Die großen Reden der Indianer -  - E-Book

Die großen Reden der Indianer E-Book

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Beschreibung

Die in diesem Band präsentierten Reden von Indianerhäuptlingen wurden in der Regel unter Beteiligung von Vertretern der darin kritisierten europäischen bzw. US-amerikanischen Eroberer überliefert. Dabei wurden sie, obgleich man die rhetorischen Fähigkeiten der amerikanischen Ureinwohner keineswegs unterschätzen darf, gewiss auch sprachlich überarbeitet und verändert. Versammelt sind hier eindrucksvolle Zeugnisse des Widerstandes gegen die oft erschütternde Missachtung gerade der Grundrechte, die die Auswanderer in der Neuen Welt für sich gewinnen wollten und die die amerikanische Unabhängigkeitserklärung selbst festschreibt. Die vorgetragenen Argumente sind oft überraschend und erfrischend, zeugen aber gleichzeitig von gründlicher Reflexion und einer gewissenhaften Abwägung der einzelnen Aussagen.

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Seitenzahl: 272

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Über den Autor

Über die Autoren

Renate Kiefer, Jahrgang 1947, studierte in Heidelberg Diplom-Psychologie. Sie ist Diplom-Übersetzerin für Englisch und Russisch, Fachübersetzerin im Bereich Psychologie und Übersetzerin für Dax-Unternehmen.

Dr. Lenelotte Möller studierte Geschichte,Latein und evangelische Theologie in Saarbrücken, Basel und Mainz; die Promotion in Geschichte folgte im Jahr 2000; sie ist Studiendirektorin am Gymnasium Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis. Im marixverlag sind von ihr folgende Übersetzungen erschienen: 

Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, die Cicero-Briefe, Titus Livius‘ Römische Geschichte, Senecas Vom glücklichen Leben, Plutarchs Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft, Polybios‘ Der Aufstieg Roms, Boëthius‘ Trost der Philosophie und Lukians Vom beinahe vollkommenen Menschen. Sie ist Mitherausgeberin der 2-bändigen Plinius-Ausgabe.

Zum Buch

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Die in diesem Band präsentierten Reden von Indianerhäuptlingen wurden in der Regel unter Beteiligung von Vertretern der darin kritisierten europäischen bzw. US-amerikanischen Eroberer überliefert. Dabei wurden sie, obgleich man die rhetorischen Fähigkeiten der amerikanischen Ureinwohner keineswegs unterschätzen darf, gewiss auch sprachlich überarbeitet und verändert.

Versammelt sind hier eindrucksvolle Zeugnisse des Widerstandes gegen die oft erschütternde Missachtung gerade der Grundrechte, die die Auswanderer in der Neuen Welt für sich gewinnen wollten und die die amerikanische Unabhängigkeitserklärung selbst festschreibt. Die vorgetragenen Argumente sind häufig überraschend und erfrischend, zeugen aber gleichzeitig von  gründlicher Reflexion und einer gewissenhaften Abwägung der einzelnen Aussagen.

Vorwort

Sammlungen von Reden und Briefen amerikanischer Ureinwohner gibt es in englischer Sprache in großer Zahl. Einige Reden wurden auch schon in deutschen Ausgaben vorgelegt. Eine besonders gelungene Zusammenstellung bietet Bob Blaisdell, Great Speeches by Native Americans, Mineola (New York) 2000. Dieses Buch war Ausgangspunkt der Überlegungen, aus denen »Die großen Reden der Indianer« hervorgingen. Bei der Sichtung des infrage kommenden Materials fiel die Wahl oft auf Texte, die auch in Blaisdells Sammlung enthalten sind. Diese wurden jedoch wie auch die anderen jeweils aus den ältesten erreichbaren Quellen übersetzt.

Ganz besonderer Dank ergeht an Miriam, Victor und Erin Eslinger in El Paso (Texas) für die Beschaffung von Quellenwerken, desgleichen an die Library of Congress in Washington, Crystal Pound von der North Dakota Studies Website und die Minnesota Historical Society für die Übermittlung von Texten sowie an Frau Ursula Lederer für ihre Unterstützung beim Textvergleich.

Speyer, im Januar 2012 Renate Kiefer und Lenelotte Möller

Haupttitel

 Renate Kiefer und Lenelotte Möller 

Die großen Reden der Indianer

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der  Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

dnb.d-nb.de

abrufbar.

