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Die Etappen der geologischen Herausbildung der Goldenen Aue, die Besiedlung, die Urbarmachung und die geschichtliche Entwicklung wurden unter besonderer Berücksichtigung ausgewählter Orte der Goldenen Aue dargestellt. Anhand von Beispielen werden das Leben der Bauern und die Entwicklung der Landwirtschaft sowie deren Mechanisierung behandelt. Ein besonderes Kapitel ist den Mühlen in der Goldenen Aue und in Nordhausen gewidmet. Die Entwicklung der Wechselbeziehungen zwischen der Stadt Nordhausen und der Goldenen Aue wurden herausgearbeitet. Die Ausführungen konzentrieren sich auf das Gebiet der Goldenen Aue im Landkreis Nordhausen. Aus den historischen Erfahrungen ergeben sich auch Schlussfolgerungen für die zukünftige Entwicklung. Die Goldene Aue und die Stadt Nordhausen waren immer dann erfolgreich, wenn man die Wechselbeziehungen effektiv nutzte, die Schätze der Region als solche begriff und wirtschaftlich sowie touristisch zur Wirkung gebracht hat.
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Was ist die Goldene Aue?
Die Flüsse Helme und Zorge
Entstehung der Goldenen Aue
Besiedlung der Goldenen Aue
4.1 Ausgrabungen zwischen Bielen und Urbach
4.2 Hügelgräber auf dem Solberg bei Auleben
4.3 Ausgrabungen am Kesselberg von Sundhausen
4.4 Ausgrabungen bei Uthleben
Die Goldene Aue in den ersten Jahrhunderten nach Christus
Geschichte der Urbarmachung und der Herausbildung von Gutshöfen
Klöster
Burgen, Schlösser und Rittergüter
8.1 Burgen
8.2 Schlösser
8.3 Rittergüter
Das Leben der Bauern im Mittelalter in der Goldenen Aue
Entwicklung der Goldenen Aue vom Spätmittelalter (etwa 1250) bis in die Neuzeit
Zur Landwirtschaft in der Goldenen Aue
11.1 Allgemeines
11.2 Anbau und Erträge
11.3 Tierhaltung
11.4 Gemüse- und Obstanbau
11.5 Mechanisierung in der Landwirtschaft
Mühlen in der Goldenen Aue
Betriebe in der Goldenen Aue
Lieferungen und Leistungen der Goldenen Aue für Nordhausen
14.1 Übersicht
14.2 Entwicklung von Gewerbe und Handel in Nordhausen auf der Basis von Produkten aus der Goldenen Aue
Kies in der Goldenen Aue und die Folgen
Zusammenfassung
Anhang, Zeittafel „Goldene Aue“
„Goldene Aue schön klingt der Name, das ist nicht zu bestreiten; reich ist die Gegend, reich in ihren Erzeugnissen, reich an geschichtlichen Erinnerungen, reich an Naturschönheiten und reich an wunderbaren Sagen“, so schrieb Karl Meyer 1876.1
Wie kam es zu der Bezeichnung „Goldene Aue“? 1130 taucht der Begriff „Guldin Ouwe“ erstmals auf. Er galt zunächst nur für flämische Fluren im Amt Heringen. 1144 wird er in einer Urkunde des Klosters Walkenried genannt. Im 15. Jh. wandte man den Begriff für das ganze Amt Heringen an und Anfang des 16. Jahrhunderts wurde er dann auch auf das Amt Kelbra ausgedehnt. Graf Botho von Stolberg soll 1494 nach einer Wallfahrt gesagt haben: „Ich lasse gern jedem andern das gelobte Land; ich lobe mir dafür meine Goldene Aue.“2 Eine Karte von 1578 (Bild 1) vermittelt uns einen Eindruck von der Goldenen Aue im Mittelalter. Sie war von viel Wald umgeben.
Bild 1: Goldene Aue, bearbeiteter Ausschnitt aus der „Kursächsichen Straßenkarte 1578“3
Im 17. Jahrhundert verstand man darunter die gesamte Gegend von Nordhausen bis Sangerhausen und Allstedt sowie das ganze Helmetal von Kleinwerther bis zum Einfluss der Helme in die Unstrut.4 Sie ist eine der fruchtbarsten Landschaften Thüringens. Wir treffen vor allem Braunerde und Schwemmlandböden an. Die Ackerzahlen (Die Ackerzahl ist ein Index, der die Qualität eines Ackers bemisst.) liegen zwischen 70 und 100, das sind gute bis sehr gute Werte.
