Die Fabrik der Zeitmaschinen - Nils Doescher - E-Book

Die Fabrik der Zeitmaschinen E-Book

Nils Doescher

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Beschreibung

Die Menschen besitzen das Monopol für die Herstellung der Zeitmaschinen. Nur sie können diese Ware in der gesamten Galaxis verkaufen, welche sie dadurch mit grausamer Härte beherrschen. Doch zwei junge Männer wollen nun diesem brutalen System ein Ende machen. Denn sie wissen: Die Zeit der Menschen läuft ab.

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Seitenzahl: 609

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Die Fabrik der Zeitmaschinen

Imprint

Die Fabrik der Zeitmaschinen Nils Döscher published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de Copyright: © 2013 Nils Döscher

Für alle, die, von Anfang an, an mich und

Über die Nutzung von Zeitmaschinen

Nach dem Gesetz Nr. 101-1, Punkt I bis III, verfasst am 11. Dezember des Jahres 5742 (dem Tag der Inbetriebnahme der Fabrik der Zeitmaschinen), hat sich ein jedes Volk, welches sich durch das große galaktische Menschenreich in den Besitz einer Zeitmaschine gebracht hat, dazu zu verpflichten, diese hoch komplizierten technischen Anlagen nur zu folgenden Zwecken zu verwenden.

PUNKT I

Zeitmaschinen dürfen von Völkern nur dazu verwendet werden, um begangene Fehler in der Geschichte auszubessern.

Dies zählt NUR für die Fehler, die ein Volk in Ihrer eigenen Geschichte begangen hat, ganz gleich wie viele Tausende, oder gar Millionen Jahre diese zurückliegen .

Unter dem Ausbessern von Fehlern ist nur zu verstehen, dass ein Volk Naturkatastrophen voraussehen/verhindern und/oder gewaltsame Alleinherrscher, Massenmörder, sowie kriegerische Auseinandersetzungen aus ihrer vergangenen oder zukünftigen Geschichte entfernen dürfen.

PUNKT II

Zeitmaschinen dürfen ansonsten nur zur wissenschaftlichen Erforschung der Vergangenheit oder der Zukunft verwendet werden. In diesem Fall ist jeder Eingriff in die Geschichte, der eine Veränderung der Vergangenheit, Gegenwart, oder der Zukunft hervorruft, strengstens untersagt.

PUNKT III

Jeder Eingriff in die Geschichte eines Volkes darf auf gar keinen Fall dazu genutzt werden, um einzelnen oder mehreren Personen finanzielle oder machtpolitische Vorteile zu verschaffen.

Prolog

Unsere Zukunft hängtdavon ab, wie wir unsereGegenwart gestalten.

Tenzin Gyatso,

Eine Eiswüste so weit das Auge reichte. Mehr konnte Jorg Safox aus dem kleinen Fenster des zweitklassigen und völlig überfüllten Passagiertransporters nicht erkennen.

Endlich, nach über zwölf Stunden Flugzeit aus seinem Halbschlaf erwacht, stierte der zweiunddreißig Jahre alte Mann nun nicht mehr in das endlose Schwarz des Weltalls. Vor ihm erschienen nun Gebirge, Gletscher und tiefe Täler. Alles beschienen durch das unheimliche und dunkelrote Licht des großen Planeten Jupiter, der am Abendhimmel stand.

Dann durchbrach plötzlich die übliche, bei jedem Raumflug vorkommende Lautsprecherdurchsage die Stille, die sich in der Kabine während des langen Fluges gebildet hatte.

>>Herzlich willkommen auf dem Jupitermond Europa!

In wenigen Augenblicken setzen wir zur Landung

auf der Verteilerstation dreiundneunzig an.

Wir hoffen sehr, Sie hatten einen angenehmen Flug und

wünschen allen Fluggästen einen wunderschönen

Aufenthalt auf Europa!<<

Überall in der Kabine erwachten nun, laut gähnend und sich übellaunig beschwerend, Männer, Frauen und Kinder aus ihrem Schlummer.

>>Wie viele Jahrhunderte hören wir Menschen uns nun schon diesen Schwachsinn nach jeder Landung an!<<, spottete ein ziemlich dicker Kerl einige Reihen hinter Jorg. Niemand aber schien sich für diese Äußerung zu interessieren, denn danach blieb es auch weiterhin verhältnismäßig still. Jorg reckte seinen durch die Entbehrungen der letzten Jahre geschundenen und mageren Körper in dem trotzdem noch immer zu engen Sitz, froh darüber nach seiner langen Reise endlich das lang erwartete Ziel erreicht zu haben.

Zur selben Zeit verringerte der Transporter seine Geschwindigkeit und begann mit dem Landeanflug. Jorg schaute, noch immer nicht richtig erwacht, erst einmal auf die Holouhr, die im vorderen Teil der Kabine durch die Luft schwebte, und stellte fest das es schon spät am Abend war. Zumindest nach terranischer Zeitrechnung.

Mitteleuropäische Erdzeit:

23:42 Uhr

Freitag, 03. August 10759

Dieser Schriftzug schwebte mit wechselnden Farben durch den Raum, um den Passagieren immer wieder die aktuelle Uhrzeit und das Datum anzuzeigen.

Die Zeitrechnung nach dem sich alle Lebewesen im großen Imperium der Menschen zu richten hatten, auch wenn es hier draußen im Weltall wenig Sinn ergab.

Der Transporter legte sich nun sanft in eine leichte Kurve und neigte sich dabei etwas zur rechten Seite. Auf diese Weise konnte Jorg aus seinem kleinen Fenster die Oberfläche von Europa wesentlich besser erkennen. Sie flogen auch schon längst nicht mehr so hoch wie bei seinem letzten Blick nach draußen. Jetzt konnte der junge Mann die Eislandschaft unter sich viel besser sehen, und erkannte dabei auch sein eigenes, erschöpftes Gesicht wie es sich im Glas der Scheibe spiegelte. Er sah einfach nur müde aus. Seine Wangen waren eingefallen und sein schwarzes Haar breitete sich zerzaust in alle Richtungen aus. Die vergangenen Anstrengungen ließen Jorg Safox schneller altern, als es sonst üblich war.

Draußen war die von großen Bergen übersäte Landschaft, nun einer flachen gewichen, die vereinzelt nur von Spalten durchzogen war. Spalten die so breit und tief waren, dass man nicht bis auf den Grund hinuntersehen konnte. Man erkannte nur ein undurchdringliches schwarz. Genauso schwarz wie das All aus dem der Transporter gerade angereist war. Und dann endlich, sah Jorg das lang erwartete Ziel. Direkt unter sich.

Die Verteilerstation dreiundneunzig. Eine riesengroße, trapezförmige Anlage aus Stahl und Beton, die direkt aus dem Inneren des Planeten gewachsen zu sein schien. Die gesamte Anlage mutete absolut glatt an, bis auf den Landeschacht auf der südlich gelegenen Seite. Der Transporter hielt jetzt genau darauf zu. Ohne seinen Flug noch weiter zu verlangsamen steuerte er präzise in die fünfzig Meter breite und fast zwanzig Meter hohe Öffnung der Verteilerstation mit der Nummer dreiundneunzig zu. Eine von insgesamt zweihundertundachtzig Anlagen, die die Menschen hier auf Europa im Laufe der Jahrtausende errichteten.

Der Transporter flog in die Öffnung und die Sicht auf das ewige Eis des Planeten war somit nach nur wenigen Minuten wieder verschwunden. Dafür gab es jetzt wieder neue Bilder für die Menschen an Bord zu sehen. Ein mehrere Kilometer langer Einflugschacht aus Stahlbeton, der in einem steilen Winkel in die Tiefe führte. Dieser graue Schacht war gespickt mit Leuchtmarkierungen, Sonden, Scannern und Warnhinweisen in der Muttersprache aller Menschen.

Für die meisten Reisenden an Bord waren diese Anlagen nichts Besonderes mehr, sie saßen einfach nur regungslos da und starrten in die Luft, anstatt aus den Fenstern. Reine Routine bei Vielfliegern zwischen den vielen Monden auf denen Menschen arbeiteten und lebten. Ob als Siedler, Bergarbeiter oder reiche Kolonisten. Landeanflüge auf derartigen Stationen gehörten einfach zum Alltag dazu.

Für Jorg allerdings traf das nicht zu. Er fristete sein Leben bislang nur in einem weit entfernten Doppel-Sonnen-System. Einem kleinen Planetensystem mit zwei Sonnen und nur einer bewohnbaren Welt, die dummerweise auch noch zum Großteil nur mit Wüsten und Gebirgen bedeckt war. Diese Welt, die die Menschen Argon 4 nannten, wurde ausschließlich von armen Siedlern bewohnt, die versuchten in jenen Welten zu überleben, indem sie sich bemühten trockenen Boden fruchtbar zu machen.

Dies war selbstverständlich notwendig, um das Überleben der Menschheit zu gewährleisten, die sich nun schon seit hunderten von Generationen unkontrolliert ausbreitete, ohne dabei auf Geburtenkontrolle und Ernährungsfragen zu achten. Hunderte von Milliarden Menschen, die auf trostlosen Planeten ein armseliges Leben führten, nur um zu versuchen den Hunger der Galaxis zu stillen.

Genau aus solch einer Welt stammte der junge Jorg Safox, für den die Eindrücke einer langen Reise durch das Weltall, immer noch etwas Befremdendes an sich hatten.

