Die Freundinnen vom Magnolienhof - Kleine Geheimnisse in Donnas Teestübchen - Susan Muskee - E-Book
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Die Freundinnen vom Magnolienhof - Kleine Geheimnisse in Donnas Teestübchen E-Book

Susan Muskee

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Beschreibung

Der Magnolienhof ist Donnas Zuhause - und ihre Teestube ist ihr ganzer Stolz. Hier versorgt sie ihre Gäste nicht nur mit Kaffee, Tee und süßen Leckereien, sondern auch mit spannenden Geschichten und Geheimnissen aus der Nachbarschaft.

Als sie erfährt, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite ausgerechnet ein Tattoo-Studio eröffnen soll, verliert sie jedoch schnell das Interesse an dem üblichen Tratsch.

Ein Tattoo-Studio auf ihrem idyllischen Platz? Das kann und will Donna nicht hinnehmen! Also setzt sie alles daran, das Geschäft zu sabotieren. Doch steckt hinter ihrer Abneigung vielleicht ein ganz anderer Grund?

Der Auftakt der charmanten Wohlfühl-Liebesroman-Reihe um die vier Freundinnen vom Magnolienhof - für zauberhafte Lesestunden!

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Seitenzahl: 214

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Über dieses Buch

Der Magnolienhof ist Donnas Zuhause, und ihre Teestube ist ihr ganzer Stolz. Hier versorgt sie ihre Gäste nicht nur mit Kaffee, Tee und süßen Leckereien, sondern auch mit spannenden Geschichten und Geheimnissen aus der Nachbarschaft.

Als sie erfährt, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite ausgerechnet ein Tattoo-Studio eröffnen soll, verliert sie jedoch schnell das Interesse an dem üblichen Tratsch. Ein Tattoo-Studio auf ihrem idyllischen Platz? Das kann und will Donna nicht hinnehmen! Also setzt sie alles daran, das Geschäft zu sabotieren. Doch steckt hinter ihrer Abneigung vielleicht ein ganz anderer Grund?

Der Auftakt der charmanten Wohlfühl-Liebesroman-Reihe um die vier Freundinnen vom Magnolienhof – für zauberhafte Lesestunden!

S U S A N M U S K E E

1

Klatsch und Tratsch – das ist ein schmutziger, negativ behafteter Ausdruck. Wenn man als Kind beim Tratschen erwischt wurde, wurde man von der Mutter ermahnt, vielleicht bekam man sogar einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. Denn anständige Leute tratschen nicht.

Laut dem Wörterbuch bedeutet Tratschen »absichtlich schlechte Dinge über jemanden erzählen. Auch Verleumdung oder üble Nachrede genannt.«

Ich finde das sehr schade, den schlechten Ruf von Klatsch und Tratsch. Ich LIEBE Klatsch und Tratsch. Vorausgesetzt, er beruht auf der Wahrheit. »Absichtlich schlechte Dinge über jemanden erzählen«, das mache ich nicht. Ich mag es nicht, wenn absichtlich falsche Informationen in Umlauf gebracht werden. Falsche Informationen – oder wie man heutzutage so schön sagt: Fake News – zu verbreiten, ist wirklich vollkommen sinnlos. Warum sollte das jemand tun?

Vielleicht ist es auch so: Ich mag Informationen. Gut aufbereitete, wahrheitsgetreue Informationen. Über alles: Menschen, Tiere, die Gesellschaft, das Universum. Über die Gegenwart und die Vergangenheit und sogar die Zukunft, wenn ich mein Horoskop in meinem Lieblings-Klatschmagazin lese oder wenn meine Schwester, die aus der Hand lesen kann, wieder mal zu Besuch kommt. Deshalb sehe ich das Sammeln von Informationen auch nicht als Klatsch und Tratsch an. Schon gar nicht, wenn es sich um nichts als die Wahrheit handelt.

