Die drei ??? und der Doppelgänger (drei Fragezeichen) - William Arden - E-Book

Die drei ??? und der Doppelgänger (drei Fragezeichen) E-Book

William Arden

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Beschreibung

Sollte es ihn wahrhaftig geben, einen zweiten ... Justus Jonas? Jan, der sich aus Angst vor hinterhältigen Gaunern auf dem Schrottplatz einquartiert hat, weiß nicht, daß er dadurch die drei ???, und vor allem sein Ebenbild Justus, in große Schwierigkeiten bringt. Gefahr und Chaos lauern auf Schritt und Tritt. Justus wird an Jans Stelle von den Männern geschnappt und eingesperrt. Bob und Peter beweisen, daß sie auch ihne ihren Chef richtig und überlegt handeln können. Eine wilde Verfolgunsjagd beginnt, denn es geht um Minuten!

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und der Doppelgänger

erzählt von William Arden

nach einer Idee von Robert Arthur

Kosmos

Umschlagillustration von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlageder Gestaltung von Aiga Rasch

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-14057-4

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Eine haarsträubende Neuigkeit

Freunde spannender Lektüre, lasst euch warnen!

Bei diesem neuen Abenteuer unseres Detektivteams »Die drei???« müsst ihr euch auf einen Anblick gefasst machen, der selbst mich vor Unbehagen schaudern lässt! Sollte es ihn wahrhaftig geben, einen zweiten …? Nein, ich bringe es nicht über die Lippen, das mir bislang Unvorstellbare! Reden wir lieber von anderen Dingen dieses dramatischen Geschehens.

Ein ganz normaler Ausflug zu einem berühmten Vergnügungspark mündet in einen Albtraum, der von unserem Trio auf der Stelle volle Einsatzbereitschaft fordert. Gefahr und Chaos lauern auf Schritt und Tritt, doch unbeirrt versuchen die Jungen, ein verabscheuungswürdiges Verbrechen aufzuklären. Menschenraub! Rätselhaft verschlüsselte Botschaften! Politische Intrigen über Länder und Kontinente! (Und über manchen Fingerzeig könnten unsere Helden geradezu stolpern!) Lebensgefährliche Irrtümer! Die gewundenen Pfade eines Jungen auf der Flucht! Ein Gegner, der sich beinahe in der abgeschirmten Zentrale der drei ??? einnistet! Fast sind unsere Nachwuchsdetektive mit alledem überfordert. Alle drei Jungen müssen bei diesem Fall ihre Verstandeskräfte mobil machen.

Der superschlaue, gewichtige Justus Jonas – diesmal in eigener Person ein ratloses Angriffsziel für Kriminelle – ist zeitweilig außerstande, die Leitung des Teams rund um die Uhr zu gewährleisten. Also muss der Sportsmann Peter Shaw seinen inneren Widerwillen überwinden und eine Rolle übernehmen, die viel Wagemut erfordert. Und Bob Andrews, der fleißige Rechercheur der drei ???, erhält seine Chance und darf beweisen, dass er ebenso gewitzt wie zuverlässig ist.

Zwischen der verborgenen Zentrale im Campinganhänger auf dem Schrottplatz der Firma Jonas und der mexikanischen Grenze spielt sich eine Verfolgungsjagd ab und die drei ??? sind abwechselnd Jäger und Gejagte. Am Ende läuft alles darauf hinaus, dass – aber nein! Noch immer scheue ich mich, von der überraschenden Tatsache zu sprechen, um die sich bei diesem Abenteuer alles dreht. Noch immer ist dies eine geradezu groteske Vorstellung für mich! Nein, dieses Aha-Erlebnis überlasse ich meinen Lesern.

Im Übrigen zeichnet sich dieser Fall durch eine weitere Besonderheit aus, auf die ich ebenfalls aufmerksam machen muss: ein Land in Afrika namens Nanda. Sucht bitte nicht im Atlas und im Lexikon. Ihr würdet es nicht finden. Wir mussten Rücksicht nehmen und einige Personen- und Ortsnamen in der Nacherzählung ändern. Nämlich: Ein Bericht über Ereignisse, die durch einen absurden, geradezu unglaubhaften Zufall (Stichwort »Doppelgänger«!) eine so überraschende Wende nehmen und mit so vielen zusätzlichen Komplikationen belastet werden, würde den Beteiligten in der Öffentlichkeit eine Art kuriose, augenzwinkernd kommentierte Berühmtheit verschaffen, auf die sie wenig Wert legen, da es im Grunde um selbstverständliche, sehr ernste Dinge geht: Menschenrechte, Menschenwürde, Freiheit.