Nun verlangsamte der Transporter seinen Flug und glitt langsam an einem riesengroßen Panoramafenster vorbei, welches in den grauen Stahlbeton des Anflugschachtes eingelassen war. Hinter dem Panzerglas befand sich die Empfangshalle der Station, in die man nun blicken und den vielen Menschen bei ihren Beschäftigungen zuschauen konnte. Dann, nachdem das große Fenster aus dem Blickfeld verschwand und die Sicht wieder auf den kalten Beton freigab, drosselte der Transporter seine Geschwindigkeit ein letztes Mal und dockte dann mit einem leichten Stoß an die Einstiegsschleuse an.

>>Wir haben soeben angelegt!

Bitte verlassen sie jetzt Raumfähre!<<

Tönte es nun zum Abschluss der Reise aus den Lautsprechern und die Passagiere begannen aufzustehen, um den Transporter zu verlassen. Jorg wartete bis alle anderen aufgestanden waren und ging als letzter durch die Schleuse. Gepäck besaß er, außer einer kleinen Umhängetasche, keines.

Wenige Minuten später, nachdem Jorg den Augenscanner ohne Probleme passierte, betrat er dann endlich die große Empfangshalle und schaute erstmals von der anderen Seite durch das große Fenster, hinaus auf die im Anflugschacht vorbei fliegenden Raumfähren.

Hier in der Empfangshalle befanden sich überall Geschäfte, Informationsschalter, Haltestellen für die vielen Magnetbusse, Schnellrestaurants und große, grelle holografische Werbetafeln, die ihre Botschaften unter die Menschen zu bringen versuchten. Und Menschen gab es hier mehr als genug, in den unterschiedlichsten und verrücktesten Kleidungen, die man sich nur vorstellen konnte.

Jorg war einerseits begeistert so viele neue Eindrücke erleben zu können, wollte andererseits aber auf gar keinen Fall vergessen, warum er hier war und tat schnell so, als ob ihm diese Welt völlig egal wäre, als wäre er einer von diesen vielen Menschen hier.

Langsam durchstreifte Jorg mit seinem Blick die Empfangshalle, so lange bis er einige Hundert Meter entfernt den Informationsstand für die Hotelanlagen fand. Das große Zeichen dafür schwebte, wie fast alle Werbetafeln als Hologramm in der Luft, was die gesamte Anlage in ein knallbuntes Licht tauchte. Dazu kamen noch die unzähligen Durchsagen aus den Lautsprechern, ob Informationen, Nachrichten oder Werbeansagen, alles wurde hier auf einmal verkündet.

Auf dem Weg zum Infoschalter wurde Jorg im dichten Gedränge gleich zweimal von jungen Knaben und einer schrecklich aufgedonnerten Frau angesprochen, die ihre Körper gegen wenige Space Kredits für Liebesdienste verkauften. Jorg wies sie ab und ging seinen Weg weiter. So etwas war selbst für ihn nichts Neues. Prostitution, ganz gleich ob bei Männern oder Frauen, war in der gesamten Galaxis weit verbreitet. Zumindest in den Teilen, die von Menschen besiedelt waren.

Endlich an dem Schalter angekommen, wurde Jorg dann freundlich grinsend von einer jungen Frau mit einer grellen, rosafarbenen Turmfrisur begrüßt.

>>Willkommen bei Ocean Hotels!<<, quäkte sie mit einer gekünstelten Stimme. Ihre leuchtend weißen Zähne waren mit Glitzersternen beklebt. >>Was kann ich für sie tun, mein Herr?<<

Am liebsten wäre es mir wenn du mich nicht so blöde angrinsen würdest, dachte sich Jorg, doch er blieb selbstverständlich freundlich zu der ganz eindeutig magersüchtigen Frau hinter dem Schalter. Er durfte hier nicht auffallen, dafür, so glaubte er, war sein Auftrag viel zu wichtig. >>Ich möchte gerne wissen, wann das nächste Shuttle zum Ocean Hotel abfährt?<<, fragte Jorg so freundlich wie nur möglich.

>>Zu welchem Ocean Hotel möchten sie denn?<<, fragte daraufhin die Frau, blöde kichernd als Antwort, >>Die Ocean Hotel Gesellschaft, verfügt allein hier auf Europa über vierzig Anlagen.<<

Verdammte Scheiße, ging es Jorg durch seinen Schädel, daran hatte er gar nicht gedacht, was sollte er denn jetzt sagen?

Und die dumme Pute lächelte jetzt sogar noch unsympathischer als zuvor.

Schon glaubte Jorg aufzufallen, wie ein Trottel vom letzten Stern des Universums, was er ja auch im Grunde war. Er schaute vorsichtig nach links und rechts, um sich zu vergewissern, dass nicht schon alle Menschen in der nähren Umgebung mit dem Finger auf ihm zeigten und ihn auslachten. Aber nichts dergleichen geschah. Alle anderen Menschen gingen einfach ihren Beschäftigungen nach.

Nun endlich befreite die alberne Frau hinter dem Schalter Jorg aus dieser Situation.

>>Sie haben doch sicherlich eine Reservierung?<<, fragte sie ihn ohne irgendwelchen Verdacht zu schöpfen. Also war er wohl nicht der einzige Trottel hier in der Halle.

>>Wie bitte?<<, fragte Jorg, aus seinen Gedanken gerissen, >>Die Reservierung. Ach ja, natürlich, die Reservierung.<<

Er griff in seine Tasche und entnahm ihr eine kleine Plastikkarte, die in einem schönen Blau schimmerte.

>>Ich bin noch etwas durcheinander von dem langen Flug.<<, log er die Frau an.

Diese kicherte wieder als Antwort, >>Das muss ihnen nicht peinlich sein, mein Herr. So etwas sehe ich hier jeden Tag.<<

Sie nahm die Karte an sich und steckte sie in einen Schlitz auf ihrem steinernen Tresen. Sofort danach erschien ein Holoschriftzug in der Luft und die Frau überprüfte die Daten.

>>Ocean Hotel Zero One.<<, sagte sie erstaunt, >>Oh wie ich sie jetzt aber beneide. Es ist das schönste unserer Hotels hier.<<

>>Ja, das sagte man mir auch.<<, gab Jorg freundlich zurück.

>>Da müssen sie zum Terminal Eins-Null-Fünf gehen! Gleich den Gang hier runter.<<, sagte die Frau den Weg weisend, >>Die nächste Abfahrt ist schon in wenigen Minuten.<<

Nachdem Jorg dann endlich seine Reservierungskarte zurückbekommen hatte, konnte er seinen Weg fortsetzten. Als er den Schalter verließ hörte er die Frau, wie sie schon den nächsten Kunden begrüßte:

>>Willkommen bei Ocean Hotels, was kann ich für sie tun…<<

Jorg beeilte sich nun, um so rechtzeitig zum Shuttle zu kommen. Das Shuttle, das ihn so schnell wie nur möglich in sein Hotel bringen sollte. Zuvor musste er aber noch in einen Fahrstuhl steigen, der über zweihundert Personen fasste und ihn direkt zu der Anlegestelle brachte. Über dreihundert Meter unter ihm. So dick war die Eisdecke von Europa und darunter lag der große Ozean, mit teilweise über 90 Kilometer Tiefe. Der tiefste im Sonnensystem.

Der Grund dieses tiefen Meeres war übersät mit Bergabbaustationen, privaten Wohnanlagen, Feriensiedlungen und Hotels.

Und eines dieser Hotels war das Ziel von Jorg Safox.

Der junge Mann musste leise in sich hinein grinsen, als ihm die Tatsache bewusst wurde, dass er nun endlich angekommen war, um mit dem Kontaktmann zusammenzutreffen.

Erster Teil

Der Meteor

Die Zeit wird kommen, wenn eifriges Forschen über lange Zeiträume hinweg Dinge ans Licht bringt, die jetzt noch verborgen liegen. Das Leben eines Menschen, auch wenn er es ganz dem Himmel widmete, reichte nicht aus, ein so weites Feld zu ergründen… Und so wird sich die Kenntnis davon nur über Generationen hinweg entfalten. Es wird aber auch eine Zeit kommen, wenn unsere Nachfahren staunen, dass wir Dinge, die ihnen so einfach erscheinen, nicht wussten… Viele Entdeckungen aber sind künftigen Jahrhunderten vorbehalten, wenn wir längst vergessen sind. Unser Universum währe betrüblich unbedeutend, hätte es nicht jeder Generation neue Probleme zu bieten… Die Natur gibt ihre Geheimnisse nicht

1

Commander Lars Befron betrat so wütend wie kaum zuvor in seinem gesamten, zweiundneunzigjährigen Leben die Einsatzzentrale des Bereiches London Nord.

>>Was zum Teufel soll das heißen?<<, schrie er in den riesigen Raum, in denen Hunderte Männer und Frauen an Holobildschirmen saßen und ihre Arbeit verrichteten, >>Sie wissen nicht woher er kommt?<<

Ein verängstigt wirkender Arbeiter drehte sich langsam und vorsichtig zu dem wütenden Commander um, der direkt hinter ihm stehen geblieben war und nun immer wieder mit seinem rechten Fuß auf den glatt polierten Boden klopfte.

>>Wir haben ihn erst vor wenigen Stunden entdeckt, Sir.<<, sagte der Arbeiter vorsichtig und kaum hörbar.

