Infernas 2: Queen of Embers - Melanie Lane - E-Book
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Infernas 2: Queen of Embers E-Book

Melanie Lane

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Beschreibung

»Ich sage dir, was nicht fair ist. Die Frau zu lieben, die deinen Untergang bedeutet.«

Nach den tragischen Ereignissen ringt Everly um ihr Leben. Indes entpuppt sich die Prophezeiung der Seherin als Irrtum, denn nur Infernas selbst wählt ihren Herrscher. Und Infernas wählt Everly. Während die Glut der Rebellion in den Feuerlanden gärt, müssen sich Dante und Everly einer bitteren Wahrheit stellen. Hat ihre Liebe überhaupt eine Chance, wenn Everly Dante die Krone streitig macht? 

Urban Fantasy über einen verhängnisvollen Pakt zwischen einer Winterhexe und Dante, dem Herrscher der Hölle.

//Dies ist der zweite Band der »Infernas«-Dilogie. Alle Romane der spicy New Adult Fantasy-Serie im Loomlight-Verlag: 

  • Infernas 1 - King of Ash
  • Infernas 2 - Queen of Embers

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Das Buch

»Ich sage dir, was nicht fair ist. Die Frau zu lieben, die deinen Untergang bedeutet.«

Nach den tragischen Ereignissen ringt Everly um ihr Leben. Indes entpuppt sich die Prophezeiung der Seherin als Irrtum, denn nur Infernas selbst wählt ihren Herrscher. Und Infernas wählt Everly. Während die Glut der Rebellion in den Feuerlanden gärt, müssen sich Dante und Everly einer bitteren Wahrheit stellen. Hat ihre Liebe überhaupt eine Chance, wenn Everly Dante die Krone streitig macht?

Das Finale der »Infernas«-Dilogie

Die Autorin

© Caroline Pitzke

Melanie Lane stammt aus der schönen Stadt Hamburg, in der sie lebt und in ihrem eigenen Design Studio schockverliebt arbeitet. Sie ist begeisterungsfähig, laut, trinkt gerne Vino und verabscheut Schubladendenken. Als bekennende Feministin lebt sie Themen wie Gleichberechtigung und Diversität, was sich auch stets in ihren Büchern wiederfindet. Sie liebt Sarkasmus, das Meer und ist eine absolute Tierliebhaberin.

Für mehr Informationen über Melanie Lane und ihre Bücher folgt der Autorin auf Instagram: @melanielane_autorin

Der Verlag

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Viel Spaß beim Lesen!

Melanie Lane

Infernas Queen of Embers

Liebe Leser:innen,

dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte.

Auf der letzten Seite findest du eine Themenübersicht, die Spoiler für die Geschichte enthält.

Entscheide bitte für dich selbst, ob du diese Warnung liest.

Wir wünschen dir das bestmögliche Leseerlebnis!

Melanie Lane und das Loomlight-Team

Kapitel 1 Everly

Der Schmerz war mit nichts vergleichbar, was ich bisher gefühlt hatte. Dabei war es nicht nur die Klinge, die durch Fleisch und Sehnen glitt und sich in meinen Brustkorb bohrte, sondern auch das Gefühl von Verrat. Vor allem das Gefühl von Verrat.

»Tut mir leid, Cousine.«

Instinktiv fasste ich mir an die Brust. Berührte den Griff der Klinge, die aus meinem Brustkorb ragte. So unnatürlich und fremd, wie die Klinge spitz und scharf war. Natürlich war sie das. Was für ein absurder Gedanke. Sie gehörte Amida und die Daimonin pflegte ihre Waffen mit großer Sorgfalt. Meine Knie gaben nach und ich sackte in mich zusammen. Ich wäre auf dem Boden aufgeschlagen - hart, hätte Dante mich nicht aufgefangen.

Cousinen.

Amida und ich waren miteinander verwandt.

»Nein! Everly!«

Dantes Stimme war schmerzverzerrt, die Laute, die er von sich gab, so guttural und ... roh, wie die eines verletzten Tieres. Mir wurde schwindeliger. Wärme breitete sich auf meiner Brust aus und etwas tropfte über meine Hände und auf den Boden. Ich brauchte einen Moment, bis ich verstand, dass es sich um Blut handelte. Mein Blut. Wie durch einen dichten Nebel sah ich an mir hinunter und musterte das Messer, das noch immer in meiner Brust steckte. Eine schwarze, kurze Klinge. Und Blut. Zu viel Blut.

Ich gab ein gurgelndes Geräusch von mir. Ein Zittern durchfuhr mich und ich sah auf. Direkt in Dantes Augen. Dieses wunderschöne Gold. Ein Gedanke nach dem anderen jagte mir durch den Kopf und ließ mein Nervensystem verrücktspielen.

Ich war zurückgekommen, dachte ich. Wenigstens war ich zurückgekommen. Sollte das Gold von Dante Augen das Letzte sein, was ich sah, so sei es.

Als könnte er meinen Gedanken hören, schüttelte er den Kopf, hin und her und hin und her. Ich schluckte angestrengt.

»Everly.« Sachte richtete er mich auf und zog mich an sich. Mein Kopf ruhte in seinem Schoß. Obwohl er sich Mühe gab, behutsam zu sein, tat jede Bewegung weh. Sehr.

Ich wollte das gequälte Stöhnen unterdrücken, das mir entfuhr - und versagte.

Kaira winselte leise. Der Nachtschatten lag zu meinen Füßen und stupste mich mit der feuchten Schnauze an.

»Bleib ruhig, mein Herz. Wir bekommen das wieder hin, wir -«

Dantes Stimme brach, in seinen Augen schimmerten Tränen. Dann stand es tatsächlich so schlecht um mich, wie ich vermutet hatte. Verdammt. Ich war noch nie ernsthaft verletzt gewesen. Ein Schnitt hier, ein paar Prellungen dort ... niemals jedoch ... so was. Furcht breitete sich in mir aus. Krallte sich in mein Fleisch und verstärkte den Schmerz.

»Da-ante?«

»Ich bin hier, mein Herz. Alles wird gut.«

Würde es das? Ich war mir da nicht so sicher. Überall war Blut. Mein Blut, und allmählich wurden meine Beine taub. Durch den Dunst aus Schmerz und Unglauben, hörte ich Roarke und Amida miteinander streiten.

»Hast du den Verstand verloren?«

»Vielleicht bin ich die Einzige hier, die ihn noch besitzt!« »Das glaubst du doch selbst nicht!«

»Lass mich los, Roarke, oder ich schwöre dir, du wirst es bereuen.«

»Ami ...«

Ich blendete die beiden aus, als Nevine neben uns auf die Knie sank. Kaira fletschte die Zähne und hätte sich womöglich auf sie gestürzt, wenn Dante ihr nicht einen kurzen, scharfen Befehl gegeben hätte. Kaira hörte auf ihn, offenbar unfähig, einen so direkten Befehl des Herrschers zu missachten. Ich konzentrierte mich auf Nevine. Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie in ihre Hand schluchzte. Wieso weinte sie? Sie hatte kein Recht zu weinen! Das alles war ihre Schuld, verflucht noch mal! Ihr Anblick weckte einen Funken Zorn in mir. Mehr brachte ich aktuell nicht zustande. Es reichte jedoch, um sie anzufunkeln.

»Das ist es doch -«, ich hustete und mein Brustkorb fühlte sich an, als stünde er in Flammen, - »was du ... wolltest.«

Nevine schüttelte den Kopf. Ihre Hand fiel schlaff herab und sie sackte in sich zusammen. Wie eine Marionette, deren Fäden man fallen gelassen hatte. Dante nutzte die Gelegenheit. Seine Hand schnellte vor. Gnadenlos packte er die Seherin am Hals und drückte zu. Fest, das verriet mir ihr schockiertes Keuchen sowie das Hervorquellen ihrer Augen.

»Wähle deine Worte mit Bedacht, Seherin. So wie es aktuell aussieht, werden es deine letzten sein.«

Trotz des Feuers in seinem Blick war seine Stimme kalt wie Eis. Grayden stand etwas abseits, hinter Nevine. Der Schock war ihm deutlich anzusehen.

Mit purer Verzweiflung klammerte Nevine sich an Dantes Hand. Sie zerrte an seinen Fingern, schlug auf seine Hand, aber es war vergebens. Dante hatte all seine verbleibende Kraft mobilisiert und konzentrierte seinen Zorn und seine Feindseligkeit auf jene Frau, die Jahrhunderte an seiner Seite gestanden hatte. Er würde sie töten, ohne Frage. Was auch immer die beiden verband, sie war dafür verantwortlich, dass ich den morgigen Tag nicht mehr erleben würde und Dante, er ... er ... meine Augen brannten und ich fühlte, wie die ersten heißen Tränen mir die Wangen hinabliefen. Er liebte mich. Ich riss meinen Blick von der Seherin los. Mühsam drehte ich den Kopf und sah hinauf in dieses stolze, ausdrucksstarke Gesicht. Irgendwann in den letzten Minuten, vielleicht waren es auch nur Sekunden, hatte er den Zauber fallen lassen. Dante, mein Schwarzfeuerdaimon war zurück. Und er liebte mich. Ich las es in seinem Gesicht. Las es in seinen Augen. Spürte es in jeder Faser meines Herzens. Der Gedanke machte mich unendlich traurig. Er liebte mich und ich liebte ihn. Wir hätten eine Zukunft haben können, gemeinsam. Hier.

