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Umberto Eco meets Dracula
Prag in den letzten Tagen der k.-u.-k-Monarchie: Baron Dejan Sirco, Hauptmann außer Dienst und der beste Ermittler in okkulten Angelegenheiten, den das Kaiserreich je gesehen hat, muss seinen bisher brisantesten Fall lösen. Es gilt, einen Fluch zu brechen, in dessen Bann ein altes Adelsgeschlecht seit Jahrhunderten steht. Im Zuge seiner Ermittlungen stößt Dejan auf ein Netz von Intrigen und dunklen Geheimnissen, die, sollten sie je ans Tageslicht kommen, die Welt in ihren Grundfesten erschüttern würden ...
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Seitenzahl: 568
Veröffentlichungsjahr: 2012
Prag, kurz nach 1909. Ein heißer Sommer liegt über der Goldenen Stadt, in der Baron Dejan Sirco sein Detectivbureau für Okkulte Angelegenheiten unterhält. Gemeinsam mit der temperamentvollen Dirne Esther, dem Straßenjungen Mirko sowie Sir Lysander Sutcliffe, der durch eine Kette unglücklicher magischer Verwicklungen an den Körper eines Otters gebunden ist, stellt er seine Talente in den Dienst der Oberschicht. Dejans neuester Fall erweist sich als ungewöhnlich schwierig: Es gilt, einen mörderischen Fluch zu ergründen, in dessen Bann ein altes Adelsgeschlecht seit Jahrhunderten steht. Der Auftraggeber ist Felix Trubic, seines Zeichens Geheimagent seiner Kaiserlichen Majestät, den eine dunkle Vergangenheit mit Dejan verbindet. Im Zuge ihrer Ermittlungen stoßen Dejan und seine Gefährten auf ein Netz von Lügen und Geheimnissen. Weit mehr als das Schicksal einer Familie steht auf dem Spiel – denn hinter den Kulissen der bekannten Welt planen phantastische Wesen einen schicksalhaften Aufstand …
Victoria Schlederer wurde an einem ansonsten ereignislosen Augustmorgen des Jahres 1985 geboren. Sie studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Slawistik an den Universitäten Wien und Rotterdam, und sammelte berufliche Erfahrungen im journalistischen Bereich. Gegenwärtig lebt und arbeitet sie in Wien und unternimmt mit großem Vergnügen ausgedehnte Reisen in phantastische Vergangenheiten. Nach ihrem aufsehenerregenden Debüt Des Teufels Maskerade erschien 2012 ebenfalls im Wilhelm Heyne Verlag ihr Roman Fortunas Flug.
Tous les hommes naissent sincères,et meurent trompeurs.
Alle Menschen werden ehrlich geboren, und sterben als Betrüger.
LUC DE VAUVENARGUES, »RÉFLEXIONS ET MAXIMES«, PARIS 1746
k.u.k Bureau für Okkulte Angelegenheiten
– Centrale Wien –
DIE UNGEHEUERLICHEN EREIGNISSE DES SOMMERS 1909
Preßburg, am 4. Juni 1909
Meine teure Esther,
vergib mir, dass meine Antwort auf Deinen letzten, bezaubernden Brief so lange auf sich warten ließ. Dejan, Mirko (den ich heute durch mein Diktat zum Mitwisser mache, da Dejan gegenwärtig im Dienst unseres höchst sonderbaren Auftraggebers unterwegs ist) und ich haben vor einigen Tagen recht überstürzt nach Preßburg reisen müssen: Ein gewisser Graf Mahler hat uns engagiert, die angeblich skandalösen Liebeleien seiner jungen Gemahlin zu beweisen. Nach Tagen intensiver Recherchen steht nun fest, dass besagte Dame unschuldiger ist als ein Lämmchen – jeder Erbauungsroman liest sich pikanter denn ihre Korrespondenz.
Unglücklicherweise haben der Graf und Dejan ausgehandelt, dass wir unsere Gage nur erhalten, wenn es uns tatsächlich gelingt, einen Fehltritt nachzuweisen. In Konsequenz dieser hirnrissigen Abmachung (zu der selbstredend weder Mirko noch ich hinzugezogen wurden), verbringt Dejan nun unproportional viel Zeit damit, der arglosen kleinen Comtesse schöne Augen zu machen. Er hat es nicht anders gewollt.
Ansonsten regnet es seit Tagen fürchterlich; soeben haben wir einen Vormittag damit zugebracht, uns beim Kartenspiel in unserer Herberge zu langweilen. (Welche unsinnigerweise den schönen Namen »Zum Goldenen Gardisten« trägt. Ich bat Mirko gestern, sich bei dem Wirt nach dem Ursprung jener befremdlichen Benennung zu erkundigen, doch dieser hatte das Gasthaus erst vor wenigen Monaten übernommen und konnte sich keinen Reim auf die Namensgebung seines Vorgängers machen.)
Ferner versuchen Mirko und ich, Dejans Launen zu ertragen. Unser alter Freund befindet sich in letzter Zeit in denkwürdig trüber Stimmung – derart gereizt habe ich ihn nicht mehr erlebt seit den Wochen nach seinem Unfall letztes Jahr. Besonders unerträglich gab er sich vorgestern, als wir auf dem »entsetzlichen« Marktplatz auf den Vagabunden warteten, der uns durch einen nächtlichen Spaziergang über die Dächer ein paar Briefe aus dem Sekretär der Gräfin Mahler beschafft hatte.
Während ich alle Mühe hatte, mich in dem Gedränge vor den Rädern diverser Karren und dem groben Schuhwerk der Marktleute zu retten, der Gestank von halbverdorbenem Gemüse und Fleisch mir grässliche Übelkeit bereitete und ich mich ferner quälte, das dialektbehaftete Idiom der hiesigen Bevölkerung zu verstehen, hielt Dejan mir jenen bewussten Vortrag, den er in diesen Situationen zu halten pflegt.
»Schmiedet denn niemand mehr groß angelegte Ränke?«, fragte er mit tiefer Bitterkeit in der Stimme. »Kaum fährt die feine Gesellschaft in die Sommerfrische, werden wir zu Laufburschen in zweitklassigen Liebeskabalen degradiert. Das ist meine letzte Saison, das schwöre ich dir, bei allem was mir heilig ist. Nächsten Frühling setzen wir uns nach Paris ab, genießen im Kreis der Boheme das sorglose Leben.«
Bei dieser hochtrabenden Rede konnte ich nicht umhin, mir ein leises Lächeln zu gestatten – wie oft hatte er mir bereits in überzeugendster Manier geschworen, dass dieser Tag unwiderruflich der allerletzte sein würde, an dem er Talent und Spürsinn vergeudete als Detektiv im Dienst der Oberschicht.