>>Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein!<<, schrie Befron den Mann an, >>Wollen sie behaupten, dass unsere Weltraumbewachung gepennt hat?<<

>>Nun Sir, die Sache ist so…<<, erwiderte der Arbeiter jetzt noch vorsichtiger aus Angst vor weiteren Wutausbrüchen seines Vorgesetzten, >>…wahrscheinlich ist der Brocken, der da auf uns zukommt so klein, dass er einfach nicht rechtzeitig entdeckt werden konnte.<<

Befron sagte gar nichts mehr, er stand nur stumm da und hörte sogar auf, mit seinem Fuß laute Geräusche zu verursachen.

Eine junge Frau, die an einem anderen Terminal arbeitete, dem Gespräch wie jeder andere im Raum lauschtend, stand plötzlich auf und begann zu reden, >>Ähm Sir, es besteht ja vielleicht die Möglichkeit das dieser Brocken einfach so klein ist, dass er von dem Zentralrechner nicht als Problem angesehen wird!>>

Befron drehte sich empört zu dieser Person um, die es wagte sich einfach einzumischen.

>>Ach, glauben sie das?<<, fragte er sie.

Danach blieb es in der Zentrale stumm. Nur die Kühlergeräusche Hunderter holografischer Rechner waren in dem hallenartigen Raum zu vernehmen. Befron legte einige Schritte im Eiltempo zurück und schritt somit bis vor den großen Hauptbildschirm, der in der Mitte der Zentrale an der Wand hing. Das gesamte Fabrikgelände war darauf zu erkennen. Zwei Inseln, die komplett vom Wasser umgeben waren und die in dieser Zeit als >>Die Anlage<< bezeichnet wurden. Zwei Inseln, auf denen die Menschen die großartigste Erfindung herstellten, die sie jemals erfunden hatten. Die Erfindung die die Menschheit in der gesamten Galaxis zu Reichtum und Macht verholfen hatte:

Die Zeitmaschinen.

Und Lars Befron war hier die oberste Instanz. Und als oberste Instanz musste er sich nun so etwas Lächerliches anhören.

>>Der Zentralrechner der Raumbewachung sieht einen Meteoriten, der auf das Fabrikgelände zu stürzen droht, NICHT als eine ernste Bedrohung an.<<, keifte er spuckend in den Raum, >>Das soll doch hoffentlich nur ein dummer Scherz sein!<<

Die Frau, die sich zuvor erhoben hatte, setzte sich ganz schnell wieder auf ihren Stuhl und wagte es nicht mehr, auch nur den kleinsten Laut von sich zu geben. Befron stierte weiter auf die große Karte der Anlage vor ihm.

Damals, vor unendlich langer Zeit nannte man diese zwei Inseln hier Großbritannien und Irland. Das wusste Befron von dem Geschichtsprogramm seines Hauptrechners, obwohl es jetzt und hier völlig ohne Bedeutung war. Heutzutage waren diese zwei Inseln nur DIE ANLAGE.

>>Wo genau wird dieser verdammte Meteor hier einschlagen?<<, fragte er dann, >>Und vor allem, wann wird es geschehen?<<

Die Techniker machten sich schwitzend an die Arbeit und fingen an ihre

Rechner mit Daten zu füttern. Commander Lars Befron wartete dabei ungeduldig auf die Ergebnisse und begann erneut, mit seinem Fuß den Boden zu malträtieren.

2

Jorg Safox saß in dem beengten Gefährt zusammen mit dem Kontaktmann, den er nun schon seit einigen Wochen kannte. Die beiden Männer haben sich im Ocean Hotel Zero One auf dem Jupitermond Europa kennen gelernt und begannen danach, ohne weitere Verzögerung, sich an ihre Arbeit zu machen. Für die Schönheiten auf dem Grunde des Ozeans von Europa, hatten die zwei keinerlei Interesse, auch nicht für die schier unglaublich vielen Programme und Angebote, die das Hotel zu bieten hatte. Ob Theaterveranstaltungen oder Körperaufbauprogramme, nichts schien diese zwei Gäste aus ihren Zimmern locken zu können. Nur abends ließen sie sich durch den Liebesdienst Mädchen kommen, dass war aber auch alles. Auch das Essen fand nur in den Zimmern statt.

Insgesamt verbrachte Jorg Safox fast vier Wochen mit seinem neuen Begleiter, den er erst dort unten auf Europa kennengelernt hatte, im Ocean Hotel. Sein Name war Maxx Coltron, und wie Jorg sehr schnell heraus fand, stammte dieser eigenartige Mensch, genau wie er auch, von einem weit entfernten Planetensystem. Einem System im Außenbezirk, in denen nur die Menschen lebten, die in der großartigen, gehobenen Gesellschaft nichts zu suchen hatten. Genau solche Menschen, wie er selbst auch einer war. Oder anders ausgedrückt: Es waren ganz einfach nur die Armen, die dort leben mussten. Weit weg von denen, die etwas zu sagen hatten und die etwas bedeuteten in dieser Galaxis. Unterdrückt von den Reichen wie eh und je. Das Imperium der Menschen war im Laufe der letzten Jahrtausende enorm gewachsen, doch die Spielregeln waren immer noch dieselben geblieben.

Jorg Safox und Maxx Coltron waren der Erde noch nie so nahe gewesen

als sie Anfang August den Jupitermond betraten. Und das, obwohl sie Menschen waren, die ursprünglich von dieser Welt stammten. Menschen die man in der gesamten Galaxis auch einfach nur als >>Terraner<< bezeichnete.

Doch nun, genau in diesem Augenblick, waren sie der großen Erde noch viel näher als jemals zuvor, denn vor fünf Tagen haben sie ihre unglaubliche Reise begonnen. Und eine unglaubliche Reise war es tatsächlich. Das was sie vorhatten, hatte noch niemals zuvor ein Mensch zu tun gewagt. Jorg hatte in den letzten Wochen alles akribisch genau mit seinem neuen Freund geplant, denn Maxx war derjenige, der den gesamten Plan entworfen hatte. Und der Plan war wirklich gut.

Als Jorg Maxx einmal fragte (es musste die zweite Nacht im Hotel gewesen sein), wie er denn auf die Idee gekommen sei, da sagte dieser, >>Aus einer uralten Menschengeschichte.<<

>>Eine Menschengeschichte?<<, fragte daraufhin Jorg sehr erstaunt.

>>Ja, aus jenen Zeiten als man Geschichten noch auf Papier gedruckt hatte.<<, antwortete Maxx daraufhin und sagte sonst nichts weiter zu dem Thema, wie er denn überhaupt auf die Idee gekommen sei. Jorg fragte auch nicht mehr nach, da ihm die Geschichten, die noch auf Papier gedruckt wurden, absolut unbekannt waren. Aber heute, am fünften Tag ihres langen Fluges wollte er seinen Freund noch einmal fragen.

3

Völlig übermüdet beendete Joss Kover das Gespräch und das Bild von Commander Befron, welches zuvor noch in der Luft vor ihm schwebte, verschwand im Nichts.

>>Was wollte Befron denn von uns?<<, fragte Art Lexx als er sich von seiner Liege erhob und sah, dass sein Kollege gerade ein Gespräch mit der Zentrale der Fabrik beendet hatte.

An diesem Abend taten nur diese zwei Männer Dienst in der Zentrale

der Raumüberwachung von San Francisco. Müde schleppte sich Art Lexx zum kleinen Energiefeld-Fenster des mit technischen Geräten voll gestopften Raums, um einen Blick auf die Bucht zu riskieren.

>>War eine Anfrage wegen dieses blöden Meteoriten. Er scheint irgendwie in Panik zu geraten.<<, erklärte ihm Joss im Hintergrund, noch immer an seinem Terminal sitzend und Koffeinwasser trinkend, >>Er hat Schiss, dass ihm das Ding in irgend eine Produktionseinheit knallt.<<

>>Befron soll sich mal abreagieren!<<, sagte Art in einem spöttischen Tonfall, während er den nächtlichen Verkehr auf der dreißigstöckigen Golden Gate Bridge beobachtete. Diese Stadt in der fast eine Milliarde Menschen lebten, kam zu keiner Tages- oder Nachtzeit zur Ruhe.

>>Und?<<, fragte Joss, >>Willst du es ihm sagen?<<

>>Was, dass er sich abreagieren soll?<<

>>Natürlich!<<

>>Bloß nicht.<<, spottete Art weiter und drehte sich dabei wieder zu seinem Kollegen um, >>Das Ding wird doch keinen Schaden anrichten, oder?<<

>>Absolut nicht.<<, Joss trank sein Wasser weiter, >>Der Meteor landet nur in den Arbeitersiedlungen der Fabrik.<<

>>Na siehst du!<<, erwähnte Art abschließend, kratzte sich an seinem Hinterteil und ließ sich wieder auf seine Liege fallen, >>Ich habe es doch schon tausendmal gesagt, der Weltraum ist das Langweiligste, was es gibt! Und deshalb geschieht in diesem Job auch niemals etwas Aufregendes.<<

>>Ich glaube wenn Befron oder irgendein anderer von oben erfährt, wie wir hier arbeiten, dann wird genug passieren.<<

Beide Männer mussten über diesen Witz laut lachen, was eine kurze Ablenkung von ihrer tristen Arbeit bedeutete. Dann, fünf Minuten später war Art wieder eingeschlafen und Joss sah sich einen Ultra-Horror-Film auf seinem Holobildschirm an.

Sie hatten recht.

Der Weltraum war wirklich langweilig geworden. Vor allem dann, wenn man einen schlecht bezahlten Posten auf dem noch viel langweiligeren Planeten Erde besaß.

