Die eigenwillige Magie der Liebe - Mira Stern - E-Book
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Die eigenwillige Magie der Liebe E-Book

Mira Stern

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Beschreibung

Leila trifft eines Tages jenen Mann, von dem sie seit geraumer Zeit immer wieder geträumt hat. Er sieht der Traumgestalt nicht nur überaus ähnlich, Leila kann sich auch seiner Wirkung nicht mehr entziehen. Ob sie will oder nicht, sie muss sich dem Geheimnis aussetzen, das diesen Mann umgibt. Mit einer rätselhaften Gestalt an seiner Seite macht sie magische Erfahrungen, bevor für sie das Wunder der echten Liebe zum Greifen nahe liegt.


Ein ungewöhnlicher Roman, der am Anfang noch nicht ahnen lässt, wohin er seine Leser*innen entführt. Er kann Herzen öffnen, wenn man sich darauf einlässt. Auch bei denjenigen, die aus Enttäuschung ihr Herz verschlossen haben. Für Träumer, Sucher, Liebhaber /*innen. Eine Lektüre, die zu einer spirituellen Reise einlädt. Geheimnisvoll & traumhaft.


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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Die eigenwillige Magie der Liebe

 

Von Mira Stern

 

 

 

Buchbeschreibung:

 

Leila trifft eines Tages jenen Mann, von dem sie seit geraumer Zeit immer wieder geträumt hat. Er sieht der Traumgestalt nicht nur überaus ähnlich, Leila kann sich auch seiner Wirkung nicht mehr entziehen. Ob sie will oder nicht, sie muss sich dem Geheimnis aussetzen, das diesen Mann umgibt. Mit einer rätselhaften Gestalt an seiner Seite macht sie magische Erfahrungen, bevor für sie das Wunder der echten Liebe zum Greifen nahe liegt.

 

 

 

 

Die eigenwillige Magie der Liebe

 

von Mira Stern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

1 ☼ Traum und Wirklichkeit

2 ☼ Magie im Spiel

3 ☼ Wann ist etwas real?

4 ☼ Eingeweiht

5 ☼ Rückbesinnung

6 ☼ Übersinnliche Betrachtung

7 ☼ Brückenschlag

☼ Epilog

Liebe Leser und Leserinnen,

Über die Autorin

Impressum

1 ☼ Traum und Wirklichkeit

 

Ich starrte ihn an. Er war es. Das genaue Abbild von dem Mann, von dem ich seit geraumer Zeit träumte. Und jetzt stand er direkt vor mir; am heller lichten Tag in völlig unromantischer Umgebung, am Obststand in einem Supermarkt.

Ich begann die zulässige Dauer für einen Blick zu überschreiten, doch ich konnte meine Augen nicht abwenden. Ich musterte diese fremde und doch so bekannte Gestalt und suchte nach Abweichungen von meinem Traumbild, doch es fand sich nichts. Jedes Löckchen seines dunklen Haares, das die Schultern erreichte, schien eben jenes zu sein, das ich schon tausendmal um den Finger gewickelt hatte. Seine vollen Lippen erinnerten mich an berauschende Küsse, die ich doch von diesem Mann nie erhalten haben konnte. Ich kannte ihn nicht, ich sah ihn zum ersten Mal, und doch war er mir auf Anhieb vertraut. Unter seinen markanten Wangenknochen setzte ein gepflegter Dreitagebart an. Ich mochte daran schnuppern und den mir vertrauten Duft einatmen, dabei war dieser Mann nur ein Fremder, den ich schon viel zu lange angestarrt hatte.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und zuckte neben den Mundwinkeln. Es war offenkundig, dass er sich nicht anmerken lassen wollte, dass er meine Blickkaskaden bemerkt hatte. Es war mir unendlich peinlich, denn ich wusste, was sich gehörte und was nicht, und konnte doch nicht danach handeln. Seine rechte Hand suchte Pfirsiche aus einer Stiege aus, und ich lernte unterdessen jedes Härchen auf jedem seiner Finger auswendig. Sein Unterarm war ein wenig freigelegt, die Ärmel des seidig schimmernden grünen Hemdes waren etwas hochgekrempelt.

Noch nie war es mir passiert, dass ich dermaßen die Kontrolle über mein Verhalten verloren hatte. Ich hätte ihm auf der Stelle um den Hals fallen und seine vollen Lippen mit Küssen bedecken können. Ich hoffte inständig, irgendjemand würde meine Zügel packen und mich von diesem Mann wegziehen, wenigstens meinen Blick in eine andere Richtung lenken; doch zu meinem Entsetzen starrte ich ihm stattdessen sogar auf den Reißverschluss seiner Jeans, wenn auch nur für einen Augenblick.

Als der Fremde sich behutsam nach mir umdrehte, schoss mir eine Hitze in den Kopf, die sich zusehends auf meinen Wangen abbildete.