  Alle Rechte vorbehalten  

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012 Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH nach der Gestaltung von Thomas Jarzina, Köln Bildnachweis: akg-images GmbH, Berlin        eBook-Bearbeitung: Sina Ramezan Pour

Einleitung

Das Titelbild zeigt einen der in dieser Sammlung vertretenen Redner, den Häuptling der Chiricahua-Apachen Goyathlay im Alter von 76 Jahren, bei den Weißen bekannt unter dem Namen Geronimo, welcher ihm wahrscheinlich von Mexikanern gegeben wurde. Diese bekämpfte er, seit sie im Sommer 1858 bei einem Überfall seine Adoptivmutter, seine Frau und drei seiner Kinder ermordet hatten. Bei dem letztendlich vergeblichen Versuch, das Siedlungsgebiet seiner Vorfahren gegen Übergriffe der Weißen und ihrer Regierungen zu verteidigen, überfiel er zahlreiche Siedlungen und schreckte seinerseits nicht davor zurück, Menschen zu töten. Überhaupt waren die amerikanischen Ureinwohner sowohl untereinander als auch gegen die Ankömmlinge aus Europa zu großer Grausamkeit fähig. Dennoch ist die Gleichsetzung Geronimos mit Osama bin Laden, wie sie die Benennung des Tötungskommandos von 2011 unterstellt, unerträglich.

Die vorliegende Sammlung enthält Reden von etwa 40 weiteren amerikanischen Indianern, mehrheitlich zu ihrem Konflikt mit den weißen Einwanderern, aber auch zu anderen Themen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Fast alle diese Reden wurden von Weißen überliefert, von ihnen übersetzt, rhetorisch ausgestaltet, manipuliert – tradiert von den Siegern in der Sprache der Sieger. Einige stehen sogar im Verdacht, ganz von Weißen erfunden worden zu sein. Das gilt insbesondere für die berühmteste aller Indianerreden, die des Häuptlings Si’ahl (Seattle) aber auch für die diktierte Biografie Goyathlays (am Ende dieser Sammlung).

Genauso verhält es sich allerdings mit Reden und Briefen, die etwa von römischen oder griechischen Autoren Persönlichkeiten anderer Völker in den Mund bzw. in die Feder gelegt wurden. Die Rede des Avernerhäuptlings Critognatus in Caesars Gallischem Krieg, die Rede des Britanniers Calgacus in Tacitus’ Agricola, der Brief des Königs Mithridates von Pontos in Sallusts Historien sowie viele Reden fremder Herrscher und Botschafter im Senat von Rom, aber auch Thukydides’ berühmter Melierdialog in der Geschichte des Peloponnesischen Krieges sind Erzeugnisse der Verfasser, die sich nach damaliger literarischer Gepflogenheit als Überlieferer präsentieren. Das schmälert den literarischen Wert der Texte keineswegs, und bei kritischer Lektüre auch nicht ihren Quellenwert.

Die etwas mehr als 50 Reden indianischer Männer und Frauen, die in diesem Buch enthalten sind, stellen eine Auswahl aus einem Zeitraum von 350 Jahren und über 30 Stämmen dar, wie sie so in deutscher Sprache noch selten vorgelegt wurde. Diese Auswahl gestattet einen differenzierten Blick auf Offenheit, Mut und Friedensliebe, auf vertane Chancen und Beharrung amerikanischer Ureinwohner im Angesicht eines übermächtigen, oft skrupellosen Konkurrenten um das Land und seine oberirdischen und unterirdischen Schätze. Sie zeigt auch das Ringen der Indianer um Anpassung oder Widerstand, bei dem ein sinnvoller, erfolgreicher Mittelweg kaum zu finden ist.

