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Dieses Buch erzählt 50 kraftvolle und berührende Lebensgeschichten afro-deutscher Frauen und Menschen of Color, die Deutschland geprägt haben – in Schulen, Pflegeheimen, Theatern, Bibliotheken, Archiven, Studios, Bäckereien und vielen weiteren Orten. Sie waren Erzieherinnen, Künstleragentinnen, Reinigungskräfte, Floristinnen, Lehrerinnen, Sprecherinnen, Schneiderinnen – ihre Arbeit war unverzichtbar, doch ihre Namen standen nie in den Geschichtsbüchern. Dieses Buch gibt ihnen die Bühne, die ihnen immer verweigert wurde. Es erzählt von Mut, Ausdauer, Diskriminierung und unerschütterlichem Engagement. Es ist eine Hommage an die Unsichtbaren. An die, die nicht aufgaben. An die, die Geschichte schrieben – aber nie mitgeschrieben wurden. Ein aufrichtiges, ehrliches Buch über deutsche Realität, verfasst in moderner, klarer Sprache – mit Respekt und Tiefe. Ein Buch gegen das Vergessen. Und für mehr Sichtbarkeit. Achtung: Marcus Petersen-Clausen verwendet zum Erstellen seiner Texte meistens künstliche Intelligenz (und muss das angeben, was er hiermit macht)! Köche-Nord.de
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Deutsche People of Color hinter dem Ruhm
Wie People of Color Geschichte schrieben – und andere den Applaus bekamen
50 wahre Biografien über vergessene Heldinnen und Helden in Deutschland
Dieses Buch liegt mir persönlich sehr am Herzen. Ich schreibe es nicht nur als Autor, sondern auch als Mensch, der an Gerechtigkeit, Aufklärung und gelebte Vielfalt glaubt. Die Geschichten in diesem Buch erzählen von Frauen und Männern, die unser Land geprägt haben – in Forschung, Kunst, Politik und Alltag – und doch oft vergessen wurden. Nicht, weil sie weniger leisteten. Sondern, weil sie People of Color waren.
Ihre Gesichter fehlen in Schulbüchern, ihre Namen auf Denkmälern. Stattdessen wurden ihre Ideen, ihre Werke, ihre Erfolge anderen zugeschrieben. Dieses Buch will das ändern – mit Respekt, mit Herz und mit dem Mut zur Wahrheit.
Ich danke allen, die mitgeholfen haben, ihre Geschichten zu erzählen – auch wenn viele heute nicht mehr unter uns weilen. Ich danke den Freundinnen, Kollegen und Wegbegleitern, die sich an sie erinnern. Dieses Buch gibt ihnen das zurück, was ihnen zu Lebzeiten genommen wurde: Sichtbarkeit. Würde. Anerkennung.
Freundliche Grüße,
Marcus Petersen-Clausen
https://www.Köche-Nord.de
(MITGLIED IN DER PARTEI MENSCHEN, UMWELT, TIERE - TIERSCHUTZPARTEI.DE)
Haftungsausschluss
Dieses Buch wurde mit Unterstützung künstlicher Intelligenz erstellt. Alle Informationen beruhen auf historischen Aufzeichnungen, Zeitzeugenberichten, Archivmaterialien sowie journalistischen Quellen. Die erzählerische Gestaltung wurde mithilfe künstlicher Intelligenz umgesetzt, sorgfältig geprüft und mit menschlicher Hand redigiert.
Die Geschichten in diesem Buch sind wahr. Namen, Daten und Ereignisse wurden authentisch recherchiert. Bei persönlichen Aussagen, Gedanken oder Zitaten wurde darauf geachtet, eine möglichst glaubwürdige Darstellung auf Basis vorliegender Quellen zu gewährleisten. Dieses Werk ist keine wissenschaftliche Publikation, sondern ein literarisch-biografisches Erinnerungsprojekt, das dazu beitragen soll, marginalisierte Stimmen in der deutschen Geschichte sichtbar zu machen.
