Die Familie wünscht es - Leni Behrendt - E-Book

Die Familie wünscht es E-Book

Leni Behrendt

0,0

Beschreibung

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. »Hallo – hoppla, hoppla – hopp…!« schrien die fröhlichen Jungen und drei Paare lange Arme fuchtelten vor Begeisterung in der Luft herum. Die junge, tollkühne Reiterin, die auf der provisorischen Rennbahn dahingaloppierte, winkte ihnen lachend zu. Die drei jungen Grafen Halldin-Langerau boten einen herzerquickenden Anblick. Die Körper, trotz ihrer respektablen Länge geschmeidig und trainiert, blitzblaue Augen unter strohblondem Haarschopf. Neunzehn-, achtzehn- und fünfzehnjährig, befanden sie sich in dem Alter, wo man das weibliche Geschlecht einfach nicht für voll ansieht. Das junge Mädchen kannte seine Eltern nicht. Die Mutter war bei seiner Geburt gestorben und der Vater im Krieg gefallen, als es wenige Wochen alt gewesen. Jedenfalls war Sigrun Ferdinande als zehntägiges Kind nach Langerau gekommen und hatte den Bruder ihres Vaters, Graf Halldin-Langerau, und dessen gütige, seit zwei Jahren verstorbene Gattin immer nur als Eltern betrachtet. War mit den drei Söhnen des Hauses groß geworden als rechte Schwester. Ohne es sich selbst einzugestehen, waren die Brüder stolz auf ihre Nante und hatten sie sehr lieb. Das durfte man ihnen jedoch beileibe nicht sagen, dann wurden sie grob. Augenblicklich glich die Achtzehnjährige einer kühnen Amazone, wie sie da durch die Bahn galoppierte und die Hindernisse, die von den Brüdern nicht halsbrecherisch genug hatten hergerichtet werden können, mit lässiger Eleganz nahm. Dann sprang Nante ihrem Pflegevater entgegen, der sie in seinen Armen auffing und wie eine Feder hochhob. »Na, du Wetterhexchen, was macht die Reiterei?« lachte er in seinem dröhnenden Baß. »Ist fabelhaft auf der Höhe, Papi«, kniff sie ihm vor Begeisterung in die Nase. Der Vater lachte und ließ das Töchterlein behutsam wieder auf die Erde gleiten. »Wißt ihr, Jungens, wer geschrieben hat?«

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 220

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Leni Behrendt Bestseller – 20 –

Die Familie wünscht es

Leni Behrendt

»Hallo – hoppla, hoppla – hopp…!« schrien die fröhlichen Jungen und drei Paare lange Arme fuchtelten vor Begeisterung in der Luft herum. Die junge, tollkühne Reiterin, die auf der provisorischen Rennbahn dahingaloppierte, winkte ihnen lachend zu.

Die drei jungen Grafen Halldin-Langerau boten einen herzerquickenden Anblick. Die Körper, trotz ihrer respektablen Länge geschmeidig und trainiert, blitzblaue Augen unter strohblondem Haarschopf. Neunzehn-, achtzehn- und fünfzehnjährig, befanden sie sich in dem Alter, wo man das weibliche Geschlecht einfach nicht für voll ansieht.

Das junge Mädchen kannte seine Eltern nicht. Die Mutter war bei seiner Geburt gestorben und der Vater im Krieg gefallen, als es wenige Wochen alt gewesen. Jedenfalls war Sigrun Ferdinande als zehntägiges Kind nach Langerau gekommen und hatte den Bruder ihres Vaters, Graf Halldin-Langerau, und dessen gütige, seit zwei Jahren verstorbene Gattin immer nur als Eltern betrachtet. War mit den drei Söhnen des Hauses groß geworden als rechte Schwester.

Ohne es sich selbst einzugestehen, waren die Brüder stolz auf ihre Nante und hatten sie sehr lieb. Das durfte man ihnen jedoch beileibe nicht sagen, dann wurden sie grob.

Augenblicklich glich die Achtzehnjährige einer kühnen Amazone, wie sie da durch die Bahn galoppierte und die Hindernisse, die von den Brüdern nicht halsbrecherisch genug hatten hergerichtet werden können, mit lässiger Eleganz nahm.

Dann sprang Nante ihrem Pflegevater entgegen, der sie in seinen Armen auffing und wie eine Feder hochhob.

»Na, du Wetterhexchen, was macht die Reiterei?« lachte er in seinem dröhnenden Baß.

»Ist fabelhaft auf der Höhe, Papi«, kniff sie ihm vor Begeisterung in die Nase.

Der Vater lachte und ließ das Töchterlein behutsam wieder auf die Erde gleiten.

