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Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Dr. Daniel Norden, der Chefarzt der Behnisch-Klinik, nahm die OP-Haube ab und warf sie in den Wäscheständer. Seine junge Patientin hatte die Operation gut überstanden und wurde nun auf die Intensivstation gebracht. Yvonne Banthien war für Daniel keine Fremde. Als einstiger Hausarzt der Familie kannte er sie seit ihren frühesten Kindertagen. Inzwischen war sie längst erwachsen, hatte geheiratet und eine kleine Tochter geboren. Noch wusste niemand aus ihrer Familie, dass sie zu den Verletzten eines schweren Zugunglücks gehörte. In den frühen Abendstunden war ein Regionalzug mit einem Güterzug zusammengestoßen. Es hatte unter den Passagieren viele Verletzte und leider auch einige Todesfälle gegeben. Wie die anderen Krankenhäuser im Umland hatte auch die Behnisch-Klinik Unfallopfer aufgenommen, um die sich nun die Mitarbeiter kümmerten. Daniel ging hinunter in die Notaufnahme. Inzwischen war hier schon wieder Ruhe eingekehrt. Alle Verunglückten waren versorgt und befanden sich nun in den unterschiedlichen Abteilungen der Behnisch-Klinik. Daniel wechselte noch ein paar Worte mit Dr. Berger, dem Leiter der Aufnahme, und machte sich dann auf den Weg, um im Haus nach dem Rechten zu sehen. Nötig war das eigentlich nicht. Auf den Stationen herrschte Ordnung, jeder wusste, was er zu tun hatte. Doch nach diesem ereignisreichen Tag war es Daniel wichtig, mit seinen Mitarbeitern zu sprechen und sich persönlich davon zu überzeugen, ob es ihnen und den Patienten gutging. Sein letzter Gang führte ihn im Anschluss auf die ITS. Dr.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Dr. Daniel Norden, der Chefarzt der Behnisch-Klinik, nahm die OP-Haube ab und warf sie in den Wäscheständer. Seine junge Patientin hatte die Operation gut überstanden und wurde nun auf die Intensivstation gebracht.
Yvonne Banthien war für Daniel keine Fremde. Als einstiger Hausarzt der Familie kannte er sie seit ihren frühesten Kindertagen. Inzwischen war sie längst erwachsen, hatte geheiratet und eine kleine Tochter geboren. Noch wusste niemand aus ihrer Familie, dass sie zu den Verletzten eines schweren Zugunglücks gehörte.
In den frühen Abendstunden war ein Regionalzug mit einem Güterzug zusammengestoßen. Es hatte unter den Passagieren viele Verletzte und leider auch einige Todesfälle gegeben. Wie die anderen Krankenhäuser im Umland hatte auch die Behnisch-Klinik Unfallopfer aufgenommen, um die sich nun die Mitarbeiter kümmerten.
Daniel ging hinunter in die Notaufnahme. Inzwischen war hier schon wieder Ruhe eingekehrt. Alle Verunglückten waren versorgt und befanden sich nun in den unterschiedlichen Abteilungen der Behnisch-Klinik. Daniel wechselte noch ein paar Worte mit Dr. Berger, dem Leiter der Aufnahme, und machte sich dann auf den Weg, um im Haus nach dem Rechten zu sehen. Nötig war das eigentlich nicht. Auf den Stationen herrschte Ordnung, jeder wusste, was er zu tun hatte. Doch nach diesem ereignisreichen Tag war es Daniel wichtig, mit seinen Mitarbeitern zu sprechen und sich persönlich davon zu überzeugen, ob es ihnen und den Patienten gutging.
Sein letzter Gang führte ihn im Anschluss auf die ITS.
Dr. Schulz, der die Anästhesie und Intensivmedizin leitete, sah von seinem Computermonitor auf, als der Chefarzt der Behnisch-Klinik ins Dienstzimmer kam.
»Haben Sie Zeit für einen Rundgang?«, fragte ihn Daniel.
