Die Chroniken der Fae - Durch Himmel und Hölle - Ruth Frances Long - E-Book

Die Chroniken der Fae - Durch Himmel und Hölle E-Book

Ruth Frances Long

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Beschreibung

Izzy hat immer noch damit zu kämpfen, dass Jinx aus ihrem Leben verschwunden ist, als der Krieg droht, sowohl Dublin als auch Dubh Linn zu zerstören. Ein Krieg, hinter dem eine uralte, verbotene, bitterböse Macht steckt. Und nur Izzy kann dies verhindern! Dennoch ist sie nicht bereit, ihrer Liebe zu Jinx zu entsagen. Bis Izzy plötzlich vor einer ungeahnten Herausforderung steht – von der nicht nur die existenz des Fae-Reichs abhängt, sondern auch ihr Leben und ihre Liebe …

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Seitenzahl: 535

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DIE AUTORIN

Foto: © Ruth Frances Long

Ruth Frances Long ist schon ihr ganzes Leben lang Fan von Fantasy und Liebesromanen. Sie studierte am College Englische Literatur, Religionsgeschichte und keltische Kultur und arbeitet jetzt in einer Bibliothek, die auf seltene und außergewöhnliche Bücher spezialisiert ist. Die Bücher sprechen leider nicht so oft mit ihr. Für ihre fantastische Serie »Die Chroniken der Fae« gewann sie den Science Fiction Association Award für Jugendbücher beim Eurocon in St. Petersburg.

Ruth Frances Long

Die Chroniken derFae

Durch Himmel und Hölle

Aus dem Englischen von Karen Gerwig

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

1. Auflage 2016

Deutsche Erstausgabe August 2016

Copyright © 2015 by Ruth Frances Long

Die Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel »A Hollow in the Hills – Try to outrun the fear« bei The O´Brien Press, Dublin

© 2016 für die deutschsprachige Ausgabe by cbt Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Aus dem Englischen von Karen Gerwig

Lektorat: Catherine Beck

Umschlaggestaltung und -illustration: © Isabelle Hirtz, Inkcraft

mg · Herstellung: wei

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-16042-5V001

www.cbt-buecher.de

Für Pat, Diarmuid und Emily

PROLOG

BLASPHEMOUS WORK

Der Engel taumelte und fiel. Mit vor dem Körper gefesselten Armen und auf den Rücken gebundenen Flügeln konnte er sich nicht selbst halten. Er schlug hart auf dem Steinboden auf, ungewohnter Schmerz biss in seine Haut. Einen Moment lang konnte er nur schwer atmend dort liegen. So sollte es nicht sein. Er gehörte zu den himmlischen Heerscharen, er war ein Engel, die Freude des Herrn.

Jetzt war keine Freude mehr übrig. Sie hatte auch noch das letzte bisschen aus ihm herausgeprügelt, und nun brachte sie ihn hierher, an diesen Ort des Winds und der dunklen Wolken, auf einen mit Ginsterbüschen bewachsenen Hügel, wo sich die Erde krümmte und schrie, als kämpfte sie gegen etwas, das darunter lag. Das Meer kräuselte sich und peitschte gegen die Felsen, wand sich von der Landspitze fort. Nicht einmal das Wasser konnte die Berührung dieser Steine ertragen. Er spürte es tief in seinem gebrochenen Körper.

Einst hatte man hier einen Steinhaufen errichtet, ein altes Siegel, das vor etwas schützen sollte, das hier vor langer Zeit begraben wurde. Jetzt nicht mehr. Die Menschen hatten ihn dem Erdboden gleichgemacht. Sie gaben ihm immer neue Namen, erfanden Geschichten über Könige, die unter Steinhaufen begraben lagen, und dann vergaßen sie sogar diese Legenden. Sie nutzten diesen Ort, um ihre Hunde auszuführen oder die Exzesse wegzutrainieren, in denen sie schwelgten. Manchmal stiegen sie einfach hier herauf, um die Aussicht zu genießen oder instinktiv einen Stein auf die herumliegenden Steinhaufen zu legen. Sie konnten nicht sagen, warum, es war einfach ein innerer Drang. Sie wussten rein gar nichts, ganz zu schweigen davon, was sie getan hatten, indem sie den Ort überhaupt zerstörten. Die Arroganz der Menschheit.

Der Tritt traf ihn in die Rippen, hob ihn vom Boden hoch und nahm ihm die Luft. Mit einer Explosion aus rot glühendem Schmerz krachte er in den Steinhaufen hinter ihm. Irgendwas knackte grässlich. Rippen brachen, die zersplitterten Enden stachen ihn. Er glitt in die Mulde unter dem Steinhaufen, zwischen zerquetschte Bierdosen und Asche.

»Habe ich gesagt, du darfst dich ausruhen?«, fragte diejenige, die ihn gefangen hatte. Ihre Stimme war so glatt wie eine heiße Stahlklinge. »Wir haben noch eine große Aufgabe vor uns, Engel. Wirklich eine große Aufgabe.«

»Warum tust du das? Du warst eine von uns!«

Sie lächelte, ein Ausdruck ohne Wärme, ohne Freude. »Und ich wurde vertrieben. Obwohl ich nichts getan hatte.«

Hier konnte er nicht widersprechen. Sie war eine derjenigen, die tatsächlich nichts getan hatten. Während andere Engel gekämpft, gestorben und in Flammen gefallen waren.

»Bitte«, flüsterte er. »Du warst eine der Didanum. Du gehörtest zu den Rängen des Lichts.«

»Nichts ist vergessen. Heute nennen nur wir selbst uns noch Dé Dannan, und das bedeutet nicht das, was du glaubst.«

»Ihr wart auserwählt.«

»Wir waren verflucht. Wir haben die Taten des Himmels infrage gestellt. Stell dir vor, du wirst hinausgeworfen, weil du Fragen stellst. Erscheint dir das fair, Engel? Erscheint dir das gerecht? Wir haben keine Seite gewählt. Wir haben nur gefragt, warum ein Konflikt notwendig war.«

»Cuileann.« Er musste es versuchen, ein letzter Versuch, sie zu erreichen, indem er ihren jetzt verbotenen Namen benutzte. Der, den sie vor so langer Zeit getragen hatte. Sie musste darauf reagieren. Sie musste ihren verwandten Geist erkennen.

Stattdessen packte sie ihn im Nacken und knallte ihn wieder auf die Steine. Gebrochen blieb er liegen.

»Cuileann gibt es nicht mehr«, sagte sie mit einer Stimme, die so kalt war wie das Vergessen. »Ich bin Holly. Jetzt sollten wir anfangen – der Himmel möge verhüten, dass wir das in die Länge ziehen.«

Das Sonnenlicht glitzerte auf der rasiermesserscharfen Schneide ihres Messers.

»Weißt du, warum uns Messer so lieb sind?« Sie neigte den Kopf zur Seite, als wartete sie auf eine Antwort. »Sie sind persönlich. Man muss nah herangehen. Oder eindrucksvolle Zielgenauigkeit besitzen.«

»Was tust du?«, fragte er und wünschte sich, er hätte es nicht getan. Er wollte die Antwort gar nicht hören.

