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Auf Shaoghal halten sich Menschen, Alchemisten und die drei Elfenvölker seit der großen Schlacht voneinander fern. Doch die neue Gilde der Alchemisten strebt nach mehr Macht und der Magie der Elfen und ruft, nach langer Zeit des Waffenstillstandes, zur Elfenjagd. An der Spitze der Alchemisten steht Ragaton, der alles daran setzt Elfen in seine Fänge zu bekommen. Durch eine qualvolle Prozedur plant er die Magie der Wesen zu extrahieren und sich selbst zu Nutze zu machen. Die verbotene Liebe zwischen dem Alchemisten Henry und der Elfe Feline wird auf eine harte Probe gestellt. Währenddessen macht Sarahvita, eine Heilerin des Grünen Elfenvolkes, im Herzen des Alhaya-Waldes eine entsetzliche Entdeckung, die die Existenz von ganz Shaoghal bedroht. Die Karma-Elfen des Goldenen Volkes verlassen ihr Refugium im Makomo-Gebirge und ziehen in den Norden, um sich für die Balance auf Shaoghal gegen die Alchemisten zu stellen.
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Seitenzahl: 523
Veröffentlichungsjahr: 2023
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PROLOG
RAGATON
DIE ERSTE BEGEGNUNG
IDA
SARAHVITA
DIE VERSCHOLLENE SCHRIFT DER ALTEN GILDE
VON FREUNDSCHAFT UND FEINDSCHAFT
DAS WIEDERSEHEN
DAS FLÜSTERN DES WINDES
MORENA
DER ELFENRAT
WOLLUST IST EINE TODSÜNDE
DEMASKIERUNG
MORENA UND RAGATON
SARAHVITA UND MALIO
DIE KAUFMANNSFRAU UND DER PRIESTER
VERSÖHNUNG
DIE FLUCHT
DAS PORTAL
ULRICH
VEREINIGUNG
DIE VERFOLGUNG
DER ENTSCHLUSS
ABSCHIED
EPILOG
Der Sturm tobte schon zu lange über dem Schiff. Rudolf wusste gar nicht mehr, wie es sich anfühlte, wenn er nicht bis auf die Knochen durchnässt war. Von Untergrund, der sich nicht ständig unter seinen Füßen bewegte, ganz zu schweigen. Der Regen peitschte waagerecht auf die Besatzung der Aldebaran ein. Wellen schlugen über das Deck und durchnässten die Passagiere zusätzlich. Ein Fass mit Rum löste sich aus der Vertäuung, rollte donnernd über die Planken und schlug einen der Matrosen bewusstlos.
Der Dreimaster wurde von den meterhohen Wellen hin- und hergeworfen, als wäre er eine Nussschale. Rudolf klammerte sich verzweifelt an die Taue und dachte: „Wenn wir das hier überleben…“ Doch bevor er den Gedanken zu Ende bringen konnte brach die nächste kolossale Welle über ihm zusammen und raubte ihm das Bewusstsein.
Niemand wusste, wie lange das Unwetter getobt hatte. Waren es Stunden oder gar Tage gewesen? Der Kapitän der Aldebaran hatte in all den Jahren, die er schon zur See fuhr, noch nie einen solchen Sturm erlebt und vollkommen die Orientierung verloren. Sie mussten weit vom Kurs abgekommen sein. Mit Kompass und Sextant brütete er stirnrunzelnd über den Seekarten in seiner Kajüte. Durch die offene Tür wehte nun wieder die erfrischende Brise der salzigen Meeresluft zu ihm hinein. Die Besatzung war eifrig damit beschäftigt, an Deck wieder Ordnung zu schaffen. Nach seiner Schätzung sollten sie sich im Augenblick mitten im Meer befinden: Weit weg vom Kontinent und so weit von den nächsten Inseln entfernt, dass sie Wochen brauchen würden, um wieder an Land zu kommen. Das galt auch nur unter den besten Bedingungen. Nach seiner Erfahrung durfte man zur See nicht mit den besten Bedingungen rechnen. Mit den Wasservorräten, die noch übrig waren, würden sie niemals die gesamte Besatzung durchbringen. Der Kapitän bereute es, die drei jungen Familien als Passagiere mit an Bord genommen zu haben. Zwar hatte er ihnen einen stattlichen Betrag für die Überfahrt abgeknöpft, doch das würde ihm nun auch nicht helfen, wenn er auf offener See verdursten musste. Er zerbrach sich den Kopf, auf welcher Route sie die beste Möglichkeit hatten, mit dem größten Teil der Besatzung lebend anzukommen, als ein Matrose rief: „Land! Da ist Land in Sicht!“
„Unmöglich“, dachte der Kapitän und riss sich von seinen Karten los.