»Ja, das passt gut. Ich wollte ohnehin nach meinen Patienten sehen.«
Die ITS der Behnisch-Klinik war mit sechs Betten eher klein. Trotzdem dauerte der Rundgang fast zwei Stunden und endete schließlich am Bett von Yvonne Banthien.
»Sie schläft immer noch?«, fragte Daniel.
»Ja, sie macht keine Anstalten, aus der Narkose aufzuwachen. Dr. Lenz war schon zum neurologischen Konsil hier. Er vermutet ein mittelschweres Schädelhirntrauma. Blutungen im Gehirn konnten er aber sicher ausschließen.«
»Gut. Dann wird uns im Moment nichts anderes übrigbleiben als abzuwarten.«
Mehr konnte Daniel hier nicht tun. Deshalb beschloss er, der Kinderstation einen Besuch abzustatten, um nach Fee zu sehen. Dr. Felicitas Norden war nicht nur die Frau des Chefarztes, sondern auch die Leiterin der Pädiatrie. Genau wie Daniel liebte sie ihre Arbeit und vergaß darüber oft die Zeit und den dringend benötigten Feierabend.
Fee begrüßte Daniel mit einem so lieben Lächeln, dass er die vielen Dramen, die das Zugunglück verursacht hatte, für kurze Zeit vergessen konnte.
»Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass du dich hier blicken lassen würdest.« Schmunzelnd deutete sie auf die beiden Kaffeegedecke und die Thermoskanne, die auf ihrem Schreibtisch standen.
Daniel gab Fee einen zärtlichen Kuss. »Danke, mein Schatz. Die Aussicht auf einen heißen Kaffee in deiner Gesellschaft macht mich sehr glücklich. Allerdings hätte ich mich auch gefreut, wenn du nach Hause gefahren wärst, um dich etwas auszuruhen. Die letzten Stunden waren hart.«
»Ja, das waren sie, Dan. Und ich bin wirklich froh, dass sie vorbei sind.«
»Erik Berger erzählte mir, dass du in der Notaufnahme ausgeholfen hast.«
Fee winkte ab. »Berger hatte alles im Griff. Auf meine Hilfe war er gar nicht angewiesen.«
»Ich denke schon. Er meinte, du hättest dich um die Angehörigen gekümmert, die im Warteraum um ihre Liebsten bangten. Und um die, für die er keine guten Nachrichten hatte.«
Fee nickte traurig. »Ulla und Rainer Hoffmann.« Sie wusste genau, wen Daniel meinte. Die Hoffmanns hatten heute einen schmerzvollen Verlust erlitten, und ihre große Verzweiflung war an Fee nicht spurlos vorübergegangen. Sie war deshalb froh, dass sie mit Daniel darüber reden konnte.
»Sie haben ihre Tochter Franziska verloren. Ihr einziges Kind, ihr Ein und Alles. Franziska war erst vor zwei Wochen nach München gezogen, um als Klavierlehrerin an einer Musikschule zu arbeiten. Das Verhältnis zwischen ihr und ihren Eltern muss sehr innig gewesen sein. Obwohl Franziska hier eine eigene kleine Wohnung hatte, ist sie oft nach der Arbeit zu ihren Eltern gefahren, die in der Nähe von Kirchheim leben.« Fee verzog bekümmert den Mund. »Sie waren froh, dass Franziska dann immer den Zug nahm. Er sei sicherer als das Auto, meinten sie.«
»Was meinst du, werden sie den Verlust irgendwann überwinden?«
»Kann man den Verlust eines Kindes jemals überwinden?« Fee schüttelte den Kopf. »Man lernt vielleicht, damit klarzukommen und weiterzuleben. Aber überwinden? Nein, das glaube ich nicht.«
Daniel schwieg dazu. Er empfand so wie seine Frau. Seine Gedanken waren längst zu den eigenen Kindern geeilt, und ihn schmerzte die Vorstellung, dass das Schicksal auch sie hätte treffen können.
