Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Der kleine Güterzug entdeckt in 24 kurzen Geschichten zum Vorlesen die Welt. Zusammen mit seinen Freunden vom Bahnhof, den Tieren aus dem Wald und den Kindern der Stadt besteht er viele Abenteuer. Er findet einen Schatz, erhält Besuch vom Mond, fährt mit den Kindern in den Urlaub, hilft den Vögeln beim Nestbau und wird vom ersten Schnee überrascht. Kleine und große Eisenbahnfreunde finden in diesem Buch einen Freund auf Schienen, der ihnen Abend für Abend eine schöne Geschichte zum Träumen schenkt.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 90
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Für meine lieben Enkelkinder
Bruno, Aaron, Lotte, Annemieke
und auch für alle anderen,
die uns vielleicht noch geschenkt werden.
Der kleine Güterzug lernt Rollen
Der kleine Güterzug macht sich schön
Der kleine Güterzug überwindet seine Angst
Der kleine Güterzug besucht den Zoo
Der kleine Güterzug hat eine Freundin
Das Wettrennen
Der kleine Güterzug und die Regenwolke
Der kleine Güterzug macht Urlaub
Der kleine Güterzug hat Geburtstag
Der kleine Güterzug verliert einen Wagon
Der kleine Güterzug erhält Besuch vom Mond
Der kleine Güterzug lässt einen Drachen steigen
Der kleine Güterzug findet einen Schatz
Der kleine Güterzug hilft den Vögeln
Der kleine Güterzug sucht den Märchenwald
Der kleine Güterzug soll zum Rummel
Der kleine Güterzug wird zum Versteck
Der kleine Güterzug ist krank
Der kleine Güterzug im Schnee
Der kleine Güterzug hilft den Tieren
Auf dem Weihnachtsmarkt
Der kleine Güterzug feiert Weihnachten
Der kleine Güterzug reist nach New York
Der kleine Güterzug findet ein neues Zuhause
Auf einem Bahnhof steht ein kleiner Güterzug. Ganz ruhig und verschlafen steht er da auf einem extra kleinen Gleis. Neben ihm stehen die großen Güterzüge auf großen Gleisen. Sie schnaufen und pusten und fühlen sich ganz wichtig.
Der kleine Güterzug blinkert mit seinen Augen und schaut auf die Schienen vor ihm. „Wozu sind die gut?“, überlegt er. „Ob das eine Leiter ist, die man aufstellen muss? Aber wie komme ich auf eine Leiter? Ich will auch gar nicht auf eine Leiter!“
So macht er sich seine Gedanken. Er spürt, dass er Räder hat, an jedem Wagon vier Stück. Lustig ist das. Er rollt mal das eine und dann das andere Rad, aber nichts passiert. „Du musst schon deine Bremsen lösen“, ruft der große Güterzug neben ihm. „Und dann?“, fragt der kleine Güterzug, „was passiert dann?“ „Na du rollst“, antwortet der große Güterzug ungeduldig, „dazu sind wir doch da.“ „Um zu rollen?“, fragt wieder der kleine Güterzug. „Aber wohin sollen wir denn rollen?“ „Roll doch einfach erst einmal los, dann wirst du es schon sehen.“
Da löst der kleine Güterzug seine Bremsen und die Lokomotive stößt ihren Dampf heraus. Das hört sich an wie ein Pfeifen und macht so fröhlich, dass der kleine Güterzug gar nicht anders kann, als seine Räder zu rollen. Hei, wie macht das Spaß, die Räder rollen und rollen im gleichen Takt. Wie Musik klingt das. „Ratata, ratata“, summt der kleine Güterzug glücklich mit.
Immer schneller und schneller wird er. Er saust an allen anderen Zügen vorbei, an den vielen Wagons und Lokomotiven. Ihm wird schon ganz schwindelig, so schnell ist er.
„Oh, wie bleibe ich denn nun wieder stehen?“, fragt voller Schrecken der kleine Güterzug. „Nimm Dampf raus und dann bremsen!“, schreit ihm der letzte große Bahnhofszug nach. Oje, jetzt wird es wirklich höchste Zeit. Der Bahnhof liegt schon lange hinter ihm und vor sich sieht er rote Lichter, die ihm irgendwie signalisieren: Bleib steh‘n! Bleib steh‘n!
Da hört der Güterzug auf zu dampfen, seine Räder drehen sich langsamer und immer langsamer. Er zieht seine Bremsen an und unter lautem Quietschen und Stöhnen bleibt er erschöpft stehen. „Ich habe es geschafft!“, freut er sich.