Ich weiß zum Beispiel, dass der Besitzer des Gartencenters am Stadtrand in die neue Wohnsiedlung nahe des Zentrums umziehen wird. Und dass der gute Mann lächerlich viel geboten hat, um das kleine Haus zu bekommen. Zum Teil, weil es ein schönes Haus ist, aber vor allem, weil er es eilig hatte; seine Frau hatte ihn nämlich rausgeschmissen, nachdem sie ihn mit einer anderen im Bett erwischt hatte. Zu Recht, versteht sich. Ich habe gehört, dass sein Haus einen teuren Holzfußboden bekommen soll, und hoffe insgeheim, dass der Maler aus Versehen eine Dose Farbe darüber auskippt. Dunkelgrün oder so. Genau das Richtige.

Ich weiß auch, dass bald ein Dokumentarfilm über unseren malerischen Magnolienhof gedreht wird. Das weiß ich, weil es mein Sohn ist, der den Dokumentarfilm dreht, aber auch, weil Hans, einer der Beamten unserer Gemeinde, mir heute Morgen erzählt hat, dass die Drehgenehmigung endlich erteilt wurde.

Da der Kaffee im Rathaus ungenießbar ist, kommt Hans jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit auf einen Kaffee zu mir, und wir gehen alle Neuigkeiten der Stadt durch. Das ist super praktisch, denn so habe ich von dem Gartencenter-Besitzer erfahren. Und dass Kajs Projekt jetzt anlaufen kann.

Der Dokumentarfilm über unseren schönen Platz ist Kajs Abschlussarbeit an der Filmhochschule. Er heißt »Kleine Unternehmer, großes Herz«. Ein perfekter Titel, finde ich. Kaj wird uns vierzehn Tage lang begleiten und daraus einen einstündigen Film machen. Oder anderthalb, das hängt noch davon ab, wie viel Material er zusammenkriegt. Ich kann es kaum erwarten, allen davon zu erzählen.

Das Klingeln über der Eingangstür reißt mich aus meinen Gedanken.

Wende, meine Nachbarin, betritt meine Teestube. »Hi Donna, guten Morgen! Frohes neues Jahr!«

Ich gehe auf sie zu und drücke ihr drei feste Küsse auf die Wange, abwechselnd mit »Dir auch … ein frohes … neues Jahr. Mann, bist du kalt! Komm und setz dich.« Ich mache eine Handbewegung in Richtung des großen Holztisches, der vor dem Fenster steht, und frage: »Kaffee? Ist Betty auch da?«

»Gerne«, antwortet Wende. »Und natürlich kommt Betty auch.«

Sie lässt sich auf einen der Holzstühle fallen, springt aber wieder auf, als unsere Nachbarin hereinkommt, um auch ihr ein gutes neues Jahr zu wünschen.

Wende, Betty und ich sind ein starkes Trio. Ich habe auch ein gutes Verhältnis zu den anderen Geschäftsleuten in unserem Viertel, aber mit Wende und Betty beginne ich regelmäßig meine Woche. Jeden Montagmorgen treffen wir uns, um alle Neuigkeiten zu besprechen. Gelegentlich stößt noch jemand dazu, aber wir drei sind immer dabei. Wir sind ein fester Bestandteil dieses Platzes.

»So«, sage ich, als ich mit einem Tablett mit drei Cappuccinos hinter meiner niedlichen, aber praktischen Kaffeebar hervorkomme. Ich schiebe das Tablett auf den Holztisch und gebe Betty drei Neujahrsküsse, inklusive Glückwünschen.

Meine Nachbarin trägt wie immer ihre Hornbrille mit den kleinen, rechteckigen Gläsern, und ihr graues Haar ist perfekt frisiert, wie es für sie typisch ist: ein asymmetrischer Bob, bei dem kein einziges Haar fehl am Platz ist. Betty ist eine dieser Frauen, die immer tipptopp aussehen. Mühelos. Ja, sie hat Fältchen um die Augen, und ja, ihr Haar ist grau, aber wenn ich in zwanzig Jahren, wenn ich in Rente gehe, so aussehe, damit könnte ich leben.

