Die etwas andere Weltgeschichte des Johannes Trithemius - Christoph Däppen - E-Book

Die etwas andere Weltgeschichte des Johannes Trithemius E-Book

Christoph Däppen

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Beschreibung

Johannes Trithemius war eine Schlüsselfigur in der Phase der Geschichts(er)findung der Renaissance. Nebst seinen großen, in konventioneller Manier verfassten Geschichtswerken (etwa über die Herkunft der Franken), verfasste er auch eine kurze "mystische Chronologie", die vom Einfluss planetarischer Engel auf das Schicksal der Welt handelt. Im vorliegenden Werk wird erstmals die "Chronologia mystica de septem secundeis" in deutscher Übersetzung präsentiert und kritisch kommentiert.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Gewidmet dem göttlichen Maximilian.

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Analyse der Chronologia mystica

Planetarische Perioden

Geschichtliche Epochen und Ären

Biografische Notiz

Einleitung

Johannes Trithemius war schon zu seinen Lebzeiten eine Legende. Er lebte und wirkte an der Schwelle zwischen Mittelalter und Renaissance und stand dadurch quasi auf beiden Seiten dieses epochalen Übergangs, den er in seinem Umfeld wohl als einer der ersten bewältigte und damit den Weg in die neue Zeit wies. Als Sohn eines einfachen Winzers kam er im Flecken Trittenheim bei Trier anno 1452 zur Welt, als weitherum berühmter und wegen seiner Neigung zur Magie auch berüchtigter Abt starb er 1516 in Würzburg.

Von Trithemius ist eine Vielzahl von Schriften zu allen möglichen Themen überliefert; er war ungemein belesen und vielseitig interessiert, und einer seiner grössten Verdienste in seiner Amtszeit als Abt in Sponheim war der Ausbau der Bibliothek von ein paar armseligen Büchern zu einem ansehnlichen Bestand von über 2000 prächtigen Bänden. Die Anziehungs- und Ausstrahlungskraft dieser Bibliothek muss enorm gewesen sein, denn die bibliophilen Humanisten jener Zeit nahmen lange Wege in Kauf, um sie aufzusuchen. Viele seiner Zeitgenossen aber hielten Trithemius für einen veritablen Magier, dem man besser aus dem Weg ging; und er schien sogar mit diesem Ruf kokettiert zu haben, so dass er selbst seinen Landesherrn Kaiser Maximilian mit einer Geisterbeschwörung dermassen erschreckte, dass dieser ihn anherrschte: „Mönch, mache mir der Possen keine mehr!“ 1

Auch seine literarischen Ausflüge in die Geschichte wurden ihm später sehr übelgenommen, und schon seit dem 18. Jahrhundert gilt Trithemius als einer der grössten Geschichtsfälscher überhaupt. So hat etwa Leibniz für Trithemius nicht nur lobende Worte geäussert: „Trithemius war ein bedeutender Mann, doch von grossem eher als untadeligem Ruf. Allgemeine Zustimmung wäre ihm sicher gewesen, hätte er sich mit wohlbegründetem Lob begnügt, statt durch Erfindung von Hirngespinsten nach eitlem Ruhm zu streben. Er verfügte ja über mathematische ebenso wie über chemische Kenntnisse, in theologischer Gelehrsamkeit aber stand er so leicht keinem seiner Ordensbrüder nach, und vollends König war er in der Geschichte, die er unverfälscht hätte darstellen können anhand der vielen, seltenen Handschriften, die er in Augenschein genommen und gelesen hatte, mochte er das seinem Fleiss zu verdanken haben oder einem Finderglück, das wir noch heute, wo fast alle Schreine ausgeplündert sind, bestaunen. Trithemius aber, so wie er in den Naturwissenschaften nach dem Ruhm eines Magiers trachtete, hielt es in der Geschichte für ehrenvoll, die Bestrebungen von Fürsten durch auf Beifall berechnete Fiktionen in die Irre zu führen. So erdichtete er Hunibald und ähnliches Zeug, führte er Genealogien weiter, als seine Forschungsergebnisse zuliessen“ - und an anderer Stelle: „Trithemius hat die Fürsten der Franken von Troja an verzeichnet. Dabei schöpfte er aus einem gewissen Hunibald, den er aber offenbar selbst erfunden hat.“ 2