4

Es war auf dem Fabrikgelände schon früher Morgen, als der Alarmmelder die achtunddreißigjährige Mia Tons aus ihrem tiefen Schlaf riss. Das Licht das in schnellen Abständen blinkend ihr Schlafzimmer erhellte war grün. Das Zeichen dafür, dass es in der Hauptzentrale im Norden mal wieder Ärger gab.

Mia war die ranghöchste Sicherheitsbeauftragte, und für ihr noch fast jugendliches Alter, schon verantwortlich für die gesamte Fabrikanlage. Somit war sie es selbstverständlich auch schon gewohnt, mitten in der Nacht gerufen und aus dem Schlaf gerissen zu werden. In fast allen Fällen, in denen sie dabei gerufen wurde, musste sie sich mit Arbeitergruppen auseinandersetzen, die wegen ihrer Unzufriedenheit über die Bedingungen an ihrer Arbeitsstelle versuchten zu demonstrieren. Jede Art von Demonstration war selbstverständlich strengstens untersagt und diejenigen, die dabei von Mia und ihrem Team erwischt wurden, wurden sofort von der Erde verwiesen. Ohne jemals die Chance zu bekommen, jemals wieder auf dem Planeten zurückkehren zu dürfen. Die armen Arbeiter, die in den Vormontagebereichen schufteten, hatten hier kein besonders gutes Los gezogen, der Lohn war nur sehr kläglich und die Behausungen in ihren Wohnvierteln waren mehr als heruntergekommen.

Trotzdem konnte es Mia nicht verstehen, dass diese Menschen sich noch immer beschwerten und oft genug auf die Straße gingen und Steine warfen, Lagerhallen in Brand setzten oder Magnetbusse demolierten. Warum zum Teufel waren diese Menschen denn nicht einfach froh darüber, hier auf der wundervollen Erde leben zu können.

Die Erde. Der Ursprungsplanet, von dem die großartige Macht der Menschheit über die Galaxis ausging.

Die randalierenden Menschen, die Mia festnahm wurden allesamt mit ihren Familien sofort und ohne jeden Prozess von der Erde verwiesen. Sie mussten dann für den Rest ihres Lebens in den weit entfernten Außenbezirken bleiben, was nur das Schlimmste für sie bedeuten konnte.

Ein Leben zu führen, als Farmer auf Wüstenplaneten, oder als Bergarbeiter auf irgend welchen gottverlassenen Monden, wo die Lebenserwartung, rein statistisch gesehen, auf nur lächerliche neunzig Jahre sank, dass war nun wirklich kein lebenswertes Dasein mehr. Das musste sich doch kein Mensch freiwillig antun. Vor allem dann nicht, wenn er das schier unglaubliche Glück besaß, einen Posten auf der geliebten Erde zu besitzen. Daran dachte Mia immer wieder, wenn sie mitten in der Nacht zum Dienst gerufen wurde. Und genau das ging ihr auch jetzt, in diesem Augenblick, wieder einmal durch den Kopf als das grüne Licht sie unsanft aus dem Schlaf weckte. Das ein Leben auf der Erde, wenn man ein Arbeiter der Fabrik war, genauso schlimm sein konnte wie das Leben in einer fernen Welt, dass wusste die Sicherheitschefin nicht. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie es gar nicht wissen wollte.

>>Na, wer macht denn heute wieder Ärger?<<, flüsterte sie verschlafen in ihr Kissen und stand auf. In einer schnellen und geübten Bewegung schlüpfte sie in ihren Morgenmantel und stellte sich vor den Telebildschirm.

>>Zentrale Nord!<<, sagte sie laut in die leere ihres Zimmers und sofort danach erwachte der Bildschirm zum Leben. Commander Befron, höchst persönlich, stand plötzlich vor ihr und noch bevor er auch nur ein Wort zu Mia sagte, fühlte sich die junge Frau automatisch unwohl in ihrer Haut. Sie merkte sofort wie die Blicke ihres obersten Vorgesetzten in den tiefen Ausschnitt ihres Mantels fielen. Eine widerwärtige Angewohnheit, die Befron sich niemals abgewöhnen würde. Mia zog energisch ihren Mantel bis zum Hals zu und endlich begann der Commander zu sprechen.

>>Miss Tons, kommen sie sofort in die Einsatzzentrale Nord!<<, schrie er sie geradezu an, verstummte daraufhin sofort wieder und der Bildschirm erlosch.

Mia war wie vor den Kopf geschlagen.

Was zur Hölle sollte das denn jetzt bedeuten?

So etwas hatte sie in den ganzen vier Jahren, die sie nun schon hier Dienst tat, nicht erlebt. Jedes Mal gab Befron einen detaillierten Bericht

ab, welches Ereignis vorgefallen war und wie Mia daraufhin zu reagieren hatte. Vor allem sprach ihr Vorgesetzter dann immer wieder gerne davon, was mit den armen Teufeln zu geschehen hatte. Entweder für alle Zeiten verbannen, wenn sie aufrührerischen Benehmen an den Tag legten, oder körperliche Züchtigungen, die vorzunehmen waren, wenn es sich um Diebe und Trunkenbolde handelte. Manchmal wurde dann auch von der Todesstrafe Gebrauch gemacht. In dem Falle, dass man es mit Vergewaltigern, Mördern oder sogar Spionageverdächtigen zu tun hatte. Immer redete Befron gerne und lange mit Mia darüber, aber das, was gerade eben geschah, ging ihr nicht aus dem Kopf.

>>Kommen sie sofort in die Einsatzzentrale Nord!<<

Mehr nicht.

Verdammt noch mal, dachte Mia, da muss doch tatsächlich mehr los sein.

Schnell huschte sie durch ihr Schlafzimmer, strich sich dabei einmal kurz mit ihrer Hand über ihre modisch auf drei Millimeter geschorenen Haare und legte ihren Morgenmantel ab, um dann das Bad zu betreten. Nach nur einer Minute in der trockenen Ultraschalldusche, bekleidete sie danach ihren makellos durchtrainierten und für eine Frau ziemlich muskulösen Körper mit ihrer Dienstkleidung. Dabei schaute sie sich immer wieder gerne selbst im Spiegel zu, denn sie wusste, dass sie einen, für diese Zeit üblich, perfekten Körperbau besaß. Einen Körperbau und auch ein Aussehen, das bei anderen Menschen, gleich welchen Geschlechts, anziehend wirkte.

In dieser Zeit galt es einfach als schick wenn Männer, wie auch Frauen, ihre Muskeln mit Genbehandlungen aufbauten. Alles, das nicht zur körperlichen Perfektion gehörte, wie zu starke Behaarung an unpassenden Stellen, Fettleibigkeit, Leberflecke, Kahlheit oder Zwergenwuchs, wurde schon vor der Geburt durch Kontrollen ausgeschlossen, indem werdende Mütter gesetzlich dazu gezwungen wurden, genetische Veränderungen an den Embryos im Mutterleib durchführen zu lassen. Zumindest galt diese Regelung auf der Erde und wurde dort auch gewissenhaft durchgeführt. Auf weit entlegenen Kolonien, scherte sich selbstverständlich niemand um diese Bestimmungen und die Menschen kamen dort zur Welt wie eh und je.

Mia Tons aber, wurde auf der Erde geboren und gehörte somit zu den >>perfekteren<< Menschen. Sie hätte selbstverständlich auch jeden Mann, der um sie werben würde, haben können, dass wurde ihr jedes Mal bewusst, wenn sie sich selbst so im Spiegel betrachtete. Aber sie ließ so gut wie niemals Männer an sich heran. Immerhin hatte sie es bereits geschafft, für die Sicherheit der wichtigsten Fabrikanlage der gesamten Galaxis verantwortlich zu sein, da konnte sie keine Zeit für Männer opfern. Mia war eine knallharte Frau, der die Pflicht in jedem Fall mehr bedeutete als die Liebe.

Sie war eine Frau die perfekt in das kranke System dieser neuen Welt passte.

>>Die Tons lässt keinen Stecher an sich ran!<<, so sprach man heimlich hinter ihrem Rücken über sie, dass wusste hier jeder. Aber Mia war es völlig egal, was andere Leute über sie dachten und redeten. Das Einzige, was Männer von ihr wollten, war sowieso genau das, was sich ihr Vater immer von seiner Tochter geholt hatte, wenn ihm danach war. Und währe Mia Tons nicht im zarten Alter von elf Jahren von zu Hause weg gerannt, dann wäre sie mit aller höchster Wahrscheinlichkeit, dank ihres Vaters, schon längst als eine der vielen Prostituierten in den Arbeitergegenden zu Tode gekommen. Junge Männer und Frauen die ihre Körper für Liebesdienste verkauften, hatten eine extrem geringe Lebenserwartung. Oft endeten sie von perversen Freiern ermordet, oder von heimtückischen Geschlechtskrankheiten dahingerafft in schäbigen Arbeiterhütten aus Aluminiumblech.

Nun aber schob Mia Tons ihre Vergangenheit schnell wieder beiseite und konzentrierte sich auf das, was vor ihr lag. Sie verschloss mit geübten Griffen ihren schwarzen Dienstoverall aus Papierkunststoff, der für den einmaligen Gebrauch hergestellt wurde. Danach legte sie ihren Gürtel an, der mit dem Laserschlagstock und ihrer Dienstpistole bestückt war, und sie schlüpfte in die schweren Stiefel aus Leichtmetall mit automatischer Zuschnürtechnik. Nur knapp eine Minute verging für das Ankleiden dieser Dinge, danach war sie fertig und konnte sich auf den Weg machen.