Und dennoch: Die Tage, an denen Dejan seinen Beruf, nein, vielmehr seine Berufung verflucht, haben sich in letzter Zeit merklich gehäuft. Ein Umstand, der vermutlich in engem Kontext zu seinem 39. Geburtstag steht, den er letzte Woche wenig feierlich begangen hat. Ich bin mir sicher, Du hast ihn vergessen, meine schöne Esther, und ich bitte Dich inständig, ihn nicht weiter zu erwähnen. Dejan reagiert gegenwärtig recht brüsk, wenn jemand ihn an die Tatsache erinnert, dass er sich mit großen Schritten der ungeliebten Vierzig nähert, und ich fürchte, auch Du bist augenblicklich nicht vor seinem Zorne gefeit. Als er letzte Woche ein ungekanntes graues Haar entdeckte, warf er doch tatsächlich eine Teekanne aus Meissner Porzellan aus dem Fenster unserer Wohnung. Du kannst Dir sicherlich die Befremdung der Nachbarn vorstellen.
Kurz, der Müßiggang bekommt ihm von uns allen am wenigsten. Mirko gibt sich recht pflegeleicht, insgeheim ist er wohl dazu geboren zu privatisieren, und seine Bewunderung gegenüber Dejan ermöglicht es ihm, mühelos über die Launen und Fehler seines Herrn und Meisters hinwegzusehen. (Wenn Du diesen letzten Satz liest, sei Dir bewusst, dass ihm eine exakt neunminütige Diskussion vorangegangen war, in der Mirko mich zu bewegen trachtete, »Freundschaft« anstelle des unschönen Wortes »Schwärmerei« zu schreiben. Dies ist der Kompromiss.)
Wirklich, Esther, ich kann Dich nur bitten, halte Augen und Ohren offen, ob es angemessene Arbeit für uns gibt im heimatlichen Prag. Der Umstand, dass wir unseren Lebensunterhalt momentan mit Aufträgen von enormer Lächerlichkeit bestreiten müssen, ist wahrlich entwürdigend. Ich hoffe von ganzem Herzen auf einen neuerlichen Zwist unter Rosenkreuzern, eine verschwundene Reliquie oder die Rückkehr des Vampirs auf dem Vyšehrad. (Dessen Ausbleiben mich offen gesagt schon seit geraumer Zeit verwundert. Ich war tatsächlich der Meinung, nichts und niemand auf der Welt sei sturer als dieser Nosferatu.)
Nun denn, ich hoffe auf baldige Nachricht von Dir. Küsse die kleine Alena von mir.
Ich verbleibe stets der DeineLysander
Liebe Esther,
wenn Lysander sich über Dejans Launenhaftigkeit auslässt, dann wohl nur, um von der seinen abzulenken. Preßburg ist eigentlich gar nicht so kolossal uninteressant. Ich habe Dejan und Lysander bereits beim Kartenspiel einen ganzen Beutel Kronen abgenommen. Tarockieren können sie alle beide nicht, meine Herren Mentoren. Heute Nachmittag sind wir bei der Comtesse Mahler zum Tee eingeladen. Als sie erfahren hat, dass der Herr Baron in Begleitung seines armen verwaisten Neffen reist – wie ich diese Rolle hasse –, war sie ganz hin und weg. Und Lysander kommt sowieso mit, als Haustier am schwarzen Samtband, auch wenn er dann wieder den Beleidigten spielt.
Mirko
PS: Auf den Vampir wäre ich schon auch neugierig.
Esther,
nur ein rasches Addendum: Unterstehe Dich, Lysander ein Wort zu glauben. Ich bin geneigt, ihm für seine despektierlichen Reden den Pelz abzuziehen und Dir einen hübschen Muff daraus schneidern zu lassen.
Dejan
Tee und Kammermusik in der weitläufigen Stadtwohnung der Comtesse Mahler. In aufpolierter Gardeuniform eines Hauptmanns des 46. k.u.k.-Infanterieregiments schritt ich in den in geschmacklosen Rosatönen gehaltenen Salon, gefolgt von Mirko, meinem Neffen für jenen Nachmittag – einem Bild jugendlichen Charmes und Begeisterungsfähigkeit, den hämisch grinsenden Lysander auf dem Arm.
Als geübter Blender und Schauspieler weiß man mit der Zeit genau, wann es von Nutzen sein kann, mit exzentrischer Entourage zu erscheinen, und tatsächlich: Die Comtesse und ihre Gäste – zwei pastellfarbene Freundinnen und ein schnauzbärtiger Jüngling, wohl ein Student oder Leutnant in Zivil – waren hingerissen von unserem farbenfrohen Auftritt. Offiziere, die mit Otter und Neffen mit tragischer Vergangenheit reisten, schienen gesellschaftlich hoch im Kurs zu stehen.
»Welche Freude, Baron!« Mit einer Lebhaftigkeit, die ihre sonst so phlegmatische Art Lügen strafte, begann die Comtesse die Vorstellungsrunde. Ich präsentierte meinerseits: »Mirko Savic, der Sohn meiner unglücklichen Schwester« sowie »Lysander Sutcliffe.«
»Bitte wer?«, machte der Student oder Leutnant, dessen Namen zu merken mir aufs Äußerste widerstrebte, mit beredter Handbewegung.
»Mein Otter«, erklärte ich mit größtmöglicher Selbstverständlichkeit, was den drei Damen entzücktes Gekicher entlockte. Die Chancen standen gut, überlegte ich, während ich mich in taktischer Nähe zu der Dame des Hauses auf dem Sofa niederließ, dass wir auch nach unserem Abgang Hauptgesprächsthema bleiben würden.
Die Unterhaltung drehte sich bald um den Zusammenbruch eines bekannten Bankhauses, den der schnauzbärtige Jüngling schon seit langem vorausgesehen haben wollte, sowie die Pläne für die anstehende Sommerfrische der Comtesse Mahler.
»Es gibt nichts Tristeres als Preßburg im Juli!«, rief sie im Brustton der Überzeugung. »Seit der Graf und ich vor vier Jahren hierhergezogen sind, graut mir vor diesem Monat. Na, Sie werden es ja erleben, Baron. Sie bleiben doch über den Sommer hier?«
»Nun, wir dachten daran, in den nächsten Wochen nach Prag heimzukehren, doch Ihre Beteuerungen der sommerlichen Tristesse hier reizen mich beinahe, diese zu kosten.«
»Prag im Juli ist auch entsetzlich«, verlautbarte die Comtesse.
»Wo kommen’S denn eigentlich her, Baron? Außer vom Balkan, wollt’ ich sagen«, fragte der Comtesse füllige Freundin in Gelb spitz, während sie einen Teelöffel in ihren ausgesprochen unschönen, fleischigen Händen drehte.
»Ich bin in Sarajevo geboren«, antwortete ich ihr wahrheitsgemäß, auch wenn ich stark bezweifelte, dass ich ohne einen steifen Cognac in der Lage sein würde, einen Vortrag über mich ergehen zu lassen, wie langweilig meine Heimatstadt im Juli sei. Ungeachtet meiner langen Lehr- und Wanderjahre oder meines unrühmlichen Abschieds aus Sarajevo dachte ich doch immer noch mit einiger Nostalgie an die Stadt meiner Jugendzeit.
»Der Graf hat ein paar Monate in Ragusa gelebt«, zog die Comtesse Mahler eine recht großzügige geografische Schlussfolgerung. »Es hat ihm dort überhaupt nicht gefallen.«
»Zu viel Fisch und Nationalismus«, warf Mirko ein, der Lysander verstohlen mit ein paar Marzipanstückchen fütterte und unter strafenden Blicken übergangen wurde.
