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Als Oskar beim Grabsteinslalom über das Grab seines Namensvetters stolpert, ahnt er noch nicht, welchen Lauf der Schulausflug der 3b nehmen wird. Nachts ertönen plötzlich unheimliche Geräusche aus dem Zimmer über ihm – obwohl dieses seit Jahren leer steht. Wer treibt sich dort herum? Trotz der Warnung des gruseligen Hausmeisters, das obere Stockwerk auf keinen Fall zu betreten, schleichen sich Oskar und seine Freunde nach oben und merken schnell, dass hier nichts mit rechten Dingen zugeht.
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Seitenzahl: 50
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Daniela Jarosz
IllustrationenTimo Grubing
Die Dunklen Bücher – Hilferuf aus dem Jenseits von Daniela Jarosz
1.Digitale Auflage 2023
www.ggverlag.at
ISBN E-Book: 978-3-7074-1760-9
ISBN Print: 978-3-7074-2469-0
In der aktuell gültigen Rechtschreibung
Coverillustration: Timo Grubing
Innenillustrationen: Timo Grubing
© 2023 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten.
Die Mutprobe
Zimmer Nummer 13
Ein Hinweis
Gefangen
Der sechste Sinn
Das geheimnisvolle Zimmer
Was geschah mit Oskar von Lahnstein?
Hilferuf aus dem Jenseits
Am Bärenfelsen
Ruhe in Frieden
Epilog
Ich bin Oskar und 12 Jahre alt. In meinem Lockenkopf fährt die Fantasie echt oft Achterbahn. Mein größter Wunsch? So richtig cool zu sein! Besondere Merkmale? Ein Muttermal auf der rechten Wange und eine Lücke zwischen den Schneidezähnen! Gilt das?
Mein Name ist Chaos … ähm … Clemens und ich bin 13 Jahre alt. Ich habe massig rote Haare, genau 34 Sommersprossen und eine Zwillingsschwester. Böse Zungen behaupten, ich hätte eine große Klappe!
Ich bin Luisa und zwei Minuten älter als Clemens. Meine Haare sind genauso rot und genauso kurz wie die von meinem Bruder. Damit sie mich beim Fußball spielen nicht nerven! Mein Motto? Langweilen kann ich mich, wenn ich alt und grau bin!
Mein Name? Den verrate ich nun wirklich nicht jedem! Die Pension „Zum alten Schloss“ kenne ich wie meine Westentasche – mitsamt ihren dunklen Geheimnissen.
Oskars Finger umklammern die Schnalle des schmiedeeisernen Friedhofstors. Aus der Ferne erklingt der Ruf einer Eule. Zumindest hofft Oskar, dass die gruseligen Schreie von einer Eule stammen.
„Los, mach schon!“, zischt Clemens so dicht hinter ihm, dass er seinen warmen Atem im Nacken spürt. Oskars Finger zittern, doch zum Glück können die Zwillinge das nicht sehen. Auf dem verlassenen Friedhof, der direkt neben der Pension „Zum alten Schloss“ liegt, ist es nämlich finster. So finster, dass man kaum die eigene Hand vor Augen sieht, geschweige denn eine zitternde auf der Türschnalle.
Zentimeter für Zentimeter schiebt Oskar das schwere Friedhofstor auf. Schauerlich wie das quietscht. Wie eine räudige Katze mit Halsweh.
„Der Grabsteinslalom“, wispert Luisa, „kann beginnen!“ Grabsteinslalom! Welcher Teufel hat ihn da bloß geritten? Und das alles nur, weil er sich in den Kopf gesetzt hat, unbedingt dazuzugehören. Zu den coolen Kindern! Dass die Zwillinge, Clemens und Luisa, Profis im Coolsein sind, ist kein Geheimnis. Das Schuljahr ist gerade einmal sechs Wochen alt und zusammen haben sie es schon auf zwölf Eintragungen ins Klassenbuch gebracht. Das, sagt Frau Schmatzberg, ihr Klassenvorstand, ist Rekord! Oskar jedenfalls bewundert die Zwillinge, auch wenn er das im Leben nicht zugeben würde. Um blöde Antworten sind die beiden nie verlegen. Angst kennen sie auch keine, sonst hätten sie wohl kaum einen Grabsteinslalom vorgeschlagen. Wenn man von jemanden wie Clemens und Luisa zu einer Mutprobe herausgefordert wird, dann sagt man nicht einfach „Nein“. Selbst dann nicht, wenn das bedeutet, dass man um Mitternacht bibbernd am Friedhofstor steht, statt in der Pension „Zum alten Schloss“ friedlich vor sich hinzuschnarchen – so wie der Rest der 3b! An drei Fingern kann Oskar abzählen, wie das hier enden könnte:
