Die Informantin - Z J Galos - E-Book

Die Informantin E-Book

Z.J. Galos

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Beschreibung

War Annikas Tod ein Unfall oder Mord? Zsolt erfährt von Annikas plötzlichem Tod auf dem Weg zum Britischen Museum. Symi, eine Freundin, sah Annika zuletzt und möchte ihre Korrespondenz von Zsolt, ihrem Freund, dem sie ihre Briefe anvertraute. Zsolt will ermitteln, fliegt nach London und trifft Symi und ihre Freundin, Helen. Im Club Tango Argentino, treffen Symi und Helen auf Marcel, ihren früheren Freund und Joan, seiner Partnerin, dem populären Tangopaar. Symi und Helen, Sweethearts, begrüßen Zsolt auf Helens Party und sie lenkt Zsolts Aufmerksamkeit auf Marcel, der im Begriff ist Symi zu einem Sexakt zu nötigen, aber Zsolt hindert ihn daran mit einer Konfrontation, die zur Gewalt eskaliert und schlussendlich Zsolt vom Tango Mann mit einer Stichwunde verletzt wird. Symi und Helen pflegen ihn und Zsolt wird in ihren Liebesakt einbezogen. Marcel, der Tango Mann, provoziert Zsolt, da er Symi für den Ring seiner Informantinnen gewinnen will. Er liebt das Dramatische und erzwingt physische Zweikämpfe mit Zsolt um Symi, nachdem er sie entführt hat. Zsolt und Helen verbünden sich um Symi von Marcels gesicherten Apartment in Paris zu befreien. Die bestochenen Wachen wollen Symi auf dem Pont Alexandre III übergeben, aber Marcel vereitelt es. Zsolt sieht sich einem Doppelgänger Marcels ausgeliefert, oder täuscht er sich in der Hitze des Kampfes? Zsolt trifft auf seinen Cousin John, der ihm strategisch und durch seinen Onkel, mit polizeilichem Backup unterstützen könnte. Die Spannung wächst. Für einen finalen Showdown mit dem Tango Mann braucht Zsolt die Hilfe aller seiner Freunde, wenn er Symi vor dem Monster retten will. Das Tate Modern bereitet sich auf eine Festlichkeit vor und der Tango Mann hat Zsolt gerade dort zum Zweikampf gefordert. John und Zsolt sind vorbereitet.

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Prolog

Auf dem Weg in die Stadt sinnierte sie über ihre wachsende Aufregung nach, ihn endlich zu treffen. Der Tag erschien ihr heller und sonniger und barg in seinem allgemeinen Glanz das Versprechen für eine großartige Zukunft. Würden alle diese äußeren Erscheinungsbilder einen Meilenstein in ihrem Leben ankündigen?

Sie lachte innerlich, stoppte sich dann aber für einen Moment. Sie wollte ihren plötzlichen emotionalen Aufruhr unter Kontrolle bringen. Als sie den Knopf an der vertikalen verchromten Schiene drückte und den Fahrer aufforderte, an der nächsten Station anzuhalten, blickte sie in die dunklen Augen eines Fremden, der sie anstarrte. Sie entkam dem Bus und dem starrenden Fremden und eilte weiter durch die kühle unterirdische Passage, um in Marble Arch die Buslinien zu wechseln.

Der Bus nach Bloomsbury hielt hinter zwei anderen Bussen. Sie eilte zurück und winkte dem Fahrer mit dem Arm zu. Sobald sie den Bus betrat, zeigte sie dem Fahrer ihr Ticket, drängte sich an mitfahrenden Fahrgästen vorbei und stieg die schmale Treppe zum Oberdeck hinauf. Der Blick von oben bot einen erweiterten Horizont und steigerte ihre Vorfreude auf das bevorstehende Treffen. Die schwebende Fahrt über den Bürgersteig und der Blick auf die Oxford Street sorgten für ein Gefühl des Fliegens, wenn der Bus sich mit plötzlichen Stößen bewegte. Sie entdeckte den einzigen freien Platz.

"Ist dieser Platz frei?" sagte sie mit bewusst verlangsamten Worten. Die Japanerin warf ihr einen neugierigen Blick zu, drehte sich um, um aus dem Fenster zu starren.

„Ja“, sagte ein Mann hinter ihr, „meine Frau kein Englisch verstehen.“ Seltsam, dachte sie, er sitzt hinter ihr, frage mich, warum?

Panoramablicke entlang einer der belebtesten Straßen Londons tauchten sie in farbenfrohe Perspektiven ein. Der Bus glitt ohne Anstrengung weiter, in Zeitlupe inmitten des stockenden Verkehrs. Sie blickte auf Frasers Modewerbung und das düstere Zeichen einer Sprachschule, bis sich der Bus beschleunigte, schneller fuhr und Lücken im Verkehr schloss: Das Kind mit den großen Augen, das von einer riesigen Werbetafel auf sie herabblickte und endlose erfolgreiche Auftritte ankündigte: Les Miserables im Palast, die den Eingang krönte. Sie träumte. Vom Tellerwäscher zum Millionär, dachte sie. Schließlich fuhr der Bus mit angemessener Geschwindigkeit weiter und fügte sich in den kontinuierlichen Verkehrsstrom wieder ein.

Etwas Hartes traf ihre Schulter.

„Pass auf! Schrie sie auf. Der fremdartig aussehende Mann mit gebräuntem Gesicht unter einer Baseballkappe eilte zu einem freien Platz ihr gegenüber und schob den dunkelgrauen Rucksack, den er von seinen Schultern gelöst hatte, unter seinen Sitz. Sie drehte sich um und sah, wie er sich mühsam bückte. In diesem Moment lenkten die lauten Stimmen der Menschen draußen, die sich zu einer weiteren politischen Demonstration versammelten, die meisten Passagiere ab. Sie beobachtete das Gesicht des ausländischen jungen Mannes mit der Baseballkappe und den dunklen, verängstigten Augen, der die Treppe hinuntereilte und sie ansah. Er hatte ein Handy in der Hand, das wie ihres aussah. Sie nahm ihre Tasche vom Boden und stellte fest, dass ihr Telefon fehlte. „Halt!“, schrie sie, „halt, du hast mein Handy gestohlen!“ Sie sprang von ihrem Sitz auf, mit einem unangenehmen Gefühl in ihrem Magen, das sich auf ihre Speiseröhre ausbreitete und sie erstickte.

Dann die schreckliche Explosion: Dem Blitzschlag folgte einen Sekundenbruchteil später ein schrecklicher ohrenbetäubender Knall. Trümmerpfeile flogen in alle Richtungen und es regnete Glas und scharfe Metallsplitter. Das beschädigte Dach des Doppeldeckerbusses taumelte durch die Luft und landete auf umgestürzten Autos in der Mitte der Straße, zwanzig Meter entfernt. Menschen stürzten, starben, bluteten an Händen und Gesichtern, und die Verletzten wurden aus dem Skelett des schwelenden Busses in Sicherheit gebracht. Sirenen heulten. Niemand aus dem Oberdeck des Busses überlebte und viele Umstehende und Demonstranten lagen haufenweise auf dem Boden. Trümmer und Körperteile lagen verstreut auf den Straßen und Gehwegen. Der Abfall aus Glasscherben bedeckte die gesamte Umgebung und vermischte sich mit Blutlachen. Die von der Explosionswelle zerrissenen Fensterscheiben der umliegenden Geschäfte landeten auf dem roten Metallhaufen. Sofort erfüllte der Geruch von verbranntem Gummi die Luft und die Schreie und das Stöhnen der geschockten und verletzten Menschen drang schneidend in die Nachwehen.

Als Rettungskräfte am Tatort eintrafen, ertönten Pfiffe der Polizei und Männer riegelten den Bereich ab. Zuerst trafen Feuerwehrfahrzeuge ein und feuerten Löschschaum auf die Brände und den schwarzen Rauch. Es roch nach Benzin, verbranntem Plastik und Diesel. Beißender Rauch erstickte die Menschen. Alles ging schnell, die Ereignisse überschlugen sich. Die Polizei drängte neugierige Passanten hinter die aufgestellten Absperrbänder. Dann rückte schnell eine Gruppe forensischer Experten an, um Beweise zu sichern.

Er wartete in der kühlen, gepflasterten Halle des British Museum auf sie, elegant in seinen Bewegungen und gekleidet in ein makelloses, enges, anthrazitfarbenes Oberteil und Chinos. Er schaute gerade zur verglasten Kuppel hinauf, als er in der Ferne einen Knall hörte. Kam sie rechtzeitig zum schicksalhaften Bus?

Er ging im kreisförmigen Mittelkern auf und ab. Als er zum siebten Mal vorbeiging, klingelte sein Handy.

„Mama ist wieder zu Hause angekommen“, sagte die Stimme mit deutlich französischem Akzent. „Merci“, sagte er und hielt inne. Er strich sich über das geölte schwarze Haar an der Schläfe und unterbrach die Verbindung.

1

Zsolt zappelte mit seinen Füßen herum und wartete darauf, dass sein Desktop-Computer funktionierte. Mit der Software ist ein Fehler aufgetreten. In letzter Zeit konnte er sich nicht konzentrieren und übersah einen Schritt, der zum Öffnen eines Programms notwendig war. Er bemerkte, dass der Speicher des PCs niedrig war. Zwanzig GIG Speicher schienen heutzutage veraltet zu sein. Er verließ sich auf die Hilfe seines Freundes, der ihm versprach, mindestens achtzig Gigabyte Arbeitsspeicher zu installieren, das Limit für seine veraltete Hardware, aber genug, um ihn ein weiteres Jahr am Laufen zu halten. Er blätterte durch die Lieblingsprogramme, die er über seine Internetverbindung abrufen konnte. Plötzlich funktionierte alles wieder gut und er entspannte sich. Er wählte das Programm, das Annika ihm vor ein paar Wochen geschickt hatte. Er schlug die Seiten, eine nach der anderen, über das British Museum auf, und in seiner Leistengegend schmerzte es. Was machte sie dort auf dem Höhepunkt der Saison, was sie normalerweise mied?