»Wißt ihr, Jungens, wer geschrieben hat?« fragte er schmunzelnd. »Es schreibt die tugendhafte, hochgeborene Amanda. Sie will in dem unvergleichlich schönen, friedlichen, ganz wundervollen Langerau ihre Herbstferien verbringen«, lispelte und flötete er in den höchsten Tönen.

Das sah so urkomisch aus, daß sein Kleeblatt sich vor Lachen bog. Erst als sie sich beruhigt hatten, kam es ihnen zum Bewußtsein, daß es ein sehr unangenehmer Besuch sein würde, der in Aussicht stand. Das ließ Knut bitterernst fragen:

»Vater, soviel ich aus Erzählungen aller Art weiß, schätzt du diese Amanda von Halldin nicht, weil sie sich unserer Mutti gegenüber unerhört benommen hat?«

»Hast recht, mein Sohn.«

»Willst du diese Kreuzspinne wirklich kommen lassen, Vater?«

»Junge, du sprichst von einer Dame.«

»Feine Dame. Sagen wir lieber: Intrigantin«, tat Knut verächtlich ab.

»Kommen etwa auch die Marjellens mit?« erkundigte sich Klaus, der Achtzehnjährige, ahnungsvoll.

»Auch. Ich rief sie nicht, doch alle, alle kommen. Die ehrfurchtheischende Amanda nebst Töchtern Kornelia, Kordula, Bettina, Sieglinde«, verkündete der Vater mit Grabesstimme und sah dann verblüfft auf seinen Jüngsten, der wie angeschossen in die Luft sprang.

»Huuuch – Kor-ne-li-a, Kor-ne-li-a, Kor-ne-li-ne-li-ne-i-a!« sang er dabei mit voller Lungenkraft. Und da seine Stimme vom schönsten Stimmbruch heimgesucht war, klang der Gesang schauerlich schön.

»He, ihr Schlingel, habt ihr schon einmal das Wörtchen Gastfreundschaft vernommen, hm?«

»Ehrensache, Vater – so wie wir gebaut sind…«, beteuerte Klaus unschuldsvoll.

»Möchte ich mir auch ausgebeten haben!«

»Nah- hhhn -te…!« kam vom Herrenhaus her eine weibliche Stimme, worauf der Graf sich den Kopf kratzte.

»Herrje, ja, Marjellchen, den Auftrag habe ich vergessen. Du sollst dich nämlich bei Christinchen melden. Sollst das Abendessen zubereiten, weil sie selbst dringend zu einem Insthause muß, wo wieder einmal der Storch geklappert hat.«

»O heiliger Lukullus!« riefen die Jungen wie aus einem Munde.

»Mach es gnädig, o Nante. Hab Erbarmen und vergifte uns nicht!«

»Frecher Bengel!« war Nante gekränkt. Wandte sich achselzuckend ab und schritt wie eine kleine Königin dem Herrenhaus zu.

An der Tür erwartete sie Christinchen, des Hauses redliche Hüterin. Es war ein ehrsames, rundliches Fräulein von fünfzig Jahren, dem die Herzensgüte nur so aus den Äuglein lachte.

Es hatte die jungen Grafen nebst deren Schwesterlein von frühester Kindheit an betreut und wurde von ihnen geachtet und geliebt.

*

»Mein lieber Magnus, ich freue mich unbeschreiblich, daß ich hier bin«, streckte Frau Amanda von Halldin dem Gutsherrn beide Hände entgegen. »Fast dreißig Jahre war ich nicht hier…«, seufzte sie elegisch, und ein schmerzlicher Blick ging zum Grafen hin. »Sie haben sich prachtvoll gehalten, Vetter Magnus, ich finde Sie kaum verändert.«

Was ich von dir nicht behaupten kann, hätte der Mann am liebsten erwidert.

Groß, dürr, alt und verbissen sah Frau Amanda von Halldin aus. Voll Unruhe war ihr stechender Blick, der durch die Diele hastete und dann an den Söhnen des Hauses haften blieb, die unbeweglich dastanden und einen so merkwürdigen Ausdruck in ihren Gesichtern hatten.

Doch das schien die Dame nicht zu sehen. Ihre Stimme klang honigsüß, als sie sich an die Jünglinge wandte:

»Ah, meine lieben jungen Freunde, wie herzerquickend frisch haben Sie sich entwickelt!«

Ihr Wort blieb ihr sozusagen im Halse stecken, als sie nun Nante entdeckte. Es war kein freundlicher Blick, der das Mädchen musterte.

»Wer ist denn das?« fragte sie pikiert.

»Meine Tochter.«

»Sie haben doch keine Tochter, Vetter Magnus.«

»Wie Sie sehen, existiert eine.«

»Es ist doch nicht etwa die Tochter Ihres Bruders Ferdinand?« fragte sie entsetzt, und er lächelte ironisch.