Gerade dieser Aspekt besitzt höchste Aktualität: Von ihrer Wiege in Afrika wanderte die Menschheit im ersten Akt der Globalisierung nach Europa und Asien und von Asien und Europa – mit einigen Jahrtausenden Unterschied – nach Amerika. Dort entstand ein höchst ungleicher Kampf um Land und Ertrag. Die Reden und Briefe der amerikanischen Ureinwohner besitzen, besonders wenn sie sich auf die weißen Eroberer beziehen, manche Parallele zu den Reden unterworfener Herrscher vor dem römischen Senat in den Jahrhunderten um Christi Geburt. 1500 Jahren später haben viele europäische Völker die Rolle gewechselt – von den Unterworfenen des Imperium Romanum zu den weißen Landnehmern in Amerika und Afrika. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung auf der Erde wird deutlich, dass dieser Rollenwechsel der Europäer im Zuge der stets fortschreitenden Globalisierung nicht unumkehrbar ist, sodass Europa in absehbarer Zeit vielleicht nicht nur seinen materiellen Bedarf, sondern auch seine demokratischen Werte gegen wirtschaftlich erfolgreichere, dafür aber weniger demokratisch und rechtsstaatlich organisierte Gesellschaften verteidigen muss. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Beschäftigung mit der Geschichte der amerikanischen Ureinwohner für Europäer einen neuen Aspekt.

1. Acuera (Timucua), um 1540

Textvorlage: Henry M. Schoolcraft: Historical and Statistical Information respecting History, Condition and Prospects of the Indian Tribes of the United States. Vol. III, Philadelphia 1854, S. 37f. und Francis S. Drake: The Indian Tribes of the United States. Volume II. Philadelphia 1884, S. 34; ebenfalls zu finden ist der Text in: Theodore Irving: The Conquest of Florida by Hernando de Soto. Vol. I, Phila­delphia 1835, S. 104

Hintergrund: Die Timucua waren ein Stamm amerikanischer Ureinwohner im Norden Floridas, der aus Teilstämmen und insgesamt 35 Siedlungsgruppen mit in der Regel zwei bis zehn Siedlungen bestand, in denen jeweils etwa 300 Menschen lebten. Die östlichen Timucua siedelten entlang des St. Johns River und an der Atlantikküste, die westlichen im Landesinneren der Halbinsel bis zum Aucilla River. Sie besaßen eine eigene Sprache mit zehn Dialekten, die sie zumindest mehrheitlich gebrauchten und aufgrund derer sie als eine kulturelle Einheit betrachtet werden, während sie keinen engeren politischen Zusammenschluss bildeten. Die ältesten ihnen zugewiesenen archäologischen Funde reichen in die Zeit um 1100 bis 1300 zurück. Bei ihnen konnten Männer und Frauen als Leiter des Gemeinwesens fungieren.

Die Acuera, die zur östlichen Gruppe gehörten, lebten entlang des Ocklawaha River und am Lake Apopka und besaßen einen eigenen Dialekt.

1513 wurde die Halbinsel Florida durch Juan Ponce de León entdeckt, als er in der Nähe des späteren St. Augustin landete. 1539 kam Hernando de Soto, der zuvor an der Eroberung des Inkareiches in Peru mitgewirkt hatte, mit einer Armee von etwa 500 Spaniern nach Florida. Er trieb seinen Vormarsch eilig bis zu den Orten Ocale, Potano, Nord-Utina und Yustaga voran, denn sein eigentliches Zielgebiet war das Land der Apalachen, ebenfalls eines Stammes von Ureinwohnern, die nördlich der Timucua siedelten. De Sotos Männer nahmen viele einheimische Bewohner gefangen: Frauen als persönliche Sklavinnen, junge Männer als Träger und ortskundige Führer. Zwei heftige Gefechte mit den Timucua kosteten die Indianer viele Opfer. Durch Stammesmitglieder, die er hatte festnehmen lassen, nahm De Soto Kontakt mit Acuera, dem Häuptling des gleichnamigen Teilstammes auf. Er forderte ihn auf, sich mit den Spaniern zu arrangieren, andernfalls würde es den Ureinwohnern übel ergehen. Acueras Antworten aus dem sich entwickelnden Wortgefecht sind in der folgenden Rede zusammengefasst. Man einigte sich nicht.

Die Timucua führten von da an einen Guerillakrieg gegen die Besatzer, bei dem sie zwar selbst relativ wenige Opfer zu beklagen, aber auch keinen langfristigen Erfolg zu verbuchen hatten. Schon am Ende des 16. Jahrhunderts war die Urbevölkerung um etwa drei Viertel geschrumpft, unter anderem durch Epidemien. Bis 1800 war der Stamm durch Auseinandersetzungen mit weißen Einwanderern – darunter die Timucua-Rebellion von 1656 – und Nachbarstämmen, aber auch als Leidtragender der Auseinandersetzungen zwischen den spanischen, englischen und französischen Kolonialherren ausgelöscht. Die wenigen Überlebenden gingen in anderen Stämmen, wie z.B. den Creek, auf.