„Ich bin tatsächlich auf dieser komischen Leiter gefahren, die keine Leiter ist. Nun muss ich aber irgendwie zurück.“
Und so rollt und rollt er langsam und ganz vorsichtig rückwärts, zurück, am Bahnhof vorbei, bis zu den Abstellgleisen, wo schon die großen Züge auf ihn warten.
„Na, das war doch mal was!“, ruft der große Güterzug, der am Anfang neben ihm stand. „Du bist ja abgegangen wie eine Rakete!“ „Wie eine Rakete? Was ist denn das schon wieder?“, will der kleine Güterzug verwundert wissen.
„Das erzähle ich dir ein anderes Mal. Jetzt ruhe dich erst einmal aus. Du musst noch viel lernen. Aber das hat Zeit. Die Hauptsache ist, du weißt, wozu du deine Räder hast und wie du sie gebrauchen kannst.“ Der kleine Güterzug freut sich und ist auch schon ganz müde. Ihm fallen langsam die Augen zu und er gähnt ganz laut.
Doch kurz bevor er einschläft, öffnet er noch einmal ein Auge und fragt: „Eins muss ich aber noch wissen: Warum fahren wir auf einer Leiter?“
Da lachen die anderen Güterzüge und freundlich sagt der große: „Das sind keine Leitern. Man kann sie nicht aufstellen, denn sie sind fest auf die Erde gebaut. Man nennt sie Schienen und sie bringen uns in die große, weite Welt.“
„O ja, da will ich auch hin!“, flüstert der kleine Güterzug und endlich schläft er glücklich ein.
Ganz schnell lernt der kleine Güterzug das Fahren auf den Schienen, das Bremsen und die Bedeutung all der vielen Signale. Es macht ihm viel Freude, immer wieder Neues dazu zu lernen.
Endlich ist es soweit, dass er alles Wichtige, was ein Zug wissen muss, kann und die großen Züge sagen: „Nun kannst du losfahren – in die weite Welt hinaus.“ „Aber wo soll ich denn hin?“, will da der kleine Güterzug ganz ängstlich wissen. „Was soll ich denn in der weiten Welt?“ Die großen Güterzüge lachen wieder: „Du machst das, wozu wir Güterzüge da sind. Du lässt dich beladen und fährst Güter von einem Ort zum anderen, gerade dorthin, wo etwas gebraucht wird.“ „Aha“, sagt der kleine Güterzug, „das verstehe ich. Aber wer wird mich beladen, wer wird mich brauchen? Ich bin doch noch so klein.“ „Keine Sorge“, meinen da die anderen Züge, „es gibt immer genug zu transportieren, mach dich nur bereit.“
Der kleine Güterzug freut sich auf seine neue Aufgabe und fröhlich rattert er vor sich hin: „Ich mach‘ mich bereit, ich mach‘ mich bereit!“
„Aber wie macht man sich eigentlich bereit?“, überlegt er auf einmal. Er will jedoch nicht schon wieder die großen Güterzüge fragen. Die lachen doch nur über ihn und das gefällt dem kleinen Güterzug nicht so sehr. Also steht er geduldig auf seinem kleinen Abstellgleis und beobachtet die großen Züge.
Erst geschieht lange gar nichts. Die Züge kommen angeschnauft, öffnen ihre Türen ganz weit und ruhen sich einfach nur aus. Aber dann erscheinen viele Arbeiter und beginnen, die Wagons zu reinigen. Sie kehren, waschen und schrubben, bis alles wieder sauber ist und glänzt. Danach gehen die Arbeiter um die Wagons herum, klopfen mit Eisenstangen auf die Räder, ölen hier und da ein wenig und schon sind sie fertig.
„Das ging aber schnell“, denkt der kleine Güterzug. „Aber wer macht mich bereit? Ich bin so klein, dass kein Arbeiter auf die Idee kommt, meine Räder zu kontrollieren und zu ölen.“ Ganz traurig macht dieser Gedanke den kleinen Güterzug. Er seufzt und schnieft und beinah wären ihm ein paar Tränen heraus gerollt.
Plötzlich spricht eine quakende Stimme ganz in seiner Nähe: „Na, wer wird denn so stöhnen und jammern an einem so herrlichen und wunderschönen Sommerabend?“ Der kleine Güterzug schaut sich erschrocken um. Da sieht er einen dicken, grünen Frosch neben sich im Gras sitzen. „Ach du bist es, kleiner Wasserplatscher!“, freut sich der kleine Güterzug über den unverhofften Besuch. Sogleich erzählt er dem Frosch seine Sorgen. „Ich möchte auch so gut gewaschen und geölt sein, wenn Morgen mein erster Arbeitstag beginnt“, endet er aufgeregt seinen Bericht.