»Entschuldigen Sie bitte, ich weiß nicht, was mit mir los ist, ich … ich starre Sie an wie von allen guten Geistern verlassen! Aber … ich kann nicht anders. Ähm … ich überlege, ob ich Sie vielleicht kenne.« Ich stotterte vor mich hin. Doch Flucht nach vorn war der einzig mögliche Weg, ich konnte mich ja nicht abwenden. Er lächelte entgegenkommend und schien mich mit diesem Lächeln zu umarmen. Ich schmolz erst recht dahin und kam mir vor, als wäre ich geradewegs in einen Hollywood-Film gestolpert. Ich hatte aber, im Gegensatz zum Ablauf derartiger Filme, keinen blassen Schimmer, wie es weitergehen würde.

Der Fremde sprach deutlich und ohne jeglichen Dialekt mit einer volltönenden, warmen Stimme: »Mir ist Ihre Art, mich anzuschauen, nicht unangenehm. Ich finde es ungewöhnlich prickelnd. Es macht mich neugierig. Deshalb wollte ich Sie jetzt ebenfalls ansehen.«

Seine Augen schmückten sich mit Lachfältchen, und mein Begehren loderte so übermächtig auf, dass ich am liebsten schnell im Boden versunken wäre.

»Es ist mir unglaublich peinlich, so etwas ist mir noch nie passiert. Ich verhalte mich, als wäre ich betrunken, und dabei bin ich völlig nüchtern! Also eigentlich … aber ich fühle mich echt ein bisschen beschwipst in Ihrer Nähe.«

Oh je, jetzt war es raus. Ich wollte sofort zurückrudern, doch jedes weitere Wort machte es nur noch schlimmer. »Ich meine … ich dachte … ich wollte eigentlich … also eigentlich nicht. Ich weiß nicht, was da von Ihnen ausgeht, ich verliere völlig die Kontrolle über mich!«

Er lachte herzerfrischend und seltsamerweise fühlte ich mich davon nicht ausgelacht, sondern ermutigt.

Charmant erwiderte er: »Ich scheine ja eine mächtige Wirkung auf Sie zu haben. Das schmeichelt mir, ich bin durchaus schon in dem Alter, wo man das gerne erfährt, also reden Sie nur weiter, ich genieße jedes Wort.«

Der ironische Unterton am Ende seines Satzes ernüchterte mich ein wenig, aber es genügte nicht, um meine Hitze zu mindern. Seine Augen strahlten eine solche Güte aus, und hinter ihnen verbarg sich ein Licht, das nur jene Menschen haben, die voller Liebe und Weisheit stecken. Es zog mich an. Ich glaubte, es leuchtete mir meinen Weg. Doch welchen Weg? Einen zu ihm oder einen mit ihm zusammen in die gleiche Richtung? Ich hatte keine Ahnung und zum Glück nicht die Neigung, weiter darüber nachzudenken.

Er kam einen Schritt auf mich zu und dann noch einen. Ich trat automatisch rückwärts, um ihm nicht im Weg zu stehen. Doch dabei passierte es prompt, ich rammte mein Einkaufskörbchen gegen einen Turm aus Hundefutter-Dosen, plumps, bums, kuller … Noch dämlicher hätte es nicht kommen können.

Geschickt sprang dieser fremde Mann an mir vorbei und den Dosen hinterher. In Windeseile hatte er sie eingeholt und wieder auf den Stapel gesetzt. Dann schob er mich sachte vor sich her an die Kasse und bat mich, weiterzugehen, um dahinter auf ihn zu warten. Ihm war nicht entgangen, dass mein Körbchen leer geblieben war. Ich hatte inzwischen sogar restlos vergessen, warum ich überhaupt in den Laden gegangen war.

Während er bezahlte, verstaute ich geistesabwesend seinen Einkauf in Tüten, als wenn ich selbst eingekauft hätte.

Er bedankte sich und scherzte: »Also gut, dann können Sie mir gern auch tragen helfen.«

Ich wollte die Tüten schnell wieder abstellen, doch er nahm mir nur eine aus der Hand und bat mich leise, aber durchaus eindringlich, ihm zu folgen.

Ich lief hinter ihm her und atmete begierig den Duft ein, den er verströmte, und den der Gegenwind noch zusätzlich in meine Nase trieb. Ich bemerkte nicht einmal, in was für ein Auto wir die Sachen einluden, das Licht am Ende meines Tunnelblicks war ausschließlich dieser fremde Mann.

»Passiert Ihnen das eigentlich öfter? Ihre Art und Ausstrahlung und die Weise, wie Sie sich bewegen, muss doch andauernd Frauen den Kopf verdrehen. Ich frage mich die ganze Zeit, ob Sie echt sind? Ich meine, vielleicht sind Sie ein Androide, der auf Verführung programmiert ist. Oder Sie sind eine fremde Spezies, die von einem anderen Stern kommt?«

Er lachte lauthals und blubberte dazwischen hervor, dass ja wohl ich die wäre, die auf Verführung programmiert wäre.

