Die Hofmalerin - Judith Merkle Riley - E-Book

Die Hofmalerin E-Book

Judith Merkle Riley

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Beschreibung

Unterhaltsam, spannend und mysteriös London, 1514. Völlig mittellos und auf sich allein gestellt beginnt die junge Witwe Susanna Dallet in einem Handwerk zu arbeiten, das eigentlich Männern vorbehalten ist: als Portraitmalerin. Doch die junge Frau hat Talent und ihre Kunst bringt sie bis an den Königshof. Als Mary Tudor mit dem französischen Thronfolger verheiratet werden soll, reist Susanna als Teil des Gefolges mit der zukünftigen Braut nach Frankreich, um sie zu porträtieren. Dabei gerät die Malerin in ein gefährliches Netz politischer Intrigen. Doch in Frankreich wartet auch das Glück ... Enthält Informationen zu den historischen Gestalten im Roman, zu Porträtmalerinnen im England des 16. Jahrhunderts und zu Begriffen der Herrenmode und Malerei. Von Judith Merkle Riley, Autorin der erfolgreichen "Margaret von Ashbury"-Trilogie. Dieser historische Roman ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel "Die Suche nach dem Regenbogen" erschienen. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

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Seitenzahl: 691

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Epilog

Anhang

Historische Gestalten

Porträtmalerinnen im England des 16. Jahrhunderts

Über dieses Buch

London, 1514. Völlig mittellos und auf sich allein gestellt beginnt die junge Witwe Susanna Dallet in einem Handwerk zu arbeiten, das eigentlich Männern vorbehalten ist: als Portraitmalerin. Doch die junge Frau hat Talent und ihre Kunst bringt sie bis an den Königshof. Als Mary Tudor mit dem französischen Thronfolger verheiratet werden soll, reist Susanna als Teil des Gefolges mit der zukünftigen Braut nach Frankreich, um sie zu porträtieren. Dabei gerät die Malerin in ein gefährliches Netz politischer Intrigen. Doch in Frankreich wartet auch das Glück …

Über die Autorin

Judith Merkle Riley (1942-2010) promovierte an der University of California in Berkeley in Philosophie und war Dozentin für Politikwissenschaft in Claremont, California. Von 1988 bis 2007 schrieb sie sechs historische Romane, die allesamt zu Weltbestsellern avancierten.

Judith Merkle Riley

Die Hofmalerin

Aus dem amerikanischen Englisch von Dorothee Asendorf

beHEARTBEAT

Digitale Erstausgabe

»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Für die Originalausgabe:

Copyright © 1996 by Judith Merkle Riley

Translated from the English language: THE SERPENT GARDEN

First published in the United States by Viking Penguin, New York

Für die deutschsprachige Erstausgabe:

Copyright © der deutschen Übersetzung 1994 by UIlstein Buchverlage GmbH, München und Leipzig

Erschienen im List Verlag unter dem Titel »Die Suche nach dem Regenbogen«

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: Maria Seidel, atelier-seidel.de unter Verwendung eines Motives © Richard Jenkins

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Ochsenfurt

ISBN 978-3-7325-3723-5

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Sämtliche Personen, Engel und Teufelsind keineswegs frei erfunden, sondernso wirklich wie ein Regenbogen, derin jeder Sprache einen anderen Namen hat.

Prolog

Seit zwei Jahrhunderten hatte er gewartet, gewartet in einer Kiste, in die ihn die Hexenmeister gesperrt hatten, die einst durch diese Gänge gewandelt waren. Er konnte hören, wie über ihm Schaufeln auf dem verschütteten Mosaik kratzten. Es hatte Mitternacht geschlagen. Jenseits der morastigen Baustelle ragte die dunkle Ruine einer Mauer, die ehemals zum äußeren Bezirk des Temple gehört hatte, in den schwarzen Abgrund der Nacht. Ein frostiger Wind teilte die Winterwolken, und das schwache Licht der Sterne fiel auf gestapelte Steine und das Gerüst für ein neues Gebäude. Noch ein paar Monate, und ein festgefügtes Zunfthaus würde ihn auf ewig von der Erdoberfläche trennen. Doch jetzt hörte er, wie in der tiefen Dunkelheit unverkennbar Metall auf Stein stieß. Endlich, sie kamen.

In der Grube, die man für das neue Fundament ausgehoben hatte, schaufelten zwei Männer in schweren Stiefeln und ledernem Wams, die trotz der Kälte gewaltig schwitzten, Erde aus. Oben leuchtete ihnen ein Aufpasser, der sich gegen die Kälte mit Umhang und Stiefeln geschützt hatte, mit einer Laterne.

»Onaim, perantes, rasonastos«, psalmodierte der Mann mit der Laterne. Er sah seltsam aus, denn unter seinem schweren Umhang verbarg sich eine groteske kugelförmige Gestalt. Seine Stimme klang widerlich einschmeichelnd. In sein bleiches, aufgedunsenes Gesicht hatten sich vor langer Zeit Zornesfalten tief eingekerbt. Die kalt und klug blickenden hellgrünen Augen bekamen jede Bewegung ringsum mit. »Hebt den Schatz ans Licht«, psalmodierte er. »Entdecke ihn, o Satanas, unseren sterblichen Augen.« Sacht fuhren die behandschuhten Finger über einen kabbalistischen Talisman, der an einer Bullensehne um seinen Hals hing. Dem metallischen Geklirr der Schaufeln folgte ein schauerlicher, beinahe menschlicher Schrei.

»Psst. Haltet ein. Da kommt jemand«, sagte er mit leiser, eindringlicher Stimme. Die Männer in der Grube hörten auf zu schaufeln und blickten hoch. Für einen Augenblick leuchtete das Weiß ihrer Augäpfel im Lichtschein, dann verdeckte der Mann über der Grube die Laterne mit seinem Umhang. Sie lauschten angespannt und still. In den Ruinen scharrte etwas.

»Teufel«, flüsterte der schlanke Mann in der Grube und wurde blass.

»Unfug. Rollige Katzen«, höhnte sein kräftiger dunkeläugiger Gefährte. »Reicht uns das Licht herunter, Sir Septimus, ich glaube, wir sind auf ein Mosaik gestoßen, genau an der Stelle, wo es sich Eurer Karte zufolge befinden sollte.« Crouch rührte sich nicht, seine Augen glänzten frostig und hasserfüllt. Er war es nicht gewohnt, Befehle zu erhalten. »Das Licht«, wiederholte der jüngere Mann und säuberte das Mosaik mit der Stiefelkante von Erde. »Wir müssen nach dem Symbol suchen.«

»Oh ja, natürlich, natürlich«, sagte der Mann oben, doch seine Worte klangen heuchlerisch freundlich. Vorsichtig beugte er den mächtigen Leib und reichte die Laterne nach unten. Er schnaufte vor Anstrengung.

»Bitte schaut Euch einmal diesen Fußboden an, Master Ludlow. Das ist ein Mosaik. Gut gearbeitet, könnte fast antik-römisch sein.«

»Master Dallet, Eure Meinung über das Mosaik dürfte kaum interessieren. Spart Euch Euer künstlerisches Urteil für eine gelegenere Tageszeit«, blaffte ihn der Mann neben ihm an. Sein schmales Gesicht war blass von der ungewohnten Anstrengung. Strähniges, glanzloses Haar fiel ihm vor die Augen. Er schob es mit einer Hand beiseite, an der sich bereits Blasen gebildet hatten.

»Advokaten, das nutzloseste Gesindel im ganzen Königreich. Schaut Euch das an, Ludlow: Lapislazuli – allein das Mosaik lohnt schon die Mühe des Ausgrabens und Verkaufens –«

Master Ludlow schwieg verärgert. Oh, wie er diesen Meistermaler wegen seiner Dreistigkeit, seiner Flegelhaftigkeit und seiner Jugend verabscheute. Es war ein Fehler von Sir Septimus gewesen, dass er diesen unehrerbietigen, aufgeblasenen Parasiten in ihren Kreis und in ihre Geheimnisse eingeführt hatte. Gleichwohl, sie brauchten ihn wegen seiner Kenntnis der Symbole …

Auf einmal begann der Künstler wieder zu graben. Der flackernde Lichtkreis, den die Laterne warf, hatte Teile einer Figur sichtbar gemacht.

»Was ist das, Dallet? Ein geflügeltes Pferd?« Sir Septimus Crouch, Antiquar, Prasser und Meister in der Beschwörung höllischer Geister nach der Methode von Honorius, kniete über ihnen im Dreck, damit er das Muster, das die Schaufel des Künstlers freigelegt hatte, besser sehen konnte.

»Nein, ein Pferd mit zwei Reitern.« Dallet blickte nicht von seiner Arbeit auf, er schaufelte weiter das Mosaik frei.

»Das Symbol«, flüsterte Crouch. »Das Pergament hat nicht gelogen. ›Berittene Zwillinge zeigen den Weg …‹ Die Beschwörung hat uns zu ihnen geführt. Aber wo?«

Unter ihnen im Dunkel wartete er. So überaus nahe. So bald. Aus dem Gelass unter der Türschwelle flüsterte er nach oben: Grabt hier.