Die gesamte Besatzung ließ ihre Arbeit stehen und drängte sich um den Matrosen und starrten angestrengt in die Richtung, in die er aufgeregt deutete. Der Kapitän schirmte seine Augen gegen das gleißende Licht der Sonne ab, die nun wieder vom Himmel strahlte, und blinzelte angespannt. Er konnte den Horizont nur verschwommen ausmachen. Doch tatsächlich! Da war ein Streifen Land in der Ferne zu erahnen. Mit langen Schritten eilte er wieder in seine Kajüte und starrte auf die Seekarten. Zunächst sah er nur schwarze Flecken, bis sich seine Augen nach der grellen Sonne wieder an das diffuse Licht der Kapitänskajüte gewöhnt hatten. Immer wieder fuhr er mit dem Finger die Küsten und Inseln nach, die abgebildet waren. Ungläubig schüttelte er den Kopf, während er noch einmal ihre Position mit Kompass und Sextant überprüfte. Dieses Stück Land war nicht in den Karten eingezeichnet. Das war seine Chance, doch noch mit der gesamten Besatzung an ihrem Ziel anzukommen. Womöglich würden sie auf dem unbekannten Land Trinkwasser und Vorräte wieder aufstocken können. Er gab Befehl, darauf zuzuhalten.
Die Aldebaran ging vor der Küste vor Anker und die Besatzung begann, in Beibooten an Land zu rudern. Sie landeten auf einem sichelförmigen Strand an. Dieser war nur wenige Meter breit, dann wurde er von dichtem Grün abgelöst.
Die drei Familien, die als Passagiere mitreisten, hatten wie durch ein Wunder den schweren Sturm mit nur leichten Blessuren überstanden. Rudolf verließ das Schiff gemeinsam mit seiner schwangeren Gemahlin mit der zweiten Gruppe, die Richtung Land ruderte. Seine Frau klammerte sich verängstigt an seinen Arm. Neben ihm unterhielten sich zwei Matrosen. Sie hatten tatsächlich unbekanntes Land entdeckt. Rudolf war noch nie außerhalb seines Dorfes gewesen. Dies war seine erste Reise und die Fahrt zu See wäre schon ohne Sturm ein Abenteuer gewesen. Und die Entdeckung einer Insel hätte er sich nicht in seinen kühnsten Träumen ausgemalt Er half seiner jungen Gemahlin aus dem Boot und raunte ihr zu: „Wir haben neues Land entdeckt.“
Sie schien deutlich weniger begeistert als er. Argwöhnisch ließ sie den Blick über den verlassenen Strand streifen und murmelte: „Ich hoffe nur, dass wir schnell wieder auf das Schiff zurückkehren und noch schneller diese ganze Reise hinter uns bringen können.“
Doch nach dem tagelangen Regen schien die Sonne freundlich vom Himmel und eine sanfte Brise wehte vom Meer her über den Strand und lud zum Verweilen ein. Der nah angrenzenden Büsche und Bäume standen farbenprächtig in herrlicher Frühlingsblüte. Die Bäume trugen Blüten, die einen betörenden Duft verströmten. Rudolf konnte es vom Strand aus nicht genau erkennen, doch solche Pflanzen hatte er noch nie gesehen.
Nach und nach erreichte die restliche Besatzung den Strand und begann, sich umzusehen. Der Kapitän war dabei, die Matrosen in Gruppen einzuteilen und auf die Suche nach Trinkwasser und Essbarem auszusenden, als sie eine Bewegung im angrenzenden Dickicht wahrnahmen. Bevor der Sandstrand vom dichten Grün abgelöst wurde, gab es einen Streifen Land, der von einzelnen Büschen bewachsen war, die schnell dichter und höher wurden, bevor sie schlussendlich vom scheinbar undurchdringlichen Wald abgelöst wurden. Zwischen dem dichten Gebüsch bewegte sich etwas. Das Dickicht bewegte sich stark, es musste etwas Großes sein.