Die Grenzen der Goldenen Aue, so wir sie heute sehen, sind im Norden - der Südrand des Harzes, im Süden - die Windleite und das Kyffhäusergebirge, im Osten - Sangerhausen, Allstedt sowie Memleben und im Westen - Nordhausen. Bild 2 zeigt einen Blick vom Kyffhäuser in die Goldene Aue. Einen ähnlichen Blick könnte Friedrich von Hardenberg (Novalis) im 18. Jahrhundert gehabt haben. Er schreibt: „Als ich oben war (auf dem Kyffhäuser) sah ich die Goldene Aue vor mir, und überschaute Thüringen weit und breit, also dass kein Berg in der Nähe umher die Aussicht verwehrte. Gegenüber lag der Harz mit seinen dunklen Bergen, und ich sah unzählige Schlösser, Klöster und Ortschaften.“5
Bild 2: Blick vom Kyffhäuser in die Goldene Aue, 2022 (Foto: Hans-Jürgen Reinhardt)
In der Goldenen Aue befinden sich folgende Orte, die für die historische und landwirtschaftliche Entwicklung von besonderer Bedeutung waren und sind:
Heringen, Auleben, Hamma, Urbach, Uthleben, Sundhausen, Windehausen (Landkreis Nordhausen)
Roßla, Berga-Kelbra, Tilleda, Wallhausen, Brücken, Hackpfüffel, Edersleben (Landkreis Mansfeld-Südharz).
Die Goldene Aue wird von 2 Flüssen durchzogen – der Helme und der Zorge. Die sich in Jahrhunderten entwickelte Ackerlandschaft war durch Nachhaltigkeit sowie Diversität geprägt und Lebensgrundlage der Menschen in den Dörfern und Städten.
Gegenwärtig herrscht die Großfeldwirtschaft vor. Trotzdem sollte man dem Naturschutz eine hohe Aufmerksamkeit schenken. Insbesondere müssten die Weg- und Grabenränder erhalten bleiben sowie von Dünger- und Herbizideinsatz verschont werden.
1 Meyer, Karl, Beiträge zur Geschichte und Sage der Goldenen Aue, Roßla 1876, S. 2
2 Kirchner, Fritz, Einige neue Erkenntnisse zur Geschichte der flämischen Siedlungen in der oberen Goldenen Aue, Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen, Heft 13, Nordhausen 1988, S. 34
3 Goldene Aue, Ausschnitt aus der „Kursächsichen Straßenkarte 1578“, Sächsisches Staatsarchiv Dresden
4 Meyer, Karl, Geschichte, a. a. O., S. 10
5 Novalis Werke, Heinrich von Ofterdingen, Verlag C. H. Beck, Vierte Auflage, S. 136
Die Helme und die Zorge sind die wesentlichen Flussläufe in der Goldenen Aue. Den Verlauf der beiden Flüsse zeigt Bild 3.
Bild 3: Verlauf von Zorge (hellblau) und Helme (dunkelblau)6
Die Helme ist 82,1 km lang und erstreckt sich von der Quelle bei Stöckey (Helmespring) bis zur Mündung in die Unstrut bei Kalbsrieth. Sie entwässert die Goldene Aue, den Südharz und den nördlichen Teil der Windleite sowie das Kyffhäusergebirge. Das Helmetal ist auf Grund der nährstoffreichen Böden und der zahlreichen Zuflüsse zur Helme, die zur Bodenbewässerung beitragen, sehr fruchtbar. In die Helme münden vom Norden 17 und vom Süden 9 Bäche. Im Jahr 968 wurde die Helme erstmals urkundlich als „Helmena“ erwähnt. Dieser Name bedeutet so viel wie „Wiesenwasser“.
Die Talsperre Kelbra mit dem Hochwasserrückhaltebecken Kelbra staut das Wasser der Helme auf und soll vor Überschwemmungen schützen. Sie wurde zwischen 1962 und 1966 errichtet. Bild 4 zeigt den Kran über dem Abfluss zur Helme.
Bild 4: Stausee Kelbra, Blick auf den Kran über dem Abfluss zur Helme, 2022 (Foto: Hans-Jürgen Reinhardt)
Der Stausee dient auch zur Bewässerung, zum Fischfang sowie zur Erholung. In seinem Umfeld ist das bedeutendste Wiesenbrüter- und Vogelrastgebiet Thüringens entstanden. Dort rasten auf dem Weg nach Süden im Herbst tausende Kraniche.
