Die Erwählten der Götter - Rico Willeke - E-Book

Die Erwählten der Götter E-Book

Rico Willeke

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Beschreibung

Das Buch gehört zur Reihe die Erwählten der Götter. Es dreht sich um den Sklaven Andru, welcher durch einige Unglücke und Missgeschicke zum Spielball der mächtigsten Menschen seines Reiches wird. Er wird aus seiner Heimat verbannt, von seinen Feinden, als Strafe für einen Diebstahl, rekrutiert und muss deren Gott huldigen. Doch um alles noch zu toppen, scheint er nicht nur der Spielball der mächtigsten Menschen zu sein, sondern auch der, der Götter. Die Menschen wollen ihn benutzen um ihn auf eine Seite zu ziehen, denn er trägt magisches Potenzial wie kein zweiter, im Reich Artona, in sich. Die Götter benutzen ihn, um Kriege zwischen den verschiedenen Parteien des Reiches zu beginnen. Nur ein Mann verfolgt einen Plan, mit dem niemand rechnet. Ihm schließt Andru sich an, um für eine Wendung zu Sorgen, welche niemand so vorhersehen konnte.

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Seitenzahl: 413

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Die Erwählten der Götter - Der Ausgestoßene

Titel SeiteKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Impressum

Die Erwählten der Götter - Band 1 Der Ausgestoßene

Kapitel 1

Es war ein kalter grauer Morgen, als Andru sich zitternd vor Angst und trotzdem von Hoffnung erfüllt in der Futterkrippe des Hofstalles

versteckte.

Er zuckte zusammen und sog scharf die Luft ein, als der Stall plötzlich von einem

Feuerschein aus dem Nichts erhellt wurde.

Als seine Augen sich an das helle Licht des Feuers gewöhnt hatten, sah er die Quelle des Feuers. Ein Magier des Lichts, ein Angehöriger des Feuerclans. Seiner Robe nach zu urteilen, einer der höheren Magier. Es war ihm bewusst, dass ein Magier, der solch eine hohe Robe trug, dem höchsten Kreis der 7 Magischen Kreise unterwiesen wurde. Er sah einen Erwählten des Gottes Iknars. Andru wusste, dass er sich vor einem so mächtigen Magier niemals

verstecken könnte.Soll ich mich verstecken und darauf warten, dass er mich findet, wird er mich töten oder versklaven. Was wird mein Herr unternehmen um mich zu retten?

Vermutlich nichts. Ich habe keinen Wert für ihn. Wenn ich mich stelle, könnte das eventuell guten Willen zeigen.Während er so überlegte, stand er auch schon auf und stellte sich: „Ehrenwerter Magier des Feuerclans,

Erwählter des Lichts persönlich, Herrscher

über den mächtigsten magischen Kreis…” „Genug der Anbiederung Sklave! Du hast mich eines mehr als wertvollen Artefaktes beraubt. Wie kannst du so töricht sein und mich so schmierig umgarnen?? Sag mir, warum ich dich nicht auf der Stelle bei lebendigem Leib verbrennen sollte.” Pymos von Kohenstein war der Name des Magiers und Andru hatte ihm einen Teil magischer Kraft selbst geklaut, ein Amulett des Lichts.Wenn ich ihn töte, könnte das Amulett Schaden nehmen, ich muss es mir anders zurückfordern.

„Nun sprich Sklave vergeude nicht auch noch meine Zeit mit deiner Verschwiegenheit.”

Andru wusste welch mächtiger Gegenstand sich in der extra tiefen Innentasche seines schmuddeligen Mantels, welche den Sklaven aus seiner Heimat von ihren Meistern für Diebeszüge wie diesen zur Verfügung gestellt wurden, versteckt war. Er drohte dem Magier mit Zerstörung des Amuletts, auch wenn er nicht die geringste Ahnung hatte, wie er ein so mächtiges magisches Artefakt ohne magische Hilfe zerstören sollte. „Was, Meister des Feuers, würdet ihr tun, wenn ich euer

Schmuckstück zerstöre?”Das Risiko wollte Pymos nicht eingehen.Wenn er wirklich in der Lage ist das Amulett zu zerstören, muss er ziemlich weit in der dunklen Magie unterwiesen sein, ungewöhnlich für einen Sklaven.Pymos spielte mit sehr hohem Risiko, als er seine Antwort sorgsam wählte:„Versuch es Sklave, der nicht der Magie mächtig und ich brauche dich nicht zu töten. Sollte es dir gelingen dem Amulett auch nur den geringsten Schaden zuzufügen und solltest du überleben, sei dir meiner Gnade bewusst, du wirst am Leben bleiben.”

Er weiß, dass ich nicht in der Magie unterwiesen bin. Was für ein Narr ich bin, einen der höchsten Magier des Lichts betrügen zu wollen… ich könnte nur eins versuchen …

„So sei es, aber geehrter Erwählter sei nicht zu sehr enttäuscht.”

Andru zog einen kleinen leicht schimmernden Dolch mit magischer Aura aus seinem Mantel. Er durfte ihn nur in äußersten Notfällen einsetzen und hoffte, dass sein Meister Situationen wie diese meinte.

Ein magisch verstärkter Dolch, weit kommt er damit nicht.

Doch plötzlich merkte Pymos, wie seine magische Energie um ein minimales Schwächer wurde. Keineswegs bedenklich, doch allein durch das schmerzerfüllte und vor Entsetzen starrende Gesicht des Sklaven hätte er gewusst, dass dieser sein Amulett beschädigt hatte. Andru hatte mit dem Dolch, so fest er konnte, hinter den Rubin in der Fassung gestochen, welcher das Schmuckstück verzierte. Schon bei der Berührung merkte er, wie das Amulett sich wehrte und seine Magie über den magischen Dolch auf Andru freiließ.

Sein Arm fühlte sich an als würde eine Flamme sich von innen nach außen fressen. Doch nach ein paar Sekunden ließ der Schmerz nach und als er auf seinen Arm sah, stellte er fest, dass er schwarz war wie verbranntes Holz. Ein magisches Feuer hatte für die vollkommene Verkohlung des Gewebes geführt. Er ließ die Kette fallen und versuchte

wegzurennen, doch er konnte nicht fliehen. Alle Ausgänge waren von einem Vorhang aus Feuer versperrt. Plötzlich konnte er sich nicht mehr bewegen.

Ein warmes und dennoch erschreckendes Band aus magischem Feuer hielt ihn gefesselt. Er hatte so etwas noch nie zuvor erlebt. Das Feuer war direkt an ihm und dennoch verbrannte es ihn nicht. Als würde es nur darauf warten, aber nicht zuschlagen dürfen.

Der Magier erklärte ihm: „Ich habe dir versprochen, du bleibst am Leben und zu lügen ist zuwider der Gesetze unseren obersten Gottes Iknars, dem ich zu dienen pflege. Dennoch werde ich dich wegen des Diebstahls meiner Macht und meines Amuletts des Lichts bestrafen.”

Andru sah wie die Vorhänge vor dem Eingang verschwanden. Er merkte auch, wie ihn das Feuer des Magiers, was ihn immer noch umgab, langsam vorwärts geleitete und ihm den Weg wies.

Pymos wusste nicht genau, was er mit dem Sklaven machen sollte. Aber eins war ihm klar, wenn er ihn jetzt oder auch vorher getötet hätte, hätte er einen Krieg mit den Schwarzmagiern, den dunklen Dienern des schwarzen Gottes Almonara, riskiert. Durch den Tod eines Sklaven wurde einem dunklen Magier ein wertvoller Besitz genommen, auch wenn die Sklaven selbst es nicht wussten. Für sie waren die Sklaven das, was für ihn und die Mitglieder des Ordens die magischen Artefakte Iknars waren. Diese hingen meist in Form von Amuletten um den Hals des jeweiligen Magiers. Wobei es Ausnahmen gab: Ringe, Pokale und alle möglichen Wertgegenstände.

Die einzige Möglichkeit, die er hatte, war den Sklaven in die heiligen Hallen Iknars ihres ehrenwerten Gottes zu führen und mit den 5 anderen Magiern des höchsten Kreises, dem höchsten Gericht und Gesetz in Artona, über ihn zu richten.

Andru kam sich hilflos vor und wusste sich in seiner Lage nicht anders zu helfen, als zu versuchen über gedankliche Telepartie Kontakt zu seinem Meister aufzunehmen.

Doch wenn er dies tat, wusste sein Meister, dass er eines der Geheimnisse der dunklen Magier mit angesehen und zu seinem eigenen Bedauern auch noch verstanden hatte.