»Der Graf scheint sich außerordentlich viel auf Reisen zu befinden«, bemerkte ich scheinbar absichtslos, während ich mir gestattete, die Comtesse für einen Augenblick eingehend zu mustern. Hübsch war sie gewiss nicht, eine knochige Gestalt mit reizlos glattem, dunkelblondem Haar und plumper Gestik.
»Oh, dazu hat man ja Freunde, dass einem nicht zu einsam wird, nicht wahr, Elli?«, wandte das rundliche Geschöpf in Gelb sich an ihre peinvoll harmlose Freundin, die diese Äußerung auch noch mit einem netten, gedankenlosen Lächeln quittierte.
»So geht es nicht weiter«, setzte ich Lysander und Mirko auseinander, als wir eine Stunde später den Rückweg antraten. »Es ist ein Skandal, dass wir uns das noch antun müssen! Langweilige Damen der Gesellschaft bezirzen und Briefen nachjagen! Ebenso gut könnte ich als Gigolo mein täglich Brot verdienen und Lysander an ein Kuriositätenkabinett verkaufen.«
»Den Teufel wirst du«, zischte Lysander, der gegen den Regen in der weiten Kapuze meines Überwurfs Schutz gesucht hatte und nun wie ein feuchter Pelzkragen um meinen Hals lag.
»Oder ich könnte dich einfach an Allister Crowley zurückgeben; gewiss hat er seinen Unterricht in magischen Belangen noch nicht für abgeschlossen erachtet, als du deinen Abschied nahmst«, spann ich den Gedanken weiter. »Damit wäre mir zwar finanziell nicht sonderlich gedient, aber ich habe den Eindruck, ich würde mich persönlich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig wohlfühlen.«
»Ich glaube«, wagte Mirko nun einzuwerfen, »wenn zu deinem täglich Brot nicht unbedingt eine Belle-Etage-Wohnung gleich um die Ecke vom Hyberner-Haus und ein Benz zählten, wäre es deutlich einfacher bestreitbar.«
Lächelnd wandte ich mich zu dem Jungen um. Beinahe drei Jahre waren vergangen, seit ich jenen gewitzten kleinen Taschendieb und Gassenjungen in den Straßen von Brünn aufgelesen und ihm in weiterer Folge angeboten hatte, bei mir und Lysander in die Lehre zu gehen. Vieles hatte er bisher begriffen und gelernt, nur seine ausnehmend kleinbürgerliche Einstellung zu Luxus und Geld konnte oder wollte er nicht ablegen.
»Erinnere ihn bloß nicht an den Wagen, Mirko«, mischte sich Lysander, ungefragt wie stets, ein. »Sonst ärgert er sich gleich wieder darüber, dass er sich neulich die Startgebühren für die anstehende Grand-Prix-Fahrt in Wien hat leihen müssen.«
»Mit dem Preisgeld allerdings können wir uns in Anstand und Stil eine Zeit lang in einen pittoresken Fleck Provinz zurückziehen und jedweder extravaganter Freizeitgestaltung huldigen, die uns in den Sinn kommt«, führte ich zur Verteidigung meiner Passion an.
Mirko posierte in perfekt gespielter Nachdenklichkeit, die Augen halb geschlossen, den linken Zeigefinger an sein Kinn gelegt. »Oder«, verkündete er nach einer Weile, »wir können dich wie vergangenes Jahr aus einem Trümmerhaufen hervorwühlen. Ich darf erinnern, Esther hat beinahe der Schlag getroffen, als wir dich über und über bandagiert auf einer Bahre heimgebracht haben.«
In dem Gesicht des Jungen spiegelte sich eine kuriose Mischung aus Spott und Sorge wider.
Ich wandte den Blick ab. Vermutlich hätte ich seine Bedenken mit einem Lächeln oder einem Scherzwort zerstreuen können, doch ich fühlte, dass ich ihm ein wenig mehr Ehrlichkeit schuldete. In der verhältnismäßig kurzen Zeit, die seit unserer ersten Begegnung vergangen war, hatte Mirko es tatsächlich zuwege gebracht, mich und Lysander als eine Art Familie zu akzeptieren. Vielleicht musste man in einem Waisenhaus einer Provinzstadt aufgewachsen sein, um emotionale Bande zu einem derangierten Abenteurer und einem vor Jahrhunderten verschiedenen Earl, dessen rastloser Geist durch einen magischen Unglücksfall an den Leib eines Fischotters gefesselt worden war, entwickeln zu können. Dennoch: Vaterersatz für den Jungen zu spielen war eine Rolle, die sich nur wenig mit meiner Selbstwahrnehmung sowie charakterlichen Disposition vertrug.
»Dejan? Träumst du?«
Lysander riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt nahm ich wahr, dass ich mitten auf dem regennassen Gehsteig stehen geblieben war, und das offensichtlich seit geraumer Zeit.
»Es tut mir leid«, murmelte Mirko, »den Unfall hätte ich wohl besser nicht erwähnen sollen.«
Der Unfall. Bei dem Grand Prix de Dieppe, letztes Jahr, hatte ich nach einer leichten Kollision die Kontrolle über meinen Wagen verloren und war von der Fahrbahn abgekommen, um an einer Mauer zu enden. Ein Abenteuer, das ich mit mehreren Knochenbrüchen und schweren Verbrennungen an linker Hand und linkem Unterarm einigermaßen glimpflich überstanden hatte, auch wenn ich danach monatelang das Bett hatte hüten müssen. Seither trug ich aus Gründen ästhetischer Rücksichtnahme stets einen langen Lederhandschuh an meiner Linken, wenn ich ausging. Mir persönlich jedoch begannen die Narben zu gefallen, waren sie mir doch sowohl Mahnmal der eigenen Sterblichkeit als auch Ausdruck des Umstands, dass das Schicksal es offensichtlich gut mit mir meinte.
»Ich habe nicht an den Unfall gedacht«, antwortete ich brüsk.
Lysander keckerte boshaft dicht an meinen Ohr. »Oh, natürlich nicht, wie könnte man nur annehmen, dass du nicht freiwillig hier im Regen Wurzeln schlagen willst.« Er hielt einen Augenblick inne. »Ich persönlich glaube ja, dass du jetzt, seitdem du bei dem Rennen in Wien angemeldet bist, sehr oft an den Unfall denkst. Und ich wollte dir lediglich in Erinnerung rufen – von Abenteurer zu Abenteurer –, dass es zuweilen tapferer ist, von Wagnissen zurückzutreten, als sich mutwillig in Gefahr zu bringen. Aber das ist wohl nur die bescheidene, persönliche Meinung eures hochverehrten Haustiers.«
Prag, am 7. Juni 1909
Meine Herren,
hättet Ihr Euren Hausverstand – so einer von Euch im Besitze desgleichen ist – angewendet, wäre Euch vielleicht schon früher eingefallen, dass eine Stadt wie Preßburg im Juni für drei kosmopolitische Musketiere wie Euch keinerlei adäquaten Zeitvertreib bieten kann. Es sei denn, es steht dem dekadenten Reisenden der Sinn nach fleischlicher Zerstreuung – eine liebe Freundin hat kürzlich ihr eigenes Haus eröffnet, »Salon Eugenie«. (Gott soll mir helfen, ich kenn’ sie seit der Zeit, als sie noch die Stanja aus Budweis war.)