In der Helme lebt schon seit Jahrtausenden eine Vielzahl von Fischarten. Ausgrabungen in Voigtstedt7 ergaben, dass schon im Altpleistozän (etwa 500000 Jahre v. Chr.) 8 Fischarten in der Helme beheimatet waren: Brasse, Flussbarsch, Hecht, Karausche, Plötze, Rotfeder, Schlei und Steinbeißer. Auch heute gibt es noch Flussabschnitte in der Helme, die als fischreich bezeichnet werden können. Dort findet man z. B. Aale, Äsche, Döbel, Hecht, Karpfen, Regenbogenforellen und Schleie. Die Ursache für den Fischreichtum ist vor allem die geringe Fließgeschwindigkeit auf Grund des geringen Gefälles der Helme.
Die Zorge hat nur eine Länge von 39,6 km. Sie entsteht durch den Zusammenfluss von Wolfsbach und Sprakelbach bei Zorge im Harz und mündet zwischen Heringen und Aumühle in die Helme (Bild 5). Sie hat 8 nördliche und 8 südliche Zuflüsse, wie z. B. die Wieda und die Beere.
Bild 5: Zusammenfluss von Helme und Zorge (rechts Helme, links Zorge), 2022 (Foto: Hans-Jürgen Reinhardt)
Die Helme und die Zorge haben einerseits zur Fruchtbarkeit der Goldenen Aue wesentlich beigetragen sowie den Betrieb von Wassermühlen über Jahrhunderte in den Dörfern der Goldenen Aue ermöglicht. Andererseits führten ihre Hochwasser immer wieder auch zu erheblichen Schäden in den nahe gelegenen Orten und Gehöften. Die Ursachen für diese Hochwasser waren extrem starke Regenfälle und schnelle Schneeschmelzen im Harz. Auf Grund der Vielzahl an Zuflüssen steigen die Wassermengen in den beiden Flüssen dann auch sehr schnell an. So gab es z. B. größere Hochwasser am 18. Februar 1847, am 4. Februar 1909, am 5.Januar 1932, am 9. Februar 1946 sowie 1956, 1970, 1982 und im Januar 2003 in Sundhausen8. Das Bild 6 zeigt die Überschwemmung der Straße zwischen Sundhausen und Nordhausen.
Da Sundhausen teilweise im Überschwemmungsgebiet der Helme liegt, trat öfter Hochwasser auf. Besonders betroffen war z. B. die Rinnestraße. Das Wasser lief in die Keller der Wohnhäuser und in die Ställe.
Bild 6: Hochwasser im April 19099 vor dem Ortseingang von Sundhausen (Foto: Familie Waldheim)
Von 2009 bis 2012 wurden umfangreiche Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur naturnahen Gewässerentwicklung an der Helme bei Sundhausen10 realisiert:
Errichtung eines Polders
Ertüchtigung der Deiche und Ufermauern innerorts
Ausbau des Gewässerquerschnitts innerorts.
Auch Heringen war häufig vom Hochwasser der Helme betroffen. So gab es dort zum Beispiel im Februar 190911 ein starkes Hochwasser. Die Ursache war plötzliches Tauwetter. Das Wasser drang in Straßen, Keller und Wohnungen ein. Zwei Brücken wurden weggerissen, Mühlen wurden beschädigt und das Vieh musste gerettet werden. So standen zum Beispiel 80 Ochsen bis zum Kopf im Wasser und waren aus dem Wasser herauszubringen.
Im Einzugsgebiet der Zorge gab es ebenfalls eine beachtliche Zahl von Hochwasserereignissen, z. B. in Nordhausen 1808, 1810, 1845, 1859,1 926, 1947, 194812 und bis in unsere Gegenwart. Aber auch die Gemeinden Windehausen, Bielen und Görsbach waren öfter vom Hochwasser der Zorge betroffen. Die Hochwassergefährdung soll durch Hochwasserschutzeinrichtungen für die Gemeinden Windehausen, Bielen und Görsbach verringert werden. Zu diesem Zweck beabsichtigt man u. a. einen Hochwasserschutzdeich zu errichten.