Deshalb haben sich die drei ??? mit mir zusammen dafür entschieden, dass wir Tarnbezeichnungen verwenden – was ja der Spannung und der realistischen Atmosphäre keinen Abbruch tut. Also auf ins Geheimnis, ins Abenteuer!

Albert Hitfield

Falscher Alarm

»Keine Bewegung!«, rief Peter Shaw.

Bob Andrews und Justus Jonas erstarrten. Die Jungen waren in ihrer geheimen Zentrale in dem alten Campinganhänger, dem Sitz ihrer Nachwuchs-Detektivfirma »Die drei ???«. Das ausrangierte Gefährt war sorgfältig hinter Bergen aus Schrott und Trödelkram auf dem Lagerhof der Firma »Gebrauchtwaren-Center T. Jonas« versteckt, aber es bestand doch immer die Gefahr, dass jemand zufällig an einen der Geheimeingänge geriet. Bob und Justus schauten sich wachsam in dem kleinen Büroraum um und horchten gespannt. Hatte Peter etwas Bedrohliches vernommen?

»Was gibt’s denn, Peter?«, flüsterte Bob.

Peter starrte seine beiden Freunde erbittert an. »Da hat jemand«, erklärte er, »mein Essen geklaut! Die belegten Brote, die ich mir mitgebracht hatte!«

Bob riss den Mund auf. »Dein Essen? Und deshalb schreist du hier herum?«

»Dein Essen, Kollege?«, wiederholte Justus ungläubig.

Der Zweite Detektiv lachte. »War ja nur Spaß. Aber abgesehen davon ist mir mein Magen schon wichtig. Allmählich bekomme ich Hunger.«

»Bisschen dürftig für einen Spaß«, sagte Justus nüchtern. »Falscher Alarm ist eine gefährliche Sache. Ihr kennt ja die Geschichte von dem Jungen, der vor dem Wolf warnte. Solche Späße können …«

Justus, der superkluge Anführer der drei ???, konnte so recht pedantisch werden und kam dann mit Vorliebe ins Dozieren. Bob oder Peter mussten ihn öfter auf den Boden der Tatsachen herunterholen.

»Mit schönen Reden ziehst du deinen Kopf nicht aus der Schlinge«, unterbrach ihn Peter. »Der Fall ist klar: Du hast dir einen kleinen Imbiss genehmigt, während Bob und ich draußen in der Werkstatt waren. Du selber hast mir das Essen geklaut!«

Justus lief rot an. »Hab ich nicht!«, rief er empört. In Anbetracht seines Übergewichts, das im Übrigen nicht allzu sehr auffiel, hasste der Erste Detektiv jede Anspielung darauf, dass er zu viel zu essen pflegte.

Aber Peter blieb bei seiner Behauptung. »Na, dann war’s eben jemand anders.«

»Vielleicht hast du es zur Werkstatt mit hinausgenommen und dort liegen lassen«, meinte Bob.

»Das kann uns jetzt egal sein«, äußerte Justus, der seine Selbstsicherheit wiedergewonnen hatte. »Wir haben noch nicht beschlossen, wohin es morgen gehen soll. Das ist für uns die letzte Möglichkeit, etwas Interessantes zu unternehmen, ehe die Schule wieder anfängt. Da zurzeit anscheinend niemand vorhat, uns mit irgendwelchen Ermittlungen zu beauftragen, und da wir den ganzen Sommer über auf dem Schrottplatz geschuftet haben, finde ich, sollten wir einen richtig schönen Ausflug machen. In Disneyland waren wir alle schon so oft, also schlage ich vor, dass wir nach Magic Mountain fahren. Da bin ich noch nie gewesen.«

»Ich auch nicht«, sagte Peter. »Wie ist es denn da?«

»Es ist einer der größten und schönsten Vergnügungsparks der Welt – das reicht doch«, sagte Bob begeistert. »Die vielen Figuren und Bauten wie in Disneyland gibt es dort nicht, aber dafür allein vier Achterbahnen. Auf der einen fährt man einmal senkrecht im Kreis herum! Und dann gibt’s noch zwei Wasserrutschbahnen, da wird man klitschnass gespritzt! Und dann ein Superriesenrad mit einem enormen Durchmesser und vielleicht noch dreißig andere tolle Karussells und Bahnen – und das alles auf die Eintrittskarte. Kein Fahrscheinblock und so was. Wenn man einmal drinnen ist, kann man fahren, soviel man will.«

»Hört sich nicht schlecht an«, meinte Peter.

