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Auf der Heimfahrt, nachts trifft Martin Prockner auf einen verletzten Mann, der ihn um Hilfe bittet. Prockner raubt ihn aus und bringt dabei etwas in seinen Besitz, was ihn zur Zielscheibe eines gnadenlosen Verfolgers werden lässt.
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Seitenzahl: 75
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
»Schieb die Kanone rüber, los!«, ruft Vincent.
Mit erhobenen Händen steht Menges neben seinem Auto in einigen Metern Entfernung ihm gegenüber. Vom Lichtkegel der Scheinwerfer von Vincents Wagen geblendet, gibt er der Waffe, die vor ihm auf dem Boden liegt, mit dem Fuß einen Schubs. Sie rutscht über den löchrigen Asphalt des Parkplatzes.
Vincent hebt sie auf, ohne Menges aus dem Visier zu nehmen.
Menges: »Lass uns das nicht so beenden, nach all den Jahren. Du wirst es später bereuen. So oder so.«
Das Dämmerlicht weicht der Nacht, nur schemenhaft sind die Umrisse einer Fabrikhalle, zweier Silos und eines Antennenmastes zu erkennen.
»Schlüssel!«
Menges kramt in seiner Hosentasche.
»Mach schon, aber langsam!«
Einen kurzen Moment gibt Menges‘ Jacke den Blick auf eine zweite Pistole in seinem Gürtel frei. Aber Vincent hat es nicht bemerkt. Menges hält den Schlüssel in der Hand.
»Her damit!«
Er wirft den Autoschlüssel hinüber, absichtlich ein bisschen zu kurz. Aber Vincent bemüht sich nicht, ihn zu fangen. Er fällt auf den Boden in die Nähe eines Koffers, der neben Vincent steht. Der hebt ihn langsam auf.
Er drückt auf den Knopf, Menges‘ Auto blinkt zwei mal und ist nun verschlossen.
Vincent: »Eigentlich sollte ich dich dafür abknallen. Aber um unser alten Freundschaft willen, rate ich dir, lass die Sache auf sich beruhen. Wir sind quitt.«
Er lässt die Pistole sinken, greift den Koffer, dreht sich um und geht zu seinem Auto. Er öffnet die hintere Tür, legt den Koffer auf die Rückbank und steigt ein.
Menges zieht die zweite Pistole aus seinem Gürtel. Er schießt. Vincent dreht den Zündschlüssel. Noch ein Schuss. Die Heckscheibe von Vincents Auto zerbricht. Kugeln durchschlagen Blech. Er tritt aufs Gas. Menges schießt sein Magazin leer.
Doch Vincents Auto verschwindet in der Nacht.
Menges sieht sich um. Im Dunkeln ist wenig zu sehen. Er findet einen Stein und zerschlägt damit das Seitenfenster seines Wagens. Er öffnet die Tür, steigt ein. Aus dem Handschuhfach holt er einen Zweitschlüssel. Er startet den Wagen.
Vincent fährt die Landstraße entlang. Außer ihm ist niemand unterwegs. Im Rückspiegel ist auch kein Verfolger auszumachen. Sein Blick wirkt angestrengt. Er greift unter die Jacke, die Hand ist blutig. Wie hatte er Menges nur so unterschätzen können? Sie kannten sich doch lange genug, er hätte wissen müssen, dass der immer noch einen Trumpf im Ärmel verbarg.
Jetzt erscheinen doch zwei leuchtende Punkte im Spiegel. Vincent schaltet das Licht aus. Mühsam nur lässt sich die Straße erkennen. Er kommt in einen Kreisverkehr. Er dreht eine Runde, schaltet die Scheinwerfer wieder an und fährt den Weg zurück. Er zügelt sein Tempo. Sein Blick ist verschwommen. Immer weniger kann er sich konzentrieren, es fällt ihm schwer sein Fahrzeug zu steuern.
Nach ein paar hundert Metern kommt ihm ein Wagen entgegen. Schwer zu sagen, aber es könnte wohl Menges sein. Das Auto fährt vorbei.
Hoffentlich hat er ihn nicht erkannt und wendet ebenfalls.
Vincent fährt an den Straßenrand und hält. Er stößt die Tür auf und muss sich übergeben. Als er die Tür schließen will, verliert er das Gleichgewicht und stürzt in den Straßengraben. Er schafft es nicht aufzustehen. Am Ende der Straße sieht er verschwommen die Lichter eines Autos auf sich zukommen.
Prockner schließt die Tür des Bürocontainers. Er steckt die Schlüssel in die Tasche. Die Lederjacke über dem Arm, die Aktentasche in der Hand läuft er über den Platz zu seinem Auto. Es ist ein Kleinbus und trägt einen Werbeschriftzug Lentzer Haus. Er steigt ein. Im Hintergrund ist das Umfeld einer Baustelle zu sehen. Ein Bauwagen, ein Stahlcontainer, Lager von Baumaterial. Der Bürocontainer provisorisch im Sand aufgestellt.
Prockner fährt über die Landstraße. Er telefoniert.
»… lief ganz gut … na ja, die können nicht so viel finanzieren, wie sie sich vorgestellt haben, im Prinzip nehmen sie das Standardprogramm, ohne Terrasse und nur den kleinen Keller.
… okay, rede du morgen noch mal mit Kirschner, bei dem Untergrund kann man sicher auch am Fundament noch ‘n bisschen sparen.
… ja, schick’s mir per Mail, also gut bis morgen.«
Das Gespräch ist zu Ende. Er schaltet das Radio ein, die 22.00 Uhr-Nachrichten verkünden mildes Wetter für morgen. Sein Telefon klingelt.