Er starrte auf die Bilder, die sie ihm aus der Stadt geschickt hatte. Den dritten Tag verbrachte sie in einem Hotel in Hampstead. Der Name fiel ihm nicht ein, Blackwater oder so ähnlich. Sie schickte ihm Bilder, die sie tagsüber mit ihrer Digitalkamera aufgenommen hatte, vom Hotel-Computer. Jede Nacht. Sie war vollauf kunstbegeistert und teilte ihr kreatives Leben mit ihm. „Verdammt“, schrie er, als ihr Selbstporträt erschien. Sie nahm es am Tag auf, bevor sie mit ihm zu kommunizieren aufhörte. Warum hat sie aufgehört? Seine Faust landete hart auf dem Holztisch und er spürte einen stechenden Schmerz in seiner Hand. Ein Notizbuch fiel auf den Boden. „Verdammter Computer“, murmelte er.

Dann richtete er sich wieder auf und hob sein Notizbuch vom Boden auf. Während er sich beruhigte, bemerkte er einen Link zu dem Programm, das sie mit ihm geteilt hatte. Es enthielt ein Nachrichtensystem und Namen von Galerien, Institutionen, Restaurants und einen Reiseführer: London Alive. Er öffnete es, als er sich an sein Gespräch mit ihr erinnerte:

„Ich möchte dich sehen, Zsolt, diesen Sommer, im Juli.“

„Nun, ich kann diesen Sommer nicht kommen. Ich muss ein neues Projekt für einen wichtigen Kunden starten.“

„Ich dachte, ich wäre dir wichtig.“ Er erinnerte sich an ihre neckende Stimmung und sie schickte ihm Smileys und Herzen, die sie am Ende eines Satzes anfügte.

„Ja, du bist wichtig für mich, Annika, aber ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen.“

„Nun, ich bin nach London eingeladen. Ich dachte, du könntest auch kommen.“

„Das wäre fantastisch, aber ich könnte erst im September kommen.“

„Oh, Pech gehabt. Dann werde ich mir die Museen alleine ansehen müssen. Es gibt eine Sonderausstellung zum Thema „Umgestaltung der Vergangenheit.“

„Verdammt Annika, du gibst mir immer kurzfristig Bescheid, worum geht es?“ Sie lachte und seufzte. Ihre sinnliche und lebendige Persönlichkeit berührte ihn sogar online.

„Es geht hier in der Ausstellung um eine neue Technik, die Magnetresonanztomographie nutzt; Archäologen können jetzt Mumien betrachten, ohne irgendwelche Schichten zu berühren. Die konservierten Skelettdaten dienen als Grundlage für die Rekonstruktion der Mumie in einen Menschen. Das virtuelle Programm erweckt die Person zum Leben.“

„Meine Güte, das will ich sehen.“ Sie hatte tatsächlich seine Neugier und sein Interesse geweckt, wie Annika es immer konnte.

„Dann schicke ich dir ein paar Bilder.“

„Schreib mir, Annika, ich brauche auch deine Gedanken und deine Liebe.“ Er musste seufzen, als er ihr Gesicht auf der Videoübertragung sah.

„Das werde ich natürlich, das werde ich.“ Sie küsste ihn immer mit ihren Abschiedsworten: „Bientot, wir sehen uns wieder“ und schickte ihm virtuelle Lippen neben ihren eigenen. Er erwiderte den Kuss mit seinen eigenen akustischen Animationen, die auf seinem Monitor schrittweise vergrößert wurden.

Bei ihrem letzten Gespräch hörte er auf, im Verlauf des Chat-Programms zu scrollen. Er aktivierte die Seiten und druckte sie auf seinem Officejet-Drucker aus. Dann wollte er die Seiten der Datei mit den früheren Aufzeichnungen ihrer Vorträge hinzufügen, beschloss jedoch, eine weitere Datei mit ihnen zu erstellen. Er steckte die Blätter in durchsichtige Plastikhüllen und fügte die Tasche der blauen Mappe hinzu, die Kopien aller ihrer Briefe enthielt. Jedes Wort, das von ihr kam, war ihm kostbar gewesen. Er schloss die Augen und Annika verschwand, schwebte aber bald wieder zurück. Er konnte sehen, wie sich ihre Hände durch ihr seidenes Haar bewegten, wie ihre Stimme ihn neckte und wie ihm ihre Lippen einen Kuss zuwarfen.

Manchmal gerieten sie in Luftkämpfe, wobei jeder seine individuelle Art des persönlichen Ausdrucks verteidigte – beides wahre Künstler in einer visuellen und literarischen Welt: Annika mit einer kritischen Linse und der Feder einer befreiten Frau, die ihre Ideen teilte, die seine kreative Welt in der Malerei und Poesie voranbrachten. Ihre Kämpfe endeten oft in emotionalem Aufruhr, gefolgt von tiefer Melancholie. Dann gelang blitzschnell ein besseres Verständnis für die nächste kommunikative Phase; und am nächsten Tag teilten sie süßeste Versöhnung.

Zsolt erwachte an einem wundervollen Morgen mit sanften Lichtstrahlen, die durch Baumwollvorhänge fielen. Annika – war stets sein erster Gedanke, als er sich streckte. Er spürte, wie sich sein Körper wölbte, mit Leben angespannt. Annika bewegte sich neben ihm, er schloss die Augen wieder. Ihr weiches braunes Haar, das seine nackte Brust kitzelte, erregte ihn. Sie erschien ihm an den meisten Morgen, war aber nur in seinen Träumen spürbar.

Er richtete sich auf und lehnte sich gegen das riesige Kissen, das sie für ihn ausgesucht hatte, während er ihr seine Gewohnheiten am frühen Morgen beschrieb. Als er sie das letzte Mal traf, wollte sie das kleinste Detail über sein tägliches Leben erfahren. Er erzählte es ihr, er schrieb seine täglichen Tagebücher im Bett oder skizzierte Fetzen eines Traums, als er aufwachte. Sie lächelte ihn an und betrachtete sein Profil, wie sie es früher getan hatte. Ihre kecken Blicke und ihr Lächeln mit gekräuselten Lippen, bedeuteten für ihn einen inneren Überfluss an Glück.

Die Sanftheit dieses Morgens täuschte seinen Geist mit neuer Freude, als er in Momenten eines lustvollen Erwachens an sie dachte. Plötzlich stoppte ihn sein Verstand beim Schreiben. Nur ein Wort beherrschte sein Bewusstsein: Verlust der Liebe. Warum sollte er auf dem Höhepunkt eines süßen Traums von ihr, der immer noch wie der Duft von weißem Flieder in seiner Erinnerung hing, an einen Verlust denken? Er fühlte sich innerlich unruhig, wie Vögel vor einem Sturm.

Seitdem er sie kennengelernt hatte, ermutigte sie ihn, in ihrem abgelegenen Bungalow nahe dem Mittelmeer zu malen und jedes Jahr kam er zu Besuch. Sie bewunderte seine Kreativität, die in ungewöhnlichen Darstellungen von ihr zum Ausdruck kam. Er malte sie gern, während sie an ihrem Schreibtisch saß und schrieb. Er erinnerte sich an ihren Körper, wie er auf der zerknitterten Bettwäsche eines Doppelbetts mit schmiedeeisernem Rahmen lag.

Er konnte es kaum erwarten, sie wieder zu sehen. Die diesjährigen Verpflichtungen als Dozent hielten ihn davon ab, und eine Kundin erschien, um ihr Porträt malen zu lassen. Er konnte sie nicht rechtzeitig zu ihrer Reise zur Kunstbesichtigung und zum Kunststudium in den Tate Galleries in London treffen, wünschte sich aber, jetzt bei ihr sein zu können. Die berühmten Galerien stehen für einen Besuch immer wieder auf seiner Wunschliste. Die Vorlesungen an den Hochschulen, gleichsam von Lehrenden und Studierenden mit großen Interesse erwartet, begannen erst Mitte September.

Er sprang aus dem Bett, als ihm einfiel, dass sie einen festen Termin zum Sprechen hatten; sie auf ihrem Laptop, während er seinen Desktop-Computer benutzte. Er beeilte sich, Jeans und Pullover anzuziehen, nahm seine Schüssel Müsli und Milch und ging zu seinem Studio im hinteren Teil des Hauses. Nachdem er seine elektronischen Geräte eingeschaltet hatte, beruhigte er sich. Da sie heute Morgen nicht erschien, ließ er die Verbindung offen und begann, ein weiteres Bild mit Bezug zu ihr in einer anderen Schichtvariante zu zeichnen. Härteres Licht strömte durch die dunkelgrau gemusterten Vorhänge und strahlte einen milchigen Schimmer auf sein Zeichenbrett. Dann hörte er einen Piep Ton von seinem Desktop-Computer, der eine E-Mail ankündigte. Annika, endlich, dachte er. Er öffnete ihren Brief:

Lieber Zsolt,

Ich schreibe diesen Brief in Eile. Zu viele Ereignisse, aber das Wichtigste zuerst: Die Anhänge sind sensibel. Ich bitte dich, sie zur sicheren Aufbewahrung auf einer Diskette zu speichern. Ich kann in dieser Angelegenheit nur dir vertrauen. Ich wusste schon seit einiger Zeit nicht mehr, dass ich wie eine Brieftaube behandelt wurde. Als ich mich nun im „Brackwater“ in Hampstead niederließ, war ich gezwungen, erneut umzuziehen. Ich schreibe dir aus Blackfriars, ich habe in Eile ein B&B gebucht. Ich kann dir nicht alles sagen, aber kurz und bündig. Ich bin in meinem Zimmer und schreibe dir so verwirrt, dass es mir weh tut. Ich erwarte jeden Moment, dass jemand die Tür aufbricht, um mir diese Nachrichten und Briefe abzunehmen; Ich werde alles verschrotten, sobald ich es dir geschickt habe. Ich spüre, dass mein Leben in Gefahr ist. Mir wurde mit dem Tod gedroht, Zsolt. Es ist ein Schock für mich, ebenso wie für dich. Die bösen Mächte sind zu stark, als dass ich sie bekämpfen könnte. Zu spät, ich dachte, ich hätte den Bösewicht entlarvt, aber alles, was übrig bleibt, ist seine Maske und sein Gesicht ist mir unbekannt. Ich kann dir nur meinen Kontakt in London sagen. Ich werde ihren Namen und ihre Adresse in die codierten Anhänge eintragen: Der Code, den du kennst, weil du letzten Sommer darüber gestaunt hast, als wir über Lieblingsnummern gesprochen haben. Du kannst S. vertrauen, aber sei vorsichtig vor dem bösen Ring der Informantinnen, in den ich geraten bin. Ich hätte dich gerne hier getroffen, aber jetzt gehe ich in Eile. Ich werde nur das B-Museum besuchen und dort S. treffen. Dann geht es für mich zum Flughafen.