In diesem Augenblick verstand ich, dass Zuhause nicht bloß ein Wort war, es war ein Gefühl. Es war nicht nur ein Ort, es konnte genauso gut eine Person sein. Irland war meine Heimat, aber Dante und Infernas ... hier war ich zu Hause. Schlagartig verspürte ich das dringende Bedürfnis, ihm all das zu sagen - bevor es zu spät war.

»Dante«, wisperte ich, nahezu lautlos.

Er beachtete mich nicht. Noch immer hielt er die Seherin im Klammergriff und langsam, aber sicher lief sie blau an.

»Ich -«, presste sie hervor. »Das ... war ni-icht ...«

»Das war nicht was?«, zischte er und zog sie am Hals näher.

Ihre nächsten Worte glichen einem Gurgeln. Eigentlich war es nur ein Wort. Sein Name. Ein Flehen und eine Bitte.

»Daante.«

Mit letzter Kraft hob ich meinen Arm und berührte seine Brust. Sein Hemd klaffte auf. Um seinen Hals lag das goldene Amulett. Das Siegel von Infernas, das ihn als Herrscher brandmarkte. Da er sich über meine Schulter beugte, baumelte es direkt vor meinen Augen.

»Lass ...« - ich japste nach Luft - »sprechen.«

Er riss seinen Blick von Nevines los und sah auf mich hinab. Sofort wurde seine Miene weicher.

»Nicht sprechen, mein Herz. Es strengt dich zu sehr an.«

Als ob es einen Unterschied machen würde. Jeder der hier Anwesenden verstand, wie schwer verletzt ich war. Weder Dante noch Roarke hatten nach Grayden oder einem Heiler gerufen. Keine Medizin und keine Magie der Welt konnten mich retten. Sosehr er es verleugnen wollte, er wusste es. Amida hatte ganze Arbeit geleistet.

»Ich will ... hören ...«

Wenn ich schon starb, dann wollte ich wissen, wieso. Und Nevine sollte besser schnell sprechen, denn meine Sicht flackerte, der Raum verschwamm vor meinen Augen. Die Schmerzen ließen nach und eine allesumfassende Taubheit kroch mir in die Glieder. Das warme Blut auf meiner Brust war auf einmal nicht mehr unheimlich, sondern tröstlich, denn es bewies mir, dass ich noch lebte.

»Everly -«

»Lass die Seherin sprechen, Dante«, mischte sich Roarke ein. Ich hatte nicht die Kraft, den Kopf zu drehen. Dennoch hörte ich die Sorge in seiner Stimme. Und ich sah den exakten Moment, in dem Dantes und Amidas Blicke sich kreuzten.

»Ich -«

»Halt den Mund«, stieß er gepresst hervor. Schwarze Äderchen bildeten sich an seinem Hals. Er riss sich von Amida los und lockerte seinen Griff um Nevines Hals - ließ sie jedoch nicht los. Die Seherin röchelte.

»Erkläre dich, Seherin. Rasch.«

Nevine schnappte nach Luft. »Vor einigen Wochen, war Everly bei mir. Ich -«

Als sie nicht weitersprach, versuchte ich den Kopf zu drehen, doch es war vergebens. Dante spürte mein Bedürfnis, Nevine zu konfrontieren, und drehte uns beide sanft herum. Sein Klammergriff geriet dabei nicht eine Sekunde ins Wanken. Nevines Augen zuckten hin und her. Ganz so, alles könne oder wolle sie mich nicht ansehen. Damit bestätigte sie mir, wie schlimm meine Lage war.

»Ich sagte dir, dass ich lediglich erschöpft wäre«, richtete sie das Wort an mich. Ihre Augen leuchteten milchig weiß und ich hatte das Gefühl, dass ihr Blick nicht mir galt, sondern der Everly von vor ein paar Wochen. »Ich habe gelogen«, wisperte sie. »Ich sah dich, wie du neben Imir auf dem Schlachtfeld standest und ich sah Dante tot zu euren Füßen liegen.«

»Nie-mals«, stieß ich hervor. Und doch erklärte es ihre merkwürdige Reaktion, nachdem sie mich nahezu aus ihrem Turm geschmissen hatte.

Dante strich mir mit der freien Hand beruhigend über das Haar, hinab bis zu meiner Schulter.

Ich würde mich Imir niemals anschließen und schon gar nicht Dante hintergehen. Oder Roarke. Oder ... Amida. So wie sie mich hintergangen hatte. Verflucht, es würde Dante umbringen, dass ausgerechnet sie für meinen Tod verantwortlich war.

»Everly würde niemals gemeinsame Sache mit Imir machen«, erwiderte Dante, ohne eine Spur Zweifel in der Stimme.

»Aber -«, keuchte sie, »in jeder Vision, die ich seit Everlys Besuch bei mir hatte, sah ich sie leben und dich sterben. Jedes. Einzelne. Mal.«

Mein Körper zuckte, als Dante Nevine ruckartig nach vorne zog. Dabei fiel sie fast auf meinen Schoß. Nevine gab einen erschrockenen Laut von sich.

»Und es wäre in Ordnung gewesen«, rief Dante mit so viel Gefühl in der Stimme, dass mir neue Tränen kamen und ich hörte, wie Roarke sich räusperte.

»Es wäre okay gewesen«, wiederholte Dante, leiser diesmal. »Ich wäre mit Freuden für sie in den Tod gegangen. Für Everly und für Infernas. Alles, was du hättest tun müssen, ist, mit mir zu reden!«

»Das habe ich versucht!«

»Um mich davon zu überzeugen, sie zu töten?« Dante stieß geräuschvoll die Luft aus. »Wir hätten uns zusammensetzen und reden können. Überlegen. Planen. Jemanden zu töten ist keine Universallösung.«

»Dante -«

»Halt verdammt noch mal die Klappe, Amida!«

Oh, Dante. Mein Herz blutete für ihn - buchstäblich. Ein Frösteln überkam mich. Kaira kuschelte sich dicht an meine Seite. Sie fiepste leise. Ich wollte die Hand heben und ihr Fell berühren, ein letztes Mal, aber ich hatte keine Kraft mehr.

Meine Atmung wurde zunehmend flacher und wir alle hörten das Pfeifen darin.

Ich öffnete den Mund, versuchte die Lippen zu bewegen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Nun würde er nie erfahren, was ich empfand. Meine Eltern und Mel, sie würden mich nie wiedersehen und sich für den Rest ihres Lebens fragen, was mit mir geschehen war.

Ich bin zu jung zum Sterben ...

Meine Lider flatterten, während meine Sicht sich zunehmend schwarz färbte.

»Everly! Nein! Nein!«

Dante stieß die Seherin grob von sich und umklammerte meine Schultern. Er gab es auf, vorsichtig zu sein, und schüttelte mich.

»Everly! Grayden! Grayden! Wir müssen etwas tun, wir -«

Ein gurgelndes Geräusch entfuhr mir und brachte Dante zum Schweigen. Seine sonst so dunkle Haut war leichenblass. Seine Augen glühten rot.

Es tut mir leid, dachte ich, und wünschte, er könne mich hören.

»Everly, nein ... Nein!«, schrie Dante aus vollem Halse. Es war das Letzte, was ich hörte, als die Dunkelheit mich umschlang und ich meinen finalen Atemzug tat.

Kapitel 2 Dante

»Nein! Nein, nein, nein ...«, murmelte ich, wie in Trance. Ein monotoner Singsang voller Trauer und Schmerz.

Wieder und wieder schüttelte ich Everlys leblosen Körper. Das konnte nicht sein. Sie konnte nicht tot sein, auf keinen Fall. Eben erst war sie zurückgekehrt, voller Leben und Hoffnungen, Träumen und Erkenntnissen. Sie war zu mir zurückgekommen.

Meine Tränen fielen auf ihr blasses Gesicht herab. Sie war weiß wie die Erde im Brachland. Ihre Lippen blass und leicht geöffnet. Die Augen waren geschlossen und ich wusste nicht, ob ich dankbar dafür sein sollte. Sie hatte sie mit Absicht geschlossen, mit letzter Kraft, da war ich sicher. Damit ich nicht mit ansehen musste, wie das Leben aus ihr entwich und für immer verschwand.

Basaltgrau, stark und unnachgiebig, plötzlich leblos und leer. Ihre Augen waren von Anfang an mein Verderben gewesen. Das Feuer und der Schalk darin. Die Herausforderung. Die Sturheit und der Stolz. Und die Verletzlichkeit, die sie so gern überspielte und verbarg.

All das - fort. Aufgrund einer Vision und einer unüberlegten Heldentat, die keine war.

Zärtlich strich ich Everly über die roten Haare, dann führte ich meine Hand zu ihrem Brustkorb und zog das verdammte Messer heraus. Klappernd landete es auf dem Boden. Das Geräusch hallte in dem Raum wider, als hätte ich Hunderte Messer gleichzeitig geworfen. Es war so still, ich konnte meine eigene Atmung hören. Schwer und abgehackt. Mein Herzschlag. Schnell, viel zu schnell. Und ich hörte Roarke, wie er leise sagte: »Amida, nicht.«

Ich ignorierte sie alle, den Blick fest auf Everly gerichtet. Kairas Kopf lag neben ihrem Oberkörper. Der Nachtschatten winselte. Kaira war womöglich die Einzige, die mich verstand. Eben noch hatte Everly zu uns gehört und nun hatte man sie uns genommen. Ich wollte aufstehen und toben, diese ganze verdammte Festung niederbrennen, und doch fühlte ich ... nichts. Nichts und gleichzeitig viel zu viel.