»Die besten Wünsche fürs neue Jahr, Donna«, sagt sie. »Möge es ein fantastisches Jahr werden. Und möge der Frühling bald Einzug halten.«

»Da sagst du was. Jedes Jahr hat man den Eindruck, als ob der Winter immer länger würde.« Ich stelle meinen Freundinnen den Kaffee hin und setze mich auf einen Stuhl am Kopfende des Tisches, sodass wir im Dreieck sitzen. »Und«, frage ich, »habt ihr irgendwelche guten Vorsätze?«

Betty schüttelt entschieden den Kopf. »Ich nicht. Nur weil es ein neues Jahr ist, soll man was an seinem Leben ändern? Machst du Witze? Wenn du etwas in deinem Leben anders machen willst, ist jeder Tag, an dem du die Gelegenheit verpasst, einer zu viel. Und du?« Sie nickt in Richtung Theke, wo meine Schachtel Marlboro Light schon darauf wartet, mich nach draußen zu begleiten. »Mit dem Rauchen aufhören, zum Beispiel?«

Ich ziehe die Schultern hoch und lasse sie dann wieder sinken. »Ich glaube nicht, dass ein guter Vorsatz funktioniert, wenn man es nicht wirklich will.«

»Warum solltest du das nicht wollen?«, fragt Wende fröhlich. Das Lächeln verschwindet, als ich ihr einen finsteren Blick zuwerfe.

Rauchen ist mein Moment für mich selbst. Ein Moment der Entspannung, ein paar Minuten, in denen ich nichts von der Welt will und die Welt nichts von mir. Außerdem habe ich jahrelang geraucht, sodass ein kalter Entzug unheimlich schwierig wäre. In all den Jahren habe ich einmal aufgehört, nämlich während meiner Schwangerschaft. Aber sobald Kaj geboren war und die schlaflosen Babynächte in stundenlanges Kleinkindgeschrei übergingen, blieb mein Einkaufswagen eines Tages wie von selbst im Supermarkt am Regal mit den Zigaretten stehen. Es begann mit einer Packung, dann kam die nächste, dann noch eine, und heute rauche ich etwa eine Packung pro Woche. Ich könnte zwar weniger rauchen, aber diese zwei bis vier Zigaretten am Tag sind doch nicht so schlimm. Oder?

»Ich würde gerne mehr spontane Sachen machen«, sagt Wende.

Ich muss lachen. »Spontane Sachen? Was denn zum Beispiel? Die Koffer packen und ein halbes Jahr ohne Plan durch Südamerika reisen?«

Wende greift nach ihrem Kaffee und führt ihn zum Mund, nimmt aber keinen Schluck. Stattdessen wärmt sie ihre Hände an der Tasse, und ein verträumtes Lächeln umspielt ihre Lippen. »Nein, das nicht. Ich möchte nur … ein bisschen öfter ›Ja‹ zu Dingen sagen. Ich möchte mich zum Beispiel mehr verabreden, weil ich es nach sechs Jahren irgendwie satthabe, allein zu sein. Also habe ich zwei Dating-Apps installiert. Bisher keine Treffer, aber wer weiß. Wenn mich jemand zu einem Date einlädt, ist es mein guter Vorsatz, spontan ja zu sagen.« Selbstgefällig nimmt sie einen Schluck und stellt die Tasse dann wieder auf den Tisch. »Und ich möchte am Ende des Jahres einen Wintermarkt organisieren. Irgendwann im Dezember, um die Feiertage herum. In diesen Wochen könnte jeder etwas zusätzliche Wärme und Liebe gebrauchen.«

Betty zeigt auf sie. »Also ich finde, das ist eine tolle Idee. Wenn du Hilfe vom Festkomitee brauchst …« Sie nickt mir zu, um deutlich zu machen, dass wir immer bereit sind zu helfen.

»Hilfe bei der Suche nach Mr. Right oder bei der Organisation des Wintermarkts?«, fragt Wende grinsend.

»Beides«, antwortet Betty lässig. »Wenn ich einen gutaussehenden Mann auf dem Platz sehe, frage ich ihn sofort, ob er gerne strickt.«

Das ist es. Der Haken, an dem ich meine Neuigkeiten aufhänge. »Apropos Platz …«, beginne ich. »Ich muss euch etwas erzählen.« Ich nicke wissend mit dem Kopf in Richtung des Magnolienbaums vor der Tür.