Alles Liebe, Annika.

Ihr Brief schockierte ihn und sein Körper verspannte sich. Wer würde Annika töten wollen? Er öffnete ihre verschlüsselten Briefe und benutzte dabei die Zahlen sieben und neun, die nur sie kannten.

Er speicherte ihre Briefe auf einer CD und bezeichnete sie als Purple Letters. Dann speicherte er die verschlüsselte Anhangsdatei auf einer separaten CD, wie sie es gewünscht hatte. Er kopierte die beiden CDs, um eine davon im Schließfach seiner Bank einzuschließen. Was war das für ein Treffen im Restaurant „Nontas“ vor drei Tagen, als sie ankam? Warum traf sie Symi nach ihren Morddrohungen immer noch im British Museum, wie der verschlüsselte vollständige Brief darin erklärte? Er konnte die Reihenfolge der Zahlen und Buchstaben, die ihm Datums- und Uhrzeitangaben ähnelten, nicht verstehen. Sein Verstand drängte ihn, Symi zu kontaktieren, er schrieb ihr einen Brief:

Liebe Symi,

Ich schreibe Ihnen mit der gleichen Dringlichkeit, wie Annika mir heute Morgen geschrieben hat. Sie sprach von Bedrohungen für ihr Leben und von der Angst, getötet zu werden. Sie hat Sie als ihre Ansprechpartnerin in London erwähnt, der ich vertrauen kann. Ich gehe davon aus, daß Sie durch den Kontakt zu ihr mehr über diese Bedrohungen für ihr Leben wissen. Sie klang verzweifelt und ich mache mir Sorgen um ihre Sicherheit. Könnten Sie helfen? Ich habe versucht, Sie unter der Nummer anzurufen, die ich in ihrem Brief gefunden habe; Ihr Telefon hat gerade geklingelt.

Bitte antworten Sie so schnell wie möglich.

Mit herzlichen Grüßen,

Zsolt.

Er wurde unruhig und wartete auf eine Antwort. Schaurige Szenen tauchten in seinem Kopf auf. Er versuchte es mit Annikas Mobiltelefon, aber sie antwortete nicht. Er versuchte, in einer der Suchmaschinen seiner Programme nach Symi zu suchen, aber ohne Erfolg. Das macht mich verrückter als nötig; dachte er und begann mit einer weiteren Zeichnung. Seine Gedanken drehten sich im Kreis: Symi, Blackfriars, British Museum...

Er kritzelte auf dem Entwurfspapier. Die Linien und geometrischen Formen wurden so durcheinander wie sein Verstand, er gab auf. Er brauchte etwas zu trinken. Er öffnete sein Sicherheitstor, verließ sein Arbeitszimmer, überquerte die Terrasse und betrat das Haus durch die Hintertür. Er öffnete den Kühlschrank, warf ein paar Eiswürfel aus dem Behälter in sein Lieblingsglas und goss einen kräftigen Schluck Jameson auf die glitzernden Eiswürfel, während er dem Knistern lauschte.

Dann nahm er das Glas, kehrte in sein Arbeitszimmer zurück und schloss die Sicherheitstüren zu. Die Botin in ihrem roten Bikini ließ ihre blauen Augen von seinem Monitor aus blitzen, ihre Hände erhoben, um die Ankunft der Post anzukündigen. Er berührte den Bildschirm mit seinem Cursor und sie sprang und plantschte ins virtuelle Wasser. Ihm gefiel das Geräusch.

Lieber Zsolt,

Ich habe Ihren Brief mit großer Sorge gelesen. Ich muss Schritt für Schritt schreiben, ich stehe immer noch unter Schock. Es tut mir leid, schlechte Nachrichten zu schreiben. Ich habe Annika vor drei Tagen kennengelernt, als sie ankam. Wir aßen bei Nontas zu Abend, nicht weit von ihrem Hotel entfernt, sie wohnte in Hampstead. Ich habe bis heute nichts von ihr gehört. Wir sollten uns im British Museum treffen, wo sie mir etwas Interessantes zeigen wollte. Sie war in eine andere Unterkunft in der Stadt gezogen. Ich kenne ihre Gründe nicht. Ich habe mit ihr gesprochen, bevor sie sich auf den Weg zum Museum gemacht hat, ist aber dann nicht erschienen. Ich dachte, sie hätte es sich anders überlegt, aber dann hätte sie mich doch angerufen. Da sie ihr Mobiltelefon nicht beantwortete, verließ ich das Museum und fuhr mit dem Zug nach Hause.

Vor einer Stunde erhielt ich einen Anruf von der Polizei. Annika war in der Nähe des British Museum zusammengebrochen. Die Sanitäter konnten ihr nicht helfen. Sie war tot. Sie überprüften ihr Mobiltelefon und riefen mich als eine der letzten Personen an, die sie angerufen hatte. Es tut mir leid, Zsolt. Ich weiß, dass Ihnen das viel mehr wehtun muss als mir. Sie hatte am ersten Abend beim Abendessen mit mir von Ihnen gesprochen. Ich erwartete einige Briefe von ihr. Ich habe eine Freundin, die mit Annikas Cousine auf der Insel Lesbos, im Mittelmeer, korrespondierte. Annika behielt ihre Korrespondenz, da ihre Cousine einige Zeit bei ihr lebte. Können Sie mir nach Belieben alle Briefe schicken, die Sie von ihr erhalten haben, außer persönlichen?

Ich kann nicht glauben, dass sie plötzlich gestorben ist. Für mich sah sie gesund aus. Es wird einen Gerichtsmedizinerbericht geben. Ich weiß, dass sie von einigen Bedrohungen auf ihr Leben gesprochen hat. Glauben Sie, dass sie ermordet wurde? Ich habe jetzt Angst um meine Freundin Helen.

Bitte schreiben Sie mir bald. Mit meinem Mitgefühl nehme ich Anteil an Ihrem Verlust,

Symi.

Er trauerte um sie. Seine Gedanken rasten im Kreis. Eine Woche verging nach der Bestätigung ihres Todes, nach ihrem Umzug in die Pension von Blackfriars und dem Tag, an dem sie das British Museum besuchen wollte. Er öffnete die E-Mail ihrer Korrespondenz. Er suchte nach all ihren Briefen und stieß dabei auf eine Gruppe von Mitgliedern, mit denen sie zuvor gesprochen hatte und die Interesse an Korrespondenz in allen Fragen der Kunst und Poesie zeigten. Er öffnete eines der Profile, dann ein anderes. Beim dritten Versuch blieb er stehen, seine Augen taten ihm weh und die Erinnerung an Annikas Bild war immer noch zu stark in seinem Gedächtnis verankert, um weiterzumachen. Er kämpfte mit deprimierenden Gefühlen, sein Herz schmerzte.

Der eisige Griff ihres Verlustes zehrte an seinen körperlichen Kräften. Seine emotionale Aufregung hämmerte mit einem ununterbrochenen Schlag auf sein Bewusstsein. Es ist das Ende, dachte er. Er versuchte, in die Welt der Kreativität einzutauchen, die sie mit ihm gegründet hatte, doch nun wurde ihr Bild, das wie in einem Spiegel durch einen Schlag in Millionen Scherben zersplittert war, zu dem herausfordernden Puzzle, das er wieder zusammensetzen wollte. Sie lebt noch für mich, überlegte er und spürte ihre Anwesenheit. Er konnte sie berühren und ihren Duft riechen: weißer Flieder; seine Sinne erinnerten sich an die Zeit vor vielen Monaten.

Er nahm ihren schwarzen Parker-Füller, ein großzügiges Geschenk von ihr, und begann zu schreiben. In Gegenwart ihres Geistes flossen die Worte aus der Feder und endeten oft in einem Gedicht, einer Zeichnung unvollständiger Körper, Scherben menschlicher Gliedmaßen und Gegenstände. Ihr Gesicht intakt, die Augen geschlossen und ihr Haar endete immer in Girlanden und Spiralen. Hibiskusblüten waren darüber verstreut, er konnte ihr Lächeln sehen und alle ihre dekonstruierten Teile in seinem Kopf wieder zusammensetzen. Er konnte ihr sofort und aus tiefstem Herzen ein Gedicht schreiben, da er sich immer noch geliebt fühlte und Wellen der Sehnsucht ihn durchströmten. Sie hatte alle seine Werke gelesen, über alle seine Zeichnungen nachgedacht und er nahm sich all ihre Kritik zu Herzen, auch wenn er anderer Meinung war. In der Liebe hingegen nimmt man alles in sich auf, gut und schlecht, weich und hart, glatt und stachelig.