»Dann ist das also klar«, entschied Justus. »Und wir machen uns den Extraspaß und fahren im großen Stil hin – mit dem Rolls-Royce! Ich habe Morton schon angerufen und der Wagen ist morgen verfügbar.«

»Mannomann!«, sagte Bob lachend. »Die werden denken, wir sind Millionäre! Ich kann’s kaum erwarten, wie die alle schauen werden, wenn wir da angerollt kommen.«

»Falls ich das überhaupt noch erlebe!« Peter stöhnte. »Ich bin am Verhungern. Los, sagt schon, wo habt ihr Burschen mein Überlebenspäckchen versteckt?«

»Wir haben es nicht versteckt, Peter«, wehrte Bob entschieden ab.

»Kein Mensch hat deine Verpflegung angerührt, Kollege«, sagte Justus, nun doch erbost. »Wahrscheinlich hast du sie ja doch zur Werkstatt mitgenommen. Dann suchen wir mal lieber dort, sonst kommen wir mit unseren Plänen gar nicht mehr zurande.«

Gesagt, getan. Justus hob die Luke im Fußboden des Anhängers und zwängte sich in Tunnel II hinab. Dieser war der Hauptzugang zur Zentrale und bestand aus einer weiten Metallröhre, die unter dem Anhänger und dem umgebenden Gerümpel hindurchführte. Peter, der groß und kräftig war, musste sich jedes Mal platt auf den Bauch legen, wenn er sich in die Röhre einschleusen wollte, aber hinter dem keuchenden, übergewichtigen Chefdetektiv schlüpfte er vergleichsweise leicht hindurch. Bob, der Kleinste, hatte beim flinken Durchkrabbeln als Schlusslicht keinerlei Probleme.

Sie kamen in Justs Freiluftwerkstatt heraus, die vorn in einer an die Straße grenzenden Ecke des Schrottplatzes lag. Die Werkstatt hatte zum Schutz ein abschüssiges, zwei Meter breites Dach, das entlang der Hofseite am Zaun angebracht war. Berge von Schrott ringsum entzogen die Werkstatt den Blicken. Hier hatten die Jungen ihre Druckerpresse und die größeren Werkzeuge für den Umbau von Technikschrott in nützliche Gerätschaften für ihre Detektivarbeit. In der Werkstatt fanden sich auch ein Stuhl, ein paar alte Kisten und eine Werkbank. Und auf der Werkbank erspähte Bob die Tüte, in der Peters Brote gewesen waren.

»Siehst du, da hattest du sie liegen lassen«, erklärte der für Recherchen und Archiv zuständige Mitarbeiter.

Peter hob die zerrissene Tüte auf. »Aber wer hat nun die Brote gegessen?«

»Wahrscheinlich warst du es selber und dann hast du nicht mehr dran gedacht«, sagte Justus überheblich.

»Ich?«, rief Peter. »Ich und vergessen, dass ich prima Schinkenbrote gegessen habe?«

»Das waren bestimmt Ratten«, sagte Bob, als er sich die Tüte genau angesehen hatte. Sie war einfach aufgerissen worden. »Die vertilgen bekanntlich alles.«

»Wenn du glaubst, die Ratten können bei Tante Mathilda auf dem Schrottplatz frei herumspazieren, dann irrst du dich gewaltig!«, rief Peter.

»Sie tut, was sie kann, aber nicht mal Tante Mathilda kann jede Ratte persönlich von einem großen Schrottplatz fernhalten«, meinte Justus lachend.

Justs Tante Mathilda war eine imposante Dame, die das Unternehmen mit eiserner Hand führte. Ihr Ehemann Titus verbrachte die meiste Zeit damit, neuen Trödel für das Lager ausfindig zu machen. Justus, der als kleines Kind seine Eltern verloren hatte, lebte bei Onkel und Tante, seit er zurückdenken konnte.