»Oh nein!«, rief ich entsetzt. »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich … Du lieber Himmel, dann wird es ja nur noch immer peinlicher für mich.«

Ich sprang abrupt beiseite. So eine wollte ich nicht sein, doch ich musste zugeben, dass es durchaus danach aussah. Ich senkte den Blick und murmelte: »Es tut mir leid. Ich würde mich am liebsten auf der Stelle in Luft auflösen!«

Dass ich mal in eine derart peinliche Situation geraten könnte, wäre bisher unvorstellbar gewesen. Ich holte schon Luft und wollte weiterreden, doch er unterbrach mich schon im Anlauf: »Wieso, sind Sie sonst unnahbar?«

Er setzte seine Frage in eigenartig ernstem Tonfall ab und wirkte aufrichtig interessiert; ich fühlte mich dadurch zugleich erkannt und angenommen und blinzelte erstaunt in seine Richtung. »Nicht vielleicht unnahbar, aber es ist mir noch nie passiert, dass ich einem Menschen gegenüber nicht auf Abstand bleiben konnte. Und Sie haben auch noch nicht geantwortet, ob Sie überhaupt ein echter Mensch sind!«

Er schaute mir liebevoll in die Augen, und das vermutlich, um mich zu beruhigen, doch mein Herzschlag hämmerte stattdessen bis hinauf in meine Ohren. Ich zwang mich, weiter in seine sanftmütigen Augen zu sehen, und er versicherte mir, dass er ein ganz normaler Mensch wäre, wenn er auch nicht allzu viel Gewicht auf das Wörtchen ›normal‹ legen wollte. Darüber musste ich unweigerlich schmunzeln, woraufhin er mich von oben bis unten musterte. Er griff nach meinen Schultern, drehte mich eine Runde vor sich herum und schaute mir dann wieder in die Augen: »Darf ich jetzt auch mal einen Schritt auf Sie zu gehen?«

»Alle, die möglich sind«, hauchte ich zurück. Und ich hoffte, er würde innerhalb seiner Armeslänge Abstand nicht lange brauchen, um mir sehr nah zu kommen.

Doch er blieb, wo er war, rieb beherzt auf meiner Schulter auf und ab und räusperte sich. Schließlich lud er mich ein, mit ihm zusammen ins nächstgelegene Café einzukehren.

Ich war gleichermaßen enttäuscht und erleichtert. Wenigstens einer schien hier die Kontrolle behalten zu können. Ich strahlte ihn beschwingt an, bevor ich antwortete.

»Ich weiß nicht, ob ich an Ihrer Stelle mit so einer zudringlichen Frau in ein Café gehen würde. Fragen Sie sich nicht allmählich, wie Sie mich je wieder loswerden?«

Meinen kecken Tonfall fing er geschickt auf, indem er leise und mit kurzen gedanklichen Unterbrechungen zurückgab: »Vielleicht möchte ich Sie gar nicht wieder loswerden!? Ich vertraue meiner Menschenkenntnis. Das ist mein Spezialgebiet. Was auch immer Ihres sein mag. Glauben Sie an Schicksal?«

Ich zuckte zusammen. Das war ja eben mein Problem, ich glaubte an Schicksal! Und wie.

Ich nickte still, und er hätte es gut auch übersehen können, doch ihm schien inzwischen ebenso wenig an mir zu entgehen, wie mir an ihm. Er legte seine Hand auf meine Schulter und wanderte mit seinen Fingern vorsichtig an den Haaransatz in meinem Nacken. Mich überzog eine Gänsehaut, die ganz sicher nicht vor Kälte entstand. Seine Lippen berührten überraschend, aber doch besonnen, meine, als wenn sie noch Gelegenheit zu einem Kopfabwenden geben wollten. Doch ich drängte diesem Kuss entgegen, diesen Lippen, nach denen ich mich schon seit Ewigkeiten sehnte, und die mir gleichzeitig vertraut vorkamen. Ich kannte ihn! Alles an ihm. Doch es schien völlig unmöglich!

Er wendete sich kurz zur Seite und gab der Klappe vom Kofferraum einen Schubs, sie schloss sich leise. Dann hatte er beide Arme frei, um mich zu halten. Seine Nähe hüllte mich ein, ich versuchte, mich noch weiter darin zu verkriechen. Mein Körper erkannte seinen, kannte seine Körpersprache. Es war unfassbar und berauschend in seiner ganzen Unwirklichkeit. Wenn ich in diesem Augenblick gestorben wäre, hätte ich es vor lauter Glück nicht einmal gemerkt. Doch es wäre schade gewesen, denn es war ja erst ein Anfang. Allerdings einer, dem ein seltsamer Zauber innewohnte.

 

* * * * *

 

Wir schlenderten in ein Café, setzten uns einander gegenüber und schwiegen. Wir lächelten, wir leuchteten still vor uns hin, und wir fühlten uns miteinander verwachsen. Niemals wieder würde ich diesen Mann aus meinem Herzen entlassen können. Wir fühlten uns eins, selbst wenn wir uns nicht berührten. Und dabei kannten wir uns überhaupt nicht! Darüber nachdenken durfte man nicht! Der billigste Schnulzenfilm würde sich hier in den Schatten gestellt fühlen. Dummerweise gerät man zuweilen selbst in noch abwegigere Situationen.

