Deutsche Sprache. 100 Seiten - Karl-Heinz Göttert - E-Book

Deutsche Sprache. 100 Seiten E-Book

Karl-Heinz Göttert

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Beschreibung

Shanghai, China, im August 2015: Fast 9000 km von Deutschland entfernt diskutieren Germanisten aus der ganzen Welt über die Zukunft der deutschen Sprache. Aber gibt es für sie überhaupt eine Zukunft, wo sie doch von Anglizismen überschwemmt wird und kaum jemand im Ausland noch Deutsch lernen will? Ja!, sagt Karl-Heinz Göttert. Deutsch ist eine starke Sprache, lebendig, in der Welt geachtet. Man kennt ihre Geschichte und kann daraus lernen. Zum Beispiel, die Ruhe zu bewahren angesichts neuer Herausforderungen, die eigentlich nichts Neues sind. Daneben zeigt Göttert, seit wann es überhaupt erst eine einheitliche deutsche Sprache gibt – und wie es mit ihr noch zu Goethes Zeiten aussah –, wie sich unsere Dialekte entwickelt haben und welche die beliebtesten, welche die verhasstesten sind.

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Karl-Heinz Göttert

Deutsche Sprache. 100 Seiten

Reclam

Für mehr Informationen zur 100-Seiten-Reihe:

www.reclam.de/100Seiten

 

2016 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung nach einem Konzept von zero-media.net

Coverabbildung: FinePic®

Infografiken: Infographics Group GmbH

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2017

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

RECLAM ist eine eingetragene Marke

der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961221-8

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-020444-3

www.reclam.de

Inhalt

Deutsch im RegenStellung der deutschen SpracheHerkunft der deutschen SpracheEinheit in der SchriftspracheDialekte und HochdeutschSchlussLektüretippsBildnachweisZum AutorÜber dieses BuchLeseprobe aus Antike. 100 Seiten

Deutsch im Regen

Am 23. August 2015 fegt ein Taifun über Shanghai. Die ganze Nacht hat es geschüttet, am Morgen lässt er kaum nach. Nur sind jetzt 1200 Wissenschaftler unterwegs zur Eröffnungsveranstaltung der IVG, der Internationalen Vereinigung für Germanistik, die alle fünf Jahre stattfindet, diesmal an der renommierten Tongji-Universität. Die deutsche Sprache, Literatur, Kultur im Regen – ob es jemand in diesem Moment symbolisch nimmt? Kurz darauf hellt sich das Wetter auf, auch die Stimmung. In den zahlreichen Sektionen diskutieren Chinesen, Afrikaner, Nord- und Südamerikaner, Australier, Europäer über das Generalthema »Germanistik zwischen Tradition und Innovation«. Gemeint sind die deutsche Sprache, Literatur, Kultur. Steht es wirklich gut um die Tradition, und gibt es genügend Innovation? In Shanghai gibt es daran kaum Zweifel. Im fernen China ist das Deutsche für einen Moment der Nabel der Welt.

Kann man den Schwung mitnehmen bei der Betrachtung der deutschen Sprache in Deutschland? Umgeben von Problemen wie der Herausforderung durch das Englische in Wirtschaft und Handel, durch Anglizismen inmitten der Muttersprache, umgeben auch von Untergangsszenarien und Forderungen nach Rückkehr zur »Reinheit«? Man kann. Und man kann vor allem Gründe dafür aufbieten. Die deutsche Sprache hat sich im Lauf ihrer langen Geschichte gut entwickelt. Sie ist aus zahlreichen Dialekten zusammengewachsen, hat eine gemeinsame Schriftform gefunden, sich viel von ihren Nachbarn angeeignet und dabei ihre Eigenständigkeit behauptet, ja ausgebaut. Die deutsche Sprache ist heute eine starke Sprache, in Deutschland von zahlreichen Institutionen überwacht, in der Welt be- und geachtet. Man kennt ihre Geschichte mit allen Höhen und Tiefen in zahllosen Einzelheiten. Man kann daraus lernen. Zum Beispiel die Ruhe zu bewahren angesichts neuer Herausforderungen, die als Herausforderungen nichts Neues sind.