»Du weißt, was ich tue. Du kennst diesen Ort und weißt, was darunter verborgen liegt. Seit so langer Zeit weggesperrt. Du kannst Sorath danken. Sie hat mich auf die Idee gebracht, dieses durchtriebene kleine Miststück.«

»Sorath?« Er starrte sie an. »Sorath ist gefallen. Sorath ist fort. Dieses Mädchen …«

»Oh, ja.« Hollys Lächeln wurde breiter, wie das Maul einer Bestie. »Das Mädchen. Mit ihr werde ich mich auch noch beschäftigten. Aber zuerst du.«

Leere tat sich unter ihm auf, noch ein Ort des Nichts und des Verlusts. Tausend Stimmen riefen heraus, verlorene und verdammte Stimmen.

Schmerz brach über ihn herein, als sie ihm das Messer tief und fest in den Bauch stieß. Der Engel schrie, sein Körper verdrehte sich, als er zu entkommen versuchte. Holly zog das Messer heraus und schaute zu, wie sich sein Blut über die Erde und die Steine ergoss.

Dann stach sie noch einmal zu.

Dunkelheit stieg auf wie eine Welle, fegte durch seine Adern, hieb winzige Widerhaken in seinen Körper. Sein Funke brach ihm aus der Brust, blendete ihn, entriss sich ihm. Er weinte heiße Tränen, rief nach seinem Herrn, aber niemand antwortete. Er war verloren und fiel. Holly zog den Funken aus ihm und wob ihn zwischen den Fingern hindurch, zerquetschte ihn in ihrer Faust. Sie zog daran, verfeinerte ihn zu einer langen Schnur, die wie Silber schimmerte.

Das Letzte, was er sah, bevor das Licht aus ihm herausbrannte, war ihr Lächeln.

Das Lächeln einer Jägerin. Das Lächeln einer Mörderin.

Der Boden bebte so, dass Bücher und Nippes von den Regalen fielen. Izzy rollte sich vom Bett auf den Boden, bevor sie ganz wach war; ihr Körper versuchte, sich in die beste Verteidigungsposition zu bringen, bevor ihr Geist überhaupt wusste, was passierte. Genauso abrupt wie es begonnen hatte, war alles wieder still.

Sie ging auf alle viere, die Decke noch halb um sich gewickelt, schwer atmend auf der Suche nach etwas – irgendwas –, das erklären würde, was gerade passiert war.

Die Tätowierung in ihrem Nacken fühlte sich so kalt an, dass sie jede Linie in ihrer Komplexität spüren konnte, als hätte ihr jemand das Muster mit Säure in die Haut geätzt. Mit einem Knall ging die Tür auf und Dad stand da. Er sah aus, als wolle er etwas in Stücke reißen, wenn er nur etwas fände.

»Geht es dir gut?«

»Ich glaube schon. Dad? War das ein Erdbeben?«

»Ich weiß nicht.«

Izzy schaute auf den Wecker – drei Uhr nachts. Super. Mitten in der Nacht wach gerüttelt. So begann man keinen Tag, nicht einmal den letzten Schultag vor den Ferien. Izzy rappelte sich hoch.

»Wenn es kein Erdbeben war, was war es dann?«

»Eine Explosion? Vielleicht. Gas oder so was.« Er sank ein wenig in sich zusammen und sah jetzt wieder mehr wie ihr Dad aus und weniger wie ein peinlicher Superheld, der zu ihrer Rettung eilte. »Ein Erdbeben ist wahrscheinlicher.«

Er rieb sich den Nacken, als schmerzte er. Sie fragte sich oft, ob sein Tattoo ihn auf dieselbe Art warnte wie sie ihres. Sie hatte ihn ein oder zweimal danach gefragt, aber nie eine direkte Antwort bekommen. Er wollte es nicht zugeben, oder er verstand es nicht recht und wollte das nicht zugeben. Sie war sich nicht sicher. Sie sprachen nicht mehr wie früher miteinander, obwohl sie jetzt viele der Geheimnisse kannte, die er vor ihr gehabt hatte. Irgendwie änderte es alles. Nicht zu wissen war leichter gewesen, als zu wissen.

»Ein Erdbeben – hier? In Dublin?«

Er zuckte die Achseln. »Kommt vor. Normalerweise vor der Küste und noch nie so stark wie dieses. Und manchmal ist ›Erdbeben‹ auch eine gute Erklärung für etwas anderes. Vielleicht solltest du wieder ins Bett gehen.«

Als ob sie nach alledem schlafen könnte – sie fühlte sich voller Energie, hellwach, wusste aber, es würde nicht anhalten. Es war nur wieder ihre zweite Natur, die sich einschaltete, Gefahr vermutete und sich bereit machte, um sie zu bekämpfen. Eine Grigori zu sein, das hatte sie im Sommer herausgefunden, war mehr als nur ein Nachname und ein cooles Tattoo. Es war eine Menge Arbeit ohne Anerkennung oder Dankbarkeit. Sie bekam nicht einmal einen schicken Hut.

Dad sah müde aus, so wie vor drei Monaten, als er aus dem Koma erwacht war. Damals hatte sie ihn geheilt, aber die Fähigkeit, spektakuläre Dinge zu tun, war verblasst. Die letzten Überreste des Engelsfunken, für den sie ein Gefäß gewesen war, hatten sie dieses eine vollbringen lassen. Das, was sie am dringendsten brauchte.

Merkwürdig, dieses Loch, dass der Funke in ihr hinterlassen hatte. Unerwartet und unerwünscht. Als gefallener Engel war Sorath in Izzy geschlüpft und hatte sie verändert, hatte ihr die Fähigkeit zu Magie verliehen, die sie nie für möglich gehalten hätte. Ihre leibliche Mutter Brí nannte sie einen Gral. Sie sprach niemals Klartext, aber Izzy hatte nicht erfassen können, was das bedeutete, bis sie die Macht gehabt hatte, Leben zu retten. Sie hatte sie benutzt, selbst in den verzweifeltsten Lagen, und sie hatte gewonnen. Sie hatte Jinx gerettet und Dad. Und nun? Ohne die Kräfte, die Sorath ihr verliehen hatte, was war sie da? Eine Grigori? Aber sie war zu jung, um zu irgendetwas nütze zu sein, man konnte ihr die Aufgaben, die damit einhergingen, nicht anvertrauen. Sie hasste den Engel. Und sie vermisste ihn. Das psychotische, gefährliche, glorreiche Feuer, das Sorath, der Engel der Morgenröte, mit sich gebracht hatte. Es hätte Izzy beinahe widerstandslos verzehrt, aber jetzt war es fort. Sie war seiner beraubt, wie ein Schiff ohne Wind in den Segeln. Und ihr Leben gehörte wieder ihr.