Die Einführung eines Lehrlings der Magier, im Mund des gemeinen Volkes auch Novize genannt, in die Reihen der Magier.

Ihm wurden die ersten Zauber und Fähigkeiten des ersten Kreises der Magie vermittelt.

Nach der gedanklichen Rede war Andru so schnell wie möglich verschwunden. Doch zu seiner Überraschung hörte er von nun an an manchen Tagen verschiedene Stimmen. Er verstand jedoch nur wenig von den Inhalten der Gespräche. Oft ging es um Politik und verschlüsselte Botschaften für das Kaiserreich oder sogar andere, weiter entfernte

Königreiche.

Während Andru in der Vergangenheit steckte, führte Pymos ihn die Hauptstraße der Stadt Largon hinauf. Sie war die Zentralstadt des Kaiserreiches mit dem Palast des Kaisers und Sitz der größten Universität für Magie und Licht. Dort wurden zurzeit über 30 Magierlehrlinge ausgebildet, von denen 4 sogar schon Anwärter auf die Robe des ersten Kreises des Lichts waren. Auf die ganze Institution war Pymos als oberster Magier des Lichts von ganz Artona ziemlich stolz, weil er die Universität erst zu diesem Glanz gebracht hatte.

Dieses Amt hatte er erst vor ein paar Jahren annehmen dürfen, weil die 5 höchsten Magier des Lichts in wichtiger Mission, im Auftrag seiner Majestät, des ehrenwerten Kaisers Boranto dem II. von Largon, verschollen oder eingeschlossen waren. Tot waren sie nicht, denn sie sendeten magische Nachrichten und Hinweise aus, was ihren Aufenthaltsort anging.

Zusammen mit den 5 höchsten Magiern des Gleichgewichts, der Erde und des Wassers, die Diener des Gottes der Ausgeglichenheit Umodes und den 5 höchsten Schwarzmagiern des Almonara brachen sie auf.

Die dunklen Magier wenn auch nur widerwillig.

Um die Macht Almonaras, gebunden an ein dunkles Wesen auf dieser Erde,

wahrscheinlich einen Dämon, zu bannen. Solange die gedankliche Verbindung

standgehalten hatte, konnte Pymos verfolgen was passierte. Der Dämon vernichtete, nach dem ersten Bannzauber, seine eigenen Diener und zwar alle fünf. Sie schienen seiner nicht würdig und ihn verraten zu haben.

Die Diener des Umodes vereinten noch einmal ihre Kräfte mit den hohen Magiern des Lichts und versuchten ihn erneut zu bannen.

Das letzte Bild, was er sehen konnte war, dass Rakon, damals höchster Magier des Lichts, aus ihm unerklärlichen Gründen, einen riesigen Verrat begann und den Dämon nur bannen konnte, indem er einen Teil, nicht alles, der göttlichen Macht Almonaras dem Dämon entzog

und in sich selbst aufnahm. Danach brach die Verbindung ab.

Es erreichte ihn noch eine Nachricht von Malonis, einem anderen hohen Magier des Lichts, der an der Verbannung beteiligt war:Rakon geflohen… sitzen fest … Magier des Umodes verschwunden, wahrscheinlich tot… Hilfe … Dämon geschwächt, nicht vollends gebannt... Schwarzmagier tot … Almonara Rache … Krieg nicht mehr lange…Danach empfing er nur noch leichte magische Wellen aus der Nähe von der Passstadt Vorano, die bis heut noch anhalten...

Nach dem Verlust der bedeutendsten Magier der 3 Götter brach in Artona Chaos aus. Der Kaiser befahl allen Dienern der Götter schnellstmöglich neue Führungen zu bilden, bevor der Krieg der Götter, den Maloni in seinen letzten Informationen ankündigte, ausbrach.

Alle Möglichkeiten über Vorano in das verlorene Tal hinter dem Pass zu kommen, wurden gesperrt.

Nur bedeutende Menschen wie Magier, Herrscher, Kriegshelden und Bürger die besondere Verdienste für Artona geleistet hatten, durften passieren. Die, die es versuchten, kehrten jedoch genauso wenig zurück wie die 15 Magier vor ihnen.

Das Ganze lag jetzt vier Jahre zurück und nur mächtige Magier spürten noch den heran nahenden Krieg der Götter. Die meisten Menschen ohne magische Fähigkeiten hatten alles schon wieder vergessen oder verdrängt und wollten nichts mehr davon hören.

Nachdem die Magier verloren waren, war nun Pymos der am weitesten fortgeschrittene Magier des Lichts außerhalb des verlorenen Tals. Ihm wurde nun das Privileg verliehen in den Chroniken des Lichts sich das Wissen des 7. Kreises über die Magie anzueignen und die Chronik zu verwahren. Nur er selbst durfte jetzt Magier in den 7. Kreis aufnehmen. Das hatte er bisher nur viermal getan, um einen neuen, den zurzeit amtierenden Hohen Rat, das hohe Gericht des Lichts zu bestimmen.

Nun war er der mächtigste Magier des Lichts und des Feuers in Artona.

Andru hatte sich entschieden seinen Meister doch nicht zu kontaktieren, weil er darauf seinen Tod vermutete. Wobei Pymos von Kohenstein, er wusste nun, dass dies der höchste Magier des Lichts war, als er ihn im Tageslicht sah, ihm sein Leben versprochen hatte. Er sah schon die prunk- und glanzvolle Universität des Lichts, ein riesiges Gebäude mit einer Kuppel aus Glas, die in 150 Metern Höhe glänzte.

Die Gesamte Universität war umgeben von einem magischen Schild, dieses Gebäude war sicherer als sämtliche Festungen in Artona.

Bis zu 20 Magier waren regelmäßig mit der Ausbildung von 30 Lehrlingen beschäftigt.

Hier wurden auch einige Artefakte des Lichts hergestellt. Wie töricht er gewesen war, in dieses Gebäude einzudringen.

Als Bedürftiger an die riesigen Flügeltüren, welche 3 Meter hoch mit dem Gesicht des Iknars verziert, strafend auf ihn hinabsahen, zu klopfen und um Schutz und Nahrung zu bitten.

Nur, um bis in die Gemächer eines Magiers vorzudringen und ihm sein Amulett zu klauen, damit sein Meister auch einen Teil der Magie Iknars besaß. Sein Meister wollte sich nicht mehr nur noch auf die Macht Almonaras verlassen.

Was für ein Unglück es für Andru war, dass ausgerechnet Pymos von Kohenstein in der Universität war und er ihn beklaute.

Er fragte sich, warum der oberste Magier Iknars sich nicht im Kloster beim Hohen Rat und Gericht des Feuerclans aufgehalten hat oder zumindest in seinem Sitz und seiner Heimatstadt Kohenstein.

Was zog ihn ausgerechnet heute Nacht in die Hauptstadt, wo der Hohe Rat nur selten anzutreffen ist?

Er hörte Pymos etwas sagen, verstand es aber nicht. Es schien eine Zauberformel zu sein, denn das magische Schild öffnete sich im Bereich der Eingangstür und diese schwang genau wie heut‘ Nacht wie von selbst auf.

“Meister Pymos, warum haben Sie diesen bedürftigen Bettler in Gefangenschaft und wieso ist er nicht im Gästequartier?” fragte einer der Lehrlinge, der die Wache heute Nacht bis heute Mittag übernehmen musste. “DieserBedürftigeist vor das Hohe Gericht zu bringen und ein Lehrling sollte die Maßnahmen des Hohen Rates nicht hinterfragen! Bereitet den Teleportraum vor und bringt mir einen bereits Erwählten, dem ich diese Sache anvertrauen

kann und keinen einfältigen Lehrling, der einen Bettler nicht von einem Eindringling der

Schwarzmagier unterscheiden kann.”

“Verzeiht Meister, ich war erstaunt und unaufmerksam. Ich werde Sie nicht mehr enttäuschen. Ich lasse nach Darion, Magier des 3. Kreises, schicken. Er hat zurzeit Pause vom Unterricht.”

“Bittet nicht mich um Vergebung, bete zu Iknar, dass er dir deine Unfähigkeit, die dunklen Mächte in seine Hallen zu bitten, verzeiht.”

Der Lehrling sah ihn mit geschockter und trauriger Mine an und sagte nur noch: “ Ja, Meister”.

Dann ging er, um Darion die Nachricht zu überbringen und den Teleportraum vorzubereiten.