»Die Schwelle«, schnaufte der beleibte Teufelsbeschwörer. »Der Gedanke ist mir gerade gekommen.«

»Mir auch«, sagte Dallet. »Los, Ludlow, setzt die Schaufel hier an, wir wollen versuchen, den Stein hochzustemmen.« Sie hoben ihn an. Es knirschte, kratzte, der Stein bewegte sich, und aus der Höhlung, die er freigab, stieg ein Geruch von Moder und Fäulnis auf. Der Geruch von langersehnter Rache.

»Da drinnen ist eine Kiste – das muss die Schatzkiste sein«, sagte Master Ludlow.

»Vor der Flucht versteckt, wie das Pergament sagt«, bemerkte der Künstler.

Die Kiste und ihr Hüter, vergraben von gemeuchelten Männern, deren Gebeine vor zweihundert Jahren in alle Winde verstreut worden waren. Vergraben mit einem Fluch während der Herrschaft König Edwards II. – und von einem Scharlatan in Schwarzer Magie und zwei habgierigen Dummköpfen während der Herrschaft des jungen Königs Henry wieder ausgegraben.

Der Künstler versuchte, die Kiste mit seiner Schaufel anzuheben, doch da zerfiel das verrottete Holz zu einem Haufen Moder, und eine Verkleidung aus Blei kam zum Vorschein, eine zerbeulte Hülle, die fest mit einem unbekannten alten Schmelzmittel verschlossen war.

»Ein Alchimistensiegel«, stellte der Künstler fest, der jetzt kniete, weil er den seltsamen Gegenstand näher betrachten wollte. Sein Atem war im gelben Schein der Laterne sichtbar, die er sich über der Bleikiste dicht vors Gesicht hielt.

»Reicht sie hoch«, befahl Sir Septimus Crouch von seinem Standort über der Grube.

»Damit Ihr Euch mit ihr davonmacht, während wir aus der Grube klettern?«, sagte der Advokat. »Oh nein. Ihr reicht uns schön die Seile herunter, und die legen wir um die Schatztruhe. Dann ziehen wir sie alle drei gemeinsam hoch und verteilen ihren Inhalt auf der Stelle in die mitgebrachten Beutel.«

Crouch kniff missbilligend die Augen zusammen. Ich sollte sie umbringen, dachte er. Aber wo finde ich wieder zwei so wendige Männer für meine Dienste? Er musterte die Kiste, schätzte ihr Gewicht ab. Der Grubenboden sah feucht und glitschig aus. Nein, nichts zu machen. Gleichwohl ein Jammer, überlegte er. Ein Jammer, dass sich ein Hirn wie meines dieser Männer bedienen muss, die kaum mehr als Tiere sind. Was muss ich noch alles tun, damit sie Ruhe geben und sich täuschen lassen. Doch wenn die Kiste enthält, was sie enthalten sollte, dann habe ich schon bald so viel Macht, dass ich ohne diese Kreaturen auskommen kann. Schnaufend beugte er sich vor und warf ihnen die Seile zu.

Als sie oben waren, stemmte Master Dallet das alte Schmelzmittel auf und öffnete die Kiste. Die Laterne flackerte und verlöschte fast in dem jähen eisigen Windstoß, der ihm die Haare zu Berge stehen ließ.

»Nichts«, sagte er fassungslos. Auf dem Grund der Kiste lagen ein paar merkwürdig geformte, in vermoderte Seide gehüllte Klumpen. Auf einmal stieg ihm ein ekelhafter Geruch in die Nase, und durch seinen Kopf schwirrten Bilder: Tod, Verwüstung und der Untergang von Dynastien. »Ha!«, sagte er, »man hat uns übertölpelt!« Dann lachte er beherzt, so als wollte er die dunklen Schatten verscheuchen, die er rundum spürte.

»Ein alter Pokal«, sagte der Advokat und hob einen der Gegenstände aus der vermoderten Umhüllung. Er hatte sich fester in sein pelzgefüttertes Gewand gehüllt und das wollene Barett wieder aufgesetzt, weil ihn fror. Silber, las man in seinen berechnenden hellen Augen. Und eingeschmolzen von einigem Wert.

»Lasst sehen«, sagte der Künstler, nahm ihm den Pokal ab und kratzte mit dem Fingernagel an dem angelaufenen Metall. Ja, er war aus Silber und kunstvoll gearbeitet. Er musterte das Gefäß eingehender, dann lachte er laut auf. »Das ist mir vielleicht ein Bursche gewesen, der daraus getrunken hat!«, platzte er heraus. »Seht nur, Sir Septimus!« Der Pokal war mit obszönen Gestalten verziert. Der groteske Antiquar hielt ihn dicht an die Laterne. Die kalten Augen in dem bleichen, zerfurchten Gesicht blitzten auf, und die Lippen teilten sich zu einem verschlagenen Lächeln. Da spürte er eine verstohlene Bewegung.

»Nicht so schnell, Master Ludlow. Ist das da etwa ein Beutel mit Münzen, der sich aus eigenem Antrieb unter Euer Gewand verirren will? Zeigt her – aha, Goldmünzen. Noch dazu alte – habt Ihr gewusst, dass ich eine große Vorliebe für alte Münzen habe?« Seine Stimme klang gefährlich sanftmütig, und er streckte die Hand aus, um den Beutel in Empfang zu nehmen. Master Ludlow wandte sich ab und riss die Umhüllung von einer kleinen silbernen Figurine, einer nackten Frau mit vielsagendem Lächeln. Nur der Künstler bemerkte, was für verrottetes Material da herunterfiel: längst verwelkte Blumen.

»Die Figur nehme ich«, sagte der Advokat, und dem Künstler war klar, dass sie schon am nächsten Tag in einer Schmelzerei landen würde. Ein Jammer. »Und die Münzen werden gerecht verteilt, wie wir geschworen haben«, setzte der Advokat noch hinzu.

Der Künstler hatte inzwischen das größte Bündel enthüllt. Bei dem Anblick verschlug es ihm den Atem, und die Augen fielen ihm fast heraus. Eine abscheuliche Büste, der Kopf eines bärtigen Mannes mit grimmiger Miene, eine hohle Bronzeplastik, die einst vergoldet gewesen war, sich jetzt aber im Zustand der Zersetzung befand. Es war jedoch der furchterregende Blick, der den Künstler erschreckt hatte. In den eingesunkenen, dämonischen Augen, die wie aus hellem Buntglas gemacht wirkten, flackerte es. Das ist eine Sinnestäuschung, redete er sich ein. Der Schein der Laterne funkelte in den eisblauen Tiefen, dass sie jählings böse und lebendig wirkten.

»Was ist das für ein abscheuliches Ding?«, fragte der Advokat.

»Baphomet«, antwortete der Teufelsbeschwörer. »Den haben sie nämlich angebetet, und das hat zu ihrem Untergang geführt. Pfui. Er sieht hohl aus. Gibt es einen Pfropfen? Woraus sind die Augen, Dallet?«

»Glas – da, schaut her«, sagte der Künstler und streckte ihm die Büste hin. Sie fühlte sich komisch an, so als ob sich im Inneren etwas bewegte. »Könnt Ihr das hier lesen?«, fragte er, drehte das Ding um und prüfte die Inschrift auf dem Siegel am Hals.

»Ich möchte nicht, dass mir das schmutzige Ding die guten Handschuhe dreckig macht.«

»Dann dürfte es mir gehören. Vielleicht verwende ich es als Modell«, sagte Rowland Dallet und spielte den Enttäuschten. Nachdem er sich von dem Schreck erholt hatte, war ihm aufgegangen, dass die Augen schimmerten, wie es Glas nicht vermochte. Mächtige Karfunkelsteine, bei Weitem das Wertvollste in der Kiste. Die Augen nehme ich morgen zu Hause heraus, dachte er, und lasse sie in der Row schätzen. »Aber hier ist noch etwas. Wie teilen wir das?« Da lag unter dem nächtlichen Himmel im Lichtkreis der Laterne ein kaum verschimmeltes, sonderbar gut erhaltenes altes Buch mit Seiten aus edelstem Pergament, in Kalbsleder gebunden und mit Halbedelsteinen verziert. Irgendwo in den Ruinen bellte ein wilder Hund. Ratten flitzten zwischen den heruntergefallenen Steinen herum.

Sir Septimus schnappte sich das Buch und blätterte es begierig durch. Seine Augen funkelten beim Lesen. »Die Weissagungen des Simon Magus. Das Buch vom Aufstieg und Fall von Königen. Das gehört mir.«

»Dummes Zeug«, sagte der Künstler, riss Crouch das Buch aus den fetten Händen und zog flink das Kurzschwert aus der Scheide. Der Teufelsbeschwörer wurde bleich vor Zorn und Entsetzen, doch der junge Mann lachte ihn aus. »Das geht durch drei. Ludlow, wollt Ihr ein Außenstück oder das Mittelstück haben?« Mit zwei raschen Hieben teilte der Künstler das Buch in drei Teile. »Ein Außenstück, denke ich, da Ihr etwas für Einbände übrig habt.« Damit warf er Ludlow den vorderen Deckel und die daran hängenden Pergamentseiten zu. »Hier, Sir Septimus, das knusprige Ende ist immer das beste Stück. Ach ja, und der arme Künstler bekommt wieder einmal die Überbleibsel.«

»Ihr – Barbar. Bauerntölpel. Ihr würdet sogar die Sibyllinischen Bücher zerstören.« Sir Septimus griff unbeholfen nach dem mittleren Stück. Der Künstler trat zurück und lachte dem Ritter ins Gesicht.