Betty und Wende sehen mich erwartungsvoll an.

Ich spüre, wie die Euphorie in meiner Brust anschwillt. Ein weiterer Grund, warum ich so gerne Informationen sammle: Es gibt mir ein Gefühl von Macht, wenn ich etwas weiß, was andere nicht wissen. Informationen, bei denen die anderen, wenn sie sie weitergeben, sagen werden, von wem sie sie haben. »Das habe ich von Donna gehört, am Stammtisch in ihrer Teestube …«

Es macht süchtig.

Noch mehr als Zigaretten.

»Raus damit«, drängt Betty. »Was gibt’s an Neuigkeiten?«

Ich sehe sie an und hebe stolz mein Kinn ein wenig an. »Kaj hat die Genehmigung bekommen. Es wird offiziell ein Dokumentarfilm über uns gedreht.«

»Endlich!«, rufen sie gleichzeitig.

Ich nicke gewichtig. »Hans hat es mir gerade erzählt. Er darf vierzehn Tage lang filmen und wird alle Ladenbetreiber interviewen.«

Wende klatscht vor Freude in die Hände, aber Betty rümpft die Nase, als hätte sie etwas Schlechtes gerochen.

»Was? Gefällt dir das nicht?«, frage ich.

»Hm, ich weiß nicht. Kaj ist wirklich ein lieber Kerl, aber ich muss nicht unbedingt vor der Kamera stehen.«

Wende schnappt sich den Mini-Brownie auf ihrer Untertasse und studiert ihn einen Moment lang, bevor sie ihn genüsslich in den Mund stopft. »Ich finde, das ist eine tolle Idee. Und du machst dich bestimmt gut vor der Kamera, Betty. Don, weißt du schon, wann es genau losgeht?«

»Nächste Woche. Er wird am Freitag hier sein und während des Neujahrsumtrunks mit den Dreharbeiten beginnen.«

Betty nimmt ihren Löffel und rührt in ihrem Kaffee. »Warum braucht er dafür überhaupt eine Genehmigung? Vorschrift der Stadtverwaltung, nehme ich an.«

Ich nicke. »Ich glaube, sie wollen vermeiden, dass man sie deswegen im Rathaus belästigt. Ein oder zwei Tage wären kein Problem, aber da er uns zwei Wochen lang begleitet, wird es garantiert Fragen dazu geben. Wenn Kaj dann eine Genehmigung vorweisen kann, ist der Fall sofort geklärt.«

»Immer noch nützlich, dein Flirt mit dem netten Kerl vom Amt«, sagt Betty von links. »Dadurch kriegst du ’ne Menge mit.«

Warum ich bei diesen Worten plötzlich rote Wangen bekomme, weiß ich nicht. Ich flirte überhaupt nicht mit Hans. Hans und ich haben ein gutes Verhältnis, und wir tauschen uns über alles Mögliche aus, aber privat kenne ich ihn überhaupt nicht. Dann ist es doch kein Flirten, oder?

»Das hätte ich sonst auch gewusst«, sage ich schnell. »Kaj hat mir sοfort eine SMS geschickt.« Ich fische mein Handy aus der Schürze und schwenke es in der Hand – heftiger als nötig, aber ich will, dass meine Freundinnen auf das Display schauen und nicht auf meinen roten Kopf.

Als wüsste Kaj, dass ich von ihm spreche, beginnt mein Telefon zu vibrieren. Ich entsperre das Display und sehe ein Dokument mit einer Nachricht darunter.

Mama, das ist mein Drehplan. Willst du ihn den anderen schon mal zeigen? Ich werde vor den Dreharbeiten bei allen vorbeischauen, um ihn mit ihnen abzustimmen, aber dann wissen sie bereits Bescheid.