Die Kellnerin kam fragen, was wir denn wollten, und wir entschieden uns beide gleichzeitig für Erdbeertorte. Es wunderte uns nicht, aber wir lachten sofort los. Der Blick, der uns streifte, verriet, was die Kellnerin über uns dachte. Sie lächelte versonnen und wünschte insgeheim, auch wieder einmal so fühlen zu können.

Mauritius hatte mir mittlerweile seinen Namen verraten, und wenn er mich mit ›Leila‹ ansprach, klang mein Name anders, als ich ihn je zuvor gehört hatte.

»Soll ich uns jedem ein Glas Sekt bestellen, einen Anlass hätten wir ja, auf den wir anstoßen könnten.« Er lächelte unergründlich.

»Lieber nicht, ich bin schon von dir beschwipst! Wer weiß, was ich sonst noch …« Ich unterbrach mich selbst.

»Sprich dich ruhig aus, was meinst du, was du sonst noch …?«

Ich kicherte verlegen vor mich hin, doch er bestand darauf, dass ich den Satz erklärte.

»Ich hab in deiner Nähe so wenig Kontrolle über mich, dass ich dich womöglich anspringe, wie ein … also ich meine, mich dir an den Hals werfe.«

»Wäre das so schlimm?« Seine Augen erforschten meine bis in verborgene Tiefen. Mein Kichern blieb mir währenddessen im Halse stecken. Er hatte mich in meinem Innern berührt, als ob er meine Sehnsüchte wach kitzeln wollte. – War das ein Traum, konnte das überhaupt wahr sein?

»Kneif mich mal, aber bitte recht fest, ich brauche dringend einen Realitätscheck.« Ich bemühte mich um nüchternen Tonfall. Doch er reichte mir über den Tisch hinweg beide Arme entgegen und nahm mein Gesicht in seine Hände.

»Ich mag dich nicht kneifen. Warum muss denn die Realität unbedingt nüchtern sein? Sollte man nicht umgekehrt froh sein, wenn Träume wach erlebbar werden?«

»Natürlich, du hast Recht! Und bis jetzt scheint uns ja eine reine Märchenwelt zu umgeben, nur – erfahrungsgemäß – ist irgendwo immer ein Haken.«

Er zog die Augenbrauen hoch und holte tief Luft: »Ich weiß, was du meinst, und … es stimmt auch.« Den Rest des tiefen Luftzugs atmete er jetzt auffällig langsam aus. Seine Augen fixierten mich dabei, als wenn sie mich tatsächlich festhalten wollten. Doch zum ersten Mal beschlich mich eine üble Ahnung und es platzte aus mir heraus: »Du bist nicht Single, stimmt’s?«

»Es ist anders, als du denkst!« Er merkte selbst, wie abgedroschen sich diese Wendung anhörte, und versuchte, entschuldigend zu lachen. Doch es kam eher ein trockenes Hüsteln dabei heraus. Die Belustigung zuckte um seine Mundwinkel, er schirmte sie schnell mit der Hand ab, doch dann tanzten ihm Lachfältchen um die Augen. Die versteckte Erheiterung steckte mich an. Ich prustete los, obwohl mir durchaus nicht zum Lachen war, aber es verselbständigte sich, und wir lachten beide gemeinsam, ohne zu begreifen, warum. Womöglich amüsierten wir uns über die unfreiwillige Alltags-Komik. Das wiederum schweißte erneut zusammen. Mit Lachtränen in den Augen rang ich nach Fassung.

»Von wegen du magst mich nicht kneifen! Ich würde sagen, das war ziemlich heftig! Mit garantiert ernüchternder Wirkung!«

Ich angelte fahrig nach meiner Handtasche, die sich anfangs widerspenstig zu entziehen versuchte, und ließ zu, dass sich die Ernüchterung nun doch in mir breitmachte. Kaum hielt ich die Tasche in meinen Händen, erhob ich mich, und fand es angebracht, mich lieber schnell auf und davon zu machen. Neben dem Tisch wurde mir der Boden unter den Füßen weich. Mauritius sprang mir entgegen.

Bevor ich Halt suchend nach der Tischplatte greifen konnte, fand ich den gesuchten Halt an ihm, der meinen Zustand mitgefühlt hatte. Er küsste mich ohne jegliche Vorwarnung, und zwar so leidenschaftlich, dass ich meine schwindenden Sinne gerne hätte ziehen lassen. Doch vermutlich strebte Mauritius damit eher einen Wiederbelebungsversuch à la Mund zu Mund Beatmung an.

Leise, aber überaus durchdringend bahnte sich seine Stimme einen Weg zu meinem Ohr: »Es ist wirklich anders, als du denkst, höre mir zu, bevor du wegläufst. Du bist viel zu wichtig, als dass ich dich gehen lassen könnte. Kannst du mich denn jetzt sitzen lassen, ohne zu hören, was ich dir sagen muss?« Er küsste mich wieder und wieder, bis meine ›Schock-Frostung‹ von der neuerlichen Hitze aufgetaut wurde.