Ein paar Minuten vergingen in denen Andru nicht anders konnte, als die Universität zu bewundern. Über ihm die riesige Glaskuppel und vor ihm die lichtdurchströmte

Eingangshalle mit dem Bildnis der drei Götter.

Iknar, leicht erhöht zur Linken von Umodes, welcher in der Mitte zwischen seinen Brüdern stand.

Almonara zu seiner Rechten auch etwas erhöht, aber nicht so hoch wie der oberste Gott Iknar.

Umodes schlichtete andauernd den Streit zwischen Iknar und Almonara. Doch so viel wusste Andru, würde es nicht mehr lange dauern. Das spürten alle mächtigen Magier und er wusste davon, dass Umodes die beiden nicht mehr aufhalten konnte. In der Glaskuppel brach sich das Licht so, dass es die drei Götter in ihren Scheinen erstrahlen ließ. So etwas konnte nur mit Hilfe von Magie entstehen.

Iknar leuchtete Gold und Rot.

Umodes in einem bescheidenen, ganz leicht bläulichem Licht und

Almonara und da fragte er sich wie das möglich war, leuchtete in einem schwarzen, er wusste nicht ob er es Licht nennen konnte, aber in einem Schimmer von Schwarz wie er es selbst in dem großen Tempel von Marillien, dem Erscheinungsort Almonaras und seinem Hauptschrein, noch nicht gesehen hatte.

Hinter den Bildnissen der Götter verliefen drei etwas kleinere Treppen. Links die Treppe in einem leichten Bogen, die mittlere Treppe stur geradeaus und die rechte ebenfalls in einem Bogen, so dass es aussah wie eine Art getrennter Kreis.

Diese Treppen trafen sich alle auf der 1. Ebene der Universität. Mehr konnte Andru noch nicht erkennen.

Als Darion die Treppen runterstieg, sah er Meister Pymos von Kohenstein,

welcher mit einem äußerst beeindruckenden Zauber eine Gestalt im Bann hielt.Wer ist das und wieso scheint er so wichtig zu sein, dass Pymos selbst loszog, um ihn festzunehmen?

Er konnte nicht viel mehr überlegen, da sprach ihn der oberste Magier schon an:

„Darion, du hast tatsächlich den dritten Kreis schon gemeistert? Erstaunlich, aber darum soll es nicht gehen. Wir wissen alle, dass der Krieg der Götter bevorsteht. Was wir allerdings noch nicht wussten ist, dass Almonara mittlerweile sogar seine Diener in den Krieg schickt.

Wenn auch nur verdeckt und hinterhältig. Wahrscheinlich weiß der Schwarzmagier, dem dieser Sklave dient, nicht einmal von den wahren Absichten.

Er wurde ausgeschickt, um ein Artefakt des Lichts zu stehlen, hat sich aber leider das Artefakt des Falschen ausgesucht”, damit schaute er herablassend und erniedrigend auf Andru herab, „du musst sofort alle Magier des Lichts aus der Universität versammeln und es ihnen mitteilen. Sagt den Lehrlingen nichts, das würde ihnen nur die Überzeugung in ihren Herzen nehmen, sich uns anzuschließen. Wir brauchen aber so viele Lehrlinge und Magier wie möglich, um die Altmeister aus dem Verlorenen Tal zurück zu holen.”

Von nun an verfolgte Andru das Gespräch nur noch halb, er hörte Sachen wie… der Sklave muss Magier werden… ohne Entscheidung des Hohen Rates? …aber das alles war ihm gleichgültig. Der Orden des Lichts plante die Befreiung der Altmeister aus dem Tal. Das musste die Schwarzmagier erreichen, aber wie?Almonara schickt seine Diener in den Krieg? Ohne das sie seine Absichten verstehen?Fragen über Fragen plagten ihn,wollte Almonara die Magier des Lichts schwächen, indem er seinen Dienern die Macht seines Bruders gab?

Plötzlich verschwanden seine magischen Fesseln.Aber bei Tageslicht fliehen wäre noch törichter als bei Nacht,dachte er bevor seine innere Aufregung durch Pymos unterbrochen wurde:

„Ich führe dich nun in den Teleportraum. Wir werden gemeinsam sofort zum Hohen Rat aufbrechen. Wie ist dein Name Sklave?”

Andru wusste nicht, ob er ehrlich antworten sollte. Anders gesehen würde

er eine Lüge in seinen Augen sehen und in seinen Geist eindringen, um die Wahrheit zu erfahren.

„Mein Name ist Andru, Meister Pymos”

Pymos war erstaunt über diesen Namen. Irgendwas sagte ihm, dass dieser junge Mann noch eine wichtige Rolle im Krieg der Götter spielen sollte: „Nun Andru, folge mir und sei dir gewiss, dass dein Leben verschont bleibt.”

Andru ging geistesabwesend hinter ihm her. Natürlich wählte Pymos die linke Treppe die hinter Iknars Abbild emporstieg und Pymos führte ihn weiter durch unendliche Flure.

Wunderschöne Verzierungen und Säulen, Statuetten und Bildnisse aus allen Teilen des Reiches waren hier vertreten.

Eine Glocke weit oben, die in der Ferne ertönte und einige Türen öffneten sich. Lehrlinge und Magier tauschten verwirrte Blicke, als sie Pymos erblickten, dennoch begrüßten sie ihn selbstverständlich auf höfliche und angemessene Art.

Die meisten von ihnen waren noch erstaunter, als sie Andru erblickten, der wie ein Schoßhund hinter ihm herlief.

Das Gebäude war rund angelegt und Andru hatte das Gefühl, dass die erste Ebene auch gleichzeitig die zweite bis zehnte Ebene war.

Die Gänge verliefen spiralförmig nach oben aber so leicht, dass man es nicht merkte.

Die Räume hinter den Türen mussten aber eben sein, da in den Türen keine Schrägen zu sehen waren.

Das alles musste eine Architektur sein, die nur durch Magie funktionieren konnte.

Vor einem Raum blieben sie stehen. Auf der linken Flügeltür war ein Mensch zu sehen, der langsam aber sicher, wenn man zur rechten Seite der Tür schaute verschwand. Andru war sich sicher, dass sich dieses Abbild bewegte. Aber er kam zu dem Schluss, dass er einfach zu schnell von links nach rechts geschaut hatte, sodass ihm sein Verstand einen Streich gespielt hatte.

Pymos bat ihn mit einer Geste seiner rechten Hand einzutreten, als die Türen wie alle Türen in der Universität von allein aufgingen und sagte: „Keine Angst, ohne mich wirst du nirgendwohin teleportiert. Es erfordert einiges an magischer Kraft und Konzentration und solange unser Lehrling das magische Kraftfeld nicht aktiviert, kann dir nichts passieren.”

Andru trat ein und sah einen vollkommen leeren Raum. Auch dieser war rund und auf dem Boden war wieder ein Abbild des Gesichts Iknars.

Pymos trat nun auch in den Raum und stellte sich auf das Gesicht Iknars und bedeutete Andru es ihm gleichzutun.

Andru hörte auf einmal die Stimme von Pymos in seinem Kopf: „Garon? …”

Es dauerte ein wenig, dann hörte er eine zweite Stimme: „Pymos alter Freund, ich dachte du wärst in einer Verhandlung mit dem Kaiser? Was ist passiert?”Pymos antwortete kurz und knapp:„Du wirst es sehen. Mir kam etwas dazwischen. Der Kaiser wurde informiert, Darion kümmert sich um den Rest. Aktiviere den Teleporter im Kloster.”

Nun wusste Andru, dass sein Versuch seinen Meister zu kontaktieren, so oder so aufgeflogen wäre.

Denn auch die Magier des Lichts schienen die Gedankenrede zu beherrschen.

Damit hätte Pymos alles gehört. Ein letztes Mal hörte er Pymos Stimme in seinem Kopf: „Kalon aktiviere jetzt den Universitätsteleporter, benutze Darions Amulett.”

Kalon schien der Lehrling zu sein, der ihn heut‘ Nacht so bereitwillig eingelassen hatte. Bevor ihn eine magische Kraft umgab, bemerkte er, wie der Magier seinen Arm ergriff, wobei er noch sagte: „Das werden wir zu heilen wissen. Eine kleine magische Verbrennung. Nichts weiter.”

Jetzt verschwand das Bild des Raumes. Um ihn herum war nur Licht. Er dachte er würde sterben. Er hatte keinen Boden mehr unter den Füßen und glaubte in dem Moment, wo er selbst seinen Körper nicht mehr wahrnahm, für immer von dieser Welt gegangen zu sein.

