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"So könnt ihr das nicht lassen." Diese Worte eines geheimnisvollen Unbekannten katapultieren eine engagierte Künstlergruppe in eine Reihe unerwarteter Ereignisse, die ihre kreativen Grenzen herausfordern. In "Die Flügel des Schmetterlings" entführt der Autor, Frank Dan Hofacker, die Leser in die faszinierende und oft magische Welt der Kunstinstallation. Im ´Kunstmuseum Solothurn´ in der Schweiz treffen ein ehrgeiziger Kurator, der in den Schweizer Bergen lebt, ein charismatischer Galerist und zehn Künstler aus zwei Ländern aufeinander, um eine atemberaubende Kunstausstellung zu schaffen. Die Crew, bestehend aus den Künstlern selbst, arbeitet zunächst in der ´Mannheimer Stadtgalerie´ und bewundert nach dreizehn Tagen harter Arbeit stolz ihre erste Deckenkonstruktion. Doch gerade in diesem Moment wirft der geheimnisvolle Satz des Unbekannten alles über den Haufen. Von da an überschlagen sich die Ereignisse und die Ausstellung wandert schließlich in das ´Kunstmuseum Solothurn´ in der Schweiz, wo neue Herausforderungen und Querelen auf das Team warten. "Die Flügel des Schmetterlings" ist eine fesselnde Erzählung über Kunst, Teamarbeit und die Herausforderungen des kreativen Schaffens, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann zieht.
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Seitenzahl: 66
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Frank Dan Hofacker, 1964 geboren in Ludwigshafen/Oggersheim. Nach mehreren Reisen durch Europa folgte eine lange Reise quer durch die Vereinigten Staaten. Hier entstanden die ersten literarischen Experimente Ende der 1980er Jahre. Erster Vortrag der Arbeiten in einem Club in Brooklyn zusammen mit Musikern aus Brooklyn. Zurück in Deutschland, Anfang der 1990er Jahre, belegte er einen Kurs für Drehbuchschreiben und einen Kurs für kreatives Schreiben. Es folgten weitere Textexperimente, Essays und Kurzgeschichten. Er setzte sich mit den Autoren der Beat-Generation und deren literarischen Experimenten auseinander. Eignete sich über Jahre tiefgehende Interessen an der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts an. Studierte auf autodidaktischen Weg die Werke von André Breton, Paul Éluard, Jean Genet, Henri Michaux, Hans Arp und viele weitere Künstler. Mitte der 1990er Jahre wurde eine Auswahl der literarischen Arbeiten auf S2-Kultur in der Radiosendung "Buchzeit" vorgetragen. Jahre später, neu inspiriert, begann das Interesse, die Arbeiten zu verlegen und das Schreiben wieder aufzunehmen. 2011 erschien das erste Buch:
Das dunkle Zimmer.
Vielen Dank an Heinrich Gartentor.Der erste Kulturschaffende, der mir dieGelegenheit bot, einen Bericht/Roman überden Aufbau einer Kunstausstellungzu schreiben.
*
allen Künstlern
allen Kunstinteressierten
allen Kulturarbeitern
und natürlich
allen anderen
In dem Bericht konnte ich nicht alle Beteiligten agieren lassen. Das sind keine persönlichen Entscheidungen oder Wertungen. Nur die Zeit war ausschlaggebend dafür, ob aus einer Begegnung eine kleine Geschichte entsteht oder nicht.
Die Beteiligten der Ausstellung
Kurator: Heinrich Gartentor
Die Künstler: Onur Dinc, Kurt Fleckenstein, Sam Graf, Barbara Hindahl, Myriam Holme, Gretta Louw, Philipp Morlock, Fraenzi Neuhaus, Pavel Schmidt und Elisabeth Strässle
Der Galerist: Benedikt Stegmayer
Die Crew: Frank Dan Hofacker, Marikarmen Kober, Vanessa May, Georg Jiri Platzer
13ter Tag vor Vernissage. Freitag.
12ter Tag vor Vernissage. Samstag.
11ter Tag vor Vernissage. Sonntag.
10ter Tag vor Vernissage. Montag.
9ter Tag vor Vernissage. Dienstag.
8ter Tag vor Vernissage. Mittwoch.
7ter Tag vor Vernissage. Donnerstag.
6ter Tag vor Vernissage. Freitag.
5ter Tag vor Vernissage. Samstag.
4ter Tag vor Vernissage. Sonntag
3ter Tag vor Vernissage. Montag
2ter Tag vor Vernissage. Dienstag
1 Tag vor Vernissage und der Tag der Ausstellungseröffnung
Resümee
Anfangen wo es anfängt, schrieb einst der walisische Dichter Dylan Thomas.
Aber wo fängt man an, wenn nichts da ist. Ich betrat die Galerie so gegen zehn Uhr. Kunstlicht füllte den leeren Raum. Ich sah mich kurz um. Farbverschmierte Plakate bedeckten einen Teil des Bodens, Flyer taten ihr bestes und flogen herum, genauso wie leere Partybecher, zwei prähistorische Monitore, die an Kühlschränke erinnerten, versperrten zum Teil den Eingang, ein paar Leitern standen auffordernd im Raum. Alles erinnerte an eine vergangene Ausstellung, aber von der Kommenden war noch nichts zu sehen.
Neben dem Büro stand Benedikt, für einen Galeristen eher untypisch in Hoodie und Jeans. Ihm gegenüber lehnte ein Mann an einem schwarzen Sockel, die Kleidung ebenso schwarz, die Brille dunkel umrandet. Als ich auf den Mann zuging, lächelte er. Kein gesellschaftliches Lächeln, sondern eines jener zufriedenen Lächeln, wie man sie von Menschen kennt, die etwas geschaffen haben, auf was sie stolz waren oder was sie glücklich machte. Vielleicht lag es an dem kleinen oder großen Erfolg, hier in Mannheim als Kurator zu sein, oder es lag an der Gegend, in der er lebte, hoch in den Bergen der Schweiz, oberhalb des Thunersees, wie ich später erfuhr.