»Nicht so schnell. Nachdem Ihr mich so hässlich beschimpft habt? Sir Septimus, Ihr seid kein armer Mann. Ich schlage vor, wir sehen uns einmal an, worum es sich handelt, und danach setzen wir den Wert fest. Kommt nächste Woche vorbei, und kauft es mir ab.«

»Bei meiner Ehre, das erlebt Ihr nicht …« Sir Septimus zog sein Kurzschwert, machte ein paar Schritte auf seinen Widersacher zu, doch schon schnaufte er vor Anstrengung.

»Einen angenehmen Abend noch«, sagte Dallet. »Ich muss mich jetzt aufmachen. Mich erwartet zu dieser späten Stunde noch meine kleine Frau. Sie glaubt, ich speise bei einem Gönner.« Fast beiläufig bückte sich der Künstler, hob die Laterne des Hexenmeisters auf und entzündete daran seine eigene Kerze. Den Sack warf er sich über die Schulter.

In diesem Augenblick schoss dem Advokaten ein Gedanke durch den Kopf, als wäre er ihm eingeflüstert worden. Hatte er da ein Gewisper gehört? Es wäre doch viel besser, raunte eine verschlagene Stimme, wenn du gleich zwei Teile des Buches verkaufen könntest. Aber wie?, dachte Ludlow. Erkunde seine Laster, wisperte die heimliche Stimme. Die Ehefrau, dachte er plötzlich. Der Künstler ist ein Trottel. Er hat sich eine Blöße gegeben. Jetzt brauche ich nur noch der richtigen Seite einen anonymen Brief zuzuspielen, und ich bekomme diese Seiten um ein Geringes von einer Frau, die den Wert in keiner Weise schätzen kann. Brillant, bestätigte die Flüsterstimme.

Die Sichel des Mondes verschwand jetzt hinter der Kuppel des Temple. Vor ihnen lag das aufgehäufte Baumaterial für das neue Zunfthaus in dem überfrorenen, aufgewühlten Morast, und der Wächter, den sie tüchtig bestochen hatten, lag betrunken in einer Schenke außerhalb der Mauer. Hinter ihnen befand sich die Grube mit dem seltsamen alten Mosaikboden, der die Arbeiter am nächsten Morgen in Erstaunen versetzen würde. Jenseits wartete die Stadt hinter verschlossenen Toren still und dunkel auf die Morgendämmerung. Sogar die Diebe und Dirnen, die die Straßen unsicher machten, hatten für heute aufgegeben. Nur noch das Ungeheuerliche war unterwegs. Drei vermummte Gestalten mit Laternen in der Hand eilten in der Dunkelheit in verschiedene Richtungen davon. Ein seltsames metallisches Gelächter, so als wäre etwas lange Eingesperrtes befreit worden, schien in dem Dunkel über der Grube zu schweben.

Kapitel I

An dem Nachmittag, an dem sich mein ganzes Leben änderte, regnete es, daher war ich auch auf nichts gefasst. Eigentlich sollte ich Regen mögen, weil ich nämlich um der Gerechtigkeit willen immer die Dinge lieber mag, auf die andere schimpfen. Damit will ich sagen, man sollte stets für einen Ausgleich sorgen. Wenn also jemand sagt: »Ist ihre Nase nicht hässlich«, dann antworte man: »Aber dafür hat sie schöne Augen«, und wenn jemand sagt: »Master Timmons ist ein Betrüger und ein Spitzbube«, dann sage man: »Er soll jedoch sehr gut zu seiner alten Mutter sein.« Gleichwohl kann ich Regen nicht viel abgewinnen. Er nimmt einem das Licht und macht, dass alles grau, ja sogar schimmlig wird, und nicht einmal in die Kirche kann man gehen, und so bekommt man auch nicht mit, wer neue Schuhe hat und wer sein Mieder nach der letzten französischen Mode umgeschneidert hat, da wegen des Wetters ohnedies niemand seine neuen Sachen anziehen würde. Und so vermiest einem der Regen alles, und mir vermiest er auch die Laune, und dabei sollte eine Frau immer heiter sein und ihrem Mann damit die schwere Bürde seines Tagewerks erleichtern. Zumindest steht das so im Rathgeber für das treffliche Eheweib, dem ich nacheifere, denn meine Mutter, die mir weisen Rat geben könnte, ist tot, und guter Rat ist teuer, vor allem da es Frauen den Priestern zufolge an Verstand mangelt. Aber sie sorgt über das Grab hinaus für mich, und das Buch, das sie mir vermacht hat, ist der Beweis dafür; es enthält viele kluge Gedanken und Beispiele, wie man ein Gott wohlgefälliges und bescheidenes Leben führt, und obendrein noch ein paar gute Rezepte für Seife.

An dem Tag jedoch, als die Fremden kamen, es war ein Tag gegen Ende März im Jahre des Herrn 1514, da hatte es seit fünf Tagen ohne Unterlass geregnet, fast konnte man es eine Sintflut nennen, und von diesen fünf Tagen war mein Mann schon drei in Geschäften unterwegs, und mich verlangte sehnlichst danach, an die frische Luft zu gehen.

»Ich kann Regen nicht ausstehen, Nan, ich kann ihn einfach nicht ausstehen. Das soll der Frühling sein? Es ist ja fast genauso kalt und dunkel wie im Winter, und nirgendwo ist auch nur eine Spur Grün zu entdecken, und außerdem halte ich es einfach nicht mehr in diesem beengten, kleinen Zimmer aus.«

»Vergiss nicht, dass es ohne Regen keine Blumen gibt«, sagte Nan auf ihrer Bank am Feuer und blickte von ihrem Strickzeug auf. Sie machte eine ernste Miene, doch die macht sie dauernd. Sie ist nämlich viel älter als ich, und Leute, die mager und alt sind und immer viel beten, die sind nun einmal ernst, weil sie die Sorgen des Lebens kennen und daher die Eitelkeiten dieser Welt durchschauen. Ich für mein Teil liebe die Eitelkeiten dieser Welt, aber Nan liebe ich auch, denn sie war, als ich klein war, meine Kinderfrau, und seit ich verheiratet bin, hilft sie mir im Haus oder, besser gesagt, mit den Zimmern. Es wäre unrecht, sie als Dienerin zu bezeichnen, auch wenn ich sie bezahle, das heißt, ich würde sie ja bezahlen, Ehrenwort, aber mein Mann gibt mir nicht genug Haushaltsgeld.

»Aber es ist dunkel, Nan. Alles ist so grau. Und dann das Pladder, Pladder, Pladder – das macht mich ganz verrückt! Ich muss wieder Vögel hören und mich mit jemandem unterhalten. Frühling! Ich will Frühling haben!« Ich beugte mich über die große mit Messing beschlagene alte Truhe meiner Mutter, in der einmal meine Aussteuer gelegen hat, und stieß die Fensterläden mit lautem Krach auf. Der Wind pfiff herein, und der Regen sprühte mir mitten ins Gesicht. Unter unserem Vorderfenster klapperte und schwankte das Schild mit der »Stehenden Katze« im peitschenden Regen. Der Rinnstein in der Mitte der Fleet Street war zum reißenden Bach geworden. Die leuchtend bemalten Häuserfronten wirkten grau und trübselig in dem Regen, der nur so vom Himmel herabrauschte. Keine Menschenseele draußen. Nur eine einsame Graugans stakste durch den Morast vor Master Wests Brauhaus, das »Zur Ziege und zum Krug« heißt, und selbst seine Läden waren geschlossen, obwohl nur der Himmel wusste, was im Inneren vorging. Ich beugte mich also aus dem Fenster, schüttelte die geballte Faust und schrie zum überfließenden Himmel hinauf: »Regen, hör sofort auf! Ich brauche Sonne! Ich will Licht haben!«

»Bist du wohl still!«, rief Nan und zog mich an den Röcken ins Zimmer zurück. »Sollen die Leute etwa denken, dass du nicht mehr bei Trost bist? Du wirst mir noch nass und krank! Du erwartest ein Kind, wie kannst du da so verantwortungslos sein. Komm sofort herein und hör mit dem Geschrei auf!« Sie schlug die Fensterläden mit einem Knall zu. »Sieh dich doch an«, schalt sie, »völlig durchnässt. Was soll nur aus dir werden? Ich habe es deiner Mutter versprochen. Du weißt, ich habe es versprochen. Jetzt setz dich hin, und sei einmal im Leben vernünftig. Ohne Regen würdest du den Sonnenschein gar nicht richtig zu würdigen wissen.«

»Aber ja doch«, murrte ich. »Ich mag alles, was schön ist. Und das mag ich auch ohne hässliche Dinge.«

»Dein Herz hängt mehr an Äußerlichkeiten, als dir guttut«, brummte Nan, die sich das Recht, mich zu kritisieren, nicht nur durch lange Dienstjahre, sondern auch durch große Nachsicht hinsichtlich etwas so Unwichtigem wie ihrem Lohn verdient hatte.

