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In diesem Heft werden wiedergegeben: - Tagebuch Sousleutnant Aster (Granatbatterie v.Kotsch) - Berichte Capt. v.Mühlen (Grenadierbataillon v.Lecoq) - Berichte Capt. v.Nostitz, v.Vitzthum, v.Bosse und Pltn. v.Bünau (Gren.bataillon v.Metzsch)
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Seitenzahl: 81
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Beiträge zur sächsischen Militärgeschichte zwischen 1793 und 1815
Heft 77
Abb. 01 Faksimile abschriftlicher Bericht des Capitains v. Mühlen vom 10.11.1806
Einleitung
Die sächsischen Truppen im Feldzug von 1806
Die Berichte
Teil I Artillerie
Teil II Grenadierbataillone
Teil III Infanterie-Regimenter
Quellen
Abb. 02 Auszug aus dem Feld-Verpflegungsreglement für die beiden Grenadierkompanien des Regiment Sänger
In diesem Heft werden ein Tagebuch des Artillerieleutnants Aster und mehrere Berichte zu den Grenadierbataillonen v.Lecoq und v.Metzsch wiedergegeben.
Das Tagebuch Asters1 hat sich in der Militärgeschichtlichen Sammlung2 auffinden lassen. Es handelt sich dabei um eine 1846 übergebene Abschrift3 der im Jahr 1807 verfertigten Erinnerungen, die in Hinsicht auf den inneren Dienst einer Batterie einiges an Details zu bieten haben.
Auch haben sich einige Abschriften von Berichten sächsischer Truppen aus dem Feldzug 1806 im Nachlass des Generalleutnants Freiherr Clemens Franziscus Xaverius Cerrini de Monte Varchi (* 16.12.1785 in Luckau und t 05.06.1852 in Pillnitz) auffinden lassen4.
Die Originale dieser Berichte befanden sich - gemäß entsprechenden Vermerken auf den Abschriften - im Besitz der Generalmajors von Hake5.
Begleitend hierzu seien empfohlen:
a) der Montbé 6 , die wohl beste gedruckte Quelle zu den sächsischen Truppen in diesem Feldzug.
b) der Bericht eines Augenzeugen7
Dem interessierten Leser wünsche ich eine interessante Lektüre.
Eilenburg im November 2022 Jörg Titze
1 Carl Heinrich Aster, Sousleutnant im Feldartilleriekorps mit Patent vom 06.03.1806
2 Hauptstaatsarchiv Dresden Bestand 11 372 No. 309 Erinnerungen
3 Das die Abschrift von 1846 mit dem Original 1807 identisch ist, wird vorausgesetzt. Dies in Frage zu stellen steht mir nicht zu. Dennoch bemächtigen sich meiner leise Zweifel, ob das Original nicht doch in guter Absicht vor dem Hintergrund des „Vormärz" bearbeitet wurde. Weiterhin sind Aussagen wie „da wir damals noch keine leichte Infanterie besaßen und das ganze Tirailleurwesen nicht kannten" vor dem Hintergrund der bestehenden Einrichtung der Regimentsschützen auch für einen Artillerieoffizier im Jahre 1807 nicht angemessen.
4 Cerrini stand 1806 als Sousleutnant (Patent vom 08.11.1805) beim Regiment v.Thümmel, was sein Interesse an Berichten dieses Regiments erklären kann, da sich in den hinterlassenen Papieren nicht nur die in diesem Heft wiedergegebenen sondern auch die bereits in Heft 3 abgedruckten Berichte befanden.