6 Verlauf von Helme und Zorge, Ausschnitt aus von Elop abgeleitetem File von: Flussgebietskarte Deutschland.jpg (für weitere Referenzen siehe dort) Relief: Alexrk2- Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22760599, abgerufen am 30.09.2021
7 Wilfried Schulze, Pflanzen und Tiere im Südharz und in der Goldenen Aue, Veröffentlichung des Spenglermuseums, S. 21
8 Packsa, Bernd/Waidheim, Uwe, Sundhausen im Wandel der Zeit, Helme, http://www.sundhausen.info/Helme, abgerufen am 30.09.2021
9 Packsa, Bernd/Waidheim, Uwe, Foto von Familie Waldheim, Sundhausen, a.a.O., abgerufen am 30.09.2021
10 Helme: Renaturierung und technischer Umweltschutz, https://www.umweltbundesamt.de/helme-renaturierung-technischerumweltschutz.de, 29.08.2019, abgerufen am 30.09.2021
11 Hille. Hermann, Geschichte der Stadt Heringen, Selbstverlag des Verfassers, 1927, S. 218
Die Entstehung der Goldenen Aue begann mit der Heraushebung des Harzes vor etwa 2 Mio. Jahren. Das Gebiet des südlichen Harzrandes wurde durch das versickernde Niederschlagswasser ausgelaugt, d. h., die im Untergrund vorhandenen Salze wurden aufgelöst und abtransportiert. Die Folge war, dass sich die Erdoberfläche senkte und ein Tal entstand.13 Niederschlagswasser, Zorge und Helme flossen in das Tal. Es entstanden Sümpfe und Seen. Abtragungsschutt wurde durch die Zorge und die Helme schon im Pleistozän, vor rund 400000 Jahren, in Form von Sand und Kies in das Tal transportiert. Das geschah in großem Umfang, da während der Eiszeit das Gebirge nicht durch Wälder geschützt war. So lagern heute in der Goldenen Aue bis zu 80 m mächtig Kies, Sand und Lockergestein. Das Bild 7 zeigt die Mächtigkeit der Ablagerungen an Kies, Sand, Schluff, Sand- und Schluffstein. Vor ca. 10000 Jahren fand eine Erwärmung des Klimas statt. Der Wald reichte bis an die Sümpfe und Seen.
Bild 7: Schematischer geologischer Querschnitt durch die Goldenen Aue14
Nach dem Roden des Waldes und der Bebauung der gerodeten Flächen wurden sandig-tonige Böden in die Aue getragen. 15 Diese Ablagerungen führten zu mehreren Metern mächtigen Böden mit hohen Ackerzahlen. Es handelte sich um Braunerde und Schwemmlandböden.
Einen Überblick über die geologischen Formationen des Landkreises Nordhausen und ihr Alter gibt Bild 8. Man erkennt die geologische Vielfalt im Landkreis. Die gelben Flächen zeigen das Gebiet, welches im Pleistozän und Holozän (vor 1,8 bis 0,01 Millionen Jahren) entstanden ist. Dazu gehört die Goldene Aue. Die wesentlichen Gesteine sind: Kies, Sand, Schluff, Ton und Löß.
Die weiteren Farben veranschaulichen folgende Formationen:
Braune Flächen: Trias, Buntsandstein (vor 251 –245 Millionen Jahren); Gesteine: Sand und Schlufftonsteine
Orange Flächen: Tertiär (vor 65 – 1,8 Mio. Jahren); Gesteine: Ton, Braunkohlenquarzit
Bild 8: Geologische Formationen im Landkreis Nordhausen und ihr Alter16
Blaue Flächen: Perm (vor 298 – 251 Mio. Jahren), Zechstein (vor 258 – 251 Mio. Jahren); Gesteine: Gips, Anhydrit, Kalkstein, Dolomit, Kalisalze, Kupferschiefer
Rote Flächen: Perm, Rotliegendes (vor 296 - 258 Mio. Jahren); Gesteine: Rhyolith, Andesit, Sandstein, Konglomerat
Grüne Flächen: Harzpaläozoikum (Devon/Karbon, vor 358 – 296 Mio. Jahren); Gesteine: Grauwacke, Tonschiefer
Graue Flächen: Trias, Muschelkalk (vor 252 – 202 Millionen Jahren); Gesteine: Kalksteine, Mergelsteine.