Wenn ich schon mit dem Séparée-Geschwätz begonnen hab’, will ich Euch gleich noch eine denkwürdige Begebenheit schildern, die sich gerade neulich erst im Salon meines Hauses zutrug: Da kommt nämlich eines Abends, zu später Stunde, der Graf Trubic zu Besuch. Sehr diskret und heimlich, gerade so, als würd’ er sich in eine drittklassige Kaschemme in der Vorstadt schleichen. (Was mir beim Besuch eines der bekanntesten und – ohne in Selbstlob schwelgen zu wollen – besten Etablissements der Stadt, doch ein bisserl lächerlich vorgekommen ist, aber bitte.)
Jedenfalls erkundigt er sich gleich nach der kleinen Französin, die ein paar Monate bei mir gearbeitet hat. Zumindest Du, Mirko, solltest Dich noch an Louise erinnern: Du hast einen Abend lang versucht, ihr schöne Augen zu machen, als wäre sie ein ganz unbedarftes Mäderl vom Land. Bub, Du brauchst noch recht viel Schliff in diesen Belangen!
Wie dem auch sei, mit der Kleinen konnt’ ich dem Grafen nicht mehr dienen. Die ist ausgerechnet zwei Tage vorher mit diesem Nichtsnutz von selbsternannten Poeten, der drei Straßen weiter gewohnt hat, durchgebrannt. Angeblich nach Warschau, wenn den Gerüchten zu trauen ist. Daraufhin hat der Trubic dann nach langem Hin und Her mit der Mariana vorliebnehmen müssen, und die hat mir am nächsten Morgen, wie er schon lange wieder fort war, etwas Kurioses erzählt: Nämlich, dass der erlauchte Herr sich recht eindringlich nach dem Baron Sirco erkundigt hat, der, wie man sagt, bei mir praktisch ein und aus geht.
Du musst ja selber wissen, Dejan, dass das Mädel nicht viel hat erzählen können über Dich. Aber ein paar der Fragen – etwa ob sie dem Trubic was über die »Freundschaft« zwischen Dir und mir berichten könnte – sind der Mariana schon sonderbar vorgekommen. Und mir offen gesagt auch.
Vielleicht findet sich ja hier das nächste Abenteuer für Euch? Wenn ein Trubic sich auf diese Weise nach Dir erkundigt, dann tut er das doch sicher nicht nur, um Informationen einzuholen. Der weiß doch ganz genau, dass ich Dir die Begebenheit prompt berichten werde, und ich wette mit Dir um die Schmuckschatulle der alten Erbtante, die ich nicht habe, dass das ganz in seinem Sinn ist.
Ansonsten macht mir Alena ein bisserl Verdruss in letzter Zeit. Sie vermisst Dich, Lysander. Vor ein paar Tagen hat sie doch tatsächlich vor versammelter Belegschaft von ihrem Onkel, der nicht nur ein sprechender Fischotter, sondern zu allem Überfluss auch noch Engländer ist, erzählt. Glücklicherweise ist sie gerade in dem Alter, wo Kinder gern und häufig flunkern, und die Mädchen haben sich nur über ihre herzige Phantasie amüsiert.
Gebt gut Acht auf EuchEsther
PS: Dejan, falls Du noch immer Sponsoren suchst für das Rennen in Wien: Vorige Woche hatte ich das Vergnügen, mit einem piemontesischen Marchese zu soupieren, den mir der junge Herr von Schwarzenberg vorgestellt hat. Jener Marchese, dessen Name ganz und gar unaussprechlich ist und sich noch viel weniger dazu eignet, niedergeschrieben zu werden, hat letztes Jahr seine Karriere als Rennfahrer beendet, und hat nun durchaus vor, Verstand und Vermögen beim Aufbau eines Rennstalls aufs Spiel zu setzen. Ich hab’ mir erlaubt, ein bisserl Werbung für Dich zu machen. Der Marchese ist ein sehr eleganter Salonlöwe und versteht ganz großartig zu plaudern. Ich bin mir sicher, Du wirst dich blendend mit ihm verstehen.
»Kurios«, wiederholte Lysander in ausgesprochen indifferentem Tonfall, kaum dass ich den Brief niedergelegt hatte. Ich wusste mit einiger Gewissheit, dass die Aussage meines Gefährten sich nicht auf den Umstand bezog, dass Trubic sich nach mir erkundigte, sondern vielmehr auf die Art, wie er es tat.
Warnend blinzelte ich ihm zu, doch Lysander sprach ungerührt weiter: »Wie lange ist es her, seit deine Pfade jene des hochwohlgeborenen Herrn von Trubic kreuzten?« Offenkundig zog er es vor, mein Zwinkern als vorübergehenden nervösen Tick abzutun. Er richtete sich auf seine Hinterpfoten auf, seine dunklen Knopfaugen, die so viel mehr Geist offenbarten denn tierhafte Intuition, fixierten mich.
Halte ein, signalisierte ich ihm stumm. Lysander gab ein Schnaufen von sich, ein Laut, der, wie ich bereits vor langer Zeit gelernt hatte, dem Äquivalent eines menschlichen Seufzers entsprach.
Mirko erhob sich von dem Sofa, auf dem er lässig hingegossen Esthers Brief gelauscht hatte. Langsam trat er zum Fenster, starrte einen Moment in den wolkenverhangenen Himmel, ehe er sich wieder mir zuwandte. Neugier und Vorfreude auf das mögliche Abenteuer brannten hellrote Flecken über seine Wangenknochen. Immer wieder versetzte es mich in Erstaunen, wie sehr Kind dieser hochgewachsene Junge, der bei Bedarf Manieren und Eleganz eines Gentlemans an den Tag legen konnte, doch noch war. »Du bist mit Graf Trubic bekannt?«, hakte er nach; angeborene Intuition hatte ihn sogleich das eigentlich Wesentliche der Aussage erfassen lassen. »Aber das ist doch kolossal! Ist es wahr, dass er in seiner Jugend der persönliche Spion für Seine Kaiserliche Majestät war? In den ganz delikaten Privatangelegenheiten war er unterwegs; hat mir der Ludvik erzählt, du weißt schon, der immer in den ›Drei Kronen‹ sitzt und manchmal fürs Tagblatt schreibt …«
»Ich kannte ihn«, setzte ich dem enthusiastischen Wortschwall ein Ende; ertappte mich gleichzeitig dabei, wie ich nach meinem Spazierstock griff und den Knauf drehte, bis die verborgene Klinge sich aus ihrer harmlosen Hülle ziehen ließ. Mehr lächerliches Spielzeug als Waffe, aber Felix Trubic hatte den Stock als »raffiniert« bezeichnet, als er ihn mir zu irgendeinem Anlass schenkte. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich mich niemals von ihm getrennt.