Leibniz’ Vorwurf an Trithemius, dieser habe Geschichte(n) nach dem Mund der auftraggebenden Fürsten fabuliert, ist insofern zu relativieren, als Leibniz selbst in diesem Geschäft tätig war. Aber in der Tat ist Trithemius’ Ruf - nicht nur als Historiker - seit dem Zeitpunkt, als man die Fränkische Chronik des Hunibald als sein eigenes Machwerk entlarvt zu haben glaubte, schwerstens beschädigt. Und in den kulturkämpferischen Jahren ab etwa 1860 wurde von progressiver Seite umso stärker auf Trithemius eingedroschen, als er als einer der letzten Vertreter der vorreformatorischen Geisteshaltung und damit der „pfäffischen Religion“ galt. Es war dann aber ausgerechnet der berühmte „Fälscherkongress“ 1986 in München, der eine teilweise Rehabilitation des Historikers Trithemius hervorbrachte. In dem Beitrag „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit: Die historiographischen Fiktionen des Johannes Trithemius im Lichte seines wissenschaftlichen Selbstverständnisses“ kann der Autor Nikolaus Staubach glaubhaft darlegen, dass Trithemius’ Geschichtsfälschungen einem ernsthaften visionären Ringen um die Geheimnisse der Vergangenheit abgerungen sind, also quasi einer „Rekonstruktion verlorener Überlieferung aus prophetischem Geist“. 3

Einen tieferen Einblick in Trithemius’ Geschichtsverständnis ermöglicht nun die Lektüre der „Chronologia mystica de septem secundeis“ - einem Schlüsselwerk der Chronologie, wie sich im folgenden zeigen wird. Dieses knapp gehaltene und seltsame Werk aus dem Jahr 1508 (erstmals gedruckt 1545 in Augsburg) wurde von Trithemius wahrscheinlich auf Verlangen Kaiser Maximilians verfasst. In der vorliegenden Arbeit4 wird diese Schrift hinsichtlich ihrer chronologischen Besonderheiten untersucht, insbesondere auch unter jenen Aspekten, die für die moderne Chronologie- und Geschichtskritik von Bedeutung sind. Trithemius betätigt sich an der einen oder anderen Stelle selbst als Geschichtskritiker, und überhaupt scheint er eine Art innere Distanz zu den von ihm kolportierten Geschichten zu pflegen, lässt er doch eine gewisse Skepsis durchscheinen, ob das zu seiner Zeit gängige geschichtliche Szenario überhaupt glaubhaft ist.

Die hier vorliegende – und meines Wissens erste - deutsche Übersetzung beruht im wesentlichen auf der englischen Übersetzung des Astrologen William Lilly aus dem Jahr 1647, die auf verschiedenen Internet-Seiten5 zu finden ist. Kritische Stellen wurden zudem mit dem lateinischen Text6 abgeglichen, um sinnentstellende Fehler oder Lücken möglichst ausschliessen zu können.

1 Siehe Anhang C. Zu den magischen Aspekten in Trithemius’ Werk siehe Brann: „Trithemius and Magical Theology“; New York 1999.

2 Babin, van den Heuvel (Hrsg.): „Gottfried Wilhelm Leibniz, Schriften und Briefe zur Geschichte“; Hannover 2004.

3 „Fälschungen im Mittelalter“; Internationaler Kongress der Monumenta Germaniae Historica; Hannover 1988.