Ihm wurde klar, dass er Annika eines Tages zur Ruhe bringen musste, aber nicht bevor er herausgefunden hatte, wer sie ermordet hatte. Nun schien es höchste Zeit, dass er einen Schritt machte. Er trauerte eine Woche lang um sie und wollte dann seine neue Suche fortsetzen, um das Gesicht des Bösewichts zu finden. Annika hatte die Maske abgenommen. Während er mit seiner Dokumentation fertig war, übertrug er es auf zwei CD-Sätze und wunderte sich über Zufälle. Wenn er sie an diesem Tag in London getroffen hätte, hätte der Zufall sie dann dazu gebracht, gemeinsam an einen anderen Ort zu reisen? Er hätte sie beschützen können und dieser Gedanke bohrte sich in sein Inneres. Würden sie jetzt zusammen sein, vereint im Leben oder im Tod?

„Diese Gedanken stürzen mich in eine noch tiefere Depression“, sagte er zu sich. Ich brauche etwas frische Luft.

"Liebst du mich?" Sagte sie aus heiterem Himmel.

„Ja, ich liebe dich“, antwortete er.

„Ich liebe dich auch“, sagte sie und küsste ihn.

Sie liebten sich und es geschah ungezwungen, ungezügelt. Wann immer er Annika traf, fühlte er sich durch ihre kleinsten Berührungen bewegt und aufgeregt. Sie reagierte den ganzen Tag über auf sein Liebesspiel, den Besuch einer Ausstellung und das Schlendern durch die engen Gassen einer Stadt. Ihre Zweisamkeit verführte sie beide. Sie machten einander Komplimente. Er nannte sie: „Meine andere Hälfte.“ Sie nannte ihn: „Mein Mann.“ Diese Momente kehrten in regelmäßigen Abständen zurück.

„Das ist verrückt“, sagte sie.

"Warum das?" er antwortete.

„Wir engagieren uns beide für andere und sind doch gemeinsam am glücklichsten, wie Kinder.“

„Ja“, sagte er, „lasse es so.“

„Aber was ist mit unserem gemeinsamen Leben?“ sie blieb hartnäckig.

„Du hinterfragst zu viel“, sagte er.

„Sei nicht böse, Zsolt, ich analysiere immer.“

„Nein“, sagte er, „zu viel davon wird unsere Beziehung lähmen.“

Er musste im Leben weitermachen, verdammt, wie konnte er sich jemals von ihren Umarmungen befreien? Er hätte nie gedacht, dass er sich in eine Frau verlieben würde, die auf einem anderen Kontinent lebte. Sein Interesse an Kunst und Poesie trieb ihn voran und machte sein Leben erträglich, aber dann hatte sich alles schlagartig verändert. Sein ganzes Leben lang suchte er mit einem feinen Kamm nach ihr, um sie im dichten Haar des Waldes einer tropischen Insel zu finden. Jetzt dachte er wie ein Forensischer Wissenschaftler, der bereit war, die letzte Episode ihres Lebens zu rekonstruieren. Er würde sich daran machen, alle Beweisstücke und alle erdenklichen Gegenstände zu sammeln, die an den Orten ihres letzten Aufenthalts verstreut waren. Er musste Leute interviewen und ein innerer Drang sagte ihm, dass er schnell ans Ziel kommen sollte. Manchmal spürte er, wie sein müder Geist durch rasselnde Geräusche draußen in Stücke gerissen wurde und sich an Kriege erinnerte, die nie enden. Scheiße!

„Wen würdest du wählen, wenn ich plötzlich sterben würde?“ Sie verwirrte ihn mit so extremen Fragen, die sie stellte, und sah ihn mit traurigen, dunklen Augen an. Er stoppte.

„Jemand, der intelligent ist“, antwortete er, „aber warum stellst du so eine Frage, Annika?“ Sie lächelte, als wüsste sie ein tieferes Geheimnis, zu dem sie ihm keinen Zugang verschaffen wollte.

„Zsolt, ich habe mein ganzes Leben lang über den Tod nachgedacht“, fuhr sie fort. Er erstarrte, sein Geist war immer auf die Liebe und das Leben konzentriert, niemals auf den Tod.

„Du bist jetzt mehr tot als lebendig“, sagte eine Stimme in seinem Körper.

"Niemals!" Er schrie: „Niemals!“ Er schrie auf, als seine Wut in ihm aufstieg und als er widersprach und spürte, wie die Schmerzen der Wiedergeburt ihn schmerzten.

Er nahm das Buch über Gestalttherapie und las die ersten Seiten. Sterben und wiedergeboren werden ist sehr schwer, las er laut vor.

"Niemals!" Er schrie wieder laut: „Ich bin in sie verliebt und sie liebt mich auch, kannst du das nicht sehen, du Klutz?“

Doch während der wochenlangen Trauer wurde ihm klar, dass sich sein Leben veränderte, ganz gleich, was er vorhatte. Er muss diese Bushaltestelle verlassen, auf einer Plastikbank sitzen und warten. Der Bus zu den Perlentoren dieses Museums im Nichts, das sie besuchte, würde nicht ankommen. Was hielt er von ihrer Reise, die an einem leuchtenden Tor endete, einem Besucherzimmer, in dem sie ihrem Geist gegenübertreten konnte? Er hielt immer noch an seinem Leben fest, dass seine Hände alles formten, was ihm gefiel. Sie kann nicht mehr mit ihm reden und er wollte nicht für immer hier ruhen. Er hatte seine Pflichten gegenüber ihr erfüllt und ihr Porträt in den Galerien seines Andenkens aufbewahrt. Dennoch wartete er immer noch auf ein Zeichen, daß etwas geschehen würde, während sie vor seinen Augen erschien. Ihre Lippen öffneten sich, er konnte ihre Worte an seinem Ohr hören, wie sie ihn sanft berührten.

„Es tut mir leid“, flüsterte sie, ihre Augen waren trocken von den Tränen, die sie seit einiger Zeit vergossen hatte, „zu welcher Muse möchtest du jetzt gehen?“

„Jemand wie du“, sagte er, sein Herz knirschte vor Mitleid mit ihr und seine Augen wurden feucht. Ihre Sinne streiften, wie immer, scharf wie Klingen die Oberfläche seiner Haut. Ein Nadelregen stach in seinen Körper, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte.

„Gib mir deine Hand“, sagte sie und legte seine Handfläche zwischen ihre Schenkel. Sie wollte, dass er ein letztes Mal vollständig mit ihrem Wesen verschmolz, bevor er ging. Ihre Angst vor dem Tod ohne seine Anwesenheit drang wie Gift in sie ein und löste sie in Einsamkeit und Schmerz auf, der für sie zu einer neuen Realität wurde. Sie würde ihm noch nichts von ihrer Vorahnung sagen.

„Ah“, sagte er, „du bist feucht.“ Sie lächelte, zog an seiner Hand und führte ihn in ihr Schlafzimmer.

Per Mausklick erschien ihr Bild auf seinem Monitor. Er vergrößerte das Fenster und sie kam ihm bekannt vor: Symi, Annikas Kontaktperson.

Sie berührte ihn innerlich, ein Blitzfeuer; etwas bewegte ihn, seit er sie ansah: Symi? Das ist ein ungewöhnlicher Name. Spanisch oder orientalisch? Er überlegte. Ihr Gesicht sank in ihn hinein wie die Wärme eines angenehmen Traums, verschmolz mit Annikas Gesicht und blieb dann wie neugeboren bei ihm, als veränderte Seite ihres Wesens.

Von Tag zu Tag wurde es in ihm detaillierter, wie ein erneutes Porträt in einer Galerie, ein fotografisches Bild von ihr, das sich in seinem Gedächtnis verankert hatte. Er schloss die Augen und ihr Bild erschien. Er konnte sich jederzeit daran erinnern.

Symi antwortete am nächsten Tag schneller als gedacht auf seine E-Mail. Die Kommunikation mit ihr verlief gut und sein Geist wurde mit frischen Ideen inspiriert, um ihr Herz zu gewinnen, was dazu führte, dass er ihr viele Briefe schrieb. Er bemerkte den überschwänglichen Herzschlag seines Herzens, während er seine E-Mail für sie verfasste. Dennoch blieb Symi zurückhaltend und spärlich mit Worten.

Wo hat er diese dunkeläugige Frau mit rassigem Aussehen schon einmal getroffen? Unmöglich, dachte er, Symi erschien ihm als jüngere Annika.

Plötzlich öffnete sich eine Tür, als er in sein Leben als Student zurückkehrte. Er wunderte sich über ihr rassiges Aussehen. Ihr erschrockener Ausdruck und ein Flackern in ihren dunklen Augen erinnerten ihn an den Tag, an dem er bei einer Prüfung neben ihr saß. Sie sah in ihrem dunkelroten Baumwollkleid umwerfend aus. Ihr Duft von weißem Flieder wehte in seine Nase und er spürte eine Bewegung tief in seinem Inneren.

„Ich kann nicht lange reden“, sagte Symi, als er endlich eine Verbindung herstellen konnte.

„Bist du so beschäftigt?“ sagte er: „Erzähl mir mehr über dich.“ Er spielte noch länger, um ihrem orientalischen Akzent beim Phrasieren von Wörtern mit einer angenehmen Altstimme zu lauschen.

„Ich muss um sieben zum Abendessen in meinen Club kommen“, antwortete sie mit einem Akzent auf das Abendessen, der ihn an Musik erinnerte.

„Ich habe ein Poem für dich geschrieben“, sagte er.

„Danke Zsolt“, sie sprach seinen Namen richtig aus und er fühlte sich von ihr akzeptiert, „kannst du es an meine E-Mail-Adresse schicken?“

„Ja, das kann ich“, sagte er, „wenn du es mir gibst.“ Ihre Bereitschaft, ihm zu vertrauen, überraschte ihn. Sie notierte ihre E-Mail-Adresse, die er sofort in sein E-Mail-Adressbuch übertrug. Als er es in sein rotes Notizbuch kopierte, hatte sie sich bereits abgemeldet.