Doch plötzlich sagte ihm ein leichter Schmerz in seinen Beinen und Füßen, dass er auf festem Boden gelandet war.Er öffnete die Augen und sah sich in einem recht schlichten und dennoch beeindruckenden Feld eines Innenhofes. Mit dem gleichen Abbild von Iknars Gesicht unter seinen Füßen wie in der Universität von Largon.

Vor seinen Augen erblickte er den großen Tempel und Hauptsitz des Ordens des Iknars. Er war beim Kloster am heiligen See, wo Iknar einst seine Brüder Umodes und Almonara erschaffen hatte, um dem Chaos der Welt Einhalt zu gebieten.

Kapitel 2

Andru sollte längst zurück sein. Ich kann ihn auch nicht erblicken oder seinen Geist in der Ferne wahrnehmen. Es muss etwas schief gegangen sein.”Sarbor von Marillien, der oberste Schwarzmagier des Gottes der Dunkelheit, wurde bei seinem inneren Monolog durch ein Klopfen an der Tür seines Gemaches unerwünschter Weise unterbrochen.

Er war ein herrschsüchtiger und hasserfüllter Anführer und einige vermuteten, dass er ständig in direktem Kontakt zu Almonara stand.

Dennoch vermutete man auch, dass er niemandem die gesamten Pläne des Gottes anvertraute. Ob er es nun durfte oder Almonara es ihm verbot, aber aufgrund dieser Tatsache war er kein beliebter Anführer.

Mit gespannter Miene blickte er zur Tür seines sehr luxuriös eingerichteten Zimmers und schrie die Tür schon fast an: „Eintreten. Wehe, es sind keine wichtigen Botschaften die Ihr überbringt.”

Herein kam ein recht spärlicher junger Mann. In der Ebene von Kranon würde man ihn Diener nennen. Hier in der Wüste von Mandroma war er jedoch ein Sklave, welcher sehr ängstlich und mit schwacher Stimme sprach: „Herr und Meister, verzeiht die Störung, aber ein gewisser Meister Dorian des Lichts, Magier des dritten Kreises der Magie, wünscht sie in der Eingangshalle zu sprechen.” Der Sklave verbeugte sich und machte Anstalten so schnell wie möglich zu verschwinden, ohne eine Antwort abzuwarten.

Sarbor war verwundert. Was wollte ein Magier des Lichts in Marillien, der Hauptstadt der Wüste und zugleich auch noch dem Erscheinungsort Almonaras? Hier im Heiligtum des Tempels soll er einst seinen Vorfahren erschienen sein. Sarbor spürte, dass es nicht mehr lange dauerte, bis Almonara erneut erschien. Die Präsenz seines Gottes war nicht zu leugnen und er fühlt, dass er ihn, als seinen einzigen und obersten aller Diener, erheben würde. Er würde eine unvorstellbare Menge der göttlichen Macht in sich aufnehmen dürfen.

Doch um dies zu schaffen sprach Almonara regelmäßig zu ihm. Einige Menschen in Marillien und in der ganzen Wüste Mandroma beunruhigte dies. Almonara hatte ihm gesagt, dass er zuerst seinen alten Diener, den Dämon des verlorenen Tales, vernichten müsse. An ihn war seine Macht noch gebunden. Wenn er das schaffen sollte, brauchte er jedoch mehr magische Energie und nicht nur die Almonaras, sondern auch die seiner Brüder, so sprach Almonara zu ihm. Er benötige mindestens 5 Artefakte des Lichts und er musste eine Möglichkeit finden, die Macht von mindestens 5 Magiern der Ausgeglichenheit in sich aufzunehmen. Selbst, wenn dies nur durch ihren Tod funktionierte, dann sollte es so sein, prophezeite ihm Almonara.

Denn nach seiner Ernennung würde ihn nichts aufhalten können diesen Krieg zu gewinnen.

Während dieser ganzen Überlegungen ging er mit geistesabwesenden Gesichtsausdruck durch den gesamten Tempel. Der Tempel Almonaras in Marillien war zwar nicht so prunkvoll und schön eingerichtet wie die Universität oder die Gotteshäuser des Iknars auf der Ebene von Kranon oder der Hohetempel in der Eiswüste von Arbonar, aber in der Wüste legte man weniger Wert auf die Inneneinrichtung als mehr auf die funktionierende Klimatisierung eines Gebäudes.

Der Tempel von Marillien hatte ein äußerst kompliziertes System verschiedener Rohre und Schächte in den Wänden, durch die jede Sekunde, mithilfe von Magie, kalte Luft floss, um die Wände kühl zu halten, damit der Raum nicht der prallen Hitze der Wüste ausgesetzt war. Im Boden einer jeden Etage des Tempels floss, ebenfalls mit Magie, kalt gehaltenes Wasser, damit den Menschen nicht die Sohlen von den Füßen schmolzen. Letztendlich, hatte er nun durch den Aufzug die Eingangshalle erreicht. Der Aufzug wurde keineswegs durch primitive Flaschenzüge oder ähnliches bewegt. Nur Magier waren in der Lage ihn zu bewegen. Lehrlinge und Sklaven mussten Treppen steigen. Da sah er nun den Magier des Lichts in seiner rot-goldenen Prunkrobe. Die verlängerten Kragen welche sich über den Brustkorb bis hin zu den Füßen zogen waren, wie bei Magiern des dritten Kreises üblich, schwach glänzend und rotbraun. Mit jedem Kreis, den ein Magier des Lichts meisterte, änderten sich diese Farben. Der erste Kreis hatte zu der roten Robe einen schlichten blassroten Kragen. Der zweite Kreis nahm nun schon ein etwas dunkleres und schimmerndes Rot an. Im dritten Kreis mischte sich in das schimmernde Rot ein leichter Braunton. Dieses Phänomen vollendet sich im vierten Kreis.

Nun sind Rot und Braun gleichermaßen stark und glänzend. Der fünfte Kreis wiederum trägt anstatt rot schon ganz leicht gelb-goldene Farbtöne zusammen mit dem Braun. Im sechsten verschwinden die Brauntöne fast vollends und weichen einem leicht silbernen Glanz. Nur die höchsten Magier des Lichts, die den siebten Kreis meistern, tragen einen Kragen aus einem reinem Goldton, welcher der Sonne und des Lichts ähneln soll.

Sarbor hielt von dem Gesamten rein gar nichts. Er hielt es für Wichtigtuerei und befand seine schwarzen Roben als wesentlich praktischer und effektiver. Bei den Schwarzmagiern hielt sich alles etwas einfacher. Mit jedem Kreis gewann man einen weiteren Silber glänzenden Almonarakopf auf seinem Kragen. Diese schlichte und einfache Form bevorzugte er, weil man sofort sehen konnte mit wem man es zu tun hat und nicht erst auf Farbspielerei und Lichteinflüsse achten musste.

Die Magier des Umodes hatten sogar gar keine Robenordnung. Nur die führenden fünf höchsten Magier tragen andere Roben. Die restlichen Magier kleiden sich in Einheitsroben.

Aber er wollte diesen Darion nicht noch länger anstarren. Er sah ohnehin schon sehr gequält und ermüdet aus und für sein junges Alter sehr gezeichnet vom Leben.

Doch konnte er nicht anders, als mit einer gewissen Ironie die Frage stellen: „Ein Erwählter Iknars in unseren heiligen Hallen, was verschafft uns die Ehre, dass ein Diener unseres ehrenwerten und höchsten Gottes in diese bedauernswerten Räumlichkeiten Almonaras wandelt?”

Darion widerten dieser Spott und die Großkotzigkeit des Schwarzmagiers an. Dennoch antwortete er gefasst: „Nun ich vermute der oberste schwarze Magier Almonaras und sein Mund und offenes Ohr sollten wissen, warum Iknar, gepriesen sei er, seine Diener zu den Hallen seines Bruders schickt oder ist er nicht so gesprächig wie seine Marionette denkt?”

Sarbor wusste nicht worauf er hinauswollte, hatte jedoch eine schreckliche aber wahrscheinliche Vermutung.Andru, dafür wird er bezahlen und wenn es nötig istauch mit seinem erbärmlichen Leben. Es gibt genügend andere Sklaven, denen ich meine Kraft entnehmen kann.

Darion schien zu wissen, was er wollte: „Nun Meister der Dunkelheit sprecht oder soll ich euch ein wenig Hilfestellung geben? Es geht um jemanden namens Andru. Er muss sich gerade vor dem Hohen Rat des Lichts rechtfertigen, warum er diesen bestohlen hat.”