»Warum entsetzt diese Entdeckung Sie denn so, verehrte Base?«

»Weil sie eine kleine Wilde zu sein scheint.«

Sie hielt es nun für angebracht, von dem Thema abzukommen; denn sie sah die Wetterwolken auf des Grafen Stirn sich immer mehr verdichten.

»Jetzt will ich Sie endlich mit meinen Töchtern bekannt machen, mein lieber Vetter Magnus«, wurde sie honigsüß.

Ach, diese vier Töchter! Das sollten Damen sein? Das waren angetuschte Zimperliesen, die ihre Augen verdrehten wie ein abgestochenes Kalb.

Dieses Urteil hätte Frau Amanda nur wissen müssen! Sie war von deren Vortrefflichkeit aufs tiefste überzeugt.

Und doch ging ihr Blick über die Abendtafel immer wieder zu Nante hin, die mit lässiger Grazie dasaß.

Pah – trotzdem war sie ein Gänschen, diese unmögliche Kleine, die selbst zur Tafel in Blusenhemd und Hose erschien.

Aber was ging sie schließlich die kleine Wilde an? Mit ihren Töchtern konnte die sich nicht im entferntesten messen!

Trotzdem musterte sie die Komteß immer wieder – und ärgerte sich dabei immer mehr.

Ganz nett – gewiß, doch viel zu sehr Natur. Dergleichen liebten die Herren von Welt heute nicht mehr. Die konnten nur Mädchen fesseln, die mondän und fesch waren – die ein gewisses Etwas in sich hatten.

Nun ja, was konnte man von einem Landgänschen auch mehr verlangen…!

Aber daß es in einem derartigen Aufzug zu Tisch erschien, das mußte man unbedingt rügen.

»Lieber Vetter, daß Sigrun Ferdinande selbst bei der Tafel in einer Hose erscheint, ist wohl noch nie in unserer Familie dagewesen. Die Familie wünscht, daß ihre Töchter eine Zierde der Mädchenwelt sind.«

»Was die Familie wünscht, ist mir wurscht, verehrte Base«, war die Antwort. »Wir auf Langerau sind noch nicht von der Vornehmheit der verehrten Sippe angekränkelt. Wir sind Bauern.«

»Und das sagt ein Graf Halldin, ein Edelmann aus einem der feudalsten Geschlechter, dessen Oberhaupt sogar ein Fürst ist?«

Frau von Halldin war aufs höchste entrüstet!

»Was geht mich mein durchlauchtigster Vetter an!« entgegnete Magnus ironisch. »Ich kenne ihn ja kaum.«

»Aber Vetter, pflegen Sie denn mit Eggernvörde keinen Verkehr? Es ist doch Ihr Nachbargut.«

»Das ist noch lange keine Veranlassung zur Freundschaft, verehrte Base«, entgegnete er mit einem Lächeln, das Frau Amanda über alle Begriffe nichtswürdig fand. »Ich habe die Beobachtung gemacht, daß in der Großstadt Menschen jahrelang in einem Haus wohnen, ohne sich zu kennen.«

»Das ist doch hiermit nicht zu vergleichen, Vetter Magnus. Ich glaubte, daß die Feindschaft zwischen Langerau und Eggernvörde längst behoben wäre; die Veranlassung dazu war doch recht lächerlich. So ein erbitterter Streit um ein Kind – unglaublich! Man muß doch in der Familie zusammenhalten! Ich jedenfalls werde Vetter Gerbrand auf alle Fälle besuchen. Was sollte er wohl denken, wenn ich ganz in seiner Nähe bin und ihm nicht einmal guten Tag sage.

Übrigens muß Gerbrand nun endlich wieder an eine Ehe denken, denn er hat acht Jahre lang um seine verstorbene Frau getrauert. Schließlich ist er ein Mann von dreiunddreißig Jahren, der seinen Prachtbesitz nicht ohne einen leiblichen Erben lassen darf. Die Familie wünscht, daß er sich recht bald zu einer Ehe entschließt!«

»Das war deutlich!« sprach Magnus vergnügt in sich hinein. Jedenfalls kam jetzt Licht in das rätselhafte Dunkel, der Zweck des Besuches war ergründet.

Der Freiheit des durchlauchtigsten Vetters sollte es an den Kragen gehen. Wahrscheinlich war die holdselige Kornelia dazu ausersehen, den eigenwilligen, ehescheuen Herrn in Rosenketten zu legen. Gerbrand, Fürst von und zu Hallding-Eggernvörde – herzlichen Glückwunsch!

*

Als die Brüder und Nante am nächsten Morgen um sieben Uhr beim Frühstück saßen, traten ganz unerwartet die vier Amanda-Töchter ein.

»Nanu, schon so früh auf, meine Damen?« fragte Knut ironisch. »Das ist bestimmt nicht gut für den Teint.«

»Was weißt du dummer Bengel von Teint«, verwies Kornelia ihn ärgerlich.