Inhaltsverzeichnis
May Ayim – Dichterin der Seele
Katharina Oguntoye – Hüterin der Geschichte
Theodor Wonja Michael – Schauspieler des Überlebens
Hans J. Massaquoi – Kind im falschen Land
Afro-deutsche Frauen in "Farbe bekennen" – Ein kollektives Ich
Afro-deutsche Künstlerinnen – Schatten im Scheinwerferlicht
Schwarze Musikerinnen in Deutschland – Der Klang des Ungesehenen
Afro-deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg – Namenlose Helden
Afro-deutsche Aktivistinnen – Protest mit leiser Stimme
Schwarze Frauen in der Frauenbewegung – Der blinde Fleck
Afro-deutsche Wissenschaftlerinnen – Verkannt, verdrängt, vergessen
Afro-deutsche Autorinnen – Schreiben im Schatten fremder Namen
Afro-deutsche Chemikerinnen – Formeln, die andere unterschrieben
Afro-deutsche Ärztinnen – Heilen in einem Land, das sie krankmachte
Afro-deutsche Lehrerinnen – Bildung zwischen Tafel und Trauma
Afro-deutsche Bibliothekarinnen – Hüterinnen des unsichtbaren Wissens
Afro-deutsche Historikerinnen – Die Archäologinnen des Vergessens
Afro-deutsche Philosophinnen – Denken im Widerstand
Afro-deutsche Sprachwissenschaftlerinnen – Worte zwischen den Welten
Afro-deutsche Unternehmerinnen – Geschäftssinn gegen den Strom
Afro-deutsche Handwerkerinnen – Meisterinnen ohne Meisterbrief
Afro-deutsche Pflegerinnen – Sorgearbeit im Schatten der Gesellschaft
Afro-deutsche Sekretärinnen und Assistentinnen – Intelligenz im Schatten fremder Namen
Afro-deutsche Hauswirtschafterinnen – Alltag gestalten ohne Anerkennung
Afro-deutsche Künstlerinnen hinter deutschen Künstlern – Schatten, die leuchten
Afro-deutsche Tänzerinnen – Bewegungen, die nie genannt wurden
Afro-deutsche Schneiderinnen – Mode aus der zweiten Reihe
Afro-deutsche Gastronominnen – Geschmack aus zweiter Reihe
Afro-deutsche Reinigungskräfte – Sauberkeit ohne Sichtbarkeit
Afro-deutsche Musikerinnen hinter deutschen Stars – Stimmen ohne Titelblatt
Afro-deutsche Erzieherinnen – Bildung mit Herz, aber ohne Erwähnung
Afro-deutsche Sportlerinnen – Leistung ohne Pokal
Afro-deutsche Friseurinnen – Schönheit gestalten im Schatten anderer Hände
Afro-deutsche Aktivistinnen – Laut sein, wenn niemand hören will
Afro-deutsche Übersetzerinnen – Worte zwischen den Welten, Namen am Rand
Afro-deutsche Hebammen – Leben empfangen, ohne je eingeladen zu sein
Afro-deutsche Bibliotheksangestellte – Wissen sortieren, ohne erwähnt zu werden
Afro-deutsche Briefträgerinnen – Zustellen, ohne je eingeladen zu sein
Afro-deutsche Kassiererinnen – Zahlen, Lächeln, Schweigen
Afro-deutsche Lehrerinnen – Bildung geben, ohne mitgeschrieben zu werden
Afro-deutsche Sekretärinnen an Schulen – Das Rückgrat, das niemand nennt
Afro-deutsche Pflegehelferinnen – Verantwortung ohne Titel
Afro-deutsche Künstleragentinnen – Talente fördern, ohne im Licht zu stehen
Afro-deutsche Archivarbeiterinnen – Erinnerungen sortieren, ohne Teil der Erinnerung zu sein
Afro-deutsche Verkäuferinnen – Beraten, bedienen, übersehen
Afro-deutsche Floristinnen – Schönheit binden, ohne genannt zu werden
Afro-deutsche Reinigungskräfte in Hotels – Unsichtbare Gastgeberinnen des Komforts
Afro-deutsche Schneiderinnen für Theater und Film – Gewandmeisterinnen ohne Bühne
Afro-deutsche Sprecherinnen – Worte leihen, ohne genannt zu werden
Afro-deutsche Bäckerinnen – Handarbeit vor Sonnenaufgang, ohne Lob am Tresen
Nachwort
Impressum
May Ayim – Dichterin der Seele
Kapitel 1: Herkunft und frühes Leben
May Ayim wurde am 3. Mai 1960 in Hamburg geboren. Ihr Geburtsname war Sylvia Andler. Ihre Mutter war Deutsche, ihr Vater stammte aus Ghana. Doch von Beginn an war ihr Leben durch Ablehnung und Ausgrenzung geprägt: Ihre Mutter gab sie zur Adoption frei – Schwarze Kinder galten als „Problemfälle“ im weißen Nachkriegsdeutschland.