Er rief das Mailprogramm auf, das Annika ihm einmal geschickt hatte, und fügte sein Gedicht bei: Peacock (Pfau). Er fügte einige Grüße und eine Bitte um Kommentare hinzu. In wenigen Minuten würde die Post ihren Flug durch den Weltraum antreten und in ihren Briefkasten gelegt werden. Es bereitete ihm eine kindliche Freude, zuzusehen, wie sich der Brief zu einem Papierflieger faltete und mit einem rauschenden Geräusch davonflog, von unsichtbaren Händen geschoben.

Er bemerkte ihre Werbeseite, auf der sie nach neuen Freunden suchte, aber er legte keinen Wert darauf. Sie könnte sich nach einem neuen potenziellen Ehemann umsehen, überlegte er. Die menschliche Bindung an einen einzigen Menschen bedeutete ihm nichts mehr, seit sein Leben mit Annika zu Ende ging. Sie brachte ihm verschiedene Ebenen der Kommunikation bei. Selbst in der Liebe signalisiert die Existenz vieler emotionaler Schichten das Vorhandensein von Intensität und Abwechslung in einer persönlichen Beziehung.

Er erinnerte sich an jemanden, die wie Symi aussah. Die junge Frau lernte er bei einer Prüfung in Ägyptologie kennen, Teil des Studiengangs „Baugeschichte“ an der Fakultät für Technische Wissenschaften, deren Fachbereich Architektur in diesem Jahr integriert worden war. Er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern: Hamouni oder Holoumi, so etwas Ähnliches. Er erinnerte sich, dass Symi in ihrer Familie eine Cousine erwähnt hatte, die in Europa Architektur studierte. Die Diskussion mit Hami, wie er sie kurz nannte, über antike fernöstliche Architektur, insbesondere babylonisch-assyrische Palastbauten, kam ihm wie eine Rückblende in den Sinn.

Nur wenige Studierende aus östlichen Ländern qualifizierten sich durch staatliche Stipendien für ein Studium in Wien. Er würde Symi das nächste Mal fragen, wenn sie Nachrichten austauschten.

Er würde ihr lieber schreiben. Symis kurze Notizen und ihre schweigsame Haltung irritierten ihn in ihrer Kommunikation und er fühlte sich dabei seltsam. Abends checkte er seine Post. Als er die fetten Buchstaben ihres Namens sah, leuchtete sein Gesicht auf und er lächelte. Er öffnete ihren Brief:

Lieber Zsolt,

Vielen Dank für dein Gedicht: Peacock. Es hat mir sehr gut gefallen. Ich werde dir eines meiner Gedichte schicken, bei deren Übersetzung meine Freundin Helen aus dem Farsi ins Englische geholfen hat. Pass auf dich auf,

Deine Freundin Symi.

Er setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm einen Stift und verfasste einen Brief auf seinem Notizblock, bevor er ihn in seinen PC tippte. Da er einmal eine Kurzgeschichte verlor, die er direkt in den PC getippt hatte, schrieb er zunächst alles, was er sich ausgedacht hatte, handschriftlich auf. Er mochte die visuelle Welt, seit er Annika online kennengelernt hatte. Er konnte sich in Briefen leichter ausdrücken. Oft erfand er Geschichten für sie, um sie aufzumuntern, und Annika liebte sie. Mögen Symi seine Briefe und seine Geschichten? Das Schreiben wurde für ihn zu einem Ritual, wieder zu einem täglichen Ereignis, das seinem Leben einen Sinn verschaffte, basierend auf den spärlichen Worten, die Symi ihm schickte, mit ihm sprach und mit denen er ihn ermutigte.

Er spann sein eigenes Netz aus Worten, er wusste, daß sie es lesen würde und daß er ihre Aufmerksamkeit fesseln und ihre Neugier wecken konnte und sie ihm langsam ihr Herz öffnete. Aber würde sie es jemals tun? Wie kann er eine Gelegenheit schaffen, sie kennenzulernen? Er wollte alles über sie wissen, aber sie hielt sich zurück. Und alles, was er von ihr erhielt, bestand aus Informationshäppchen und Hinweisen, die zu einer wilden Verfolgungsjagd führten. Der langsame Prozess, Informationen von Symi zu erhalten, machte ihm Sorgen. Ihre Daten erhielt sie aber wiederum von ihrer Freundin Helen. Manchmal hielt sie als Hinweis ein Plakat mit fetten Buchstaben als Stichwort hoch, aber als Schauspieler qualifizierte er sich kaum. Er wusste weder, ob sie schauspielerte, noch warum sie ihre Geschichte zurückhielt, und er spekulierte über ihre Persönlichkeit. Keine Chance, daß er ihr Annikas Briefe geben würde, ohne in die intimen Kenntnisse der Mörder hinter Annika einbezogen zu werden. Und erst dann würde er darüber nachdenken, die Informationen, über die er verfügte, Stück für Stück weiterzugeben, um einen gleichberechtigten Austausch zu erhalten, der ihm eine persönliche Konfrontation mit dem Kopf des entlarvten Bösewichts garantierte, der sie getötet hatte.

„Ich wäre gerne bei dir, Zsolt“, sagte Hami zu ihm auf einer Bank im Park, hinter dichten Büschen, abgeschirmt vom Eingangsportal der Technischen Universität, wo ihre Brüder sie zu festgelegten Zeiten abholten.

„Wir haben Glück“, sagte sie, „die Prüfung ist heute früher zu Ende gegangen.“ Ich bin froh, dass wir beide bestanden haben.“

„Ich bin froh, dass wir Zeit haben“, sagte er und küsste sie. „Ich liebe deine vollen Lippen. Ich kann nicht genug von dir bekommen, Hami.“

„Ich mag die Art, wie du küsst“, sagte sie. Ich würde gerne bei dir sein, aber ich kann nicht.“ Sie sah traurig aus und er streichelte ihr Haar und glitt zu ihrem Nacken. Sie lehnte ihren Kopf zurück und genoss seine Berührungen.

„Ich muss jetzt gehen“, sagte sie, während er seine Hände an ihren Schenkeln hinaufführte und sie ein letztes Mal küsste.

„Sehe ich dich wieder, Hami?“

„Ich sage dir Bescheid“, sagte sie, strich ihr dunkelrotes Kleid glatt und zog es bis zu ihren zarten elfenbeinfarbenen Schenkeln herunter. Dann eilte sie um die Büsche herum auf den Mittelweg des Ressel Parks. Sie nahm den Umweg zum Seiteneingang, wie sie es immer zur Eingangshalle mit Marmorfliesen tat, um ihre Brüder zu treffen, die sie beaufsichtigten.

Lieber Zsolt,

„Ich habe zwei Schwestern und drei Brüder. Ich stehe meiner jüngeren Schwester nicht nahe, sie mag mich nicht. Der Name Hami kommt mir seltsam vor. Ich habe einen Cousin namens Hamani. Ich glaube, sie hat zu der von Ihnen erwähnten Zeit in Wien studiert. Es ist möglich, dass du sie kennengelernt hast, da nur wenige Mädchen das Privileg hatten, dort zu studieren. Ich habe kein Foto von ihr, werde mich aber bei meiner Familie erkundigen. Hier besteht eine Verbindung, sowohl zufällig als auch großartig. Es ist unglaublich und ich bin aufgeregt. Konntest du die Briefe von Annika finden, über die wir gesprochen haben?“

Symi.

Zsolt spürte eine Gänsehaut in seinem Rücken. Mein Gott! rief er aus: Wenn das nicht der größte Zufall ist? Es sei Hamani, erinnerte er sich an ihren Namen, als ihn der prüfende Professor rief. Annika, Hamani und Symi aus einem Guss von Charakter und Persönlichkeit?

Annika litt unter einer Zahlenphobie, mit ihrer liebsten Sieben, während Hamani ihr Schicksal mit der Zahl Neun schilderte. Nun, Symi mit ihrer Vorliebe für ungleiche Tage, oder hat er sich die Verbindung, die sein Verstand schloss, eingebildet, um einen Kreis zu bilden? Was auch immer, überlegte er, diese Zahlenphobie hatte für ihn keine große Bedeutung, aber die Kommunikation schon immer, und es stellte sich heraus, dass es sich dabei eher um ein Rinnsal von Reaktionen seitens Symis handelte.

Sie war völlig von ihren sozialen Verpflichtungen überwältigt. Mit ihrem exotischen Aussehen und ihrer edlen Abstammung erinnerte sie an einige entfernte Verwandte aus seinem Umfeld. Zwei Generationen zuvor gehörten in seiner elterlichen Linie auch Mitglieder seiner Familie zum Adel. Könnte dies wie ein Ruf der gleichen Blutgemeinschaft sein? Er fragte sich, wie sie ihn einschätzte, während er eine Liste mit vielen Fragen zusammenstellte.

Kaum eine Antwort aus dieser Übung erschien logisch. Vorerst muss er sich ganz auf sein Bauchgefühl verlassen und Annikas Briefe noch einmal lesen, bis er sie auswendig gelernt hatte. Wenn er Symi die Briefe geben würde, würde er Annika verraten und sein Versprechen, sie zu beschützen, brechen.

Auf der einen Seite wirkte sie attraktiv, ernst und königlich, auf der anderen Seite war sie in Lagen geheimnisvoller Pfauenfedern gehüllt, die viele Augen aufwiesen. Wer wollte Annikas Briefe so dringend haben? Vor wem schützte sie sich, wenn nicht vor unerwünschter oder gefährlicher Gesellschaft? Er mochte diese Tarn-und Dolchmomente nicht, in denen er sie nach Antworten drängte wie einen Kieselstein nach einem Tropfen Wasser. Informationen über diesen Hintergrund der Denunzianten erwiesen sich als Schlüssel zum Mord an Annika. Die Namen ihrer Freunde und Kontakte, die mit ihr in Verbindung standen, gab sie ihm nie ohne weiteres preis. Helen war der einzige Name, den sie bisher genannt hatte und der mit dem Fall in Zusammenhang stand.