„Nichts leichter als das!“, ruft da der Frosch. „Warte nur eine kleine Weile und du wirst staunen!“ Mit diesen Worten ist der freundliche Frosch so plötzlich verschwunden, wie er zuvor aufgetaucht war.
Verwundert schaut ihm der kleine Güterzug nach. „Ob er wohl wiederkommt?“, fragt er sich nach einiger Zeit und etwas später denkt er: „Habe ich das alles nur geträumt?“ Gerade wollen dem kleinen Güterzug die Augen zufallen, da kommt der Frosch wieder angehüpft.
Er ist diesmal nicht allein. Seine ganze Froschfamilie springt quakend hinterher, dazu flitzt eine lustige Mäusefamilie um sie herum und eine Schar fetter Käfer krabbelt im Eiltempo rechts und links des Weges.
Noch ehe der kleine Güterzug etwas fragen kann, ruft der Frosch: „Auf geht es Freunde, machen wir ihn bereit!“ Da plustern alle Frösche ihre dicken Backen auf und spritzten so viel Wasser heraus, das alles plitsch-platsch nass wird. Danach sind die kleinen Mäuschen an die Reihe. Mit ihrem wolligen Fell reiben sie den Güterzug trocken und damit gleichzeitig auch wieder sauber.
Als nächstes kommen die Käfer zum Einsatz. Sie krabbeln um die vielen Räder herum, dass es ihn nur so kitzelt. Dabei versprühen sie ein feines, gut duftendes Öl.
Dies alles dauert nur wenige Minuten und der kleine Güterzug erschrickt fast, als der Frosch laut pfeift und ruft: „Fertig!“
„Oh“, staunt der kleine Güterzug, „ich bin schon fertig und bereit?“ „Na klar“, sagen freundlich die Tiere, „du siehst wunderschön aus und alle werden staunen.“
Und wirklich strahlt und glänzt der kleine Güterzug im hellen Mondlicht. „Vielen Dank, meine Freunde“, ruft er noch schnell hinterher, bevor diese in der Dunkelheit des Waldes verschwunden sind.
Beladen mit vielen bunten Steinen soll der kleine Güterzug heute eine weite Strecke fahren. Er muss über viele Dörfer und Städte bis hin zu einer ganz großen Stadt und dann wieder zurück.
„Hoffentlich schaffe ich das!“, sorgt sich der kleine Güterzug. Mutig stößt er noch einen lauten Pfiff aus und los geht die Fahrt. Der kleine Güterzug kommt schnell ins Rollen und es macht ihm großen Spaß. Tapfer schaut er schon nach rechts und nach links, beobachtet, was am Waldesrand so vor sich geht und wenn er ein kleines Reh stehen sieht, stößt er einen lauten Pfiff aus, so dass alle Tiere erschrocken in den Wald flüchten.
Der kleine Güterzug findet das äußerst lustig und muss darüber laut lachen. Plötzlich lässt sich eine Schwalbe auf seiner Lok nieder und beginnt auch gleich fürchterlich zu schimpfen: „Das macht man nicht, kleiner Güterzug, das ist ungezogen!“
„Was meinst du denn?“, wundert sich dieser ganz erschrocken. „Man erschrickt keine Tiere! Sie bekommen doch Angst, wenn du plötzlich so laut lospfeifst.“ „Angst, was ist denn Angst?“, will da der kleine Güterzug wissen. „Du weißt nicht, was Angst ist?“, wundert sich die Schwalbe. „Angst hat man manchmal oder auch nicht. Das ist bei jedem anders. Ich kann dir das jetzt auch nicht erklären, denn ich habe keine Zeit. Hör aber auf, die armen Rehe zu erschrecken!“
So schimpft die Schwalbe noch ein wenig weiter und fliegt davon. „Na gut“, sagt sich der kleine Güterzug und nimmt sich vor, nicht mehr so viel zu pfeifen. Mit diesem guten Vorsatz rollt er zufrieden weiter.
Bald hat er es geschafft und die große Stadt erreicht. Er sieht schon die ersten hohen Häuser. Doch was ist das? Verwundert schaut der kleine Güterzug auf ein großes Gebilde aus Eisen.
Es führt über einen breiten Fluss und mit Schrecken sieht er, dass seine kleinen Schienen genau über dieses furchtbare Ding führen.