»Hallo, ich bin Heinrich.«
Ich weiß nicht warum, aber der Schweizer Akzent, oder eigentlich sollte man sagen, die Schweizer Sprache, wirkte auf mich schon immer beruhigend. Vielleicht lag es auch daran, dass ich noch keinem unruhigen Schweizer begegnet war.
»Der Kurator aus der Schweiz«, stellte Benedikt vor.
»Frank. Wir haben wohl eine Weile miteinander zu tun«, sagte ich, und wir reichten uns die Hand.
»Ich werde also die nächsten zwei Wochen in deinem Haus in Oggersheim wohnen. Ist das in der Nähe von Helmut Kohl?«, schmunzelte Heinrich.
»Da fahren wir auf jeden Fall noch vorbei.«
Ich sah mich erneut in der Galerie um. Kein Kunsttransport, der Kunstwerke in die Galerie brachte, kein Personal, das auf Betriebstemperatur durch die Galerie wuselte und von Anfang an an einer termingerechten Fertigstellung zweifelte. Keine Restauratoren die ihren Condition Report sortierten und mit Stirnlupe durch die Gegend liefen. Nur ein ruhiger Kerl der einfach nur dastand wie ein Berg.
Dann wieder zu dritt am schwarzen Sockel.
»Mit was fangen wir eigentlich an?«, fragte ich.
»Der Kunsttransport kommt erst morgen«, antwortete Benedikt.
Ich sah auf die Uhr und schätzte auf zwei Stunden Arbeit. Vor dem Büro stand ein Tisch mit einem Kaffeevollautomat. Benedikt bemerkte meinen Blick.
»Sollen wir uns erst mal einen Kaffee machen?«
»Sehr gute Idee«, sagte ich.
»Das ist mein Job«, fügte Heinrich ein und organisierte drei Espressotassen aus der Küchenecke am anderen Ende der Galerie.
»Ich hab sie heute morgen gleich angeschmissen, du weißt ja, wie sie funktioniert.«
Eine Maschine, ein Knopfdruck, ein Kaffee.
Während im Hintergrund die Kaffeemaschine wie ein Großvater beim Treppensteigen schnaufte, sah ich erneut in den Raum, der uns angähnte, als wartete er auf irgendetwas Originelles.
Heinrich lehnte am Sockel.
Benedikt kratzte sich am Kopf.
»Guten Morgen«, schallte es plötzlich vom Eingang her.
Ein Mann stand mit breitem Grinsen im Zugang.
»Ich bin der Jiri«, stellte er sich vor. »Ich mache hier beim Aufbau mit.«
Vier Kaffees und ein ausführlicher Wettervergleich Deutschland-Schweiz später, machten wir uns erste Gedanken über einen Videoraum der gebaut werden musste. Ungefähr so groß wie eine Garage mit einem Eingang auf der kurzen und einem auf der langen Seite. Wir suchten den passenden Platz für die Konstruktion.
Jiri legte den Meter an, Heinrich grenzte mit weit ausladenden Schritten den ungefähren Raum ab. Vorschläge wurden gemacht, Ideen in den Raum geworfen. Ich ging ins Büro, Neonlicht kühlte den Raum und ich zog erst mal den Rollladen hoch, kramte dann in einem Karton nach leeren Blättern und suchte im Schreibtischdurcheinander nach einem Stift. Kein Drucker vor Ort, also auch kein Druckerpapier. Stimmengemurmel von drei Männern gleichzeitig drang durch das Bürofenster. Unter Zeitschriften fand ich einen Abrissblock, in einer offenen Werkzeugkiste einen Bleistiftstummel. Zurück am schwarzen Sockel begann ich mit einer Zeichnung, es sollen laut Heinrich zwei Filme gezeigt werden, die sich in der Ecke überkreuzen sollen. Dann kamen Heinrich und Jiri an den Sockel, Benedikt mit Handy am Ohr stand vor der Tür. Wir redeten drauf los und jeder hörte seine eigene Idee. Dann kam Benedikt dazu und begann mit einer Luftzeichnung.
»Man soll auch drauf laufen können«, sagte er.
Blicke kreuzten sich und das Wort Statik fiel in der nächsten halben Stunde gefühlte hundert mal.
»Und wie ist das mit der Bauabnahme«, fragte ich Benedikt, »du weißt ja, bei Veranstaltungsstätten, da sind die besonders pingelig.«
Benedikt zog an seinem Schal.
»Die nerven mich total. Jedes mal ist irgendwas«, räsonierte Benedikt.
»Die Filme sollen in 4:3 gezeigt werden«, sagte Heinrich.
Wir nahmen erneut Maß. Rechneten herum und kamen zu einem ungefähren Maß mit ungefähren Sicherheitsregeln.
»Wir stellen jetzt mal zwei Beamer auf, im rechten Winkel zueinander und sehen wie groß die Projektion sein wird, und dann messen wir den Raum aus«, sagte ich.
Wir perlten auseinander wie Wassertropfen auf einer rotglühenden Herdplatte, ohne Absprache wer eigentlich was organisierte. Aber es klappte.
Fünfzehn Minuten später standen zwei Beamer auf zwei schwarzen Sockeln, im rechten Winkel zueinander, die Stromkabel waren angedockt und die Projektion lief.
»Ach herrje, was ist das denn?«
Heinrich strich sein Haar beiseite.