„Hallo Symi“, begann er ein weiteres Gespräch, sobald ihr Dialogfenster auf seinem Monitor erschien.

„Hallo Zsolt, schön, dass du wieder hier bist.“

„Was machst du, Symi?“ fragte er sie sogleich.

„Ich verkaufe eine Wohnung“, sagte sie, „sie liegt im ersten Stock.“

„Bist du ein Agent?“ er sagte.

„Nein“, antwortete sie, „ich verkaufe mein eigenes, das, das mein verstorbener Mann gekauft hat.“

„Ich verstehe“, sagte er, „womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?“

„Ich habe viele soziale Verpflichtungen. Oh, es hat an meiner Tür geklingelt, entschuldige bitte. Kann ich dich später sehen?"

„Ja“, sagte er, „viel Glück beim Verkauf.“

„Danke“, antwortete sie und brach ihre Verbindung ab.

„Hallo Symi“, begann er ein weiteres Gespräch, als ihr Dialogfenster auf seinem Monitor erschien.

„Hallo Zsolt, schön, daß du wieder hier bist.“

„Was machst du, Symi?“ fragte er sofort.

„Ich verkaufe eine Wohnung“, sagte sie, „sie liegt im ersten Stock.“

„Bist du ein Agent?“ sagte er.

„Nein“, antwortete sie, „ich verkaufe mein eigenes, welches mein verstorbener Mann gekauft hatte.“

„Ich verstehe“, sagte er, „Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?“

„Ich habe viele soziale Verpflichtungen. Oh, es hat an meiner Tür geklingelt, entschuldige. Kann ich dich später sehen?“

„Ja“, sagte er, „viel Glück beim Verkauf.“

„Danke“, antwortete sie und brach ihre Verbindung ab.

Symis Persönlichkeit faszinierte ihn. Die Art, wie sie redete und lachte. Er entdeckte einen Anflug von Traurigkeit in ihr, den der Tod ihres Mannes hinterlassen hatte. Er würde sie zu diesem Zeitpunkt nicht auf weitere Einzelheiten drängen. Mit der Zeit könnte sie ihm mehr über ihr früheres Leben erzählen. Er wunderte sich über Symis Bewegungen und stellte sich vor, wie sie Sport trieb. Welche Sportart mochte sie? Wie sah sie in ihrer Sportkleidung aus? Sah er Annikas Körper mit Symis Gesicht und die Kleidung, die Symi trug und die der Kleidung ähnelte, die Annika früher trug?

Als er die Augen schloss, stellte er sich Symi als Fortsetzung seiner Studentenliebe, Hamani vor. Ihr Aussehen und ihre Figur spielten in seinem Kopf ein verschmelzendes Spiel. Er sah die bemalte Holzbank im Ressel Park, seine Arme um sie gelegt; Er flüsterte ihr süße, nichtssagende Dinge ins Ohr, über die sie lachte. Er sagte, er mochte sie, beschrieb ihr die Schönheit ihres Körpers und flüsterte ihr immer noch zu. Dann küsste er sie, seine Finger berührten ihren Nacken. Als seine Hand ihre Taille umfasste, zog er sie näher. Als Antwort drückte sie sich gegen ihn und schwang dann ihr Bein herum; Ihr kurzer Sportrock glitt über ihre Schenkel, als sie auf seinem Schoß saß und sich mit seinen Küssen bewegte. Sie berührten Lippen und Zungen, Finger und Schenkel, und die Sträucher verschwanden. Der kleine Park wurde kleiner und verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht, während sich ihre Welt des Vergnügens mit bunten Lichtern und oszillierender Aufregung öffnete.

Dann der plötzliche Stopp. Raue Hände zogen sie von seinem Schoß; Rufe ertönten in einer fremden Sprache. Ihre stets wachsamen Brüder waren angekommen. Eine Faust traf ihn am Kinn und er stürzte, wobei seine Hände Schatten boxten. Ein weiterer Schlag drang in seinen Rücken. Hamani schrie. Er schmeckte Blut.

„Fass sie nie wieder an, sonst bist du tot!“ Die scharfe Stimme zischte. Er leckte den metallischen Geschmack in seinem Mund und den Geruch von fauligem Staub. Er musste husten, und er hustete, bis er zum Wasserhahn in der Nähe taumelte. Er wusch sein Gesicht und spülte seinen Mund aus. Er spuckte das Blut aus seinen verletzten Lippen. Das kalte Wasser belebte ihn, seine Sinne kehrten zurück und seine Schläfen pochten.

Er ordnete seine Kleidung und blickte dann in den Abend. Plötzlich gingen die Lichter in den Laternen rund um den Park an. Hami wurde von ihm losgerissen, von seiner Seite gerissen wie ein Stück Fleisch. Er hasste ihre Brüder, aber noch mehr hasste er es, machtlos zu sein. Er wird es ihnen heimzahlen, aber wie würde er mit Barbaren, Wahnsinnigen, Handlangern und zwei Straßenschlägern umgehen? Er spuckte wütend auf den Bürgersteig.

2

Das Sportzentrum im ländlichen Richmond lag wie ein polierter Smaragd mit perfekt getrimmten und gepflegten Grüns, umgeben von einer Landschaft mit leichten Wellungen. Die Luft trug süße und moosige Düfte mit sich, abgefangen durch Büsche von Platanen und Eschen in ihrem üppigen Sommerlaub. Hin und wieder dröhnten Stimmen wie das Stöhnen eines erwachenden Riesen. In der Nähe wurde in den letzten ‚Innings‘ eine Partie Cricket ausgetragen. Das gelegentliche Aufprallen von Bällen auf Holzschlägern unterbrach ihre Unterhaltung. Der Duft von frischgebackenen ‚Scones‘ wehte über die Terrasse, wo Symi ihren Morgen genoss.

„Hallo Symi, du siehst heute Morgen sehr gut aus“, Helen umarmte sie.

„Hallo Helen, mir geht es heute besser“, sie gähnte.

„Hattest du gestern eine lange Nacht?“

„Nun, ich bin immer noch verwirrt, aber aufgeregt“, lächelte Symi.

„Du bist ausgegangen?“ Helens Augen zeigten Neugier.

„Ich war im Internet und habe auf einen Brief eines Mannes geantwortet, den ich treffen wollte.“

„Wo kommt er her, Symi?“

„Er ist aus dem Süden Afrikas“, sagte sie.

„Was ist sein Hintergrund?“ Helens Augen weiteten sich und Symi lächelte.

„Nun, er scheint angenehm zu sein und ist kultiviert“, antwortete Symi, hielt sich jedoch mit Einzelheiten zurück. Helen hielt inne und sah enttäuscht aus, als sie den fernen Schwarm der Mauersegler beobachtete.

„Er ist ungewöhnlich“, sagte Symi und ihre Gedanken verstummten. In der Ferne lag ein Wolkenschleier wie ein verlorener Schal am Horizont.

„Na Symi, wer braucht schon Männer?“ Helen überlegte: „Was du brauchst, ist jemand hier in deiner Nähe und jemand, der dich sich leisten kann. Wie heißt er?"

„Zsolt“, sagte Symi, „ich habe seinen Namen nachgeschlagen, er ist ungarisch.“

„Wer weiß“, faucht Helen zurück, „es könnte ein falscher Name sein. Im Internet ist alles möglich. Du solltest vorsichtig sein, Symi. Ich mache mir Sorgen um dich.“ Symi lächelte. „Er hat sich gut benommen und ist aufrichtig an mir interessiert. Ich werde seine Briefe beantworten, er schreibt mir mit so viel Elan.“ Helen bemerkte, dass sie zum ersten Mal Glück ausstrahlte. Die Sonne tauchte aus den Kumuluswolken auf und wärmte ihre Gesichter. Symi lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Helen brachte ein Tablett mit Tee von der Selbstbedienungsbar. Die Stille löste ein gemächliches Gefühl aus. Die Cricket Spieler hatten sich für eine Teepause zurückgezogen. Helen gesellte sich zu Symi auf einer angrenzenden Sonnenliege. Eine Brise Luft bewegte Symis dunkles Haar. Ein Zaunkönig mit leuchtendem Farbkleid blieb auf einer nahen Steinplatte stehen und trällerte.

„Wie schön“, murmelte Symi und blickte den Vogel an.

„Du bist wunderschön“, flüsterte Helen und beugte sich vor und küsste ihre Wange. “Du bist mir wichtig, Symi.“

Symi öffnete die Augen und war überrascht, dass Helen den Grund ihrer Gedanken entdeckt hatte. „Danke, Helen“, sagte sie. In letzter Zeit verhielt sich Helen ihr gegenüber immer liebevoll

wenn sie zu ihr über Männer sprach. Symi spürte Helens Eifersucht, die ihre Freundin plötzlich zeigte. Sie waren beide schon seit vielen Jahren verheiratet, Helen jedoch schon länger und hatte eine Tochter, die die meiste Zeit bei ihrer Mutter blieb. Symis Ehemann hatte eine Entscheidung Kinder zu haben verzögert. Helen berührte sie gerne und streifte ihre Hand über sie. Symi hielt ihre Gesten nie für Anspielungen auf eine erotische Begegnung.

„Ich schätze, du bist mein Schutzengel“, antwortete Symi, „aber lass mich jetzt meinen Freund anrufen, es ist bereits Mittagspause in Südafrika.“

„Ich muss mir Sportkleidung anziehen“, sagte Helen. „Wir sehen uns in zwanzig Minuten auf unserem üblichen Spielplatz.“ Sie ging von der Terrasse zu den Umkleidekabinen.

Symi nickte zustimmend. „Bis gleich“, murmelte sie, während sie nach Zsolts Nummer suchte und die Wähltaste drückte.

„Hallo Zsolt, geht es dir gut?“

„Symi, was für eine Überraschung“, sagte er. „Ja, danke, alles ist gut hier und bei dir?“ Zsolt klang für sie aufgeregt.