»Kommt mal mit, wir wollen sehen, ob nicht Tante Mathilda etwas für uns zu essen hat«, sagte Justus und ging zum Büro vorn auf dem Hof. Als er sich jedoch dem großen Hoftor näherte, verhielt er den Schritt. »Sagt mal, habt ihr das Auto da schon mal gesehen?«

Bob und Peter blickten zur Einfahrt vor. Ein großer, grüner Mercedes parkte in Höhe des offen stehenden Tors am Straßenrand gegenüber. Ausgestiegen war jedoch niemand.

»Der hat sich eben noch bewegt, als ich hinschaute«, sagte Justus bedächtig. »Er rollte ganz gemächlich aus und dann blieb er stehen.«

»Na und, Justus?«, meinte Peter. »Darf man hier etwa nicht parken? Vielleicht ist es ein Kunde von euch.«

»Kann sein«, sagte Justus, »aber da ist niemand ausgestiegen, und ich meine, ich hätte diesen Wagen schon heute früh hier am Tor vorbeifahren sehen. Übrigens genauso langsam.«

»Halt mal«, rief da Bob. »Den hab ich doch auch gesehen! Auf der Straße vor dem hinteren Zaun, als ich mit dem Rad hierher unterwegs war. Eine Stunde ist das vielleicht her.«

»Vielleicht haben die meine Brote geklaut!«, meinte Peter.

»Na klar doch, internationales Mundraub-Syndikat!«, sagte Bob trocken.

»Hör schon auf mit deinen Brötchen«, fuhr Justus schroff auf. Er behielt den parkenden Wagen durch das offene Tor scharf im Auge. »Wenn du sie nicht verspeist hast, dann hat Bob sicher recht – dann waren es die Ratten. Mich würde jetzt weit eher interessieren, was der Wagen da eigentlich soll.«

Bob grinste. »Vielleicht warten die auf eine Gelegenheit, noch weitere Schinkenbrote zu stehlen.«

»Sieht ja wirklich so aus, als warteten die auf etwas, Kollege«, meinte Justus. »Nehmen wir die Sache mal in die Hand.«

Justus hatte das Talent, fast überall ein Geheimnis zu wittern, und obendrein eine unheimliche Begabung, damit recht zu behalten! Bob und Peter hatten es schon längst aufgegeben, Justs Ahnungen infrage zu stellen, und seien sie noch so weit hergeholt. Hin und wieder irrte er sich auch, aber es kam nicht oft vor.

»Peter, du machst dich jetzt ganz klein und schleichst dich ungesehen ans Tor«, wies Justus seinen Kollegen an. »Da halte dich versteckt und beobachte den Wagen. Bob und ich können hinten zum Roten Tor hinausgehen und draußen vor dem Zaun um das Gelände herumlaufen. Bob, du gehst nach links, ich gehe nach rechts. So haben wir den Wagen von allen Seiten im Blick.«

Peter nickte und sah, wie seine beiden Freunde durch den Geheimausgang im hinteren Zaun aus dem Hof schlüpften. Dann verdrückte er sich rasch hinter aufgetürmtem Gerümpel und kroch dicht am Zaun entlang wieder zur Einfahrt vor. Vorsichtig blickte er sich um. Der Mercedes war noch da. Peter glaubte zwei Insassen zu sehen. Dann duckte er sich flugs wieder.

In sicherem Abstand legte er sich lang hin und kroch zum offenen Hoftor zurück. In Bauchlage spähte er wieder hervor.

»Hallo! Suchst du was? Kann ich wohl helfen?«

Peter schluckte. Ein gedrungener, sonnengebräunter Mann in einem leichten Sommeranzug stand dicht vor ihm in der Einfahrt. Der Mann hatte krauses, braunes Haar und kleine blaue Augen und lächelte liebenswürdig. Der Anblick des Zweiten Detektivs, der da platt auf dem Bauch lag, schien ihn zu belustigen.

»Ich … ich …«, stammelte Peter. Er kam sich richtig dumm vor. »Ich habe meinen Ball verloren. Ich war hier … gerade … am Suchen.«

»Hier ist aber kein Ball herausgekullert«, sagte der Mann ganz ernsthaft.

»Dann ist er wohl woandershin gesprungen«, sagte Peter einfältig und stand auf.

»Pech gehabt«, sagte der sonnengebräunte Mann. Jetzt streckte er Peter eine Straßenkarte des näheren Umkreises hin. »Vielleicht kannst du dafür mir helfen. Es sieht so aus, als hätten wir uns verfahren.«

Peter sah plötzlich, dass eine Tür an dem grünen Mercedes geöffnet war und im Wagen nur noch eine Person saß. Der gedrungene Mann nickte zu dem Wagen hin.