Überrascht hob Mirko den Kopf, starrte mich geradewegs an. Schon bereute ich den harschen Tonfall dieser wenigen Worte. »Die Begegnung endete nicht unbedingt glücklich«, fügte ich etwas versöhnlicher hinzu.
Mirko zog eine Augenbraue hoch.
»In einem Duell«, präzisierte ich.
Die Stille, die diesem Kommentar folgte, schien mir beinahe greifbar, für einige Sekunden hallte selbst das Ticken meiner Taschenuhr zu laut in meinen Ohren. Eine schmerzhafte Stille, erinnerungsbeladen und blutbefleckt: frischer, kühler Herbstmorgen auf einer Lichtung etwas außerhalb der Stadt; banges Warten, ehe zwei elegant gearbeitete Duellpistolen sich aufeinander richten; peinvolles Ende von – ja, wovon?
Stille, die erst gebrochen wurde, als Lysander auf den Couchtisch sprang und mutwillig eine Teetasse umstieß, deren Inhalt sich über die Abendzeitung und Esthers Brief ergoss.
Mirko löste sich aus seiner Erstarrung. »Und wer hat gewonnen?« , stellte der die impertinenteste aller möglichen Fragen.
Hatte einer der beiden Streiter an Gewinnen oder Verlieren gedacht, an jenem Septembermorgen vor neun Jahren? Hatte ihnen nicht davor gegraut, schuldbeladen das Sterben des anderen bezeugen zu müssen? Waren sie nicht zerrissen gewesen zwischen Ehrempfinden und so viel tiefer gehenden Emotionen, und hatte nicht doch der Lebenswille gesiegt, bei ihnen beiden?
Kommentarlos zog ich das Hemd aus meiner Hose. Einen flüchtigen Blick gestattete ich meinen beiden Gefährten auf die hässliche Narbe an meiner Seite.
Mirko stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Trubic!«
Langsam schüttelte ich den Kopf, während ich meine Garderobe wieder ordnete. »Niemand.«
Verständnislos ließ Mirko seine Blicke zwischen mir und Lysander hin und her wandern. Mit zusammengebissenen Zähnen zählte ich im Stillen bis zehn, ehe ich erklärend hinzufügte: »Vielleicht verstehst du jetzt, weshalb ich nicht sonderlich großen Wert darauf lege, Graf Trubic noch einmal zu begegnen.«
Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück. »Ein Duell auf Leben und Tod«, unter Aufbietung all meiner Kräfte bannte ich ein verräterisches Zittern aus meiner Stimme, »dass wir beide überlebt haben, kann als Versehen gewertet werden. Oder als Ungeschicklichkeit.«
Aufgeregt nagte Mirko an seiner Unterlippe. »Meinst du, er will eine alte Schuld begleichen?«
Unwillkürlich verzog ich meine Lippen zu einem kleinen, spöttischen Lächeln. O nein, Rachsucht war ihm immer ferngestanden, diesem Felix Trubic, den ich einst gekannt hatte vor zu vielen Jahren.
Vor meinem geistigen Auge nahm ein grausiges Tableau Gestalt an und ließ mich geradewegs auf die halbvergessenen Ruinen der Vergangenheit blicken: blutgetränktes Laub in seinen bunten Schattierungen und das Lächeln in Trubics Augen, als ich mich wieder auf die Beine gekämpft hatte.
»Tu es, mein Freund. Bring es zu Ende, wenn du es wagst«, hatte er mir zugeflüstert, und ich hatte die Pistole weit fort von mir geschleudert.
»Lass es gut sein«, vernahm ich Lysanders leise Stimme wie aus weiter Ferne, und sein sanfter Tonfall war es wohl, der mich wieder zur Besinnung brachte. Ich brauchte, ja, ich wollte ihr Verständnis nicht für die Fehler und Verbrechen, die ich einst begangen hatte.
»Wir kehren nach Prag zurück«, wechselte ich unvermittelt das Thema.
Lysander keckerte amüsiert. »Wenn Mirko und ich nichts dagegen haben, würdest du es vorziehen, nach Hause zu fahren, meinst du wohl.«
Mechanisch nickte ich und griff nach Mirkos silbernem Zigarettenetui, um mir einen seiner grässlichen orientalischen Zigarillos anzuzünden – stand mir an diesen Nachmittag doch der Sinn nach Selbstbestrafung.
»Sollten wir vorher nicht noch diese ärgerliche Geschichte mit der Gräfin Mahler in Ordnung bringen?«, erkundigte sich Lysander. »Immerhin, einen Fehltritt der tugendsamen Dame können wir nach wie vor nicht nachweisen. Und in unserem Metier ist es höchst unratsam, angenommene Aufträge unerledigt zu lassen, das solltest du gut genug wissen.«
Ich zuckte die Achseln. Die Comtesse Mahler kümmerte mich in jenem Moment genauso wenig wie mein Ruf. »Mirko, möchtest du die Gräfin verführen? Ihr wäre es sicherlich ein Vergnügen.«
Der Junge errötete sacht. Bei all seiner sorgsam anerzogenen Weltläufigkeit war er doch gänzlich unerfahren im Umgang mit der Damenwelt; dabei hätte es ihm an Chancen, soweit ich im Bilde war, kaum gemangelt.
Mit dem Zigarillo beschrieb ich einen weiten Bogen in der Luft. »Kein Interesse?«, fragte ich resignierend. »Gut. Lysander, du siehst, auch diese Frage ist geklärt – ich bin ja nun wahrlich zu alt, um mich für schnöden Mammon an eine Gräfin zu verkaufen, also wirklich.«
Umständlich neigte der livrierte Diener den Kopf. »Der Herr Graf ist leider nicht zugegen. Vielleicht …«
»Ich warte auf ihn«, unterbrach ich den ältlichen Dienstboten grob. Die Ankündigung wurde mit einem leichten Nicken zur Kenntnis genommen; Sekunden verstrichen, ehe er hinzufügte: »Wenn ich den Herrn Baron darauf hinweisen dürfte, dass der Herr Graf angeordnet hat, dass er heute gar niemand empfangen will?«
»Ich warte in der Bibliothek.« Ohne eine Reaktion des Dieners abzuwarten, händigte ich ihm Hut und Cape aus und schritt geradewegs die gewundene Marmortreppe, ein Relikt vergangenen Reichtums der Familie Trubic, empor. Ich hatte stets über ein ausgezeichnetes Gedächtnis verfügt – bittere Notwendigkeit in einem Beruf wie dem meinen –, so dass es mir ohne größere Mühen möglich war, mich in dem Palais zu orientieren, auch wenn ich seit Jahren nicht mehr zu Gast gewesen war.
Indes, das bunte Panoptikum der Erinnerung illustrierte meinen Weg mit Trugbildern, schmerzhaft in ihrer Harmlosigkeit. Zehn Jahre waren vergangen – bei weitem nicht genug, um Schuld und Hass zu tilgen.