4 Die Anregung zu diesem Buch kam von einem Beitrag von Volker Dübbers im Forum für Geschichte und Chronologie am 13. März 2007: „Bei unserem berühmten Abt Trithemius kann sich jeder selbst ein Bild machen, wie Chronologie astrologisch entstand. Er ist übrigens ein weit unterschätzter Kandidat, wenn es um Geschichtsschreibung und Chronologie geht.“ (http://de.geschichte-chronologie.de)

5www.renaissanceastrology.com/heavenlyintelligences.html

6 Johannes Trithemius: Opera Historica, Frankfurt 1601. Als Book on Demand bei AstroLogos Books, New York, 2007.

Chronologia

mystica

de

septem

secundeis

De septem secundeis, id est, Intelligentiis sive Spiritibus orbem post Deum moventibus, libellus sive Chronologia mystica, multa scituque digna, mira brevitate in se complectens arcana.

Iohannis Trithemii abbatis Spanheymensis Epistola in libellum de intelligentiis coelestibus, orbes post Deum gubernantibus.

***

Über die sieben Sekundanten, das sind Intelligenzen oder Geister, die nach Gott die Welt bewegen, ein kleines Buch, genannt die mystische Chronologie, sehr klug und würdig, in bewundernswerter Kürze das Geheimnis enthüllend.

Aus den Briefen und Notizen des Johannes Trithemius, Abt zu Spanheim, über die himmlischen Intelligenzen, die nach Gott die Welten regieren.

Gewidmet dem göttlichen Maximilian.

Klügster Cäsar, es ist die Meinung sehr vieler der Alten, dass diese untergeordnete Welt, gegeben durch den ersten Intellekt (welcher Gott ist), durch sekundierende Intelligenzen geführt und geordnet ist, zu welcher Ansicht der Conciliator Medicorum beiträgt, der sagt, dass seit dem Anfang der Welt und des Himmels, sieben Geistwesen als Führer der sieben Planeten bestimmt waren. Von diesen regierte jeder die Welt 354 Jahre und 4 Monate in Folge. Diese Ansicht wurde von vielen äusserst gelehrten Männern geteilt, zu denen ich mich freilich nicht rechne, sondern lediglich versuche, sie Ihrer höchstheiligen Majestät zu unterbreiten.

I

Der erste Engel oder Geist des Saturn, genannt Orifiel, dem Gott die Herrschaft über die Welt auftrug vom Anbeginn ihrer Schöpfung, begann seine Herrschaft am 15. Tag des Monats März im 1. Jahr der Welt, und sie dauerte 354 Jahre und 4 Monate.

Der Name Orifiel bezieht sich wohlgemerkt nicht auf seine Natur, sondern auf seine Aufgabe. Er ist diesem Geist in Anbetracht seiner Taten gegeben: Unter seiner Herrschaft waren die Menschen grobschlächtig, und sie hausten zusammen in der Wüste und an unwohnlichen Plätzen in der Art der wilden Tiere. Diese Tatsachen erfordern meinerseits keinerlei Beweisführung, denn sie ergeben sich zwingend aus dem Text der Genesis.

II

Der zweite Herrscher der Welt ist Anael, der Geist der Venus, der seine Herrschaft nach Orifiel gemäss dem Einfluss dieses Planeten im Jahr der Welt 354 im 4. Monat, d.h. am 24. Tag des Monats Juni begann; und er regierte die Welt 354 Jahre und 4 Monate bis zum Jahr 708 ab Erschaffung der Welt, wie aus der Berechnung der Zeitalter ersichtlich ist.

Unter dem Regiment dieses Engels wurden die Menschen zivilisierter, bauten Häuser und Städte, erfanden das Handwerk, so etwa das Weben, Spinnen, Schneidern und dergleichen; sie gaben sich ganz den Freuden des Fleisches hin, nahmen sich hübsche Frauen als Weiber, vergassen Gott und fielen in mancher Hinsicht ab von ihrer natürlichen Einfachheit; sie erfanden Spiele, Lieder und sangen zur Harfe, und sie dachten sich alles aus, was dazu diente, die Venus anzubeten. Dieses laszive Leben der Menschen dauerte bis zur Sintflut, so dass man schlecht beraten ist, ein so saumässiges Leben zu führen.

III

Als Dritter begann Zachariel, der Engel Jupiters, die Welt im Jahr der Erschaffung von Himmel und Erde 708 am 26. Tag des Monats Oktober zu regieren; und er regierte die Welt 354 Jahre und 4 Monate bis und mit dem Jahr der Schöpfung 1063.