»Er fängt mit Arie an und kommt als Nächstes zu mir«, lese ich vor. »Dann zu dir, Betty, dann noch ein Interview mit Ivan und Jeanet, und er endet mit Wende. Und er will etwas mit Nummer sechzehn machen, so steht das da: ›etwas mit Nummer sechzehn‹«. Ich male mit der Hand Anführungszeichen in die Luft, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein wörtliches Zitat handelt, und schmunzle darüber, wie vage die Pläne meines Sohnes immer sind. Seine Projektarbeit in der Oberstufe trug lange den Titel Eine Untersuchung über etwas in der Filmbranche. Er ist einer von denen, die zwanzig Paar gleiche Socken haben, weil er sonst garantiert jeden Tag zwei verschiedene anhätte. Ich selbst bin viel organisierter, aber Kajs Ideen lassen sich in der Regel mit Worten wie »etwas wie«, »ungefähr« und »ich glaube« zusammenfassen.

»Vielleicht können wir ihm eine Gruselstory über die Nummer sechzehn auftischen«, schwärmt Wende. »Dass dort Geister spuken oder so.«

Ich zeige mit dem Finger auf sie. »Untersteh dich. Dass das Haus seit fast drei Jahren leer steht, ist eine Todsünde, und wir werden nicht dazu beitragen, dass es noch länger so bleibt.«

Mitte März ist es drei Jahre her, dass Bram das letzte Mal den Schlüssel zu Nummer sechzehn umdrehte, um seinen wohlverdienten Ruhestand zu genießen. Er betrieb dort ein Herrenbekleidungsgeschäft, das perfekt zu den anderen Läden am Platz passte. Gepflegt, ordentlich, schick, elegant. Angenehme Kundschaft, die nach dem Einkauf regelmäßig auf eine Tasse Kaffee oder Tee bei mir vorbeischaute. Mittlerweile ist das schmale Gebäude auf der anderen Straßenseite etwas heruntergekommen. Die einst schöne blaue Fassade ist verblasst, und die Fenster sind schmutzig, aber man kann immer noch sehen, wie malerisch die Räumlichkeiten sind.

»Ich hoffe, dass dort wieder etwas Schönes entstehen wird«, sagt Betty. »Eine Kleiderboutique oder so. Vielleicht ein Schmuckgeschäft. Obwohl ich neulich von Arie gehört habe, dass es Stimmen gibt, die fordern, dass es in ein Restaurant umgewandelt werden soll.«

»Ein Restaurant?«, echoe ich erschrocken. »Nein, niemals! Es ist ein Geschäftshaus. Es hat einen Gewerbeteil und einen Wohnbereich, aber ein Gastronomiebetrieb ist dort nicht erlaubt.«

Zum Glück sagt der Blick in Bettys Augen und das entschlossene, kämpferische Nicken, das sie mir schenkt, genug. »Sollte es je zu einer Diskussion darüber kommen, bin ich auf deiner Seite«, sagt sie fest. »In den vierzehn Jahren, in denen ich die Seifenboutique betreibe, habe ich hier schon alles Mögliche gesehen. Von Feinkostläden über Kleidergeschäfte bis hin zu einem Kochbuchladen. Alle haben ihr Geschäft aufgegeben. Es ist mir egal, was in Nummer sechzehn kommt, aber es besteht kein Zweifel daran, dass du die einzige Gastronomie auf diesem Platz betreibst.« Sie nimmt einen Schluck Kaffee und blickt mit zusammengekniffenen Augen auf das leere Gebäude auf der anderen Straßenseite. »Ein Partyladen. Das wär’s. Mit diesen Masken im Schaufenster und diesen Polyesterkostümen. Clowns und Zauberer und so.«

Wende kichert. »Und einem Bogen aus Luftballons vor dem Eingang, den sie jeden Morgen aufstellen. Dann hört man es jedes Mal quietschen, weil die Ballons am Türrahmen kratzen. Und das Schaufenster wechselt zu jeder Jahreszeit, mit einer Schaufensterpuppe im aufregenden Krankenschwestern-Outfit zum Valentinstag, mit Zombiemasken und Spinnweben vor den Fenstern im Oktober.«

Ich tue so, als liefe mir ein Schauer über den Rücken. »Das will doch keiner, oder? Stell dir vor, Aries immer schöne Schaufenster voller Bücher und daneben so ein Haufen Zombies.«

»Na ja, vielleicht sind die Besitzer von Partyläden ja wirklich nett«, sagt Wende, wie nur sie es kann.