Na ja, abgesehen von den ganzen Extraaufgaben, die Dad und ihre Großmutter für nötig hielten, Unterricht in Selbstverteidigung und staubige alte Wälzer, die sie nicht einmal digital bekam. Sie hatte vorgeschlagen, sie einzuscannen. Gran hatte ihr gesagt, sie solle nach Hause gehen. Ihr Zorn war schmerzhafter als eine Fechtstunde bei Dad.

Zu ihrem Talent, elektronische Geräte zu zerstören, war ein Talent für Feuer gekommen. Wenn sie sich sehr konzentrierte, konnte sie immer noch eine kleine Flamme heraufbeschwören, eigentlich nicht mehr als das Flackern eines Streichholzes. Es nützte nicht viel. Außerdem brachte es Dad auf die Palme. Noch so ein Andenken.

»Sollen wir nach Brí schauen? Um sicherzugehen, dass auf der Seite alles in Ordnung ist?«

Dad verzog das Gesicht. Die Erwähnung von Izzys leiblicher Mutter, der Matriarchin der Sídhe des südlichen Dublin, rief diesen Ausdruck meistens hervor. Er hatte keine guten Erinnerungen an sie. Und selbst der nebelhafteste Verweis auf Dubh Linn, die schattenhafte Sídhe-Welt, die neben der menschlichen existierte, brachte ihn in letzter Zeit dazu, einfach zuzumachen. Er erzählte Izzy nur, was er musste, das war ihr klar. Vielleicht wollte er sie immer noch nicht der Gefahr aussetzen … oder wollte nicht, dass sie zu schnell zu viel darüber lernte. Aber es machte sie verrückt.

»Ich kümmere mich darum. Geh du wieder ins Bett. In ein paar Stunden ist Schule.«

»Aber wir machen so gut wie nichts mehr. Die Herbstferien fangen an. Es ist nicht mal ein voller Schultag.«

Dad hatte die Tür schon geschlossen. Izzy grub ihr Handy aus, steckte die Stöpsel in die Ohren und scrollte durch die Songliste. Das Handy war ein Geschenk von Mum gewesen, als Ersatz für ihr altes, dass sie an den grusligen Sídhe-Landstreicher Mistle verloren hatte. Damals, als sie Jinx zum ersten Mal begegnet war. Sie erinnerte sich an seine langen, eleganten Hände, die ihr halfen, die Einzelteile in der Seitengasse aufzuheben, die sie nach Dubh Linn führte. Dieser erste Tag, bevor sie irgendetwas über die Grigori und die Fae wusste, die übernatürliche Welt, die neben ihrer eigenen lag. Bevor Engel und Dämonen ein Teil ihres täglichen Lebens wurden.

Izzy legte sich wieder aufs Bett, schloss die Augen und horchte auf die sanften, lyrischen Klänge eines Songs, den sie nicht abspielen sollte. Ein Song, der sie immer an ihn erinnerte. Jinx war herzlos und grausam gewesen, gedankenlos und unausstehlich. Er bewegte sich wie ein Tier auf der Jagd, seine silbernen Augen sahen alles, vor allem ihre Fehler. Tätowierungen und Piercings bedeckten seinen schlanken, blassen Körper, und im Kontrast dazu hatte er diese langen, rabenschwarze Haare. Und er dachte, er wüsste alles!

Aber … er hatte ihr immer wieder geholfen. Sie hatte nie vorgehabt, sich in ihn zu verlieben, und nie hätte sie zu träumen gewagt, dass er dasselbe empfinden könnte – aber er hatte es getan. Sie wusste es. Er hatte sie geküsst, Tränen der Trauer vergossen, als er glaubte, sie verloren zu haben, sie um Verzeihung angefleht – unmöglich für einen der Fae – und ihr das Leben gerettet.

Und dann war er aus diesem Leben verschwunden.

***

Izzy wusste nicht genau, ob sie schlief oder nicht. Egal, was sie tat – ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Jinx zurück, zu diesem ganzen Durcheinander und Elend. Ständig sagte sie sich, dass sie ihn vergessen sollte, dass sie nicht darüber nachgrübeln sollte, dass er es nicht wert war. Aber manchmal, spät in der Nacht, konnte sie nicht anders.

Die Sonne leuchtete rot und golden an den Kanten der Jalousie, doch sie begrüßte den Sonnenaufgang nicht mehr.

Außerdem bedeutete der Morgen, aufzustehen, ein tapferes Gesicht aufzusetzen und weiterzumachen. Der Morgen bedeutete Schule, auch wenn es nur noch ein halber Tag bis zu den Ferien war. Es war nicht unbedingt viel zu tun, aber sie wünschte dennoch, nicht hingehen zu müssen.

Mum rief von unten. Zweifellos war sie schon auf und am Kaffeekochen, ein früher Vogel, immer die Fröhlichste am Morgen. Schrecklich munter. Nicht wie Izzy und Dad, denen es besser bekam, wenn sie für mindestens zwei Stunden nach dem Aufwachen mit niemandem sprechen mussten. Aber natürlich wusste Izzy jetzt, dass ihre Mum nicht ihre echte Mum war, nicht ihre leibliche Mutter. Sie fragte sich, was Sídhe-Matriarchinnen wie Brí am frühen Morgen taten. Vermutlich machten sie keinen Kaffee und sangen auch nicht zum Gedudel des Radios.

Mord, Folter, allgemeiner Sadismus – oder musste das bis nach dem Brunch warten?

Dad fuhr sie zur Schule, die ganze Strecke über angenehm schweigsam. Ein Strom uniformierter Mädchen floss auf das Tor zu, ein merkwürdig hypnotischer Anblick. Sie sah Clodagh, wie immer umringt von einer Schar Freundinnen. Sie drehte sich um und winkte Izzy, fiel zurück, um auf sie zu warten, während die anderen weitergingen.

»Komm heute Abend nicht zu spät nach Hause«, sagte Dad. »Wir haben Training.«

Das waren die ersten Worte, die er seit dem Erdbeben zu ihr sagte. Im Radio war es pausenlos darum gegangen. Sie konnten das Epizentrum nicht bestimmen, was außergewöhnlich war, aber es war eins der stärksten gewesen, die man je auf der Insel gespürt hatte. Dad hatte geschnaubt, er fand das eindeutig zweifelhaft. Sie wollte ihn nicht fragen, warum.

»Training?« Sie seufzte. »Schon wieder?«

»Du weißt, warum. Es muss sein, Izzy.«

Und sie hatte nach dem Tumult des Sommers gedacht, der letzte Nachfahre der Linie der Grigori zu sein, sei glamourös und aufregend. Nachdem sich Dad von dem Unfall und dem Koma erholt hatte, war sie der Meinung gewesen, ihr Leben könnte zumindest wieder zum Anschein von Normalität zurückkehren, aber auch da hatte sie sich geirrt. Dad und Gran hatten sich zu außerschulischen Aktivitäten entschlossen – Fitnesstraining, Fechten, Kampfkunst, endlose Mythen und Legenden, geheime Geschichten –, um sie auf das Erbe vorzubereiten, das sie bis dahin vor ihr verborgen hatten. Mum stimmte mit ihnen überein. Es gab kein Entkommen.

