Die Burg im See - Hans Stamer - E-Book

Die Burg im See E-Book

Hans Stamer

4,8

Beschreibung

Wie werden Märchen erfunden? In diesem Falle, bei diesen Märchen aus Pinnow und Godern, wissen wir es sehr genau. Denn der, der sie sich ausgedacht und später auch aufgeschrieben hat, der hat darüber selbst geschrieben: „In den trüben Jahren nach 1945, als ihr noch Kinder wart, gab es oft kein Licht. Dann saßen wir an den langen, dunklen Winterabenden vor der offenen Ofentür, schauten in das bullernde Feuer, und ich habe euch Märchen und Geschichten erzählt, die ich selber ersonnen hatte draußen im Wald, auf den Feldern und bei der täglichen Arbeit auf dem See, Märchen, aus unserer Landschaft heraus entstanden. Sie machten euch viel Freude. Ich habe es an Erfindungsgabe nicht fehlen lassen, und wir haben uns alle prächtig dabei unterhalten. Ich habe alte, unveränderliche Märchenmotive und Sagenelemente miteinander verbunden und mit möglichen Details aus Vergangenheit und Gegenwart gemischt. Die Geschichtchen entbehren hin und wieder der Logik. Aber diese spielt weder im Märchen noch in der Sage eine allzu große Rolle. Einige von den Geschichten habe ich aufgeschrieben.“ Und so sind sie noch heute zu lesen, diese Märchen, die dank ihres Erfinders die Region am Strand von Godern und am Pinnower See in eine geheimnisvolle Märchenlandschaft verwandeln, in der sowohl Zwergenvölker als auch sagenhafte Riesen eine Rolle spielen, aber auch ein reich belohnter Angler, eine nur auf sonderbare Weise wieder in einen Menschen zurückzuverwandelnde Seejungfrau und ein Mann und eine Frau, die hätten glücklich und zufrieden sein können, wenn sie nicht einen geheimen Kummer gehabt hätten, der aber dank einer anderen Frau mehr als nur beseitigt werden kann. Außerdem wird in dem Buch erzählt, „Wie das Petermännchen ins Schweriner Schloss kam“, eine Adventsgeschichte und eine Weihnachtsgeschichte gibt es auch. Der Autor dieser märchenhaften Texte war übrigens kein unbekannter und wie oft bei Märchen namenloser Autor, sondern er hieß Hans Stamer, war von 1930 bis 1965 Lehrer in Godern und Pinnow, wo er seit 1951 auch wohnte. Und als Stamer in den Wirren der Nachkriegszeit vorübergehend seine Stellung verlor und seinen Lebensunterhalt für die Familie mit der Arbeit bei den Goderner Bauern und bei Fischer Kühl, der die Seen der Umgebung befischte, verdiente, erfand er diese Märchen aus Pinnow und aus Godern, in die er auch seine Liebe zu dieser Gegend eingepackt hat. Und es ist ein großes Glück, dass Hans Stamer diese Märchen nicht nur erfunden, sondern auch aufgeschrieben hat.

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Impressum

Hans Stamer

Die Burg im See

Märchen aus Pinnow und aus Godern

Herausgeber: Gemeinde Pinnow

Illustrationen: Ines Höfs

ISBN: 978-3-95655-149-9 (E-Book)

978-3-95655-148-2 (Buch)

© 2014 EDITION digital®Godern Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Zum Geleit

In alten Zeiten war die Lage der beiden Dörfer Pinnow und Petersberg am bedeutenden Fernhandelsweg Hamburg-Schwerin-Rostock und am alten Frachtweg Wismar-Brandenburg verantwortlich dafür, dass die Dorfleute doch recht intensive Kontakte zur Welt draußen hatten. Davon zeugen auch die beiden Dorfkrüge, die nur einen Steinwurf entfernt voneinander lagen und die beide ihr Auskommen auch dadurch hatten, dass sie auch Herbergen waren für die durchreisenden Leute. Dort in den Krügen wurden an langen Abenden Nachrichten verbreitet und ausgetauscht und wahre Geschichten ebenso erzählt wie solche, bei denen sich die Balken bogen.