Bevor ich darauf antworten oder noch etwas zu möglichen Optionen für Brams Räumlichkeiten sagen kann, fährt ein riesiger Lastwagen auf den Platz, auf dessen Seite ein Korb voller Wollknäuel abgebildet ist.

»Oh, der Lieferant!«, ruft Wende erfreut aus. »Der ist aber früh dran!« Sie kippt den Rest ihres Cappuccinos in einem Zug hinunter, schiebt ihren Stuhl zurück und steht auf. Auf dem Weg zur Tür ruft sie über die Schulter: »Danke noch mal für den Kaffee, Don! Und sag mir Bescheid, wenn du was über Nummer sechzehn hörst, ja? Ich werde in der Zwischenzeit auch ein paar Nachforschungen anstellen, aber normalerweise weißt du ja alles als Erste. Und schick Kaj rüber, wenn er da ist, damit ich mit ihm besprechen kann, ob ich speziell für sein Shooting was Lustiges mit meiner Schaufensterdeko machen kann.«

»Wird gemacht«, antworte ich. Ich nehme meinen Kaffee und schaue ihr nach, wie sie winkend zur Tür hinausgeht und auf den LKW-Fahrer zuläuft.

»Ich finde sie so unglaublich süß«, sagt Betty pausbäckig. »Weißt du noch, wie sie Kaj bei der Führerscheinprüfung geholfen hat?«

Ich nicke und denke an die Zeit zurück, als Wende vor ein paar Jahren ihr Wollgeschäft im Haus nebenan eröffnete. Mitten im Umbau kam sie, um Kaj bei seiner theoretischen Führerscheinprüfung zu helfen, weil er sagte, dass er sich damit so schwertue. Wendes Mutter war Prüferin bei der Führerscheinstelle und hatte ihr früher vor dem Schlafengehen aus ihren Fachbüchern vorgelesen. Auf Wendes Wunsch, weil sie so besser einschlafen könne als mit Märchen oder Geschichten, sagte sie. Sie sagte all ihre Termine ab, um Kaj die Theoriebücher zu leihen, und saß den ganzen Nachmittag neben ihm am Stammtisch, um ihm bei den Fragen zu helfen. Das einzige Mal, dass sie nicht da war, war, als sie zur Konditorei ein Stück weiter die Straße runter ging, um frische Wurstbrötchen für die Bauarbeiter zu holen.

»Dank ihr hat Kaj seine Theorieprüfung auf Anhieb bestanden«, sage ich lächelnd. Ich starre in meinen Cappuccino und nehme meinen Löffel, um den Milchschaum umzurühren.

»Weißt du, dass sie mich manchmal dazu inspiriert, ein besserer Mensch zu sein?« Betty schiebt sich ihren Mini-Brownie in den Mund und kaut genüsslich darauf herum. »Manchmal, ja? Manchmal liebe ich es auch einfach, eine Besserwisserin zu sein, die zu allem und jedem was anzumerken hat.« Sie grinst, trinkt ihren Kaffee aus und stemmt ihren steifen Körper vom Stuhl hoch. »Wir sehen uns, Don.« Zum Abschied hebt sie die Hand und wickelt ihre Strickjacke noch ein wenig fester um sich, bevor sie zur Tür hinausgeht.

Ich stoße einen tiefen Seufzer aus und stelle Bettys und Wendes leere Kaffeetassen auf das Tablett. Mit meinem eigenen halbleeren Cappuccino in der einen und der Zigarettenschachtel in der anderen Hand gehe ich durch meine Teestube zur Hintertür, um meine zweite Zigarette am Tag zu rauchen.

Ich rauche nie in Sichtweite der Gäste, deshalb habe ich eine Bank neben der Hintertür aufgestellt. Außer Sichtweite. Wie es sich gehört.