»Ich ... ich wollte nie, dass so etwas passiert«, flüsterte Nevine.

Ein humorloses Lachen entfuhr mir. Es klang mehr wie ein Schluchzen, aber das war okay.

»Was hast du denn erwartet?« Ich sah auf und blickte Nevine an. Gebrochen und verheult hockte sie auf allen vieren und ich hätte sie am liebsten vernichtet.

»Du stürmst hier rein und verlangst, sie zu töten. Was genau HAST. DU. ERWARTET. NEVINE?«

Die Seherin zuckte zusammen. Vorsichtig legte ich Everly ab. Ihre roten Haare breiteten sich auf dem Steinboden der Festung aus. So rot wie das Blut, das ihr Oberteil tränkte. Ich meinte, Vysota leise schluchzen zu hören. Aber vielleicht war es auch gar nicht die Festung und das Geräusch kam von mir. Kaira legte schützend ihren Kopf auf der Hüfte meiner kleinen Hexe ab. Der Anblick sorgte dafür, dass mein Herz, oder eher das, was davon noch übrig war, weiter zersplitterte.

»Du versuchst, uns gegen sie aufzubringen und befiehlst uns, sie zu töten«, stürzte ich mich auf Nevine, »und dann bist du überrascht, wenn dich jemand beim Wort nimmt?« Meine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Was für eine Überraschung, hm? Was für eine beschissene und absolut überraschende Überraschung!«

»Alles, was ich wollte, war, dich zu schützen -«

»Indem du mir das nimmst, was ich am meisten liebe?«, schrie ich. Der gesamte Raum, so schien es, hielt für einen Augenblick die Luft an. Nevine. Amida. Roarke und Grayden. Selbst Vysota. Jeder Stein, jeder Holzbalken, jedes Staubkorn. Sie alle verharrten für einen Moment in völliger Stille. Im Limbus. Im Nichts. Aus einem mir unerklärlichen Grund machte mich das noch wütender. Wie konnten sie alle so dastehen? Nichts tun?

»Grayden«, entfuhr es mir rau. »Bitte ...« Vielleicht gab es einen Weg, sie zu retten. Blauschwanzdaimonen waren clever. Sie verfügten über einzigartige Magie.

»Es tut mir leid, Herr. Ich -« Seine Stimme brach. »Verzeih, Dante. Es gibt nichts, das ich tun kann.«

Dann die Hexen! Natürlich! Everlys Familie, ihr Zirkel, sie mussten einen Zauber haben, sie -

Ich presste beide Hände vors Gesicht und stieß einen lautlosen Schrei aus. Es war sinnlos. Keiner konnte mir helfen. Niemand würde Everly retten können. Die Hexen waren inzwischen so gut wie machtlos und selbst damals, als sie noch im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen waren, hätte keine von ihnen Nekromantie eingesetzt. Das war gegen die Gesetze der Natur. Es war gegen die Gesetze der Magie.

Was tot war, musste tot bleiben.

Tot.

Die Hände vor meinem Gesicht, begrüßte ich die Dunkelheit, die sich in mir ausbreitete. Ich musste nicht sehen, dass die Liebe meines Lebens tot zu meinen Füßen lag. Ich musste nicht fühlen, ich musste ... gar nichts mehr fühlen, wenn ich mich ihr hingab. Wenn ich Everly folgen würde, dann ...

Nein.

So durfte ich nicht denken.

Ich hatte nicht den beschissenen Luxus, so zu denken! Nicht, solange Imir eine Bedrohung für Infernas und alle Daimonen war. Wäre er jedoch geschlagen, wäre die Sachlage eine andere.

»Du hast prophezeit, dass Everly Dante stärken wird.« Roarkes Stimme klang belegt. »Wie ...« Er räusperte sich. »Wie genau soll das jetzt noch passieren?«

Kleinlaut antwortete die Seherin: »Ich weiß es nicht.«

»Wie sollen wir Imir und die Rebellen schlagen, wenn Dantes Zustand sich nicht mehr verbessern kann?«

»Ich weiß es nicht.«

»Und wie sollen wir -«

»Ich weiß es nicht!«, brüllte Nevine und Roarke verstummte. »Alles, woran ich gedacht habe, ist, unseren König und damit Infernas zu schützen!«

»Die Pirolen«, murmelte ich. »Du sahst die Pirolen. Unsere sagenumwobenen Feuervögel. Ein blühendes Brachland.« Everly und mich. Vereint. »Das wird nun nicht mehr geschehen.« Ich nahm die Hände vom Gesicht und fixierte Nevine mit all dem Hass, der Verzweiflung und der Wut, die ich empfand.

»Du nahmst mir nicht nur Everly, du nahmst uns eine glückliche Zukunft. Uns allen.« Jedes Wort von mir glich einem wohlkalkulierten Peitschenhieb und ich genoss es zuzusehen, wie Nevine sich wand.

»Aber Imir ... die Visionen. Ich habe so oft hingesehen, Dante. Bis mir die Augen bluteten.«

»Und du«, wandte ich mich das erste Mal an Amida und ignorierte Nevines Einwand.

»Sieh zu, dass du verschwindest.«

Amidas Zykat glühte in einem dunklen, fast schwarzen Onyx. Ein Zeichen für ihren inneren Aufruhr.

»Was hätte ich tun sollen?«

Ich spürte, wie sich das Schwarzfeuer in mir ausbreitete. Und nicht nur das. Auch Infernas regte sich. Die Magie der Welt erwachte tief in mir, als hätte ein Funke das Feuer zum Lodern gebracht. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fühlte ich die alles verzehrende Macht dieses Feuers.

»Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass die Hexe dich stärken könnte, weil sie dich glücklich machen kann?«

Das waren Amidas Worte gewesen. Vor all den Wochen, als ich noch nicht geahnt hatte, wie sehr Everly meine Welt auf den Kopf stellen würde.

»Sie hat dir vertraut.« Ich hatte ihr vertraut.

Amida erstarrte. Ihre Miene glich einer starren Maske aus Gleichgültigkeit, doch ihre Augen und ihr Zykat sprachen eine andere Sprache.

»Ich handelte in deinem besten Interesse, ich -«

»Der Nächste, der das sagt«, unterbrach ich sie und trat einen drohenden Schritt auf Amida zu, »macht Bekanntschaft mit meinem Feuer!«

»Dante.« Roarke war zur Stelle. Diplomatisch wie immer, doch diesmal half es nichts. Was Amida getan hatte, ließ sich weder rückgängig machen noch verzeihen.

»Grayden! Schaff sie hier raus!«

Der Blauschwanzdaimon zögerte. »Ist das, äh, wirklich, was Ihr wollt, Herr?«

Flammen züngelten an meinen Armen herab und legten sich um meine Handgelenke. Die Macht dieser Welt pulsierte in jeder Faser meines Körpers.

»Dante«, wisperte Roarke ungläubig. »Du ... Infernas ...«

»Das hat nichts mit Everly zu tun!«, fuhr ich ihn an. Kaira winselte laut. Nevine schnappte nach Luft und das Feuer in mir brannte stärker.

»Es tut mir so leid, Dante, ich ... aber das Feuer«, erwiderte Nevine. Beide Arme um ihren Oberkörper geschlungen, wippte sie auf den Knien auf und ab, während sie ungläubig zu mir hinaufstarrte. »Das Feuer ist zurück ... Infernas ...«

Grayden ignorierte sie gänzlich. Sein gelber, stechender Blick war auf mich gerichtet. Ich sah das Mitgefühl in ihnen und fühlte mich wie ein Versager. Ich war derjenige, der sie hätte beschützen müssen. Ich.

»Wünscht Ihr, dass ich die Seherin entferne?«

Sie wollte er entfernen, Amida jedoch nicht?

»Nein«, erwiderte ich. »Ich habe noch nicht entschieden, was mit ihr geschehen soll.«

Kairas stetiges Winseln wurde lauter und steigerte sich zu einem Heulen.

Ein Gefühl der Unruhe nahm von mir Besitz.

Nevines Bewegungen wurden schneller und sie schluchzte leise. »Ich habe versagt«, flüsterte sie. Wieder und wieder. »Ich habe dich enttäuscht.«

Anstatt sie anzuschreien, nahm ich mir einen Moment, um einfach nur zu atmen und mich zu konzentrieren. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Das Feuer in mir loderte höher.

Warum? Warum jetzt?

Funken tanzten in meinem Sichtfeld.

Infernas! Warum jetzt?

Die Welt antwortete mir nicht. Daran hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, doch ...

Der Boden unter unseren Füßen bebte. Erst sanft, dann kräftiger. Infernas, dachte ich. Die Welt trauerte mit mir, denn auch sie hatte Everly geliebt. Das hatte sie doch, oder nicht? Alle Anzeichen sprachen dafür. Doch war ich auf einmal wieder im Vollbesitz meiner Kräfte.