»Es sind Ferien, Dad. Ich wollte Clodagh treffen und …«

»Sofort nach Hause. Wir müssen die Annalen durchgehen und du musst …«

»Ich weiß, ich weiß. Na gut. Ich komme direkt nach der Schule nach Hause. Ich brauche ja kein Leben oder so was.«

»Izzy.« Er seufzte und schaute aus dem Fenster. Hatte er so seine Teenagerjahre verbracht, fragte sie sich? Er sprach nie darüber. »Es ist wichtig. Abgesehen davon gibt es da diejenigen, die dich gegen uns einsetzen wollen. Denk mal darüber nach.«

Da fielen ihr alle möglichen ein, die das versuchen würden. Eine Weile. Und dann würden sie dazulernen. Dafür würde sie schon sorgen. Sie würde sich nicht noch einmal benutzen lassen. Dad sollte das wissen, aber er glaubte es nicht. Zumindest nicht so ganz.

»Ist schon gut.«

Das war es nicht, aber was hätte sie sonst sagen sollen? Sie stieg aus und knallte die Tür zu.

»Alles klar?«, fragte Clodagh, als sich Izzy zu ihr gesellte.

»Nein.« Mehr als ein Wort war es nicht wert. Clodagh verstand sofort.

»Eltern?«

»Ein Riesenspaß.«

Ein Mädchen stand neben dem Schuleingang und beobachtete sie übertrieben neugierig. Irgendetwas an ihr weckte Izzys Aufmerksamkeit, hielt sie auf eine beunruhigende Weise fest, die selten etwas Gutes bedeutete. Izzy runzelte die Stirn, versuchte, die typische Fremdartigkeit zu erkennen, die Sídhe kennzeichnete, wenn sie sich unter Menschen bewegten. Aber da war nichts. Kein metallisches Glitzern in den Augen, keine automatische Anziehung oder der Wunsch zu gefallen. Sie war einfach ein Mädchen, sehr hübsch, mit pechschwarzen Haaren und olivbrauner Haut. Und mit den verblüffendsten grünbraunen Augen, die Izzy je gesehen hatte.

»Wer ist das?«

»Die Neue«, sagte Clodagh. »Sie ist schon seit September in unserer Klasse. Sie heißt Ash. Hast du nicht aufgepasst?«

Nicht besonders. Eigentlich nicht. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, war da seit Trimesterbeginn eine neue Schülerin in der Klasse. Izzy hatte nur keine Notiz von ihr genommen.

»Ähm … vielleicht. Ich weiß nicht. Woher weißt du das alles überhaupt?«

Clodagh schüttelte die goldenen Locken nach hinten und tippte sich mit einem perfekt manikürten Finger an die Nase. »Ich habe meine Quellen. Dazu gehört, mit Leuten zu sprechen und gesellig zu sein. Das solltest du auch mal versuchen. Hast du die Mathe-Hausaufgaben gemacht? Ich hab’s total verschwitzt. Kann ich deine abschreiben?«

Jinx kam knurrend hoch, Blutgeschmack im Mund und mit einem weiß glühenden Feuer im Kopf. Der Bodach bäumte sich über ihm auf, die Arme dick wie Baumstämme, ein Körper wie ein Fels. Noch so ein Schlag würde ihn zerquetschen. Immer noch mit dröhnendem Kopf rollte er sich herum, und das riesige Wesen stampfte mit dem Fuß dort auf den Boden, wo eben noch seine Brust gewesen war. Er lachte ihn aus, dumm und selbstgefällig, doch Jinx rollte weiter und kam wieder auf die Beine, duckte sich, zum Sprung bereit. Der Bodach griff wieder an, doch Jinx drehte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, ließ beide Fäuste auf seinen dicken roten Nacken niedersausen und rammte ihn mit dem Gesicht voraus auf den Boden. Der Riese brach zusammen. Man hörte wenig mehr als ein Grunzen und das Klatschen eines Körpers auf Steinplatten. Jinx sprang auf seinen Rücken, knallte wieder und wieder seinen Kopf auf den Boden, bis er sich nicht mehr wehrte. Zusammengesackt blieb er liegen, seine Brust hob und senkte sich.

Jinx richtete sich auf, wischte sich das Gesicht ab und warf einen finsteren Blick in die Runde. Einige der Umstehenden grinsten, andere murmelten Flüche, aber sie warteten noch, größtenteils schweigend. Der Bodach rührte sich nicht.

»Wir haben einen Gewinner!« Die Stimme hallte von der Kupferkuppel des Marktes wider und Geld wechselte den Besitzer.

In den meisten Höhlen, den Wohnstätten der Sídhe, gab es strenge Regeln, die eingehalten werden mussten, und eine Matriarchin, der man folgte. Einst waren sie Verstecke gewesen, sichere Orte der vollkommenen Sídhe-Macht, allen verschlossen, die nicht hierhergehörten. Dieser Markt jedoch nicht. Er war vom Tor in Smithfield aus zugänglich, stand allen offen und wurde vom Geld regiert. Dabei gab es eigentlich alle Arten von Währung, von Euros bis hin zu … nun ja, allem … Und man konnte alles kaufen. So hatte es Holly gefallen, und auch jetzt, da sie weg war, ging der Markt unbeaufsichtigt seine ausgetretenen Pfade weiter.

»Zu schnell, Jinxy-Boy«, sagte eine Stimme hinter ihm gedehnt. Es waren die Magpies, wie immer makellos in Schwarz und Weiß, die Knopfaugen auf ihn gerichtet. »Nicht gerade gute Unterhaltung, wenn du sie schon nach ein paar Pulsschlägen alle machst, oder?«

Jinx hob den Kopf und fixierte sie mit seinem gefährlichsten Blick. Mags wandte den Blick ab, aber Pie hielt stand.

»Was wollt ihr?«, fragte Jinx.

»Nur den Kampf sehen. Du machst dir schon einen Namen. Oder ist dir das egal?«

»Silver wird das nicht gefallen, oder?«, fragte Mags jetzt in düstererem Ton. »Das wird ihr ganz und gar nicht gefallen.«

»Na und?« Silver würde ausflippen. Das wusste er, denn das war schon mehrmals passiert. Silver mochte das hier nicht und drückte ihre Meinung zu diesem Thema auch klar aus. Und jetzt war sie mehr als je zuvor jemand, deren Wort gehört werden sollte; sie hatte Holly besiegt und vom Markt vertrieben. Für solche Dinge gab es Regeln, alte Gesetze, älter als alles andere. Es bedeutete, dass Silver das Kommando übernehmen und Matriarchin sein sollte. Niemand hatte so viel Macht wie sie. Niemand hatte sich vorstellen können, dass Holly zu schlagen war, und doch hatte Silver das Unmögliche getan. Jetzt war er ihr Gesandter, und das bedeutete eigentlich, dass er nicht für Geld kämpfen sollte. Ein Gesandter war ein Friedensbringer, hatte sie ihm in ihrem gemessenen, musikalischen Ton gesagt. Die Rolle war sein Schutz, und er konnte in den Schatten wandeln, im Licht, in den Hallen der Feinde. Er sollte es wirklich ernster nehmen.