Mauritius hatte meinen Zustand sogar ins Gegenteil verwandelt; ich glühte und ich begehrte ihn noch heftiger als in der vorangegangenen bisher gemeinsam verbrachten kleinen Ewigkeit. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Was sollte das werden? Ich wollte keinen verheirateten Mann. Nicht nur wegen mir nicht, sondern vor allem, weil ich keine Beziehung kaputt machen wollte.

Ich stotterte: »Ich hätte es mir denken können. Die guten Männer sind immer schon vergeben – oder schwul … alte Weisheit aus Hollywood-Filmen.« Ich versuchte zu lachen, doch es hörte sich gequält an. Vermutlich war es ein schiefes Grinsen mit Grunzlauten.

Er bat mich eindringlich mit erhobenem Finger: »Warte mal kurz«, eilte zum Kuchentresen und bezahlte die Rechnung. Ich bekam es beiläufig mit, war aber vollauf damit beschäftigt, meinen Zustand zu sortieren.

Warum konnte ich mich diesem Mann nicht entziehen? Was lief hier? Verströmte er geheimnisvolle Pheromone, oder was? Meine blöden Gedanken wollten wohl den Schmerz der Enttäuschung betäuben. Etwas sollte anders sein als gedacht. Was dachte ich denn? Ich dachte nichts, ich schlussfolgerte: Der Mann ist besetzt und fertig. Just in diesem Augenblick legte er seinen Arm um meine Schultern und schob mich aus dem Café hinaus.

»Ich würde dir das alles sehr gerne erklären, aber könntest du mir nicht vorerst einfach mal vertrauen? Ich möchte dir nichts vormachen, dir gewiss nicht! Ich finde nur, um dir wirklich alles zu erklären, ist der Zeitpunkt noch nicht gekommen. Dann wirken manche Dinge unverständlich. Und das Reden macht es nur noch schlimmer. Dabei wirst du mich verstehen. Uns. Alles.«

Ein Bitten lag in seiner Stimme, dem ich mich nicht entziehen konnte. Er flehte mich an. Und an richtige und falsche Zeitpunkte glaubte auch ich. In meinem Kopf vernahm ich prompt die entsprechende Spruchweisheit dazu: »Das Richtige zur falschen Zeit ist ebenso falsch.«

Und ich vertraute Mauritius. Warum auch immer. Denn dass verheiratete Männer dazu neigten, ihren Geliebten das Blaue vom Himmel zu erzählen, wusste ich. Aber er war es nicht, der nach mir gesucht hatte. Er hatte nicht mich angesprochen oder von sich aus einen Schritt auf mich zu gemacht, bevor ich ihm nicht regelrecht verfallen war. Ich lächelte ertappt.

»Was hast du? Worüber lächelst du?«, erkundigte er sich.

»Ich dachte gerade, dass ich dir schon im Supermarkt auf Anhieb ›verfallen‹ war und musste darüber lächeln.«

»Und? Bist du es noch?«

Seine Stimme klang verführerisch und löste ein Zucken in meinem Zwerchfell aus. Ich schnappte nach Luft und schaute hilfesuchend in seine Augen. Ausgerechnet. Mitten hinein in jenen seltsam erforschenden, doch sanftmütigen Blick, der mir schon so vertraut war. Dieser Mann verdrehte mir wahrlich den Kopf.

Doch Mauritius legte mir seinen Finger unters Kinn und beschwerte sich in gespielter Entrüstung: »Jetzt bin ich aber enttäuscht, ich hätte ein ›Ja‹ erwartet!«

Er kannte mich so unerklärbar gut, er wusste, worauf ich wie reagieren würde. Und ich dachte, es könnte durchaus gefährlich sein, sich mit ihm abzugeben, er hätte mich schnell vollends in seiner Hand. Dennoch gestand ich ihm: »Natürlich bin ich dir heillos verfallen, mehr denn je, doch das dürfte ich dir gar nicht verraten!«

Ich konnte ihm ja wohl schlecht von meinen Träumen von ihm erzählen. Er hielte mich augenblicklich für verrückt. Hatte mein ›mehr denn je‹ mich schon verraten? Ich schaute ihn direkt an.

Er flüsterte: »Ich dir doch auch. Soll ich dir das auch nicht verraten?« Seine Augen küssten meine Seele. Damit brachte er meine Gedanken zum Schweigen. Wir lächelten still vor uns hin, und ich vergaß, was mich eben noch ins Wanken gebracht hatte, oder blendete es wenigstens vorerst aus. Ich wollte bei ihm sein, um jeden Preis.

»Leila? Vertraust du mir?« Er legte die Stirn in Falten.

»Ja, ich vertraue dir.« Ich wirkte fast unpassend gefasst.

»Ich würde dich nicht verletzen wollen … Du … du bist mir passiert.«

»Was? – Wie ein Unfall?«

»Ja, in gewissem Sinne schon. Obwohl der Vergleich natürlich schlecht ist, weil ein Unfall nichts so Schönes, so Wundervolles sein kann, aber ich hatte es insgeheim zu vermeiden versucht, obwohl meine Frau es sich immer gewünscht hat.«

Er schaute mir prüfend ins Gesicht und versuchte jedes Mini-Zucken auszuwerten. Doch ich erkannte, dass es ihm nicht gelang. Er wusste nicht, was ich dachte. In diesem Fall nicht – sein Denken stand dazwischen –, seine Befürchtungen ließen Fehldeutungen zu.