»Dante ...«

»Ich sagte«, wetterte ich in Amidas Richtung, »dass du die Klappe halten sollst, Amida, oder ich schwöre dir -«

»Sieh hin!«, unterbrach sie mich und stand auf einmal neben mir. Offensichtlich lebensmüde packte sie mich am Arm und drehte mich herum. Ich wollte sie gerade daran erinnern, dass es keine gute Idee war, mich nach dem, was sie getan hatte, zu berühren, da zeigte sie auf den Boden zu meinen Füßen.

»Sieh doch nur!«

»Dante!«, rief nun auch Roarke. »Sieh hin!«

Kairas lautes Heulen war es, das letztendlich zu mir durchdrang. Ich sammelte meinem Mut und sah hinab auf Everly. Auf meine wunderschöne, kleine Hexe, leblos und ... eingehüllt in ein schwaches goldenes Licht. Ein Licht, das von Sekunde zu Sekunde stärker wurde.

»Infernas ...«, entfuhr es mir. Mit einem Ruck riss ich mich von Amida los und sank auf die Knie.

»Everly!«

Ich traute mich nicht, sie zu berühren. Was auch immer hier vor sich ging, ich wollten den Funken Hoffnung, der sich in mir regte, nicht ersticken.

»Grayden«, flüsterte ich daher rau. Der Blauschwanzdaimon war sofort neben mir.

»Herr.«

»Kann es sein?«

Sag ja, flehte ich stumm. Sag ja. Sag ja. Sag ja.

»Ich denke ... ja.« Grayden atmete zischend aus. »Es ist ungehört, aber Dante ... wenn jemand Mistress Everly retten kann, dann sie.«

Infernas.

Mein Segen und mein Fluch zugleich. Mein ganzes Sein.

Nein. Nicht mehr.

Mein ganzes Sein lag zu meinen Füßen, blutend und eingehüllt in nun pures, flüssiges Gold. Gold, das sich vor unseren Augen in Feuer verwandelte. Erst kamen die Funken. Die Funken wurden zu Flammen und die Flammen zu ...

»Die Feuerquellen ...«, hauchte Roarke ehrfürchtig.

Bei den infernischen Feuerquellen, ja. Der Ort, an dem alle Lebensadern unserer Welt ihren Ursprung hatten. Flammen aus Gold und Funken wie Diamanten.

Ein atemberaubender und gleichzeitig zerstörerischer Anblick.

»Ich ... das habe ich nicht gesehen ...«

»Ich denke, dass niemand hier mehr etwas auf deine Prophezeiungen gibt. Nicht jetzt. Vielleicht nie wieder.« Roarkes Worte waren gnadenlos und doch konnte ich ihm nur zustimmen.

Amida trat dicht neben mich. »Schrei mich an, so viel du willst, Dante, ich gehe nicht. Ich mag einen Fehler begangen haben. Wenn dem so ist, werden wir darüber reden und ich werde die Konsequenzen tragen. Ich bin ebenso ein Teil dieser Familie wie du.«

Wenn es einer war? Sie hatte vielleicht Nerven. Allerdings gab es aktuell Wichtigeres, um das ich mich kümmern wollte und musste. Also unterdrückte ich das Bedürfnis, Amida zu erwürgen.

Grayden neben mir, beobachtete ich, wie die Magie dieser Welt Everly von Kopf bis Fuß einhüllte. Als der letzte Zentimeter ihrer hellen Haut bedeckt war, erhob sie sich in die Luft. Nicht weit, lediglich ein paar Zentimeter und doch zog es Grayden und mich vorwärts. Wir waren bereit, sie aufzufangen. Lebend. Denn das war es, was hier gerade passierte, oder nicht?

Infernas. Sie rettete Everly. Nein, dachte ich, als ich staunend zusah, wie eine schmale goldene Kette sich um Everlys Hals formte. Glied für Glied, bis sie zwischen ihren Brüsten zusammenfand und das Siegel von Infernas als runder, glänzenden Anhänger erschien. Eine Flamme in Form einer Träne. Ein Schmuckstück identisch zu meinem. Lediglich feingliedriger und eleganter.

»Heilige Scheiße, D!«, entfuhr es Roarke. Amida und Nevine keuchten gleichzeitig auf. Nur Grayden wirkte nicht überrascht.

Dann bildete ich mir die Szenerie nicht ein. Das hier war die Realität.

Instinktiv flog meine Hand an meinen Hals. Die Kette und das Siegel waren noch immer dort. Ich spürte Infernas mit jedem Herzschlag. Das Feuer dieser Welt durchfloss mich wie schon lange nicht mehr. Ich war noch immer Herrscher dieser Welt, aber ... zu was machte das Everly?

Aufrichtig schockiert starrte ich auf ihre Kette. Dann auf Everlys Brust, die sich rhythmisch hob. Sie lebte. Sie lebte!

Meine Gedanken rasten, noch während ich mich vorlehnte, und Everlys Oberkörper umfasste. Als ich sie berührte, verschwanden der goldene Schein, die Flammen und die Funken. Was blieb, war das Siegel von Infernas und ein gleichmäßig schlagendes Herz. Tränen brannten in meinen Augen, während ich Everly aufrichtete und ihren Rücken an meine Brust lehnte. Mit beiden Armen umschlang ich sie und hielt sie für einen Augenblick einfach nur fest.

Ich hatte sie verloren. Für ein paar Minuten hatte ich sie verloren.

Infernas hatte sie mir zurückgegeben. Ganz gleich, zu was es sie oder uns machte, ich war dankbar. So, so dankbar. Um alles andere würde ich mich später kümmern. Jetzt zählte nur, dass sie lebte. Ich hatte sie nicht verloren.

Danke, Infernas.

Als hätte Everly mich gehört, riss sie die Augen auf und sah zu mir auf. Basaltgrau, mit einem Hauch von Rot und Gold. Das infernische Feuer loderte in den Augen meiner kleinen Hexe.

»Da-ante?«

Kapitel 3 Everly

Gold. Glasig von unterdrückten und rot umrandet von bereits geweinten Tränen. Was Dantes Augen mir verrieten, bestätigte seine schockierte Miene und die angespannte Haltung. Doch eine Emotion war stärker als der Schock, stärker als die Trauer, die er empfunden haben musste. Erleichterung.

»Da-ante?«, krächzte ich, meine Kehle wie ausgedörrt.

»Kleine Hexe.«

Er blinzelte, dann zog er mich ruckartig an sich und drückte seine Lippen auf meine. Es war kein richtiger Kuss. Unsere Lippen und Körper aneinandergepresst, hielt er mich einfach nur fest. So fest, dass ich das wilde Schlagen seines Herzens spüren konnte. Ein Echo meines eigenen Herzschlags.

Meines Herzschlags.

Ich lebte.

Kaira versuchte sich zwischen uns zu drängen. Leise winselnd stieß sie mir mit der Schnauze in die Seite.

Ich lebte.

Wieso lebte ich? Ich meine, nicht, dass ich mich beschweren wollte, aber ... was hatte ich verpasst?

Ich packte Dante an den Schultern und löste mich mit sanftem Nachdruck von ihm. Bei Hekate, er sah mitgenommen aus.

»Wie?«, presste ich hervor und kam, die Hände auf Dantes Schultern, auf die Knie, bis wir uns gegenübersaßen.

Er antwortete mir nicht. Starrte mich nur an, als könne er nicht ganz glauben, dass ich hier war. Seine Hände fuhren durch meine Haare, über meine Wangen, meine Taille entlang, bis er mich wieder an sich zog und ich in einer stürmischen Umarmung verschwand.

Dante hüllte mich ein wie in einen Kokon. Instinktiv schlang ich die Arme um seine Taille und erwiderte die Geste.

Über seine Schulter fing ich Roarkes Blick auf. Der Daimon wirkte erleichtert, blickte aber ziemlich grimmig drein.

Fragend hob ich beide Augenbrauen, doch er schüttelte nur den Kopf, ehe er die Schultern in einer hilflosen Geste hob. Nun wirklich irritiert, wollte ich mich umdrehen, um die Personen zu befragen, die für dieses Chaos hier verantwortlich waren: Nevine und Amida. Als ich jedoch begann, mich von Dante zu lösen, hörte ich ein leises, beinahe melodisches Klirren. Ein Klappern ... als würden zwei Klingen aufeinandertreffen. Ich war jedoch nicht bewaffnet, also was -

Ich sah an mir herab und ein kleiner Schrei entfuhr mir. Dante und ich wichen gleichzeitig zurück. Ich etwas ruckartiger als er und so fiel ich nach hinten, auf meinen Allerwertesten. Dann rappelte ich mich auf. Schwankend kam ich auf die Beine, die Arme für mehr Balance ausgestreckt.

Was bei allen Hexengöttern war hier los?

Meine Hände flogen an die feingliedrige Kette des goldenen Amuletts um meinen Hals.

»Was ist das?«, rief ich. »Dante!«

Unsere Blicke kollidierten. Er saß noch immer auf dem Boden, seine Miene eine unergründliche Maske. Mein Schwarzfeuerdaimon war fort und mit ihm all seine Makel, die ihn so liebenswert machten. Vor mir saß Dante Infernas. Und er sah ... gut aus. Richtig gut. Kräftig und ... leuchtend. Der Schein, der ihn umgab, so golden, dass er mich beinahe blendete. Damals vor all den Wochen war er bereits ein imposanter Anblick gewesen, aber jetzt ... das war, als vergleiche man eine Hauskatze mit einem Panther.