Voller Tatendrang verließ sie ihren Wohnbereich, obwohl sie diesmal keine Ahnung hatte was auf sie zukommen würde, aber sie war fest entschlossen den Kampf aufzunehmen. Den Kampf gegen jene, die doch tatsächlich versuchen würden der Fabrik der Zeitmaschinen Schaden zuzufügen. Diese Fabrik war die wichtigste Einrichtung der gesamten Menschheit. Und Mia Tons war eine von vielen Menschen, die dafür ihr Leben geben würden, dass es auch weiterhin so bleibt.

Niemals hätte sie geglaubt, dass sich ihr gesamtes Weltbild in den nächsten Stunden für immer verändern würde.

5

Im Wohnkomplex B. für Burren 1400 stand der alte Irvin vor der Tür seiner kleinen Aluminiumhütte und lauschte den Geräuschen der Natur, die es hier draußen an der Westküste der Insel noch gab. Obwohl diese Insel, die man vor sehr langer Zeit noch >>Grüne Insel<< nannte, mit zur Fabrik gehörte, gab es hier keine Anlagen, die pausenlos damit beschäftigt waren, die gewaltigen Einzelteile für die Zeitmaschinen herzustellen. Nein. Diese Insel diente in dieser düsteren Zeit nur noch dazu, die vielen Millionen Fabrikarbeiter zu beherbergen, während auf der großen Insel für einen Hungerlohn gearbeitet wurde. Auf der kleinen Insel durften die Arbeiter dann das wenige Leben verbringen, dass man ihnen noch gelassen hatte.

In schlimmster Armut.

Einer dieser vielen armen Arbeiter war der kleine, zerbrechlich wirkende Irvin, über hundert Jahre alt, der an diesem frühen Morgen vor der Tür seines Hauses stand und der Natur lauschte. Und die Natur war in diesem Fall nichts weiter als das Geräusch der fernen Brandung des atlantischen Ozeans. Die hohen Wellen des Meeres, wie sie gegen die Klippen der Küste prallten. Ein Küstenabschnitt, der vor so unglaublich langer Zeit einmal nichts weiter war, als eine von der Natur gegebene Touristenattraktion. Zu Zeiten als das Land noch Irland hieß und die gewaltigen Klippen, an denen sich auch noch an diesem Morgen die Wellen brachen, die Cliffs of Moher waren.

Solche ruhigen Momente mochte der einhundertzwölf Jahre alte Mann, bevor er zur Arbeit gehen musste, sehr gerne. Er stand oft schon sehr früh auf, um dann die wenigen Augenblicke zu genießen, an denen es noch wirklich ruhig war. Der Moment bevor sich Tausende von Menschen aus dem Wohnkomplex auf dem Weg zur Arbeit machten, um auf die Hauptinsel zu gehen. Und auch der Moment an dem ebenfalls Tausende von Menschen von der Nachtschicht zurückkehrten. Einfach gesagt, es gab nur einen kurzen Zeitraum der Ruhe, und das war noch immer der frühe Morgen.

Irvin setzte sich auf eine kleine Bank, die neben seinem Haus stand, und begann nachzudenken. Er hatte noch drei Jahre zu arbeiten, dann war er mit einhundertfünfzehn Jahren im Rentenalter und, was das hieß, war dem Mann bewusst. Es wurde ihm von Tag zu Tag immer bewusster. Sobald er nicht mehr für die Fabrik arbeiten konnte, würde er weggeschickt werden. Menschen die ausgedient hatten, durften nicht mehr auf dem Gelände der Fabrik, geschweige denn auf der Erde bleiben. Bald würde es soweit sein und auch er würde seinen Heimatplaneten verlassen. Nachdem er sein ganzes Leben für die Fabrik geschuftet hatte, würde man ihn einfach auf einen fernen Planeten abschieben.

Irvin entnahm ein Frühstückskaugummi aus der Innentasche seines Overalls und begann lustlos darauf herum zu kauen. Der Geschmack war absolut widerwärtig, aber diese chemischen Nahrungsmittel stillten zumindest das Hungergefühl.

Was mit ihm passierte, war ihm eigentlich völlig egal. Sein ganzes Leben war er ein Nichts und er würde auch als ein solches sterben, dass war ihm bewusst. Seine größte und einzige Sorge war seine geliebte Enkeltochter Sarah, die genauso wie er, eine Fabrikarbeiterin war und im Augenblick noch im Haus den Schlaf der Gerechten schlief.

Was sollte aus dem Mädchen werden wenn er nicht mehr da war?

Natürlich war sie mit ihren neunundzwanzig Jahren schon alt genug und konnte sich selbst versorgen. Auch fehlte es nicht an Männern mit einer Erlaubnis zur Schwängerung in ihren Taschen, die reihenweise vor der Eingangstür erschienen. Sarah war ein eigenständiges Mädchen, dass wusste der alte Mann nur allzu gut, aber dennoch, eines Tages würde er nicht mehr für sie da sein. Und das machte ihn noch trauriger, als er es an diesem Morgen ohnehin schon war. Sie würde auch ohne ihn überleben. Aber könnte er denn ohne sie weiterleben? Irgendwo weit entfernt, auf einem Planeten der noch trostloser war als dieser hier. Genau das schien jeden Morgen seine größte Angst zu sein, wenn er hier draußen auf der Bank saß und den Wellen in der Ferne lauschte.

Dann plötzlich erklang die erste Sirene zum bevorstehenden Schichtwechsel. Sieben unglaublich schrille und laute Töne, die kein Mensch jemals hätte überhören können, sagten den Bewohnern des Wohnkomplexes, dass sie von diesem Augenblick an noch dreißig Minuten zur Verfügung hatten, sich auf die bevorstehende Arbeit vorzubereiten.

Es wurde Zeit zurück ins Haus zu gehen, um sich mit der Enkeltochter vorzubereiten, damit sie dann zusammen zur Arbeit gehen konnten. Solange es für den alten Mann noch möglich war dies mit ihr zu tun.

Nachdem Irvin dann mit krachenden Knochen aufstand, starrte er in den Himmel, der, wie fast immer, von der starken Luftverschmutzung verdunkelt war und dachte darüber nach, ob es den Menschen in der Geschichte ihrer Welt schon immer so beschissen ergangen war. Wahrscheinlich war es so, denn von Überlieferungen aus besseren Tagen hatte er noch nie etwas gehört.

Zu lange lag diese Zeit zurück.

Eine Zeit in der die Menschen glücklich auf dieser Insel lebten und arbeiteten. Lachten und tranken. Und Touristen das Geld aus der Tasche nahmen.

Aber Irvin wusste davon ja leider nichts mehr.

6

Jorg Safox und Maxx Coltron saßen noch immer in ihrem beengten, aber freiwilligen Gefängnis.

>>Leg die Maske an!<<, sagte Maxx zu Jorg in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ, >>Ich werde gleich Fluten!<<

>>Ich hasse es eingefroren zu werden!<<, murmelte Jorg daraufhin in einer Lautstärke, die sein neuer Freund nicht verstehen konnte und auch nicht verstehen sollte. Jorg hasste es nämlich wirklich, bei lebendigem Leib eingefroren zu werden. Einmal in seinem Leben musste er sich dieser schwierigen Prozedur schon unterziehen, und das war auf der langen Fernreise, die ihn von seinem Heimatsystem aus hierher in das Sonnensystem der Erde brachte. Danach kam auch noch der lange Flug zum Jupitermond Europa hinzu, der ihm körperlich den Rest gegeben hatte.

Bedauerlicherweise blieben den Menschen aber keine anderen Alternativen übrig, als sich künstlich einfrieren zu lassen, wenn sie sehr lange Strecken mit Hilfe des Raumbogensprungs zurücklegen wollten. Bei dem Wiedereintritt in die, von dem Zielcomputer errechneten Koordinaten, würde sonst jeder Körper, ob Mensch oder Tier, durch die gewaltigen Abbremsungen zerrissen werden. Genauso war es auch hier, bei dem, was Jorg und Maxx jetzt vor sich hatten. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie nicht eine solch lange Reise unternahmen, die einen Raumbogensprung erforderte. Nein. Diese Reise, auf der sie sich befanden, war wesentlich kürzer. Ein Katzensprung genau genommen.

In diesem Fall froren die zwei Männer sich mit Hilfe der Cryotechnik ein, um ein ganz anderes Ziel verfolgen zu können.

>>In ein paar Stunden haben wir es überstanden.<<, versuchte Maxx seinen Partner zu beruhigen. Nur ließ sich Jorg nicht beruhigen, er musste immer wieder daran denken wie Maxx auf diese verrückte Idee kommen konnte.

Aus alten Geschichten der Menschen, die noch auf Papier gedruckt worden waren!

Was sollte das bloß bedeuten?

>>Ich weiß, dass ich es schon tausendmal gesagt habe.<<, sprach Jorg jetzt unsicher, >>Aber ich habe das ungute Gefühl, das uns die Raumüberwachung in Millionen Fetzen schießt, bevor wir überhaupt in die Atmosphäre eindringen können.<<

>>Und ich antworte dir wie immer das Gleiche.<<, gab Maxx selbstsicher zurück, >>Die Raumüberwachung sieht in uns absolut keine Gefahr. Wir sind für die viel zu klein und die Energie der Laserkanonen nicht wert.<<

>>Ich weiß, ich weiß, wir Menschen denken nun einmal so.<<

>>Genauso ist es, mein Freund! Genauso ist es! Verlass dich drauf.<<

Jorg versuchte ein gezwungenes Lächeln aufzusetzen, was ihm aber nur sehr dürftig gelang. Er hatte einfach eine Heidenangst. Aber er wusste ja nun einmal schon lange vorher, auf was er sich hier einließ und musste damit rechnen, im schlimmsten Fall sogar sein Leben zu verlieren.