Meine Hände zitterten merklich, als ich vor den hohen Flügeltüren zur Bibliothek haltmachte, mich nicht dazu entschließen konnte, sie aufzustoßen. Was erwartete ich nur dahinter? Meinen alten Freund Felix Trubic, wie ich ihn unzählige Male gesehen hatte: auf dem Sofa lungernd, in eine englische Tageszeitung vertieft, derart konzentriert auf eine Detailfrage der Weltpolitik, dass er mein Erscheinen erst nach einigen Momenten wahrnahm?
Einmal noch war ich wiedergekehrt, damals, Wochen nach jener Affäre der Ehre; nie konnte ich mit Gewissheit sagen, weshalb. Hatte ich um Verzeihung bitten wollen für das, was ich getan, oder für das, was ich unterlassen hatte? War mir an jenem bewussten Abend – berauscht von süßem Rotwein und dem Duft der Huren – der Gedanke gekommen, die unglückselige Angelegenheit in einer Art abzuschließen, wie es sich für Männer von Stand und Ehre geziemte?
Die steife Höflichkeit, mit der Trubic mich empfing, war schlimmer als jede offene Beleidigung. Mit gespenstischer Ruhe hatte er mich gemustert, die Augen ausdruckslos in seinem hageren, von Krankheit gezeichneten Gesicht. »Also schön«, hatte er mit gelangweilter Stimme gesagt. »Wenn du möchtest, so beenden wir es. Übermorgen früh, selbe Lokalität.« Mit einem sanften Lächeln hatte er hinzugefügt: »Dann bleibt dir noch ein Tag, um deine Angelegenheiten zu ordnen und nüchtern zu werden.«
Ich war, Entschuldigungen flüsternd, geflohen.
Nach diesem höchst unrühmlichen Auftritt hatte ich es auf das Tunlichste vermieden, meine Pfade noch einmal jene Trubics kreuzen zu lassen, was sich nicht weiter diffizil gestaltete, da er und ich uns häufig auf Reisen befanden und im Übrigen in äußerst unterschiedlichen Kreisen verkehrten.
Erst als eine dunkle, wohlbekannte Stimme mich aus meinen Gedankengängen riss, wurde mir bewusst, wie lange ich so auf dem Gang ausgeharrt haben musste.
»Baron Dejan Sirco«, sagte Trubic ruhig. »Nun, das ist eine Überraschung.«
»Wohl kaum«, erwiderte ich, ohne mich umzudrehen. »Zumal Sie es waren, der auf recht unsubtile Weise Erkundigungen über mich eingezogen hat.«
Dicht an meinem Ohr vernahm ich Trubics leises, heiseres Lachen. »Oh, dies meinte ich nicht. Es erstaunt mich lediglich, dass du nicht länger deine Herkunft verleumdest und wieder als Baron verkehrst.«
Langsam und, wie ich hoffte, gelassen, wandte ich mich ihm zu, wechselte wie er die Anrede. »Was willst du von mir?«, fragte ich. »Und vor allem, weshalb machst du dich zum Narren, indem du Dirnen befragst, statt nach mir zu schicken? Du weißt bei Gott, wo du mich finden kannst.«
Felix Trubic seufzte. »Du hast offenkundig zu viel Zeit unter Barbaren und Gelichter verbracht, das lässt die Manieren ein wenig leiden, mein lieber Freund«, stellte er gleichmütig fest. Mit lockerem Griff umschloss er meinen Unterarm, führte mich in die Bibliothek.
»Die Angelegenheit ist ein wenig diffiziler, als du annimmst.« Leichthin fügte er hinzu: »Diffizil genug, um sie wie zivilisierte Menschen über einem Aperitif zu besprechen.«
Die Sitzgruppe am östlichen Fenster präsentierte sich dunkelgrün und zerschlissen wie einst. Einzig der klobige Schreibtisch aus glänzendem Teakholz, dessen ich mich noch so lebhaft entsann, war einem weniger ausladenden Exemplar gewichen, das gegenwärtig mit Depeschen, Landkarten und Büchern bedeckt war. Ein schneller Blick offenbarte mir, dass Trubic sich eingehender mit dem Thema Piemont auseinandergesetzt hatte.
Meine Neugier entging ihm nicht.
»Ausgesprochen langweilige Arbeit«, erläuterte er mir liebenswürdig. Mit einer formvollendeten Handbewegung lud er mich ein, Platz zu nehmen, und klingelte nach einem Diener.
Nunmehr konnte ich nicht umhin, seine schlanke Gestalt einer raschen, doch gründlichen Musterung zu unterziehen: Sehr blass, sehr müde sah er aus; das rotbraune Haar, in dem bereits etliche graue Strähnen blitzten, trug er wie eh und je eine Spur zu lang. Eine dünne, bleiche Narbe schlängelte sich von seinem linken Ohr den Hals hinunter – wer auch immer versucht hatte, ihm die Kehle durchzuschneiden, es musste ihm beinahe gelungen sein.
»Nun?«, hakte ich nach, kaum dass der Diener sein Silbertablett abgestellt und den Raum mit devot gebeugtem Kopf verlassen hatte.
Trubic lehnte sich in dem Fauteuil zurück, lässig schlug er die Beine übereinander. »Du hast etwas falsch verstanden.« Er schien gelangweilt. »Oder, meinethalben, hat deine kleine Freundin etwas falsch verstanden. Nichts stand mir ferner, als mich auf eine derart lächerliche Weise mit dir in Kontakt zu setzen. Ich war nur an einigen Details interessiert, über die mir das Mädchen – wie war noch ihr Name? – unglücklicherweise wenig Aufschlussreiches berichten konnte.«
Mit zwei Fingern hob er sein Sherry-Glas und trank mir mit einem Kopfnicken zu. »Doch nachdem ich dich nun schon einmal zu Gast habe, kann ich meine Fragen auch gleich persönlich an dich richten. Ich gehe davon aus, plumpe Ehrlichkeit wird in diesem Fall weit mehr dein Wohlwollen erregen denn subtile Konversationskunst.«
»Ich kann mich nicht entsinnen, dass du jemals für deine Ehrlichkeit – oder Plumpheit – bekannt warst«, gab ich etwas schärfer als intendiert zurück. »Aber frag nur, ich bitte dich.«
Für den Bruchteil einer Sekunde fixierten mich seine blassgrauen Augen. »Es ist eine hochgradig peinliche Affäre«, begann er im Plauderton. »Ich nehme an, du erinnerst dich noch an den Major von Waldhausen, unter dem du damals in Mostar stationiert warst. 1895 müsste das gewesen sein?«
»1896«, korrigierte ich ihn mechanisch. Das Jahr meiner unehrenhaften Entlassung aus dem Regiment, an der Waldhausen nicht völlig unbeteiligt gewesen war. Eine schändliche Angelegenheit hatte dazu geführt, gewiss. Allein, eine Angelegenheit, die, mit ein wenig Gutwillen des betreffenden Kommandanten, sich leicht hätte vertuschen lassen – wie Hunderte derartige Zwischenfälle davor bereits vertuscht worden waren.
