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Alexis Demos

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,3, Technische Universität Dresden, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Jahr 1989 gilt gemeinhin als der Endpunkt der sozialistischen Selbstzerstörung und als Deutschlands zweite Chance im Zuge der Selbstbefreiung durch die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die Berliner Mauer als „antifaschistischer Schutzwall“ verlor mit den Ereignissen vom 9. November 1989 endgültig an Bedeutung und stellte daraufhin ein Monumentum des Versagens des Kommunismus dar. Es ist eine List des Schicksals, dass dieses aus deutscher Perspektive geschichtsträchtige und bedeutungsschwere Datum des 9. Novembers einen weiteren Wendepunkt deutscher respektive europäischer Geschichte markiert. Unter Berücksichtigung der finanziellen Engpässe des SED-Regimes und des Revitalisierungsversuchs der kommunistischen Herrschaft durch Gorbatschow, die neben der Aufgabe der Breschnew-Doktrin auch innenpolitische Liberalisierungs- und Demokratisierungstendenzen vorsah, müssen dann auch die inneren Entwicklungen der DDR im Jahre 1989 analysiert werden. Die Öffnung der Mauer als Apokalypse des kommunistischen Systems ist somit auch ein Ergebnis der von der Sowjetunion nicht nur stillschweigend geduldeten Reformen in Osteuropa respektive Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei, die sich im Rahmen der katalytischen Ausreisewelle der Bevölkerung der DDR nachhaltig auf die Systemstabilität und -legitimität der DDR auswirken sollte. Es bleibt einerseits zu klären, ob diese Instabilität für eine rasche Implementierung der Vereinigung Deutschlands sprechen könnte und andererseits, ob sich durch die rasche Implementierung der Vereinigung Deutschlands die Diskrepanz der staatlichen und inneren Einheit erklären lässt.

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Veröffentlichungsjahr: 2010

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Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. DAS ENDE DES REAL EXISTIERENDEN SOZIALISMUS.
2.1 SOZIALISTISCHE PLANWIRTSCHAFT VERSUS LIBERALE MARKTWIRTSCHAFT.
2.2 PERESTROIKA UND GLASNOST - DER ANFANG VOM ENDE?
2.3 DER VERLUST DER UTOPIE
3. 1989 - DAS ANNUS MIRABILIS.
3.1 REPUBLIKFLUCHT - ABSTIMMUNG MIT FÜßEN
3.2 DER HEIßE HERBST ALS ZEICHEN STAATLICHER OHNMACHT?
3.3 DER MAUERFALL - REVOLUTION IN DER REVOLUTION.
4. DAS ENDZIEL DER EINHEIT.
4.1 DAS ZEHN-PUNKTE-PROGRAMM - HELMUT KOHLS PARTEIPOLITISCHER COUP.
4.2 DIE VOLKSKAMMERWAHL VOM 18. MÄRZ 1990 - PLEBISZIT FÜR DIE VEREINIGUNG.
4.3 DIE WÄHRUNGS-, WIRTSCHAFTS- UND SOZIALUNION - POINT OF NO RETURN
5. VON DER UNVERHOFFTEN ZUR ÜBERSTÜRZTEN EINHEIT?
5.1 DAS ZEITFENSTER INTERNATIONALER ENTSPANNUNGSPOLITIK
5.2 DER MATERIALISMUS DER DDR-BEVÖLKERUNG.
5.3 DER RELATIVE WOHLSTAND DER DDR AUF KOSTEN DER BRD
6. DIE SUCHE NACH DER INNEREN EINHEIT.
6.1 POLITISCHE KULTUR ALS ERGEBNIS POLITISCHER SOZIALISATION.
6.2 BLÜHENDE LANDSCHAFTEN - EINE VISION WIRD ZUR ILLUSION
6.3 OSTDEUTSCHLAND - EIN DEUTSCHES MEZZOGIORNO?
7. RESÜMEE
8. LITERATURVERZEICHNIS