»Nicht du – Sie, wenn ich bitten darf«, korrigierte er sanft.

»Hast wohl ’nen Vogel, dummer Krautjunker! Seit wann nennt man sich in der Familie Sie? Lächerlich direkt – pöh…«

»Für eine achtundzwanzigjährige Dame etwas kindlich, diese Ausdrucksweise«, stellte er pomadig fest.

Sie fauchte vor Wut, aber sie schwieg. Ekelhafte Lümmel, alle drei!

Ihr blieb fast der Atem weg vor Schreck, als Ralf über ihr Gesicht fuhr, seine Finger besah und seelenruhig feststellte:

»Hm – ’nen ganz netten Mehlsack auf den zarten Wangen!«

»Ich haue dir gleich eine runter, du Flegel!« schalt sie entrüstet. »Ihr seid ja tatsächlich halbe Wilde hier!«

»Nehmen Sie das sofort zurück!« peitschte Knuts Stimme auf. Doch sie dachte nicht daran und höhnte weiter: »Fällt mir gar nicht ein, du ungeschliffener ostpreußischer Landlümmel! Du solltest mal nach Berlin kommen…«

Schon im nächsten Augenblick schrie sie gellend auf, denn Knut hatte sie wie einen jungen Hund im Nacken gepackt, hob sie hoch – und so schwebte sie wie ein Kleiderbündel in der Luft.

Da wurde die Tür geöffnet und Frau von Halldin trat – gefolgt von dem Hausherrn – ein.

»Vetter Magnus!« rief die entsetzte Mutter. »Ich muß schon sagen…«

Der Graf versuchte mit größter Mühe ein Lachen zu unterdrücken.

»Jung’, was soll das?«

Gemütlich stellte Knut sein Opfer auf die Erde.

»Ich wollte diesen Großstadtpflänzchen nur ein wenig Achtung vor meiner Heimat beibringen.«

»Großstadtpflänzchen«, schnappte Frau Amanda nach Luft. »Vetter Magnus, da ist eine empfindliche Strafe doch wohl am Platz…!«

Mit einer unwilligen Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab, langte sich den Jungen, sah ihn durchdringend an.

»Nun, Knut?«

»Sie hat unsere Heimat geschmäht, Vater.«

»Dann allerdings.«

»Schöne Erziehung! Ich habe immer geglaubt, die Halldin wären ein Geschlecht, für das Ritterlichkeit Damen gegenüber höchstes Gesetz ist.«

»Gegen Damen allerdings – doch nicht gegen ein freches Gör. Ihnen, mein Kind, würde ich dringend einmal empfehlen, in den Spiegel zu schauen; denn Ihre… Aufmachung hat ein wenig gelitten«, wandte er sich nun an Kornelia, während seine Nasenflügel vor unterdrücktem Lachen zitterten.

Wie sah sie aber auch aus!

Puder und Schminke, Augenbrauen- und Lippenstift – alles durch die Wuttränlein zusammengelaufen zu einem Ganzen.

»Kornelia!« rief die Mutter konsterniert, so daß die Tochter, nichts Gutes ahnend, schleunigst die Flucht ergriff, worauf die ihren folgten.

Die Zurückbleibenden sahen sich an – und dann lachten sie, lachten, daß sie sich schüttelten.

*

Tiefe Stille herrschte im Herrenhaus von Langerau – die Stille der Nacht. Der Mond stand voll am Himmel und übergoß alles ringsum mit einem fast unwirklichen Licht. Kein Laut war vernehmbar, der den Schlaf der Bewohner gestört hätte.

Doch plötzlich wurden schauerliche Töne laut – wimmernd, klagend, ein Geheule und Gestöhne, daß sich einem die Haare sträuben konnten.

Zwischendurch Kettengerassel, als wenn eine arme Seele in Ketten läge.

»Ohoohoo – hahahahuuu – hephephep…!« klang es schauerlich durch die Nacht.

Mit einem Satz war Frau Amanda aus dem Bett und flüchtete in das Nebenzimmer, in dem ihre Töchter in unruhigem Schlaf lagen.

»Kinder, hört ihr nichts?«

Wie auf Kommando saßen alle vier aufrecht in ihren Betten und lauschten.

»Huh…«, fuhr Sieglindes Kopf unter die Decke, und die Schwestern folgten ihrem Beispiel. Schließlich sprangen sie von ihren Lagerstätten, trotz Angst und Graus.

Sie schubberten, kratzten und verrenkten sich, sprangen umher wie besessen, so daß die Mutter vor Erstaunen den Mund offenhielt.