Instinktiv riss ich an der Kette.

»Nehmt mir das ab!«

Nichts passierte. Niemand regte sich. Ich versuchte, mir das verdammte Ding über den Kopf zu ziehen. Ich zog und zog. Versuchte, sie durch reine Willenskraft und Magie einzuschmelzen - vergebens.

»Es wird Euch nicht gelingen, das Siegel abzulegen, Mistress Everly.«

Grayden erschien neben mir. Sachte legte er eine kleine blaue Hand auf meinen Oberschenkel. »Ihr wurdet auserwählt.«

Ich wagte es nicht, meinen Blick von Dante zu lösen. Das Gold seiner Augen wurde zu Rot. Infernisches Feuer floss durch seine Adern. So deutlich, als hätte jemand die Linien mit einem roten Filzer markiert. In spürte das Feuer. In ihm - und in mir.

»Dante ...«

»Du lebst«, erwiderte er rau und kam auf die Beine. »Das ist alles, was zählt.«

Kaira stieß ein zustimmendes Knurren aus.

War es das? Ich ... mit zittrigen Fingern umfasste ich das Amulett und hielt es so, dass ich es sehen konnte. Eine Flamme in Form einer Träne. Infernas.

Ein Zischen und ein gurgelndes Geräusch rissen mich aus meinen Gedanken. Das Amulett fest umklammert, richtete ich meinen Blick auf Nevine und Amida. Letztere hatte die Seherin am Hals gepackt.

»Was für ein Spiel spielst du, Seherin?«

Nevine baumelte ein paar Zentimeter über dem Boden und japste nach Luft.

Wenn das so weiterging, würde irgendjemand sie heute noch umbringen. Vielleicht sogar ich.

»Ich ... wa-as?«

»Auserwählt!«, rief Amida. »Sie ist auserwählt! Du hast mich dazu gebracht, die Hexe zu töten, obwohl Infernas sie erwählt hat zu herrschen!«

»Oh nein. Bitte nicht.«

Offenbar hatte ich die Worte laut ausgesprochen. Alle Augen richteten sich auf mich.

»Das ... kann nicht sein«, stammelte ich. »Nehmt sie mir einfach ab.« Wieder zog ich wie eine Wahnsinnige an der Kette. »Wieso kann ich sie nicht abnehmen? Nehmt sie AB!«

»Mistress ...«

Kaira drängte sich zwischen Grayden und mich, und der Blauschwanzdaimon nahm Abstand.

Amida musterte mich von Kopf bis Fuß. Ihr Blick war wild, ihre Augen und ihr Zykat glühten um die Wette. Nicht mehr schwarz, sondern blutrot.

»Sie ist unsere neue Königin?«, fragte Roarke. Mein Kopf ruckte herum und ein spontanes und etwas zu lautes: »Nein!«, entfuhr mir. »Nein, das bin ich nicht.«

Er sah genauso fassungslos aus, wie ich mich fühlte.

»Ich bin Infernas dankbar, dass ich noch lebe, aber ...« Die Worte blieben mir im Halse stecken.

Wenn Infernas mich auserwählt hatte, was würde dann mit Dante passieren? Würde er sterben? Langsam dahinsiechen? Wieso strotzte er jetzt vor Kraft und Magie?

»Ich verstehe das nicht«, wisperte ich und sah an Amida vorbei zu Nevine. »Was passiert hier?«

Nevine rang nach Luft, sodass Amida sie widerwillig auf den Boden sinken ließ, ohne jedoch die Hand von ihrem Hals zu lösen.

»Es sieht so aus, als ob ihr euch das infernische Feuer teilt.«

»Das infernische Feuer teilen«, wiederholte ich schwach.

»Das hat es noch nie gegeben«, warf Roarke ein.

»Nein«, erwiderte Nevine ruhig. Sie sah aus wie ein Wrack, doch ihre Stimme hatte an Festigkeit gewonnen. Wir alle, so schien es, waren mit den Nerven am Ende.

Die Seherin fixierte mich mit einem glühenden Blick. »Aber was wissen wir schon? Infernas ist unendlich. Sie ist die Königin und wir ihre Bauern.«

Ein zustimmendes Pulsieren ging durch meinen Körper. Ich sah zu Dante und bemerkte, dass er mich beobachtete. Er hatte es auch gespürt.

Weil wir das infernische Feuer teilten. Heilige Scheiße.

»Hat das ...« Ich räusperte mich, während das Amulett ein Loch in meine Hand brannte. »Kann es etwas mit Kal zu tun haben? Mit unserer ... Verwandtschaft?«

Sie alle wirkten für einen kurzen Moment überrascht. Als hätten sie vergessen, dass Amida und ich verwandt waren, weil Kal mein Vorfahre war. Kal war die große Liebe von Edda Vargas gewesen. Durch meine Adern floss nicht nur Hexenblut. Alle Hexen, die nach dem Pakt mit Dante geboren worden waren, stammten in der ein oder anderen Linie von Daimonen ab, allerdings lag das viele Generationen zurück, sodass das Erbgut schwach und das Blut bereits verwässert war. Doch Edda hatte ein Kind mit Kal gezeugt, nachdem das Tor geschlossen worden war. Etwas, das zu dieser Zeit schon lange verboten gewesen war.

Damit hatte sie den Vargas-Hexen einzigartige Fähigkeiten mitgegeben. Zumindest mir, denn ich besaß meine Kräfte das ganze Jahr über, während alle anderen Hexen an die Jahreszeiten ihres Zirkels gebunden waren. So waren Dante und ich überhaupt erst zusammengekommen. Ein Gefallen für sein Schweigen.

Eine Winterhexe mit zu viel Macht und ein Daimon, verzweifelt auf der Suche nach Heilung.

Viele Antworten hatten wir noch nicht gefunden, dafür war etwas zwischen uns erblüht und hatte sich gefestigt. Mit jedem einzelnen Tag, den ich in Infernas verbracht hatte.

Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Ruckartig ließ ich das Amulett los und wischte mir die Hand an der Hose ab. Keine gute Idee - sie war voller Blut. Weil Amida mich erstochen hatte. Und doch lebte ich.

Meine Nase kribbelte und ich spürte Tränen in mir aufsteigen. Bisher hatte ich es geschafft, sie zu verdrängen, war zu schockiert gewesen, dann zu tot und dann erneut zu schockiert. Allmählich sickerte diese Situation jedoch zu mir durch und forderte ihren Tribut.

»Das kann ich dir nicht beantworten«, sagte Nevine und katapultierte mich zurück in die Gegenwart. »Ich müsste den Kristall befragen und -«

»Nein«, unterbrach Dante sie energisch und machte einen Schritt auf sie zu. Nevine versuchte zurückzuweichen, Amidas Klammergriff machte es ihr unmöglich.

Dantes Misstrauen war verständlich, seine Wut ebenso, doch Nevine und ihr Kristall waren womöglich unsere einzige Chance auf Antworten. Ich wollte genau das laut sagen, hielt mich jedoch zurück. Vor diesem ganzen Vorfall und dem ... Amulett, hätte ich nicht gezögert, ihm Kontra zu geben. Ich hatte dafür gelebt! Aber nun, nun wusste ich nicht mehr, wo genau ich stand. Ich wusste nicht einmal, ob ich noch ich war. Ich meine, ich fühlte mich genauso wie zuvor, nur mächtiger. Das infernische Feuer schien bei Weitem nicht so stark in mir zu brennen wie in Dante. Und doch fühlte sich mein ganzes Sein nach ... mehr an.

»Du denkst, dass wir dich in die Nähe dieses Dings lassen?« Amidas Lachen sorgte für Gänsehaut auf meinen Armen. Es war kalt und gruselig und ließ keinen Zweifel daran übrig, dass sie die Seherin tot sehen wollte. »Eher ziehe ich dir die Haut bei lebendigem Leibe ab und verspeise sie zum -«

»Ami«, unterbrach Roarke die Daimonin und trat zu ihr, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen.

Es war merkwürdig, wie wir alle in diesem Raum standen. Vertraute, eigentlich. Freunde. Und auf einmal doch nicht mehr. Hilflosigkeit machte sich in mir breit und mischte sich mit dem allesumfassenden Gefühl der Überforderung.

Amida atmete zischend aus, dann stieß sie Nevine von sich. Die Seherin segelte ein paar Meter durch den Raum, ehe sie auf dem Boden aufschlug. Hart.

»Richte noch einmal das Wort an mich, Seherin, und ich werde zu deinem schlimmsten Albtraum.«

Nevine hielt den Kopf gesenkt. Sie zitterte und trotz allem, was ich soeben durchgemacht hatte, tat sie mir leid. Grayden erbarmte sich und half ihr auf die Beine. Kaira stupste mich an und ich tätschelte ihr weiches Fell zwischen den feurigen Ohren.