»Master Dallet sagt, dass das äußere Erscheinungsbild sehr wichtig ist, deshalb muss er auch so große Sorgfalt auf seine Kleidung verwenden. Und außerdem darf ich ihm keine Last sein, wenn er Fürsten und Gönnern geziemend gekleidet seine Aufwartung machen muss.« Mein Kopf und meine Schultern waren noch feucht, ich wischte mir also das Gesicht mit dem Ärmel ab und setzte mich auf die Bank am Feuer, doch das klamme, dunkle Zimmer ärgerte mich immer noch. Aus dem Korb zu meinen Füßen sah mich die Flickarbeit an. Ich bedachte sie mit einem bösen Blick.

»Vermutlich ist das für ihn Grund genug, deine Mitgift beim Schneider auszugeben und den Trauring deiner Mutter zu versetzen.«

»Das ist ein Opfer, das jede Frau bringen muss, damit ihr Mann großen Erfolg hat und sein Glück macht. Eine tugendhafte Frau wird für ihre klaglose Geduld auf hunderterlei Weise belohnt, sagt mein Buch. Bedenke doch, in wie viele bedeutende Häuser er schon eingeladen worden ist, und dann der viele Landadel, den er noch malen soll! Er kommt von Tag zu Tag mehr in Mode. Und wenn er dann einen Beutel Gold mit nach Haus bringt und mir ein Seidenkleid kauft, tut es dir noch leid, dass du dich einmal über ihn beschwert hast.« Ich streckte die Füße mit den dicken Strümpfen und den schlichten alten Holzpantinen gerade vor mir aus, ohne den Fußboden zu berühren, um mir meinen alten Rock besser anzusehen, den wir, weil ich in Trauer war, schwarz gefärbt hatten und der überall mit Gips bespritzt war, da ich immer über meine Schürze hinausspritze, und dabei stellte ich mir vor, dass er sich in strahlend saphirblaue Seide, mit einer kleinen Stickerei hier und da, verwandelte.

»Hmpf. Ich glaube, ich habe gebührend gewartet, aber bislang hat er nur Schulden, Duellforderungen von gekränkten Ehemännern und eine hässliche alte Büste mit nach Haus gebracht, die er ohnedies auseinandergenommen hat. Was soll ich nur noch tun, damit du aus deinen Träumen erwachst?«, plapperte Nan weiter, doch ich hörte schon nicht mehr zu.

Ich habe reichlich Vorstellungskraft. Zuweilen stelle ich mir vor, wie Nan wohl aussehen würde, wenn sie wieder jung wäre, oder mein Haar, wenn es schön und glatt und zu adretten blonden Zöpfen geflochten wäre – stattdessen ist es ungebärdig und hat einen rötlichen Stich –, oder wie es wäre, wenn ich eines Morgens aufwachte, aus dem Fenster blickte und alle Straßen über Nacht aus purem Gold wären und alle Tiere auf den Hinterbeinen gingen und die ihrem Stand geziemende Kleidung trügen. Derlei Dinge hätte ich gern gezeichnet, doch mein Vater sagte immer, für Phantastereien wird kein Papier verschwendet, und Master Dallet redet dieser Tage schon genauso, nur nicht so nett. Und so koche ich Leim für ihn und grundiere seine Tafeln mit Gesso, mache Pinsel und zerstoße Farben für ihn, wie ich es im Haus meines Vaters gelernt habe, doch eigene Sachen male ich nie mehr, denn das ziemt sich nicht für eine verheiratete Frau. Sie muss lernen, nur an das Wohl anderer zu denken und in ihrem Haus für Behaglichkeit und Ruhe zu sorgen, damit ihr Ehemann und ihre Kinder sie preisen und segnen.

»Lieber Gott, dass ich diesen Tag noch erleben muss«, sagte Nan, blickte auf ihr Strickzeug und ließ die Nadeln immer schneller klappern, klick, klick, klick. »Drei Tage ist er nun schon bei der gottlosen Mistress Pickering, der Himmel steh mir bei!« Dergleichen sagt Nan immer und ruft vornehmlich den Himmel an, nur dass der Himmel nie zu antworten scheint, zumindest nicht unmittelbar und verständlich. Aber so ist Nan nun einmal, immerzu bildet sie sich Verhängnisse ein, und das macht sie glücklich oder zumindest glücklicher als alltägliche Dinge, und sie hält auch gern nach Zeichen Ausschau, denn durch die lässt der Himmel sie wissen, welches Verhängnis, das sie sich einbildet, demnächst über uns kommt, nur dass es in der Regel nicht eintrifft. Wenn wirklich etwas Schreckliches geschieht, scheint Nan das nicht eher zu bemerken, als bis es fast zu spät ist, da sie sich mit weitaus schrecklicheren Einbildungen beschäftigt, dass beispielsweise das Ende der Welt nahe bevorsteht oder dass der Teufel in einer Schenke in der Watling Street Wohnung genommen hat und kleine Kinder verspeist. Es würde mir sehr leidtun, wenn sie von diesen Dingen abließe, denn das hieße, sie ist krank, und da Vater und Mutter bereits tot sind, darf mir Nan nicht krank werden, denn dann hätte ich nur noch Master Dallet, und der ist nicht gerade gesprächig.

»Ach, Nan, was bist du doch misstrauisch! Ich habe es aus seinem eigenen Mund, dass er ein wichtiges Porträt von Captain Pickerings alter Mutter fertigstellen muss, das Mistress Pickering als Überraschung zur Feier seiner Heimkehr an einen Ehrenplatz hängen will. Wenn das nicht ein wirklich hübscher Einfall ist. Genau wie die Stelle in meinem Buch, wo steht, dass eine Frau immer solch elegante und aufmerksame Überraschungen planen sollte, wenn sie ihrem Mann eine Freude machen will.« Ich fädelte beim Sprechen meine Nadel ein und griff nach dem Stopfei, das im Korb auf der Flickwäsche lag.

»Und vermutlich hast du es auch aus seinem eigenen Mund, dass Mistress Pickering hässlich ist.«

»Oh nein, etwas so wenig Schmeichelhaftes würde er über eine Gönnerin nie sagen, aber er sagt, das Gehen fällt ihr wegen ihres Klumpfußes schwer, und sie muss immer ganz nahe an das Porträt herantreten, damit sie es durch ihre Brille sehen kann, und da habe ich gesagt, ich möchte doch hoffen, dass er sie zuvorkommend behandelt, und er hat gesagt, er wird meinen Rat befolgen. Da hast du es, ich weiß, dass sie sehr unansehnlich ist, aber bei Leuten mit Geld ist Master Dallet immer um Takt bemüht.«

Nans Seufzer konnte es mit jedem Märtyrer aufnehmen, denn Seufzen ist eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Es reinigt die Lungen und fördert die Verdauung, sagt Goody Forster, die eine sehr kluge Hebamme ist und auch ein Pulver verkauft, das reich macht, wenn man es um Mitternacht bei Vollmond verbrennt. Ich habe mir etwas bei ihr geholt, aber bis jetzt hat es noch nicht gewirkt. Doch vielleicht habe ich es auch nicht richtig verbrannt, denn ich musste es schnell vor Nan verstecken. Wenn sie es gesehen hätte, dann wäre das für sie nur ein Zeichen gewesen, dass der Teufel im Haus »Zur Stehenden Katze« Wohnung genommen hat, um uns alle noch vor dem Weltuntergang in Versuchung zu führen, denn so denkt Nan.

Goody Forster blickte in einen Spiegel und sagte, eines Tages würde ich reich sein und ein sorgenfreies Leben führen, und dann sollte ich an sie denken, denn wenn ich Geld hätte, müsste ich ihr Silbermünzen geben, da sich Geld durch Teilen umso schneller vermehrt. Doch bislang habe ich kein Silber, geschweige denn Kupfer, und dabei brauche ich Geld, weil ich Nan bezahlen muss, damit sie Geld an ihren Bruder schicken kann, der höchst ungerechterweise im Gefängnis sitzt, und das Kind braucht ganz dringend eine Wiege, obschon Master Dallet behauptet, mit der Wiege verhätschele man es nur, ein Wäschekorb täte es auch, da es aus der Wiege ohnedies schnell herauswachsen würde.

Bei dem Gedanken an Geld regte ich mich so auf, dass ich mir mit der Stopfnadel in den Daumen stach und einen großen Blutfleck in Master Dallets braunen Strumpf machte. Ich rieb tüchtig daran, er sollte weggehen, damit Master Dallet nicht böse würde, aber es ist doch wirklich ein Jammer, wenn die einzige Überraschung, mit der man seinem Mann eine Freude machen kann, Flickarbeit ist, denn die ist kaum eine Überraschung, und obendrein war sie auch noch blutig.

Genau in dem Augenblick, als ich mir in den Daumen stach – darum erinnere ich mich ja auch so gut daran –, war unten gewaltiges Stiefelgetrampel zu hören, und das erstaunte mich dann doch sehr, da man gestiefelte Männer im Haus »Zur Stehenden Katze« nicht gerade häufig antrifft. In der Regel sind nur Frauen anwesend, oben wie unten. Master Dallet hat nämlich den Mietvertrag unter der Bedingung bekommen, dass Mistress Hull, eine Witwe der Maler-und-Färber-Zunft, auf Lebenszeit Wohnrecht im Erdgeschoss hat. Der Mietvertrag besagt, dass wir die Küche einmal in der Woche zum Waschen benutzen dürfen, und außerdem dürfen wir durch den Laden im Erdgeschoss gehen, denn die Treppe führt im hinteren Teil zu unseren Räumen hinauf, und davon haben wir zwei: Einer ist Master Dallets Atelier, der andere dient als Schlafzimmer, Wohnzimmer, Speisezimmer und so weiter, alles in eins gepfercht.