Unter seiner Verwaltung begannen die Menschen erstmals, einer über den andern zu dominieren; sie begannen zu jagen, machten Zelte, schmückten ihre Körper mit verschiedenen Kleidern; und es entstand eine grosse Zwietracht zwischen den guten und den schlechten Leuten; die Frommen beteten Gott an, so wie Henoch, der von Gott in den Himmel entrückt wurde, und die Falschen rannten in die liebreizenden Fallen des lockenden Fleisches.

Zugleich begannen die Menschen unter der Herrschaft des Zachariel zivilisierter zu leben, sich den Gesetzen und Vorschriften ihrer Vorfahren zu unterwerfen, und sie wurden herausgeholt aus ihrer früheren Wildheit.

Unter seiner Herrschaft starb Adam, der erste Mensch, als bleibendes Zeugnis für alle Nachkommen, dass wir notwendig einmal sterben müssen.

Verschiedene Künste und Erfindungen des Menschen kamen damals auf und zeugen für sich selbst, wovon die Historiker noch besser erzählen können.

IV

Der vierte Rektor der Welt war Raphael, der Geist des Merkur, der im Jahr 1063 der Erschaffung des Himmels und der Erde am 24. Tag des Februar begann; und er präsidierte 354 Jahre und 4 Monate, und seine Regierung dauerte bis zum Jahr der Welt 1417 im 4. Monat.

In jener Zeit wurde die Schrift erfunden, und aus Bäumen und Pflanzen wurde Papier geschöpft, selbstverständlich im Lauf der Zeit in immer schönerer Form, und die Nationen veränderten die Form der Buchstaben nach ihrem eigenen Geschmack. Der Gebrauch musikalischer Instrumente vervielfachte sich unter der Herrschaft Raphaels, und Handel und Geschäfte zwischen den Menschen wurde damals erstmals erfunden. Die unschuldige Kühnheit jener Zeit gebar die Navigation, und so gab es viele derartige Sachen.

V

Der fünfte Herrscher der Welt war Samuel, der Engel des Mars, der am 26. Tag des Monats Juni im Jahr der Welt 1417 begann; und er regierte 354 Jahre und 4 Monate bis zum Jahr der Welt 1771 im 8. Monat.

Unter seiner Regierung imitierten die Menschen die Natur des Mars, ebenfalls unter der Herrschaft dieses Engels geschah die universelle Flut des Wassers im Jahr der Welt 1656, wie offensichtlich aus der Geschichte der Genesis hervorgeht.

Und es ist zu beachten, was die alten Philosophen überlieferten, dass nämlich immer dann, wenn Samuel, der Engel des Mars, der Beherrscher der Welt ist, immer auch bedeutende Veränderungen in der Monarchie anheben; Religionen und Sekten wechseln sich ab; Gesetze werden geändert; Fürstentümer und Königreiche werden Fremden übergeben, was wir leicht durch das Studium der Geschichte herausfinden können.

Allerdings hat Samuel nicht sofort am Anfang seiner Herrschaft die Veranlagung seines Benehmens und seiner Gebräuche manifest gemacht, sondern erst als die Mitte seiner Regierungszeit überschritten war, was sehr gut zu verstehen ist, wenn man die Engel der anderen Planeten betrachtet (wie manchmal aus der Geschichte hervorgeht), die alle ihren Einfluss herunter senden gemäss den Eigenschaften ihrer Sterne, um damit auf die untergeordneten Körper dieser Welt einzuwirken.

VI

Der sechste Engel der Welt war Gabriel, der Engel des Mondes, der nach Samuel und Mars am 28. Tag des Oktober im Jahr der Welt 1771 im 8. Monat anfing; und er regierte die Welt 354 Jahre und 4 Monate bis zum Jahr der Welt 2126.

Wiederum haben sich die Menschen in dieser Zeit sehr vermehrt, und sie bauten viele Städte.