Hierauf beruhte wohl auch die großartige Erzähltradition der Pinnower und Petersberger und nicht minder auch die der Goderner Bauern, die sich allein in weit über 20 Sagen niederschlug und Pinnow einschließlich Godern zum wohl sagenreichsten Ort östlich des Schweriner Sees machten.

In ein solches "legendenhaftes" Umfeld kam der junge Lehrer Hans Stamer, als er Anfang der 1930er Jahre seinen Schuldienst im Dorf Godern antrat. Hoch sensibilisiert für das Alltagsleben seiner Schüler, deren Eltern, Großeltern und der Vorfahren überhaupt, war deren Erzählwerk, oft mit Stamerschen Ergänzungen geschmückt, ständig Gegenstand seines Unterrichtes, woran sich noch heute nicht wenige der alten Pinnower erinnern können. Doch Lehrer Stamer war hoch empfindsam auch gegenüber Natur und Umwelt. Wenn er etwa abends am Strand von Godern oder am Ufer des Kirchsees in Pinnow den Sonnenuntergang erlebte, dann empfand er sicherlich, wie wir heute auch noch, dieses Naturschauspiel ganz und gar märchenhaft.

Kurzum: Als Lehrer Stamer nach Kriegsende wie nahezu alle Lehrer aus der NS-Zeit vorübergehend vom Schuldienst suspendiert worden war, hatte er an den oft stromlosen, dunklen Abenden Zeit und Muße, seinen Kindern nicht mehr nur die oft viel zu kurzen Sagen zu erzählen. Er fabulierte aus heimischen Sagen- und fremden Märchenelementen, aus bekannten Feld-, Acker- und Landschaftselementen, aus Quellorten und Seen, aus den Gewohnheiten von reichen und armen Dorfeinwohnern, aus deren Sorgen und Wünschen und aus Elementen seiner eigenen Fantasie ganz eigenwillige, ganz eigenartige, aber richtig schöne lokal bezogene Märchen.

Sie werden durch diese Veröffentlichung zum Bestandteil von Pinnows kulturellem Erbe.

Unsere Gemeinde hat sich entschlossen, Hans Stamers Pinnower und Goderner Märchen, so wie sie sind, von Gutachtern unzerstückelt und von Lektoren ungekürzt und ganz und gar ohne literaturwissenschaftliche Wertung zu veröffentlichen und sie dem Urteil von Mama und Papa, von Oma und Opa und von Enkeltochter und Enkelsohn zu überlassen.

Dass diese Veröffentlichung anlässlich des 750. Jahrestages der urkundlichen Ersterwähnung Pinnows geschieht, ist unserem Respekt dem Dorfschullehrer Hans Stamer gegenüber geschuldet.

Andreas Zapf, Bürgermeister

Vorwort

von Christel Rosebrock, geb. Stamer

Hans Stamer war von 1930 bis 1965 Lehrer in Godern und Pinnow, wo er seit 1951 auch seinen Wohnsitz hatte. Er interessierte sich sehr für die Vor- und Frühgeschichte der Gegend und sammelte neben archäologischen Artefakten auch die Sagen rings um den Pinnower See.

In den Wirren der Nachkriegszeit verlor er vorübergehend seine Stellung und verdiente den Lebensunterhalt für die Familie mit der Arbeit bei den Goderner Bauern und bei Fischer Kühl, der die Seen der Umgebung befischte.

In dieser Zeit entstanden die hier vorliegenden Geschichten, basierend auf dem Sagengut der Gegend.

Er selbst schreibt dazu:

„In den trüben Jahren nach 1945, als ihr noch Kinder wart, gab es oft kein Licht. Dann saßen wir an den langen, dunklen Winterabenden vor der offenen Ofentür, schauten in das bullernde Feuer, und ich habe euch Märchen und Geschichten erzählt, die ich selber ersonnen hatte draußen im Wald, auf den Feldern und bei der täglichen Arbeit auf dem See, Märchen, aus unserer Landschaft heraus entstanden. Sie machten euch viel Freude.

Ich habe es an Erfindungsgabe nicht fehlen lassen, und wir haben uns alle prächtig dabei unterhalten. Ich habe alte, unveränderliche Märchenmotive und Sagenelemente miteinander verbunden und mit möglichen Details aus Vergangenheit und Gegenwart gemischt. Die Geschichtchen entbehren hin und wieder der Logik. Aber diese spielt weder im Märchen noch in der Sage eine allzu große Rolle.