Die Rede: In den vergangenen Jahren waren bereits andere eures verfluchten Volkes hier und haben unsere friedlichen Gestade vergiftet. Sie haben mich gelehrt, wer ihr seid. Was ist euer Beruf? Wie Vagabunden von Land zu Land zu ziehen, die Armen zu berauben, diejenigen zu betrügen, die euch vertrauen, und die Schutzlosen kaltblütig zu ermorden! Nein! Mit solchen Menschen will ich keinen Frieden, keine Freundschaft. Krieg, Krieg ohne Ende, Krieg bis zum Letzten, das ist das einzige Entgegenkommen, das ich will.1

Ihr rühmt euch, gute Kämpfer zu sein, und das mögt ihr sein. Meine treuen Krieger jedoch sind nicht weniger tapfer – und ihr werdet eure Kampfkraft eines Tages unter Beweis stellen müssen, denn ich habe geschworen nicht zu ruhen, solange sich noch ein weißer Mann auf meinem Land befindet, und zu kämpfen, nicht im offenen Kampf – obzwar wir auch das nicht fürchten – sondern mit Kriegslist, aus dem Hinterhalt und durch Überfälle mitten in der Nacht.

Ich bin König meines eigenen Landes, und ich werde nie der Vasall eines Mannes werden, der sterblich ist wie ich selbst. Schimpf und Schande über den, der sich unter das Joch eines anderen beugt, wenn er frei sein kann. Was mich und mein Volk betrifft, so wählen wir eher den Tod, ja hundert Tode, als die Freiheit zu verlieren und unser Land unterjochen zu lassen.

Nur weiter so, ihr Räuber und Betrüger: Wir Acuera und Apalachee2 werden euch behandeln, wie ihr es verdient. Jeden Gefangenen werden wir vierteilen und am höchsten Baum am Straßenrand aufhängen.

2. Wahunsonacock (Powhatan), um 1609

Textvorlage: Samuel G. Drake: Biography and History of the Indians of North America, from its first Discovery. Boston 111851, S. 353

Hintergrund: Die Powhatan waren ein Algonkin-Stamm, der in der Gegend der späteren US-Bundesstaaten Virginia und Maryland siedelte. Ihr berühmtester Häuptling war Wahunsonacock oder Wa-hun-sen-a-cawh, bekannt unter dem Namen seines Stammes Powhatan. Wahunsonacock wurde um 1547 in der Nähe von Richmond/Virginia geboren. Sein Vater soll von den Spaniern aus der Gegend von Florida nach Norden vertrieben worden sein und hatte einen Verband mehrerer Algonkin-Stämme gegründet, den Wahunsonacock erheblich erweiterte und schließlich auf über 100 Dörfer mit etwa 9000 Einwohnern ausdehnte. (Die Zahlenangaben schwanken.) Zentraler Ort der Powhatan war Werowocomoco am York River.

Wahunsonacock soll elf Frauen und 20 Kinder gehabt haben, darunter einen Sohn Namontack und eine später berühmt gewordene Tochter: Pocahontas.

Es war Powhatan, der englischen Neuankömmlingen gestattete, ihre erste ständige Kolonie Jamestown im Gebiet seines Stammes zu gründen. Obwohl er wahrscheinlich von der ersten Begegnung an bis zu seinem Tod misstrauisch gegen die Weißen war, bemühte er sich um ein friedliches Zusammenleben und hielt die radikalen Kräfte in seinem Stamm zurück. Wahunsonacocks Sohn Namontack (1585–1610) verschaffte den Neusiedlern Nahrungsmittel und lernte seinerseits die britische Lebensweise kennen, reiste sogar nach England und wurde auf der Rückkehr in einem Streit an Bord getötet. 1608 wurde Wahunsonacock von den englischen Siedlern zum König von Virginia ernannt, bald darauf wich er aber weiter ins Landesinnere zurück, vermutlich wegen zunehmender Entfremdung von den Weißen. Im selben Jahr nahmen die Powhatan einige Engländer gefangen, darunter den Abenteurer und Mitbegründer von Jamestown, John Smith. Diesen rettete nach der Überlieferung Pocahontas durch ihre Fürsprache vor der Hinrichtung. Anlässlich eines Streites mit Smith, der den Häuptling heftig beschimpft hatte, hielt Wahunsonacock die unten stehende Rede.