Das vorliegende Buch wird dem nachgehen. Es behandelt die Entstehung und Entwicklung des Deutschen, stellt aber auch die Frage nach der Präsenz des Deutschen in der Welt, nach den Entwicklungen der jüngsten Zeit, die in der Wissenschaft und der Politik durch das Vordringen des Englischen bestimmt sind. Wie kann man sich dagegen behaupten, Entwicklung nicht nur erleiden, sondern möglichst mitgestalten? Was ist von den Prognosen zu halten, nach denen der deutschen Sprache der fortschreitende Rückgang, ja Untergang angekündigt wird? Stehen wir tatsächlich vor einem Verfall? Ist Rückkehr zur »Reinheit« das richtige Konzept? Leider wird die darüber entstandene Diskussion sehr emotional geführt. Man kann sie aber auch nüchtern führen. Untergangsszenarien sind jedenfalls verfehlt. Die deutsche Sprache hat noch nie in ihrer Geschichte eine derartige Festigkeit erreicht wie heute. Sie steht allerdings mehr denn je im Wettbewerb.

Große Fragen also an die deutsche Sprache! Es gibt viel Interessantes, das zwischendurch erörtert wird – Gelungenes ebenso wie Misslungenes. Aber das Ende wird auf jeden Fall versöhnlich sein. Wer die Geschichte der deutschen Sprache besser kennt – und dafür ist dieses Buch da –, wird die Zukunft gelassen erwarten. Die deutsche Sprache hat schon viel gemeistert, sie wird sich auch weiterhin gut behaupten. Und das Beste: Wir können alle daran mitarbeiten.

Stellung der deutschen Sprache

Erste Zahlen

In der Welt leben augenblicklich ca. 7,5 Milliarden Menschen, die ca. 6000 Sprachen sprechen. Dabei ist die Verteilung sehr ungleichmäßig. Während man in Europa bei 700 Millionen Einwohnern mit etwa 70 Sprachen rechnet, stellt sich Neuguinea als ein einziger Flickenteppich dar: Auf 7,5 Millionen Einwohner verteilen sich mindestens 1000 Sprachen, von denen einige nur noch von wenigen Menschen beherrscht werden. Auch auf den Philippinen und in Indonesien ist die Größenordnung mit Europa nicht zu vergleichen (Grafik S. 5). Man befürchtet im 21. Jahrhundert ein großes Sprachensterben, das natürlich besonders die Klein- und Kleinstsprachen trifft. Das Alaska Native Language Center beziffert den Verlust auf 90 Prozent, andere Forscher halten dies für übertrieben. Aber die Sprachen in der Welt werden definitiv weniger, viel weniger.

Daran gemessen erscheint die deutsche Sprache als durchaus gut vertreten (Grafik S. 5). Zwar gibt es viel stärkere Sprachen wie etwa das Chinesische. Auch in Europa gibt es stärkere Sprachen wie das Spanische oder Portugiesische, dies allerdings aufgrund der Vertretung in den ehemaligen Kolonien. Beim Russischen liegen große Sprachgebiete außerhalb Europas. In der EU ist die deutsche Sprache mit 90 Millionen Sprechern immerhin die stärkste Sprache überhaupt, wenn man zu den Deutschsprechern aus Deutschland auch diejenigen aus Österreich, der Schweiz, Liechtenstein sowie grenznahen Regionen in den Niederlanden, in Belgien, Dänemark und Italien (Südtirol) zählt.

Das Englische verfügt zwar nur über gut 60 Millionen Sprecher in Europa. Allerdings ist es weltweit viel stärker verbreitet – ich nenne nur die Vereinigten Staaten, Indien, Australien, Südafrika. Man rechnet bei sehr vorsichtiger Schätzung mit 330 Millionen reinen Muttersprachlern, bei Hinzuziehung der Zweitsprachler wie etwa in Indien mit einer Milliarde. Insgesamt stellt die deutsche Sprache immerhin die zehntstärkste in der Welt dar (es gibt auch andere Rankings mit etwas ungünstigerem Ergebnis).

Deutsch als Weltsprache

Die heutige Stellung der deutschen Sprache in der Welt lässt sich nur im Rückblick auf die jüngere Geschichte verstehen. Dazu gehört die Tatsache, dass Deutsch noch vor weniger als 100 Jahren zu den Weltsprachen gehörte.

Am Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich in Europa drei Staaten herausgebildet, die eine politische und wirtschaftliche Führungsposition einnahmen: Frankreich, England und Deutschland. Diese drei Staaten konnten in Europa und darüber hinaus auch in weiten Teilen der Welt ihre Sprachen durchsetzen. Für die Diplomatie war das Französische führend, für die Wirtschaft hatte sich das Englische etabliert, in der Wissenschaft spielte das Deutsche eine überragende Rolle. Es gab also verschiedene Weltsprachen für verschiedene Bereiche, aber man muss auch hervorheben, dass die noch verhältnismäßig kleine Schicht der Gebildeten bzw. Universitätsabsolventen diese Sprachen in der Regel insgesamt beherrschte.

