Die Freier - Joseph von Eichendorff - E-Book

Die Freier E-Book

Joseph von Eichendorff

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Beschreibung

Ein romantisches Lustspiel in drei Aufzügen. Joseph Freiherr von Eichendorff war einer der bedeutendsten Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik.

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Die Freier

Joseph von Eichendorff

Inhalt:

Joseph Freiherr von Eichendorff – Biografie und Bibliografie

Die Freier

Personen

Erster Aufzug

Zweiter Aufzug

Dritter Aufzug

Die Freier, J. von Eichendorff

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849611354

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Joseph Freiherr von Eichendorff – Biografie und Bibliografie

Deutscher Dichter der romantischen Schule, geb. 10. März 1788 auf Schloß Lubowitz in Oberschlesien, gest. 26. Nov. 1857 in Neiße, wurde im aristokratischen Prunk- und Lustleben des ausklingen den 18. Jahrh., aber streng katholisch erzogen, besuchte seit 1801 das katholische Gymnasium zu Breslau und studierte seit 1805 in Halle und Heidelberg die Rechte. Auf letzterer Universität ward sein poetisches Talent durch Arnim, Brentano, Görres, Creuzer, Graf Loeben, die damals sämtlich in Heidelberg lebten, geweckt (vgl. H. A. Krüger, Der junge E., Oppeln 1898; darin ausführliche Mitteilungen aus Eichendorffs Tagebüchern). Der Zug zur Romantik war von vornherein entschieden, er traf mit Eichendorffs patriotischem Haß gegen die Fremdherrschaft und seiner kiesen Abneigung gegen die Nüchternheit der Aufklärung zusammen. Er veröffentlichte zuerst zerstreute Gedichte unter dem Namen Florens und verfaßte den Roman: »Ahnung und Gegenwart« (1811 vollendet; hrsg. von de la Motte Fouqué, Nürnb. 1815; vgl. Weichberger, Untersuchungen zu Eichendorffs Roman »Ahnung und Gegenwart«, Jena 1901). Der Ausruf des Königs von Preußen: »An Mein Volk« führte E., der zuerst auf Anstellung in Österreich gehofft hatte, im Frühjahr 1813 nach Schlesien zurück; er trat in das Lützowsche Freikorps und nahm in diesem und in einem Landwehrregiment an den Feldzügen des Befreiungskrieges 1813–15 teil. Nach dem Frieden verheiratete er sich und trat als Referendar bei der Regierung zu Breslau ein. 1821 ward er Regierungsrat für katholische Kirchen- und Schulsachen bei der. Regierung zu Danzig, 1824 in gleicher Eigenschaft nach Königsberg berufen. Während seines Aufenthalts in der Provinz Preußen wirkte er eifrig für die Wiederherstellung des Ordenshauses in Marienburg. 1831 kam er als Rat in das Kultusministerium nach Berlin, geriet aber 1839 und 1840 bei seiner streng katholischen Richtung während der Kölner Wirren in Zerwürfnisse mit dem Minister und befreundete sich auch nachher trotz seiner Ernennung zum Geheimen Regierungsrat mit seiner amtlichen Stellung nicht wieder, sondern nahm 1845 seine Entlassung. E. lebte zunächst einige Jahre bei seiner verheirateten Tochter in Danzig, dann ein Jahr in Wien, längere Zeit (bis Herbst 1850) in Dresden, auch abwechselnd in Berlin und auf dem Familiengut Sedlnitz in Mähren. Zuletzt nahm er seinen Aufenthalt in Neiße bei der Familie seiner Tochter. Von seinen Dichtungen waren nacheinander erschienen: »Krieg den Philistern«, dramatisches Märchen (Berl. 1824); »Aus dem Leben eines Taugenichts«, Novelle (das. 1826; in zahlreichen Drucken verbreitet); die Parodie »Meierbeths Glück und Ende«, Tragödie mit Gesang und Tanz (das. 1828); die Trauerspiele: »Ezzelin von Romano« (Königsb. 1828) und »Der letzte Held von Marienburg« (das. 1830); das Lustspiel »Die Freier« (Stuttg. 1833); die Novelle »Dichter und ihre Gesellen« (Berl. 1834); »Gedichte« (das. 1837; 16. Aufl., Leipz. 1892). Eichendorffs Gedichte, in denen ein tiefes, träumerisches Naturgefühl zu eigenartigem und wohlklingendem Ausdruck kommt, gehören zu den besten Erzeugnissen der Romantik und sind besonders anziehend durch ihre volkstümliche Frische und Einfachheit (E. schrieb das Lied: »In einem kühlen Grunde«). Hervorzuheben sind der Liederzyklus »Frühling und Liebe«, die »Zeitgedichte«, die unter der Einwirkung der Freiheitskriege entstanden, die »Geistlichen Gedichte« und die »Lieder auf den Tod meines Kindes«. Auch in den Novellen, namentlich dem Meisterstück »Aus dem Leben eines Taugenichts«, waren es hauptsächlich die Fülle der lyrischen Stimmung und die Anmut des Vortrages, die sich wirksam erwiesen. In der Mitte der 30er Jahre begann E. die ernstesten literarischen und historischen Studien. Als deren poetische Resultate traten zunächst die vortrefflichen Übertragungen des mittelalterlichen spanischen Volksbuches »Der Graf Lucanor« (Berl. 1843) und der »Geistlichen Schauspiele Calderons« (Stuttg. 1846–1853, 2 Bde.) hervor. Mit dem Buch »Über die ethische und religiöse Bedeutung der neuen romantischen Poesie in Deutschland« (Leipz. 1847) eröffnete er die Reihe seiner literarhistorisch-kritischen Schriften, deren Gesamtinhalt auf eine kritische Urteilsrevision im katholischen Sinne hinauslief. »Der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum Christentum« (Leipz. 1851; 2. Aufl., Paderb. 1867), »Zur Geschichte des Dramas« (Leipz. 1854; 2. Aufl., Paderb. 1867), »Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands« (Paderb. 1857, 3. Aufl. 1866) setzten diese Tätigkeit fort, die in einer entschiedenen Bevorzugung und beinahe ausschließlichen Verherrlichung der spanischen Dichtung und ihrer Nachklänge in der deutschen Romantik gipfelte. Darüber nahm die eiaue poetische Tätigkeit Eichendorffs eine durchaus tendenziöse Richtung, die su den erzählenden Gedichten: »Julian, ein Romanzenzyklus« (Leipz. 1853), »Robert und Guiscard« (das. 1855) und »Lucius« (das. 1857) entschieden zutage trat. Außer Eichendorffs »Sämtlichen (poetischen) Werken« (Berl. 1841–43, 4 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1883, 4 Bde.) erschien nach dem Tode des Verfassers auch eine Sammlung seiner »Vermischten Schriften« (Paderb. 1867, 5 Bde.), die seine literarischen und kritischen Arbeiten, auch seinen Nachlaß, umfaßt. Als Festgabe zu seinem 100jährigen Geburtstag veröffentlichte G. Meisner »Gedichte aus dem Nachlaß des Freiherrn J. v. E.« (Leipz. 1888). Briefe Eichendorffs an seinen Schützling, den Konvertiten Lebrecht Dreves (s. d.), veröffentlichte Kreiten in den »Stimmen aus Maria-Laach«, Bd. 38. Neue Ausgaben seiner ausgewählten Werke besorgten Dietze für Meyers Klassiker-Bibliothek (Leipz. 1891, 2 Bde.), M. Koch für Kürschners »Deutsche Nationalliteratur«, Bd. 146, II, 2 (Stuttg. 1893) und Gottschall (Leipz. 1901, 4 Bde.). Vgl. Keiter, Joseph v. E. (Köln 1887); E. Höber, Eichendorffs Jugenddichtungen (Berl. 1894).

