Die gezähmte Depression - Holger Reiners - E-Book

Die gezähmte Depression E-Book

Holger Reiners

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  • Herausgeber: Kösel
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Ein Betroffener macht Mut – Glückliches Leben nach der Depression

18 Jahre litt Holger Reiners unter schwersten Depressionen. Heute ist er geheilt, aber die Krankheit wird ihn nie ganz loslassen. Durch die intensive Beschäftigung mit dem Krankheitserleben und das eigene erfahrene Leid weiß er, dass es neben dem Schrecken der Depression, neben der Bedrückung und dem Schmerz auch irgendwann wieder ein Leben voller Elan, Glück, Zufriedenheit und Zuversicht geben kann.

Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Ulrich Hegerl, „Kompetenznetz Depression“.

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Seitenzahl: 153

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Inhaltsverzeichnis
 
Vorwort
Zur Einstimmung: EGO!
 
Die Schrecken der Krankheit sind nie vergessen
 
Copyright
Im Gedenken an meine Eltern, in Verbundenheit und Dankbarkeit
Dem Psychiater Dr. E. Krause und dem Freund Prof. Dr. K. Schümann zugedacht
Vorwort
Als Psychiater lernt man viele depressive Erkrankte kennen, ihre jeweils ganz individuelle Lebens- und Leidensgeschichte, aber auch das bei aller Unterschiedlichkeit der Ausgestaltung doch immer Gemeinsame dieser oft verkannten schweren Erkrankung: die bleierne Schwere aller Lebensvollzüge, die Hoffnungs- und Freudlosigkeit, die quälenden Selbstvorwürfe und Selbstzweifel und der unerträgliche Leidensdruck mit dem verzweifelten Wunsch, dieser Situation, wie auch immer, zu entfliehen. Verschlossen bleibt einem erfahrenen Arzt ebenso wie den mitleidenden Angehörigen jedoch die Innenperspektive dieser Erkrankung, das existentielle Erlebnis der Erkrankung Depression. Dieses liegt bei schweren Depressionen, und hierüber handelt dieses Buch, außerhalb des Erlebnisfeldes Nichterkrankter, die vielleicht mit Trauer, depressiven Stimmungen und Ängsten als Teil des oft auch leidvollen Lebens vertraut sind, nicht jedoch mit dem spezifischen Erleben im Rahmen einer schweren depressiven Erkrankung. Über diese Innenperspektive kann nur ein Betroffener sprechen. Tut er dies, so ist immer wieder zu beobachten, wie sich bei anderen Betroffenen bereits nach kurzer Zeit ein stilles Einverständnis einstellt, die Gewissheit, jemanden gegenüber zu haben, der Ähnliches erlebt hat.
Holger Reiners blickt auf Jahre schwerster Depression zurück. Wieder mit beiden Beinen im bunten Leben, schildert er in kraftvoller Sprache das Erlebte. Eindringlich und nuancenreich wird beschrieben, wie die Depression das »Selbst« und damit den Kern der eigenen Existenz aushöhlt, wie die »Selbst«-Findung Teil des Weges aus der Erkrankung wird, und wie im Rückblick, mit dem besänftigenden Abstand vieler Jahre, selbst die leidvollen Erfahrungen der Depression in die Gestalt eines eigenen Lebensentwurfes integriert werden.
Neben der subjektiven Seite der Depression vermittelt dieses Buch auch eine Fülle von mehr lebenspraktischen Erfahrungen, von Sackgassen, von überraschenden Öffnungen zur Hoffnung, von Strategien, das Wiedergewonnene zu bewahren und mit »Selbst«-Vertrauen in die Zukunft zu gehen.
Viele Betroffene werden noch mitten in leidvollen Auseinandersetzungen mit der Depression stecken und wären froh, über eine ähnlich glückliche Geschichte der Krankheitsbewältigung berichten zu können. Der Autor Holger Reiners hat selbst erlebt, dass die Behandlung und der persönliche Weg aus der Depression mühsam und langwierig sein kann, dass die medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten zwar segensreich und unverzichtbar sind, aber auch noch viele Wünsche offen lassen. Doch auch wenn Depression eine sehr ernsthafte und leidvolle Erkrankung ist, so ist die zentrale Botschaft dieses faszinierenden Buches, dass auch aus größter Verzweiflung heraus Wege zum Besseren führen. Es macht Mut, diese Wege zu suchen.
 