Trubic nickte. »Ich sehe, du erinnerst dich.«
Unruhig nippte ich an meinem Sherry, betete, er möge fortfahren und die Erinnerungsfetzen an eine regnerische Sommernacht, an heillose Verwirrung und haltlose Anschuldigungen und diesen einen Pistolenschuss vertreiben.
Trubic hustete; ich sah, wie sich sein Gesicht für einen Moment schmerzlich verzog.
»Vor einiger Zeit hatte ich geschäftlich mit Waldhausen, der übrigens mittlerweile ein hochdekorierter Oberst ist, zu tun. Es ergab sich, dass ich ihn für einige Tage nach Prag einlud. Eines Abends waren Christian – mein Wiener Cousin, du erinnerst dich bestimmt nicht mehr an ihn, er ist der langweiligste Mensch, den ich kenne – und Waldhausen in geselliger Runde unterwegs, und da kam es, dass sie die Nacht im Etablissement deiner bewussten Freundin beschlossen.« Trubic verschränkte die Arme vor seiner etwas zu schmalen Brust. »Um es kurz zu machen: Den nächsten Abend hat Waldhausen nicht mehr erlebt. Der hinzugezogene Arzt konnte weder eine Gewalteinwirkung noch eine Vergiftung feststellen. Ein ausgesprochen geschickt eingefädeltes Verbrechen: Dass Waldhausen auf der Rückfahrt in der Droschke lallend über starken Schwindel und Unwohlsein klagte, schrieb man dem übermäßigen Champagnergenuss zu. Etwas später brach er dann bei der Anstrengung, in sein Bett zu steigen, zusammen.«
Ich massierte meine Nasenwurzel. Ich wusste auch so, worauf er hinauswollte. »Das heißt, du schließt einen natürlichen Tod aus«, stellte ich in neutralem Tonfall fest. »Wie bist du weiter verfahren?«
Trubic verzog die dünnen, blutleeren Lippen zur bösen Parodie eines Lächelns. »Oh, wir haben vertuscht, was es zu vertuschen gab. In seinem Totenschein ist von plötzlichem Herzversagen zu lesen, und einem alten Bekannten beim Tagblatt ist es zu verdanken, dass auch die Journaille Waldhausens Tod vorerst nicht an die große Glocke gehängt hat.« Gedankenverloren spielte er mit seinem Glas. »Aber ich … ich bin neugierig.«
Ich atmete tief ein und aus. »Du möchtest mir einen Strick aus der Affäre drehen?«, fragte ich so gelassen ich es vermochte. »Eine späte Rache? Das ist deiner gänzlich unwürdig, Felix.«
Fast verblüfft hob er den Kopf. »Aber nein, welch erstaunliche Unterstellung. Ich darf dich darauf hinweisen, dass Waldhausen kaum meine ungeteilte Sympathie genossen hat? Zudem, der Oberst ist tot und begraben, welchen Sinn hätte es da noch, einen Skandal auszulösen? Wissbegierde ist es, die mich treibt, weiter nichts.«
Beinahe gegen meinen Willen lachte ich kurz auf. »Erzähl mir nicht, dass du weniger Sympathien für den verschiedenen Oberst hegst denn für mich.«
Bedächtig wiegte Trubic den Kopf. »Nun, auch wenn unsere farbenfrohe Vergangenheit ein recht tragisches Ende nahm, so hat sie doch existiert.«
Umständlich zog ich eine Zigarette aus meinem Etui, entzündete sie. »Ich habe ihn nicht ermordet«, antwortete ich nach einer Weile hitzig. »Und, um deine Frage vorwegzunehmen: Ich habe ihn auch nicht ermorden lassen. Weder wusste ich, dass er sich in der Stadt befand, noch hätte ich Anlass zu derartigem Verhalten. Das Ende meiner militärischen Karriere war rückblickend gesehen das Beste, was mir passieren konnte.«
Beinahe hatte ich erwartet, meinen Beteuerungen würde widersprochen werden, aber Felix Trubic zog es vor zu schweigen. Einen Moment saßen wir stumm in der sommerlich-schwülen Bibliothek beisammen, dann bedeutete Felix mir mit einem Nicken, dass die Audienz beendet war.
»Selbstverständlich«, hörte ich ihn murmeln, als ich auf die Tür zuschritt. »Selbstverständlich.«
Die Abenddämmerung brach bereits herein, tauchte die Stadt in unwirkliche Goldtöne, als ich mich in Begleitung meiner beiden Kameraden auf den Weg zu Esthers Salon in der Mikulášská machte. Ja, tatsächlich, ein Hauch des Surrealen schien der Angelegenheit anzuhaften: das Wiedersehen mit Trubic, die Anschuldigungen, die auf nichts anderem basierten als seinen fragwürdigen Schlussfolgerungen. Soweit ich es vermochte, hatte ich meine Freunde in die Ereignisse des Tages eingeweiht, ohne jedoch allzu sehr ins Detail zu gehen.
»Deine Entlassung aus der Armee?« Lysander, der sich höchst widerwillig von Mirko in einem ausladenden Einkaufskorb befördern ließ, reckte sich unwillkürlich, seine langen Schnurrhaare zitterten vor Entrüstung.
Der Hitze des Sommernachmittags hatten wir es wohl zu verdanken, dass die sonst so rege besuchte Einkaufsstraße sich fast menschenleer vor uns erstreckte. Die einzigen Passanten waren ein Mädchen, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite selbstverloren in ein Schaufenster blickte, und ihr ältlicher Begleiter, der sich schwer an einen der Alleebäume gestützt hatte und seine Stirn mit einem Taschentuch betupfte. So kam es, dass Lysander, ohne seine Stimme zu senken, mich ungehindert auf eine weitere kleine Wahrheitsverbiegung hinweisen konnte: »Du hast mir immer erzählt, du hättest die Armee freiwillig verlassen!«
Ich zuckte die Achseln. »Dann habe ich dich eben belogen«, antwortete ich gleichmütig. Ich hatte denkbar wenig Lust, auf offener Straße mit einem Otter die dunkleren Aspekte meiner Informationspolitik zu diskutieren.
Lysander schnaufte. Mit komischer Verzweiflung murmelte er: »Hat der Mensch doch nicht einmal den Anstand, sich eine Ausrede einfallen zu lassen.«
Der Umstand, dass wir mittlerweile an unserem Zielort angelangt waren, enthob mich der Problematik, eine passende Erwiderung zu finden. Schweigend traten wir ein.
Die Trostlosigkeit eines noch ungeöffneten Bordells drückte wie stets meine ohnehin schon trübe Stimmung – die Atmosphäre schläfriger Langeweile und verwelkter Rosen, abgestandener Moschusduft; vereinzelte Sonnenstrahlen lenkten den Blick auf Falten und Unebenmäßigkeiten in den Gesichtern der beiden Mädchen, die müßig im Salon beisammensaßen.
Auf meine Frage nach Esther hob eine der beiden nur müde den Kopf und wies mit einer schlampigen Handbewegung in Richtung Stiege, ohne uns weitere Aufmerksamkeit zu zollen.
Klappernde Absätze und ein Hauch von herbem Parfüm kündigten das Erscheinen der Dame des Hauses an.