Master Dallet war mit dieser Regelung nicht zufrieden, er wollte den ganzen Platz für sich haben, damit er eines Tages ein großes Atelier mit mehreren Lehrjungen führen kann, und auch weil es in dem Laden der Witwe und ihrer klatschsüchtigen Tochter viele sehr hässliche Gemälde gab, die der selige Master Hull hinterlassen hat, und mein Mann befürchtete, sie könnten mit seinen verwechselt werden und ihm die Kundschaft vergraulen. Außerdem boten die beiden noch viele seltsame Dinge feil, die sie selbst hergestellt hatten, wie beispielsweise gestrickte Frauenärmel, plumpe Fäustlinge und dazu mottenzerfressene gebrauchte Kleidung und Kinkerlitzchen zum Nähen, die sie nicht selbst angefertigt, sondern von irgendwo bekommen hatten. Master Dallet sagt, er kann es kaum erwarten, dass die alte Frau stirbt, denn dann kann er das ganze Haus bewohnen und all den Krimskrams und die grässlichen grüngesichtigen Madonnen und Heiligen mit dem falsch sitzenden Nabel hinauswerfen, die das ganze Anwesen in Misskredit bringen.

Aber gleichwohl gehen unten höchst merkwürdige Dinge vor, es kommen nämlich nicht nur Frauen, die Nadeln kaufen wollen, sondern vorwiegend Mönche und andere Herren von geistlichem Stand. Als ich Mistress Hull fragte, wieso Mönche Nadeln kaufen, da sagte sie, sie kämen wegen der Andachtsbilder. Und ich für mein Teil finde, das ist nun wirklich ungemein rätselhaft, denn eines steht fest, da unten bekommt man immer dieselben Gemälde zu sehen. Der Christus in Ketten steht am gleichen Fleck, und die arme, hässliche Madonna verstaubt mehr und mehr, und der Sebastian mit den schief sitzenden Augen schielt in seiner Ecke vor sich hin, ganz gleich, wie viele Geistliche kommen und gehen. Ich könnte ja Nan fragen, doch die würde nur sagen, das ist ein Zeichen für die Anwesenheit des Teufels, und da ich das schon vorher weiß, lasse ich es bleiben. Für mich ist das ein Zeichen für etwas anderes, ich weiß nur nicht, wofür. Vielleicht hat die Witwe eine furchtbare Sünde auf sich geladen, und die geistlichen Herren kommen, um sie zu bekehren und sie zu belehren, wie sie dennoch gerettet werden kann, falls sie bereut. Das wäre sehr rücksichtsvoll von ihnen, denn die Witwe hat kein Geld, ja sogar noch weniger als wir, und in der Regel helfen Geistliche nur reichen Witwen beim Bereuen.

Also ist es verständlich, dass ich die Ohren spitzte, als ich nicht etwa Sandalen plitsch-platsch machen hörte, sondern knarrende Stiefel und klirrende Sporen. Fremde. Und das konnte, soviel ich und auch Nan wussten, nur eins bedeuten. Ihr Kopf fuhr hoch, und ihre Nase zitterte wie die eines alten Jagdhundes, der Gefahr wittert. Jetzt hörten wir unten auch Männerstimmen und die Stimme der Tochter, die den Fremden hämisch den Weg zu unseren Räumen wies. Wir konnten nicht verstehen, was sie sagte, denn der grässliche Regen prasselte noch immer gegen die geschlossenen Fensterläden. Das Feuer war herabgebrannt und spendete wenig Licht, daher war es im Zimmer ganz dämmrig, lauter Töne wie Sepia und gebrannte Umbra, was für mich nicht gerade eine heitere Farbpalette ist.

»Oh«, entfuhr es mir, »es ist bestimmt der Büttel, ich weiß es. Ich verstecke mich hinten im Zimmer, und du sagst einfach, Master Dallet ist nicht daheim – er musste ganz plötzlich auf den Kontinent. Ein großer Auftrag – damit kann er dann alle Schulden begleichen.«

»Was der genauso wenig glaubt wie ich«, murrte Nan. »Nein, eins steht fest, dieses Mal erkläre ich ihnen genau, wo Master Dallet zu finden ist.« Nan hörte sich ebenso hämisch an wie die Tochter der Witwe, obschon ich nicht wusste, warum.

Doch die Fremden, die Nan die Stiege hinauf und in das Schlafzimmer führte, waren anscheinend doch keine Büttel oder Schuldeneintreiber. Sie blieben stehen und lugten durch die geöffnete Ateliertür. Ich sah, wie sie ratlos die Gipsmodelle von Händen und Armen musterten, die zierlich gefertigten Zeichnungen und die leuchtenden Farben auf den halbfertigen Porträts der Leute von Welt, die im Gegensatz zu den verstaubten, alten Heiligen im Untergeschoss so schön und säuberlich gemalt waren. Sie taten so, als schauten sie nicht hin, doch ich merkte, wie sie die Schränke und Borde mit den Schachteln und die bauchigen Blasen, die Farben und Bindemittel enthielten, musterten, als könnten sie daran die Qualität der Arbeit ermessen.

Auf dem Fußboden des Ateliers lagen keine Binsen, den schrubbten Nan und ich nämlich einmal wöchentlich mit Lauge und Wasser, und die Wände waren frisch mit Terpentin und Kreide getüncht, und das ganze Zimmer glänzte so makellos sauber wie das Haus meines Vaters zu seinen Lebzeiten. Das ist ein fremder Brauch, und Engländer fühlen sich so nicht wohl, doch obschon ich hier geboren bin, habe ich mich nicht an ihre Art der Haushaltsführung gewöhnen können, sie ist mir viel zu staubig. Ein Haus, in dem Miniaturen und Illuminationen gemalt werden, muss so sauber gehalten werden, denn der größte Feind dieser Feinarbeit ist Staub, der zweitgrößte Atemfeuchtigkeit, ganz zu schweigen von lautem Husten oder Naseputzen. Und Master Dallet war mehr als nur ein Staffeleimaler, der auf Leinwand oder Holztafel ein anständiges Porträt zustande brachte. Auf dem hohen Arbeitstisch am Fenster fertigte er Miniaturporträts an, eine Kunst, die mein Vater in England in Mode gebracht hatte, als er von Flandern zuzog, um den König zu malen. Und von Vater hatte Master Dallet auch seine ganze Kunstfertigkeit im Miniaturmalen, denn er lernte bei ihm in unserem Haus.

»Ist das hier das Haus von Maître Roland Dolet, dem Maler?«, fragte der Größere. Die schimmernde Seide und der satte Samt ihrer Kleidung bildeten in dem düsteren Raum einen leuchtenden Farbkontrast. Der Größere trug unter dem schweren, regenfeuchten Umhang ein Schlitzwams aus blauem Samt, darunter eine feuerrote Seidenweste und golddurchwirktes Leinen, während der kleinere, breitere Mann sich in Grün gekleidet hatte, die langen Zaddelärmel waren aus gelbem Satin, und seine Schaube war mit Marder verbrämt. Jeder hatte sich mehrere teure Ringe angesteckt. Die Sporen an ihren Stiefeln zeigten, dass sie nicht zu Fuß gekommen waren. Beide trugen Schwert und Dolch im Gürtel. Fremde, dachte ich, aus einem Land mit sonnigen Farben, die im grauen Frühling des Nordens gefangen sind. Franzosen, nach dem gewagten Schnitt ihrer Kleidung und der Art zu urteilen, wie sie den Namen meines Mannes aussprachen, der französischen Ursprungs ist, obwohl seine Familie ihn schon lange anglisiert hatte. Sie betrachteten mich mit hochfahrendem, berechnendem Blick von Kopf bis Fuß, registrierten meine alte gefärbte Trauerkleidung und dass die Schnüre meines Mieders spannten, da es meinen Leibesumfang nicht mehr verbergen konnte, und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg.

»Ja, das stimmt, aber mein Mann ist nicht daheim«, antwortete ich, und während ich mir den immer noch schmerzenden Daumen hielt, zeigte ich ihnen, wo sie ihre Umhänge am Feuer trocknen konnten.

»Gut«, sagte der Kleinere in Französisch, »vielleicht können wir diese Frau hereinlegen, und sie gibt uns, was uns der Meister verweigert.« Ich muss schon sagen, das ärgerte mich denn doch. Nicht nur, dass sie mich täuschen wollten, die dachten auch noch, ich wäre so gewöhnlich, dass ich sie nicht verstand. Ich, die Tochter von Cornelius Maartens, Maler der größten Fürsten Europas. Dachten die etwa, ich wäre ein einfältiges und ungebildetes Mädchen? Im Haus meines Vaters habe ich Französisch, Italienisch, Musik und gute Manieren gelernt. Und Vater hat mich auch Malen gelehrt, als er merkte, dass ich ein Auge fürs Zeichnen hatte, und das ist etwas, was englische Damen überhaupt nicht können, obschon man sie darin unterrichten sollte, denn es schult das Auge. Und obendrein hätten sie eine heilsame Beschäftigung, statt immer nur herumzuschäkern, denn Vater zufolge haben sie nichts anderes im Sinn, auch wenn alle Welt behauptet, dass sie ehrbar sind. Schließlich begrüßen sie sogar Fremde mit einem Kuss auf die Lippen, was wirklich nirgendwo Sitte ist, weil es sich nicht schickt. Die Franzosen hielten, typisch Franzosen, meinen großäugigen Blick für Blödigkeit, und ich ließ sie in dem Glauben, da sie es nicht besser verdienten.