Dabei hatte ich nur Stille in mir.

Ich hatte zur Kenntnis genommen, was er sagte, ohne es zu bewerten. Ich merkte erst jetzt, dass ich ihm tatsächlich voll und ganz vertraute. Mich überströmte ein behagliches Wärmegefühl. Ich kannte es aus meinen Träumen, aus den ›speziellen‹, in denen ich Mauritius immer wieder begegnet war. Mich überflutete ein Gefühl der Liebe.

 

* * * * *

 

Wir schlenderten Hand in Hand schweigend die Straße entlang, als wenn wir wüssten, wohin wir wollten. Fast wäre ich in einem mich fortziehenden Traumzustand versunken und womöglich in einem der Träume gelandet, die ich seit einiger Zeit immer wieder geträumt hatte. Doch heute hatte mein Traum Gestalt angenommen und war in die Realität getreten. Ich war wach und stand mitten im Alltag vor jener Traumgestalt, die mich in letzter Zeit zunehmend häufiger besucht hatte. Ich konnte es nicht fassen, mein Verstand fühlte sich in die Irre geführt, mein Kopf schien sich in zwei Hälften zu spalten. Ich war längst mit diesem Mann verschmolzen, doch im Hier und Jetzt mussten wir die Schritte, die dorthin führten, erst noch nachvollziehen oder vielmehr nachholen. Der Traum war uns voraus. Wir kannten uns und kannten uns doch nicht.

Am Rande einer dicht befahrenen Kreuzung verriet ich es ihm: »Ich … ich kenne dich aus meinen Träumen.« Wir hatten uns zwischenzeitlich unbemerkt losgelassen, doch jetzt fasste er schnell nach meiner Hand.

»Ich weiß, ich hab das schon kommen sehen«, flüsterte er zurück.

»Was meinst du damit? Ich verstehe dich nicht.« Ich reckte stirnrunzelnd den Kopf in die Höhe und wandte Mauritius mein Gesicht zu.

»Meine … ähm … Frau –, sie hat sich das sehr gewünscht.« Seine Stimme war keineswegs so klar und deutlich wie sonst; er krächzte ein wenig, als er die wohlüberlegten Worte formulierte.

»Was hat sie sich gewünscht? Dass ich von dir träume?!«, rief ich spöttisch.

Die Autos fuhren dicht gedrängt. Wir sprangen trotzdem zwischen ihnen hindurch, um auf die andere Seite der Straße zu kommen. Unsere Sätze flogen über die Autodächer davon. Ich scherzte darüber und nahm Mauritius Aussage keineswegs ernst. Wir hatten ja keinen Blickkontakt, weil wir den Autos geschickt auszuweichen versuchten.

»Vielleicht hast du von mir geträumt, während sie sich intensiv gewünscht hat, dass wir uns begegnen«, brabbelte er in drolligem Tonfall vor sich hin und ließ mich im Glauben, dass wir vorzüglich zusammen rumspinnen konnten.

Unterdessen steuerten wir zielstrebig auf den Stadtpark zu. Ohne uns über ein Ziel zu verständigen, suchten wir beide gleichermaßen nach schützender, sicherer Umgebung alter Bäume. Wir schlenderten eine Weile schweigend dahin, bevor Mauritius ohne Einleitung erklärte: »Aurelia ist krank, sie sitzt seit Ewigkeiten im Rollstuhl.«

Ich schaute überrascht auf, aber schwieg dazu.

»Sie vertraut mir. Sie kennt mich wie kein anderer. Sie weiß, dass sie nichts zu befürchten hat. Doch sie wünscht sich für mich, dass ich mich verliebe … und eine Frau mit nach Hause bringe.«

»Was?!?« Ungläubig sprang ich einen Schritt zur Seite. »Jetzt willst du mich verschaukeln! Welche Frau wünscht sich denn eine fremde Frau an der Seite ihres Mannes? Da stimmt jetzt was nicht.« Meine Empörung schwang überdeutlich mit.

»Doch, aber … ähm, also … ich … ich riskiere, dich zu verlieren, wenn ich weiterspreche, willst du das?«

»Inwiefern? Also wodurch könntest du mich verlieren?«

»Wenn du das falsch verstehst oder dir unvorstellbar erscheint, was ich sage, dann könntest du genauso versucht sein, aufzuspringen, wie beim ersten Schreck. – Und, ich weiß nicht, ob ich dich jetzt schon halten kann.«

Er erhaschte einen Blick, um meinen Gesichtsausdruck zu ergründen. Doch weil er nicht wollte, dass ich seine Unsicherheit bemerkte, sprach er nach vorn gewandt weiter. »Wir kennen außer unseren Namen nichts voneinander. Ich könnte dich nirgends wiederfinden, wenn du losrennst.« Er hüstelte verlegen. »Könnten wir nicht wenigstens für alle Fälle die Telefonnummern austauschen, bevor ich weiterrede?«

Ich fand das sowohl äußerst eigenartig, als auch in gewissem Sinne beruhigend. Doch er wartete ungeduldig auf eine Antwort.