Wir müssen anmerken, dass die Hebräer bestätigen, dass die allgemeine Flut im Jahr der Welt 1656 unter der Führung des Mars war. Doch die Übersetzer der Septuaginta, Isidorus und Beda, behaupten, die Flut wäre im Jahr der Welt 2242 unter dem Regiment von Gabriel, dem Engel des Mondes, gewesen, was mir bei korrekter Multiplikation nahe an der Wahrheit zu liegen scheint, doch ist jetzt nicht die Zeit, sich hierüber zu äussern.

VII

Michael, der Engel der Sonne, war der siebte Herrscher der Welt und begann am 24. Februar im Jahr der Welt 2126 nach gewöhnlicher Rechnung; und er regierte die Welt 354 Jahre und 4 Monate bis zum Alter der Welt 2480 im 4. Monat.

Unter der Herrschaft des Engels der Sonne, was sogar die Geschichte wahrhaft bezeugt, kamen erstmals Könige unter den Sterblichen auf, von denen Nimrod der erste war, der mit einem zwiespältigen Verlangen nach Souveränität seine Mitmenschen tyrannisierte.

Die Anbetung verschiedener Götter wurde aufgrund der Dummheit der Menschen erstmals zur Institution, und sie begannen ihre kleinen Fürsten wie Götter zu bewundern.

Etwa zu dieser Zeit wurden die ernsthaften Künste von den Menschen erfunden: nämlich Mathematik, Astronomie, Magie.

Die Anbetung, die zuvor nur dem einen Gott gewährt wurde, wurde nun diversen Kreaturen zuteil: das Wissen um den wahren Gott und die gläubige Furcht der Leute gingen nach und nach vergessen.

Etwa in diesen Zeiten wurde die Architektur erfunden, und die Menschen begannen, öffentliche Ordnung, Sitten und Institutionen zu gebrauchen.

VIII

Von da an begann an achter Stelle in der Reihe wiederum Orifiel, der Engel Saturns, die Welt zu regieren, nämlich am 26. Tag des Monats Juni im Jahr 2480 seit Anfang der Welt, im 4. Monat; und er regierte zum zweiten Mal 354 Jahre und 4 Monate bis zum Jahr der Welt 2834 im 8. Monat.

Unter der Regel dieses Engels wurden die Nationen vervielfacht, und die Welt wurde in Regionen unterteilt; und viele Königreiche wurden eingerichtet.

Der Turm zu Babel wurde gebaut; die Verwirrung der Sprachen setzte damals ein, und die Menschen wurden in jeden Teil der Welt zerstreut.

Die Menschen begannen, die Erde sorgfältiger zu bearbeiten und Felder abzustecken; sie säten Korn, pflanzten Weinberge, setzen Bäume, und behandelten mit grösserer Sorgfalt, was ihnen als Nahrung und Kleidung diente.

Ab dieser Zeit begannen die Menschen erstmals, eine Unterscheidung aufgrund der Nobilität vorzunehmen, d.h. wenn Menschen in der Art zu leben und in ihrer Weisheit andere Menschen übertrafen, indem sie Trophäen des Ruhmes von den Grossen dieser Welt erhielten als Belohnung für ihre Verdienste.

Erst jetzt gelangten die Menschen in Kenntnis der ganzen Welt, während die Nationen vervielfacht wurden, viele Königreiche emporkamen, und viele verschiedene Sprachen entstanden.

IX

An neunter Stelle in Folge begann Anael, der Engel der Venus, wiederum die Welt zu regieren am 29. Tag des Oktober im Jahr der Erschaffung von Himmel und Erde 2834, im 8. Monat; und er präsidierte 354 Jahr und 4 Monate bis zum Jahr der Welt 3189.

In diesen Zeiten vergassen die Menschen den wahren Gott, begannen die Toten zu ehren und ihre Statuen als Götter anzubeten; dieser Irrtum hat die Welt für mehr als 2000 Jahre angesteckt.