„Helen ist einfach gegangen, um sich umzuziehen“, sagte sie.

„Trainierst du?“

„Wir sind für ein Badmintonspiel fällig“, sagte sie.

„Ich wünsche dir, dass du gewinnst, Symi“, lachte Zsolt.

„Na ja, wir werden sehen. Es gefällt mir nicht, gegen Helen zu gewinnen“, sagte sie.

"Warum das?"

„Helen ist eine schlechte Verliererin“, betonte sie das Adjektiv. „Ich lasse sie mit ein oder zwei Punkten Vorsprung gewinnen.“

„Symi, ich habe dir eine Post geschickt, bitte lesen“, sagte er und hielt mittendrin inne, um sie darauf aufmerksam zu machen.

„Ich werde es, Zsolt“, sagte sie, „ich muss jetzt gehen, Helen wartet.“

„Alles klar, Symi, ich wünsche dir ein gutes Spiel. Bist du heute Abend online?“ sagte er.

„Ja, wir könnten uns spät treffen, sagen wir zehn Uhr deiner Zeit.“

„In Ordnung, bis bald fürs Erste.“

„Seh‘ dich bald, Zsolt.“ Er drückte die rote Telefontaste auf seinem Mobiltelefon und trank einen Schluck weißen, trockenen Backsberg aus seinem Glas. Er nahm einen kleinen Bissen von seinem Provolone-Sandwich. Während er kaute und die Zitrusnoten des Weins mit dem zarten Geschmack des Käses genoss, stellte er sich vor, wie Symi lächelte und auf ihn anstieß. Ihre Gläser klirrten.

„Ich habe gewonnen“, rief Helen und schnappte sich den letzten Punkt.

„Du hast gut gespielt, Helen“, sagte Symi, in Gedanken bei Zsolt. Er klang immer enthusiastisch und voller Leben, genau das, was sie jetzt brauchte. Sie war bester Laune, nachdem sie mit ihm gesprochen hatte, und sie hätte Helen bei einem Pflichtspiel im Verein umhauen können. Aber da es sich um ein Freundschaftsspiel handelte, war sie nicht mit dem Herzen dabei gewesen.

„Mach dir keine Sorgen, Symi“, sagte Helen und bemerkte ihre mangelnde Konzentration, „nächstes Mal wirst du gewinnen.“

„Das ist alles in Ordnung, Helen“, antwortete sie, „ich habe die schnelle Übung genossen. Du spielst im Moment gut und dein Spiel hat sich sehr verbessert.“

„Dank dir“, lächelte Helen sie an und legte ihren Arm um die Schultern ihrer Freundin. Sie gingen den Gang entlang zu den Umkleidekabinen.

„Hallo Symi, hattest du ein gutes Spiel?“ Barry stürmte vom Squash-Court-Bereich herunter. „Ja, danke Barry. Darf ich dir meine Freundin Helen vorstellen?“

„Freut mich Sie kennenzulernen“, sagte er, ohne Helens Hand zu nehmen. Sie stoppte ihre Hand auf halbem Weg zu ihm. „Kann ich mit dir reden, Symi?“ sagte er.

„Wir sehen uns später, Symi, um sieben.“ Helen küsste sie auf die Wangen.

„Guten Tag“, sagte sie mit kalter Stimme als sie sich zu Barry drehte.

„Sie mag dich, Symi“, sagte Barry und runzelte die Stirn.

„Ja, sie ist meine Freundin, ist dir das aufgefallen?“ antwortete sie mit einem sarkastischen Ton.

„Am Samstag sind ein paar Freunde zum Abendessen bei mir. Möchtest du mitkommen, Symi?“

„Ich weiß es noch nicht“, sagte sie, „ich habe bereits Vereinbarungen für Freitag und Samstagmittag und den ganzen Nachmittag getroffen.“

„Worum geht es?“ er sagte.

„Tango Argentino School“, sagte sie.

„Ich habe etwas in der Zeitung darüber gelesen“, sagte er mit flacher Stimme.

„Dieses Wochenende werden Marcel und Joan bei der großen Eröffnung für Unterhaltung sorgen.“

„Interessant“, sagte er.

„Kommst du mit, Barry?“

„Nein, das werde ich nicht. Ich halte nicht viel vom Tanzen wie du weißt.“ Er grinste. „Aber wir könnten nach der Eröffnung zu Abend essen“, seine Augen leuchteten auf.

„Ich weiß nicht, Barry, ich werde mich mit Helen abstimmen, sie hat vorläufig einen Abend im Anschluss an den Tanzunterricht arrangiert.“

„Na dann, Symi, ich rufe dich an. Cheerio.“

„Auf Wiedersehen Barry“, sagte sie und ging zu den Umkleidekabinen.

Ihre Gedanken konzentrierten sich sofort auf Zsolt. Ich kann sein Gesicht nicht aus meinem Gedächtnis verbannen. Er hat gefühlvolle Augen, dachte sie, die Augen eines Dichters. Ich liebe seine wunderschönen Briefe und kann es kaum erwarten, sie wieder zu lesen. Er hat mich gern und ist jederzeit verfügbar, wann immer ich ihn brauche. Er wird mir immer wertvoller. Sie spürte, wie eine Welle von Kraft sie durchströmte, als sie ihr Nike-Sportoberteil auszog. Ihre vollen Brüste sahen immer noch in gutem Zustand aus, als sie ihr Aussehen überprüfte. Noch nicht viel durchhängend, überlegte sie und bewunderte sich selbst im Ganzkörperspiegel in der Nähe der Dampfbäder. Ihrer Taille fehlte eine stärkere Formung, dies ist die einzige Stelle, an der sie Opfer einer Gewichtszunahme wurde. Ihre Hüften sehen jetzt besser aus, dachte sie, als sie sich zur Seite drehte und dann einen Blick auf ihren Rücken warf. Sie bemerkte, daß sie wieder ihre stromlinienförmige Form zurückerlangte, seit sie mit Helen Badminton spielte. Ich frage mich, ob Zsolt mich mögen wird, wenn er mich nackt sieht. Sie hängte ihr Badetuch an den Haken der cremefarbenen Fliesenwand gegenüber der gepanzerten Glasfront über die gesamte Höhe. Sie öffnete die Tür und betrat das Dampfbad. Sie bemerkte, dass niemand anwesend war, als sie sich einen Platz aussuchte und durch den weißen Nebel die glasierten Fliesenvorsprünge hinaufstieg. Sie spritzte den weiß glasierten Fliesensitz oben ab. Dann lehnte sie sich an die warme geflieste Wand. Sie schloss die Augen. Zsolt erwachte zum Leben, berührte ihr Gesicht und küsste sie.

Während sie in den verglasten Kabinen gegenüber dem Dampfbad duschte, entschied sie: Sie braucht Barry Bower nicht in ihrem Leben. Er ist wütend auf sie, aber sie liebt ihn nicht, sie spürte es wieder, als sie ihn traf. Warum kann Barry nicht Zsolt sein?

Sie denkt an Zsolts Briefe: Ein Dichter, der mich malt, gekleidet in die Federn eines Pfaus. Sie lächelt. Es ist absurd, aber es macht mich alles glücklich. Wie lange ist es her, dass sie so lächelte? Habe ich mich wieder verliebt? In Zsolt kann ich mich sofort verlieben. Er weiß nicht, wie sehr ich ihn liebe. Zsolts Gedichte und Briefe lösen in mir Hitzewellen aus. Dennoch kann ich ihm meine Vergangenheit nicht verraten, auch wenn wir durch meinen Cousin Hamani eine Verbindung haben; aber was für ein seltsamer Zufall. Helen sagte, ich müsse mit Zsolt oder anderen Männern vorsichtig sein. „Zum Teufel mit Helen“, überlegte sie, trocknete sich ab und zog Rock und Oberteil an.

Der Eröffnungsabend von Marcels Tango Argentino School zieht eine große Menge enthusiastischer und neugieriger Menschen an, Jung und Alt. Bei der Verlosung der Zahlen, die auf den Eintrittskarten vermerkt sind, gibt es Preise zu gewinnen. Helen hat einen Tisch in der Nähe des Tanzbereichs aufgestellt, an dem Marcel und Joan eine Tango-Tanzvorführung durchführen werden. „Da bist du ja, Symi“, ruft Helen, als eine Kellnerin sie zum Tisch führt.

„Hallo Helen, schön dich zu sehen“, sagte sie

„Wo ist Barry?“

„Er mag Tango nicht“, kicherte Symi.

„Männer, egal“, lächelte Helen. „Das verspricht ein guter Abend zu werden und ich habe eine Überraschung für dich, Symi.“

"Was ist das?"

„Warte nur, du wirst sehen“, sagte Helen mit einem schelmischen Funkeln in ihren Augen.

Der Kellner, gekleidet in enge schwarze Chinos und ein Hemd, nahm ihre Bestellungen entgegen. „Filetsteak, medium gegrillt, mit Pommes Frites“, sagte Helen.

„Für mich“, Symi hielt inne, „Kalbsschnitzel mit Gemüse“

"Und zum Trinken?" fragte der Kellner.

„Du wählst Symi“, forderte Helen sie heraus.

„Ich probiere gerne den Champagner von Desiderius Crystal Cape“, sagte sie. „Was ist mit dir, Helen?“

„Das ist für mich in Ordnung“, antwortete sie.

„Vielen Dank, meine Dame“, sagte der Kellner, machte einen Kowtow und eilte davon.

Das von einem importierten französischen Koch nach französischer Tradition zubereitete Abendessen wurde von allen gelobt. Der als Cape Classique, methode champagnoise, verarbeitete Champagner aus der Kap Region, ähnlich dem französischen Champagner, schmeckte exquisit und rundete das Essen ab.

„Prost Symi“, Helen stieß mit ihr an.

„Für dich, Helen“, sagte sie. „Woher weißt du von diesem Champagner Symi?“ Helens Augen musterten Symis Gesicht.