»Warum nicht?! Ist zwar eine ulkige Idee, aber hört sich auch vernünftig an. Ich gebe dir sogar meine Adresse, damit du siehst, dass ich dir wirklich vertraue. Aber enttäusche dieses Vertrauen nicht, ich bitte dich!«

Diesmal hatte ich den flehenden Unterton, und wie um ihn zu überspielen, kramte ich betont lange in meiner Handtasche. Ich suchte nach einem Stift und einem Stück Papier.

Ich hätte die Nummer genauso gut gleich ins Handy eingeben können, das wäre modern gewesen, aber in diesen Dingen war ich altmodisch. Wenn man etwas keinesfalls verlieren wollte, musste es Materie verliehen bekommen, um es unter allen Umständen in Händen halten zu können. Oder, um versehentlich darüber stolpern zu können.

Mauritius diktierte mir seine Nummer, seine Stimme zitterte dabei. Ich schaute ihn fragend an und erschrak. Unter den sonst lächelnden Augen hing ein unerwarteter Schatten.

»Was hast du? Ich dachte, du wolltest die Telefonnummern tauschen?«

»Es fühlt sich wie Abschied an und ich habe Angst, dich zu verlieren.«

»Dann hast du ja immer noch deine Frau! – Wenn ich dich verliere, dann hab ich niemanden mehr.«

»Leila, sag das nicht unbedacht so hin, das tut weh. Du weißt noch nicht genug! Aber ich weiß, dass ich dich liebe, und zwar schon lange, das weißt du.«

Sein ›und zwar schon lange‹ flatterte durch mich hindurch wie ein kleiner Schmetterling, der meinen Träumen entkommen war. Ich verstand, was er meinte. Und doch war es unerklärbar.

Mir stiegen die Tränen in die Augen. Doch meine Gedanken drängten sie zurück: Er weiß, dass er mich liebt? Weiß man das? Fühlt man das nicht eher? Bevor ich weiter darüber nachgrübeln konnte, rutschte mir eine Antwort raus: »Ich … ich dich doch auch. Aber das macht die Sache nicht einfacher, oder?«

»Doch, ganz sicher!«

»Mmh.« Ich wollte mir den Kopf stützen, doch umfasste stattdessen mit der Hand meinen Mund, als wenn ich meine Sprachlosigkeit verstecken wollte.

Kurz darauf schrieb ich meine Nummer auf und meinen vollen Namen. Darunter auch noch meine Adresse. Was hatte ich schon zu verlieren?

Mauritius nahm den Zettel entgegen und lächelte. Es schien ihn zu beruhigen, dass ich ihm nicht mehr verloren gehen könnte. Andächtig schaute er aufs Papier und lernte die paar Zeilen auswendig. Und er lächelte weiter vor sich hin.

Das rührte mich. Unsere seltsame Begegnung blieb sich in ihrer wundersamen Art treu. Ich verlor meine Angst vor dem, was ich später erfahren sollte. Ich wusste jetzt, dass Mauritius fürchtete, mich zu verlieren; das machte mich zuversichtlich. Logisch nachvollziehbar war das nicht unbedingt, aber seit wann folgen Gefühle der Logik?

Ich fragte mich, was ich mir wünschen würde, falls sich unsere Wege doch trennen sollten. Wäre mir ein schnelles oder ein spätes Ende lieber? Wieder lachte ich innerlich auf und Mauritius staunte mich an.

»Du hast wieder etwas zu lachen?«

Ich fühlte mich ertappt, doch was mir soeben durch den Kopf gegangen war, behielt ich besser für mich. Er bettelte vergeblich. Ich konnte ihm ja wohl unmöglich mitteilen, dass ich, entgegen jeder Vernunft, zuerst mit ihm schlafen wollte, bevor sich durch seine Verkündung eine womöglich trennende Wegkreuzung auftun würde.

Wir spazierten eine Weile Hand in Hand durch den Stadtpark. Schweigend. Jeder grübelte vor sich hin; Mauritius suchte nach Worten, um mit seiner Erklärung anzufangen. Ich suchte nach Möglichkeiten, diese Worte noch hinauszuschieben.

Schließlich platzte es aus mir heraus: »Wenn sich unsere Wege trennen, was wäre dir dann lieber –, dass wir vorher zusammen geschlafen hätten, oder eben gerade nicht?«

Mauritius blieb wie angewurzelt stehen, bückte sich dann seitlich zu mir hochschauend und platzierte dabei seine Hände auf seinen Knien. Auf seinem Gesicht spielte sich innerhalb weniger Sekunden ein spektakuläres Schauspiel ab. Am Ende gewannen die Lachmuskeln, auch wenn sie noch mit Ungläubigkeit rangelten. Im nächsten Moment schloss mich Mauritius mit so heftiger Leidenschaft in seine Arme, dass keine Antwort hätte liebenswerter ausfallen können als diese. Die Sehnsucht, die wir beide nacheinander verspürten, hatte sich von allen Gedanken befreit, die sie kurzzeitig gefesselt hatten. Mauritius lachte und weinte zugleich. Er küsste mich mit Tränen auf den Lippen und flüsterte: »Ich liebe dich. Du bist einfach unglaublich!« Er strich mir die Haare aus der Stirn und gab mir ein Küsschen auf die Nasenspitze.