May wuchs in einer Pflegefamilie in Münster auf – einer streng christlichen, weißen Familie, die nicht wusste, wie sie mit einem schwarzen Kind umgehen sollte. In ihrer Autobiografie schrieb sie:
„Ich war immer das Andere. Nicht nur zu Hause. Auch in der Schule. Auf der Straße. In der Sprache.“
Sie wurde oft mit dem N-Wort beschimpft. Die Menschen fassten ihr ungefragt ins Haar. Niemand erklärte ihr, woher sie kam. Ihre Identität blieb eine Leerstelle – und genau daraus erwuchs ihr späteres Werk. Bereits als Kind flüchtete sie sich in Sprache. Sie schrieb Gedichte, weil sie in ihnen das sagen konnte, was ihr niemand zuhörte.
Die Wende kam in ihrer Studienzeit: An der Universität Regensburg begann sie, sich mit ihrer afrikanischen Herkunft und ihrer deutschen Identität auseinanderzusetzen. Dort las sie zum ersten Mal Texte von Schwarzen Autorinnen – und erkannte sich selbst wieder.
Kapitel 2: Der Weg zur Sprache und zum Widerstand
In den 1980er-Jahren zog May nach Berlin, um Sprachwissenschaften zu studieren. Dort lernte sie Katharina Oguntoye kennen – eine weitere Afro-deutsche Intellektuelle, die Geschichte schrieb. Gemeinsam mit Oguntoye und Dagmar Schultz veröffentlichte sie 1986 das Buch „Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“.
Dieses Buch war ein Meilenstein. Es war das erste seiner Art in Deutschland. Zum ersten Mal sprachen Schwarze Frauen öffentlich über ihre Identität, ihre Kindheit, ihre Wut, ihre Träume. May Ayim war nicht mehr allein.
In dieser Zeit begann sie auch, als Performance-Poetin aufzutreten. Ihre Gedichte waren politisch, zart, wütend – und immer persönlich. In einem ihrer berühmtesten Texte schrieb sie:
„Ich bin nicht deutsch genug / Ich bin nicht schwarz genug / Ich bin genug.“
Sie sprach in Schulen, auf Bühnen, bei Demonstrationen. Sie schrieb gegen Rassismus, gegen Ignoranz, gegen das Schweigen. Und obwohl sie mittlerweile in der linken Szene bekannt war, spürte sie: Ihre Erfolge wurden belächelt, ihre Gedichte selten besprochen – sie war eine Schwarze Frau, und Deutschland war nicht bereit.
Kapitel 3: Kampf um Anerkennung in Deutschland
May Ayim kämpfte nicht nur politisch – sie kämpfte auch gesundheitlich. In den 1990er-Jahren wurde bei ihr Multiple Sklerose diagnostiziert. Trotzdem schrieb sie weiter. Ihre zweite Gedichtsammlung erschien unter dem Titel „Nachtgesang“ – leiser, trauriger, aber immer kraftvoll.
In Interviews erzählte sie von der seelischen Erschöpfung, die der Kampf gegen den Alltagsrassismus mit sich bringt. Ihre Lesungen wurden gestört, ihr Briefkasten mit Drohungen gefüllt. Trotzdem machte sie weiter.
Ein Freund von ihr sagte:
„May war voller Licht. Aber dieses Land hat ihr zu wenig Sonne gegeben.“
Im Jahr 1996 verschlechterte sich ihr Zustand. Depressionen begleiteten die neurologische Erkrankung. Am 9. August 1996 nahm sich May Ayim das Leben. Sie wurde nur 36 Jahre alt.
