Die Abenteuer des Herrn Colin-Tampon - Jules Girardin - E-Book

Die Abenteuer des Herrn Colin-Tampon E-Book

Jules Girardin

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Erzählt wird die Geschichte eines Kleinbürgers der französischen Provinz des 19. Jahrhunderts. Der Wohlstand, zu dem der Kurzwarenhändler und Erfinder Colin-Tampon gekommen ist, hat seine Gesundheit angegriffen. Die hofft er durch Bewegung an der frischen Luft wiederzuerlangen; man rät ihm, auf die Jagd zu gehen. Obwohl er sich zum Jäger berufen fühlt, kann er auf der Pirsch nicht an seine Erfolge als Händler für Knöpfe und Zwirne anknüpfen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 41

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Inhaltsverzeichnis

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

I

Herr Colin-Tampon war fünfzig Jahre alt; er war Eigentümer eines hübschen, eleganten Landsitzes im Bezirk Courbevoie, und zu allem Überfluss Gemeinderat.

Es versteht sich von selbst, dass Herr Colin-Tampon zu seiner Zeit einmal jung gewesen war. Wenn wir ihn im Alter von sechzehn Jahren betrachten, bemerken wir, dass er sich zu jener Zeit ganz kurz Colin nannte und tagsüber im Zum Goldenen Knopf in der Rue Saint-Denis die Geheimnisse des Kurzwarenhandels studierte, unter der Federführung Herrn Tampons, eines nicht sonderlich ausdauernden Chefs; des Nachts schlief er wie ein Stein in einem Verschlag unter der Treppe im sechsten Stockwerk desselben Hauses, in dem sein Chef wohnte. Da er gar nicht ehrgeizig war, zeigten ihm seine Träume – wenn er zufällig einmal träumte – weder den hübschen Landsitz in Courbevoie noch die Ehrungen eines Gemeinderats; oh, mein Gott, nein! Er träumte, es gäbe statt einem Sonntag zwei in der Woche, oder besser, der Stockfisch würde nur einmal pro Woche – statt fünf Mal – auf des Chefs Tafel auftauchen.

Schließen Sie daraus nur nicht, der junge Ernest Colin wäre ein Faulenzer oder Leckermaul gewesen. Sein Chef ließ ihn mit solch einer erbarmungslosen Strenge arbeiten, dass er abends schier umkam vor Müdigkeit. Es war daher sehr entschuldbar, sich nach dem Tag der Erholung zu sehnen. Was den Stockfisch angeht, so liegt es keineswegs in meiner Absicht, Schlechtes über ihn zu sagen. Er ist eine köstliche Speise für jene, die ihn mögen, und noch unter der Bedingung, dass sie nicht zu viel davon essen. Ernest aß zu viel davon, und er aß ungewollt zu viel davon, da er einen instinktiven Abscheu hatte gegen die Herrn Tampon lieben und teuren Speise.

Als er ein Alter von fünfundzwanzig Jahren erreicht hatte, stieg Ernest von seinem Verschlag herunter, um die Tochter seines Chefs zu heiraten, der fortging, in Charenton auf dem Lande zu leben, nicht ohne sich einen Anteil an den Geschäften des Goldenen Knopfes zu bewahren.

Ein Maler stellte seine Leiter an der Vorderseite des Hauses auf und pinselte vor das Wort Tampon das Wort Colin, was Colin-Tampon ergab. Doch als sich das Bild des Goldenen Knopfes, das erhaben über dem Wort Tampon schwebte, nicht mehr in der Mitte der Inschrift befand, fügte der Maler, um die Symmetrie wiederherzustellen, zur Rechten von Tampon die Worte und Co. hinzu, was Colin-Tampon und Co. ergab. Da der Zusatz niemandem schadete, beschwerte sich auch niemand.

Als er auf die Vierzig zuging, hatte Herr Colin-Tampon einen heftigen Gichtanfall. In seinen einsamen Betrachtungen, die sich immer um den Kurzwarenhandel drehten, hatte er eine geniale Eingebung, und er erfand den Knopf auf Lebenszeit, der sein Vermögen begründete.

Reich geworden zog er sich nach Courbevoie zurück und wurde bald zum Gemeinderat gewählt. Jedoch plagte ihn die Gicht, und die Leibesfülle begann von ihm Besitz zu ergreifen.

Er zog seine Freunde zu Rate, die ihm Hausmittel zeigten, und fand seine Leiden dadurch nicht gelindert. Auf den Rat seines Arztes hin beantragte er eine Jagderlaubnis, kaufte eine Jägerausrüstung und einen Hund. Eines Tages erschien er dann in großem Aufzug unter den geblendeten Augen seiner Frau und seines Dienstmädchens, stolz wie ein Pfau und schön wie Apollon.

II

Strammen Schrittes stieg er die Stufen der Außentreppe hinab, indem er die Nägel seiner Schuhe ertönen ließ. Als er schon mit langen Schritten auf die Gittertür des Gartens zusteuerte, verspürte Frau Colin-Tampon das Bedürfnis, den zahlreichen Empfehlungen, mit denen sie ihn bereits überschüttet hatte, einige Ratschläge hinzuzufügen.

»Ernest!«, rief sie aus.

Ernest machte eine halbe Drehung um sich selbst und wollte seiner Frau, da er sie auf ihn zueilen sah, galant zwei Drittel des Weges ersparen. Er lief nicht, er flog, und die drei kleinen Federn, die seinen Hut schmückten, waren durch die Schnelligkeit seines Laufes nach hinten geworfen.

Als sie ihn so jung und so gewandt sah, lächelte Frau Colin-Tampon. Ernest kam an, als sie die letzte Stufe der Außentreppe hinunterstieg; seine Bewegung war so energisch, dass der zärtliche, für Frau Colin-Tampons Wange bestimmte Kuss auf ihrer Nasenspitze widerhallte.

»Ernest«, sagte sie. »Du wirst vorsichtig sein.«

»Ich habe es dir versprochen.«

»Ein Unglück ist sogleich geschehen.«

»Ich bin kein Kind mehr.«

»Nein, aber du bist so jugendlich und so überschwänglich für einen Mann deines Alters!«

Nun war es an Herrn Colin-Tampon zu lächeln; er machte ein Hohlkreuz, stellte sich stramm hin und wollte gerade gehen, als ihm Frau Colin-Tampon sagte:

»Ich wünsche dir nicht viel Glück, weil man sagt, das bringe Unglück; aber ich bin sehr sicher, dass du nicht mit einer leeren Jagdtasche zurückkehren wirst.«

»Man kann nicht wissen«, antwortete der Jäger mit vorgeschützter Bescheidenheit.