„Zsolt hat mir davon erzählt“, sagte sie und lächelte.

„Es ist wirklich ein gutes Getränk“, betonte Helen.

Der Mann am Multimedia-Mischpult, hinter getönter Verglasung, dimmte die Beleuchtung stufenweise. Er steigerte eine erwartungsvolle Atmosphäre mit Projektionen von Tango-Tanzdarbietungen und Musik bekannter Tango-Bands bis hin zu Astor Piazzollas berühmtem Quintett und dem Genuss von gutem Essen und Trinken. Die Tangomusik aus dem Surround-Lautsprechersystem sorgte für die richtige Stimmung der Gäste auf die bevorstehende Tangovorführung der Stars des Abends.

„Meine Damen und Herren, lassen Sie mich heute Abend die Haupttanzveranstaltung vorstellen“, verkündete der Lautsprecher. Es folgte eine kurze Einführung über Marcel und seine Partnerin Joan, die den Fans als M&J bekannt sind.

Der Zeremonienmeister verneigte sich vor dem Paar:

„Meine Damen und Herren, das unnachahmliche Paar Marcel und Joan, Ikonen des Tango Argentino, werden für uns tanzen. Heißen Sie sie herzlich willkommen.“

Nachdem das Klatschen nachgelassen hatte, bewegten sich die Tänzer in die Mitte der hölzernen Tanzfläche und nahmen ihre Position ein.

Die Lichter wurden für ein paar Sekunden vollständig gedimmt. Dann begann die Musik und Symi erkannte die Melodie, an die sie sich aus ihrer Zeit als Teenager erinnerte und die jetzt in eine moderne Version umgewandelt wurde. Das Paar begann langsam und mit sinnlichen Bewegungen, wechselte dann abrupt zu kühlen und distanzierten Bewegungen, um sich dann wieder näher zu kommen. „Faszinierend“, flüsterte Helen. Symi nickte mit dem Kopf, gefangen im Bann der Tänzer. Dicht und fließend folgten die Aktionen: Sich zu einem zusammenfügen, sich wieder lösen aus Biegungen und Berührungen, Drehungen und Wendungen: Mal fast in Zeitlupe, dann wieder im Wirbelwind aus Geschwindigkeit und Drosselung. In perfekter Harmonie und mit Hingabe an die Feinheiten strahlte der Tanz Sanftheit und Sehnsucht, Sehnsucht und Leidenschaftsblitze aus und hielt sich jederzeit an den Rhythmus. An einem Punkt gipfelte die atemberaubende Rückbeuge von Joan, die mit dem Kopf den Boden berührte, mit akrobatischer Kunstfertigkeit und perfekter Koordination aller Bewegungen, in den musikalischen Höhen

Wow“, flüsterte Symi zu Helen, die dieses Mal mit dem Kopf nickte. Dann kam mir in einem Akt des Trotzes Bizets Carmen mit ihrem Kleidungsstil in den Sinn. Marcel in engem Schwarz und Joan in dunkelblauem und rotem asymmetrischem Midi Kleid mit Spitzenstrümpfen, die in der Mitte ihrer Oberschenkel endeten. Mitten im Tanz warf Alberto seine Partnerin von sich, und sie drehte eine Spirale, glitt an seinem Bein entlang und richtete sich wieder auf. Als sie in aufeinanderfolgenden Bewegungen zu Boden fiel, fing er sie am Arm auf. Dann hielt er sie fest und streichelte Joans Oberschenkel, deren Bein seine Hüfte umschlang. Der Tanz sprühte vor Sinnlichkeit und berührte das Publikum. Die zuvor unfehlbar scharfen und fast gewalttätigen Bewegungen verwandelten sich in sanfte und sanfte liebevolle Streicheleinheiten in Variationen von Händen und Beinen, die sich überall hin bewegten...

Schließlich hielt Marcel Joan an einer Hand und wirbelte sie im Kreis, bevor er auf die Knie fiel und sie auf seinen Schultern landete. Er stand auf und hielt sie hoch. Dann brach der Applaus wie Donner aus, alle aufgestaute Energie entwich den Tanzgästen. Der Lärm übertönte die Stimme des Mikrofons des Zeremonienmeisters. M&J verneigten sich vor dem Publikum, das sie mit großer Begeisterung empfing.

Anschließend fand ein Tango-Tanzwettbewerb für das beste Amateurpaar des Abends statt.

Helen winkte Marcel zu und er erwiderte die Geste. Das gefeierte Paar ging schließlich in die Umkleidekabinen.

„Hallo Helen“, er küsste sie auf die Wangen.

„Hallo Marcel“, Helen lächelte, „lange nicht gesehen.“

"In der Tat. Darf ich Ihnen meine Partnerin Joan vorstellen“, sagte er. Sie schüttelten sich die Hände und umarmten sich.

„Und das ist meine Freundin Symi“, Helen stellte sie Marcel und Joan vor, „aber bitte nehmen Sie Platz. Vielen Dank für die Reservierung dieser Plätze für uns, Marcel.“

„Es ist mir ein Vergnügen“, Marcel setzte sich an den Tisch und seine Gedanken verstummten; Er warf einen Blick auf seine Uhr und klopfte mit den Fingernägeln auf das polierte Holz, das Symi, ihm gegenüber, verärgerte. Er unterbrach das Gespräch zwischen Helen und Symi.

„Sag mir, Helen“, Marcel räusperte sich, „was hast du all die Jahre gemacht?“

„Ich entwerfe Innenräume und schreibe für Zeitschriften“, sagte sie.

„Das ist großartig, leider habe ich auf Tour keine Zeit, etwas zu lesen.“

„Herzlichen Glückwunsch euch beiden“, sagte Helen. Sie versuchte, dem Gastgeberpaar gegenüber charmant zu sein.

„… ihr Tanz“, unterbrach Symi, „hat mich in Ehrfurcht versetzt und meinen Herzschlag beschleunigt.“

„Haben Sie Interesse, unserer Schule beizutreten?“ sagte Joan.

„Ja“, sagte Symi, „ich bin mit Helen gekommen, um den Tango Argentino zu erleben. So wie ich es jetzt erlebt habe, freue ich mich sehr über einen Beitritt. Es hat mich überwältigt und alles ist noch neu für mich; Sie haben in mir einen Bewunderer gewonnen.“

„Danke, Symi. Das hört sich großartig an, wir unterrichten beide“, sagte Joan.

Marcel unterbrach sie, erhob sich von seinem Platz und ging zur Bar. Er fragte nach seinem Mobiltelefon. Er kam mit dem auffälligen Gerät zurück und wählte eine Nummer.

„Hallo Sissy, hast du nichts Gutes vor? In der Tat. Ich freue mich, dass du dich nicht langweilst. Wo? Beim Grenadier? Es müsste später sein, erst nach meinem Auftritt.“

Er lächelte Symi an, die die Stirn runzelte.

Marcel versicherte dem Tisch, dass er einen weiteren Termin mit einem zukünftigen Mitglied seines Stabes habe. Sein scharf geschnittenes Gesicht veränderte für eine Sekunde seinen Ausdruck und sah stählern aus. Seine Augen leuchteten wie Dolche.

„Gefällt dir hier alles, Symi?“ Fragte Joan mit ihrem gallischen Akzent.

„Ja, das tut es“, sagte sie und begann ein lockeres Gespräch mit ihr. Sie sprach lieber mit Joan als mit Marcel, dessen Augen sie mit einem frechen Blick durchbohrten.

„Was sind deine unmittelbaren Pläne, Marcel?“ Helen sah ihn an.

„Zuerst führen wir beide hier die ganze Woche einen Workshop durch. Ich hoffe, du bist dabei“, lächelte er selbstbewusst und zeigte dabei seine starken, weißen Zähne.

„Ja, wir nehmen beide teil“, lächelte Helen zurück, als Marcel ihre Hand nahm und sich mit ihr wie mit einer alten Freundin verband.

„Wie ich sehe, bist du immer noch verheiratet“, sagte Marcel. „Ich habe den Namen deines Ehepartners vergessen.“

„Nick“, sagte Helen, „er konnte heute Abend nicht kommen, da er heutzutage mit seinem Geschäft verheiratet ist.“

„Dieser Champagner schmeckt ungewöhnlich“, wechselte Marcel das Thema. Er nippte ein paar Mal an dem hohen Glas.

„Symis Entscheidung“, Helen sah sie an.

„Es stammt vom Kap“, sagte Symi.

"Wo ist das?" Marcel runzelte die Stirn.

„Es ist in Südafrika“, antwortete sie.

„Warst du dort, Symi?“ Marcels Neugier wuchs plötzlich.

„Nein“, sagte Symi, „aber Zsolt hat mich darauf aufmerksam gemacht.“

„Wer ist Zsolt?“ Marcel sah sie neugierig an.

„Er ist mein Freund“, antwortete sie mit ernster Miene.

„Nun, Marcel bevorzugt französischen Champagner“, sagte Joan und lächelte Symi an, „aber ich finde den Geschmack dieses Kap-Champagners frisch und würzig, eine willkommene Abwechslung.“

„Wir müssen bei der Preisverleihung dabei sein, entschuldigen Sie“, sagte Marcel. „Wir sehen uns später; Kommst du vielleicht auf einen Schlummertrunk mit uns?“

„Danke, Marcel, wir werden hier sein“, sagte Helen und sah Symi an, die in Gedanken an einen weit entfernten Ort gewandert war.

Marcel, ein kraftvoller Tänzer, dunkelhäutiger Mann aus dem Süden mit teilweise französischem Hintergrund, der vom Zeremonienmeister wiederholt für alle Nachzügler vorgestellt wurde, verneigte sich vor dem Applaus. Die fünf konkurrierenden Paare, die von den vier Juroren, zwei Männern und zwei Frauen, bewertet wurden, standen am Rand der Tanzfläche. Joan und Marcel hatten die Ergebnisse überprüft und die Gewinnerreihenfolge festgelegt.