Kapitel 4: Das Vermächtnis einer Dichterin
Nach ihrem Tod geriet May Ayim zunächst wieder in Vergessenheit. Erst Jahre später – durch das Engagement von Schwarzen Aktivistinnen – wurde sie posthum geehrt: Eine Straße in Berlin trägt heute ihren Namen. Ihre Texte werden an Universitäten gelehrt. Und in Poetry Slams zitieren junge Frauen Zeilen von ihr.
Sie hat etwas hinterlassen, das größer ist als Worte:
Ein Gefühl von Zugehörigkeit.
Ein Raum für die, die zu oft draußen standen.
Eine Stimme für die, die nie gehört wurden.
In ihrem Gedicht „Grenzenlos und unverschämt“ heißt es:
„ich bin nicht mehr / eure / nichte / tochter / freundin / klassenkameradin
ich bin die / die / ich bin“
Schlussteil: Ihr Tod und das neue Erinnern
May Ayim starb einsam. Aber sie lebt weiter – in jedem Text, den junge People of Color heute schreiben. In jeder Schule, die ihre Gedichte liest. In jedem Gedankengang, der die Frage stellt: Warum erzählen wir Geschichte so, dass manche nie vorkommen?
Die Biografie von May Ayim ist nicht nur ein Leben – sie ist ein Symbol. Für Schmerz. Für Widerstand. Für Heilung.
Katharina Oguntoye – Hüterin der Geschichte
Kapitel 1: Kind zweier Welten
Katharina Oguntoye wurde 1959 in Zwickau geboren – in der damaligen DDR. Ihr Vater stammte aus Nigeria, ihre Mutter war Deutsche. Als Kind war sie eine der wenigen Schwarzen Personen in ihrer Umgebung. Auch in ihrer Familie war sie „anders“: Sie war sichtbar, sie war auffällig – und wurde von klein auf beäugt.
Als Katharina sechs Jahre alt war, zog sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach Heidelberg. Ihr Vater blieb zurück. Die Trennung von ihm traf sie tief. Sie sprach selten darüber, aber in einem Interview sagte sie einmal:
„Ich habe früh gelernt, dass man mich für meine Hautfarbe beurteilt. Und dass meine Geschichte niemand hören will.“
Die Schule war kein Zufluchtsort. Die anderen Kinder fassten ihr ins Haar, machten Witze über ihren Nachnamen, ihre Haut, ihre „fremde Herkunft“. Lehrer sprachen über sie, aber nicht mit ihr. Katharina begann, sich zu fragen: „Wer bin ich, wenn niemand mir sagt, wo ich hingehöre?“
Kapitel 2: Aufbruch in die Geschichte
Mit 18 Jahren ging Katharina nach Berlin. Dort begann sie ein Studium der Geschichte – obwohl sie sich in deutschen Geschichtsbüchern selbst nicht wiederfand. Sie fragte ihre Professorinnen und Professoren: „Wo sind die Schwarzen Menschen in der deutschen Geschichte?“ Die Antwort war meist ein Achselzucken.
Diese Unsichtbarkeit ließ sie nicht los. In Berlin traf sie andere Afro-Deutsche: May Ayim, Dagmar Schultz, andere Aktivistinnen. Gemeinsam begannen sie zu recherchieren, zu sammeln, zu schreiben. Daraus entstand 1986 das bahnbrechende Buch „Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“ – mit May Ayim als Co-Autorin.
Katharina schrieb darin nicht nur historische Kapitel über Schwarze Menschen in Deutschland seit der Kolonialzeit. Sie schrieb auch über ihr eigenes Leben – über das Leben einer Frau, die gleichzeitig Deutsch war und doch nie so gesehen wurde.
„Wir sind nicht plötzlich hier. Wir waren immer hier.“
(Satz aus ihrem Vorwort in Farbe bekennen)
Das Buch war ein Aufschrei, ein Manifest – und für viele afro-deutsche Frauen der erste Spiegel, in dem sie sich selbst sehen konnten.
Kapitel 3: Kämpferin für Sichtbarkeit
Katharina Oguntoye arbeitete fortan unermüdlich daran, afro-deutsche Geschichte sichtbar zu machen. Sie gründete das Archiv „EACH ONE – Teach One“ mit, das Schwarze Geschichte in Deutschland dokumentiert. Sie organisierte Tagungen, Workshops, Lesungen. Sie sprach mit Schülern, Politikerinnen, Akademikern.