Die Menschen dachten sich nun seltsame und kostspielige Ornamente aus, um ihre Körper noch besser zur Geltung zu bringen und zu schmücken; sie erfanden verschiedene Musikinstrumente; wiederum ergingen sich die Menschen zu sehr der Lust und den Freuden des Fleisches; sie errichteten und widmeten Statuen und Tempel für ihre Götter.

Zauberkunst und Beschwörungen wurden (nebst anderen) erstmals ausgedacht von Zoroaster, König der Baktrier, der von Ninus, König von Assyrien, im Krieg besiegt wurde.

X

In der Folge an zehnter Stelle begann Zachariel, der Engel Jupiters, wiederum zu regieren am letzten Tag des Monats Februar, im Jahr der Einrichtung von Himmel und Erde 3189, und er regierte gemäss seiner Art 354 Jahre und 4 Monate bis zum Jahr der Welt 3543 im 4. Monat.

Das waren glückliche Tage, und sie könnten wahrhaft golden genannt werden, da es genug von allerlei nützlichen Sachen gab, die sehr zur Vergrösserung der Menschheit beitrugen und den Dingen dieser Welt aussergewöhnliche Zierde verliehen.

In ebendieser Weise zu dieser Zeit gab Gott Abraham das Gesetz der Beschneidung und versprach zum ersten Mal die Erlösung der Menschheit durch die Inkarnation seines einzigen erzeugten Sohnes.

Unter der Herrschaft dieses Engels waren die Patriarchen, die Begründer des Rechts, berühmt; und die Rechtschaffenen wurden von den Gottlosen getrennt, durch ihr eigenes aufrichtiges Bemühen und ihre Zustimmung.

Etwa in dieser Zeit in Arkadien wurde Jupiter berühmt, der auch Lysanias genannt wurde, der Sohn des Himmels und Gottes, ein König, der als erster den Arkadiern Gesetze gab. Er machte sie sehr zivilisiert in ihrem Benehmen und Verhalten, unterrichtete sie in der Anbetung Gottes, errichtete Tempel, setzte Priester ein, veranlasste viele vorteilhafte Fortschritte für die Menschheit, und wegen all seiner Verbesserungen nannten sie ihn Jupiter und hielten ihn nach seinem Tod für eine Gottheit oder Gott. Er hatte seinen Ursprung von den Söhnen des Heber oder Gerar, wie alte Geschichten der Nachwelt erzählen.

Auch von Prometheus, dem Sohn des Atlas, wird überliefert, dass er unter der Regierung dieses Engels Menschen gemacht habe, jedoch, weil sie rüde und dumm waren, machte er sie weise und wissend, human, höflich, vollendet im Lernen und in den Sitten; er brachte durch seine Kunst Bilder zum Laufen. Als erster fand er den Nutzen von Ring, Zepter, Diadem und all der königlichen Ornamente.

Etwa in diesen Zeiten taten sich auch andere heitere Menschen hervor: höchst weise Männer und Frauen, die durch eigenes Verständnis der Menschheit viele profitable Erfindungen machten und die nach ihrem Tod aufgrund ihrer Weisheit wie Götter geachtet wurden: so Phoroneus, der als erster unter den Griechen Gesetz und Rechtsprechung einführte, wie auch Sol, Minerva, Ceres, Serapis bei den Ägyptern, und viele andere.

XI

In der Folge an elfter Stelle übernahm Raphael, der Engel Merkurs, wiederum die Regierung der Welt am 1. Tag des Monats Juli im Jahr der Welt 3543 im 4. Monat; und er präsidierte 354 Jahre und 4 Monate bis zum Jahr der Erschaffung von Himmel und Erde 3897 im 8. Monat.

Wie aus den Geschichten der Alten offensichtlich hervorgeht, haben damals tatsächlich die Menschen sich ernsthafter dem Studium der Weisheit gewidmet, von denen die gelehrtesten und wichtigsten Leute wie Mercurius, Bacchus, Omogyrus, Isis, Inachus, Argus, Apollo, Cecrops und viele andere durch ihre bewundernswürdigen Erfindungen sowohl der damaligen Welt nutzten wie auch seither der Nachwelt.