Die Weltgeltung des Deutschen in der Wissenschaft machte sich besonders in Mathematik und Physik bemerkbar, weiter in den meisten Naturwissenschaften. Von insgesamt 286 Zeitschriften in Biologie waren 169 deutschsprachig. In wichtigen deutschen Zeitschriften lag der Anteil ausländischer Autoren zwischen 30 und 50 Prozent. Der russische Chemiker Dmitri Mendelejew veröffentlichte seine Forschungen über das Periodensystem der Elemente 1869 auf Deutsch.

Auch in Fachverbänden und in Publikationsorganen hatte Deutsch eine beherrschende Stellung. Die Internationale Astronomische Gesellschaft saß seit ihrer Gründung 1863 in Heidelberg. Die Annalen der Physik waren mit der Veröffentlichung von Einsteins Relativitätstheorie 1905 das führende Fachblatt geworden. Zwischen 1901 und 1914 gingen 14 Nobelpreise an deutsche Wissenschaftler. Max Planck, Nobelpreisträger 1918, konnte 1909 eine Vorlesungsreihe über Physik an der Columbia-Universität in New York auf Deutsch halten. Auch im Fernen Osten war Deutsch stark vertreten. In Japan mussten Mediziner Deutsch lernen. In Shanghai wurde 1907 eine medizinische Hochschule gegründet mit Deutsch als Unterrichtssprache – Vorläufer der eben angesprochenen heutigen Tongji-Universität.

All dies aber erfuhr einen erheblichen Rückschlag nach dem Ersten Weltkrieg. Die Siegermächte hatten im Versailler Vertrag 1919 für Deutschland einen Boykott festgelegt. Deutsche Wissenschaftler durften nicht an internationalen Kongressen teilnehmen, neue Weltorganisationen wie der Völkerbund entstanden ohne deutsche Beteiligung. Auf dem internationalen Zoologenkongress in Berlin 1923 betrug die Zahl der auf Deutsch gehaltenen Vorträge infolge des Boykotts verschwindende 19. 1927 in Budapest schnellte sie dagegen auf 161 hoch, neben 45 englischen und 41 französischen. Der Boykott war nämlich 1926 (nach dem nachträglichen Beitritt Deutschlands zum Völkerbund) vorzeitig abgebrochen worden, nachdem es Initiativen wie die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft gegeben hatte, aus der später der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hervorging. Und auch sonst ging es wieder aufwärts. 1932 dominierte in 359 international agierenden Institutionen noch das Französische, das Deutsche aber war sogar etwas stärker als das Englische vertreten. Weiter gab es einen Aufschwung bei den Vortragssprachen.

Aber es folgte der nächste und nun endgültige Absturz infolge des von Hitler-Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkriegs. Seither hat das Deutsche auf allen Gebieten verloren, den Rang einer Weltsprache wohl für immer verspielt.

Deutsch in der EU

Als 1957 mit den Römischen Verträgen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft entstand (und im Januar des nächsten Jahres in Kraft trat), konnte Konrad Adenauer nur mit Mühe erreichen, dass alle beteiligten Staaten ihre Sprachen mitbrachten. Der französische Staatspräsident Charles de Gaulle wollte in Europa Französisch durchsetzen, der Vertrag zur Montan-Union sechs Jahre zuvor als erster Schritt zur Einigung Europas war nur auf Französisch abgefasst. 1973 folgte der Beitritt Großbritanniens und damit der Aufstieg des Englischen. Während am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg weiter Französisch dominierte, sprach man in Brüssel überwiegend Englisch. Die deutsche Sprache konnte sich gegen diese Dominanz nicht durchsetzen bzw. wurde von den eigenen Regierungen aus politischen Gründen von vornherein aufgegeben. Aber man muss auch die Schwierigkeiten sehen, die zu lösen waren.

Beitritt zur EWG/EU

1958

Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande

1973

Dänemark, Großbritannien, Irland

1981

Griechenland

1986

Portugal, Spanien

1995

Finnland, Österreich, Schweden

2004

Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Zypern

2007

Bulgarien, Rumänien

2013

Kroatien

Die EU ist die einzige internationale Vereinigung, die sämtliche Sprachen ihrer Mitglieder als Amtssprachen anerkennt: im Augenblick noch 24 Sprachen bei 28 Mitgliedern. Man hatte mit vier Sprachen angefangen und wohl nicht geahnt, was für Konsequenzen Artikel 1 zur Folge haben würde, der alle Sprachen für gleichberechtigt erklärte. Alle weiteren Verträge, besonders der wichtige Maastrichter Vertrag von 1992/93 und auch der Entwurf einer künftigen Verfassung, enthalten den Passus zur Wahrung der Nationalsprachen, meist in Verbindung mit Aussagen zur Wahrung der »kulturellen und sprachlichen Vielfalt« als besonderem Merkmal der EU. In der Realität sieht dies allerdings anders aus. In Brüssel, bei der Kommission und im Ministerrat, machte man von Anfang an vom Instrument der sogenannten Arbeitssprachen Gebrauch, wozu zunächst nur Französisch und Englisch gehörten, ehe 1989 auch Deutsch hinzutrat. Damit schien die Stellung der deutschen Sprache in Europa aufgewertet. Tatsächlich wurde Deutsch in den Gremien der EU jedoch weiterhin kaum benutzt.