Er kämpfte nicht gern, aber er musste es tun. Es gab sonst wenig, wodurch er sich lebendig fühlte. Silver konnte und würde ihn nicht aufhalten, und sie wusste, es würde nicht viel nützen, es zu versuchen. Es war Jinx einfach egal.

Innerlich zerbrochen. Das war er. Vollkommen innerlich zerbrochen.

Er musste nur die Umstehenden betrachten, um zu sehen, was sie dachten – dieses schon seit Langem tief sitzende Misstrauen. Einst hatte er ganz und gar Holly gehört. Er hatte es nicht selbst gewählt, aber wer verstand das schon? Er war Cú Sídhe. Sie alle schauten auf ihn herab, verachteten ihn. Ein Bastard, Sohn einer Verräterin und eines Mörders, Hollys Hund.

Holly war fort, im Durcheinander nach Silvers Sieg davongeschlichen, und ihre Leute fingen erst langsam an zu glauben, dass sie wirklich frei waren. Ihr Bedürfnis, überall Rache zu nehmen, brodelte von dort auf, wo sie es vor langer Zeit versteckt hatten. Im Moment kamen sie nicht an Holly heran, aber Jinx war noch da. Er hätte auch gleich eine Zielscheibe auf dem Rücken tragen können. Selbstzufrieden zu sein, konnte er sich nicht leisten. Solche Kämpfe zeigten ihnen nur, dass es das Risiko nicht wert war. Noch nicht.

Die Magpies beäugten ihn, als wäre er der nächste Gang in ihrem Menü. »Was wollt ihr?«, fragte er noch einmal.

»Der Boss hat uns geschickt, um dich zu holen. Dich gewissermaßen zu ihm einzuladen. Als Gesandten natürlich.« Pie verbeugte sich übertrieben formell und grinste sein schmierigstes Grinsen. »Auf ein Wort mit ihm.«

»Er kann ein Wort haben.« Jinx schnappte sich ein Handtuch von dem Stapel am Rand des improvisierten Boxrings und sah sich nach Art um. Der Leprechaun schuldete ihm seinen Lohn. Man konnte den kleinen Mistkerlen nicht über den Weg trauen.

»Der Boss mag solche Ausdrücke nicht, Jinx.«

Ein weiterer Suibhne Sídhe, ein Vogelmann wie die Magpies, bahnte sich mit den Schultern einen Weg durch die dicht gedrängte Menge. Er war erheblich kleiner und leichter und warf flüchtige Blicke auf sie und Jinx, bevor er Mags hastig ein schmuddeliges Bündel Geldscheine in die Hand drückte und floh.

Mags grinste breit und begann, die Scheine zu zählen, glättete jeden einzeln und formte schließlich einen Fächer, der mehrere Hundert Euro wert war. Mit dem fächelte er seinem Bruder zu.

»Wer hat gesagt, wir hätten keinen Hund in diesem Kampf?« Er lachte.

Jinx entfernte sich von ihnen, im Bewusstsein, dass sie ihm folgten, lautlos und heimtückisch wie immer. Es war egal. Hier auf dem Markt würden sie es nicht wagen, etwas zu tun. Sie waren lästig, das war alles.

Art saß auf einem Fass, die Beine verschränkt, und zählte ebenfalls ein Bündel Banknoten. »Ach, da bist du ja, Jinx, mein Junge. Kommst dir deinen Anteil holen, was? Du warst gut da draußen. Du warst …« Die Worte erstarben, als er die Magpies hinter Jinx sah. Sehr wenig konnte den Leprechaun zum Schweigen bringen, aber die Magpies hatten einen furchterregenden Ruf.

»Hier«, sagte Art und schob Jinx das ganze Bargeld zu. »Hier, nimm, was immer du willst.«

Jinx verdrehte die Augen, während er näher an den zitternden Leprechaun herantrat. Er sagte nichts – er konnte die Einschüchterung auch genauso gut nutzen, auch wenn es nicht sein Zutun war –, zählte aber sorgfältig ab, was ihm zustand, und nicht mehr. Art hätte zweifellos versucht, ihn zu betrügen. Das lag in seiner Natur. Leprechauns konnte man nicht trauen, vor allem nicht, wenn es um Geld ging. Zum Glück für ihn waren die meisten Cú Sídhe von Natur aus vertrauenswürdig, deshalb nahm Jinx nur so viel, wie er in diesem Kampf verdient hatte.

Und er hatte es verdient. Schon jetzt spürte er die Blutergüsse und Zerrungen, die sich durch ihn hindurcharbeiteten. Morgen würde er leiden. Aber was war daran neu? Er hatte schon immer gelitten. Da war sein Los im Leben.

»Also kommst du jetzt mit?« Pie klang gelangweilt.

»Warum um alles in der Welt sollte ich das tun?«, fragte Jinx zurück.

»Weil wir nett gefragt haben. Der Alte Mann hat gesagt, wir sollen nett fragen. Und dir etwas sagen. Was sollten wir ihm sagen, Mags?«

Mags grinste breit. »Dass wir das Mädchen fragen müssen, wenn du nicht kommen willst.«

Izzy? Verdammt, nein, er wollte nicht, dass sie auch nur an Izzy dachten.

»Ich habe nichts mit ihr zu tun. Nicht mehr.«

»Oooh«, sagte Pie. »Streit unter Liebenden?«

Jinx verzog die Lippen zu einem Zähnefletschen, das den halben Markt in Angst und Schrecken versetzt hätte, die Magpies aber nur noch mehr zum Grinsen brachte.

»Hattest du aber«, sagte Mags. »Das wissen wir alle. Und du würdest es auch immer noch. Oder? Lüg jetzt nicht. Aber der Alte Mann will eigentlich mit dir sprechen, nicht mit ihr. Sie ist gewitzt, die Kleine.«

»Ich muss zuerst mit Silver sprechen.«

»Klar. Hol dir ihre Erlaubnis.« Mags schenkte ihm einen höhnischen Blick. »Du willst sie ja nicht noch mehr verärgern, was?«

***

Silver war umringt, wie immer. Den Kopf über die Arbeit gebeugt, fielen ihr die weißblonden Haare nach vorn und schirmten ihr Gesicht ab. Schlank und zart, wie sie war, sah sie nicht stark genug aus, um den ganzen Markt zu regieren, doch sie tat es. Oder zumindest sollte sie es tun.