5 August Wilhelm Ernst von Hake (* 05.02.1764 in Petkus, Brandenburg; † 21.10.1842 in Dresden), seit 04.03.1823 Generalmajor
6 A. von Montbé - Die Chursächsischen Truppen im Feldzuge 1806 - Dresden 1860
7 R.v.L - Bericht eines Augenzeugen von dem Feldzuge der während den Monaten September und Oktober 1806 unter dem Kommando des Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen gestandenen Königl: preußischen und Kurfürst: sächsischen Truppen - Tübingen 1807
Zum besseren Verständnis ist nachfolgend die Zuteilung sächsischer Truppen zu den preußischen Großverbänden aufgeführt:
Kombiniertes preußisch-sächsischen Korps Preuß. Generalltn. Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen
Division der Avantgarde preuß. Generalleutnant Prinz Ludwig von Preußen
Generalmajor von Bevilaqua
Regiment Prinz Clemens
1.+2.Bataillon
Regiment Churfürst
1.+2.Bataillon
4pfd. Batterie Hoyer
8 Geschütze
preuß. Regiment v.Müffling No.49 preuß. 6pfd. Batterie Riemann
2 Bataillone
Generalmajor von Trützschler
Husarenregiment
8 Escadrons
2.Division des Linken Flügels Generalleutnant von Niesemeuschel
Generalmajor von Burgsdorff
Regiment Prinz Xavier
1.+2.Bataillon
Regiment Thümmel
1.+2.Bataillon
Regiment Prinz Friedrich August
1.+2.Bataillon
8pfd. Batterie Hausmann
8 Geschütze
8pfd. Batterie Ernst
8 Geschütze
Generalmajor von Dvherrn
Regiment Bevilaqua
2.Bataillon
Regiment Low
1.+2.Bataillon
Regiment Niesemeuschel
1.+2.Bataillon
12pfd. Batterie Bonniot
8 Geschütze
Gen.ltn. von Zezschwitz/ Gen.maj. von Kochtitzky
Kürassierregiment Kochtitzky
4 Escadrons
Karabinier-Regiment
4 Escadrons
Chevauleger-Regiment Albrecht
4 Escadrons
Reitende Batterie Großmann
8 Geschütze
Generalleutnant von Polenz
preuß. Füsilierbataillon Boguslawski
Chevauleger-Regiment Polenz preuß. ½ reitende Batterie Studnitz
4 Escadrons
Division der Reserve pr. Generalleutnant von Prittwitz
Generalmajor von Cerrini
Grenadier-Btl. Thiollaz
(Xavier/Clemens)
Grenadier-Btl. Lecoq
(Sänger/Low)
Grenadier-Btl. Lichtenhayn
(Churfürst/Bünau)
Grenadier-Btl. Metzsch
(Friedrich/Thümmel)
Grenadier-Btl. Hundt
(Anton/Niesemeuschel)
Granat-Batterie Tüllmann
8 Geschütze
pr. Generalmajor von Krafft
preuß. Dragoner-Regiment
Prittwitz 5 Escadrons
Chevauleger-Regiment Clemens
4 Escadrons
preuß. Reitende Batterie Hahn
Seitenkorps preuß. Generalmajor von Tauenzien
Generalmajor von Schönberg
Gren.-Btl. aus dem Winkel
(Rechten/Maximilian)
Regiment Rechten
1.+2.Bataillon
Regiment Prinz Maximilian
1.+2.Bataillon
Granatbatterie Kotsch
8 Geschütze
Chevauleger-Regiment Johann
4 Escadrons
Teil I Artillerie enthält
Granatbatterie v.Kotsch
Bericht (Tagebuch) Sousleutnant Aster
Teil II Grenadierbataillone enthält
Grenadierbataillon v.Lecoq
Bericht Capitain v.Mühlen vom 10.11.1806
Bericht Capitain v.Mühlen vom 15.11.1806
Bericht Capitain v.Mühlen vom 03.12.1806
Bericht Capitain v.Mühlen vom 06.12.1806
Grenadierbataillon v.Metzsch
Bericht Oberstleutnant v.Metzsch vom 21.11.1806
Bericht Capitain v.Nostitz vom 07.11.1806
Bericht Capitain Vitzthum von Eckstaedt vom 03.11.1806
Bericht Capitain v.Bosse vom 10.11.1806
Bericht Premierleutnant v.Bünau vom 19.12.1806
Teil III Infanterie-Regimenter
Regiment v.Thümmel
Tagebuch unbekannter Subalternoffizier
Abb. 03 Marschstrecke der Batterie v.Kotsch 23.09.-02.10.1806
Bericht (Tagebuch) Sousleutnant Aster
Bericht Sousleutnant Aster8
Nachdem sich die sächs. Armee im Septbr: 1806 mobil gemacht und der Befehl erlassen war, zu dem unter des preußischen Generals Fürsten von Hohenlohe stehenden Corps, welches Sachsen schon durchschritten und sich an der Grenze zwischen dem Thüringer Wald und dem Fichtelgebirge aufgestellt hatte, zu stoßen, wurde nach und nach ebenfalls in diese Richtung abmarschiert.
Demzufolge brach den
23ten September die Grenadstück Batterie unter Hauptmann v.Kotsch Befehl, nebst 10 Stück 4pfündigen Regimentsstücken zu nachstehenden 5 Bataillons auf, nämlich:
4 Stück unter Kommando des Leutnant Raabe /: nachherigen General :/ gingen zum Regiment Prinz Maximilian
4 Stück unter Befehl des Leutnant von Bose zum Regiment Rechten und
2 Stück unter Leutnant Dietrich sen: zu dem Grenadier-Bataillon aus dem Winkel.
Alle vorangeführten Geschütze nebst Bespannung, Munition, Fuhrwesen-Personal wurden erst unmittelbar vor dem Abmarsch beim Pulvermagazin D vor Friedrichstadt summarisch übernommen und diese Artillerie marschierte früh 7 Uhr nach Herzogswalde ab, woselbst die Batterie gegen Mittag bei schönem Wetter und gutem Weg eintraf und das erste Nachtquartier hatte.
