Des Freyherrn von Münchhausen Wunderbare Reisen - Gottfried August Bürger - E-Book

Des Freyherrn von Münchhausen Wunderbare Reisen E-Book

Gottfried August Bürger

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Beschreibung

Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (* 11. Mai 1720 in Bodenwerder; † 22. Februar 1797 ebenda) war ein deutscher Adliger aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Ihm werden die Geschichten vom Baron Münchhausen zugeschrieben. Die dem Baron zugeschriebenen Erzählungen gehören in die Tradition der Lügengeschichten, die weit in die Literatur des klassischen Altertums (Lukian von Samosata: "Vera historia"), das talmudische Judentum und das frühe orientalische Erzählgut zurückreicht und von den humanistischen Fazetien- und Schwank-Sammlungen des 15. und 16. Jahrhunderts in Deutschland fortgeführt wurde. Obwohl man nur von vier Lügengeschichten mit Sicherheit weiß, dass Münchhausen sie tatsächlich erzählt hat, werden dem Baron von den verschiedenen Autoren insgesamt weit über hundert zugeschrieben.

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Ähnliche


Glaubt’s nur, ihr gravitätischen Herrn! Gescheidte Leute narriren gern.

Vorrede zur ersten Ausgabe.

Der Freyherr von Münchhausen zu Bodenwerder, ohnweit Hameln an der Weser, gehört zu dem edlen Geschlechte gleiches Nahmens, welches den deutschen Staaten des Königs von Großbritannien den verstorbenen Premierminister und mehrere andere vornehme Beamten geschenkt hat. Er ist ein Mann von der originellesten Laune; und da er vielleicht gefunden hat, wie schwer es oft hält, verschrobenen Köpfen geraden Menschenverstand einzuräsoniren, und wie leicht hergegen ein dreister Haberecht eine ganze Versammlung zu übertäuben und aus ihren fünf Sinnen hinauszuschreyen vermag: so läßt er sich in solchen Fällen niemals auf Widerlegungen ein; sondern wendet zuerst geschickt die Unterredung auf gleichgültige Gegenstände, und dann erzählt er irgend ein Geschichtchen von seinen Reisen, Feldzügen und schnurrigen Abentheuern in einem ihm ganz eigenthümlichen Tone, der aber gerade der rechte ist, die Kunst zu lügen, oder höflicher gesagt, das lange Messer zu handhaben, aus ihrem ruhigen Schlupfwinkel hervor zu kitzeln und blank zu stellen.

Da dieses Mittel schon öfter von gutem Erfolge gewesen ist, so sey es uns hiermit erlaubt, dem Publikum einige von seinen Geschichtchen vorzulegen, und diejenigen, die etwa unter berüchtigte Prahlhänse gerathen, zu bitten, sich bey jeder schicklichen Gelegenheit ebendesselben zu bedienen. Gelegenheit aber wird seyn, so oft Jemand unter der Maske der Wahrheit in ganzem Ernste falsche Dinge behauptet und auf Kosten seiner eigenen Ehre auch diejenigen hintergehet, die zum Unglück seine Zuhörer sind.

Zur zweyten Ausgabe.

Der schnelle Abgang der ersten Ausgabe dieses Werkchens beweiset hinlänglich, daß dem Publikum sein moralischer Endzweck in dem rechten Lichte erschienen ist. Vielleicht hätte man es noch schicklicher: Lügenstrafer, betitelt, da in der That keine Unart verächtlicher ist, als die Ohren seiner Freunde mit Unwahrheiten zu behelligen.

Der Baron selbst ist ein Mann von außerordentlicher Ehre, der sein Vergnügen daran findet, diejenigen zur Schau auszustellen, welche zu Betrügereyen jeder Art geneigt sind. Er thut dieses auf eine sehr drollige Art, wenn er in großen Gesellschaften diejenigen Geschichten erzählt, welche dem Publikum in dieser kleinen Sammlung überliefert werden. Sie ist ansehnlich durch seine Schiff- und See-Abentheuer vermehrt, und durch vier Vorstellungen von seinem eigenen Pinsel verschönert.

Zur deutschen Uebersetzung.

Dieß Büchlein ist in der deutschen Uebersetzung, die sich eben nicht ängstlich an die Worte bindet, hier und da durch neue Einschaltungen erweitert, und dürfte bey einer künftigen Auflage, deren es sich nicht ganz ohne Ursache schmeichelt, leicht noch um ein beträchtliches vermehrt werden. Denn unser Land ist nicht nur voll von ähnlichen Geschichten, sondern auch die Quelle, woraus diese entsprungen sind, wird hoffentlich noch nicht vertrocknet seyn. So ein Büchlein, wie dieses, ist freylich weder ein Systema, noch Tractatus, noch Commentarius, noch Synopsis, noch Compendium, und es hat keine einzige von allen Classen unserer vornehmen Academien und Societäten der Wissenschaften daran Antheil. Wenn es indessen auch weiter nichts thut, als daß es auf eine unschuldige Art zu lachen macht, so braucht, deucht mich, der Vorredner eben nicht gerade in pontificalibus in Mantel, Kragen und Stutzperücke aufzutreten, um es dem geneigten Leser ehrbarlich zu empfehlen. Denn es ist alsdann, so klein und frivol es immer scheinen mag, leicht mehr werth, als eine ganze große Menge dickbeleibter ehrenvester Bücher, wobey man weder lachen noch weinen kann, und worin weiter nichts steht, als was in hundertmal mehr andern dickbeleibten ehrenvesten Büchern längst gestanden hat. Auch paßt alsdann nicht übel hieher eine Stelle aus des alten ehrlichen vergessenen Rollenhagens Vorrede zu seinem Froschmäuseler, die ein wenig modernisirt also lautet:

Der Graubart, der mit dürren KnochenDer Lehre nichts kann, als poltern und pochen,Und hören mag kein lustiges Wort,Der packe zusammen und trolle sich fort!Zwar wollen wir’s gänzlich nicht veschwören,Ihn auf ein andres Mal zu hören,Wenn nehmlich uns auch die Nasen blauUnd Haar und Bart sich färben grau;Auch sonst wohl zu gelegener Stund’.Denn Wermuth ist nicht immer gesund.Man trinkt ja wohl auch neuen Wein,Und tunkt in frischen Honig ’mal ein.Die Natur erneut ein neuer Genuß.Stets Einerley macht Ueberdruß,Wie alles der alten Meister Trutzen.Der Wechsel nur schafft Lust und Nutzen.Man schilt oft spöttisch Zeitvertreib,Was stärkt zur Arbeit Seel’ und Leib.Das nehmen wir nicht zu Herzen und Sinnen,Und wollen in Gottes Nahmen beginnen.

Des Freyherrn von MünchhausenEigene Erzählung.

Ich trat meine Reise nach Rußland von Haus ab mitten im Winter an, weil ich ganz richtig schloß, daß Frost und Schnee die Wege durch die nördlichen Gegenden von Deutschland, Pohlen, Kur- und Liefland, welche jeder Reisende, als fast noch elender, wie die nach dem Tempel der Tugend, beschreibet, endlich, ohne besondere Kosten hochpreislicher wohlfürsorgender Landes-Regierungen, ausbessern müßte. Ich reiste zu Pferde, welches, wenn es sonst nur gut um Gaul und Reiter steht, die bequemste Art zu reisen ist. Denn man riskirt alsdann weder mit irgend einem „höflichen“ deutschen Postmeister eine Affaire d’honneur zu bekommen, noch von seinem durstigen Postilion vor jede Schenke geschleppt zu werden. Ich war nur leicht bekleidet, welches ich ziemlich übel empfand, jeweiter ich gegen Nordost hin kam. Nun kann man sich einbilden, wie bey so strengem Wetter, unter dem rauhesten Himmelsstriche, einem armen alten Manne zu Muthe seyn mußte, den ich in Pohlen unter einem Haselbusche an der Heerstraße antraf, wie er so hülflos und schaudernd dalag und kaum hatte, womit er seine Schaamblöße bedecken konnte.

Der arme Teufel dauerte mich von ganzer Seele. Ob mir nun gleich selbst das Herz im Leibe fror, so warf ich dennoch meinen Reisemantel über ihn her. Plözlich erscholl eine Stimme vom Himmel, die dieses Liebeswerk ganz ausnehmend herausstrich und mir zurief:

Hohl mich der Teufel, mein Sohn, das soll dir nicht unvergolten bleiben!

Ich ließ das gut seyn und ritt weiter, bis Nacht und Dunkelheit mich überfielen. Nirgends war ein Dorf zu hören, noch zu sehn. Das ganze Land lag unter Schnee; und ich wußte weder Weg noch Steg.

Des Reitens müde stieg ich endlich ab, und band mein Pferd an eine Art von spitzem Baumstaken, der über dem Schnee hervorragte. Zur Sicherheit nahm ich meine Pistolen unter den Arm, legte mich nicht weit davon in den Schnee nieder und that ein so gesundes Schläfchen, daß mir die Augen nicht eher wieder aufgingen, als bis es heller lichter Tag war. Wie groß war aber mein Erstaunen, als ich fand, daß ich mitten in einem Dorfe auf dem Kirchhofe lag! Mein Pferd war anfänglich nirgends zu sehn; doch hörte ichs bald darauf irgend wo über mir. Als ich nun empor sah, so wurde ich gewahr, daß es an den Wetterhahn des Kirchthurms gebunden war und von da herunter hing. Nun wußte ich sogleich, wie ich dran war. Das Dorf war nehmlich die Nacht über ganz und gar zugeschneyet gewesen; das Wetter hatte sich auf einmal umgesetzt; ich war im Schlafe nach und nach, so wie der Schnee zusammen geschmolzen war, ganz sanft herabgesunken; und was ich in der Dunkelheit für den Stummel eines Bäumchens, der über dem Schnee hervorragte, gehalten, und daran mein Pferd gebunden hatte, das war das Kreuz oder der Wetterhahn des Kirchthurmes gewesen.

Ohne mich nun lange zu bedenken, nahm ich eine von meinen Pistolen, schoß nach dem Halfter, kam glücklich auf die Art wieder an mein Pferd und verfolgte meine Reise.