Prof. Dr. Ulrich Hegerl,
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Sprecher des »Kompetenznetz Depression«
Zur Einstimmung: EGO!
Es geht um nicht mehr und nicht weniger in diesem Buch als um das Ego des einst Kranken. Sein Ich war zeitweise brüchig und gefährdet, es hatte alle Konturen verloren und war dem Aufgeben nahe. Die Krankheit hat dieses Ich verändert - aber welche Formen diese Veränderung im Laufe der Depression eines Tages annehmen würde, war nicht vorauszusehen. Auch dies ist neben Ursache, Verlauf und Dauer ein weiteres Geheimnis der Depression, das sie von allen anderen schweren Krankheiten unterscheidet. Nicht weil ihr Ausgang, die Gesundung, ungewiss ist - das muss er gar nicht sein -, sondern weil sich der Genesende mit einem ihm anfangs gänzlich fremden Ego auseinandersetzen muss: Wer bin ich? Wer muss ich, wer will ich und vor allem, wer kann ich jetzt sein? Darf ich mich auf mich selbst verlassen? Kann ich den neuen, so nie geahnten Kräften trauen? Was bedeutet es, plötzlich Nein sagen zu können, also wirklich frei zu sein?
Wenn wir vom Ego eines Menschen sprechen, dann benutzen wir heute diesen Begriff oftmals als Klischee für eine ausschließlich auf sich selbst konzentrierte Sichtweise und ein sozial schwer verträgliches, weil nur auf die eigene Person bezogenes Handeln. Ein Land voller Egos - also voller Egoisten. Eigentlich bezeichnet der Begriff Ego jedoch die einem Menschen eigenen, unverwechselbaren Wesenseigenschaften, das, was seine Persönlichkeit ausmacht - den Fingerabdruck seines Ichs. Wie sah dieser Fingerabdruck vor der Krankheit aus? War die Depression voraussehbar, weil der Betroffene schon immer alle Merkmale eines scheinbar Depressions-Gefährdeten zu erkennen gab? Die Antwort ist ein klares Nein. Kein noch so klischeehafter Wesenszug, der in der Vorstellung gern leichtfertig mit dem ›Depressiven‹ verbunden wird, führt zwangsläufig in die wirkliche Krankheit Depression. Vielmehr verändert erst die Depression den Menschen derart - und über eine lange Zeit schleichend! -, dass sich sein Ich mehr und mehr auflöst, bis es schließlich tatsächlich alle typischen Merkmale aufweist, die die Diagnose unipolare Depression ausmachen. Es gibt also ein Ego vor der Depression, ein konturloses, zerbrechliches Ich in der Depression und ein gleichsam mutiertes nach der Depression, wenn diese den Kranken an den Lebensabgrund geführt hat, er sich schließlich aufgeben und nur noch den Frieden im Tod von eigener Hand finden wollte. Wir sprechen also von der schweren Depression als Lebenseinschnitt mit ungewissem Ausgang - der Diagnose Krebs vergleichbar.
Das Einzigartige der Depression im Vergleich zu anderen Krankheiten ist, dass das über eine gewisse Zeit betroffene Ego in Gänze seiner Lebenskraft beraubt ist, einem seelischen Koma vergleichbar, dass aber das Erwachen aus diesem psychischen Koma nicht zwangsläufig eine Rückkehr in die vertraute seelische Hülle bedeutet, sondern eher einer Häutung gleicht, in der frühere Wesensmerkmale gleichsam abgestreift werden, um durch neue, unerwartete ersetzt zu werden.
Natürlich gebiert die Depression keinen neuen Menschen. Sie scheint aber über die Zeit ein Wesensprofil freizulegen, welches irgendwann dem wirklichen, dem originären Ego des einst Kranken entspricht. Damit gibt die Depression gleichsam die Regieanweisung für das künftige Leben vor, einem Spiegel vergleichbar, in dem der jetzt Gesunde - wenn er sich ihm denn aussetzt - täglich in der Konfrontation mit seinem Gegenüber das eigene Ego sieht, das die Bedingungen für das weitere Leben, manchmal sogar für das Überleben diktiert.
Wer sich irgendwann mit dem Krankheitsgeschehen in der Vergangenheit arrangiert hat, wer seinen Frieden mit den vermeintlichen Krankheitsauslösern gemacht hat und wieder seinen Lebenselan genauso selbstverständlich wie seinen Pulsschlag spürt, der wird den großen Gewinn an Ich-Erkenntnis und der gänzlich unerwarteten eigenen Ego-Kontur jeden Tag neu mit Erstaunen und Lebensfreude weiter nachspüren wollen - endlich verspricht das eigene Dasein einen Sinn und es fordert einen Auftrag ein: Lebe! Lebe Dein Ich - lebe Dein Ego.
Häufig ist es ein langer und beschwerlicher Weg, bis sich dieses Ego endlich offenbart und es bedarf der lebenslangen konsequenten Arbeit am Selbst, um dieses Ich nicht nur am Leben zu erhalten, sondern es auch im Sinne eines erfüllten Daseins weiter zu entwickeln und zu formen, damit der Lebenselan nicht wieder abreißt und erneut der Rückfall in die Depression droht.
Das Leben nach der Depression ist also auf der einen Seite durch eine besondere Verantwortung sich selbst gegenüber geprägt - lebe Dein Ego und lass Dich nicht von Deinem Kurs abbringen -, auf der anderen Seite durch das völlig unerwartete Lebensglück, dessen riesiger Kosmos dem einst Lebensüberdrüssigen jetzt offen steht. Sich noch einmal selbst wieder annehmen zu können, einfach nur leben zu wollen, war das nicht stets der tiefste und sehnlichste Wunsch in den dunkelsten Stunden der Depression?
Die Depression schenkt uns nichts, sie gewährt uns aber tiefe Einsichten in die Abgründe des Lebens ebenso wie die Erfahrung großen Glücks, wenn die Krankheit überwunden ist. Für dieses Glück gibt es keine Garantie, aber den Grad der Wahrscheinlichkeit, es zu erreichen, können wir durch eigenes Zutun beeinflussen - viel mehr als bisher angenommen wurde.
Von dieser Faszination will dieses Buch berichten. Es ist die Faszination der Ich-Entdeckung, und damit dieses Abenteuer einen Namen bekommt, habe ich das Vorwort plakativ Ego! genannt. Sein Ego zu leben, ist der Auftrag, den der Genesene irgendwann als unabdingbare Verpflichtung empfindet. Und trotzdem dieses Ego nicht mit seiner Umwelt kollidieren zu lassen, ist eine weitere. In dieser Dualität wird das Ego zum Programm, das jetzt zur lebensbestimmenden, weil lebenserhaltenden Kraft wird.
Die Schrecken der Krankheit sind nie vergessen
Verlagsgruppe Random House
 
Copyright © 2007 Kösel-Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagmotiv: Pamela Reed / Nonstock, JupiterImages
eISBN : 978-3-641-02294-5
 
 
www.koesel.de
 
Leseprobe
 

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