Plötzlich blieben sie wie angewurzelt stehen, denn ganz in ihrer Nähe erklang eine tiefe Glocke. Bimbam – bim – bim-bambim… es klang genau wie Grabgeläute.

In Ohnmacht fallen? Nein, das hätte ja niemand von den Hausgenossen gesehen. Also, hinaus aus dem Zimmer, Zeter und Mordio geschrien, als ginge es um Kopf und Kragen…

Magnus Halldin steckte verschlafen den Kopf aus der Tür seines Schlafzimmers und schaute verblüfft auf die fünf Gestalten, die da durcheinander sprangen.

Als sie seiner ansichtig wurden, stürzten sie sich wie eine Meute auf ihn. Sie umklammerten seine Arme und Beine, so daß er Mühe hatte, nicht die Balance zu verlieren.

»Es spukt!« kreischte Frau Amanda wie besessen. »Und die Mädchen haben den Verstand verloren! Verrenken sich und tanzen wie angeschossen…«

Jetzt erklang abermals das Grabgeläute – und unter diesem stürmte gar ein schwarzes Etwas wie rasend die Treppe vom zweiten Stock hinunter. Ketten rasselten hinterdrein, die das Ungeheuer umschlangen.

Christinchen und zwei Hausmädchen, die von dem Geschrei herbeigelockt waren, standen an der Treppe und glaubten an Weltuntergang.

»De Düwel kömmt – de Düwel kömmt!« kreischten sie.

Schon sprang der vermeintliche Düwel zwischen sie und riß sie zu Boden. Schleifte Christinchen, die sich in der Kette verhaspelt hatte, ein Stück mit sich und fuhr dann zwischen die kreischenden Mädchen und ihre Mutter, riß die gleichfalls zur Erde nieder, setzte über sie hinweg und war dann spurlos verschwunden.

Magnus hatte sich gegen die Wand gelehnt und lachte.

Christinchen war die erste, die sich von ihrem Schreck erholte; sie erhob sich so rasch, wie es ihre Körperfülle nur zuließ, sah ihren lachenden Herrn – und lachte vergnügt mit.

Ganz anders die Mutter mit ihren Töchtern. Stark mitgenommen sahen sie aus. Verlangten, auf der Stelle zur Bahn gefahren zu werden.

»Aber, aber…«, begütigte der Graf. »In der Nacht reist es sich nicht gut. Legen Sie sich ruhig wieder hin, meine Damen.«

»Und wenn dann wieder…?«

»Wird nicht. Ganz bestimmt nicht!«

Er horchte verblüfft auf, denn abermals wurde das Kettengerassel vernehmbar.

Nun prustete er los vor Lachen. Denn Mohr, der schwarze Pudel, kam gemächlich um die Ecke des langen Korridors. Die Kette, die seinen Körper umwickelte, rasselte hinterdrein.

Wieder hysterisches Gekreische! Magnus gelang es nur schwer, die verängstigten Gemüter einigermaßen zu beruhigen.

»Aber meine Damen, ich bitte Sie! Sieht unser Mohr denn wirklich so furchterweckend aus?« lachte er dröhnend. »Komm her, du Schwerenöter!«

Der Hund kam winselnd näher, und Herrchen löste ihm die Kette vom Körper.

»Wollen Sie mir nicht vielleicht erklären, was das alles zu bedeuten hat?« fragte Frau Amanda, nun wieder würdig.

»Da gibt es nicht viel zu erklären«, entgegnete der Graf, »Mohr wird wahrscheinlich in die Vorratskammer geraten sein, in der sich Ketten und Gerümpel befindet.«

»Und wie ist er da herausgekommen, nachdem er eine Stunde da herumgespenstert hat?« ging es weiter in einem Richterton, der Magnus ein wenig auf die Nerven fiel.

»Mohr kann die Türen öffnen«, erklärte er harmlos.

Allein Frau von Halldin, deren Mißtrauen geweckt war, schien seinen Worten keinen Glauben zu schenken.

»Und wie erklären Sie sich das Gebimmel in unserem Zimmer, Vetter Magnus?«

Ja, da war es wohl am besten, wenn man schweigend die Achseln zuckte. Er konnte doch unmöglich sagen, daß wahrscheinlich von seinen Trabanten eine Glocke im Zimmer der Mädchen angebracht worden war.

Sein Schweigen brachte ihm einen verachtungsvollen Blick der wieder sehr würdigen Dame ein.

So kam ihr dann auch zum Bewußtsein, daß sie und ihre Töchter reichlich entblößt dastanden.

Außerdem schubberten sich die Mädchen wieder ganz verdächtig.

»Mama, ich halte es nun wirklich nicht mehr aus«, klagte das Nesthäkchen Sieglinde.

»Aber was kann das nur sein, Kinder? Etwa – Wanzen?« wollte sie vor Schauder vergehen.