»Ich will dich. Aber ich will dich für immer!« Es hörte sich wie ein Versprechen an. Ich nickte zustimmend und genoss seine Worte. Ich fühlte mich verstanden. Es musste mir nicht peinlich sein, was da aus mir herausgeplatzt war.

 

* * * * *

 

Wir tobten wie Kinder durch den Park und scheinbar zielstrebig zum Spielplatz, der um diese Zeit zum Glück menschenleer war. Wir setzten uns übermütig auf die Schaukeln. Kurz darauf sprang Mauritius von seiner ab und kam auf meine zu. Er fing mich samt Schaukel ab und stellte sich dicht vor mich. Ein wohliger Schauer übermittelte mir sein Begehren, während er mir zuraunte: »Wo gehen wir hin? Hast du eine Idee?«

»Keine Ahnung, kennst du nicht was Geeignetes?«

»Nein, woher, das ist Neuland für mich.«

»Oh, sehr angenehm.«

»Wieso?«

»Ach, nur so, ist mir eben lieber. Außerdem ist es gewissermaßen auch für mich Neuland.«

Er holte sein Smartphone aus der Tasche und schaltete es ein. Ich lächelte anerkennend, weil es ausgeschaltet gewesen war.

Er suchte eine Weile und nannte dann eine kleine Pension mit Garten. Er zeigte mir ein Bild davon und ich nickte. Kurze Zeit darauf saßen wir im Auto und fuhren hin.

Die ältere Dame, die die wenigen Zimmerchen vermietete, übergab uns den Schlüssel und meinte, sie müsse nochmal in die Stadt, ob wir denn was bräuchten oder ohne sie auskämen. Natürlich kämen wir nur zu gern ohne sie aus, gaben wir zurück. Es war nicht ganz klar, ob das versteckte kleine Lächeln immer in ihrem Gesicht spielte oder nur in diesem Augenblick. Doch schon wenige Minuten später schloss sie das Gartentörchen von außen ab.

Ich fragte Mauritius, ob er seine Frau anrufen wolle, um seine Verspätung vielleicht lieber anzukündigen. Er schien mir dankbar zu sein, dass ich ihm das nahegelegt hatte, und zog das Telefon hervor. Wir standen immer noch im Garten und Mauritius ging nicht etwa ein paar Schritte von mir weg, sondern ergriff meine Hand. Ein liebevoller Blick besänftigte mein Unbehagen, dann sprach er mit der Stimme am anderen Ende der Leitung.

»Aurelia, Liebes! Kommst du vielleicht mal eine Weile ohne mich zurecht? – Ich werde heute nicht nach Hause kommen und wollte dir Bescheid sagen, du brauchst dir keine Sorgen zu machen –, es geht mir gut.«

Die Stimme antwortete, doch ich verstand nichts.

»Ja, es geht mir in jeder Weise gut.« Mauritius lächelte mir zu.

Die Stimme fragte etwas.

»Es könnte sein, dass es morgen Nachmittag wird.«

Diesmal bekam ich ihre Worte mit. »Ich hab verstanden.« Die Frauenstimme aus dem Telefon klang angenehm und lachte! Gleich darauf rief sie deutlich vernehmbar: »Na dann wünsche ich viel Glück!«

Mauritius nuschelte »bis morgen« und schaltete das Telefon wieder aus.

Die Situation fühlte sich komisch an. Ich hatte das eigenartige Gefühl, dass die Frau am anderen Ende der Leitung gewusst hatte, weshalb Mauritius nicht käme.

»Machst du das öfter mal?«, erkundigte ich mich so beiläufig wie möglich.

»Was meinst du?«, wollte er wissen.

»Na, über Nacht wegbleiben?«

»Nein, das ist Premiere, ich sagte doch schon, das ist Neuland für mich.«

»Warum kommt es mir dann so vor, als ob deine Frau wüsste, dass du nicht allein bist?«

»Sie kennt mich genau, sie hört an meiner Stimme, wie es mir geht, und sie weiß dann alles. Ihr könnte ich niemals etwas vormachen.«

»Aber sie hat gelacht! Ich glaube nicht, dass ich dabei lachen würde!«

»Möchtest du jetzt mehr darüber wissen? Oder möchtest du doch erst vorher noch …?« Er schmunzelte und ließ sachte seine Hand meinen Rücken hinab gleiten.

Es fiel mir schwer, die Gedanken loszulassen. Doch Mauritius zog mich ins Zimmer hinein und schloss blitzschnell die Tür hinter uns.

»Das kann erst mal alles draußen bleiben! Es wartet dort schön brav und wird uns nicht verloren gehen. Aber es ist weit genug weg, um uns nicht zu stören.«

Sein Kuss tröstete mich ungemein.

---ENDE DER LESEPROBE---