Wir sind auf einem Himmelfahrtskommando!

Wir sind auf einem Himmelfahrtskommando!

Immer wieder dachte Jorg daran, und an die Tatsache, dass ihn kein Mensch hierzu gezwungen hatte. Er hat sich aus freien Stücken dazu durch gerungen und nun musste er es auch überstehen. Andererseits hätte er ja auch auf seinem Heimatplaneten bleiben können, um dort für den Rest seines Lebens als armer Farmer dahin zu vegetieren. Ein Entschluss, der früher oder später zu einem gewaltsamen Tod geführt hätte, entweder durch mordende Banden, die immer wieder gerne Farmer überfielen, oder durch den einfachen aber grausamen Hungertod. Nein. So wollte er nicht von der Bühne der Galaxis verschwinden. Jorg Safox hat sich entschieden und nun zog er es auch tapfer durch. Tapfer wie ein Mann, der eigentlich nichts mehr zu verlieren hat. Noch einmal schaute er auf den kleinen Holobildschirm vor ihm und sah den Planeten Erde.

Der Heimatplanet der Menschheit.

Der Ursprung allen Übels und die Produktionsstätte der Zeitmaschinen.

Jener Maschinen, die den Menschen diese unglaubliche Macht gegeben hatten. Über sich selbst und über Tausende andere außerirdische Rassen.

>>Ich flute jetzt!<<, erklang Maxx stimme.

Jorgs Atem ging von einer Sekunde auf die andere um einiges schneller, und auch sein Puls begann sich zu erhöhen.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Zischend begann die Luft aus dem engen Raum zu entweichen und der klaren Flüssigkeit Platz zu machen, die nun von unten her durch kleine Einlaufschlitze eindrang. Keine angenehme Sache für Menschen, die extreme Ängste vor dem Ertrinken hatten. Und wer hatte diese Angst nicht. Ertrinken ist ein langsamer und qualvoller Tod. Die leicht schmierige cryogene Flüssigkeit diente dazu, alles, was sich in ihr befand, in dem Bruchteil einer Sekunde einzufrieren.

Das Dumme an der Sache war nur, dass der Raum, der zu gefrieren war, erst einmal langsam und komplett geflutet werden musste, und diese verdammte Flüssigkeit hatte auch noch eine unangenehm kalte Temperatur. Zuerst versanken nur die Füße, dass war noch annehmbar, aber dann kroch die Kälte langsam und unaufhörlich die Beine hoch.

Maxx schnallte sich nun mit dem Doppelgurt in seinem Sitz fest und Jorg tat es ihm sofort nach. Die Flüssigkeit kroch die Oberschenkel entlang.

Auf was habe ich mich da bloß eingelassen?, ging es Jorg noch durch den Kopf, dann erreichte die Kälte auch schon seinen Genitalbereich, was ihn zumindest ganz kurz dazu brachte an dumme Männerwitze über schrumpfende Penisse zu denken. Trotzdem, am liebsten hätte er laut aufgeschrien. War das eine grausame Kälte.

Maxx hingegen zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Konnte es denn sein, dass Maxx, Jorgs neuer Freund, geschlechtslos war? Bestimmt nicht, denn sonst hätte er sich wohl nicht so gut wie jeden Abend im Hotel auf Europa Prostituierte auf sein Zimmer bestellt.

Vielleicht hat er ja mit den Frauen zusammen Karten gespielt?

Mit solchen dümmlichen Gedanken versuchte sich Jorg weiter abzulenken, während die Flüssigkeit ganz langsam immer höher kroch. Jetzt erreichte sie schon seine Brust und er bekam Schwierigkeiten noch richtig zu atmen. Natürlich war es auch die Angst. Die Angst vor dem qualvollen Tod eines Menschen, der ganz genau weiß, dass er gleich ertrinken würde. Natürlich wusste Jorg, dass er hier, an diesem wohl ungewöhnlichsten Ort, den man sich nur vorstellen konnte, nicht ertrinken würde, aber die Angst war trotzdem so real, wie die Fabrik der Zeitmaschinen unten auf der Erde.

Und dann, als der schlimmste Augenblick kam; der Augenblick, in dem ihn die Flüssigkeit komplett umschloss. Der Augenblick, in dem er nur noch mit Hilfe des Atemgeräts Luft bekam, dass sich automatisch mit Berührung der Flüssigkeit einschaltete, da musste er doch tatsächlich beginnen über seine eigenartigen Gedanken lachen.

Das Leben ist schon seltsam. Ein Blick nach oben verriet ihm, dass der kleine Raum Sekunden später, bis zur Decke gefüllt war. Sie befanden sich jetzt komplett in der cryogenen Flüssigkeit und atmeten schwer durch ihre Masken. Zeit um sich einigermaßen zu beruhigen gab es für Jorg nicht. Maxx gab mit seiner linken Hand das Zeichen, er streckte den Daumen nach oben.

Jetzt geht es los!

Jorg schloss seine Augen und hoffte, das er irgendwann auch wieder aus dem Todesschlaf erwachen würde, in dem er jetzt katapultiert wurde. Noch einmal atmete er tief die schale Luft aus der Sauerstoffpatrone ein.

Was als nächstes folgte, konnte er nur noch schwer sagen. Jorg glaubte noch für eine Millisekunde ein knackendes Geräusch zu hören, wie das Geräusch von Eisschollen, die auseinander brachen.

Dann kam diese unheimliche Stille. Dieses unheimliche Nichts.

Es heißt man habe keine Träume in einem solchen Zustand, aber Jorg Safox wusste es besser.

7

Es waren nur sieben Minuten, nachdem Mia Tons ihren Wohnbereich in der Sicherheitszone London Süd verlassen hatte. Nun stand sie vor der Tür zum Hauptbüro von Lars Befron. Nicht nur ihrem Vorgesetzten, sondern der Vorgesetzte aller Menschen in der gesamten Fabrikanlage.

Die Fahrt von ihrem Wohnbereich bis zur Hauptzentrale verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Die junge Frau fuhr in einem Schnellzug, der innerhalb von nur einer Minute durch eine der vielen Unterdruckröhren, in denen sich Züge mit einer Geschwindigkeit von fast dreitausend Kilometern in der Stunde bewegen konnten hierher. Jeder Kontinent, jede Insel und auch jede Stadt auf der Erde waren mit solchen Röhren verbunden, in denen die Züge mit Hilfe des Unterdrucks diese Geschwindigkeiten erreichen konnten. Fast so schnell, wie die Projektile alter, antiker Schusswaffen, die es noch in vielen Ausstellungsräumen zu bewundern gab.

Nach dieser schnellen Fahrt hierher durchquerte Mia nur noch die Sicherheitskontrollen der Zentrale, in denen ihre Augen automatisch von einem Scanner erfasst und einwandfrei als die der Sicherheitschefin identifiziert wurden. Daraufhin gelangte sie mit einem Turbofahrstuhl hinauf in den zweihundertfünfzigsten Stock des Gebäudekomplexes, um dann endlich vor dieser Tür stehen zu können. Mia legte kurz ihren rechten Daumen auf die kleine Glasplatte, die direkt in die Tür eingearbeitet war und nach weniger als einer Sekunde sprang das Signallicht auf Grün. Dazu war eine freundliche klingende Frauenstimme zu hören, die Mias Identität durch einen Lautsprecher herausposaunte, so dass es jeder in diesem Bereich der Zentrale Nord hören konnte. Danach verstummte diese freundliche Stimme wieder, um sofort durch eine wesentlich unfreundlichere ersetzt zu werden. Diesmal war es die rauchige Stimme eines Mannes, die Mia verkündete, dass der Commander noch nicht bereit war, sie zu sprechen, und, dass sie noch einen kleinen Augenblick zu warten habe. Diese kurze Pause nutzte sie, um noch einmal über die letzten zehn Minuten nachzudenken. Was zum Teufel noch mal sollte das alles hier?, dachte Mia.

Wieso bekam sie keinen klar definierten Einsatzbefehl von Befron, so wie es sonst seine Art war. Schon als sie im Zug saß, auch wenn die Fahrt lächerlich kurz war, kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht einen Fehler gemacht hatte. Einen schwerwiegenden Fehler bei ihrem letzten Einsatz. Sie dachte über diese Möglichkeit nach, kam dann aber immer wieder zu dem Schluss, dass es daran niemals hätte liegen können. Sie wusste, dass sie ihren Job am besten von allen machte, obwohl sie ein Mensch war, der es wie die Pest hasste, wenn man sich wichtig tat. Aber sie konnte dies von sich wirklich voller Stolz sagen. Sie führte ihre Aufgaben wirklich perfekt aus. Und das hatte nur einen Grund: Mia Tons, diese junge, gut aussehende und energische Frau, wusste ganz genau was sie wollte und ließ niemals einen Fehler durchgehen. Sie war eisenhart, wofür sie bei ihren Untergebenen berüchtigt war. Sonst wären wahrscheinlich auch nicht so viele Männer, die bei ihrem Anblick nicht nur ans Vögeln dachten, sondern auch versuchten, es in die Praxis umzusetzen, auf irgendwelchen verkommenen Krankenstationen gelandet.