»Ich fürchte fast, wir sind im Kreis gefahren. Wirklich keine Glanzleistung. Wir waren nämlich auf der Suche nach dem alten Missionsgebäude, das ihr hier im Ort habt.«

Da fiel Peter auf, dass der Mann kein amerikanisches Englisch sprach. Allerdings unterschied sich der Akzent auch deutlich von dem der Engländer, denen er bisher begegnet war. Na also, da saßen irgendwelche Touristen im Wagen und sie hatten sich verfahren! So viel zu Justs Vorahnungen!

»Aber klar.« Peter nahm die Karte und zeigte dem Mann, wo er sich jetzt befand und wo die spanische Mission an der Küstenstraße vor der Stadt lag. »Es ist wirklich nicht so leicht zu finden.«

»Eben.« Der Mann nickte. »Na, jedenfalls vielen Dank.«

Der Mann ging zu dem grünen Mercedes zurück und der Wagen fuhr weg. Da kamen Bob und Justus zu Peter gelaufen. Justus starrte dem entschwindenden Mercedes nach.

»Nur Touristen, Freunde«, sagte Peter ein wenig abschätzig. Er berichtete, was geschehen war. »Der Bursche hatte einen ganz eigenartigen englischen Akzent.«

»Verfahren?«, fragte Justus, sichtlich enttäuscht. »Das war alles?«

»Was soll noch sein, Just? Wir sind schließlich nicht im Dienst«, sagte Peter.

Justus war verdrossen und nachdenklich. »Die Geschichte hört sich glaubhaft an, weil es ja Ausländer waren, aber –«

»Just!«, stöhnte Peter. »Die hatten sich verfahren! Sonst war nichts!«

»Und wir wollten doch unseren Ausflug vorbereiten!«, mahnte Bob.

»Unbedingt«, sagte Peter. »Aber erst essen wir zu Mittag.«

Bob und Justus tauschten einen Blick. Beim Hoftor stand eine Kiste mit alten Tennisbällen. Bob und Justus schnappten sich Bälle und beschossen Peter damit, bis er lachend weit in den Hof hineingelaufen war.

Peter liegt das leibliche Wohl am Herzen, Bob das Freizeitvergnügen – beides sei schwer arbeitenden Detektiven selbstverständlich gegönnt. Aber ließ man sich nicht doch zu schnell von einem Vorkommnis ablenken, das möglicherweise der näheren Erforschung bedarf?

Menschenraub!

Am nächsten Morgen war Bob schon früh aufgestanden. Rasch zog er sich an und lief in die Küche. Als er das Frühstück hinunterschlang, legte sein Vater die Zeitung zur Seite und sah seinen Sohn lächelnd an.

»Na, habt ihr so früh schon wichtige Ermittlungen vor?«, erkundigte sich Mr Andrews.

»Heute nicht, Papa. Wir fahren nach Magic Mountain – in dem feinen Rolls-Royce, mit Morton als Chauffeur!«

Mr Andrews stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Drei flotte junge Herren, wie? Ich fürchte nur, dass das Erwachsenwerden für euch wenig Reiz haben wird.«

»Aber nicht, wenn Just mitwächst!«

»Nein«, sagte Mr Andrews lächelnd. »Dann wahrscheinlich nicht.«

»Es wird vielleicht ein bisschen spät werden, Papa, aber wir wollen versuchen, zum Abendessen zurück zu sein«, rief Bob, als er aus der Haustür lief.

In der hellen Morgensonne sauste er mit dem Fahrrad durch die Straßen von Rocky Beach zum Schrottplatz und bog in den Hof ein. Peter saß schon auf der Schwelle des Büroschuppens und weidete sich an einem herrlichen Anblick. Ein Rolls-Royce älteren Baujahrs mit riesigen Scheinwerfern und einer Kühlerhaube, die so lang und schwarz und glänzend war wie ein Konzertflügel, stand im Hof. Und nicht genug damit, dass der große Wagen schon in schlichtem, spiegelblankem Schwarz eine wahre Pracht war – den Vogel schoss er mit einer Besonderheit ab: Alle Metallbeschläge einschließlich der Stoßstangen waren mit gleißendem Gold überzogen!