1. Er überlebt den Grabsteinslalom und steigt in die Liga der coolen Kids auf.
2. Ein paar fiese Zombies kreuzen seinen Weg, dann ist es wohl aus und vorbei mit ihm.
3. Frau Schmatzberg und Herr Hempel finden heraus, dass in drei Betten nur Pölster unter den Decken stecken und machen Stress. Dagegen wäre die Sache mit den Zombies ein gemütlicher Kindergeburtstag!
„He, Oskar“, mischt sich Luisa in seine Gedanken ein, „lebst du noch?“
„Wenn du nicht bald mal loslegst“, gähnt ihr Bruder, „such ich mir einen schicken Sarg und hau mich aufs Ohr.“
„Ich bin bereit, wenn ihr es seid …“, murmelt Oskar.
Den Satz hat er neulich in einem Actionfilm gehört. Dort hat er aber wesentlich abgeklärter geklungen, als er und seine blöde Zitterstimme das hinkriegen.
„Allzeit bereit!“, tönt Clemens und Oskar kann sein breites Grinsen spüren.
Luisa wühlt in ihrem Rucksack.
„Da ist es ja“, flüstert sie. „Runter mit dir!“
Oskar geht in die Knie. Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Mit ihrem Halstuch verbindet Luisa ihm die Augen, das bei seinem wilden Lockenkopf echt nicht einfach ist.
Zwar hat Oskar vorher schon kaum etwas gesehen, aber nun ist es wirklich stockfinster. Der Wind fegt pfeifend über den Friedhof, als er zaghaft einen Schritt vor den anderen setzt. Unter seinen Turnschuhen raschelt das Herbstlaub. Oskar hört es zwei Mal klicken, schon tanzen helle Flecken vor seinen verbundenen Augen.
Die Zwillinge haben es gut, denn sie haben Taschenlampen. Mit denen lotsen sie Oskar durch den Friedhof. Immer um die Grabsteine herum – so verlangt es die Mutprobe!
„Als wir heute Vormittag angekommen sind, hat der Friedhof gar nicht arg schaurig ausgeschaut“, spricht sich Oskar in seinem Kopf zu. „Gut, ein bisschen verwahrlost vielleicht, aber das ist nichts, wovor man sich fürchten müsste!“
„Bist du irre?“, mischt sich eine zweite Kopfstimme ein.
„Wir sind hier auf einem Friedhof! Einem F-R-I-E-D-H-O-F! Und zufällig haben wir Mitternacht! Das ist KEINE gute Kombination! Schon mal was von Untoten gehört? Die trinken Blut!“
Oskar ignoriert die feige Kopfstimme und stolpert weiter. „Vorsicht, da liegt Adelheid Lother!“, flüstert Luisa. „Du musst linksherum.“
Ein greller Schmerz fährt Oskar ins Knie. Vor Schreck taumelt er rückwärts und prallt gegen Clemens.
„Keine Panik, war bloß der Grabstein von dieser Adelheid!“, kichert Clemens.
Na toll! Hoffentlich kommt die gute Heidi nicht rauf, um nachzuschauen, welcher Schlurf mitten in der Nacht in ihrem Vorgarten randaliert! Oskar beißt die Zähne zusammen und marschiert tapfer weiter. Zweige knacken unter seinen Füßen. Je länger er die Grabsteine umrundet, desto einfacher wird es. Fast so, als würde er ständig Grabsteinslalom laufen.
„Wie lange noch?“, will er flüsternd wissen, als plötzlich etwas nach seinem rechten Fußknöchel greift und ihn fest umschlingt.
Etwas abscheulich Kaltes hat Oskar im