»Gnädigste, seien Sie mit Ihren Beleidigungen vorsichtig«, trumpfte Magnus nun auf, und auch Christinchen sowie die beiden Stubenmädchen waren bitter gekränkt.

Wenn Blicke töten könnten, dann wäre die anmaßende Dame tot zu Boden gesunken.

Der kam nun bei all den drohenden Mienen ringsum zum Bewußtsein, daß sie in ihrer Empörung doch wohl zu weit gegangen war. So hielt sie es dann für zweckmäßig, den Rückzug anzutreten und ging davon.

Wie eine Rachegöttin schritt sie dahin, die Töchterlein in ihren Spitzenhemdchen trippelten hinterdrein.

Als sich auch Christinchen und die beiden Mädchen dieser Prozession anschlossen, glaubte der Graf, vor Lachen sterben zu müssen.

Kaum hatten die jungen Mädchen ihr Zimmer erreicht, als sie erneut wie die Böcklein umhersprangen. Zuletzt warfen sie gar ihre Hemdchen ab.

Ihre gepflegten Körper waren arg zugerichtet, rotfleckig und zerkratzt. Verwundert sah Christinchen auf die Grazien.

Langsam kam ihr eine Ahnung. Sie schritt auf eines der Betten zu und lachte dann herzlich.

»Keine Sorge, meine Damen. Es liegen nur feingeschnittene Pferdehaare in den Betten«, tröstete sie mit Seelenruhe. »Das ist nicht weiter schlimm.«

»Aber ich bitte Sie, wie kommen denn die Haare in die Betten der gnädigen Fräulein?« schnappte Frau Amanda nach Luft.

Allein Christinchen lächelte nur eigenartig – und schwieg. Dergleichen taten auch die beiden Mädchen.

»Ich möchte den Damen den Rat geben, schleunigst ein Bad zu nehmen«, meinte die Wirtschafterin mit unerschütterlicher Ruhe. »Sonst finden Sie keinen Schlaf.«

»Und das sagen Sie mit solcher Gelassenheit?« schrie Kornelia wütend.

»Meinetwegen können Sie es ja auch bleiben lassen«, wurde achselzuckend erwidert.

Doch die Gepeinigten brauchten nur einen Blick auf die Betten zu werfen, da packte sie schon ein Grausen. Also hielten sie es für richtig, den Rat zu befolgen.

Inzwischen öffneten die Mädchen die Fenster und schüttelten die Betten gründlich aus. Als dann die Damen aus dem Badezimmer zurückkehrten, konnten sie sich wieder ruhig auf das Linnen strecken und ohne Sorge Morpheus in die Arme sinken.

Aber man tat es nicht – noch lange nicht.

Man war empört, erzürnt, ergrimmt – man kochte vor Wut! Denn man war sich jetzt darüber einig, daß nur die Jungs nebst Nante ihnen diesen unerhörten Streich gespielt hatten.

Die Schwestern begannen Rachepläne zu schmieden.

Allein die Frau Mama machte ihnen einen Strich durch ihre Pläne.

»Das werdet ihr bleiben lassen!« gebot sie kurz.

»Ihr mit eurer feinen Kultur seid den ungeschliffenen Lümmeln ja doch nicht gewachsen. Man muß es dem Fürsten melden, damit er hier Ordnung schafft!«

»O Mama, da haben wir ja einen wundervollen Anlaß, mit Gerbrand in Verbindung zu treten«, frohlockte Kornelia.

»Und brauchen diesen pöbelhaften Langerauer nicht weiter in Anspruch zu nehmen«, spann die Mutter den Faden weiter. »Wir werden nach Eggernvörde fahren und Bericht erstatten.«

Da gaben die Schwestern ihre Rachepläne auf und schliefen beseligt ein.

Unterdessen war Magnus in das Zimmer seiner Söhne gegangen, die von dem mitternächtlichen Krach wohl nichts gehört haben mußten – denn sie schliefen ganz fest.

Nur, daß der Vater an ihre Unschuld nicht glaubte. Aber er konnte ihnen nicht böse sein, so arg es auch gewesen war. Damit wollten sie ihn nur von den widerwärtigen Gästen befreien.

Noch heute packte ihn die Wut, wenn er daran dachte, was Amanda seiner lieben, sanften Frau angetan. Heiraten wollte ihn dieses hysterische Weib! Hatte nicht begreifen können, daß er für so viel Ehre dankte! Er hatte aufgeatmet, als die Majorin, die Gattin eines Halldin und Amandas Schwester, sie auch an einen Halldin verkuppelte. Allein das tat ihrer Liebe keinen Abbruch. Sie schämte sich nicht, gegen seine Gattin, die er fünf Jahre später heimführte, auf abscheuliche Weise zu intrigieren, so daß die junge, sehr glückliche Ehe beinahe in die Brüche gegangen wäre.