»Madame«, sagte der kleinere der beiden, »Euer Gatte hatte vergangenen Monat die Ehre, ein höchst vortreffliches Porträt von Prinzessin Mary, der Schwester Seiner Majestät, zu malen.« Ha, das war ja interessant. Zuerst wollte mein Mann mir den Namen der rothaarigen Dame gar nicht verraten, deren Porträt er malte, weil es ein großes Geheimnis war, und wenn er Geheimnisse hat, kommt er sich immer bedeutend vor. Aber da kannte er mich schlecht, Geheimnisse muss ich herausbekommen, und so flößte ich ihm einfach Wein ein, bis er anfing zu prahlen, und dann tat ich so, als hörte ich nicht zu, und da erzählte er mir alles.

»Ja, das stimmt«, sagte ich, »und er hat gesagt, es trifft sie, wie sie leibt und lebt.«

»Wir möchten die Zeichnung kaufen«, sagte der erste Franzose.

»Mein Mann verkauft keine Zeichnungen«, sagte ich fest. Zeichnungen zu Porträts sind das Arbeitsmaterial des Malers. Angenommen, die Abgebildete will eine Kopie für ihre Tante in Yorkshire haben? Natürlich möchte sie nicht noch einmal Modell sitzen, und das erste Porträt ist vielleicht schon an einen Verehrer gegangen. Für das zweite Porträt muss der Maler also auf die Zeichnung zurückgreifen, die er während der Sitzung angefertigt und in die er alle Farben eingetragen hat. Mein Vater sagte, in Frankreich stellen sich alle Künstler Mappen mit Porträts von adligen Familien und mit Gesichtern zusammen, die ihnen auffallen, und andere Künstler wiederum bezahlen dafür, dass sie die Zeichnungen kopieren dürfen, aber bedauerlicherweise ist so etwas in England nicht Mode.

»Wir sind bereit, gut dafür zu zahlen. Gewiss putzt sich eine so junge und bezaubernde Frau gern mit einer goldenen Kette oder Perlenohrringen.« Seine Stimme klang warm und troff wie Sirup. Es war das Wort »bezaubernd«, das mich noch mehr ärgerte, doch ich ließ mir nichts anmerken, ich, die von der Schwangerschaft ganz aufgedunsen und verdrießlich war, und er hatte die Frechheit, mich »bezaubernd« zu nennen. Ha. Lügner! Genau wie die Lügner, von denen man lesen kann, die mit gespaltener Zunge reden, was ihnen der Gottseibeiuns höchstpersönlich einflüstert. Was bildete er sich eigentlich ein? Dass er eine Dienstmagd verführte? Glaubte er wirklich, ich wäre so dumm, dass ich nicht wüsste, was eine Zeichnung wert ist? Vielleicht lag es an meinem Gesicht, dass er dachte, er könne sich erlauben, mir so etwas aufzubinden. Franzosen halten lange Nasen für ein Zeichen von Klugheit, und meine ist zu kurz geraten, um mich klug wirken zu lassen, und stupsnäsig bin ich auch noch, und selbst ich finde, das wirkt dumm. Ich hätte auch gern braune Augen gehabt, diesen vielsagenden Funkelblick. Meine Augen funkeln nicht. Meinen Blick nennt man lieb, was sehr enttäuschend ist. Viel lieber wäre ich eine große Sirene, die die Herzen der Männer mit einem leidenschaftlichen Blick durchbohrt, so dass ihnen die Sinne schwinden und sie ihr zu Füßen liegen, das heißt, wenn sie ihre fünf Sinne wieder beisammenhaben. Vermutlich hat mich Master Dallet bei unserer ersten Begegnung damit beeindruckt. Der hat mich nämlich nicht ein liebes Dingelchen genannt. Und obendrein hat er funkelnde braune Augen.

»Gerade neues Geschmeide würde meinem Mann sofort auffallen. Soll er etwa denken, ich hätte einen Liebhaber?«, fragte ich in der Hoffnung, sie würden aufmerken, weil ich so klug und tugendhaft war und mich nicht durch ihre Schmeichelreden und Verlockungen täuschen ließ. Doch wenn ein Franzose den Mund aufmacht, dann spitzt der Teufel die Ohren. Wer sonst wohl hätte mir ausgerechnet in diesem Augenblick eine solche Idee eingeben können? Eine vortreffliche Idee, eine prächtige Idee, eine überaus schlimme Idee, ein Betrug, den mancher einer wahrhaft guten Frau nicht zutrauen würde und den man mir nun wirklich nicht anrechnen sollte, da ich aus gutem Grunde log.

»Eine Zeichnung würde mein Mann niemals herausrücken, aber warum gebt Ihr nicht ein neues Gemälde in Auftrag?«, fragte ich so gelassen wie möglich und als gäbe es den Teufel nicht, der mir das einflüsterte.

»Das würde zu lange dauern«, antwortete der Hochgewachsene, »wir müssen es nämlich mit –« Doch der Kleinere schnitt ihm das Wort ab.

»Eine Kopie in Miniaturform könnte bis morgen Abend fertig sein«, antwortete ich. »Das Honorar meines Mannes beträgt drei Pfund.« Sie blickten sich an, der Preis hatte sie entsetzt. Na und, dachte ich bei mir, weniger ist meines Mannes nicht würdig, da er nur Personen von Rang porträtiert.

»Drei Pfund?«, fragte der hochgewachsene Franzose und warf mir einen spöttischen Blick zu.

»Mein Mann ist Meister der Maler-und-Färber-Zunft. Und was die Vortrefflichkeit seiner Arbeit angeht, so kann es darin niemand mit ihm aufnehmen. Wenn Ihr mir nicht glaubt, so wendet Euch an andere Maler. Ihr werdet schon sehen, wie erbärmlich die arbeiten, und dann zurückkommen.« Nan stockte der Atem bei so viel Dreistigkeit. Doch ich spürte etwas, das rührte sich in mir wie ein wildes Tier, und ich wurde immer beherzter, denn wenn man schlechten Samen – und böse Ideen sind schlechter Samen – zwischen den guten sät, dann wächst er wie das Unkraut unter dem Weizen, von dem man in der Kirche hört, und erstickt alle guten Vorsätze. Der Franzose blickte erschrocken, doch ich jubelte im Stillen.

»Seid Ihr sicher, dass er es schafft?«

»Vollkommen«, antwortete ich und mied den entsetzten, groß aufgerissenen Blick der lieben, guten Nan.

»Wir nehmen die Miniatur nicht an, wenn ihre Züge nicht genau getroffen sind«, sagte der Kleinere.

»Das kann in England niemand besser als mein Mann«, gab ich zurück, und da verabschiedeten sie sich griesgrämig.

»Was um alles in der Welt ist in dich gefahren, dass du dergleichen versprichst?« Nan sah entsetzt aus. »Du weißt, dass der Meister nicht nach Haus kommt, und wenn, dann ist er ganz und gar nicht imstande zu malen. Und dann noch eine Miniatur, du unvorsichtiges, unbedachtes Ding! Seine Hände zittern, wenn er getrunken hat, und Kopfschmerzen und schlechte Laune hat er auch! Er ist gewiss böse, wenn er herausbekommt, was du versprochen hast. Du mit deiner törichten Zunge, du hast seinen Ruf ruiniert!«

»Nan, ich weiß, wie wir diese drei Pfund höchst tugendhaft verwenden können. Außerdem brauche ich dringend Geld. Ich habe es mir gut überlegt. Damit erspare ich meinem Mann Kummer und Sorgen, wie es schicklich für eine rücksichtsvolle Ehefrau ist, und kann im Voraus planen, was seiner Behaglichkeit dient. Er ist doch erst zu Hause, wenn sie fertiggestellt ist, und dann haben wir Feuerholz und Würstchen und Windeln und eine Wiege für das Kleine, und ich muss ihm diese Sorge nicht auch noch aufbürden.« Nan sah mich verblüfft an.

»Was redest du da? Ach, Susanna, ich hätte dir einfach nicht erlauben dürfen, den Kopf in den Regen zu stecken.«

»Hast du vergessen, dass ich die Tochter von Cornelius Maartens bin? Weißt du noch, meine Himmelfahrt? Weißt du noch, mein Salvator Mundi, der in eine Männerfaust passte? Sogar die Freunde meines Vaters haben gestaunt. Ich habe noch dieselben Hände wie als junges Mädchen. Sieh sie dir an! Sind sie ungeschickt geworden, weil sie Fußböden schrubben?« Ich streckte ihr meine Hände hin. Meine Finger waren von der Schwangerschaft ganz geschwollen und sahen aus wie gebündelte Würstchen, und der schmale Trauring schnitt tief ein, nur dass Würstchen keine Ringe tragen, doch wenn, dann sähen sie so aus. Eine Handfläche war ganz farbfleckig, und unter meinen kurz gehaltenen Fingernägeln saß blaue Farbe.