Silver war mehr als nur Fae. Sie war Leanán Sídhe, Muse und Inspiration und eine der mächtigsten lebenden Aes Sídhe. Jetzt blätterte sie einen Stapel Anträge durch, während diejenigen, die sie bei ihr eingereicht hatten, um sie versammelt standen und warteten. Als sich Jinx näherte, blickte sie auf, weil sie merkte, dass das Gemurmel verstummte, dass sie alle auf seine zerzauste Gestalt starrten, auf seine Schnitte und Blutergüsse, die ganzen Hinweise auf seinen Kampf. Dann sahen sie die Magpies hinter ihm, was es nur schlimmer machte. Beinahe konnte er sie laut denken hören.

Man kann ihm nicht trauen. Er gehört immer noch Holly. Sie hat ihn markiert und gebunden. Schaut ihn euch doch an.

Silvers Blick fiel auf ihn und ihre Augen wurden schmal. »Wo warst du?«, fragte sie ruhig.

»Ähm …« Was sollte er ihr sagen? Sie wusste es sowieso schon.

»Ich hoffe, es hat sich gelohnt.«

Er dachte an das Geld in seiner Jeanstasche. »Ja. Schon. Die Magpies wollen, dass ich in deinem Namen mit ihnen gehe. Sie sagen, Amadán möchte mich sprechen.« Er trat näher, nah genug, dass er sie atmen hören konnte, und fuhr flüsternd fort: »Sonst spricht er mit Izzy.«

Silver verzog leicht das Gesicht, was nur er sehen konnte. »Ist das okay für dich?«

»Habe ich eine Wahl? Du hast mich zu deinem Gesandten gemacht. Ich muss deine Botengänge erledigen, oder nicht?«

Genau wie er es früher für Holly getan hatte. Das Echo ihrer früheren Matriarchin umgab sie beide immer noch. Sie würden sie niemals abschütteln können.

Doch Holly war besiegt. Silver hatte ihren Machtstein zerschmettert und sie vertrieben. Sie mussten sich ihretwegen eigentlich keine Sorgen mehr machen, oder?

Sie runzelte die Stirn, nickte aber. »Also gut. Komm danach sofort zurück. Lass dich nicht von ihm dazu bringen, irgendetwas zu vereinbaren, ohne zuerst mit mir zu reden. Verstanden?«

Jinx blickte sie finster an. Rücksprache mit ihr halten? »Gesandter« hatte für sie beide wohl verschiedene Bedeutungen. Sie musste ihn nicht wie ein Kind behandeln, aber Silver konnte das gedankenlos tun. Sie sah wahrscheinlich immer noch den kleinen, wilden Jungen in ihm, den sie vor einer Ewigkeit in Brís Höhle aufgesammelt hatte. Und jetzt behandelte sie ihn einfach weiterhin wie immer, obwohl sie nicht mehr jede Handlung von Holly absegnen lassen musste. Es widerstrebte ihm, aber er wusste nicht, was er sagen wollte. Sie hatte nicht unrecht, das war das Problem. Doch er wusste es bereits.

Statt zu widersprechen, unterdrückte er seine aufmüpfigen Gedanken und nickte ihr zu. »Ja, Matriarchin.«

Silver kniff die Augen zusammen. »Sag das nicht!«

»Du wirst es früher oder später akzeptieren müssen. Du bist jetzt hier die Matriarchin.«

Und ohne eine Matriarchin befand sich der Markt in einer Abwärtsspirale ins Chaos. Er wusste das besser als jeder andere. Als er an das Geld dachte, das er einfach unverfroren gewonnen hatte, ohne Rücksicht auf ihre Anweisungen zu nehmen, zog sich Jinx unerwartet der Magen zusammen. Wenn der Markt außer Kontrolle geriet, wurde er zu einem gefährlichen Ort. Und Silver tat nichts, um ihn zu befrieden. Noch nicht. Er war sich aber auch nicht sicher, ob sie es jemals tun würde. Und was dann?

»Also gut«, wandte er sich an die Magpies. »Wohin gehen wir?«

»In den Untergrund«, sagte Pie grinsend. »Wir gehen in den Untergrund.«

Dylan wachte mit einem Schrei auf den Lippen auf, obwohl er sich nicht bewusst war, dass er geträumt hatte. Er kämpfte sich aus dem Gewirr seiner Laken und versuchte, sich zu ruhigem Atmen zu zwingen. Seine Brust schmerzte vom Hämmern seines Herzens, aber er konnte sich nicht an einen Albtraum erinnern. Er erinnerte sich an überhaupt nichts. Nur dass er am Abend zuvor ins Bett gefallen war, erschöpft und sich nach dem Vergessen des Schlafs sehnend. Ab dem Moment, wo sein Kopf das Kissen berührt hatte, war alles leer.

Bis auf die Musik. O ja, er konnte sich an die Musik erinnern. So deutlich, dass sie alles andere übertönte. Wirklich alles. Doch irgendetwas war passiert. Das wusste er. Papier lag auf dem Boden verstreut, auf Linien gekritzelte Noten, seitenweise Partituren. Alle Aufnahmegeräte waren an, der Computer zeigte .wav-Dateien von mitten in der Nacht.

Wieder einmal.

Kopfschüttelnd sammelte er die Papiere zu einem Stapel, wobei er mit geübtem Auge die Musik überflog.

Sie war schön. Wie immer. Diese wunderschöne Musik kam von irgendwo anders, von einem Ort, der weit über ihn selbst hinausging. Doch sie kam durch ihn, entfachte die Magie, die in ihm aufwallte. Er konnte nicht anders.

Es machte nur allen anderen fürchterliche Angst.

Als er in die Küche kam, schaute Mum mit trübem Blick von ihrem Kaffee auf. Dad war schon weg.

»Tut mir leid«, murmelte Dylan.

Sie zuckte die Achseln. »Ist schon gut, Liebling. Denk daran, was der Psychologe gesagt hat.«

Also hatte er es wieder getan. Es passierte nicht immer. Wenigstens das. Doch ab und zu floss es einfach aus ihm heraus, alles auf einmal. Und er konnte nichts dagegen tun. Konnte sich nicht daran erinnern. Die Musik stieg einfach auf und verschlang ihn am Stück. Der Psychologe sagte, er müsse es herauslassen, dass es ein Weg sei, mit Mariannes Tod fertigzuwerden. Was hätte er ihm auch sagen sollen? Nein, eigentlich wurde ich von Silver geküsst, die eine Leanán Sídhe ist, und dabei wurde ich aus Versehen zu einem Machtstein. Ich bin jetzt die Quelle ihrer Magie und ihr Hauptkanal. Am Ende wird es mich umbringen, aber wenn ich Glück habe, werde ich vorher nicht zu einem rasenden Irren. Ja, Psychologen liebten so etwas. Also war es einfacher zu nicken und zuzustimmen und zu versprechen, so oft wie möglich mit Kopfhörern zu arbeiten.

Was eigentlich unmöglich zu halten war, wenn man schlafkomponierte und sich nicht daran erinnern konnte, was man tat. Sein Unterbewusstsein schien wenig Rücksicht auf andere zu nehmen.