Sarbor zog es sämtliche Farbe aus dem Gesicht: „Den Hohen Rat? Bestohlen? Einer meiner Sklaven? Was sollte ihn dazu bewogen haben?”

Darions Miene wurde nun wütend. Er blieb jedoch ernst: „Vielleicht sollten wir diese Unterhaltung nicht in aller Öffentlichkeit in der Eingangshalle fortsetzen. Ladet mich doch auf einen Gang durch euren erstaunlichen Garten ein, ich fand die Geschichten der blühenden Wüste schon immer faszinierend. Es wäre zu schade mir dieses Schauspiel nicht anzusehen, wo ich doch schon einmal hier bin.”

Sarbor war verärgert über diese unfassbare Selbsteinladung und Dreistigkeit dieses hochnäsigen Magiers. Dennoch hatte dieser nun mal die besseren Karten bei dieser Verhandlung, also blieb ihm nichts übrig als zuzustimmen: „Ja, ich denke sie werden Euch gefallen, da unsere Räumlichkeiten an den Glanz eurer Tempel auf der Ebene keineswegs herankommen.”

So schritten sie gemeinsam aus dem Tor. Auch in diesem Tempel öffneten sich die Tore und Türen von allein. Sie gingen ein kleines Stück um den Tempel herum und dann erblickte Dorian etwas, dass ihn wirklich staunen ließ. All die Pracht und die Verzierungen in den Tempeln Iknars waren nichts gegen dieses Wunder der Natur. Selbstverständlich wusste er, dass dies alles unmöglich wäre ohne Magie. Doch eine unglaubliche Pflanzenvielfalt erbot sich vor ihm. Mitten in der tristen Wüste floss ein Bach in einem ewigen Kreislauf durch diesen Garten. Er war auf mehrere Stufen angebaut, sodass das Wasser teilweise in kleinen Wasserfällen von einer auf die andere Stufe fiel. Inmitten des Gartens war eine runde Fläche angelegt worden, umgeben von einer Dornenpflanze, aus der sich das Abbild der drei Götter, ähnlich wie im Eingangsbereich der Universität von Largon, erhob. Nur dass die Statuetten hier nicht durch das Lichtspiel, sondern direkt von Baldonit, Draktonit, Talakonit, Prutuonit, Maknal, Aroknal, Roknal und Tarknal ihre typischen Farben bekamen. Die meisten dieser Quarze und Erze waren höchst selten und hatten teilweise von Natur aus, einen gewissen Teil magischer Energie gespeichert. Außerdem waren Pflanzen aus allen Teilen des Reiches vertreten.

Sogar einige Eisrosen, die nur in der Eiswüste Arbonar gedeihen konnten, waren in einem faszinierenden Beet angelegt worden.

Sarbor empfand eine gewisse Genugtuung, als er den beeindruckten Ausdruck auf Darions Gesicht sah, was er ihn auch gleich spüren lies:

„Wie ich sehe, scheinen wir doch tatsächlich auch die verwöhnten Magier des Lichts noch zum Staunen zu bringen.”

Darion stieg Röte ins Gesicht und musste beschämt zugeben, dass Sarbor Recht hatte: „Ja, in der Tat, alles andere wäre gelogen. Ich habe selten einen solch idyllischen Ort gesehen. Ich werde ihn bei Gelegenheit erneut aufsuchen, aber dann mit einem schöneren Hintergrund. Wir wissen beide ganz genau, dass Andru nicht aus freiem Willen und eigener Überzeugung gehandelt hat. Und dass er ausgerechnet Pymos von Kohenstein sein Lichtamulett stehlen musste, war ein für ihn bedauerlicher Zufall.

So leid es uns tut, aber das wird als kriegerische Tat gewertet. Wir sind bereit Gnade walten zu lassen, wenn ihr auf Andru verzichtet. Er wird in die Lehre des Lichts geführt, ob er will oder nicht, das ist seine Bestrafung. Pymos von Kohenstein war diesbezüglich sehr konkret. Entweder Andrus Tod oder der Verzicht seines Meisters, das sind sie Meister Sarbor auf Andru als Energielieferant für Magische Kraft. Des Weiteren die Zustimmung zur Aufnahme in den Orden des Lichts oder aber Krieg zwischen Schwarzmagiern und Magiern des Lichts. Wir gehen davon aus, dass sich die Magier des Umodes raushalten werden und das Gleichgewicht erst wieder versuchen herzustellen, wenn die Seite, welche im Recht war, siegreich war.

Also für welchen Weg entscheidet ihr euch, Kampf oder Kompromiss.”

Diese Informationen trafen Sarbor mit solch einer Wucht, dass ihm erstmal die Sprache wegblieb.Almonara du mein Herr und Gott erhöre mein Flehen und erweis mir die Ehre deines Beistandes…Sarbor wartete einen Augenblick und hielt Darion noch eine Weile hin: „Diese Entscheidung bedarf einer gewissen Überlegung. Ich werde mich in die Mitte des Gartens zum Abbild der Götter begeben und Ihnen Meister Dorian meine Entscheidung in spätestens zwei Stunden mitteilen. Sie sind gerne eingeladen, so lange Sie wünschen, im Garten zu verweilen.”

Mit dieser Antwort hatte Darion am aller wenigsten gerechnet.

Ist der oberste Schwarzmagier, Meister Sarbor wirklich bereit einen offenen Krieg zwischen den Städten der Ebene Kranons und der Wüste zu riskieren?

Diesen Gedanken schob er ganz schnell beiseite und suchte nach dem Geist von Pymos: „Pymos?…” „Darion? Was ist los, gibt es Probleme beim Aushandeln der Bedingungen?”Pymos klang genervt und ungeduldig. Er war ein weiser und gerechter Anführer, doch starke Nerven und Geduld waren nicht das, was man als seine Stärken bezeichnen würde.“ In der Tat, Sarbor ist wirklich bereit einen offenen Krieg zu riskieren, er verlangte zwei Stunden Bedenkzeit.”

Pymos wusste, dass es nicht um Bedenkzeit ging, er hielt Rücksprache mit Almonara. “Na mein Freund, du solltest ab und zu mal deinen scharfen Verstandeinsetzen, um die Dinge richtig zu kombinieren. Er berät sich mit Almonara, Darion. Teil mir Almonaras Entscheidung mit, sobald er sie seiner erbärmlichen Marionette prophezeit hat.”

Ein gewisses Gefühl von Scham stieg erneut in Darion auf, wie konnte er nur so blind sein, vielleicht lag es daran, dass es seine erste Verhandlung solch großen Ausmaßes war.

Die zwei Stunden zogen sich in die Länge und Darions Gedanken schweiften ab. Zu einer besonderen Person, Marga von Dak, die einzige Magierin des Lichts. Keiner Frau wurde es erlaubt Magie zu wirken, geschweige denn zu studieren. Nur Marga von Dak, die einst eine mächtige Kriegerin war. Sie war eine der Frauen, die in der kaiserlichen Garde gedient hatten und geholfen hatten, den Hohen Tempel Iknars in der Eiswüste zurück zu erobern. Die Gesetzlosen von Gynuss waren in ihn eingefallen und besetzten ihn einige Wochen, sie raubten einige der bedeutendsten Schriften aus der Bibliothek des Tempels und zerstörten wertvolle Artefakte im Tempel, um Gewinn daraus zu schlagen.

Einmal war er der jungen Frau erst begegnet. Sie war ungefähr in seinem Alter und hatte doch schon noch wesentlich mehr erlebt als er. Iknar selbst hatte den Altmeistern des Lichts damals befohlen, ihr für ihre Verdienste um seinen Schrein und seine Hallen die Würde der Magie zu verleihen.

Sie war die letzte, die die Altmeister in die Reihen der Magier aufnahmen. In den letzten 5 Jahren hat sie seitdem jedes Jahr einen neuen Kreis gemeistert, sie wartet nur noch auf die Erlaubnis von Meister Pymos, in den siebten Kreis treten zu dürfen.

Seit seiner Begegnung mit ihr ging sie ihm nicht aus dem Kopf, auch wenn Darion wusste, dass es eine verlorene und verwunschene Liebe war. Niemals würde sich die mächtige Marga von Dak, Meisterin des sechsten Kreises der Magie und Herrin der Bergfestung Dak auf ihn einlassen.