»Ich habe gehört, dass Yvonne Banthien unter den Verletzten war«, wechselte Fee nun das Thema, das sie beide so traurig stimmte. »Wie schlimm ist es?«
»Sie hatte eine Milzruptur, die wir übernäht haben. Der hohe Blutverlust hatte ihr etwas zu schaffen gemacht, aber davon wird sie sich erholen. Welche Auswirkungen das Schädelhirntrauma hat, erfahren wir wohl erst, wenn sie wieder wach ist. Momentan mache ich mir etwas Sorgen, weil sie sich damit sehr viel Zeit lässt. Sie hätte längst aus der Narkose aufwachen müssen.«
Fee dachte an das kleine, blonde Mädchen zurück, dem sie oft in Daniels Praxis begegnet war.
»Wir haben sie praktisch aufwachsen sehen, Dan. Sie war so süß und wunderschön mit ihren großen blonden Locken. Unser Danny meinte immer, sie sehe aus wie ein Engelchen.«
Daniel lachte leise. »Ja, daran erinnere ich mich. Und dabei war Yvonne schon damals alles andere als ein Engelchen.«
»Ihr dürfen wir wohl kaum die Schuld dafür geben. Beatrice hatte ihr frühzeitig beigebracht, dass sich die Welt nur um sie zu drehen hat.« Fee seufzte. »Beatrice hätte nie ein Kind adoptieren dürfen. Vielleicht wäre aus Yvonne ein besserer Mensch geworden, hätte sie eine liebevolle und anständige Mutter gehabt. Aber so braucht sich niemand zu wundern, dass aus der kleinen, süßen Yvonne so ein Biest wurde. Ein Biest wie ihre Adoptivmutter.«
Daniel zog die Augenbrauen hoch. »Du bist immer noch auf Beatrice sauer?«
»Natürlich bin ich das! Und das kannst du mir ja wohl kaum verdenken. Wochenlang hat dir Beatrice schöne Augen gemacht. Dass du eine Familie hast, war ihr völlig egal gewesen. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, dich zu erobern, und ließ einfach nicht davon ab. Erst als du drohtest, ihre Behandlung an einen anderen Arzt abzugeben, hat sie dich in Ruhe gelassen.«
»Ja, und zwar so endgültig, dass sie von sich aus die Praxis gewechselt hat. Glaub mir, niemand war darüber glücklicher als ich.«
»Doch, ich«, erwiderte Fee so grimmig, dass Daniel lachen musste.
»Das Lachen wird dir noch vergehen, mein Lieber, wenn Beatrice hier aufkreuzt, um ihre Tochter zu besuchen. Sollte sie es wieder bei dir versuchen, werde ich mich diesmal nämlich nicht in Zurückhaltung üben.«
»Dann wäre es also gut, sie vor dir zu warnen, mein Liebling. Sofern ich sie irgendwann mal erreiche. Noch weiß sie gar nichts von Yvonnes Unfall. Auf ihrem Handy konnte ich ihr nur eine Nachricht hinterlassen. Und bei ihrem Festnetzanschluss springt sofort der AB an mit der fröhlichen Ansage, dass sie sich zurzeit auf einer Kreuzfahrt in der Karibik amüsiert.«
»Das ist gar nicht gut, Dan.« Fee wurde ernst. »Du brauchst hier einen Angehörigen, der Yvonnes Angelegenheiten regelt, solange sie es nicht selber kann.«
Seufzend gab ihr Daniel recht. »Mir wird deshalb nichts anderes übrigbleiben, als Roman anzurufen. Auch wenn die Ehe nur noch auf dem Papier besteht und sich die beiden spinnefeind sind, ist er im Moment der nächste Angehörige für sie.« Daniel sah auf seine Uhr. »Jetzt ist es allerdings zu spät für den Anruf. Morgen früh reicht völlig aus. Und mit ein bisschen Glück meldet sich Beatrice bis dahin, und wir brauchen Roman nicht damit zu behelligen.«
*
Gegen Mittag entschied Theresa Banthien, nicht mehr länger zu warten. Ihr Sohn hatte genug Zeit gehabt, um Daniel Nordens Nachricht zu verdauen. Jetzt musste er endlich eine Entscheidung treffen.
