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Frank Dan Hofackers Gedichte entstanden in den turbulenten Jahren des zweiten Golfkriegs, von 1990 bis 1994. Während dieser Zeit der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten fand Hofacker einen tiefen inneren Antrieb, sich durch poetische Werke gegen die Schrecken des Krieges auszusprechen. Seine Gedichte sind jedoch nicht nur als Antikriegsgedichte zu verstehen, sondern reflektieren auch die inneren Kämpfe und Hoffnungen des Autors. Die äußeren Umstände jener Jahre hinterließen bei Hofacker eine unausgewogene und ängstliche Gefühlslage, die zugleich von einem starken Veränderungswillen und Hoffnung geprägt war. Diese emotionale Ambivalenz findet sich in der experimentellen und facettenreichen Natur seiner Dichtung wieder. Die Gedichte bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Surrealismus und Dadaismus, wobei einige von ihnen auf wahren Begebenheiten beruhen. Hofackers Werk ist ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Zeit und ein Aufruf zu Frieden und Wandel in einer krisengeschüttelten Welt.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Lyrik
Books on Demand
Frank Dan Hofacker, 1964 geboren in Ludwigshafen/Oggersheim. Nach mehreren Reisen durch Europa folgte eine lange Reise quer durch die Vereinigten Staaten. Hier entstanden die ersten literarischen Experimente Ende der 1980er Jahre. Erster Vortrag der Arbeiten in einem Club in Brooklyn zusammen mit Musikern aus Brooklyn. Zurück in Deutschland, Anfang der 1990er Jahre, belegte er einen Kurs für Drehbuchschreiben und einen Kurs für kreatives Schreiben. Es folgten weitere Textexperimente, Essays und Kurzgeschichten. Er setzte sich mit den Autoren der Beat-Generation und deren literarischen Experimenten auseinander. Eignete sich über Jahre tiefgehende Interessen an der französischen Literatur des 20. Jahrhunderts an. Studierte auf autodidaktischen Weg die Werke von André Breton, Paul Éluard, Jean Genet, Henri Michaux, Hans Arp und viele weitere Künstler. Mitte der 1990er Jahre wurde eine Auswahl der literarischen Arbeiten auf S2-Kulur in der Radiosendung "Buchzeit" vorgetragen. Jahre später, neu inspiriert, begann das Interesse die Arbeiten zu verlegen und das Schreiben wieder aufzunehmen. 2011 erschien das erste Buch: Das dunkle Zimmer.
Vielen Dank meiner Frau Laurence
für die mentale Unterstützung
Vielen Dank an »Ronja Chiara Billik«
für das Korrekturlesen meines Buches
meiner Frau Laurence
meinen Eltern Helga und Karl-Heinz
sowie Beate und Ronja die zu meiner Familie gehören
ebenso all meinen Freunden
und all jenen, die das Leben lieben
Vorwort
Prolog
Die Stunde verlassen
Der Wandler
Die Reise
Einfach nur glücklich
Hinrichtung
Gemälde der Dauer
Heute nüchtern und morgen dort
In der Nachbarschaft
Jeder von uns
Leerer Besuch
Lichtnacht
Verraten
Warten auf was?
Zeit – Schrift
Das Innenohr
Hoffnung
Hautstürme
Heute und morgen
Hier nicht
Komposition im Tod
Luft
Nihilistische Improvisation
Ohne Worte
Von gestern
Zurück
Dada
Der Morgen beginnt in mir
Etagen für niemanden
Frühlingstag
Labyrinth ohne Schatten
Man wird nicht älter
Mit dir auf der Autobahn
Tanz der Blüten
Wachsein
Weiter
Über Fluss ist Gegenwind
Der Krieg gerät in Verzückung
Die Wege der Narren
Wohin
Verbindungen
Vom Ende weit entfernt
Nur raus hier
Ohne Titel
Zerstört
Tangerflöte
Irgendwo in Brooklyn
Umkehr
So richtig jung
Sechs Stunden in die Zukunft
Eine Freundin erzählt
Ein Lächeln bis Freund kam
Rostiger Weinbrand auf Trauerzug
In Spring Lounge
Amerika
Die Stille
Ich liebe Millionäre
Der Mantel der Schönheit
Es isst
Brooklyn Williamsburg jan. 1989
Schlusswort
Kontakt
Die Gedichte entstanden in den Jahren während und nach dem zweiten Golfkrieg, 1990 bis 1994.
Nicht allein der Konf likt im Nahen Osten war der Auslöser dafür mich hinzusetzten und Gedichte gegen den Krieg zu schreiben. Zumindest ein Teil meiner Arbeit sehe ich als Antikriegsgedichte. Sie sind aber auch Teil von dem, was sich in mir, zur damaligen Zeit bewegte.