Man muss sich dazu klarmachen, dass im Straßburger Europa-Parlament bei Plenarversammlungen jeder Abgeordnete seine Sprache sprechen und mit Simultanübersetzung rechnen kann, zu der der größte Dolmetschdienst der Welt zur Verfügung steht. Im Jahr 2004 waren 2600 Übersetzer (externe nicht gerechnet) für den Schriftverkehr, 650 beamtete und 1460 freiberufliche Dolmetscher für die mündlichen Verhandlungen beschäftigt. Allerdings tendiert man zu kostendämpfenden Lösungen. Dazu gehört das sogenannte Relaisdolmetschen, bei dem etwa eine finnische Rede ins Englische übersetzt wird, woraus dann weitere Dolmetscher etwa ins Rumänische, Spanische oder Slowenische übersetzen. Ein weiteres Instrument der Reduzierung des Aufwands ist das Retourdolmetschen, bei dem das an sich geltende Prinzip verletzt wird, wonach ein Dolmetscher stets in seine Muttersprache (seine sogenannte A-Sprache) dolmetscht.

Die »Verpflichtung zur Vielsprachigkeit«, die 2004 angesichts der Osterweiterung noch einmal das Leitprinzip darstellte, wird also in der Realität mit Kompromissen umgesetzt. Als übergreifendes Prinzip gilt mittlerweile das (von Schweden vorgeschlagene) »Marktmodell«, ein Dolmetschen gewissermaßen à la carte. Allen Ländern wird ein Sockelbetrag zur Finanzierung des Dolmetschens zur Verfügung gestellt, mit dem sie haushalten sollen. Wird dieser Betrag überschritten, muss man selbst bezahlen. Wird er unterschritten, kann man zwei Drittel der nicht verwendeten Gelder zum Beispiel für Reisekosten der eigenen Abgeordneten nutzen, was vor allem von den fremdsprachenstarken Finnen und Schweden begrüßt wurde. Auch die Niederländer sparen, indem sie auf die englische Simultanübersetzung ihrer Kollegen zurückgreifen (die sie nicht bezahlen müssen), bei Wortmeldungen aber ihre eigene Sprache sprechen, für deren Übersetzung lediglich die Hälfte der Kosten für Aktivdolmetschen anfallen. Deutschland hat (wie vier weitere Länder) in der Vergangenheit immer wieder kräftig zugezahlt, pro Halbjahr mehr als 600 000 Euro aus dem nationalen Haushalt.

Hinter den Kulissen gibt es also ständiges Gerangel um den günstigsten Zugang zur Teilnahme an der Kommunikation. In den einzelnen Institutionen der Europäischen Gemeinschaft gibt es nirgendwo Einsprachigkeit, auch kein Plädoyer dafür, wohl aber eine »kontrollierte Mehrsprachigkeit« mit Gewinnern und Verlierern. Es ist völlig klar, dass das Englische der eigentliche Gewinner ist. Allerdings setzt die Forderung nach jeder weiteren Sprache voraus, dass die beteiligten Politiker sie lernen. Belässt man es beim Englischen allein, muss jeder nur eine einzige Fremdsprache lernen, was in der Praxis große Vorteile bietet. Der damit einhergehende Verzicht macht alle anderen Sprachen gleich, was die meisten Betroffenen als gerechter ansehen als das Pochen der »großen« Sprachen auf ihre Beteiligung. Im Übrigen betrifft dies im Wesentlichen Verhandlungen, also die mündliche Kommunikation. Auf schriftlichem Gebiet ist Vollübersetzung garantiert.

Eine andere Frage lautet, wieweit die Bevölkerung der EU mit oder auch trotz ihrer Vielsprachigkeit eine gemeinsame Identität ausbilden kann. Die fünf stärksten Sprachen werden von 65 Prozent gesprochen, Deutsch dominiert mit 18 Prozent, Englisch, Französisch und Italienisch folgen mit 13 bzw. 12 Prozent, Spanisch hat noch 9 Prozent. Nach Erhebungen von 2005 und 2012