Einige von den Geschichten habe ich aufgeschrieben.“

Zum Glück, denn natürlich gerieten die Geschichten im Laufe der Zeit weitgehend in Vergessenheit, obwohl ihr Eindruck damals groß war. Sie spielten ja alle an Orten, die den Zuhörern bekannt waren, wie z.B. die Geschichte von dem Zwerg auf der Insel. Gemeint ist der Fischer- oder Burgwerder. Auf seinem baumbestandenen Hügel an der Nordseite der Insel wuchsen (und wachsen vielleicht immer noch?) auch die Äpfel, Birnen und Kirschen, die in der Geschichte eine Rolle spielen, tatsächlich, allerdings in ihrer winzigen, ziemlich bitteren und sehr sauren Wildform. In der Not nach dem Krieg wurden sie mit Fleiß geerntet und verspeist. Hunger treibt's rein!

Die Geschichte von der Riesenburg ist ebenfalls dem Burgwerder gewidmet und nimmt Bezug auf die vielen Steine auf dem Seegrund ringsum und auf die Reste einer Brücke zwischen der Insel und dem Steinernen Tisch am gegenüberliegenden Ufer, an denen nur allzu häufig die Netze der Fischer hängenblieben und zerrissen. Die alten Sagen deuten an, und die jüngsten Ergebnisse archäologischer Forschungstaucher weisen nach, dass in uralten Zeiten wohl wirklich eine Brücke die Insel mit dem Ufer am späteren Steinernen Tisch verbunden hat. Die Pfahlreste, die die Taucher fanden, stammen zweifelsfrei aus slawischer Zeit. Dass der Sohn des Großherzogs, der den damaligen Gerüchten nach die Brücke für seine heimlichen Rendezvous auf dem lauschigen Eiland habe bauen lassen, erweist sich so als schöne Sage.

Die Jungfrau an der Quelle spielt an der „Tremünz“, der großen Quelle am Waldweg zwischen Godern und dem Steinernen Tisch, etwa auf Höhe von Burgwerder. Rings um den Pinnower See gibt es eine ganze Reihe von Quellen, die von den umgebenden mehr oder weniger hohen Hängen in den See rieseln. Da niemand etwas mit dem Namen verbinden konnte und bis heute nicht kann, hieß die Quelle bei allen eben einfach nur "die Quelle" und jeder wusste, was gemeint war. Der Platz an dem lichten, sanft abfallenden Ufer zog besonders die Kinder des Dorfes an. Wann immer Zeit und Witterung es zuließen, ging es an „die Quelle“ zum Spielen. Hier wurden Sümpfe trockengelegt, Wasserfälle und Staudämme gebaut. Es gab Mühlen, Brücken und ... nasse Füße. Es war herrlich, damals wie heute.

Sagen oder Anekdoten gibt es von dieser Stelle nicht. Das wollte dem Autor anscheinend nicht so recht gefallen. Und so erfand er kurzerhand dieses Märchen.

Die Anregung für das Märchen von der Schlüsselblumeninsel lieferte das fantastische Schlüsselblumenmeer auf der Insel Flakenwerder - auch Priesterwerder genannt, da sie zur Pinnower Pfarrgemeinde gehört -, das noch weit in die 1960er Jahre hinein im Frühsommer die Insel bedeckte. Inzwischen ist es, warum auch immer, verschwunden und nur hier und da erinnert ein vereinzeltes Primelchen an die einstige Pracht.

Ob die Entstehungsgeschichte des "modderigen" Binnensees und des kleinen, inzwischen stark verlandeten Hilligen-Sees in den Kindern die Abneigung gegenüber dem einen und die Scheu vor dem anderen befestigte oder erst weckte, bleibt offen. Fest steht, dass beide nicht besonders beliebt waren und dem Vergleich mit der klaren Weite des Pinnower Sees nicht standhielten.

Die Vertrautheit (der Dorfjugend) mit den kleinen Unterirdischen aus dem Peters- oder Petermännchenberg wurde durch die Geschichten zumindest gefestigt.

Der Angler am Hilligen-See