mittags die Päckchen von Herr Bär versandfertig zu machen. Immerhin könnte er so dem Postwagen Fahrer beim Verladen helfen. Ob die Leute im Dorf ohne ihn und Herr und Frau Blaumann alle Vorbereitungen rechtzeitig bis zum Abend schaffen würden?