Es war gut so. Seine Kinder hatten recht gehandelt. Gastfreundschaft zu üben, gehörte zum Anstand eines Menschen, doch diese Frau samt ihrer Brut war es nicht wert, auch nur eine Stunde unter seinem Dach zu weilen.

*

»Sagt mal, ihr Bande, war das etwa wohlerzogen und nett, was ihr da gestern in Szene gesetzt habt?« fragte der Graf am anderen Morgen am Frühstückstisch seine Kinder.

»Wohlerzogen nicht, aber nett auf alle Fälle«, entgegnete Knut ungerührt. »Du sagst doch immer, Vater, daß das Alter mit gutem Beispiel vorangehen soll. Und ich kann es wirklich nicht wohlerzogen oder gar nett finden, wenn eine Dame von gut zig, Jahren in ein mit Söhnen gesegnetes Haus kommt, um eben diese Söhne für ihre Töchter einzufangen.«

»Soso«, schmunzelte der Vater. »Ich hab’ noch nicht gewußt, daß ich einen so schlauen Sohn habe…«

»Und wir, mein Liliput, waren wieder frisch und frech mittenmang?« wandte er sich augenzwinkernd an das Töchterlein.

»Was denn sonst, Papi? Ich werde doch nicht kneifen!« sagte sie entrüstet, und er lachte behaglich. Erkundigte sich dann, ohne seine Schadenfreude zu verbergen:

»Und wie werdet ihr dem Rachegericht der erzürnten Göttin standhalten? Denn daß ihr den Klimbim angezettelt habt, wird Amandalein bereits begiffen haben.«

»Wenn das alles ist…!« tat Klaus pomadig ab.

Da nahte sie bereits. Wie eine gekränkte Göttin rauschte sie herein, die Töchter folgten ihr wie Schatten.

»Wollen Sie nicht Platz nehmen, meine Damen?« fragte der Hausherr mit der Harmlosigkeit eines Kindes. Frau Amanda reckte ihre dürre Gestalt zu einem dünnen Strich hoch.

»Vetter Magnus, Sie werden verstehen…«

Sie holte tief Luft, um die vernichtende Rede, die sie zu halten gedachte, wirkungsvoll herauszuschleudern. Doch der Graf, der irrtümlicherweise annahm, daß die Rede schon beendet sei, entgegnete mit der herzgewinnenden Liebenswürdigkeit, die ihm eigen war:

»Gewiß, gewiß – ich verstehe das alles recht gut, verehrte Base Amanda.«

»Auch, daß – wir nicht länger Ihre Gäste bleiben wollen? Denn nach dem gestrigen skandalösen Vorfall, den diese boshaften…«

»Übermütigen wollten Sie wohl sagen«, fiel er ihr freundlich ins Wort.

»Sie nehmen also diese – diese…«

Ach, es war ihrer überhaupt unwürdig, mit diesem Rohling zu reden. Hocherhobenen Hauptes rauschte sie davon – konnte es jedoch nicht unterlassen, sich an der Tür noch einmal umzudrehen.

»Auf einen Wagen, der uns zur Bahn bringt, verzichten wir selbstverständlich. Ich werde ein Mietauto kommen lassen und so den Leuten, die kleine Gastfreundschaft…«

»Mahlzeit!« unterbrach Magnus sie mit dröhnendem Lachen.

Recht wenig gesittet knallte sie die Tür hinter sich zu – und die Zurückbleibenden lachten aus vollem Halse.

»Sie waren so lieb, sie waren so gut…«, seufzte Klaus herzzerbrechend. »Nun zieh hinaus in die weite Welt, hat keinen Abschied genommen…!«

»Kleiner, erbarm dich, geh lieber zur Schule«, lachte Knut, worauf der Bruder ihn mit der Überlegenheit eines Globetrotters ansah.

»Man merkt, wie sehr dein Gedächtnis nachgelassen hat, seitdem du von der Penne bist. Sonst müßtest du wissen, daß es von jeher am 30. September Herbstferien gegeben hat.«

»Hast du’s gut«, seufzte Nante. »Ich habe keine Ferien. Muß heute zur Musikstunde und schwitze vor Angst, denn ich habe nicht geübt. Da wird mein gestrenger Meister wohl ein Strafgericht abhalten, das mir die Haare zu Berge stehen läßt.«

Sie wollte gerade das Zimmer verlassen, als eine Autohupe sie aufhorchen und ans Fenster treten ließ. Und ehe sie so recht zur Besinnung kam, waren Frau von Halldin nebst Töchtern und Gepäck von dem Chauffeur des Mietautos verstaut worden. Sie hörten noch, wie Frau Amanda ihm »Nach Schloß Eggernvörde« zurief. Dann war der Wagen verschwunden wie ein Spuk.