Pocahontas heiratete 1610 den sonst nicht bekannten Häuptling Kocoun. Bei einem Austausch von Nahrungsmitteln gegen Gefangene, den die Häuptlingstochter 1613 begleitete, wurde sie selbst von den Weißen gefangen genommen. Sie wurde mit dem Christentum bekannt und ließ sich auf den Namen Rebecca taufen. Mit der Genehmigung ihres Vaters heiratete sie 1614 den Engländer John Rolfe, 1615 wurde der gemeinsame Sohn Thomas geboren. Die Verbindung beruhigte für einige Zeit die Spannungen zwischen Einheimischen und Weißen. 1616 reisten Pocahontas/Rebecca und John Rolfe nach England, wo sie am Königshof empfangen wurden. Kurz vor der Heimreise starb sie 1617 und wurde in einer Kirche in England bestattet.

Wahunsonacock starb 1618. Er hatte mehrere Brüder, darunter Opitchapan, den er offenbar kurz vor seinem Tod zu seinem Nachfolger machte, und Opekankanough (gest. 1644 in hohem Alter), der hinter dem nominellen Häuptling Opitchapan der eigentliche Anführer der Powhatan wurde und die Engländer aus dem Gebiet des Stammes vertreiben wollte. Am 22. März 1622 unternahm er daher einen Angriff auf die Bewohner der englischen Kolonie Jamestown, wobei unter vielen anderen Weißen John Rolfe ums Leben kam. In den vierzehn folgenden Jahren herrschte Krieg zwischen den Powhatan und den Neusiedlern, bis es 1636 zu einem Friedensvertrag kam.

Im April 1644 allerdings überfiel Opekankanough mit seinen Kriegern englische Siedler und soll über 500 Weiße getötet haben. Er selbst wurde dabei gefangen genommen und von einem Wächter erschossen. Ein englischer Vergeltungsschlag folgte, und in den nächsten Jahrzehnten wurden die Powhatan durch Epidemien sowie Kämpfe mit Weißen und mit feindlichen Indianerstämmen dezimiert. Viele gingen in anderen Stämmen auf.

Pocahontas’ Sohn Thomas war als Unternehmer erfolgreich; noch heute führen Familien ihre Abstammung auf ihn zurück.

Die Rede: Ich bin nun alt geworden und muss bald sterben, und mein Amt wird dann nacheinander auf meine Brüder Opitchapan, Opekankanough und Catataugh3 und danach auf meine Schwestern und ihre zwei Töchter übergehen. Ich wünschte, ihre Erfahrung käme meiner gleich; und ich wünschte, eure Liebe zu uns wäre nicht kleiner als unsere Liebe zu euch. Warum solltet ihr euch mit Gewalt das nehmen, was ihr in Liebe bekommen könnt? Warum solltet ihr uns töten wollen, uns, die wir euch zu essen gegeben haben? Was könntet ihr durch Krieg gewinnen? Wir können unsere Vorräte verstecken und in die Wälder fliehen, dann müsst ihr verhungern, weil ihr euren Freunden Unrecht zugefügt habt. Was ist der Grund eurer Missgunst? Ihr seht uns unbewaffnet und bereit, euch zu geben, was ihr braucht, wenn ihr uns freundlich entgegenkommt und nicht mit Schwertern und Gewehren wie zu einer Invasion in Feindesland. Ich bin nicht so naiv, nicht zu wissen, dass es besser ist, gutes Fleisch zu essen und zusammen mit meinen Frauen und Kindern nachts in Ruhe zu schlafen, mit den Engländern zu lachen und fröhlich zu sein, und, als euer Freund, Münzen und Beile zu haben und was ich sonst möchte, als all das aufzugeben und zu fliehen, frierend im Wald liegen, mich von Eicheln, Wurzeln und anderem armseligen Zeug ernähren und mich dauernd so gejagt fühlen zu müssen, dass ich weder ruhen noch essen noch schlafen kann. Meine Männer müssten dann dauernd Wache stehen und beim Knacken jedes Zweiges würden sie rufen: »Captain Smith kommt!«, und auf diese elende Art würde ich so mein elendes Leben beenden müssen; aber, Hauptmann Smith, das könnte bald auch euer Schicksal sein wegen eurer Unbesonnenheit und eures Mangels an Klugheit. Deshalb bitte ich euch eindringlich, verhandelt friedlich mit uns! Und vor allem bestehe ich darauf, dass die Gewehre und Schwerter, die der Grund all unserer Missstimmung und Unruhe sind, entfernt und fortgeschafft werden.