Er hatte nicht zu Dr. Patterson gehen wollen, aber Mum hatte darauf bestanden. Es war eine Familientherapie, und Dylan musste genau aufpassen, was er sagte. Was für ihn normal war – die Sídhe, Grigori, Engel und Dämonen –, konnte dazu führen, dass er eingewiesen wurde, wenn er seine Erlebnisse der falschen Person beschrieb. Er kam selbst noch nicht ganz damit klar.

Es musste verborgen bleiben. Doch die Magie ließ sich nicht eindämmen. Sie strömte in seinen Träumen aus und brachte ihn dazu, im Schlaf zu komponieren.

Und die Musik war unglaublich. Mehr als unglaublich.

Transzendent.

»Gehst du heute ins College?«, fragte seine Mutter.

»Klar.« Er hatte nicht erklärt, wie er es geschafft hatte, in einen reinen Musikstudiengang versetzt zu werden. Es war nicht Jura, was sie gern gehabt hätten. Das wussten sie und er spürte ihr Missfallen deutlich. Sie wussten nicht, was er im College tat, und fragten auch nicht. Manchmal überlegte er, ob es sie überhaupt noch interessierte. Der Sommer hatte alles verändert.

Der erste Monat seines ersten Jahres am Trinity College hatte ihn vor dem Wahnsinn bewahrt. Von dem Moment an, in dem er das verspätete Aufnahmegespräch hatte, war er an der Musikfakultät aufgenommen gewesen.

Ein Geschenk von Silver. Jemand schulde ihr noch einen Gefallen, hatte sie gesagt. Und die drei Fakultätsmitglieder, die ihn beurteilten, saßen mit offenen Mündern da, während er spielte.

Dabei hatte er sich wenigstens echt gefühlt.

»Gut«, sagte Mum, ging wieder ins Bett und ließ ihn mit noch größeren Schuldgefühlen zurück.

Als er alle musikalischen Kreationen der Nacht einpackte und sich auf den Weg zur Bahn machte, wurde er das Gefühl nicht los, dass er etwas vergessen hatte, einen entscheidenden Umstand übersah – etwas Gefährliches und furchtbar Wichtiges. Als er online nachschaute, überflog er einen Bericht von einem rätselhaften Erdbeben, ohne ihn wirklich zu lesen, und dachte daran, Izzy anzurufen. Sie würde in der Schule sein und nur Ärger bekommen, wenn sie an ihr Handy ging. Im Abschlussjahr hatte man mehr Freiheiten als Ausgleich für den Druck der Abschlussprüfungen, aber alles war auch nicht erlaubt. Ein paar Regeln musste sie trotzdem befolgen. Nicht dass sie sich in letzter Zeit groß darum scherte. Sie schien sich um gar nichts mehr zu scheren.

Er war nicht der Einzige, der sich verändert hatte.

Als er aus der Bahn stieg und zwischen einer Horde Studenten und anderen Fahrgästen die Rampe hinunter auf das Tor zur akademischen Insel des Trinity College im Herzen Dublins zuging, sah er eine vertraute Gestalt, die auf ihn wartete.

Sie musste auf ihn warten. Warum hätte sie sonst dort am Tor stehen sollen und ihn direkt anschauen, mit diesem nervtötenden wissenden Lächeln?

Mari.

Aber Mari war tot.

Seit dem Sommer hatte sich die Pinnwand vor dem Matheraum in den schlimmsten Ort der ganzen Schule verwandelt. Natürlich meinten sie es gut. Das wusste Izzy.

Das Foto von Mari dominierte die Wand. Eines dieser perfekt gestellten Schulfotos, für die Mari immer so glänzend posiert hatte. Sie sah aus wie ein Model. Einmal hatte sie gesagt, dass sie das später beruflich machen wolle. Dylan hatte sie ausgelacht und sie hatte tagelang nicht mit ihm gesprochen.

Aber sie war so wunderschön gewesen.

Lächelnd, mit strahlenden Augen, für immer lebendig, für immer schön und unverändert.

Am Brett hingen Botschaften, flatternde, bunte Zettel, auf die die meisten Mädchen der Schule ein paar Abschiedszeilen geschrieben hatten. Oder gute Wünsche. Oder irgendwas.

Izzy nicht. Genauso wenig wie Clodagh. Keine von beiden wusste, was sie sagen sollte.

Marianne war ihre Freundin gewesen und jetzt war sie nicht mehr da. Das stand fest. Sie war wegen Izzy gestorben.

Nein, sie war umgebracht, ermordet worden, um Izzy eine Botschaft zu senden. Aber es kam auf dasselbe heraus.

Holly hatte einiges zu erklären.

Finster betrachtete Izzy das Foto und die Zettel. Ein Windstoß brachte sie durcheinander wie pastellfarbene Blütenblätter und lenkte ihre Aufmerksamkeit von dem Foto ab. Ärgerlich zwang sie den Blick wieder auf Maris perfektes Lächeln. Sie war froh, dass sie Maris Leichnam nicht gesehen hatte. Nun konnte sie sich weiter so an sie erinnern.

Die eitle, oberflächliche, herzlose, lachende, menschliche Mari.

»Hast du sie gekannt?«, fragte eine unbekannte Stimme.

Izzy drehte sich um und sah das neue Mädchen, Ash, neben sich stehen.

Izzy schenkte ihr einen finsteren Blick. »Natürlich kannte ich sie. Wir kannten sie alle.«

»Izzy und Mari waren befreundet«, sagte Clodagh, die sich auf ihre andere Seite gestellt hatte. »Izzy, erinnerst du dich an Aisling?«

»Ash«, sagte das Mädchen ausdruckslos, als müsste sie das ständig tun. »Nicht Aisling. Ich bin eigentlich überhaupt keine Irin.«

»Woher kommst du dann?«, fragte Clodagh.

Das Mädchen winkte ab. »Von überall. Meine Familie zieht viel um.« Sie hatte dieses Aussehen – London oder New York, mehr als glatt und blank poliert, sondern schon leicht unecht, und ihr Akzent trug Anflüge von fremden Orten. Viele. Ihr dunkler Hautton kam nicht aus der Flasche oder von der Sonnenbank. Er war ganz natürlich. Izzy war einfach wie alle anderen davon ausgegangen, dass ihr Name ›Aisling‹ sei, und hatte ihr kosmopolitisches Aussehen gar nicht bemerkt. Sie konnte von überall stammen. Sie musterte Izzy mit haselnussbraunen Augen, die von dichten Wimpern eingerahmt waren, so dunkel, dass sie niemals Mascara brauchte. Ihr dicker Zopf reichte ihr bis zum unteren Rücken und kleine Schmetterlingsklammern hielten ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Ein paar Schüler aus dem Übergangsjahr kamen vorbei, sie sprachen laut über eine Party oder so etwas an Halloween – wer sich als was verkleidete, wer da sein würde, wie spät sie kommen würden und wie sie den Alkohol hineinschmuggeln wollten. Eine löste sich aus der Gruppe und ging in Richtung Klo.