»Na also, Geschwindigkeit ist keine Hexerei«, sah der Graf seine Kinder an. »Jungs, da könnt ihr was erleben! Amanda verpetzt euch bei dem gestrengen Oberhaupt so gründlich, daß ihr fortan als schwarze Schafe der ehrenwerten Familie Halldin einherbähen werdet. Es wird gar nicht lange dauern, dann kommt ein Brief mit der Parole: ›Die Familie wünscht es.‹«

»Wir werden es mit Würde tragen«, entgegnete Klaus ungerührt, und die anderen waren ganz seiner Meinung.

Der Graf begab sich in die Wirtschaft, wohin seine beiden ältesten Söhne, die im Frühjahr das Gymnasium der naheliegenden Stadt verlassen hatten, ihm folgten. Ralf, der seine Ferien mit viel Genuß auszukosten gedachte, suchte sich Zeitvertreib auf eigene Faust. Nante ging nach dem Stall, um ihr Pferd satteln zu lassen.

*

In gestrecktem Galopp überquerte Nante den großen Gutshof, ritt durch das Tor in die Allee, die zur Chaussee führte.

Wie er ausgriff, der schneeweiße Prachtkerl! Er trug seinen Namen »Unhold« gewiß nicht zu Unrecht. Ferdinande pflegte ihn »wittkoppscher Düwel« zu bezeichnen, das Gegenteil war Ralfs rassiger Rappe, der »schwartkoppsche Düwel«.

Fünf Minuten später tauchte das Dorf auf, das mit seinen netten Häusern und der schmucken kleinen Kirche einen herzerfreuenden Anblick bot. Gleich beim dritten Häuschen hielt Nante.

»Guten Morgen, Mutter Pahlke!« rief Nante munter. Schüttelte behutsam die ihr entgegengestreckte runzlige Hand und band dann den Gaul an den großen Lindenbaum, der vor dem Tor stand.

Nante verabschiedete sich im Flur von dem lieben Mütterchen und klopfte an die Tür zur linken Hand.

Von innen kam ein kräftiges »Herein!«, worauf das Mädchen eine geräumige Stube betrat, deren größte Zierde neben dem Flügel ein mächtiger, grüner Kachelofen war, um den eine gepolsterte Ofenbank lief.

Lehrer Pahlke, der in dem Dorf als Lehrersohn geboren war, hatte später dort als Nachfolger seines Vaters gewirkt. Nach der Pensionierung erbaute er das Häuschen und verbrachte seinen Lebensabend darin in Frieden und Beschaulichkeit.

Bei Nantes Eintritt sah der alte Herr erfreut auf.

»Guten Morgen, Vater Pahlke, was macht das Rheuma?«

»Es zwickt, Komteßchen.«

»Dann wird es heute wohl nichts aus der Stunde?« fragte Nante lauernd.

»Zu früh gefreut, Komteßchen!«

Lachend setzte Nante sich an den Flügel inmitten des Zimmers und begann mit dem Spiel. Ganz wundervoll klang das vorzügliche Instrument unter den geübten Händen auf, so daß der alte Herr beglückt lächelte.

Sie verstand wirklich etwas, die kleine Nante. Ob man ihr eine Geige, eine Laute oder gar ein Bandonion in die Hand drückte oder sie an einen Flügel setzte, sie beherrschte jedes Instrument mit der gleichen Fertigkeit. Ebenso wie die Brüder, die auch bei dem alten Herrn Musikstunden nahmen.

Und klug war diese entzückende Kleine wie kaum ein zweites Kind ihres Alters. Er hatte sie solange bilden dürfen, bis er selbst nichts mehr zu geben hatte – und das war gewiß nicht wenig…

Vor vierundzwanzig Jahren hatte er auch den kleinen Prinzen Dietmar in die ersten Geheimnisse der Wissenschaft einweihen dürfen.

Drei Jahre später hatte der Fürst ihm auch seinen zweiten Sohn gebracht. Wieder persönlich und mit herzlichem Dank, weil er seinen Ältesten so vorzüglich voranbrachte.

Und vier Jahre später war er dann mit seinem Jüngsten gekommen, und das war der Liebling des Lehrers geworden.

Bis Quarta hatte Pahlke die drei Prinzen unterrichtet und dann den Fürsten gebeten, sie auf ein Gymnasium zu geben, wo sie spielend leicht weiterkamen.

Dann zogen die Prinzen hinaus in den Krieg.

War das ein Jammer, als die beiden Ältesten nicht zurückkehrten! Tief gebeugt kam der Fürst – der so gern statt seiner blühenden Söhne auf dem Schlachtfeld gestorben wäre, in die Heimat zurück. Gerbrand war ihm allein geblieben – und an ihn klammerte sich nun sein wundes Herz.