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Willkommen in der Kunstmühle Josef Dirnbacher in Gloggnitz! Diese neue Mühlenbroschüre (Band 1 - Die Mühle) ist speziell für Schulkinder gemacht, und beschreibt am Beispiel der lange stillgelegten Kunstmühle in Gloggnitz die Geschichte der Mühle und altes Wissen über Mühlen, Müllerei, Korn und Brot. Der Beruf der Müller und Müllerinnen ist lange in Vergessenheit geraten, weil die sog. »romantischen Mühlen« vor mehr als 100 Jahren von den »industriellen Mühlen« verdrängt wurden. In der Dirnbacher Mühle wird dieser Übergang von den alten Mahltechniken bis zur modernen Müllerei sichtbar und begreifbar, weil die alten Maschinen wieder auferstehen und die einstige Fabrik wieder lebendig wird. Die Kunstmühle ist ein Ort des Entdeckens und Forschens für Groß und Klein. Freue Dich auf viele spannende Themen in der Mühle, dem Industriedenkmal zum Anfassen!
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Seitenzahl: 53
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Wie alt ist das Getreide?
Warum wird Korn gemahlen?
Von Mahl- und Reibesteinen
Die Wassermühle
Der Mühlstein
Der Mahlgang
Die römischen Tierdrehmühlen
Die Schiffsmühlen
Die Windmühlen
Das Mühlenwesen im Mittelalter und vom »bösen« und vom »guten« Müller
Mühle und Brot im 17. Jh.
Bauernmühlen
Der große Fortschritt
Die Dirnbacher Mühle, eine Lohnmüllerei
Von der Flachmüllerei zur Hoch- und Kunstmüllerei
Die Reise des Korns durch unsere Mühle
Die Erfindung des Walzenstuhls
Der Antrieb
Vom Kornlift und der Schnecke
Das Sichten (Sieben)
Grießputzmaschine
Die ganze Maschinerie
Die Backstube
Korn zum Ausmalen, Falten und Ausschneiden
Das Wandern ist des Müllers Lust
Mühlenkreuzworträtsel
Was die Dirnbacher Mühle sonst noch zu bieten hat
Kontakt
Stadtgemeinde Gloggnitz
Sparkasse
Getreidemandala
Mühlenmandala
Anhang
Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
Lösung Mühlenkreuzworträtsel
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder,
es ist für eine Stadt wie Gloggnitz von unschätzbarem Wert, ein solches Kleinod, wie das Brot- und Mühlenmuseum eines darstellt, zu beheimaten.
Gerade in Zeiten der immer stärkeren Industrialisierung der Nahrungsmittelherstellung ist es immens wichtig, unserer und kommenden Generationen Information bereitzustellen und Wissen hinsichtlich der traditionellen Produktion unserer Grundnahrungsmittel vermitteln zu können. Zahlreiche Führungen und Exkursionen der Schulen und das Echo der Schülerinnen und Schüler zeigen deutlich, wie groß das Interesse an Tradition und Ursprünglichkeit auch heute noch vorhanden ist und auch in Zukunft, vielleicht sogar noch verstärkt, sein wird.
Mein Dank gilt an dieser Stelle den Verantwortlichen des Museums, der Familie Dirnbacher für ihr Engagement und das Hochhalten der Zunft ihrer Vorfahren.
Irene Gölles
Bürgermeisterin
Willkommen in der Kunstmühle Josef Dirnbacher in Gloggnitz!
Du hältst unsere neue Mühlenbroschüre (Band 1 - Die Mühle) speziell für Schulkinder in den Händen. Sie soll dir am Beispiel der lange stillgelegten Kunstmühle in Gloggnitz einerseits die Geschichte dieses Hauses erzählen, andererseits altes Wissen über die Mühlen, die Müllerei, das Korn und das Brot näherbringen.
Wir wissen alle, was Bauern und Bäuerinnen, was Bäcker und Bäckerinnen täglich machen. Der Beruf der Müller und Müllerinnen jedoch ist lange schon in Vergessenheit geraten. Dies liegt daran, dass die sogenannten »romantischen Mühlen«, wie wir sie uns vorstellen, vor mehr als 100 Jahren von den »industriellen Mühlen« gänzlich verdrängt wurden. In den wenigen heutigen Großmühlen unseres Landes sind wohl ähnliche Maschinen und Abläufe beim Mahlen und allem was dazugehört zu finden, doch diese Mühlen kannst du bei ihrem Tun nicht mehr beobachten, denn die Prozesse sind computergesteuert und die Produktionshallen für uns meist unzugänglich.
Mit dieser Broschüre versuchen wir, einen Bogen von »damals« zum »Heute« zu spannen, damit der Mühle und ihrer Wichtigkeit für die Menschheit anhand eines Beispieles, nämlich das der Dirnbacher Mühle, Bedeutung geschenkt wird.