»Du weißt, dass ich deiner Mutter auf dem Sterbebett versprochen habe –« Nan schob sich eine lose graue Haarsträhne unter die Haube. Ihr faltiges Gesicht sah vor lauter Besorgnis noch runzliger aus.

»Aber würdest du nicht gern deinem Bruder helfen?«, fragte ich durchtrieben, und auch das gab mir der Teufel ein. »Du weißt, dass Master Dallet gesagt hat, er würde deinem Bruder helfen, wenn er nur könnte. Das wäre doch nicht anders, als würde er es selber tun.«

»Aber angenommen, er bekommt heraus …?«

»In Wirklichkeit hintergehen wir ihn gar nicht. Schließlich habe ich jetzt ein ganzes Jahr lang seine Pergamente geschliffen und poliert, seine Farben gestoßen und sogar die Drapierungen und die Stickereien auf den Ärmeln gemalt. Ei, das ist ja fast schon das ganze Bild, abgesehen von den Gesichtern, die es dann zu einem Gemälde des berühmten Rowland Dallet machen, was so viel wert ist. Dieses Mal besteht der einzige Unterschied darin, dass wir das Geld unmittelbar in Empfang nehmen und es ganz im Sinne von Master Dallet verwenden, wenn er daran gedacht hätte. Die Fremden nehmen es doch mit, und so kommt uns keiner auf die Schliche, nicht einmal er.«

»Aber ich habe versprochen«

»Ach, dieses Versprechen! Dauernd reibst du mir das unter die Nase! Hat Master Dallet nicht auch versprochen, für mich zu sorgen, als meine Eltern meine Heirat arrangiert haben? Nan, ich komme allmählich zu dem Schluss, dass er sie getäuscht hat.«

»Oh!«, sagte Nan erschrocken und bekreuzigte sich. »Toten soll man nichts Schlechtes nachsagen. Deine Mutter war eine Heilige. Dein Vater wollte nichts als dich glücklich sehen. Und Master Dallet war sein Lieblingsschüler. Bedenke doch, ein Zunftmeister, der sich dazu herablässt, bei einem Ausländer in die Lehre zu gehen! Er hätte eine rosige Zukunft, hat dein Vater gesagt, und er hat recht gehabt. Sieh nur, wie weit Master Dallet es schon gebracht hat.«

Mir jedoch lag das Malen im Blut, meine Hände, meine Augen wollten nichts weiter als malen. Der Kopf schwirrte mir von Ideen, wie ich die Miniatur und wie ich die Farbpalette anlegen würde. Ich wollte es wieder in der Hand halten, das unter meinen Farben durchschimmernde Perlmutt, Farben, die genau richtig angeordnet waren. Ich wollte die winzigen, säuberlichen Pinsel, die »Zeichenstifte« der Miniaturmaler, auf dem Arbeitstisch aufreihen, ich wollte die Farben leuchten sehen, die ich als erste Lasur auf den getönten Malgrund aus Pergament auftragen würde. Ich betrachtete die Flickarbeit im Korb beim Feuer. Und auf einmal verabscheute ich sie, ich wusste auch nicht, warum. Ich verabscheute die Spuren, die sein Leben darin hinterlassen hatte, ich verabscheute seinen Körpergeruch, der ihnen anhaftete. Ich schnappte mir den Korb und stülpte den Inhalt ins Feuer, die hässlichen braunen Strümpfe und alles andere, und dann stürmte ich in sein Atelier. Das graue Vorfrühlingslicht schwand schon dahin, doch ich breitete die Arme weit aus, so als könnte ich alles Licht der Welt darin einfangen. »Und ich mache es«, sagte ich, »und Euch, Master Rowland Dallet, Euch soll der Teufel holen.«

Ich hörte, wie Nan sich hinter mir damit abplagte, den hässlichen Strumpf aus dem Feuer zu retten. Meine Ohren waren taub für ihr verzweifeltes Gejammer: »Aber ich habe deiner Mutter versprochen, dass du nicht auf Abwege gerätst!«

Während ich den Leim umrührte und das Pergament zuschnitt, das den Malgrund für die Arbeit des kommenden Morgens bilden sollte, summte ich vor mich hin. »Drei Pfund, drei Pfund, und wir sind reich. Die Franzmänner nehmen die Miniatur mit, und keiner kommt uns auf die Schliche.« Wie der Mann in der Bibel, der so damit beschäftigt ist, seine Getreidescheuern und was auch immer zu zählen, dass er darüber vergisst, seine Sünden zu bereuen und wegen seiner Vergesslichkeit kein gutes Ende nimmt, so kam es auch mir gar nicht in den Sinn, mich zu fragen, warum zwei geheimnisvolle französische Herren, die nicht einmal ihren Namen genannt hatten, eine Miniatur von der Schwester des Königs haben wollten.

Kapitel II

»Bei Gott, Bridget, Ihr werdet von Tag zu Tag schöner!«, rief Rowland Dallet, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und stellte seinen Becher mit Wein zwischen den vollen Schüsseln ab. Mistress Pickering hatte ein nettes kleines Abendessen anrichten lassen, Brathühnchen mit Safransoße, und hatte dem Maler zuliebe eine Flasche spanischen Wein geöffnet. Sie gab dem Kindermädchen Anweisung, den kleinen Master Pickering, dessen runder, dunkler Kopf und große braune Augen mehr als nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit denen des Malers aufwiesen, zu Bett zu bringen. Master Dallet hatte den Kleinen und seine Mutter mit schnell hingeworfenen Skizzen von der Bärenhatz unterhalten, an der er in der vergangenen Woche mit mehreren Herren teilgenommen hatte. Dann hatte sie sich ans Virginal gesetzt, und er hatte mit seinem vollen Bariton die Treulosigkeit der Frauen besungen. Jetzt widmete er seine Aufmerksamkeit gänzlich der Mutter des eben entfernten Kleinkindes und den Speisen auf dem von Kerzen beleuchteten Tischchen neben dem Bett. Master Dallets Leibesumfang begann bereits, von seiner Leidenschaft für eine gute Tafel zu zeugen. Im Laufe der Zeit würde diese Leidenschaft seinem dunkeläugig-guten Aussehen schaden und damit auch der Verfolgung anderer Leidenschaften, doch noch konnte er all seinen Interessen sozusagen mit gleicher Begeisterung nachgehen.

»Ihr habt ja keine Ahnung, was ich durchmache. Welcher Mann hat schon gern eine übertrieben anhängliche Frau. Wohingegen Ihr viel zu schön seid, als dass Ihr jemals klammern müsstet«, meinte er, legte den abgenagten Hühnerschenkel beiseite und wischte sich zierlich die Finger. Mistress Pickering löste das lange schwarze Haar, das weich wie Seide war, und schüttelte den Kopf, dass es wie ein dunkler Vorhang ihre halb entblößten Schultern verhüllte. Sie quittierte seine Bemerkung mit einem schmalen Lächeln. »Hinreißend«, begeisterte sich der Maler und bewunderte den bläulichen Schimmer der üppig fließenden Haarpracht. »Ihr seid die Vollkommenheit in Person. Euer Haar. Eure hübsche schmale Taille. Ich möchte jeden Zoll Eurer köstlichen Haut malen. Wäret Ihr lieber Venus, die Schaumgeborene, oder vielleicht Delila, die Verführerin, wie sie sich bei einem Löwen anschmiegt?« Er hielt beide Hände hoch und formte mit Daumen und Finger ein Rechteck, eine Art Bilderrahmen, durch den er die imaginäre Szene betrachtete.

»Die Verführerin«, antwortete Mistress Pickering, blickte auf und warf ihm unter langen, dunklen Wimpern einen bewundernden Blick zu. Das war die wirkungsvollste kleine Geste aus ihrem Repertoire, aber ein wenig heikel zu bewerkstelligen, da sie den Maler um drei Zoll überragte. Doch bei ihren Liebhabern hatte sie noch nie vornehmlich auf hohen Wuchs geachtet. Es gab Maße, an denen ihr weitaus mehr gelegen war, und darin konnte es der Maler mit jedem aufnehmen. Dazu gesellten sich noch eine Schmeichelzunge, häufige und angenehme Geschenke und obendrein eine Arbeit, die sich zeitlich gut einrichten ließ und für Stelldicheins wie geschaffen war, daher nahm es kaum Wunder, dass sie sich vorzugsweise, wenn auch nicht ausschließlich, mit Rowland Dallet beschäftigte, um die Zeit totzuschlagen, während ihr Mann auf See war. Ein kurzes Weilchen hatte sie gedacht, sie hätte ihn durch seine Heirat verloren, doch schon bald darauf war die »Magdalen« in See gestochen, und der Maler hatte sich so unbekümmert wie eh und je vor ihrer Haustür eingestellt.

»Ungezogener«, hatte sie gesagt, »was bringt Euch auf die Idee, dass ich Euch noch immer haben will?«

»Meine prächtige Ausstattung, Madam, und Euer lüsterner Blick. Ihr habt doch nicht etwa gedacht, dass Euch eine ungepflegte kleine flämische Kuh aus dem Felde schlagen könnte, oder?« Und da er ihr ein einfach hinreißendes Armband mitbrachte, stand er im Handumdrehen wieder in ihrer Gunst.