Einen normalen, durchschnittlichen Magier des dritten Kreises, der nichts Besonderes in seinem bisherigen Leben geleistet hat, nur schon in seinen jungen Jahren zu viel erlebt hatte.

Sarbor sprach im Geiste erneut die zeremoniellen Worte:“Almonara, du mein Herr und Gott erhöre mein Flehen und erweise mir die Ehre deines Beistandes…”Eine unglaubliche Macht und Kraft erschien in ihm, Almonara war in ihn gekehrt, dieses Gefühl war das höchste an Gefühlen, was Sarbor bisher jemals erlebt hatte und er hoffte, es schon bald dauernd in sich tragen zu dürfen.“Sarbor, fass dich kurz ich hab noch andere Pflichten und Aufgaben als Gott und bin immer noch seit Jahren mit der Suche nach Rakon beschäftigt. Also was hast du mir mitzuteilen?”

Sarbor fiel auf die Knie vor Ehrfurcht:“Almonara, Andru ist gescheitert das Licht wünscht seinen Tod oder unsere Zustimmung zu seiner Bekehrung und damit Verrat an dir, oh du mein Meister. Andernfalls wollen sie einen offenen Krieg Sind wir dazu schon bereit, Herr?”

Kurzes Schweigen trat ein, danach seine Antwort und selbst Götter schienen manche Entscheidungen schwer und mit Sorge zu treffen:

“ Keinen offenen Krieg. Wir sind zu schwach und diese arroganten Diener meines Bruders bekommen wesentlich mehr Zuspruch und Verstärkung durch Kaiser Boranto den II., als wir jemals bekommen werden. Ihre Mittel und Wege in der Ausbildung neuer Magier scheinen unbegrenzt zu sein. Nein, erlaubt Andru den Verrat. Er muss am Leben bleiben, ich werde ihn noch benötigen, wenn die Zeit reif ist. Ich gehe nun.”

Das berauschende Gefühl verließ Sarbor und er sprach die zeremoniellen Worte zum Abschied:“ Almonara, du mein Herr und Gott, ich danke dir für deinen Beistand und werde deinen Willen, soweit es meiner Menschlichkeit möglich ist verwirklichen.”

Er rief einen Sklaven zu sich, der gerade mit der Pflege der Eisrosen beschäftigt war: “ Du, Sklave, finde diesen Magier des Lichts, welcher heut Morgen hier eintraf und richte ihm aus, die Entscheidung ist gefallen, mehr nicht.”

Der Sklave war so erschrocken, dass der oberste Magier ihn ansprach, dass er fast die Verbeugung und das: “ Ja Meister” vergaß, was er nun allerdings beides zugleich ausführte, worauf Sarbor nur sagte: “ Verschwinde endlich. Deine erbärmlichen Formalitäten kannst du im Theater aufführen.”

Darion hatte sich in das Lesezimmer im Erdgeschoss des Tempels zurückgezogen und war vertieft in eine Legende von einem längst verlorenen Tal und Tempel Umodes aus einer alten Welt, “ein verlorenes Tal, schon wieder? Legende heißt nicht Wahrheit, aber beruht oft auf…”

“Meister Darion? Der ehrenwerte Herr und Meister Sarbor, Magier des 7. Kreises der Magie und bescheidener Diener Almonaras wünscht sie zu sprechen. Er lässt ausrichten: Die Entscheidung sei gefallen.”

Verärgert über das Verhalten des Sklaven erwiderte er: “ Ich werde aufbrechen und bitte lass dieses ewige Geschwätz von ehrenwert und 7. Kreis. Ich mache mir nicht viel aus Formalitäten und ich bitte dich - keine Verbeugung. In meiner Heimat ist Sklaverei verboten und unsere Diener werden entlohnt für ihre Dienste.”

“ Ich werde mich nie wieder vor irgendeinem Meister verbeugen!”dachte der Sklave und ging an einem anderen Schwarzmagier vorbei ohne formelles Verhalten, welcher ihn sofort bestrafte und ihn mit Hilfe eines magischen Hiebes in die Magengegend zur Verbeugung zwang.

Darion konnte sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen und machte sich auf den Weg zum Garten.

Sarbor wartete nicht lange, als er in der Ferne schon die rote Robe des Magiers des Feuers sah, welche er immer noch für übertrieben hielt. Er ging Darion entgegen und zweifelte keineswegs an der Entscheidung seines Gottes.

Voller Selbstvertrauen und mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck sah Darion den Meister der Dunkelheit auf sich zukommen. Wie auch immer er sich entschieden hat und was auch immer Almonara ihm mitgeteilt hatte, er war sich der Sache so sicher, dass Darion wusste, es hätte keinen Sinn, ihn von einer unweisen Entscheidung abzubringen.

Er konnte nur hoffen, dass der Gott der Finsternis, etwas der Weisheit und Reinheit Iknars in sich trug und in diesen Zeiten keinen offenen Krieg riskierte.

Sarbor sprach mit übertriebener Höflichkeit, beinahe schon ekelhaft, schlimmer als die Sklaven: “ Meister des Lichts, Beherrscher des dritten Kreises der Magie und erwählter Magier Iknars unseren obersten Gottes, Darion aus Largon, ich kann euch hiermit mitteilen, dass der Waffenstillstand und Frieden zwischen der Wüste und der Ebene Kranon bestehen bleibt. Mein ehrenwerter Herr und Gott teilte mir mit, dass der Sklave Andru nun mehr ein freier Mann sei. Wir entschieden ihn der Gnade des hohen Rates unterkommen zu lassen und wie auch immer der Hohe Rat über ihn richtet, akzeptieren wir ihr Urteil, denn ihre Absichten sind weise und ehrlich.

Auch wird er von unserer Seite aus nicht bestraft werden, sofern er Verrat an Almonara begeht und in den Feuerclan Iknars eintritt. Eine Bedingung ist jedoch hinzugekommen. Er ist von nun an verbannt aus der Wüste Mandroma und der Heimat der Schwarzmagier.”

Diese ganze Sache und die übertriebene Höflichkeit gefiel Darion gar nicht, er hatte eine dauernd gedankliche Verbindung zu Pymos aufgebaut. Er sah und hörte alles, was Sarbor sagte und tat. Pymos übermittelte ihm:“Nimm das Angebot dankend an und kehre schnellstmöglich zurück. Komm zuerst zu uns ins Kloster. Bis dahin werden wir über Andru gerichtet haben und ich hoffe, ich kann die Meister Garon, Altoren, Sahiro und Ukarno davon überzeugen, dass wir diesen Jungen benötigen. Er scheint mir eine wichtige Rolle in dem Krieg der Götter zu spielen und seine Verbannung aus der Wüste kommt mir nur recht. Ich werde ihn an die Universität schicken, wo er sein magisches Studium beginnen soll. Und dann werde ich ihn aus Gründen, die mir bis dahin noch einfallen, dazu verdammen in das verlorene Tal zu gehen. Dieser Mann, scheint einer der wichtigsten Lehrlinge zu sein, den wir haben werden. Achte auf ihn. Er wird ein Ausgestoßener sein, er kommt als Sklave aus der Wüste und wird erneut ins verlorene Tal verbannt. Mach ihm seine Zeit an der Universität in Largon möglichst angenehm.

Ich werde ihn an dich übergeben. Wenn das Urteil gesprochen ist, du wirst zu allererst mit ihm nach Marga von Dak reisen, er darf die Teleporter nur in Begleitung nutzen und ich brauche dich in Largon. Nach deinem Aufenthalt in Dak wirst du sofort nach Largon teleportieren und alles Nötige für die Aufnahme Andrus in die Wege leiten. Überzeuge die höheren Magier mit allen Mitteln. Sie sollen nicht wissen, dass er ein “Günstling” von mir ist. Die Straßen sind zu gefährlich für uns geworden, aber Marga ist auch der Kriegskunst mächtig. Sie wird Andru sicher auf direktem Weg, über Fargona und Kohenstein, nach Largon führen. Es wird für ihn eine anstrengende Reise und mehrtägig. Aber ich glaube der Aufenthalt in Dak kommt nicht nur ihm zugute, nicht wahr mein Freund? Also wir sehen uns spätestens morgen im Kloster. Erbitte Sarbor um den Gefallen ihre Teleporter zu nutzen, aber ruhe dich erst noch eine Nacht aus. Die vor dir liegenden Verhandlungen mit den höheren Magiern werden anstrengend und nervenaufreibend für dich sein. Ich erwarte keine Antwort von dir. Lass Sarbor nicht länger warten. Wir sehen uns. “