»Nur um das klarzustellen«, sagte ich laut, weil es mir ein Bedürfnis war, »ich arbeite nicht mit Imir. Ich kenne ihn nicht einmal. Außer den Daimonen in diesem Raum, Nevine, Mariella, Nyssa und Kaira, kenne ich niemanden in Infernas. Ich war stets mit Roarke und Dante unterwegs. Wenn ihr die nervige Krähe mitzählt, sind das genau -«

Nevine kam schlagartig auf die Beine. »Krähe?«, rief sie, riss sich von Grayden los und stakste auf mich zu. Dante, Roarke und Amida setzten sich gleichzeitig in Bewegung, um sich schützend vor mir aufzubauen. Ihre Reaktion, so natürlich und spontan, gab mir Hoffnung. Vielleicht waren wir immer noch wir und wir hatten lediglich unseren Kurs verloren - für den Moment.

»Was für eine Krähe?«

Sie war so klug, stehen zu bleiben und fixierte mich über Roarkes Schulter.

»Die äh, die immer an mein Fenster kommt?« Die Antwort kam mir als Frage über die Lippen und automatisch sah ich zu Dante.

»Ich habe ebenfalls Besuch von einer Krähe gehabt. Von einer Megäre«, fügte Dante hinzu.

»Megäre«, wiederholte ich das Wort leise.

»Diese großen schwarzen Biester mit den roten Augen?«

»Genau die«, antwortete Dante auf Roarkes Frage, ohne mich aus den Augen zu lassen.

Die Megäre war bei mir gewesen, mehrfach, und bei Dante. »Das ist kein Zufall, oder?«

Meine Frage richtete sich an Dante, doch es war Nevine, die antwortete.

»Ich fürchte nicht.«

Amidas Hand tastete nach einem weiteren ihrer Messer.

Eins hatte sie ja bereits benutzt - an mir.

»Werde spezifischer, Seherin.«

»Wenn du sie auch umbringst, erhalten wir gar keine Antworten, also entspann dich, Ami.«

Amida zeigte Roarke die Zähne, doch dann streifte ihr Blick Dante und sie erstarrte.

»Erhebe das Messer gegen ein weiteres Mitglied dieses Hofes und du wirst sehen, was du davon hast.«

»Mitglied des Hofes? Wegen ihr habe ich die Hexe überhaupt erst angegriffen!«

»Das ist mir bewusst und es obliegt mir und mir allein, über Nevine zu richten«, erwiderte er ruhig. Viel zu ruhig. Innerlich wappnete ich mich bereits für einen Sturm aus Feuer, der jeden Moment über uns hereinbrechen konnte. Dante, mein Schwarzfeuerdaimon, der mit Tränen in den Augen und belegter Stimme auf dem Boden vor mir gesessen hatte, war mir lieber gewesen, als diese glattpolierte, kalte Version des Herrschers, der er glaubte, sein zu müssen.

»Und du hast großes Glück, dass die Hexe noch lebt«, fügte Dante hinzu und endlich - endlich! - trat er an meine Seite, »sonst würde dieses Gespräch anders verlaufen.«

Amida kniff die Augen zusammen, als sie uns musterte. Hexe und Daimon. Herrscher von Infernas - wir beide. Konnte das sein?

Dante hob den Arm, als wolle er mich berühren, ließ ihn jedoch wieder sinken. Er wirkte unsicher und es zerriss mich innerlich, dass ich mich genauso fühlte. Unser Status quo war von Anfang an fragil gewesen, aber wir hatten uns gefunden und nun hing erneut alles in der Schwebe.

Langsam machte ich einen kleinen Schritt zur Seite und stieß mit meiner Schulter gegen seine.

Dante riss seinen Blick von Amida los. Seine Augen waren wieder gold und in ihnen tobte ein ganzer Sturm an verschiedensten Emotionen. Vereinzelte schwarze Äderchen brachen durch die perfekte Fassade und bildeten sich wie Lachfältchen um seine Augen. Sein Schwarzfeuer. Jenes Feuer, das nur für mich gebrannt hatte.

Es gab so viel, was ich ihm sagen wollte, sagen musste ... doch jetzt gerade war nicht der richtige Zeitpunkt. Zunächst mussten wir verstehen, was hier vor sich ging. Und so ungern ich es zugab, dafür brauchten wir Nevine.

Als wäre dies ihr Stichwort gewesen, flüsterte die Seherin nur ein einziges Wort: »Tula.«

Kapitel 4 Dante

»Tula.«

Nevine wisperte den Namen ein zweites Mal. Zumindest nahm ich an, dass es sich um einen Namen handelte, aber ehrlich gesagt, hatte ich große Probleme, mich auf das Gespräch zu konzentrieren. Am liebsten hätte ich sie alle weggeschickt, um mit Everly allein zu sein. Ich wollte mich vergewissern, dass es ihr gut ging. Ich wollte sie spüren, in ihr sein, jeden Zentimeter ihrer hellen, empfindlichen Haut küssen - nachdem ich sie unter die Dusche gestellt und das Blut abgewaschen hatte. All das wollte ich tun und doch stand ich einfach nur da und tat ... nichts.

Was fühlte sie? Eben noch war sie tot gewesen und auf einmal hing das königliche Siegel dieser Welt um ihren Hals und infernisches Feuer brannte durch ihre Adern. Es musste daran liegen, dass Kal ihr direkter Vorfahr war. Dennoch ... wie war dies alles möglich? Ich verstand es nicht. Infernas schwieg und ich fühlte mich so stark und mächtig wie seit Jahren nicht.

»Das, was du suchst, befindet sich hinter dem Tor...«

»Die Hexe wird dich stärken ...«

Sie hatte mich gestärkt. Schon davor. Mit ihrer Sturheit, ihrer Intelligenz und ihrer herausfordernden Art hatte sie meinen Geist gefüttert und meinen Lebenswillen neu erweckt. Sie hatte meine Seele berührt. Doch hier und jetzt hatte sie meine Magie gestärkt. Ich war wieder der Alte. Aber zu welchem Preis?

Es konnte keine zwei Herrscher geben. Nicht, soweit ich wusste. Eine Königin oder einen König neben einem Auserwählten, das ja, doch wir trugen beide das Amulett.

Und du bist was?, pflaumte ich Infernas an. Unentschlossen?

»Wer oder was ist ein Tula?« Everly zuckte bei Roarkes Frage zusammen, ganz so, als wäre sie ebenfalls gedanklich abgedriftet.

Ich streckte den Rücken durch und gab mir einen Ruck. Das hier war Everly, die Frau, mit der ich intim gewesen war, die Frau, die ich liebte. Entschlossen griff ich nach ihrer Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Ihr Kopf ruckte herum. Ihre Miene drückte Erleichterung aus und in den rot-gold gesprenkelten basaltgrauen Augen schimmerten Tränen. Ich zeigte meiner Unsicherheit den mentalen Mittelfinger und zog sie an der Hand enger zu mir. Dann schlang ich beide Arme um sie und drückte sie an mich, ihren Rücken an meinen Oberkörper. Sofort entspannten meine Muskeln sich. Everly sank tiefer in die Umarmung. Ihre Hände lagen dabei locker auf meinen Unterarmen. Das Amulett baumelte knapp darüber.

»Tula ist eine Sie«, sagte Nevine und schlang beide Arme um sich. »Und meine Schwester.«

Das ließ mich aufhorchen. »Ich dachte, all deine Schwestern sind verstorben?«

»Das dachte ich auch. Aber die Megäre ... ein paar von uns haben besondere Fähigkeiten. Meine Visionen gelten als die stärksten und, hm, zutreffendsten.«

Amida schnaubte und ich spürte, wie Everly sich in meinen Armen versteifte.

»Khalea, die Älteste von uns, konnte durch die Augen des Tierreichs sehen und Tula, sie -«

»Verwandelt sich in eine riesige Krähe?«, vervollständigte Everly den Satz.

Nevine nickte. »Ja.«

»Dann war die Krähe, die mich besucht hat, kein normales Tier?« Everly drehte sich in meinen Armen um und krallte die Hände in mein blutiges Hemd. »Dante!«, rief sie aufgeregt. »Daher weiß Imir von mir. Und von dir. Tula muss mit ihm arbeiten und er hat sie geschickt, um uns auszuspionieren.«

Uns. Dieses eine Wort ging runter wie Öl. Und es nahm mir ein wenig meiner Angst und Unsicherheit.

»Möglich, ja.«

»Möglich?« Sie kniff die Augen zusammen und funkelte mich an. »Das ist die Erklärung!«

»Es erklärt jedoch nicht Nevines Visionen von dir.«

Langsam, wie in Zeitlupe, drehte Everly sich zu Amida um. »Dafür wird es ebenfalls eine Erklärung geben. Eine, über die wir reden können«, spie sie. »Ohne direkt jemanden zu töten!«

Amidas Zykat glühte. Die dunklen Perlen in ihren geflochtenen Haaren wippten aufgeregt auf und ab, als sie näher trat. »Sag mir, dass du anders gehandelt hättest!«, forderte sie Everly auf. »Immerhin geht es um Dantes Leben! Du hättest alles getan, um ihn zu retten - genau wie ich.«

»Dich hätte ich nicht getötet. Und weißt du, warum?«

»Erleuchte mich!«, rief Amida und warf beide Arme in die Höhe.

Every zeigte mit dem Finger auf sie. Anklagend. »Weil ich weiß, was du ihm bedeutest. Niemals würde ich Dante diese Art von Schmerz antun.«

Amida zuckte zurück, als hätte Everly sie geschlagen. Ich sah zu Roarke. Er fasste sich mit einer Hand in den Nacken und beobachtete den Austausch mit einem tiefen Stirnrunzeln. Dachte er das Gleiche wie ich? Die beiden stritten sich wie Schwestern, dabei waren sie lediglich Cousinen. Großcousinen, wenn überhaupt.