»Mann!«, sagte Bob hingerissen. »Ich vergesse immer, was für ein edles Stück das ist, bis ich ihn wieder mal zu Gesicht bekomme!«

Ein großer, schlanker Mann in Chauffeurlivree stand neben dem Automobil und polierte behutsam eine vergoldete Fläche mit einem weichen Tuch. Er wandte das lange Gesicht mit freundlichem Lächeln Bob zu.

»Mir geht es genauso, junger Mann, wenn ich zwischendurch auf ein anderes Modell umsteigen muss«, sagte der Fahrer Morton.

Justus hatte vor längerer Zeit in einem Preisausschreiben Freifahrten mit dem fantastischen Oldtimer gewonnen, und später hatte ein dankbarer Klient der drei ??? dafür gesorgt, dass der Wagen den Jungen nun jederzeit bei Bedarf zur Verfügung stand. Diesen Wagen fuhr stets nur Morton im Auftrag des Eigentümers, einer Mietwagenfirma, und somit war er ein guter Freund der drei ??? geworden. Er bestand nach wie vor darauf, die Jungen so höflich zu behandeln, als hätte er es mit steinalten, steinreichen Generaldirektoren zu tun. Jetzt aber zwinkerte er Bob verschmitzt zu.

»Wieder einmal ein wichtiger Fall, werter Herr?«, sagte er.

»Diesmal nicht, Morton«, erklärte Bob. »Wir wollen nur einen Ausflug nach Magic Mountain machen, und da dachten wir, das müsste uns im Rolls-Royce besonderen Spaß machen.«

»Eine Spazierfahrt? Wunderbar!«, rief Morton. »Wer hat einen freien Tag eher verdient als die drei Detektive von Rocky Beach? Ich werde dem Büro unser Fahrtziel melden und volltanken, bis der Erste Detektiv auch eintrifft.«

Der hochgewachsene Chauffeur stieg in den Rolls-Royce und fuhr aus dem Hof. Bob wandte sich rasch an Peter.

»Weil wir gerade von Justus reden – wo steckt er denn?«

»In der Zentrale, er macht Pläne«, sagte Peter. »Was für welche, wollte er mir nicht sagen.«

»Das wollen wir doch mal sehen – komm mit!«

Sie krabbelten Tunnel II entlang und stiegen durch die Bodenluke in den so gut versteckten Anhänger hinauf. Justus saß am Schreibtisch, ganz in seine Arbeit vertieft. Er hatte eine Menge farbiger Prospekte vor sich ausgebreitet.

»Morton ist schon da, Just«, sagte Bob munter. »Fertig?«

»Gleich, Kollege.« Der Erste Detektiv beschäftigte sich noch kurze Zeit weiter, dann lehnte er sich hochbefriedigt auf seinem Stuhl zurück und sagte: »So, das hätten wir dann wohl.«

»Was hätten wir?«, fragte Peter ein wenig misstrauisch.

»Das perfekte Organisationsschema für unseren Ausflug!«, erklärte Justus strahlend. »Ich habe mir einen Geländeplan von Magic Mountain vorgenommen und die optimale Route eingezeichnet, die uns bei geringstem Zeitaufwand die meisten Attraktionen bietet. Dabei habe ich Wiederholungsfahrten auf solchen Karussells eingeplant, die vielleicht ganz besonders reizvoll für uns sind, und ich habe mir etliche Ausweichmöglichkeiten überlegt, falls wir vor Fahrtantritt zu lange in der Schlange stehen müssten oder falls eine Fahrt wegen ungünstiger Windverhältnisse oder Betriebsstörung ausfällt. Sodann habe ich noch –«

Peter stöhnte. »Hör mal, Just, wie wär’s denn, wenn wir einfach nach dem Eingang eine Runde drehen und alles durchprobieren, was uns unterwegs begegnet? Na ja, einfach losziehen und uns treiben lassen …«

»Eben – immer der Nase nach!«, meinte auch Bob.

»Treiben lassen?« Justus furchte die Stirn. »Das wäre ein völlig unwirtschaftliches –«

»Es soll ja Spaß machen!«, warf Peter ein.

»Na ja«, sagte Justus beleidigt, »wenn ihr meinen Plan ablehnt, dann will ich ihn euch nicht aufdrängen.«

Verstimmt schaute Justus auf seine liebevoll angefertigten Skizzen. Dann zuckte er die Achseln und warf sie in den Papierkorb. Bob und Peter jubilierten. Schließlich konnte Justus sich das Lachen auch nicht mehr verbeißen. Flink schlüpften die Jungen durch die Bodenluke auf den Hof hinunter.