12 Hochwasser in Nordhausen, https://nordhausen-wiki.de, abgerufen am 30.09.2021
13 Geologie Seenplatte – „Förderverein-Seenplatte der Goldenen Aue“ e.V., https://www.seenplatte-goldeneaue.de abgerufen am 30.09.2021
14 Garleb, Hans, Geologie Seenplatte-Förderverein-Seenplatte der Goldenen Aue, www.seenplatte-goldeneaue.de, 2019
15 Heine, Heinrich, Geschichte der Stadt Nordhausen und dem Kreise Grafschaft Hohenstein, Nordhausen 1900/2009, S. 7
Die Goldene Aue ist ein altes Siedlungsgebiet. Funde belegen, dass sie um 5600 v. Christus, also in der Jungsteinzeit, besiedelt war. In der Jungsteinzeit fand der Übergang von der nomadischen Lebensweise zur Sesshaftigkeit in bäuerlichen Dorfgemeinschaften statt. Die erforderlichen Nahrungsmittel stellte man zunehmend durch Ackerbau und Viehzucht selbst her. Weiterhin wurde eine Vorratswirtschaft betrieben, so dass man unabhängig vom Jagderfolg wurde. Die Jungsteinzeit17 begann etwa 9500 v. Chr. im Fruchtbaren Halbmond Vorderasiens, in Mittel- und Nordwesteuropa begann sie zwischen 5800 v. Chr. und 4000 v. Chr.. Das Entstehungszentrum und die Ausbreitung der Jungsteinzeit gehen aus Bild 9 hervor. Im oberen Zweistromland haben Menschen nach der letzten Eiszeit (um 9000 v. Chr.) begonnen, Getreide und Hülsenfrüchte anzubauen sowie Schafe und Ziegen zu domestizieren.
Bild 9: Entstehung und Ausbreitung der Jungsteinzeit18
Das dabei erworbene Wissen wurde über einige Jahrtausende nach Mitteleuropa transformiert. Es entwickelten sich erste Kulturen, die Bandkeramik- und die Glockenbecherkultur. Es wurden große Häuser errichtet (Langbauten) und es entstanden die ersten dörflichen Strukturen.
Die Ausgrabungen von 2011 bis 2014 zwischen Urbach und Bielen sowie Sundhausen und Uthleben belegen, dass das bäuerliche Wissen Vorderasiens zwischen 5000 v. Chr. und 6000 v. Chr. in der Goldenen Aue angekommen war. Die Gründe für die Besiedlung waren vor allem die guten Böden. Die Besiedlung der Goldenen Aue konnte an mehreren Orten über viele Jahrtausende und mehrere erdgeschichtliche Epochen nachgewiesen werden:
Jungsteinzeit (5000 v. Chr. – 1800 v. Chr.),
Bronzezeit (1800 v. Chr. – 700 v. Chr.) und
Eisenzeit (700 v. Chr. bis zur Zeitenwende).
Auf die wichtigsten Ausgrabungsergebnisse wird nachfolgend zusammenfassend eingegangen.
Das Bild 10 zeigt das große Ausmaß der Ausgrabungen zwischen Bielen und Urbach.
Bild 10: Ausgrabungen zwischen Bielen und Urbach, 2011 - 201419
Die Untersuchungen wurden von 2011 bis 2014 in Vorbereitung des Industriegebietes „Goldene Aue“ durchgeführt. Eine Fläche von über 20 ha wurde untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse der Ausgrabungen, die von 5 Ausgrabungsteams des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie unter Leitung von Markus Wehner20erzielt wurden, sind:
Das Gebiet ist um 5600 v. Chr. von Ackerbauern besiedelt gewesen, wie 18 Hausgrundrisse belegen.
Bild 11
zeigt den Grundriss eines 7500 Jahre alten Hauses. Die Wände bestanden aus Holzpfosten, die mit Flechtwerk und Lehm verkleidet und verbunden waren. Das Dach wurde aus Ästen, Gras und Schilf gebaut.
Eine Kreisgrabenanlage, die um 4800 v. Chr. entstanden ist, wurde ebenfalls freigelegt. Ihr Durchmesser betrug etwa 50 m. Sie wurde wahrscheinlich zur Sonnenbeobachtung und für Rituale benutzt. In der Zeit von 4900 v. Chr. bis 4500 v. Chr. entstand eine Vielzahl solcher Anlagen. Man hat bisher etwa 120 Anlagen
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gefunden.
Bild 11: Grundriss eines etwa 7500 Jahre alten Hauses22