3. Chikataubut (Massachusett), um 1620

Textvorlage: Samuel G. Drake: Biography and History of the Indians of North America, from Its First Discovery. Boston 111851, S. 107

Hintergrund: Die Massachusett waren ein Algonkin-Stamm, der im Gebiet des heute nach ihnen benannten US-Bundesstaats lebten. Als sie kurz nach 1600 mit den Europäern in Kontakt gerieten, siedelten sie an der Mündung des Neponset; ihre südlichen Nachbarn waren die Wampanoag. Die ersten Weißen, die ihr Gebiet aufsuchten, waren Franzosen, dann folgten Niederländer. 1616–1619 starben aufgrund einer Epidemie viele Dörfer aus, was den Stamm massiv schwächte.

Als Siedler von Plymouth das Grab von Chikataubuts Mutter in Weymouth (südlich von Boston am Atlantik) geschändet hatten, indem sie die Bärenfelle stahlen, welche als Bedeckung über dem Leichnam hingen, hielt der Häuptling die unten stehende Rede an seine Stammesgenossen. Die Täter wurden danach von den Massachusett vergeblich verfolgt.

1621 unterzeichnete Chikataubut mit anderen Häuptlingen eine Urkunde, mit der sie sich König James von England unterstellten.

1622 sollen nach weiteren Auseinandersetzungen die überlebenden Massachusett den Plan gefasst haben, die Europäer aus ihrem Gebiet zu vertreiben. Einem angeblich beabsichtigten Überfall kamen die Weißen zuvor, indem sie ihrerseits Anführer des Aufstands töteten. Die Engländer jedenfalls, die 1629 ankamen, trafen nur noch etwa 500 Massachusett an.

Viele von diesen starben an einer Pocken-Epidemie 1633, darunter Häuptling Chikataubut. Sein Amtsnachfolger Cutchamakin schlug sich auf die Seite der Neusiedler und stand ihnen als Dolmetscher zur Verfügung. In der Sprache der Massachusett erschien 1663 die erste in Amerika gedruckte Bibel. Gleichwohl wurde der Stamm in Auseinandersetzungen zwischen Weißen und King Philip (vgl. Einleitung zur Rede von Metacom) hineingezogen und verfolgt. Vor allem die Witwen der Männer, die im Unabhängigkeitskrieg gefallen waren, heirateten außerhalb des Stammes. Die letzten Angehörigen passten sich im 18. und 19. Jahrhundert der Kultur der Weißen an, sodass die eigene Sprache verloren ging. Heute leben nur noch einige wenige Familien, die sich als Nachfahren des Stammes ansehen.

Die Rede:Als am gestrigen Tage das herrliche Himmelslicht unter unsere Erdkugel hinabgesunken war und die Vögel langsam ihren Gesang einstellten, begann ich mich wie gewohnt zur Ruhe zu begeben. Bevor meine Augen sich ganz schlossen, dünkte mich, ich hätte eine Vision, die meinen Sinn überaus betrübte: Ein Geist, zitternd ob des traurigen Anblicks, der sich ihm bot, rief mir laut zu: »Sieh her, mein Sohn, den ich gehegt und gepflegt habe, schau hier die Brüste, die dich gesäugt, die Hände, die dich warm und fest gehalten und dich so oft und unermüdlich gefüttert haben; wie kannst du vergessen, Rache zu nehmen an den Wilden, die mein Grabmal auf so frevelhafte Weise beschädigt und unseren uralten Besitztümern und unseren ehrwürdigen Sitten Missachtung entgegengebracht haben. Sieh nur, wie das Häuptlingsgrab nun daliegt: wie die Gräber gewöhnlicher Menschen und noch dazu durch Ehrlose geschändet. Deine Mutter klagt, sie ruft dich zu Hilfe gegen die diebischen Menschen, die als Fremdlinge hierhergekommen sind. Wenn dies tatenlos hingenommen werden muss, dann werde ich in meiner ewigen Wohnstätte keine Ruhe finden können.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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