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1. Einleitung

Das Jahr 1989 gilt gemeinhin als der Endpunkt der sozialistischen Selbstzerstörung und als Deutschlands zweite Chance im Zuge der Selbstbefreiung durch die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die Berliner Mauer als „antifaschistischer Schutzwall“ verlor mit den Ereignissen vom 9. November 1989 endgültig an Bedeutung und stellte daraufhin ein Monumentum des Versagens des Kommunismus dar (Vgl.Schroeder 2006: 131).Es ist eine List des Schicksals, dass dieses aus deutscher Perspektive geschichtsträchtige und bedeutungsschwere Datum des 9. Novembers einen weiteren Wendepunkt deutscher respektive europäischer Geschichte markiert. Nach Fritz Stern stellt dieser Tag den strahlendsten Moment in Europas dunkelstem Jahrhundert dar, das 1914 mit einer beispiellosen Ära der Gewalt begonnen hatte (Vgl.Stern 2007: 582).So schicksalhaft das Datum auch erscheint, es muss jedoch gesagt werden, dass dieses Ereignis aus einem sozialen Prozess individuell handelnder Akteure resultiert, deren Handeln sowohl von exogenen als auch von endogenen Faktoren begünstigt worden ist. Der DDR als Produkt des Kalten Krieges und eo ipso als künstlich geschaffener Staat, fehlte sowohl national als auch politisch jegliche indigene Legitimität (Vgl.Fulbrook 1995: 3f.).Im Rahmen dieser von der Sowjetunion unterstützen Staatlichkeit der DDR nimmt es nicht wunder, dass von einer unabhängigen Deutschland- und Außenpolitik in der 40-jährigen Geschichte der DDR kaum die Rede sein kann. Erst mit der Wahl des reformorientierten Michail Sergejewitsch Gorbatschows zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) im März 1985 lässt sich eine Reduzierung des vorauseilenden Gehorsams nach Osten feststellen. Der sich daraus entwickelnde „Sozialismus in den Farben der DDR“ sollte sich jedoch aufgrund eines systemimmanenten, strukturellen Defizits als Irrgang erweisen. Die im Rahmen der sozialistischen Planwirtschaft von Erich Honecker auf dem VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) 1971 propagierte Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik sollte der Partei die Loyalität der Massen sichern. Dieser Wohlfahrtssozialismus sah die Senkung der Mieten, die Verkürzung der Arbeitszeiten, den Ausbau der Krankenfürsorge und der Kinderbetreuung sowie die Verdopplung des Wachstums und der Arbeitsproduktivität vor (Vgl.Müller 2006: 60).In der Tat bildete dieses Programm die Grundlage für eine sozialistische Wohlstandsgesellschaft, allerdings auf Kosten der kommunistischen Utopie (Vgl.Wolle 1999: 41).De facto scheiterte diese kostenintensive und defizitäre Modernisierungsstrategie daran, dass diese einerseits keine impliziten Anreize bot und andererseits keine an Leistungen gebundene und autonom steigende soziale Sicherheit vorsah (Vgl.Kusch et al. 1991: 18).Unter Berücksichtigung der

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finanziellen Engpässe des SED-Regimes und des Revitalisierungsversuchs der kommunistischen Herrschaft durch Gorbatschow, die neben der Aufgabe der Breschnew-Doktrin auch innenpolitische Liberalisierungs- und Demokratisierungstendenzen vorsah, müssen dann auch die inneren Entwicklungen der DDR im Jahre 1989 analysiert werden. Die Öffnung der Mauer als Apokalypse des kommunistischen Systems ist somit auch ein Ergebnis der von der Sowjetunion nicht nur stillschweigend geduldeten Reformen in Osteuropa respektive Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei, die sich im Rahmen der katalytischen Ausreisewelle der Bevölkerung der DDR nachhaltig auf die Systemstabilität und -legitimität der DDR auswirken sollte (Vgl.Oldenburg; Helwig 1995: 170).Es bleibt einerseits zu klären, ob diese Instabilität für eine rasche Implementierung der Vereinigung Deutschlands sprechen könnte und andererseits, ob sich durch die rasche Implementierung der Vereinigung Deutschlands die Diskrepanz der staatlichen und inneren Einheit erklären lässt. Ostdeutschland, quo vadis? Ausgehend von der Fragestellung, wonach im Zuge der unverhofften friedlichen Revolution von 1989/90 die Vereinigung Deutschlands überstürzt implementiert und der Desintegration der Ostdeutschen somit Vorschub geleistet wurde, hat sich ein breiter Fundus an Literatur herausgebildet. Der Forschungsstand ist jedoch mitnichten so einmütig, wie es scheint. Es herrschen in der Literatur zwar durchaus Konvergenzen bezüglich der Wechselwirkung exogener und endogener Faktoren mit Hinblick auf den Untergang der DDR; die Meinungen über den Einigungsprozess und die Bilanz nach fast 20-jähriger Einheit könnten jedoch unterschiedlicher nicht ausfallen. Stellvertretend für die jeweiligen Autoren, die im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch zu Wort kommen werden, lassen sich grob drei Denkrichtungen mit unterschiedlichen Ansätzen ausdifferenzieren. Der Postmarxismus Stefan Bollingers ist nicht zu überhören, wenn er hinsichtlich der Öffnung der Mauer prinzipiell von einer abgebrochenen Revolution spricht. Indem er behauptet, dass das materialistisch denkende Volk nach dem 9. November 1989 nicht mehr bereit war, den aufmüpfig gewordenen Intellektuellen der DDR in den demokratischen Sozialismus zu folgen, lässt er durchblicken, dass der „dritte Weg“ durchaus eine Alternative geboten hätte, wenn die politische und soziale Frage nicht in diesem Umfang von der nationalen Frage überlagert worden wären (Vgl.Bollinger 1998: 181).Demgegenüber geht Rolf Reißig mit dem vollzogenen Einigungsprozess mangels Alternativen zwar konform, er stellt jedoch dessen Improvisationscharakter heraus. Seiner Meinung nach lässt sich die gespaltene Vereinigungsgesellschaft darauf zurückführen, dass die vollzogene institutionelle Einheit im Zuge der überstürzten Systemtransformation nicht als Katalysator der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Einheit fungieren konnte und

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sich die Probleme des Westens im Osten potenzierten (Vgl.Reißig; Bahrmann und Links 2005: 309f.).