»Na endlich!«
Kaum hatten wir die letzten Stufen erklommen, umarmte Esther Mirko und mich auch schon ungestüm, strich über Lysanders glatten, prächtigen Pelz. »Ich hab’ mir schon gedacht, ihr fahrt gleich von Preßburg aus nach Wien, eine Schande wär’ das gewesen. Aber jetzt kommt’s doch herein, in meinem Haus braucht wirklich keiner auf dem Gang herumzustehen!«
Fügsam folgten wir ihr in ihr äußerst hellblaues, opulentes Boudoir, von dem aus sie die Geschicke ihres Salons und ihrer Mädchen zu lenken pflegte.
»Mit dem Herrn Marchese ist auch heut’ Abend wieder zu rechnen«, setzte Esther indes ihren Redeschwall fort. »Er kommt immer nur donnerstags und sonntags zu mir, der Rest der Woche ist für die Marchesa reserviert … Mein Gott, Dejan, schau mich nicht so trist an! Man könnt’ ja meinen, du hättest deinen eigenen Geist gesehen.«
Mit schwachem Lächeln hielt ich sie auf Armeslänge von mir. »So ähnlich«, bekannte ich.
Mir entging nicht, dass Lysander und Esther wissende Blicke tauschten, während Mirko sich scheinbar gänzlich in die Betrachtung einer kleinen Erosfigur auf dem Frisiertisch vertiefte.
Esther, ließ ich mir durch den Kopf gehen, war nicht nur hübsch – und das, obgleich sie die Vierzig bereits überschritten hatte –, sondern verfügte auch über eine ausgesprochen rasche Auffassungsgabe.
Augenblicklich verstummte sie, stemmte die Hände in ihre ausladenden Hüften. Ärger, Interesse und Sorge funkelten gleichermaßen in ihren schwarzbraunen Augen. »Raus mit der Sprache.« Mit flinken, präzisen Bewegungen füllte sie drei Gläser mit Portwein.
Noch während ich überlegte, wie diese Geschichte zu beginnen war, sagte Lysander ohne Umschweife: »Trubic.«
Esther schüttelte den Kopf, strich sich eine dunkelbraune Haarsträhne aus der Stirn. »Trubic?«, wiederholte sie verständnislos. »Hast du meinen Brief nicht erhalten?«
Mit einem Mal fiel mir ein, das ich nie mit ihr über die unglückselige Affäre Trubic gesprochen hatte. In jenen Tagen hatten Lysander und ich ein stillschweigendes Abkommen geschlossen, dass niemand allzu genau erfahren musste, was geschehen war. Trubics angeborener Diskretion sowie seinen ausgezeichneten Kontakten zu den unterschiedlichsten Persönlichkeiten von Einfluss und Namen war es darüber hinaus zu verdanken gewesen, dass die Angelegenheit in den Salons der Gesellschaft totgeschwiegen worden war. Selbst die Lokalblätter hatten ihr keinerlei Bedeutung zugemessen.
Auch Lysander schien sich jetzt – endlich – daran zu erinnern, denn er blinzelte entsetzt und senkte den Kopf.
Träge ließ ich mich auf dem kleinen Diwan nieder. »Ist dir ein Oberst von Waldhausen bekannt?«, fragte ich stattdessen.
Mit einem dramatischen Seufzen stürzte Esther ihren Portwein hinunter. »Aber ja. Der alte Mistkerl besaß die Unverschämtheit, im letzten Augenblick noch in eine Vase mit Orchideen zu urinieren, als er besoffen aus dem Haus getaumelt ist.« Gedankenverloren nahm sie die zerschundene Zigarettendose zur Hand, in der sie ein Sortiment an Stiften und Pinselchen verwahrte, ließ den Deckel auf- und wieder zuspringen.
»Und seinen Wein hat er auch nicht vertragen. Wie der ausgeschaut hat, ganz bleich und krank – wie ein Schulbub nach seinem ersten Rausch!«, fuhr sie ihre Erzählung der Ereignisse fort. »Wer nicht trinken kann, der soll’s erst gar nicht probieren, aber bitte … Ich frag’ mich wirklich, wie ein Herr wie der Graf Trubic mit so was befreundet sein kann! Und die Louise hat auch ihre Geschichten zu erzählen gehabt, na, ich sag’s dir … Das war wohl die gerechte Strafe Gottes, dass das alte Schwein der Herzschlag getroffen hat.«
Lysander setzte sich auf seine Hinterbeine. »Louise? Jene Louise, die nach Warschau geflohen ist?«
Esther nickte heftig. »Ein paar Tage später, ja. Übelnehmen kann man’s ihr kaum, dass sie nach so was genug hatte von ihrer Arbeit. Aber trotzdem, was für ein Bild das machen könnt’ – Gerüchte gab’s da gleich. Da bräucht’ nur irgendeine dahergelaufene Straßenhure erzählen, der Oberst wär’ vergiftet worden, und schon hätten wir die ärgsten Scherereien am Hals. Na, und zwei Tage später kreuzt der Trubic, bei dem der Oberst gewohnt hat, hier auf und fragt die Mariana nach dir aus. Ich mein’ ja, der will dich auf die Geschichte ansetzen. Die Polizei hatten wir noch nicht im Haus, ein rechtes Glück, sag’ ich dir.«
Im Wandspiegel betrachtete ich, en passant, mein Gesicht, schmal und hart und mitgenommen präsentierte es sich mir, gerahmt von schulterlangem, unordentlichem, blondem Haar. Unwillkürlich rief ich mir Trubics Worte wieder in Erinnerung – vielleicht hatte ich tatsächlich zu viel Zeit unter Barbaren und Gelichter verbracht. In den Augen eines Fremden mochte ich an jenem Tag tatsächlich eher als Vagabund und zweitklassiger Detektiv denn als Baron und Offizier außer Dienst durchgehen.
»Dejan?«
Endlich nahm ich wahr, dass drei Augenpaare mich fixierten.
Ich straffte mich. »Was haben die Mädchen dir über Trubic und Waldhausen erzählt?«, fragte ich ruhig. »Ich muss alles wissen, jedes Detail. Es ist sehr wichtig.«
Erneut füllte Esther ihr Glas. »Na, nichts Spektakuläres. Beim ersten Besuch nur, dass der Waldhausen ein Schwein ist, pardon, war. Ein richtiger Perverser, der wollt’ doch im Ernst …«
»Danke«, unterbrach sie Lysander. »Die pikanten Einzelheiten etwas später, bitte.«
Esther lächelte schief. »Sonst gab’s nicht viel. Nur, dass der Trubic … na ja, nicht besonders fähig war, hat die Mariana gemeint. Aber gut, es ging ihm wohl auch nicht so um Erfüllung fleischlicher Gelüste.«
Ich winkte ab. Nach Boudoirgeschwätz stand mir der Sinn wahrlich nicht in jenem Moment.
Taschenbuchausgabe 8/2012 Copyright © 2009 by Victoria Schlederer Copyright © 2012 der deutschsprachigen Taschenbuchausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Martina Vogl Zeichnungen und Karten: Iris Daub Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
eISBN 978-3-641-08285-7
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