Endlich glitt die Tür vor ihr mit einem sanftem Zischlaut zur Seite auf, und ohne auch nur noch eine Sekunde zu zögern trat sie in die Höhle des Löwen ein, nicht wissend, was sie nun erwarten würde. Lars Befron saß hinter seinem schwarzen, steinernen Schreibtisch. Im Hintergrund waren Hunderte von Bildschirme in die Wand eingelassen, auf denen man die wichtigsten Produktionsabläufe der Fabrik beobachten konnte. Die Decke in diesem viel zu großen Raum bestand aus unzähligen von Ventilationsschächten, aus denen Tag und Nacht kalte Luft zu strömen schien. Alles in diesem Raum war in schwarz gehalten, bis auf die Lichter die von den Bildschirmen ausgingen und das völlig deplatzierte Fell eines außerirdischen Lebewesens, dass vor dem Schreibtisch auf dem polierten Steinfußboden lag.

>>Miss Tons.<<, erklang Lars Befrons Stimme wie aus dem Nichts.

Mia starrte angestrengt in das große Dunkel vor ihr, bis sie endlich den Commander in seinem ledernen Sessel, hinter dem Tisch sitzend erkannte.

>>Gut, dass sie so schnell kommen konnten.<<, sagte dieser nun und drückte dabei eine Taste auf einer winzig kleinen Fernbedienung. Sofort danach verschmolzen die vielen Bildschirme im Hintergrund zu einem einzigen großen und dreidimensionalen Bild, welches sich über die gesamte Breite des Raums erstreckte. Man erkannte die zwei Inseln der Fabrikationsanlagen. Dann, durch einen erneuten Druck eines Knopfes der Fernbedienung Befrons, zoomte das Bild nun direkt an die Westküste der Arbeiterinsel. Mia erkannte dieses Gelände.

>>Wohnkomplex B. für Burren.<<, sagte Mia, um ihr Wissen zu beweisen.

>>Sehr gut erkannt, Miss Tons!<<, sagte Befron daraufhin, >>Wohnkomplex B. für Burren<< Ihr Vorgesetzter erhob sich völlig geräuschlos aus seinem Sessel und sah der jungen Frau finster in ihre Augen.

>>Miss Tons<<, begann er dabei zu erzählen, >>In wenigen Minuten wird genau dort, in diesem Wohnkomplex, etwas geschehen, das in der über fünftausendjährigen Geschichte dieser Fabrik einmalig ist.<<

Mia glaubte nicht richtig zu hören. Was wollte der alte Commander ihr da bloß erzählen?

>>Ja, sie haben richtig gehört, Miss Tons.<<, erklärte Befron weiter, >>Wir bekommen es hier mit einem schier unglaublich Ereignis zu tun.<<

>>Was wird geschehen?<<, fragte Mia erstaunt, aber auch gleichzeitig extrem neugierig.

Befron wartete wahrscheinlich absichtlich einen längeren Augenblick ab, um so seine folgenden Wörter bessere Wirkung verleihen zu können.

>>Es wird ein Meteorit auf unseren Planeten stürzen, meine liebe Miss Tons.<<, sagte Befron kühl.

Mia starrte auf das Bild hinter dem Commander.

>>Genau in den Wohnkomplex B. für Burren<<

Mia war völlig durcheinander. Sollte das nun ihr Einsatz sein, für den man sie so früh am Morgen aus dem Bett geholt hatte?

>>Commander.<<, räusperte sich Mia, >>Darf ich mir die Frage erlauben, warum die Weltraumüberwachung diesen Meteoriten nicht schon längst abgeschossen hat?<<

>>Das ist eine gute Frage, Miss Tons.<<, sagte Befron und ließ sich wieder genüsslich in seinen Sessel zurückfallen, >>Unsere, ach so geniale Weltraumüberwachung, hat diesen kleinen Meteoriten wohl viel zu spät erkannt.<<

>>Zu spät erkannt!<<, spottete Mia.

>>So zumindest scheint die Situation zurzeit so auszusehen.<<

>>Aber das ist doch wohl lächerlich, Sir. Immerhin leben wir doch im elften Jahrtausend<<

>>Genau das habe ich bis vor wenigen Minuten auch gedacht<<, sprach Befron nun mit ruhiger Stimme, darauf achtend bei diesem Gespräch die Oberhand zu behalten und sich von dieser, wie er sie gerne nannte, arroganten Schlampe, nicht ins Wort fallen zu lassen.

>>Unsere Jungs von der Weltraumüberwachung...<<, erklärte Befron gelangweilt weiter, >>… sind der Meinung, das dieser Meteor viel zu klein wäre, um größeren Schaden anzurichten. Und der Ort, an dem er aufprallen wird, betrifft ja immerhin keine wichtigen Produktionseinheiten.<<

Mia schaute immer wieder auf den Bildschirm.

>>Wenn Sie mich fragen, handelt es sich hier um einen Akt reiner Faulheit und reinen Geizes, dass dieser Felsbrocken nicht einfach abgeschossen wird. Aber leider habe ich so etwas ja nicht zu entscheiden. Ich bin nur dafür da, dass die Fabrik einwandfrei läuft<<

Befron begann mit den Fingern seiner rechten Hand auf dem kalten Stein seines Tisches zu tippeln.

>>Aber mich fragt ja keiner!<<

Ihr Vorgesetzter schien absolut recht damit zu haben, wenn es der Tatsache entsprach das dieser Steinklumpen aus dem Weltraum genau dort einschlagen würde, wie es ihnen vorausgesagt wurde. Er würde wahrscheinlich nur einen sehr geringen Schaden anrichten. An einem Ort, an dem nur unwichtige Arbeiter lebten. Arbeiter, die ohne jede Probleme ersetzt werden konnten. Aber dennoch sollte er genau hier aufprallen. Viel zu nahe an den Fabrikationsanlagen. Und ihn abzuschießen würde normalerweise kein Problem darstellen.

>>Habe ich nicht recht, Miss Tons?<<, fragte Befron nun plötzlich mit einer süffisanten Stimme, dass einem dabei hätte schlecht werden können. Mia nickte mit ihrem Kopf.

>>Sie haben absolut recht, Sir<<, sagte sie selbstsicher, >>Es ist zwar, auch meiner Meinung nach, unverantwortlich von der Weltraumüberwachung, aber soll das Scheißding doch ruhig auf den Wohnkomplex fallen, Sir.<<

Befron nahm seine Hand wieder vom Tisch, lehnte sich in seinem Sessel zurück und begann zufrieden zu lächeln.

>>Also gehe ich davon aus, dass sie ohne jegliche Probleme mit dieser etwas ungewöhnlichen Situation fertig werden?<<

Das war also tatsächlich alles? Mehr nicht? Deshalb hatte man sie überhaupt aus dem Bett geholt, wegen solch einer Lächerlichkeit?

>>Da sehe ich kein Problem, Sir!<<, sprach sie. Sollte doch kommen was wolle. Allein nur die Annahme, dass sie, die allmächtige Sicherheitschefin der Fabrik, nicht mit einem dämlichen Stein aus dem Weltraum fertig werden würde, war geradezu lächerlich.

Lars Befron konnte sich auf Mia Tons verlassen, da gab es für ihn überhaupt keinen Zweifel, auch wenn sich diese zwei Personen eigentlich überhaupt nicht leiden konnten.

8

Der alte Irvin hatte gerade das kurze Frühstück mit seiner Enkeltochter Sarah beendet, als es die junge Frau war, die von dem kleinen Küchentisch aufstand und zur Eile gebot.

>>Mach schon Grandpa!<<, sagte sie im liebevollen Ton, >>Du musst dich beeilen, sonst bist du wieder der Letzte und bekommst nur noch einen Stehplatz im Bus.<<

>>Ach, Kind!<<, gab dieser zur Antwort und schaute dabei betrübt auf das Glas vor ihm, in dem eine matschige Flüssigkeit darauf wartete ausgetrunken zu werden. Brotersatz in Pillenform, die sich in normalem Wasser zu Nahrungsmitteln auflöste. Das Essen der Arbeiter. Einfach und vor allem billig in der Herstellung.

>>Ich habe mein köstliches Frühstück noch nicht aufgegessen.<<, sagte Irvin und nippte erneut an dem Glas, dabei konnte er sich nur unschwer ein Lächeln abgewöhnen.

>>Du scheinst ja auf deine alten Tage tatsächlich noch Sarkasmus zu entwickeln, Grandpa.<<, spottete Sarah zurück und begann einfach damit ihren Großvater zu ignorieren. Sie durchschritt den kleinen Wohnraum ihrer Hütte und begann, hinter einem Vorhang, in ihre Arbeitskluft zu schlüpfen. Irvin schaute dabei liebevoll, auf großväterliche Weise zu, wie Sarah ihren kleinen und zierlichen Körper mit der schmutzigen Arbeitskleidung verschandelte. Sarah war schon immer ein, auf ihre eigene Art hübsches Mädchen gewesen, auch wenn die meisten Menschen sie vom ersten Blick her für einen jungen Mann hielten. Das kam sicherlich daher, dass man sie ein Leben lang nur in der alten Kleidung der Arbeiter sah, meistens handelte es sich dabei um die schmutzigen, schwarzen Overalls der Fabrik. Aber auch ihre eher flachen Brüste sorgten dafür, dass man sie nicht unbedingt auf dem ersten Blick als Frau erkennen konnte. Wäre nicht ihr lockiges, rotes Haar gewesen, welches sie sich erst seit Kurzem so lang wachsen ließ, dann wäre sie wahrscheinlich wirklich als Mann durchgegangen. Man hätte in Sarahs rotem Haar, in ihren grünen Augen und der hellen Haut, die fast so weiß wie Milch war, ohne Zweifel eine typische Irin erkennen können, wie es sie in längst vergangenen Tagen hier genug gab. Nur wusste niemand mehr etwas mit den Begriffen >>Irland>> und >>Iren<< anzufangen.