Sie verließ das alte Verwalterhaus, in das sie gezogen war, als Yvonne und Roman heirateten. Auf dem ehemaligen Gut Banthien gab es schon lange keinen Verwalter mehr. Als der Gutsbetrieb vor mehr als dreißig Jahren eingestellt wurde, war auch der letzte Verwalter in den Ruhestand gegangen. Nach umfangreichen Modernisierungsarbeiten war aus dem hübschen Häuschen im Gutspark ein komfortables Gästehaus geworden und später Theresas Domizil.
Für Theresa war es nach der Hochzeit ihres Sohnes selbstverständlich gewesen, aus dem Herrenhaus auszuziehen und mit dem Gästehaus vorliebzunehmen, das ihr alle Annehmlichkeiten bot, die sie gewohnt war. Roman hatte das weder verlangt noch von ihr erwartet, aber Theresa hatte auf ihren Auszug bestanden.
»Jung und Alt verträgt sich nicht«, hatte sie damals scherzhaft gesagt, obwohl sie eigentlich »Yvonne und Theresa vertragen sich nicht« meinte. Es hatte zwischen diesen ungleichen Frauen nie einen offenen Streit gegeben. Der Umgang ließ sich als ausgesprochen höflich und distanziert beschreiben. Trotzdem war Theresa gegangen.
Yvonne war nicht die Frau, die sie sich für ihren einzigen Sohn gewünscht hatte. Aber sie hatte seine Wahl akzeptiert und das Feld geräumt, bevor es zu unschönen Auseinandersetzungen zwischen ihr und ihrer prätenziösen Schwiegertochter kommen konnte.
Diese Entscheidung hatte sich als sehr klug erwiesen. Theresa gefiel es in ihrem neuen Refugium bald so gut, dass sie sich nicht überwinden konnte zurückzuziehen, als Yvonne nach nicht mal einem Jahr Ehe verschwand und ihren Ehemann mit dem Baby allein zurückließ.
Theresa ging den schmalen Pflasterweg durch das parkähnliche Gelände bis zum Herrenhaus. Seit drei Jahrhunderten ragten dessen Mauern in den Himmel, und seit mehr als drei Jahrzehnten gehörten sie zu Theresas Leben dazu. Sie hatte sich hier sofort heimisch gefühlt, als sie als junge Braut des Hausherrn Einzug gehalten hatte. In diesen Gemäuern, das hatte sie auf Anhieb gewusst, würde das Glück wohnen. Sie hatte sich nicht getäuscht, zumindest nicht in Hinblick auf ihre eigene Ehe. Bei Roman sah das leider ganz anders aus.
»Wissen Sie, wo mein Sohn ist?«, fragte Theresa, als sie im weitläufigen Vestibül auf Wally traf.
Die Haushälterin nickte und deutete mit dem Kopf auf die Treppe, die ins obere Geschoss führte. »Er ist mit der Kleinen hochgegangen. Unsere Süße hat ein wenig gequengelt. Ihr Sohn meinte, dass sie müde sei.«
Theresa stieg die breite Treppe hinauf. Im rechten Flügel des Hauses lagen die privaten Wohn- und Schlafräume ihres Sohns und ihrer Enkeltochter. Auch Romans heimisches Arbeitszimmer hatte er hier oben untergebracht, damit er in Elisas Nähe sein konnte. Er fuhr zwar täglich nach München rein, um wichtige Termine in seiner Firma wahrzunehmen, aber meistens kam er schon am frühen Nachmittag zurück und erledigte die restlichen Arbeiten von hier aus.