Mit diesen Worten zog sich Pymos zurück. Darion konnte nicht anders als zu lächeln. Pymos wusste genau, dass er Marga verehrte, sonst hätte er ihn mit Andru direkt in die Universität geschickt und ihm ein Gästequartier vermacht bis er die Verhandlungen mit den höheren Magiern abgeschlossen hatte. Er konnte nicht umhin als seinem alten Freund dankbar für diese Tat sein. So hatte er die Möglichkeit Marga von Dak mindestens zweimal zu sehen, einmal in ihrer Bergfestung Dak, wenn er Andru ablieferte und ihr alles erklärte und das nächste Mal einige Tage später in Largon, wenn es umgekehrt lief und sie Andru als ihre Empfehlung abgab. Manche Lügen durften selbst Magier des Lichts verwenden, sofern sie zum Wohle des gesamten Reiches dienten. So antwortete er Sarbor nach einigen Minuten, dieser schien nicht verwundert über die längere Verschwiegenheit von Darion. Ihm war sicher klar, dass er Rücksprache mit dem Hohen Rat hielt. “Die Magier des Lichts nehmen eure Bedingungen mit Dank an und freuen sich über dieses Übereinkommen. Jetzt lassen wir das förmliche Gerede aber mal weg und ich erbitte um eine Nacht in eurem Tempel nächtigen zu dürfen und auch bitte ich um die Benutzung eures Teleporters, um eine möglichst schnelle und bequeme Heimreise zu haben, der Hinweg ging zwar schnell, innerhalb eines Tages und einer Nacht, doch habe ich nicht die Zeit und bin ein wenig bequem, was die Bewegung zu Fuß oder zu Ross angeht.”

Sarbor musste leicht auflachen: ”Ja die Wüste hat schon ihre Tücken es sei dir gestattet hier zu nächtigen und deine Heimreise über unseren Teleporter anzugehen. Die feinen Magier des Lichts waren schon immer zu faul zu Fuß und auf Ross. Ich werde mich nun in meine Gemächer zurückziehen, wenn ihr gestattet.”

Gekränkt aber zufrieden erwiderte Darion: “ Ich werde dich nicht aufhalten, geh in deine Kammern und ich bedanke mich für die Erlaubnis euren Teleporter zu nutzen. Ich werde noch ein wenig im Garten bleiben und dann mein Gästequartier im Erdgeschoss einnehmen. Es wäre nett, wenn ihr mir ein Getränk und eine kleine Mahlzeit in meinem Zimmer bereitstellen könntet. Ich sollte mich noch stärken, bevor ich morgen aufbreche.”

“ Aber natürlich, ihr seid unser Gast” “aber ich nicht der Wirt einer billigen Taverne”fügte Sarbor mit weiterhin freundlich aufgesetzter Miene in seinen Gedanken hinzu. Er befahl einem Sklaven, der ihm grade über den Weg lief, ein kühles Wasser und einen Salat aus dem Garten mit etwas Geflügelfleisch auf das Zimmer des Magiers des Lichts zu bringen. Einem anderen Schwarzmagier befahl er später, im Tempel den Teleporter für morgen früh zu aktivieren. Darion genoss die letzten Stunden des Tageslichts im Garten und seine Gedanken schweiften hin und her, zwischen Marga von Dak und der Frage was so wichtig an Andru sei, dass sich die oberen Magier so um ihn stritten und sorgten. Er bezog in der Abenddämmerung sein Zimmer und sah einen wunderschönen Salat mit allen Kräutern und Pflanzen, welche essbar waren, aus dem Garten und mit etwas mickrigem Wüstenhuhnfleisch, was aber wahrscheinlich normal für Lebewesen in der Wüste war. Nach dem Mahl legte er sich auf das dürftige Bett des Gästequartieres und schlief sofort ein.

Kapitel 3

Als Andru erwachte und ihm wieder einfiel, wo er war, verzog sich sein Gefühl von Erholung, was einem nach einer Nacht mit gesundem tiefen Schlaf durchströmte, ganz schnell. Es wandelte sich in Unwohlsein, Angst und Hoffnungslosigkeit. Was würde der Hohe Rat sagen? Was würden sie mit ihm machen? Er wusste absolut nicht, was er denken und machen sollte.

Er war in einem Lehrlingsquartier untergekommen, nicht unbedingt luxuriös, aber immerhin bequemer als sein Schlafplatz bei seinem Meister, in den Außenanlagen auf Strohmatten in der Wüste mit dürftigen Dächern, wenn überhaupt überdacht. Die Lehrlingsquartiere im Kloster waren einfache Gewölbe, rund wie fast alle Gebilde auf der Ebene Kranon. Diese Architektur fand Andru äußerst bewundernswert, runde Bauten gab es in der Wüste nirgends. Aber er wusste auch warum. Sie waren nicht so gut kühl zu halten und heizen sich wesentlich schneller auf.

Eine Glocke im Kloster ertönte und plötzlich kam einer der Magier. Er kannte ihn nicht, doch er sagte zu Andru „bitte folge mir zum Hohen Rat“. Er glaubte im ersten Moment, es sei Darion gewesen, doch Darion war etwas verschobener in den Gesichtszügen als dieser Mann und hatte auch eine gewisse Ausstrahlung an Wissbegierde. Dieser Magier jedoch sah ihm so ähnlich, dass wenn man nicht genau hinsah, eine Unterscheidung unmöglich war. Er kam zu dem Schluss, dass sie Zwillinge sein mussten. Anders konnte er es sich nicht erklären.

Damit hatte er vollkommen Recht. Ramir war Dorians 1 Minute jüngerer Bruder. Er hatte zwar dasselbe Aussehen, doch merkte man recht schnell, dass es im Verhalten der beiden wesentliche Unterschiede gab. Ramir achtete sehr auf sein Aussehen, er war eher ruhig und diskret. Stets versuchte er allen gerecht zu werden und nur selten gelang es ihm. Dennoch war er beliebt. Überall, wo er neue Leute traf, blieb er in Erinnerung. Doch Ramir selbst wusste, dass er ein wichtiges Geheimnis in sich trug, was niemand außer ihm selbst wusste. Es war ihm noch nicht ganz klar, doch er schien es zu ahnen.

Oft stürzte er sich stundenlang in Bücher und Studien und vergaß dabei die Zeit, wie kein anderer Magier. Doch kam er nicht weiter, in seiner Vergangenheit genauso wenig wie in seiner Gegenwart und erst recht nicht in seiner Zukunft, die vermochten nur wenige zu sehen. Selbst die, die sie sahen, wussten aber dennoch, dass sie nicht gewiss ist und sich stetig wandeln kann.

Ramir führte Andru wieder hinaus auf den Vorhof des Klosters und ging direkt auf den beeindruckenden Tempel und Schrein Iknars inmitten des Klosters zu. Als er durch die Flügeltür eintrat, von der eine immer offen war.

Dies war nur möglich, da selbst in der Nacht, immer mindestens ein Mitglied des Hohen Rates des Lichts, im Heiligtum, dem Schrein Iknars war. Entweder lasen sie an verschiedenen Pulten, in uralten Chroniken oder Almanachen, in Sprachen die selbst Magier des 6. Kreises teilweise nicht entziffern konnten. Sie saßen auf einem der 5 goldenen Throne, welche jeweils an der Spitze eines Pentagramms standen oder berieten sich, in gedanklichen Reden mit den Oberhäuptern der verschiedenen Gebiete Artonas. Das Heiligtum war nie unbewacht, nur einmal, als Kaiser Boranto der II. von Largon, den Altmeistern den Befehl zum Aufbruch in das verlorene Tal gab.

Trotzdem sah man selten alle 5 Magier des Hohen Rates des Lichts auf ihren Thronen sitzen, nur zu einer Verhandlung, wie sie nun Andru bevorstand.

Pymos ergriff das Wort: “ Sehr geehrte Mitbrüder, Ihr Magier des 7. Kreises und Hoher Rat des Lichts, wir sind heute hier zusammen gekommen, um eine sehr wichtige Angelegenheit zu besprechen, sowie über Andru zu richten. Als Verhandlungszeuge und damit allem uns vorzuwerfenden Betrügen vorzubeugen, ist erschienen Ramir, Magier des Lichts, Gebieter über den 5. magischen Kreis des heiligen Iknars, Bruder Darions und Hüter des Wissens des heiligen Tempels, unser ehrenwerter Bibliothekar. Ich begrüße außerdem euch, Meister Garon, Meister Altoren, Meister Sahiro, Meister Ukarno, sprecht recht und wahr meine Brüder, vor unserem hohen Gott Iknar bleibt keine Lüge verborgen, auch seine Brüder Umodes und Almonara, würden unrechte Urteile bestrafen.