Dies’ Büchlein soll dir helfen, die großen Themen rund um unser Brot »zu Ende zu denken«. Gib’ dich nicht zufrieden, bis du alles genau erfasst hast! Gerade beim Thema um die »älteste Maschine der Menschheit«, die Mühle, gerade beim Thema Brot, das uns alle betrifft, ist Genauigkeit im Hinsehen gefragt und es hilft dir sicher in deinem Leben weiter. Dem Thema wohnt eine gewisse »Bodenhaftung«, ein gewisser »Erdgeruch« inne, und vermutlich wirst du erst in deinem späteren Leben erkennen, wie umfangreich und wertvoll alles rund um’s »tägliche Brot« ist.
Die Verwandlung vom Korn zum Mehl, vom Mehl zum Teig, vom Teig zum Laib und vom Laib zum Brot ist eine spannende, fast mystische, aber jedenfalls interessante Sache. Die Umformung (vom Korn zum Brot) erinnert uns ein bisschen an »Raupe, Puppe und Schmetterling1«, wobei das »Endprodukt« da wie dort erstaunlich ist.
Freue Dich nun darauf, die technischen Entwicklungen rund um die Müllerei und Bäckerei gemeinsam mit uns, mit deinen Lehrern/-innen und deinen Mitschülern/-innen und Freunden/-innen zu erforschen und zu ergründen.
Es warten viele spannende Themen auf dich.
Bis zum Wiedersehen grüßen wir dich mit dem alten Müllergruß »Glück zu!«
Regina Danov, BA
Kulturvermittlerin Brot- und Mühlen Lehr-Museum
Mag. Carl Dirnbacher
Vereinsobmann Brot- und Mühlen Lehr-Museum
Abb. 1: Müllerwappen2
1 vgl. Funada, 2013, 55
2 Bayerischer Müllerbund e.V.; Die im Müllerwappen verwendeten Symbole haben folgende Bedeutung: [v.o.n.u.] Winkel, Zirkel und Zahnrad (sind Symbole des Mühlenbaus), Mühlstein, Walze (Walzenstuhl), getragen und gehalten von den beiden Löwen.
Alle Getreidesorten gehören zur Familie der Gräser. Weizen und Gerste sind die ältesten Sorten. Ihr Ursprung liegt im sog. »fruchtbaren Halbmond«, das sind die Länder Israel, Libanon, Syrien, Türkei und Irak. Dort wurde schon 8000 Jahre vor Christus3, also vor rund 10000 Jahren Getreide angebaut. Roggen und Hafer kamen erst viel später dazu. Sie entstanden zuerst als »Unkraut« neben Weizen und Gerste und wurden im Laufe der Zeit vom Wildkorn zu einer echten Getreidesorte kultiviert.4
Der Weg bis zum heutigen Weizenanbau war lange. Die Menschen suchten großkörnige Gräser und begannen deren Körner an bestimmten (günstigen) Stellen auszustreuen. Die ersten Felder entstanden. Der Mensch wurde sesshaft und begann zu töpfern, weil Vorratsgefäße notwendig waren. Man begann Vieh zu halten5.
So wurden aus Süßgräsern (Poaceae), die die wild wachsenden Vorläufer unserer Kulturgetreidesorten sind, langsam die Weizenarten Wild-Einkorn (Triticum monococcum) und Wild-Emmer (Triticum turgidum), sowie die Wild-Gerste (Hordeum vulgare)6. Unser Getreide hat also einmal ganz klein angefangen, als Einkorn, im Volksmund auch »Pferdedinkel« genannt. Wie der Name schon verrät, hat es in seiner Ähre nur ein Korn, ein einziges Korn.
Vom Einkorn kam man zum Zweikorn, dann zum Emmer, bis man schließlich zu den vielkörnigen Weizenarten der Neuzeit kam, deren Ähren heute oft so schwer geworden sind, dass sie die Halme kaum noch tragen können.7
Weizen und Roggen sind heute unsere wichtigsten Getreidesorten. Sie werden entweder im Herbst als Wintergetreide, oder im Frühling als Sommergetreide ausgesät.
Die Ernte wird von Juli bis August eingefahren. Das Korn ist Grundnahrungsmittel für Mensch und Tier.
Abb. 2: Mais, Weizen, Roggen und Dinkel
3 folgend v.Chr. und n.Chr. bez.
4 Im Gebirge von Afghanistan haben wilder Roggen und Hafer bis heute überlebt.
5 vgl. Küster et.al., 1999, 56
6 vgl. Heiss, 2013, 43
7 vgl. Brandstetter, 1980, 208-211
Es wäre doch viel einfacher, das Korn ohne »den mühsamen Arbeitsvorgang des Mahlens« zu essen! Oder?