Rudolf blinzelte und schirmte seine Augen gegen die blendende Sonne mit der Hand ab. Seine Frau stellte sich hinter ihn und klammerte sich an seinen Arm. „Es ist nur zu hoffen, dass es auf diesem unbekannten Land keine gefährlichen Tiere gibt. Zumindest keine, die gerne Menschen fressen, dachte Rudolf. Einige der Matrosen legten die Hände auf die Dolche an ihren Gürteln. Eine Gestalt kam zum Vorschein. Doch es war kein Tier, sondern ein Mann. Ein großgewachsener Mann mit einem freundlichen Gesicht. Die Matrosen blieben kampfbereit, einzelne hatten bereits ihre Dolche gezogen. Mit festen Schritten kam der Fremde auf sie zu. Er lächelte und breitete seine Arme aus.
„Seid gegrüßt, Fremde“, sagte er mit tiefer, klangvoller Stimme. „Mein Name ist Anduin. Ich heiße euch auf Shaoghal willkommen.“
Augenscheinlich hatten sie also doch kein unbekanntes Land entdeckt. Es gab hier schon Menschen, zumindest den einen, der gerade vor ihnen stand. Glücklicherweise war er ihrer Sprache mächtig und ein noch größeres Glück war, dass von ihm keine Gefahr auszugehen schien. Der Kapitän trat hervor und begann, sich mit dem Mann zu unterhalten. Rudolfs Frau lockerte den Griff, mit dem sie sich an ihn geklammert hatte, betrachtete den Fremden jedoch misstrauisch.
Anduin lud die gesamte Besatzung der Aldebaran in sein Dorf ein, das nur wenige hundert Meter hinter der Baumgrenze lag. Sie folgten ihm durch das dichte Unterholz. Rudolf war nicht sicher, ob sie jemals wieder zu dem Strand finden würden, vor dem ihr Schiff vor Anker lag. Es war, als würde der Weg, dem sie durch das Dickicht folgten, hinter ihnen gleich wieder verschwinden. Nun war sich Rudolf sicher, dass er die Büsche, durch die sie sich bewegten, nicht kannte und auch die Bäume hatte er in der Art noch nie gesehen. Sie waren sehr hoch und hatten enorme Stämme, die in ausladende Baumkronen übergingen. Rudolf versuchte, die fremdartigen Blüten im Vorbeigehen genauer zu betrachten, als sich das Grün unvermittelt lichtete und den Blick auf Anduins Dorf freigab.
Das Dorf bestand aus einigen Häusern. Sie waren nicht besonders groß, aus Holz gefertigt und hatten gemauerte Schornsteine. Anduin führte sie den kurzen Weg auf den Dorfplatz, wo reges Treiben herrschte. Feuer wurden geschürt, Bänke und Tische herbeigebracht und Speisen aufgetragen. Es herrschte eine fröhliche Stimmung. Die Bewohner des Dorfes blickten ihnen offen entgegen und lächelten sie an. In Rudolfs Heimat begegnete man Fremden mit deutlich mehr Zurückhaltung, wenn nicht sogar mit Feindseligkeit.
Anduin lud sie ein, sich zu setzen. Es war schon sehr lange her, dass ein Schiff sich hierher verirrt hatte, erklärte der großgewachsene Mann. Er lächelte, strich sich seine braunen Locken aus dem Gesicht und sah sie mit freundlichen Augen an, während er sprach.
„Ich werde euch die Geschichte dieses Landes erzählen, aber erst möchten wir euch zum Essen einladen.“ Er machte eine Geste zu den vielen Speisen, die sich mittlerweile auf den Tischen türmten. „Setzt euch, esst und trinkt.“
Nach anfänglicher Zurückhaltung kamen die Menschen der Aldebaran der Einladung nach.
Rudolf nahm mit seiner Frau an einem der Tische Platz. Die Dorfbewohner mischten sich unter sie, plauderten und fragten, was sie hierhergebracht habe. Sie wurden bewirtet und behandelt wie Freunde. Die Stimmung wurde immer entspannter und Rudolf begann, sich wohlzufühlen. Langsam dämmerte es und alles wurde in ein unwirkliches, blaues Licht getaucht. In den Baumkronen, die vom Dorfplatz aus gut zu sehen waren, schwirrte eine Unmenge an Glühwürmchen. Rudolf war schon satt gegessen und hatte den zweiten Krug Bier vor sich. Die Speisen waren auf eine Art gewürzt, wie er es noch nie gekostet hatte, aber sie schmeckten alle wunderbar und sogar seine Frau war mittlerweile kaum noch nervös. Sie saß dicht neben ihm und wirkte beinahe zufrieden, wie er lächelnd feststellte.