»Sagt, wie geht es diesem Ausbund an Tugendhaftigkeit, Eurer Ehefrau?«, fragte sie und warf ihm einen durchtriebenen Blick zu, während sie an ihren Ärmeln nestelte. Ein riesiger blauer Karfunkelstein in einer neuen Fassung aus gediegenem Gold funkelte im Kerzenschein an ihrem Finger, als wäre er lebendig.

»Wird immer fetter. Ihr Gesicht quillt auf wie eine Blase. Sie blökt hinter mir her wie ein Schaf. ›Wann bist du zu Hause? Könntest du mir Apfelsinen mitbringen? Ich wünsche sie mir so sehr.‹ Sie macht mich rasend. Sie treibt mich regelrecht aus dem Haus. Sie sollte sich Euch zum Vorbild nehmen, wenn sie anziehend sein möchte.« Mistress Pickering lächelte verhalten, anscheinend dachte sie, dass es ihr ohnedies niemand gleichtun könnte. Rowland Dallet hob die Schultern, als wollte er sagen, nun ja, Ihr habt recht, und fuhr dann fort: »Ihre Eltern sind nämlich in diesem Winter gestorben, und seitdem ist sie ein richtiger Klotz am Bein.« Dallet saß jetzt auf dem Bett und löste die Nesteln, die Schamkapsel und Beinlinge miteinander verbanden.

»Mmm«, erwiderte Mistress Pickering, »haben sie Euch etwas vermacht?«

»Zwanzig Pfund, ein paar hässliche fremdländische Möbelstücke und dazu eine übellaunige alte Dienerin. Ach ja, ein paar Kochtöpfe und einen türkischen Teppich, den sie vom Kontinent mitgebracht haben. Vermutlich könnte ich aus dem elenden Kram Geld herausschlagen.«

»Einen türkischen Teppich wollte ich schon immer haben. Ist er groß?«

»Klein. Er hat bei ihnen auf dem Tisch gelegen. Und nun habe ich eine fette flämische Frau, fette flämische Möbel und einen Teppich auf meinem Tisch. Und alles, weil ich in meinem Gewerbe Erfolg haben will. Ein Pakt mit dem Teufel. Die ganze Welt im Gegenzug für die Ehe mit einer unansehnlichen Frau. Habt Mitleid mit mir, meine Göttin.«

Sie setzte sich neben ihn aufs Bett, griff hinter sich und schnürte sich das Mieder auf. Er sah, wie es sich lockerte, und schob eine Hand tief hinein, während er sie mit der anderen aufs Bett drückte. Als sie sein Gewicht auf sich spürte, jubilierte sie im Stillen. Es war ein ganz besonderer Triumph, einem frischgebackenen Ehemann einen Ring durch die Nase zu ziehen und ihn daran spazieren zu führen wie einen Preisbullen. Dessen Frau jünger war als sie selbst. Wie töricht von dieser Frau, sich einzubilden, dass ein weltläufiger Mann wie Rowland Dallet sie aus einem anderen Grund geheiratet hatte, als um Erfolg in seinem Beruf zu haben. Im Geist genoss sie den Ausdruck auf dem dümmlichen Schafsgesicht, falls die Frau ihn auf wundersame Weise sehen und den Triumph der Nebenbuhlerin miterleben könnte.

Einmal, gleich nach der Hochzeit, hatte sie das Mädchen gesehen, als es St. Paul’s an Rowland Dallets Arm verließ. Jetzt stellte sich Bridget Pickering vor ihrem inneren Auge das einfältige runde Gesicht, die Stupsnase mit den Sommersprossen und die erschrockenen blauen Augen vor. Gewonnen, sagte sie zu dem Bild. Das Gesicht des Mädchens verflüchtigte sich, und da war er auch schon in ihr. Das wonnige Gefühl ging beiden durch und durch. Der warme Schweiß ihrer Körper vermischte sich, und sein Atem ging schnell und stoßweise, als die Schlafzimmertür jäh und krachend aufflog. Getrampel von schweren Männerstiefeln – und draußen auf dem Flur Wehgeschrei von Frauen.

»Da ist sie, die feile Metze! Dann hat der Brief dieses Schurken doch nicht gelogen.« Captain Pickerings Stimme ging in dem gellenden Geschrei ihres Dienstmädchens unter. »Hol’s der Henker! Zum Teufel mit euch beiden!«, brüllte er. Sie erstarrte vor Angst und Schreck auf dem Bett, er hatte sie auf frischer Tat ertappt. Der Maler kreischte, als ein paar schwielige Händepaare ihn von ihr herunterzerrten. Ehe sie sich fortwinden konnte, hatte der Kapitän sie beim Haar gepackt und ihr Gesicht zu seinem hochgerissen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie das wettergegerbte, grobknochige Gesicht ihres Mannes sah und in seine grimmigen blauen Augen blickte. »Lügnerin, Betrügerin! Mich hast du zum letzten Mal betrogen!«, schrie er. Sie konnte hören, wie ihr Liebhaber kreischend um sich schlug und versuchte, sich den Händen der Seeleute zu entwinden.

»Um Gottes willen, nicht doch!«, hörte sie sich schreien, als der Kapitän sie zur Seite stieß und sein Kurzschwert zog. Sie weinte wie von Sinnen, krallte sich in sein Cape und schrie unaufhörlich: »Nicht, nicht!«

Captain Pickering stieß dem Maler zornbebend das kurze Schwert in den nackten Bauch. Das Gesicht seines Opfers verzerrte sich zu einem schauerlichen Schrei. Zwei Seeleute hielten den Blutenden fest, während der Kapitän sein Schwert herauszog und Rowland Dallet mit eigenartig kühler Präzision die Kehle von einem Ohr bis zum anderen durchschnitt. Das Blut spritzte nur so. Lachen, Ströme, ein Meer von Blut. Es floss zwischen die Dielenbretter und befleckte die Bettvorhänge. Das Blut schien den wütenden Ehemann noch zorniger zu machen. »Hure, Hure!«, brüllte der Kapitän und hämmerte mit blutigen Fäusten auf sie ein, dann schleuderte er sie wie ein Bündel Lumpen in die glitschige Pfütze am Fußende des Bettes. Bridget Pickering behauptete jedoch bis ans Ende ihrer Tage steif und fest, dass sie, ehe sie das Bewusstsein verlor, eine abstoßende, nackte dunkle Gestalt erblickt hätte, die sich lächelnd über Rowland Dallets Leichnam beugte und mit langen, schuppigen Fingern in ihm herumstocherte wie ein Kind, das die Silbermünze im Weihnachtspudding sucht.

Ich wachte auf und sehnte mich nach Apfelsinen, Apfelsinen aus Spanien. Dabei hatte ich in meinem ganzen Leben erst eine gegessen. Und ich bekomme Apfelsinen, dachte ich, als ich die Füße aus dem Bett streckte. Der Regen hatte den Himmel blank gewaschen, und rosig und einladend schien das neue Morgenrot durch das Atelierfenster. Barfuß und im Hemd nahm ich ungeachtet der Kälte einen Wieselzahn und gab dem kleinen Rund aus Pergament den letzten Schliff, das ich am gestrigen Abend fest auf eine alte Spielkarte geklebt und über Nacht hatte trocknen lassen. Ich holte mir die Zeichnung, die mein Mann von der Prinzessin angefertigt hatte. Ein Kinderspiel, dachte ich, als ich das glatte, hübsche Gesicht mit der leisen Andeutung eines verwöhnten Schmollmundes betrachtete. Ich reihte saubere Muschelschalen auf, in denen die Farben gemischt wurden, und nahm sechs der besten Pinsel, die dünnen kleinen Fehhaarpinsel, die ich für Master Dallet angefertigt hatte. Ich zerstieß und mischte frisches Inkarnat, damit ich den hellen, hübschen Hautton auch ja traf, grundierte das Pergament damit und ließ es trocknen. Es ging kinderleicht; das hatte ich hundertmal für ihn getan, das hundert-und-erste Mal war für mich selbst. Mittlerweile war ich durchgefroren und froh, dass Nan Feuer gemacht hatte. Und Brot hatte sie mir auch eingeweicht, da ich Zahnweh hatte. Ich war zwar erst im sechsten Monat, aber schon lockerten sich alle Zähne. Zuweilen träumte mir des Nachts, sie wären ausgefallen und ich wäre mit Zwanzig ein zahnloses altes Mütterlein. Das war noch schlimmer als die heftigen Kopfschmerzen, die mich plagten, bis mir alles vor den Augen verschwamm.

Nan zuliebe versuchte ich zu essen, brachte aber keinen Bissen hinunter, denn mir wurde allein schon vom Geruch der Speisen übel. »Ich esse später etwas«, sagte ich, »wenn die Zeichnung fertig ist, geht es mir gewiss besser. Hilf mir jetzt beim Ankleiden.« Über mein Kleid zog ich den Seidenkittel, den mein Mann beim Malen von Miniaturen trägt, denn auf das winzige Bild durften weder Haare noch Kleiderfusseln fallen, dann setzte ich mich an den Arbeitstisch. Das Pergamentrund auf dem Zeichenbrett schien sich vor meinen Augen zu wellen und zu verdoppeln. Ich konnte kaum die Finger beugen, so geschwollen waren sie.