Theresa fand ihren Sohn in Elisas Zimmer. Die Kleine war soeben eingeschlafen. Das zärtliche Lächeln, mit dem er seine Tochter ansah, verschwand aus seinem Gesicht, als seine Mutter hereinkam. Er musste kein Genie sein, um zu wissen, warum sie gekommen war. Wortlos ging er an ihr vorbei. Auf dem Flur wartete er auf sie und schloss dann möglichst geräuschlos die Kinderzimmertür.
»Wir reden unten«, sagte er leise und ging voran.
Theresa betrachtete ihren Sohn. Er hatte sich vor die große Terrassentür gestellt und sah nach draußen. Ein wehmütiges Lächeln erschien um ihren Mund, als ihr auffiel, wie sehr er sie an ihren geliebten Arthur erinnerte. Wie sein viel zu früh verstorbener Vater war auch Roman hochgewachsen. Er hatte dunkles, fast schwarzes Haar und markante Gesichtszüge. Alle Banthien-Männer galten als geradlinig, charakterstark und aufrichtig. Entscheidungen fällten sie nie vorschnell, sondern klug und mit Bedacht.
»Was willst du jetzt machen?«, fragte Theresa ungeduldig.
»Was erwartest du denn? Dass ich an ihr Bett eile und ihre Hand halte?«
»Roman, bitte! Sarkasmus steht dir nicht und bringt uns zudem nicht weiter. In der Klinik warten sie darauf, dass sich ein Angehöriger blicken lässt, um die Papiere zu unterschreiben. Ich weiß, dass das eigentlich Beatrices Aufgabe ist. Aber niemand kann sie erreichen. Und da du noch immer Yvonnes Ehemann bist …«
»… ist es meine Pflicht, mich um sie zu kümmern.« Roman lachte bitter auf. »Denkst du, das weiß ich nicht? Keine Sorge, ich habe mich nie vor meiner Verantwortung gedrückt und ich werde es auch diesmal nicht tun. Ich fahre in die Behnisch-Klinik und mache das, was von einem Ehemann erwartet wird. Aber sobald Beatrice auftaucht, bin ich verschwunden. Dann geht mich das Ganze nichts mehr an.«
Roman drehte sich zu seiner Mutter um, und Theresa sah den altbekannten Schmerz in seinen Augen, der ihn seit Yvonnes Verrat nicht mehr verlassen wollte.
»Natürlich, mein Lieber«, sagte Theresa weich. »Lass uns losfahren, damit wir es hinter uns bringen.«
»Du kommst mit?«, fragte er erstaunt, und Theresa meinte, Erleichterung aus seinen Worten herauszuhören.
»Ja. Oder hattest du gedacht, dass ich dich jetzt alleinlasse?«
*
Daniel wartete geduldig, bis Theresa und Roman die Schutzkleidung, die auf der Intensivstation Vorschrift war, angezogen hatten. Normalerweise nutzte er diese Minuten, um die Besucher auf den Anblick ihrer Lieben vorzubereiten. Die vielen Geräte und Apparaturen, an denen die Patienten angeschlossen waren, konnten einen Außenstehenden in Angst und Schrecken versetzen und sie zusätzlich belasten. Doch in diesem Fall war das nicht erforderlich. Roman sorgte sich nicht um Yvonne. Er war nur hier, weil er keine andere Wahl hatte.
Die Ehe der beiden hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Niemand hatte so recht daran glauben können, dass sie Bestand haben würde. Als gute Freunde der Banthiens waren Fee und Daniel zur Hochzeit geladen gewesen. Daniel erinnerte sich, dass Fee bis zuletzt gehofft hatte, dass Roman zur Vernunft käme und die Hochzeit absagte.
»Warum läuft er bloß mit offenen Augen in sein Unglück?«, hatte sie immer wieder geklagt. »Er liebt sie genauso wenig wie sie ihn. Die Zeiten, in denen man heiratete, nur weil ein Kind unterwegs ist, sind doch längst vorbei.«
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