Als das Mädchen die Tür öffnete, spürte Izzy ein Frösteln zwischen den Schulterblättern, einen Schauder, der von der Tätowierung oben an ihrer Wirbelsäule ausging und sich ganz nach unten schlängelte. Er erschien in dem Moment, als die Tür aufging, und verschwand, als sie sich schloss. Doch er war da. Eindeutig.

Ein schlechtes Zeichen. Ein ganz schlechtes Zeichen.

Aber hier in der Schule? Das würden sie nicht tun. Das konnten sie nicht!

Sie holte Luft und fing Clodaghs Blick auf. »Ich komme gleich wieder.«

Clodagh wurde blass, ihr Blick hart. Izzy war sich nicht ganz sicher, was Clo wusste und was nicht, und sie wagte es nicht zu fragen. Vor allem, da Clo und Dylan die einzigen guten Freunde waren, die sie noch hatte. Clodagh war allerdings nicht dumm, unabhängig von der Fassade, die sie manchmal nach außen trug. Sie nickte kurz und trat näher an Ash heran, begann eine lange und ausführliche Geschichte über Marianne und wie sie damals in Dundrum mit dem Sicherheitsmann diskutiert und am Ende kostenlose Einkaufsgutscheine für sie alle herausgeschlagen hatte, während Izzy sich entfernte. Sie legte die flache Hand an die Toilettentür und der Schauder war wieder da.

Hier ging eindeutig etwas vor sich. Und es gefiel ihr nicht.

Sie trat ein und ließ die Tür hinter sich zuschwingen.

Nebel füllte den Raum, so dick und schwer, dass sie kaum etwas sah. Die zweckmäßigen grünweißen Fliesen sahen ausgewaschen aus und die glimmenden Glühbirnen über ihr summten und erleuchteten den Raum nur schwach. Nicht genug, um viel weiter als einen Meter zu sehen. Die Temperatur fiel, und ihr Atem bildete vor ihrem Gesicht Dunstwolken, die sich in den Nebel mischten, Teil davon wurden, ihn stärkten und ihm Macht verliehen.

»Hallo?«

Die Luft knisterte, aufgeladen, schwer vom Geruch nach Ozon.

Es kam keine Antwort. Die Welt war eigenartig still und ruhig, als ob etwas hinter der Tür alle Geräusche dämpfte oder erstickte. Izzy schluckte schwer, sie war sich bewusst, dass ihr Herz plötzlich das Lauteste im Raum war. Ein Summen wie Elektrizität, grell und scharf, zitterte in der Luft. Der Nebel kräuselte sich um sie, bildete Wirbel, wo sie sich bewegte, ringelte sich von ihr weg, als wollte er ihre Berührung meiden. Vielleicht spielte er auch mit ihr. Er wirkte zu bewusst, beinahe lebendig.

Etwas verschob sich in ihr. Sie hatte das unangenehme Gefühl, ein Ziel zu sein. Der Nebel mied sie nicht, er umringte sie. Dies war ein Spiel und sie wollte nicht spielen.

»Hallo? Jemand hier drin?«

Das andere Mädchen musste hier sein. Es war nicht wieder hinausgegangen. Dafür war keine Zeit gewesen. Izzy konnte nur Weiß sehen, überall Nebel, als hätte jemand eine Dusche angelassen und der Boiler hätte überhitzt. Doch es gab hier keine Duschen. Ganz zu schweigen von der arktischen Temperatur. Und im Nebel … Bewegung, Gestalten, halbe Formen.

Ein leises Wimmern kam von links aus einer der Kabinen. Izzy drehte sich um, konnte aber immer noch nichts sehen. Das war unmöglich.

Sie beschwor eine kleine Flamme, ein Flackern, nicht größer als ihr Fingernagel – mehr brachte sie nicht zustande –, obwohl Dad und Gran mit ihrem Verbot sehr deutlich gewesen waren. Nicht in der Schule, nicht in der Öffentlichkeit – niemals, wenn sie es vermeiden konnte. Aber Magie zehrte von Magie. Sie brauchte etwas, um sich davon zu ernähren, und sie hatte keine Zweifel, dass das, was hier passierte, Magie war. So musste es sein. Also konnte sie es auch genauso gut nutzen.

Obwohl sie nicht mehr als eine winzige Flamme zustande brachte, füllte goldenes Licht den Raum, milderte das Weiß, und mit einem wilden Fauchen bewegten sich Schatten, gemacht aus Nebel statt aus Dunkelheit. Gestalten streckten sich zu weit, zu lang, Rauchschwaden und Gewirre aus Dunst.

Izzy schluckte einen erschrockenen Aufschrei. Sie lösten sich von ihr, wichen vor den Flammen zurück wie gespenstische Schlingpflanzen, wie Lebewesen, und gaben den Blick auf das Mädchen frei. Sie war an der hinteren Wand der Kabine heruntergerutscht, mit leerem Blick, der an die Decke starrte, und ihr Mund war vor Angst weit aufgerissen. Sie hatte sich das Gesicht zerkratzt, dunkles Blut unter den abgebrochenen Fingernägeln, Kratzer auf den Wangen, doch jetzt war kein Widerstand mehr in ihr. Dunst hing über ihrer Haut, kräuselte sich aus ihrem Mund und den Nasenlöchern wie Zigarettenrauch. Ihre Haut sah blass und aufgedunsen aus, die Lippen blau, als litte sie an Unterkühlung. Einen Moment lang konnte Izzy nicht atmen. War sie tot? O Gott, war sie zu spät gekommen?

Das Mädchen wimmerte wieder, ein trauriger, fiepender Laut, aber sie blinzelte nicht und rührte sich auch sonst nicht. Sie hing nur da, die Augen zu weit aufgerissen, die Arme und Beine in seltsamen Winkeln abstehend. Ihr Atem hob und senkte sägend ihre Brust, zu schnell, zu verzweifelt.

Izzy bewegte sich zentimeterweise auf sie zu und versuchte dabei, die nebligen Schatten im Auge zu behalten. Es wurde wieder kälter, und ihr Herz schlug lauter und lauter, als riefe es sie. Sie hatte geglaubt, sie nutzte ihre Magie, um ihre eigene zu stärken, doch das war nicht mehr der Fall. Wer nutzte hier wen aus? Sie fluchte lautlos, Worte, die sie nicht recht herauspressen konnte. Sie hätte nicht gedacht, dass die Magie die Schatten auch stärken könnte. Und es gab noch mehr von ihnen …

Jetzt flüsterten sie, folgten jeder ihrer Bewegungen. Das Summen in den Glühbirnen wurde schmerzhaft, wie eine Wespe in ihrem Schädel. Das Feuer auf Izzys Handfläche ließ nach, während ihre eigene Furcht sie lähmte. Sie streckte die Hand aus, berührte das Mädchen auf dem Boden. Ihre Haut fühlte sich wie Eis an und sie atmete flach. Sie brauchte Hilfe, und zwar schnell.

ENDE DER LESEPROBE