2

Es ist mehr als dreizehn Jahre her, dass ich mit dem Fahrrad über diesen malerischen Platz fuhr und vor dem Schaufenster meines heutigen Cafés das Schild »Zu vermieten« sah. Die Räume waren bereits leer, aber schon als ich mit den Händen neben dem Gesicht hineinschaute, wusste ich: Das wird mein Zuhause. Ich rief sofort den Makler an, während ich praktisch noch immer die Stirn gegen das Fenster drückte. Eine Stunde später kam er angeradelt, und ich saß wie auf heißen Kohlen, während ich auf dem Bürgersteig vor der Tür auf ihn wartete. Wir sahen uns die Geschäftsräume und die Einliegerwohnung darüber an, und innerhalb von zwei Minuten stand für mich fest, dass ich dieses Haus wollte. Kaum einen Monat später zog ich mit einem achtjährigen Sohn und einem fast leeren Sparkonto in die Wohnung ein, und ich habe es bis heute nicht bereut.

Was den Magnolienhof so sympathisch macht, ist unter anderem seine Atmosphäre: ein schöner Innenhof am Rande der Innenstadt mit netten Ladenbesitzern und schönen Geschäften. Die Grundstücke gruppieren sich um ein Blumenbeet, in dessen Mitte ein großer, mehrstämmiger Magnolienbaum steht – daher der Name. Vor einigen Jahren wurde das Blumenbeet komplett umgestaltet, ein paar Bänke wurden aufgestellt, und die kaputte Straßenlaterne, über die ich mich jahrelang bei der Stadtverwaltung beschwert hatte, wurde endlich durch eine funktionierende ersetzt. Außer für Anlieferer ist der Platz für den Autoverkehr gesperrt und somit nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar – eine Oase der Ruhe und ein idealer Ort für Menschen, die der Hektik der Stadt entfliehen wollen.

Es ist mein Lieblingsort auf der Welt, und ich muss ehrlich sagen: Ich würde es hassen, diesen Platz mit einem zweiten Gastronomiebetrieb teilen zu müssen. Allein der Gedanke treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn. Dann wären dreizehn Jahre Arbeit für die Katz gewesen.

Dreizehn Jahre, in denen ich Freud und Leid mit den anderen Gewerbetreibenden auf diesem Platz geteilt habe – mit manchen mehr, mit manchen weniger. Die Zusammensetzung, wie wir sie jetzt haben, ist perfekt: Bettys Drogerie, Wendes Wollpalast, meine Teestube, Aries Buchhandlung und der Friseursalon von Ivan und Jeanet. Was das betrifft, wäre eine Schmuck- oder Bekleidungsboutique tatsächlich eine perfekte Ergänzung.

Betty und ich haben uns einmal gesagt: Es gibt nur einen Weg, wie sie uns hier jemals rauskriegen, und das ist zwischen sechs Brettern. Bis dahin sind wir sechs Tage die Woche hier, von zehn bis sechs – außer montags, da machen wir erst mittags auf.

An diesen sechs Tagen in der Woche sieht mein Tagesablauf immer gleich aus: Ich stehe auf, dusche, schaue um zehn vor halb neun die Frühstücksnachrichten – die Wiederholung von frühmorgens, denn nicht umsonst habe ich mich für einen Beruf in der Gastronomie entschieden – und rauche dann auf meinem Balkon auf der Rückseite des Hauses die erste Zigarette des Tages. Dann gehe ich die Treppe hinunter und bin auf meiner Arbeitsstelle. Es könnte nicht einfacher sein. Wenn es in Strömen regnet, muss ich gar nicht erst durch den Regen gehen. Als Kaj noch in der Grundschule war, war das eine ideale Situation: Er konnte seine Hausaufgaben an einem der Tische in der Teestube machen, und wenn er oben war, war er eine Etage von mir entfernt. Ich merkte sozusagen, wenn er vom Sofa aufstand, um zum Kühlschrank zu gehen.