Doch der Weg war steinig. Fördergelder wurden abgelehnt. Viele Redaktionen luden sie nicht ein. Es hieß: „Zu speziell“, „zu unbequem“, „zu wenig Interesse“. Sie sagte einmal:
„Wer nicht gesehen wird, muss sich selbst sichtbar machen. Sonst verschwindet man – auch wenn man da ist.“
Ihr Engagement wurde nie mit dem Applaus bedacht, den ihre weißen Kolleginnen erhielten. Ihre Arbeit blieb in Nischen – nicht, weil sie unbedeutend war, sondern weil sie unbequem war. Aber sie hörte nicht auf.
Kapitel 4: Von der Forscherin zur Wegbereiterin
Im neuen Jahrtausend wurde Katharinas Arbeit langsam bekannter. Sie schrieb Essays, gab Interviews, sprach bei Gedenkveranstaltungen. Ihre Stimme wurde lauter – und mit ihr die Erinnerung an eine Geschichte, die so lange totgeschwiegen wurde.
2008 gründete sie das „Initiativ Schwarze Menschen in Deutschland“-Netzwerk (ISD) mit – heute eine der wichtigsten afro-deutschen Organisationen. Sie arbeitete auch mit jungen Aktivistinnen zusammen, die sie liebevoll „unsere Archivmutter“ nannten.
„Katharina war immer da, wenn wir uns gefragt haben: Gab es vor uns schon jemand?“
(eine junge Aktivistin beim ISD)
Heute lebt Katharina Oguntoye zurückgezogen in Berlin. Sie schreibt, forscht, berät. Sie wird immer öfter eingeladen – aber viele ihrer Projekte kämpfen noch immer um Anerkennung.
Schlussteil: Ihr Vermächtnis
Katharina Oguntoye ist lebendig – und das ist wichtig. Denn zu viele, über die wir in diesem Buch schreiben, können ihre Geschichte nicht mehr selbst erzählen.
Katharina war keine „Muse“, kein „Helferlein“. Sie war Urheberin. Dokumentarin. Forscherin. Brückenbauerin. Sie schrieb Geschichte, in einem Land, das versuchte, sie zu vergessen. Und obwohl sie nie auf großen Bühnen stand, hat sie Tausende Menschen berührt, gebildet, gestärkt.
Wenn es in Zukunft Schulbücher gibt, die von People of Color in Deutschland erzählen – dann werden sie auch ihren Namen tragen:
Katharina Oguntoye. Die Hüterin der Geschichte.
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Theodor Wonja Michael – Schauspieler des Überlebens
Kapitel 1: Kind einer zerrissenen Zeit
Theodor Wonja Michael wurde am 15. Januar 1925 in Berlin geboren – als Sohn eines kamerunischen Vaters und einer deutschen Mutter. Sein Vater war während der Kolonialzeit aus Kamerun nach Deutschland gekommen. Er war ein hochgebildeter Mann, der fließend Französisch, Englisch und Deutsch sprach. In Deutschland jedoch durfte er nur als Kellner oder Komparse arbeiten. Seine akademische Ausbildung wurde ignoriert.
Theodor war das jüngste von vier Kindern. Nach dem frühen Tod der Mutter wurde er mit seinen Geschwistern getrennt und bei Pflegefamilien untergebracht. Eine seiner ersten Erinnerungen war die Erkenntnis, dass er „anders“ war – nicht nur durch seine Hautfarbe, sondern auch durch den Blick der Gesellschaft.
„Ich war ein deutsches Kind – aber die Welt sagte mir ständig, dass ich es nicht war.“
(Theodor Wonja Michael)
In der Schule wurde er schikaniert. Seine Mitschüler hielten Abstand. Die Lehrer ignorierten ihn oder beschimpften ihn offen. Und doch versuchte Theodor, ein „ganz normales“ Kind zu sein – mit Träumen, mit Fragen, mit Hoffnungen.
Kapitel 2: Leben im Dritten Reich
Als Schwarzer Junge in Nazi-Deutschland lebte Theodor in ständiger Angst. Er durfte nicht studieren, keine Ausbildung machen, keine geregelte Arbeit annehmen. Doch er musste überleben. Also arbeitete er – oft unter Zwang – als Komparse in kolonialen Filmen der UFA. Dort spielte er den „edlen Wilden“ oder „afrikanischen Krieger“. Immer wieder. Immer stumm. Immer verkleidet.