Die Freier

Personen

Gräfin Adele

Flora, ihr Kammermädchen

Graf Leonard

Hofrat Fleder

Flitt, ein Schauspieler

Schlender, ein Musikant

Victor, Jäger, im Dienste der Gräfin

Friedmann, Gärtner, im Dienste der Gräfin

Marie, Friedmanns Nichte

Knoll, ein Weinschenk

Ein Bote

Erster Aufzug

Erste Szene

Studierstube, Akten liegen auf den Stühlen. Hofrat Fleder sitzt auf einem Reitsessel vor dem Pult und schreibt.

FLEDER. Vorwärts! vorwärts! Morgenstunde ist die stille Saatzeit der Gedanken. Er schreibt. »Das Amt hat dem Mäusefraß mit Energie und gebührendem Ernste entgegenzutreten.« – Ja, es ist des Mannes edelster Beruf, so unmittelbar in das Leben, in die Welt zu greifen. Vaterland – deutsches Vaterland – ein erhabener Gedanke! Er schreibt. »Mäusefallen aber sind nicht etatsmäßig, und können nicht passieren, wonach sich zu achten.« – So, diese wichtige Angelegenheit wäre auch reguliert. Frisch weiter! was kommt nun? Er steht auf, und wühlt in den Akten. Das ist fertig – hier ebenfalls – das auch. Weiß Gott! ich habe alles schon abgemacht! Ach, das ist ärgerlich, die kostbare Morgenzeit! Was fange ich nun an? – Nur nicht lange besonnen, die Zeit entflieht, man muß jede Minute benützen, sich menschlich auszubilden. Harmonie der Kräfte ist das erste Gesetz.