Die Anklage lautet: Diebstahl eines Artefaktes des Lichts, sowie Beschädigung eben jenes Gegenstandes. Eigentümer und damit auch Kläger ist niemand anderes als ich höchst selbst. Andru, bestreitest du dieses Verbrechen begangen zu haben?”

Andru blieb keine Wahl. Die Götter waren anwesend, das spürte er: “Nein.”

Dann hörte Andru zum ersten Mal die Stimme eines der anderen Mitglieder des Rates, Meister Garon ein dünner, hochgewachsener alter Mann, ein Gesicht, bei dem Andru, aus irgendeinem Grund, an einen Habicht denken musste. Garon hatte einen kleinen Spitzen Kinnbart und war das typische Bild, wie man sich einen Magier des Lichts in Andrus Heimat vorstellte. Arrogant, hochnäsig und über alles andere von sich eingenommen. Er sagte: “ Wieso beschäftigt sich der hohe Rat mit ihm, wieso hast du diesen Sklaven nicht sofort verbrannt? Was ist so besonders an ihm?” Das fragte er Pymos, welcher ein wenig forsch antwortete: “ Stell meine Entscheidungen nicht in Frage. Habe ich bisher je falsch gehandelt? Diese Entscheidung werde ich dir gleich, nach der Verhandlung, bei unserer Beratung genauer erklären. Ich bitte also um Urteilsvorschläge. Ich schlage vor, ihn in unsere Gemeinschaft aufzunehmen und sich zu verpflichten, sich für Iknar voll und ganz aufzuopfern. Er hat seine Schuld ihm gegenüber abzuarbeiten, bis Iknar selbst ihm Gnade gewährt. Meister Altoren?” Andru sah ihn voller Erwartung an, er selbst wäre erleichtert über dieses Urteil. Zumindest wäre er dann nicht mehr seinem Meister gegenüber verpflichtet, könnte ihn dennoch informieren ohne Angst zu haben, falls es ihm erlaubt wurde selbst Magier zu werden. Er konnte Sarbor ohne weiteres damit erklären, dass die Magier des Lichts die Befreiung der Altmeister planten und dass man in Kranon schon von einem drohenden Krieg redet. Der, für ein Mitglied des Hohen Rates, recht junge Magier Altoren stimmte für die Mitgliedschaft Andrus. Der oberste Magier fragte den nächsten Magier: “ Meister Sahiro?” Auch Sahiro, der etwas korpulenter gebaut war und ein recht ruhiges und entspanntes Gemüt hatte, stimmte für eine Aufnahme Andrus in den Orden des Lichts.

Noch zwei Stimmen und Andru hatte es überstanden, dennoch fürchtete er das Urteil von Garon. Pymos fragte jedoch anscheinend bewusst erst: “ Meister Ukarno?” Dem Ältesten Mitglied des Hohen Rates, welchen das Alter schon deutlich gezeichnet hatte. Sein Bart hing ihm, wenn auch gut gepflegt, bis zu seinem Hals herab. Ihm viel die Entscheidung wohl eher schwer, er blickte unsicher zu Garon hinüber, dieser mächtige alte Mensch schien etwas verängstigt, als er dann doch mit schwacher Stimme sagte: “ Ich stimme diesem Urteil zu.” Vier von fünf Stimmen hatte er, brauchte er ein einstimmiges Ergebnis oder reichte das?

Nur aus reiner Routine fragte Pymos noch obwohl das Ergebnis jetzt eindeutig war und ihm leicht ums Herz wurde: “Und Meister Garon?”

Garon sagte nur: “ Wenn dies der Wille Iknars ist, so werde ich mich dem beugen.”

Damit sagte Pymos erleichtert: “ Im Namen der Götter Iknars, Umodes und Almonaras, sie sind unsere Zeugen und Meister Ramir, ich bitte um unsere Entlastung und die Verkündung des Urteils. Sprecht den Willen der Götter und das Urteil über Andru.”

Ramir fühlte eine gewisse Erregung bei dem Klang dieser Worte, dass musste er sich eingestehen, allerdings könnte es auch an der gesamten Atmosphäre liegen und daran, dass er in der Gegenwart aller 5 hohen Magier und besonders in der Gegenwart Meister Altorens immer ein wenig ehrfürchtig war.

Er empfand Bewunderung für diesen jungen Magier, er sah ihn als Vorbild und strebte eine ähnliche, steile und schnelle Karriere an.

Doch musste er sich jetzt zusammenreißen: “ Ich entlaste den Hohen Rat und spreche im Namen der Götter: Andru ist schuldig des Diebstahls des Artefakts des Lichts von Pymos von Kohenstein, Meister des Feuers und Lichts, hoher Magier und Herr über den 7. Kreis der Magie des Iknars. Ebenso ist er schuldig jenes Artefakt beschädigt zu haben.

Das Urteil, beschlossen von den Göttern, lautet wie folgt: Andru verpflichtet sich dem Schwur des Lichts, er arbeitet seine Schuld ab in der Gemeinschaft des Iknars, so lange bis dieser selbst ihn von seiner Schuld befreit und ihn begnadigt.

Er soll Iknars Gnade bekommen oder seine Schuld abtragen, bis er eingeht in Almonaras Welt. Dies ist das Urteil, der Wille und die Entscheidung der Götter.”

Andru wusste gar nicht, wie ihm geschah. Das hieß er wurde ein Lehrling der Magier des Lichts. Kein Kerker, keine Strafe, einfach nur arbeiten und das, sehr wahrscheinlich, unter wesentlich besseren und höflicheren Bedingungen, als in seiner Heimat.

Jetzt ergriff Pymos wieder das Wort und stand gleichzeitig auf: “Aber um ein guter Lehrling zu werden, brauchst du beide Arme. Reiche mir deinen verbrannten Stummel.”

Andru tat, wie ihm geheißen wurde. Pymos konzentrierte sich auf seinen Körper und Geist, er spürte die abgestorbenen Zellen, er merkte, dass die Verbrennung sehr stark war und teilweise das Gewebe bis auf den Knochen zerstört war. Nun, ein magisches Artefakt konnte die Magie nicht kontrollieren, es ließ sie einfach frei. Dennoch war das nichts, was man nicht reparieren konnte. Er schickte etwas magische Energie in Andrus Körper, leitete sie zu dem rechten Arm und befahl den Zellen, sich wieder aufzubauen. Zuerst befahl er es den Gefäßen, durch die das Blut floss, danach waren Muskeln, Sehnen und Bänder dran. Es dauerte knapp 5 Minuten, dann fehlten nur noch Haut und Haare, auch die rekonstruierten sich wie von selbst, auf Befehl von Pymos hin.

Andru konnte seinen Augen nicht trauen. Er hatte nie geglaubt, dass so etwas möglich war. Sein Arm war wie neu, keine Schmerzen, keine Wunden, keine Narben. Das Einzige, was er hervorbringen konnte, war ein geistesabwesendes: “Danke”

Pymos lächelte nur kurz und ging auf seinen Platz zurück.

Darion hatte während der Verhandlung eine geistige Verbindung mit Pymos. Er wusste nicht weshalb, aber das Urteil erfreute ihn.

Auch freute er sich, seinen Bruder wieder zu sehen. Er war früher neidisch auf seinen jungen Bruder gewesen, welcher die magischen Kreise, zumindest schien es ihm damals so, in einer Leichtigkeit meisterte, die er als ungerecht empfand, bis er zu sich selbst sagte, dass es sein eigener Verdienst war, kein anderer Magier, weder in seiner Familie, noch in irgendwelchen anderen Familien, die er kannte, stürzte sich so in die Lehre und die Weisheiten Iknars.

Darion vermutete, dass sein Bruder versuchte etwas zu verstehen, etwas über sich selbst, er glaubte es zu wissen, doch traute er sich diesen Gedanken nicht auszusprechen oder mit seinem Bruder darüber zu reden. Er schütze diesen Gedanken in der Gegenwart anderer Magier.

Dadurch hoffte er ihn nicht an die Öffentlichkeit kommen zu lassen, denn es wäre ein Skandal, der seines gleichen suchte. Trotz allem, war er sich sicher, dass sein Bruder es tief in sich auch schon wusste, es aber aus demselben Grund wie er, nicht traute zu akzeptieren.