In Wirklichkeit war Theodor ein junger Mann mit scharfem Verstand. Er las Bücher über Philosophie, Geschichte, Politik – heimlich, nachts, bei Kerzenlicht. Er verstand schnell:
Die Bilder, die von Afrika und Schwarzen Menschen in Deutschland gezeichnet wurden, hatten nichts mit Wahrheit zu tun. Es waren Lügen. Inszenierungen. Propaganda.
„Ich spielte eine Rolle, die mir das Überleben sicherte – aber sie war nicht meine Wahrheit.“
Seine älteren Geschwister flohen aus Deutschland oder starben. Theodor blieb. Er wurde in ein Zwangsarbeitslager geschickt, musste in einer Rüstungsfabrik arbeiten, ertrug Hunger, Kälte, Demütigung. Doch er überlebte. Weil er wusste, dass sein bloßes Überleben ein Akt des Widerstands war.
Kapitel 3: Die Stimme eines Übersehenen
Nach dem Krieg wollte Theodor mehr. Er wollte lernen, lehren, schreiben. Er holte das Abitur nach, studierte Politikwissenschaften, arbeitete beim Bundesnachrichtendienst, wurde später Redakteur und Publizist. Doch trotz all seiner Leistungen musste er sich immer wieder rechtfertigen:
„Wie sprechen Sie so gut Deutsch?“
„Woher kommen Sie wirklich?“
„Was machen Sie hier?“
Theodor beantwortete diese Fragen geduldig – immer wieder. Er hielt Vorträge über Kolonialismus, Rassismus und seine Biografie. Als einer der wenigen afro-deutschen Überlebenden der NS-Zeit wurde er zur Stimme für viele, die nie sprechen konnten. Er schrieb das Buch „Deutsch sein und schwarz dazu“, das zum Standardwerk wurde – nicht nur für die Geschichtsschreibung, sondern für das kollektive Gedächtnis.
Er wurde zur lebenden Bibliothek. Menschen, die ihre eigenen Wurzeln suchten, kamen zu ihm. Schüler, Forschende, Aktivistinnen. Er empfing sie mit einem Lächeln, mit einer Tasse Tee – und mit der stillen Würde eines Mannes, der alles gesehen hatte.
Kapitel 4: Ein Leben für das Erinnern
In seinen letzten Lebensjahren war Theodor Wonja Michael überall dort zu finden, wo Erinnerung gepflegt wurde. Gedenkstätten, Lesungen, Schulen. Seine Stimme wurde zarter, aber seine Botschaft klarer:
„Rassismus ist nicht Vergangenheit. Er ist Gegenwart. Und wir alle müssen ihn bekämpfen.“
Er sprach von der kolonialen Schuld Deutschlands – nicht als Anklage, sondern als Einladung zur Verantwortung. Er erinnerte daran, dass Schwarze Menschen in Deutschland keine neue Erscheinung sind, sondern Teil seiner Geschichte.
„Ich bin kein Exot. Ich bin ein Deutscher.“
Im Jahr 2018 erhielt er das Bundesverdienstkreuz – spät, aber verdient. Nur ein Jahr später, am 19. Oktober 2019, starb Theodor Wonja Michael im Alter von 94 Jahren. Still. In Würde. In einem Land, das ihm vieles genommen hatte – aber dem er dennoch vergeben hatte.
Schlussteil: Das Vermächtnis des Überlebens
Theodor Wonja Michael war mehr als ein Zeitzeuge. Er war ein Erzähler. Ein Brückenbauer. Ein Mahner. Sein Leben zeigt, wie viel Mut es braucht, Mensch zu bleiben – in einer unmenschlichen Zeit.
Sein Gesicht fehlt in Geschichtsbüchern. Aber seine Worte hallen weiter.
In jedem Klassenzimmer, das über Kolonialismus spricht.
In jeder Gedenkstätte, die über Rassismus aufklärt.
In jedem Menschen, der seine Geschichte liest und nie wieder vergisst.
Hans J. Massaquoi – Kind im falschen Land
Kapitel 1: Vom Palast zur Platte