Er hat den Schreibesel mitten in die Stube gestellt und macht gymnastische Übungen. Währenddes tritt ein Bote herein und bleibt verwundert stehen.

BOTE. Ih, Herr Hofrat! was machen Sie denn da?

FLEDER erschrocken. Ich? wahrhaftig – ei, so früh schon vom Büro? –

BOTE. Ich habe in meinen jungen Jahren immer so viel vom Turnieren gelesen –

FLEDER. Turnen, turnen heißt das, guter Mann.

BOTE. Wahrhaftig, wenn Sie nichts dawider hätten, ich möcht das Ding einmal selbst probieren.

FLEDER. Ich bitte Sie, tun Sie Ihrer edlen Aufwallung keinen Zwang an! Versuchen Sie, das Volk ist ja eben um dieser Gesittungsanstalten willen da.

BOTE. Nun, in Gottes Namen. Er springt. Hopp!

FLEDER. Ah – nicht doch diesen barbarischen Laut dazu! Das will mit Würde, mit geziemendem Ernst getrieben sein. Sehn Sie, so – der Schwerpunkt ruht auf den beiden Ballen, der Körper bildet einen stumpfen Winkel – Er springt.

BOTE. Nun treff ich's auch.

Er macht einen Sprung und fällt jenseits nieder.

FLEDER ihn aufhebend. Sie haben doch keinen Schaden genommen?

BOTE aufstehend. Bloß eine sanfte Empfindung hinten. – Es geschieht mir schon recht, das soll so ein alter Esel den Jungen überlassen. – Aber über dem Turnieren da wäre ich bald returniert, ohne – Er sucht in seinen Taschen. Ich soll – der Präsident – o er ist verloren!

FLEDER. Was, um Gottes willen! verloren? Und das sagen Sie mir erst jetzt? was ist geschehen? wie verließen Sie ihn, wie sah er aus?

BOTE. Blau, mit einem eingekniffenen Eselsohr.

FLEDER. Blau! Liegt er?

BOTE. Nein, Gott sei Dank, er sitzt –

FLEDER. Fest?

BOTE. Ja, im Futter.

FLEDER. Wer?

BOTE. Was? Er zieht einen Brief in blauem Umschlage hervor und übergibt ihn dem Fleder. Da ist er.

FLEDER. Aber ich begreife nicht –

BOTE. Na, na, ich hab nicht länger Zeit. Guten Morgen! Ab.

FLEDER. Hat mich der einfältige Mensch doch erschreckt! er ist immer so dumm zu verstehen. – Das Schreiben ist vom Präsidenten selbst, seine gewöhnliche vergnügte Hand. Er erbricht den  Brief. Ach – eine konfidentielle Mitteilung! Laß sehen, was gibt es da? Er liest.

»Bester Hofrat Fleder! Sie kennen meinen alten Lieblingswunsch, daß mein Neffe, der junge Graf Leonard, der soeben von Reisen zurückgekehrt ist, endlich das ewige, zwecklose Umherschweifen lasse, sich vermähle und seine Kenntnisse und Talente der Welt zum besten gebe.«

Gott, ja wohl, des Würdigen beut die ernste Zeit so viel! – »Ich habe daher meinem Neffen zugeredet, um die Hand der unabhängigen, liebenswürdigen und reichen Gräfin Adele zu werben. Sie lebt, wie Sie wissen, jetzt auf ihrem einsamen Waldschloß, weil ihr die Residenz zu langweilig ist. Er hat sich vor der Langweiligkeit der Welt in die Residenz geflüchtet, um unsere Kurzweil gründlich zu studieren. Sie verachtet die Männer, er die Weiber. Sie ist launisch, phantastisch; er verfolgt wütend die Phantasten und ist doch selbst der größte – in summa: die beiden passen zusammen, wie zwei scharfgezahnte Räder, wenn's auch anfangs tüchtig knarrt. Das wäre nun alles gut. Aber kaum erzähle ich ihm von allen diesen Kuriositäten der Gräfin, so springt er zerstreut vom Stuhle auf – ich füge noch hinzu, daß sie oft reisende Künstler auf ihrem Schlosse sieht – da greift er nach seinem Hut – daß sie sie aber immer am folgenden Morgen wieder fortjagt, weil sie ihr zu ordentlich sind – da ist der Narr schon zur Türe hinaus. – Nun hör ich soeben, daß er gar schon hingereist ist, aber, wie ich von sicherer Hand weiß, wieder ganz auf seine Weise: er will nämlich – denken Sie nur! – unerkannt, als reisender Schauspieler das Schloß der Gräfin besuchen!«