Amida hatte Everly getötet, daran würde ich eine Weile knabbern. Doch ich würde ihr vergeben. Irgendwann. So wie Amida mir vergeben hatte, dass ihre Mutter zwischen die Fronten geraten war.

Das schlechte Gewissen, das mich stets überkam, wenn ich an Amidas Mutter dachte, schlug seine Krallen in mich. Talia war tot. Everly lebte. Dennoch hatte ich sie nicht bewusst getötet, es war ein Unfall gewesen. Amida hatte ihr Messer in vollem Bewusstsein gezückt. Mit guten Absichten. Machte es das besser? Vielleicht.

»Diese Art von Schmerz«, murmelte Amida bitter. »Du hast keine Ahnung von dieser Art von Schmerz! Wie alt bist du, Hexe? Fünfundzwanzig?« Ihre Augen glitten über Everlys Gesicht. Als suche sie nach etwas. »Wenn du dein erstes Jahrhundert voll hast, unterhalten wir uns noch einmal.«

»Tula«, griff ich den Namen von Nevines Schwester auf, um alle Anwesenden daran zu erinnern, dass wir uns auch noch später streiten konnten. »Wie kann deine Schwester noch am Leben sein, ohne dass du davon weißt?«

Nevine zuckte mit den Schultern. Seitdem Amida Everly erstochen hatte, war die mächtige, geheimnisvolle Seherin verschwunden. Vor uns stand eine Frau, äußerlich nicht älter als Mitte dreißig, verunsichert und verloren.

»Früher, als wir zusammengelebt haben, konnte ich meine Schwestern in ganz Infernas spüren, aber das ist viele Jahrhunderte her und es gibt Wege, sich zu verschleiern.« Nevines Blick wurde stechender. »Gerade du solltest das wissen.«

Sie hatte die Förmlichkeit mir gegenüber komplett abgelegt und was sollte ich sagen? In Anbetracht unserer Situation erschien es mir angemessen. Ich hatte mich in den letzten Jahrzehnten hinter meinem Titel und dem infernischen Feuer versteckt. Hinter dem, was mir geblieben war, um eine falsche Aura der Macht aufrechtzuerhalten. Das würde ich nicht länger tun. Ich war nicht einmal sicher, ob ich es konnte. Everly hatte alles verändert.

»Dann arbeitet deine Schwester mit Imir?«

»Ich -« Nevine stockte. »Ich befürchte es«, beantwortete sie Roarkes Frage.

»Könnte es sein, dass sie von Imir gezwungen wurde, uns auszuspionieren?«

Everlys Einwand sorgte für große Augen und für ein abfälliges Augenrollen von Amida.

»Natürlich«, seufzte diese. »Sie ist dafür verantwortlich, dass du beinahe gestorben wärst und jetzt verteidigst du sie auch noch.«

»Nevine hat den Stein ins Rollen gebracht«, erwiderte Everly wütend, »du warst es jedoch, der ihn mit Freuden über die Klippen gestoßen hat!«

»Mit Freuden?« Amida schüttelte den Kopf. »Das denkst du?«

»Was soll ich denn sonst denken?« Everly löste sich aus meinen Armen. Sofort vermisste ich den Kontakt.

Sie trat auf Amida zu. Roarke und ich rückten beide näher. Grayden räusperte sich.

»Mistress Everly. Vielleicht möchtet Ihr zunächst duschen und, äh, das Blut abwaschen?«

Meine kleine Hexe sah an sich herunter. Dass ihr Pullover, ihre Hose und ihre Hände blutverschmiert waren, hatte sie offenbar vergessen.

»Wir haben viel zu besprechen«, warf Roarke ein. »Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass Imir vor den Toren Minabaturs Stellung bezogen hat.«

Everly drehte sich überrascht zu mir um. »Wirklich?«

Ich nickte. Tatsächlich hatte ich Imirs Truppen für den Moment vergessen. »Seit du fort gegangen bist, ist er mutiger geworden. Teile seiner Truppen haben die Feuerlande verlassen und rund um Minabatur Lager aufgeschlagen.«

Sie kniff die Augen zusammen. »Seit dem Morgen, an dem ich fort bin, richtig? Die Krähe«, murmelte sie. »Tula. Wenn sie uns ausspioniert hat, dann hat sie mitbekommen, dass ich plante zu gehen. Durch sie weiß Imir von der Prophezeiung und Nevines Vision. Imir weiß, dass ich dich stärken soll und er weiß, dass ich eine Hexe bin und du geschwächt bist ... warst«, verbesserte sie sich.

»Was willst du damit sagen, Hexe?«

»Dass Imir seinen sicheren Hafen zu einer sehr wohlkalkulierten Zeit verlassen hat, weil er wusste, dass Dante womöglich noch verwundbarer sein würde.«

»D!«, rief Roarke aufgeregt.

»Genau das ist auch passiert«, sagte ich, als alle sich zu mir umdrehten. »Sobald du durch Tenebris gingst, fühlte ich mich, als hätte man mir den Rest meiner Kraft aus dem Körper gesaugt.«

»Oder als hätte Everly deine Kraft mitgenommen«, warf Nevine ein.

Ich nickte, die Augen geradeaus auf meine kleine Hexe gerichtet. So entging mir nicht, dass Everly plötzlich nervös aussah.

»Was ist los?«, fragte ich sie alarmiert.

»Als ich in Irland war, habe ich mich mit Melodie gestritten.« Sie fuhr sich durch die roten, blutverklebten Haare, ehe sie ihre Hand angewidert zurückzog. »Der Streit wurde hitziger und meine Augen, sie ...«

»Sie was?«, verlangte Amida zu wissen. Ihr Tonfall war harsch.

Ich kannte die Antwort, schon bevor sie sie aussprach. Nevine, wie es aussah auch, denn die Seherin nickte.

»Sie waren rot gesprenkelt«, sagte Everly leise. Ihr Blick fand den meinen. »Ich war so wütend auf Melodie und gleichzeitig hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich lieber hier als dort sein wollte. Ich hatte erkannt, dass Infernas zu meinem Zuhause geworden war und ... ehrlich gesagt habe ich angenommen, dass die Welt einfach auf mich abfärbt. Immerhin war ich ein paar Wochen in Infernas und du und ich -«

Sie brach ab. Und sie und ich - was? Schliefen miteinander? Liebten uns? Nervös fummelte sie an ihrer Hand herum. Das hatte sie vorhin bereits getan und diesmal erkannte ich, woran sie spielte. An dem Ring, den ich ihr geschenkt hatte. Das Versprechen, das ich ihr und uns damit gab. Du gehörst zu mir. So wie ich zu dir gehöre.

Ich streckte die Arme nach ihr aus und war froh, als sie - ohne zu zögern - zu mir kam.

»Es ändert nichts«, beruhigte ich sie. Eine Lüge, das wussten wir beide. Es war eine Plattitüde, eine Floskel, um uns zu beruhigen.

Everly sank in meine Arme. »Ich habe angenommen, dass du mir mit dem Ring ein Stück Infernas mitgegeben hast. Doch dann habe ich von Kal erfahren und alles, woran ich denken konnte, war hierher zurückzukommen.« Sie sah auf. »Imir will dich stürzen, weil er denkt, dass Kal deinetwegen gestorben ist. Aber Kal hat sein Schicksal selbst gewählt. Er trat durch das Tor und ließ Infernas zurück, weil er Edda geliebt hat.«

»Das ist romantischer Bullshit«, warf Amida ein. »Mein Vater ist ein Soziopath. Kal mag der Anfang von allem gewesen sein, doch über diesen Punkt ist er längst hinaus.«

»Ich stimme Amida zu.« Meine Arme schlangen sich fester um Everlys Schulter. Ihr Kopf ruhte seitlich auf meiner Brust, direkt unter meinem Schlüsselbein. »Selbst wenn wir es schaffen würden, mit Imir zu reden, wird er sich nicht aufhalten lassen. Er will den Thron und er wird nicht aufhören, bis er ihn hat.«

»Aber ... er wird ihn nicht bekommen! Infernas hat dich auserwählt zu herrschen.«

Stille breitete sich aus und Everlys Amulett brannte sich durch den Stoff meines Hemdes und erinnerte mich daran, dass dies nicht ganz stimmte. Nicht mehr.

»Ich denke«, sagte ich ruhig und kalkuliert, »dass wir aktuell nicht ganz sicher sein können, was Infernas will. Imir glaubt, er kann die Macht gewaltsam an sich reißen. Wie viele seinem sinnlosen Kampf dabei zum Opfer fallen, kümmert ihn nicht.«

Nevine räusperte sich leise. »Dürfte ich einen Vorschlag machen?«

»Nein«, fuhr Amida sie an.

»Ja«, sagte ich zeitgleich.

Nevine sah nervös zwischen uns hin und her. Dann blieb ihr Blick auf Everly hängen.

»Würdest du ... mir gestatten, das Amulett zu berühren?

Es besteht die Chance, dass ich eine Vision empfange.«

Feuer pulsierte durch meine Adern. Everly keuchte erschrocken auf. Sie hatte es auch gespürt.

Infernas hielt Nevines Vorschlag für eine gute Idee.