Er ließ seinen Blick über die Dorfbewohner schweifen, als ihm eine Frau auffiel, die sich ein Stück entfernt mit Anduin unterhielt. Im ersten Moment konnte er nicht sagen, warum sein Blick an ihr hängengeblieben war. Gewiss, sie war hübsch. Grazil mit langem, hellbraunen Haar. Einige Strähnen hatte sie kunstvoll nach hinten geflochten, der Rest ihres Haares hing in leichten Wellen über ihren Rücken hinab. Sie trug ein Kleid, das ihr nur bis zu den Knien reichte. Keine Frau, die er kannte, würde so ein kurzes Kleid tragen. Doch schließlich sah er, was ihn besonders aufmerksam gemacht hatte. Die Ohren! Ihre Ohren waren ganz spitz nach oben hin! „Ob das eine seltene Fehlbildung ist? Eine Strafe Gottes für ein Vergehen?“, dachte er. Sie sah nicht aus, als würde sie jemals in ihrem Leben etwas Unrechtes getan haben, so lieblich und anmutig schien sie. Doch Rudolf wusste auch, dass der Teufel sich nur allzu gut tarnen konnte.
Anduin kam mit der Frau gemeinsam auf ihn zu. Erst da bemerkte Rudolf, dass er sie die ganze Zeit über angestarrt hatte. Er errötete und schaute angestrengt in seinen Bierkrug. Schnell warf er seiner Frau einen verstohlenen Blick zu, die immer noch neben ihm saß. Doch die war von der Aufregung und dem Essen so erschöpft, dass sie mit halbgeschlossenen Augen vor sich hindöste.
Anduin kam jedoch nicht zu ihm, sondern steuerte auf den Kapitän zu, der in Rudolfs Nähe saß.
Rudolf konnte nicht genau verstehen, worüber sie sprachen, doch nun konnte er das Gesicht der Frau genauer erkennen. Sie war die schönste Frau, die er in seinem Leben zu Gesicht bekommen hatte. Ihre Züge waren fein und ihr zartes Lächeln zauberhaft. Doch irgendetwas stimmte mit ihren Augen nicht. Sie wandte ihren Blick vom Kapitän ab und sah Rudolf direkt an. Ihre Iris war violett! Rudolf blieb der Mund offen stehen. Er kannte blaue, braune, grüne und graue Augen. Er hatte sogar schon einmal eine Frau mit einem blauen und einem grünen Auge gesehen, kurz bevor sie auf dem Scheiterhaufen als Hexe verbrannt worden war. Aber violette Augen? Und spitze Ohren? Was stimmte hier nicht?
„… eine Elfe …“, hörte er Anduin sagen.
Und die Elfenfrau lächelte Rudolf freundlich an.
Das Holzbrett sauste durch die Luft und schlug mit einem deutlich vernehmbaren Klatschen auf das Hinterteil des Novizen.
„Eins“, sagte der Novize mit fester Stimme.
Ragaton holte wieder aus und ließ das Paddel auf den über seinen Tisch gebeugten Jungen knallen. Das Klatschen entlockte ihm ein zufriedenes Lächeln.
„Zwei“, zählte der junge Schüler, nun mit gepresster Stimme.
Der Oberste der Alchemisten ließ es sich nicht nehmen, die Novizen selbst zu züchtigen. Die älteren Schüler überließ er seinen Kollegen. Doch schaffte er es in den meisten Fällen, den Jungen die Flausen im ersten Jahr, so lange sie im Novizen Status waren, so gründlich auszutreiben, dass Prügelstrafen bei den älteren Semestern nur selten notwendig waren.
SSSSSapppp klatschte es wieder.
„Drei“, sagte der Junge mit zitternder Stimme.
Ragatons Holzbrett hatte einen Griff, der perfekt in seiner Hand lag, und auf der Schlagseite mehrere kleine Löcher, um den Luftwiderstand zu minimieren und die Züchtigung effektiver zu gestalten. Ragaton arbeitete immer gründlich und gewissenhaft, in allen Bereichen. Die Disziplinierungen nahm er bevorzugt in seinem Studierzimmer vor. Schon der Weg über die 373 Stufen hinauf in die Spitze des Ostturms war, in Anbetracht der zu erwartenden Strafe, eine Qual für die Übeltäter. Das Präludium der Züchtigung.