»Ach Schatz … na ja so ‘ne gute Stunde noch … es hat heute ‘n bisschen gedauert … dann geh doch schon mal ins Bett, ich mach dann leise.«
Prockner fährt auf eine Tankstelle zu. Die Nadel der Anzeige auf dem Armaturenbrett ist schon im roten Bereich. Er schaut auf die Tafel mit den Preisen. Parkt das Auto direkt vor dem Shop. Er sucht aus einem Eimer einen Blumenstrauß in gelber Plastikfolie.
Zwei junge Mädels stehen an der Kasse. Vor sich eine Tüte Chips, eine Flasche Sekt, eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug.
Typ an der Kasse: »Ohne Ausweis keine Zigaretten und keinen Alkohol.«
Eines der Mädchen, etwas frühreif, ein bisschen auffällig geschminkt, spielt mit gekonnter Bewegung ihren hübschen Busen in den Vordergrund.
»Sehe ich wirklich aus, als wenn ich noch keine sechzehn wäre?«
Mit einen Seitenblick sucht sie von Prockner Bestätigung. Der lächelt.
Typ an der Kasse: »Nee Schätzchen, du siehst schon aus wie sechzehn, aber achtzehn müsstest du sein! Also Chips und Feuerzeug? Drei fünfundsechzig.«
Das andere Mädchen legt einen Zehn-Euro-Schein hin. Der Typ an der Kasse gibt das Wechselgeld. Er blickt auf sein Display und dann fragend zu Prockner. Der legt den Strauß auf die Theke.
Prockner: »Der Ölpreis ist im Keller, aber der Sprit wird trotzdem nicht billiger.«
Typ an der Kasse: »Kann ich auch nicht ändern. Alles?«
Im Weggehen das eine Mädchen zu dem anderen: »Was wollen wir jetzt mit ’nem Feuerzeug?«
Prockner schaut noch mal zu den beiden. Die frühreife blinkert zurück. Prockner wendet sich wieder dem Typ zu und deutet auf die Sachen der Mädels.
»Die Flasche noch und die Kippen.«
Der Typ an der Kasse zögert kurz.
Prockner: »Wollen Sie meinen Ausweis sehen?«
Der Typ scannt die Sachen. Drückt auf eine Taste. »Siebzehn zwanzig.«
Eine Pause entsteht, bis Prockner aufmunternd zu den Mädchen blickt. »Na?«
Die Mädchen sind kurz erstaunt. Dann greift die eine zu ihrem Portemonnaie und sucht nach Geld.
Prockner fährt durch ein Wäldchen. Im Radio gibt es Rock. Er kommt in den Kreisverkehr und fährt weiter Richtung Industriegebiet. Schon aus der Ferne fällt ihm ein Auto auf, was am linken Straßenrand steht. Die Heckscheibe ist zerbrochen. Prockner hält einige Meter dahinter, steigt aus, sieht sich um. Der Motor des Autos läuft noch. Vorsichtig nähert er sich dem Fahrzeug. Am Kofferraum sind Einschüsse zu sehen. Er schaut durch das zerschossene Fenster der Beifahrertür. Die Fahrertür ist offen, der Wagen ist leer.
Er schaut in die Nacht. Er öffnet die Tür, beugt sich in den Wagen um den Motor abzustellen. Prockner läuft um das Auto herum. Da sieht er eine Pistole auf sich gerichtet. Am hinteren Rad angelehnt sitzt im Gras ein Mann, Vincent. Prockner rührt sich nicht. Vincent lässt den Arm mit der Waffe ins Gras sinken. Er ist offenbar schwer verletzt.
Vincent: »Telefon!«, röchelt er.
»Was?«
»Dein Handy!«
Prockner holt sein Telefon aus der Tasche und will es herüber reichen. Vincent schüttelt den Kopf und diktiert: »0182 322 8434«
Prockner wählt, kniet nieder und hält es dem Verletzten ans Ohr. Der wartet eine Weile schüttelt dann enttäuscht den Kopf.
Prockner nutzt den Moment und entwindet ihm die Pistole. Vincent kann sich nicht wehren.
Die Pistole fasst sich feucht an.
»Helfen Sie mir! Bitte … Gehen Sie ins Carret am Bahnhof, fragen Sie nach Veronica, sie darf auf keinen Fall nach Hause gehen. Auf gar keinen Fall. Haben Sie verstanden?!«
»Warum sollte ich das machen?«
»Greifen Sie mal in meine Jackentasche - los!«
Prockner greift in die Tasche und zieht ein Bündel Geldscheine heraus. Es sind acht oder zehn 500-Euro-Scheine.
»Nehmen Sie, und machen Sie schon. Beeilen Sie sich!«
Prockner betrachtet das Geld. Auch an den Scheinen klebt Blut.
»Hast du noch mehr davon?«
Ohne eine Antwort abzuwarten durchsucht Prockner alle Taschen des Verletzten. Nimmt dessen Brieftasche und auch einen gepolsterten Umschlag.
Von Ferne tönt eine LKW-Hupe durch die Nacht. Prockner sieht auf - kein Fahrzeug in der Nähe. Eilig steckt er die Pistole in den Gürtel und geht zu seinem Wagen.
»Hey!«, ruft ihm Vincent mit schwacher Stimme hinterher.
Prockner fährt weg.
Vor einem elfgeschossigen Plattenbau sitzt Prockner im Auto. Er steht auf dem Parkplatz einer Neubausiedlung. Er hält die Pistole in den Händen und betrachtet sie. Es ist eine Desert Eagle Mk VII