Jetzt sprichst du mit uns?

»War das ...«

»Infernas?«, beendete ich Everlys Satz. »Ja.«

»Mhm.«

»Was?«, fragte Roarke. »Was sagt sie?«

»Sie stimmt Nevine zu.«

Everly löste sich von mir. »Na, schön. Probieren wir es aus.«

Kapitel 5 Everly

Wie zwei Kontrahenten im Ring standen Nevine und ich uns gegenüber. Langsam bewegten wir uns aufeinander zu. Nevine zögerlich, weil sie wahrscheinlich niemandem von uns traute, sie nicht doch noch zu töten. Und ich zögerlich, weil ich vor Kurzem getötet wurde.

Dantes mächtige Präsenz in meinem Rücken, Kaira dicht neben mir, entdeckte ich Grayden, der hinter Nevine stand. Der Blauschwanzdaimon hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und seine Contenance zurückerlangt. Er wirkte so gelangweilt und hoheitsvoll wie immer. Doch seine Augen huschten permanent zwischen uns allen hin und her. Die Atmosphäre im Raum war angespannt und das lag nicht zuletzt daran, dass Roarke und Amida aussahen, als wären sie jeden Moment bereit einzugreifen. Doch auf wen von uns würden sie sich stürzen? Nevine, weil sie mir etwas antat, oder mich, weil Nevine erneut etwas sah, das mich in kein gutes Licht rückte?

»Sollte jemand die Waffen ziehen, vergesse ich mich«, hörte ich Dante hinter mir, seine Stimme war düster und autoritär. »Du berührst das Amulett, Nevine, und sagst uns sofort, was du siehst. Was auch immer es ist, wir setzen uns zusammen und sprechen darüber. Hat das jeder verstanden?«

Wir gaben ein gemurmeltes Ja von uns. Sogar Grayden. Kaira knurrte.

Die Fronten waren geklärt, für den Moment.

Nevine streckte die Hand aus und berührte zunächst die feinen Glieder der Kette, dann das runde Amulett. Mit den Fingerspitzen fuhr sie die Linien der Träne nach.

Ich beobachtete sie aufmerksam. Studierte ihr Gesicht, doch sie zeigte keine Regung.

Bis zu dem Moment, als eine Welle aus Hitze mich ergriff. Das Amulett leuchtete auf. Nevine riss den Kopf zurück. Die Augen milchig weiß, die Lippen geöffnet, legte sie den Kopf in den Nacken und murmelte unverständliche Worte.

»Niemand bewegt sich«, befahl Dante.

»Was siehst du?«, flüsterte ich eindringlich. »Nevine. Was siehst du?«

»Feuer«, hauchte sie. »Überall ist Feuer ... die Quellen ...« Sie schnappte nach Luft. »Ihr beiden ... die Pirolen ...«

Diese Informationen waren per se nichts Neues. Außer »Feuer überall«. Das klang beunruhigend.

Das Leuchten des Amuletts verstärkte sich. Auf einmal glühte es rot, als wäre es soeben erst geschmiedet worden und noch sengend heiß. Nevine schrie auf. Sie wollte ihre Hand zurückziehen, konnte es jedoch nicht. Ich versuchte einzugreifen, doch Infernas hinderte mich daran. Unfähig, mich zu bewegen oder die Arme zu heben, stand ich da. Dazu verdammt, einfach zuzusehen.

»Dante ...«

»Bleib ruhig, mein Herz. Sie wird es überleben.«

Und doch musste es höllisch schmerzen. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg mir in die Nase und sorgte dafür, dass mir die Galle hochkam. Ich war wütend auf Nevine, ja. Trotzdem wollte ich nicht zusehen, wie sie vor meinen Augen gefoltert wurde. Mittlerweile fühlte ich mich wie ein Bauer auf dem Spielfeld und Infernas war die Königin. Sie zog die Strippen.

Das glühende Amulett in der Hand, hob Nevine vom Boden ab. Ihre Haare flogen ihr wild um das hübsche, schmerzverzerrte Gesicht.

»Geboren im Licht, gesegnet mit Dunkelheit. Für immer die Freiheit der Gottheit in Klarheit ...«

Die Worte kannte ich. Es war die Prophezeiung, die mich überhaupt erst hierhergebracht hatte.

»Die eine gebunden an Rot und an Gold ...«, ging Nevines Singsang weiter. »Bringt Freude, bringt Liebe, vor allem den Tod. Finde die Wahrheit, dann siehst du klar. Von Wolken .«

»... und Vögeln, dem Ziel so nah«, beendete ich den Satz mit ihr gemeinsam.

»Das ist jetzt nichts wirklich Neues«, sagte Roarke trocken.

»Auserwählt«, hauchte Nevine. »Beschützt durch Wesen dieser Welt.«

Kaira gab ein zustimmendes Schnauben von sich.

»Die Nachtschatten beschützen die Heiligtümer unserer Welt«, hörte ich Dante hinter mir. »Infernas schickte Kaira zu dir, weil sie dich bereits auserwählt hatte, bevor sie dich wiedererweckte. Das würde auch erklären, warum deine Augen in der Welt der Menschen rot geglüht haben.«

»Was willst du damit sagen, D? Dass Everly von Anfang an dazu bestimmt war, auserwählt zu werden?«

Ich hielt die Luft an, als ich auf seine Antwort wartete, die Augen auf Nevine gerichtet.

»Möglich«, erwiderte Dante ruhig. »Die Prophezeiung brachte Everly her. Unsere ... Gefühle banden uns aneinander und nun ist sie auserwählt. Und ich lebe noch.«

»Sie aber auch.«

»Nicht dank dir«, raunte Roarke und fluchte, als Amida ihm auf den Arm schlug. Ich verfolgte all das nur aus dem Augenwinkel, denn ich wollte keine einzige Regung im Gesicht der Seherin verpassen.

»Zusammen bis in den Tod ...«

In den Tod? Das waren keine rosigen Aussichten. Ich konnte darauf verzichten, noch einmal zu sterben.

»Wie meinst du das, Nevine?«

»Zusammen«, wiederholte sie, ehe sie das Amulett losließ und bewusstlos auf den Boden sackte. Keiner rührte sich.

»Grayden. Bring Nevine in ihren Turm und stelle zwei Wachen vor ihre Tür«, befahl Dante leise. »Vysota? Vielleicht verzichtest du fürs Erste darauf, Nevines Turm zu bewegen? Keiner kommt ohne meine Erlaubnis rein oder raus. Klar?«

Der Blauschwanzdaimon nickte. Mühelos hob er die Seherin hoch. Ich blinzelte und sie waren verschwunden.

Allein mit Dante, Roarke und Amida, stieß ich geräuschvoll die Luft aus. Was für ein Chaos!

Ich drehte mich um und stand den drei Daimonen gegenüber, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatten. Roarke spielte an seinem Septum, die Stirn in Falten.

»Irgendwelche neuen Erkenntnisse?«

Dante schüttelte den Kopf. »Die Prophezeiung können wir für den Moment vergessen. Aus der werden wir nicht schlau, aber so wie es aussieht, hat Nevine noch immer ein aufblühendes Infernas gesehen.«

»Die Pirolen«, schlussfolgerte ich.

Er nickte. »Infernas hat dich auserwählt, kleine Hexe. Ob wir es uns nun erklären können oder nicht. Wir sind beide am Leben und ich im Vollbesitz meiner Kräfte. Ich schlage vor, wir arbeiten mit dem, was wir haben.« Er wandte sich Amida zu. »Schlagen wir Imirs Truppen zurück.«

Roarkes Miene drückte Besorgnis aus. »Fühlst du dich stark genug dafür, D? Ich meine, du siehst gut aus und so und das infernische Feuer ist ziemlich präsent, doch ... für wie lange?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Und genau deswegen sollten wir nicht zögern. Beweisen wir Imir unsere Stärke und schlagen seine Truppen zurück. Das verschafft uns Zeit. Er glaubt, alle unsere Geheimnisse zu kennen. Er denkt, ich sieche dahin, schwach und angreifbar, jetzt, wo Everly durch das Tor gegangen ist. Er wird unseren Gegenschlag nicht kommen sehen.«

Alle drei sahen sie zu mir und zu dem Amulett um meinen Hals.

»Ich soll euch begleiten?«

»Auf keinen Fall«, blaffte Amida mich an. »Das fehlt uns noch, dass Imir herauskriegt, dass eine Hexe von Infernas auserwählt wurde. Er soll Dante sehen und von Dante geschlagen werden. Um alles andere kümmern wir uns, wenn wir uns etwas Zeit erkauft haben.«

»Aber ich könnte euch von Nutzen sein! Ich kann das Amulett verbergen und -«

»Everly«, unterbrach Dante mich sanft und griff nach meiner Hand. Die Berührung jagte eine Welle aus Feuer meinen Arm hinauf. »Ich habe dich heute schon einmal verloren, ich will dein Leben nicht ein weiteres Mal aufs Spiel setzen. Bis wir wissen, was genau hier vor sich geht. Bitte«, fügte er hinzu. »Du magst das Amulett verbergen können, doch das infernische Feuer fließt nun auch durch deine Adern. Wir können es nicht riskieren, dass Imir davon erfährt. Oder, dass er erfährt, wer Kal für dich ist.«

Seufzend gab ich nach. »Okay.«