Ein innerer Zustand, hervorgerufen durch äußere Umstände, unausgeglichen und ängstlich zum Teil, aber auch voller Hoffnungen und Antrieb dazu, etwas verändern zu wollen.
Zunächst bekam nur ein kleiner Kreis meine Arbeiten zu lesen, später fanden sie Platz in musikalischen Experimenten zusammen mit Freunden.
Eine Auswahl meiner Gedichte wurde am 07.06.1995 in der Radiosendung „Buchzeit“ auf S2-Kultur vorgetragen. Moderiert von Ady Henry Kiss.
Dann verschwanden meine Arbeiten, verpackt in einem alten Reisekoffer, gerieten in Vergessenheit. Erst fünfzehn Jahre später öffnete ich den Koffer, las meine Arbeiten mit der Sicht eines von außen kommenden Beobachters. Ich sah alles, was einmal war wie einen Film aus alter Zeit.
Wie gewöhnlich war es spät in der Nacht als ich mich, bereits im Schlafanzug, zum Lesen auf meine Matratze legte. Ich zog meine schwarze Bauhauslampe, die direkt neben mir auf dem Boden stand an mich heran, strampelte meine Bettdecke zurecht und warf noch einmal einen prüfenden Blick durch das kleine Sichtfenster meines ebenso kleinen Holzofens. Das orange flackernde Licht sowie das schüchtern knackende Holz gaben mir das wärmende Gefühl zuhause zu sein.
Der Ruhe nach zu urteilen waren meine Mitbewohner in den anliegenden Räumen, die sich den Flur entlang reihten wie Kasernenzimmer, längst eingeschlafen.
Unter den unzähligen Büchern, welche sich neben meinem Schlafplatz türmten, wählte ich ein Buch von Paul Auster. Ich schlug die erste Seite auf und es dauerte nicht lange, bis mich das dürre Licht und die kleine Typographie trotz packendem Romananfang schläfrig machten. Mein Kopf knickte aus meiner Handstütze, und kurz bevor ich in die Untiefen des Schlafes sackte, knipste ich das Licht aus.
Gerade in dem Augenblick als ich die unterste Stufe des Schlafes betreten, die hintersten Winkel meines Traumes erforscht und mich Hunderte von schwermütigen Bildern in einen Schlund ohne Boden gestoßen hatten, schepperte das Telefon.
Völlig benommen tastete ich nach dem Lichtschalter der Leselampe.
„Wo ist dieses verdammte …?“, ich unterdrückte einen Wutschrei, biss auf meine Lippe, dass es schmerzte, während das Telefon immer aggressiver klingelte, als schlüge es Feueralarm für das gesamte Wohnviertel.
Wie gerne wäre ich, gleich einem Volleyballspieler im Hechtbagger, auf das Telefon gestürzt.
Dann Licht - kurz orientieren - auf Knien robbte ich wie ein Rekrut durchs Gelände in die andere Zimmerecke. Meine Knie brannten wie Brennnesseln.
Ich riss den Hörer vom Gehäuse, presste ihn an mein Ohr. Instinktiv sagte ich nichts und das einzige was ich hörte war ein Rauschen, unterbrochen von einem metallischen Klicken. Dann legte am anderen Ende jemand auf.
Wie benommen saß ich noch eine Weile auf dem Boden und starrte das Telefon an. Es blieb stumm. Die Stille lag plötzlich wie ein schweres Tuch über mir.
Es war Donnerstagnacht und meine kleine digitale Uhr blinkte auf 3:40 Uhr. Ich schlich wieder zurück in mein Bett, vergaß meine brennenden Knie. Am Fußende stand wie unschuldig meine elektronische Schreibmaschine. Sie machte den Eindruck als wollte sie sich, geschmeidig wie eine Katze, auf meinen Schoß setzten und anfangen zu brummen. Ihr Körper sonst grau und abgeschliffen strahlte wie ein Schmuckstück im Juwelierladen. Ich berührte sie. Zog sie weiter nach oben und stellte sie vor mich auf mein Bett. Behutsam, als öffnete ich den Deckel einer wertvollen Lade hob ich den Deckel und sah auf die Buchstaben. Die schwarzen Tasten glänzten wie frisch poliert und die Ränder waren vom Licht meiner Lampe umsäumt. Meine Fingerkuppen fühlten sich samtig an. Ein Verlangen, die Tasten zu berühren, wie den Rücken einer schönen Frau brannte in mir.
Ich klopfte einen Stapel Papier auf den Boden und legte ihn in das dafür vorgesehene Fach. Das Stromkabel samt Verlängerung schlängelte sich quer über meinen Zimmerboden. Eine kleine grüne Leuchtdiode signalisierte, dass meine Schreibmaschine bereit war. Ich fing an zu schreiben.