Den 24ten Septbr: früh um 5 ½ Uhr ward der Marsch über Freiberg, welche Stadt wir gegen Mittag passierten und beim Fürsten v.Hohenlohe vorbei marschierten, ins Nachtquartier Klein-Schirme fortgesetzt. Wir erreichten dasselbe Nachmittags 2 Uhr.
Den 25ten Septbr: früh um 5 ½ Uhr aufgebrochen und gegen 10 Uhr Morgens das Städtchen Oederan passiert. Die Dörfer Flöhe und Plaue waren die für diesen Marsch bestimmten Nachtquartiere, welche wir 12 ½ Uhr Mittags erreichten. Da die Batterie- und übrigen Artillerieoffiziere sämtlich mit der inneren Einrichtung des Dienstes und der nötigen Aufsicht, des fast durchgängig unbekannten und sich einander fremden Personals sehr beschäftigt waren, so hatten die kleinen Märsche den großen Vorteil die dazu nötige Zeit zu gewinnen, so wie auch die Pferde und deren Wartung zu beaufsichtigen und sie und die Stückknechte an eine gehörige Marschordnung zu gewöhnen.
Den 26ten Septbr: Morgens 5 ½ Uhr marschierten wir wieder von Flöhe ab, gingen gegen 10 Uhr Vormittags durch Chemnitz und trafen um 1 Uhr Mittags im Nachtquartier Lungwitz ein.
Den 27ten Septbr: war Ruhetag, welcher sogleich zum ersten Exerzieren mit bespannter Batterie angeordnet wurde. Dass diese Übung mit lauter Leuten, welche noch kein Kommando verstanden und von einer Batteriebewegung gar keinen Begriff hatten, da es die Zeit nicht zuließ, erst Geschütz- und Sektionsweise die Übungen zu veranstalten, nicht eben zum erfreulichsten ausfiel, kann sich jeder vorstellen, besonders wenn man bedenkt, dass der Batterie-Kommandant nie bei der Batterie zu Pferde war, sondern gewöhnlich erst nach dem Abmarsch derselben sich zu seiner mit sich geführten Konkubine in einen Wagen setzte und nachfuhr, als wenn er gar nicht zu dieser Truppe gehörte; der Premierleutnant dagegen, mit dem Capitain schon seit Jahren völlig gespannt, vor der Batterie her ritt, sich aber nach dem nie umsah, was hinter ihm vorging und alles gehen ließ, wie es wollte. Für mich und den Stückjunker Müller /: nachherigen Hauptmann :/ war dieses das gräßlichste Kommando, was wir je erlebt haben; denn der Kommandant und der Premierleutnant rührten weder Hand noch Fuß, und die jüngeren Offiziere, gehemmt durch das Dasein der Älteren, konnten beim besten Willen nichts machen.
Den 28ten Septbr: setzte wir früh um 6 Uhr unsern Marsch über Lichtenstein nach Langhennersdorf bei Zwickau fort. Das Geschütz wurde rechts der Straße vor Zwickau aufgefahrenen, die Mannschaft pp. im genannten Dorfe einquartiert.
Den 29ten Septbr: war ein zweiter Rasttag und wurde derselbe sogleich zu einem zweiten Batterie-Exerzieren benutzt.
Den 30ten Septbr: gegen Abend 7 Uhr erhielten wir den Befehl, den Marsch Tages darauf nach Reichenbach fortzusetzen.
Den 1sten Oktbr: wurde der Marsch früh um 8 Uhr angetreten; gegen 9 Uhr durch Zwickau, um 3 Uhr Nachmittags aber durch Reichenbach marschiert und Abends um 5 Uhr in das Nachtquartier Limbach eingerückt. Diesen Tag regnete es sehr stark, wodurch der Marsch außerordentlich wegen des schlechten Weges erschwert wurde.
Den 2ten Oktbr: brachen wir früh um 6 Uhr aus dem Marschquartier auf, gingen gegen 12 Uhr Mittags durch Plauen und langten um 4 Uhr Nachmittags im Nachtquartier Groß-Zöbern an. Hier wurde ich durch den Hauptmann von Kotsch benachrichtigt, dass der preußische General v.Tauenzien, Befehlshaber der kombinierten preußischen und sächsischen Avantgarde, befohlen habe, mich den 4ten Oktbr: bei ihm in Hof zu melden, um dort die 6 Stück 6pfd.gen preußischen Regiments-Kanonen vom Regiment v.Zweiffel und vom Grenadier-Bataillon v.Herwarth zu übernehmen und eine Batterie daraus zu formieren.
Ich verließ meine bisherige Stellung mit Vergnügen, da es unter dergleichen Kommandanten kein Vergnügen, Ereignissen ernster Natur entgegenzugehen.
Den 3ten Oktbr: früh um 5 ½ Uhr ritt ich nach Hof und meldete mich beim General Major Grafen v.Tauenzien.