Irvin war sich einfach nur bewusst, dass seine Enkeltochter eine sehr hübsche und zugleich auch intelligente junge Frau war, die sich schon längst einen Mann hätte suchen können. Vielleicht sogar einen Mann aus der oberen Abteilung. Der Abteilung für Forschung.

Der alte Mann hatte schon oft in seinem langen Leben davon gehört, das sich solche Männer gerne Frauen aus den Arbeiterkomplexen holten, um sie zu heiraten und später ein oder sogar zwei Kinder mit ihnen zu zeugen. Vorausgesetzt, dass man von der obersten Führung die Erlaubnis zur Schwängerung bekam, was unumgänglich auf den Fabrikinseln war. Dies geschah bei Angestellten der Forschungsabteilung sehr oft. Und würde Sarah dieses Glück haben, könnte sie sogar für den Rest ihres Lebens, hier auf der Erde bleiben. Ein besseres Los konnte sich eine Frau eigentlich gar nicht wünschen.

Sarah verschloss gerade ihren Overall als sie die Blicke ihres Großvaters auf der anderen Seite des Vorhangs bemerkte. Und sie wusste sofort was dieser Blick zu bedeuten hatte.

>>Grandpa!<<, sprach sie empört, >>Fang bitte nicht schon wieder mit diesem Thema an!<<

>>Es wäre vielleicht besser für dich, wenn du mal mit einigen Männern ausgehen würdest, Liebes.<<

>>Ach, gleich mit einigen! Was denkst du dir denn?<<

>>Sarah, du weißt genau wie ich es meine.<<

>>Ja, Grandpa, das weiß ich sehr wohl.<<

Sie beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

>>Ich weiß doch, dass du nur mein Bestes willst.<<, sagte sie so leise, dass nur sie beide es hören konnten. Ganz so als ob sich noch andere Menschen in der Hütte aufgehalten hätten, für die jene Worte nicht bestimmt gewesen wären.

Sarah wusste natürlich, was ihren alten Großvater am meisten bedrückte. Die Zeit die unweigerlich kommen würde. Die Zeit wenn er nicht mehr für sie da sein konnte.

>>Ich gehe schon einmal nach draußen!<<, fügte sie hinzu, gab Irvin noch einen zweiten Kuss und verließ dann die Hütte. Der alte Mann schlürfte weiter an seinem Frühstück aus dem Glas. Der gesunden Nahrung aus der Pille, die dafür sorgte, dass die Menschen in dieser Zeit lange und gesund lebten. Und vor allem lange für die Fabrik arbeiten konnten.

Nun war es Sarah die draußen vor der Hütte stand, nur das sie nicht den fernen Wellen lauschte. Dafür war es jetzt sowieso zu spät. Überall machten sich die Menschen auf den Weg zur Arbeit. Vor den Hütten der Nachbarn tummelten sich die Männer und Frauen schon zu Dutzenden herum, um auf den Schnellbus zu warten, der sie daraufhin zu den Unterdruckzügen bringen würde. Einige dieser Nachbarn grüßten Sarah aus der Ferne und die junge Frau erwiderte diese Grüße, auf die für sie typische, freundliche Art und Weise. Sie hob einfach einmal kurz ihren Arm und nickte dabei mit ihrem Kopf. Ihr war in diesem Moment nicht so richtig nach Freundlichkeiten zumute. Sarah hätte am liebsten laut los heulen können. Ihr Grandpa machte ihr in letzter Zeit immer mehr Sorgen, denn sie wusste, dass der alte Mann an der Tatsache zerbrechen würde, wenn er sie ganz allein auf dieser Welt zurücklassen müsste. Aber was sollte sie denn tun? Sollte sie sich wirklich an einen Mann aus einer oberen Abteilung ranmachen?

An irgend so einem Wissenschaftsidioten womöglich? An einen Menschen, den sie überhaupt nicht lieben würde und von dem sie dann auch noch Kinder in die Welt setzen sollte. In diese Welt? Allein der Gedanke daran, dass solch ein Kerl mit ihr Sex haben würde, war ihr zutiefst zuwider. Natürlich könnte es für sie wirklich eine wesentliche Lebensverbesserung bedeuten, aber Grandpa würde es absolut gar nichts nützen. Wenn seine Zeit gekommen war, musste er die Erde verlassen, und zwar für immer. All diese Gedanken schwirrten Sarah in diesem Augenblick durch ihren hübschen Kopf mit den markant männlichen Zügen. Was sollte sie bloß tun?

Wenn Dad doch noch am Leben wäre!, dachte sie nun plötzlich.

Ein Gedanke, der der jungen Frau in schlechten Zeiten immer Trost gespendet hatte. Und die Zeiten waren schlecht, hier und heute im Sommer des Jahres 10759.

Als ihr Dad noch am Leben war, war das Leben für Sarah noch besser gewesen, obwohl ihr Vater eigentlich niemals eine große Hilfe war. Clancy, so hieß er, dass wusste sie noch genau. Und der Tag an dem Clancy starb, würde sie niemals vergessen können. Die junge Frau schweifte in ihre Vergangenheit ab:

Sarahs Vater hatte, wie so viele andere Arbeiter in den Wohnkomplexen auch, ein Problem mit dem Alkohol. Auch wenn es verboten war sich mit selbstgebrannten Spirituosen zu betrinken, gab es natürlich immer wieder Menschen, die aus den unmöglichsten Zutaten Flüssigkeiten herstellten, welche die Sinne benebeln konnten. Für die Arbeiter gab es nur das herkömmliche schwarze Bier, das auf dieser Insel gebraut wurde, und nur dieses durften sie auch trinken. Die Wirkung allerdings genügte vielen nicht und somit griffen sie zu härteren Mitteln. Einer dieser Menschen war Sarahs Vater Clancy. Er war ein wunderbarer Mensch, der seine Tochter abgöttisch liebte, vor allem in jenen schweren Tagen als die Mutter bei einem Unfall ums Leben kam. Zu jener Zeit war Sarah gerade einmal drei Jahre alt und der Vater und wiederum sein Vater wurden die wichtigsten Personen in ihrem Leben. Auch wenn sie hier im Wohnkomplex B. für Burren in erbärmlichen Umständen aufwuchsen, war das kleine Mädchen zu jener Zeit noch sehr glücklich.

Nur eine alte Nachbarsfrau kümmerte sich um das kleine Mädchen während die anderen auf der Hauptinsel arbeiten waren. Bei einigen Frauen machte man solche Ausnahmen, sie durften bis zum Lebensende auf der Erde bleiben, um dann auf die Kleinkinder der Arbeiter auf zu passen. Natürlich waren es viel zu wenig Frauen, denen man dieses Recht einräumte, vor allem da sie nicht mehr für ihre Arbeit bezahlt wurden. Somit musste sich oftmals eine einzige von ihnen um einen ganzen Komplex kümmern. Aber die Frau, die damals die kleine Sarah betreute, war wirklich einmalig. Sie wurde mit der Arbeit, die ihr der Komplex verschaffte ohne Probleme fertig. Sie war eine wundervolle Person und die Welt des kleinen Kindes schien doch tatsächlich in bester Ordnung zu sein.

Allerdings kam die Zeit, in der ihr Vater nicht mehr mit seinem Leben fertig wurde und sein Vater wiederum, der alte Irvin, wurde nicht mehr mit seinem Sohn fertig. Immer wieder versuchte er vergebens auf seinen Jungen einzureden. Er solle verdammt noch einmal nicht einfach so aufgeben sagte er ihm, irgendwann würden die Zeiten auch mal wieder besser werden. Natürlich gab es keinen Menschen auf der Welt, der wirklich daran glaubte, bis auf die unschuldigen Kinder, die sich die schönsten Hoffnungen für die Zukunft machten.

Die Zeitmaschinen wurden nun schon fünftausend Jahre lang hier auf der Erdeproduziert und in alle Winkel der Galaxis verkauft. Ein unglaublich lukratives Geschäft für alle Zeiten, wie es schien. Niemals würden sich die Zeiten ändern und das Leben dieser einfachen undarmen Menschen dadurch besser werden. Bis in ein gewisses Alter glauben die Menschen nun einmal noch an Wunder. Allerdings nur so lange, bis der Tag kommt, an dem ihnen bewusst wird, dass dieses Wunder niemalseintretenwird. Bis ihnen bewusst wird, dass sie bis ins hohe Alter für die Fabrik arbeiten, um dann irgendwohin abgeschoben werden. Abgeschoben zum Sterben, wenn sie nicht vielleicht vorher das Glück haben und auf der guten alten Erde starben. Denn dann wurden ihre Leichen verbrannt und in das schmutzige und tote Wasser des Ozeans gestreut.

Die einzige Möglichkeit mit der guten, alten Erde eins zu werden.

Einige Menschen wurden einfach damit fertig und lebten ihr Leben so gut es ging weiter, andere wiederum schafften es nicht und zerstörten sich und ihren Körper. Einer dieser Menschen war Clancy, der Vater, der kleinen Sarah.