Das Leben als alleinerziehende Mutter war bei Weitem nicht immer rosig, das muss ich zugeben. Aber wenn ich Betty anschaue und mir vorstelle, dass sie über fünfzehn Jahre lang ohne ihren Mann durchs Leben gehen musste, denke ich, dass ich sowieso lieber in meinen eigenen Schuhen stecken möchte.

»Denkst du wieder über das Leben nach?«

Kajs Stimme durchbricht meine Gedanken.

Sofort drehe ich mich um und stürze mich auf den großen, blonden, schlaksigen Mann in der Tür. Ich schlinge meine Arme um ihn und ziehe ihn fest an mich. »Hallo, mein Schatz. Wie geht es dir? Ich habe dich schon so lange nicht mehr gesehen.«

»Mama, ich war doch erst letzte Woche hier, oder? Zu Weihnachten. Und Silvester haben wir telefoniert. Und in den letzten Tagen haben wir uns per SMS über den Dokumentarfilm ausgetauscht. Ich glaube nicht, dass sich in der Zwischenzeit so viel verändert hat. Oder hast du plötzlich auf Bier umgestellt, und das hier ist jetzt eine Kneipe?«

»Kein Gedanke daran. Seit zehn Jahren der beste High Tea der Stadt, und das wird auch immer so bleiben.« Ich zeige auf die gerahmte Urkunde an der Wand: Zehn Jahre bester High Tea der Stadt. Seit ein paar Jahren ist mein Teestübchen der einzige Ort in der Stadt, der High Tea serviert, aber das macht nichts. Die Urkunde hängt stolz an meiner Wand, und der Text ziert in fetten Lettern meine Speisekarte. »An dem Tag, an dem ich überlege, daraus eine Kneipe zu machen, kannst du die Irrenanstalt anrufen, dass sie mich abholen kommen«, sage ich.

Ich drücke meine Nase an seine Jacke und rieche seinen Duft. Auch wenn er jetzt Parfüm trägt, allein lebt und einen Kopf größer ist als ich, wird Kaj immer mein kleiner Junge bleiben. Der kleine Kerl, der mit acht Jahren von der Bank hinten im Laden aufstand und zu mir rennen wollte, dabei aber stolperte und mit den Zähnen gegen einen Tisch schlug. Der Junge, der mit einem Fläschchen Hustensaft über den Flur rannte und es dann aus der Hand fallen ließ, was zur Folge hatte, dass eine der Fliesen in der Nähe der Hintertür noch immer eine kleine Absplitterung aufweist. Der Jugendliche, der mit einer Videokamera durch die Teestube lief und alles, was ihm begegnete, in Großaufnahme festhielt. Und der es einmal für eine gute Idee hielt, bei einem Freund eine Flasche Wodka zu kippen und dann besoffenen ein Fenster einzuschlagen, weil er seine Schlüssel nicht finden konnte und mich nicht wecken wollte. Mein Kind.

»Schnüffelst du schon wieder an mir?«

»Nein.«

Kaj schiebt mich von sich weg und sieht mich skeptisch an, den Kopf leicht schräg gelegt. Seine blauen Augen verengen sich zu Schlitzen, und eine Strähne seines blonden Haares fällt ihm vor die Augen.

Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht. Dein Haar ist zu lang.«

Er lacht und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. »Du bist komisch, Mama. Und meine Haare sind nicht zu lang, ich will sie wachsen lassen. Ist noch Kaffee da?« Ohne eine Antwort abzuwarten, schultert er seine Wochenendtasche und geht, den Kamerakoffer hinter sich herziehend, zur Bar. Dort holt er eine Packung Milch aus dem Kühlschrank und stellt zwei Cappuccino-Tassen auf den Rost der Kaffeemaschine.

Ich folge ihm, hieve mich auf einen der Barhocker und greife nach seinem Mantel, den er mir über den Tresen reicht. »Du bist im Café deiner Mutter und fragst, ob noch Kaffee da ist. Und ich bin die Komische von uns beiden? Das wage ich zu bezweifeln.«

Er schaut mich unter seinen Augenbrauen an und grinst dann breit. »Ich weiß.«