Morton war mit dem Rolls-Royce wieder eingetroffen. Aufgeregt und mit viel Gelächter drängten sich die Jungen in das prachtvolle Gefährt. Morton hielt ihnen sogar die Türen auf.

»Und jetzt nach Magic Mountain, wenn ich bitten darf!«, forderte Justus den Fahrer gut gelaunt auf.

»Sehr wohl, die Herrschaften.« Morton lächelte. »Zu Diensten, meine Herren.«

Magic Mountain lag in einiger Entfernung östlich von Rocky Beach, im Binnenland hinter dem lang gestreckten südkalifornischen Küstengebirge. Morton steuerte den edlen alten Wagen aus der Stadt hinaus auf die Überlandstrecke. Sie hatten gerade die erste Steigung an den trockenen, staubbedeckten Berghängen erreicht, als Morton sich unvermittelt zu Wort meldete.

»Herrschaften, wenn ich mich recht erinnere, so erwähntet ihr, dass ihr euch zurzeit nicht mit Ermittlungen befasst?«

»Nein, sehr zu unserem Leidwesen«, bestätigte Justus. »Wieso fragen Sie?«

»Weil uns, wenn mich nicht alles täuscht, jemand verfolgt!«

»Verfolgt?«, riefen alle drei Jungen wie aus einem Munde. Sie blickten sich um.

»Wo denn, Morton?«, fragte Bob. »Ich sehe keinen Wagen.«

»Er ist jetzt gerade nicht zu sehen, da hinten in der Kurve«, sagte Morton, »aber mir ist er schon in dem Augenblick aufgefallen, als wir aus dem Schrottplatz fuhren, und seither ist er die ganze Zeit hinter uns. Ein grüner Mercedes.«

»Ein grüner Mercedes!«, rief Justus. »Sind Sie da ganz sicher?«

»Automobile sind mein Beruf, junger Mann«, sagte Morton unbeirrt. »Da ist er wieder! Und er holt auf.«

Die drei Jungdetektive schauten stumm zur Heckscheibe hinaus. Da war kein Irrtum möglich. Der grüne Mercedes war dicht hinter ihnen und näherte sich in raschem Tempo!

»Es ist derselbe Wagen, stimmt!«, rief Peter.

»Aha«, sagte Justus triumphierend, »dann waren das also doch keine Touristen, die sich verirrt hatten! Hatte ich wieder einmal recht!«

»Sieht so aus«, räumte Peter unsicher ein. »Aber wer könnten die dann sein? Was wollen sie?«

»Ich weiß es nicht, Kollege«, sagte Justus verbissen, »und ich finde, das braucht uns für heute auch gar nicht zu interessieren.«

»Aber es bleibt uns ja nichts anderes übrig!«, rief Bob erschrocken. »Die kommen einfach immer näher, Just! Die holen wirklich auf!«

»Morton!«, rief Justus. »Können Sie die Burschen abhängen?«

»Ich werde mein Möglichstes tun«, sagte Morton gelassen.

Der goldbeschlagene Rolls-Royce preschte vorwärts, als Morton das Gaspedal ganz durchdrückte. Sie waren jetzt in den Bergen, und die enge zweispurige Straße schlängelte sich an tiefen Schluchten und an den Steilwänden felsiger Canyons entlang. Morton nahm das große Lenkrad fest in die Hände und steuerte das spiegelblanke Vehikel mit Schwung um die scharfen Kurven über den Abgründen.

Der grüne Mercedes beschleunigte und blieb dicht hinter ihnen. Die beiden Wagen rasten mit quietschenden Reifen in die Kurven, die Räder gefährlich nahe an den gähnenden Abgründen. Auf gerader Strecke hätte der starke Rolls-Royce davonziehen können, aber in der Wendigkeit war ihm der kleinere, moderne Mercedes überlegen. Unaufhaltsam kam das grüne Auto näher.

»Die holen immer mehr auf«, rief Peter verzweifelt.

Mortons Stimme war seelenruhig. »Im Gebirge ist es gefährlich, zu sehr zu beschleunigen.« Gelassen überschaute er die vor ihnen liegende Fahrbahn. »Aber vielleicht –?«