Noch einmal schlug er auf das nackte Hinterteil des Novizen. Für seine zwar hochgewachsene, aber magere Statur, war Ragaton beim Austeilen der Schläge stark.
„Vier.“ Der Novize unterdrückte ein Schluchzen.
Die wässrig-blauen Augen des Alchemisten blitzten vor Genuss und er fühlte eine wohlige Befriedigung in sich aufsteigen.
Fünf Schläge auf den nackten Hintern waren schon eine mittelschwere Strafe. Aber der Junge würde es sich ab jetzt mit Sicherheit zweimal überlegen, aus der Küche zu stehlen.
Mit dem letzten Schlag ließ sich Ragaton gerne ein wenig Zeit. Er genoss die Angst, die sein Schüler verspürte. Das Wissen, dass nur noch ein einziger Schlag fehlte, bevor er erlöst war, und zur gleichen Zeit die Angst vor dem neuerlichen Schmerz ließ die Jungen nahezu verzweifeln. Herrlich, wie er sich vor ihm auf dem Tisch wand, aber nicht wagte, sich umzusehen. Die Sekunden verstrichen für den Novizen wie Stunden und Ragaton genoss jede Einzelne.
Er holte zu einem besonders kräftigen Schlag aus. Das Holz seines Paddels knackte bei der Wucht des Aufpralls.
„Ffff, fünf“, wimmerte der Junge.
Ragaton holte tief Luft und sog die Angst und den Schmerz in seinem Studierzimmer ein. „Du kannst dich nun bedecken“, sagte er mit einem zufriedenen Blick auf die brennend-rote Haut des Schülers. „Ab morgen darfst du wieder an den Mahlzeiten teilnehmen. Jetzt geh.“
„Jawohl. Danke, Euer Ehren.“ Mit wackeligen Schritten und leicht nach vorne gebeugt verließ der Novize den Raum. Die 373 Stufen mit schmerzendem Gesäß wieder hinabzusteigen war das Postludium der Züchtigung.
Ragaton ließ sich in seinem Stuhl nieder. Sein Blick wanderte durch den Raum. Sein Studierzimmer lag im höchsten Turm von Cumhachd, der Feste und Ausbildungsstätte der Alchemisten. Alle sechs Wände des Raumes waren bedeckt von Bücherregalen, die bis unter die Decke reichten. Man munkelte, in seinem Studierzimmer befänden sich mehr Bücher als in der eigentlichen Bibliothek Cumhachds. Was keiner wusste, war, dass sich das Eine Buch in seinem Besitz befand. Niemand außer Ragaton selbst. Sein Blick schweifte zum Fenster nach Osten, zum weit entfernten Alhaya-Wald am Horizont. Der Herbst hatte die Bäume in die prächtigsten Farben getaucht und eine frische Brise wehte durch das Fenster herein.
Da versteckten sie sich, diese Elfen, jedenfalls jene des Grünen Volkes. Sie lebten vorzugsweise im Alhaya-Wald. Nur einen Tagesritt entfernt, greifbar nah und doch hatte er noch keine in seine Gewalt bekommen. Es war allzu lange her, dass Elfen gesichtet worden waren. Aber ihm würde es gelingen ihrer Habhaft zu werden. Der Alchemist hatte es sich zu seiner wichtigsten Aufgabe gemacht und in seinem Leben hatte er noch nie eine Aufgabe unerfüllt gelassen.
Gedankenverloren strich er sich über seine weißen Augenbrauen, die in starkem Kontrast zu seinem rabenschwarzen struppigen Haupthaar standen. Seit der großen Schlacht vor vielen Menschenaltern hielten sich Elfen und Menschen fern voneinander. Bei dieser Schlacht war die ursprüngliche Feste der Alchemisten zerstört worden. Nur noch Schutt und Asche, wo einst die Größten und Mächtigsten seiner Gilde ihren Hauptsitz gehabt hatten.
Den Alchemisten war die Schuld am Krieg zugeschoben worden. Die Menschen hatten sie daraufhin aus ihren Dörfern gejagt und sie für eine sehr lange Zeit gemieden. Es dauerte viele Jahrzehnte, bis sich Alchemisten und Menschen wieder annäherten. Den Menschen fehlten die Heilkünste der Alchemisten und den Alchemisten fehlte Nachwuchs.
Um ein Alchemist zu werden, gab es hohe Voraussetzungen, die nur sehr wenige erfüllten. Doch Alchemisten waren, auch wenn sie nach ihrer Initiation nicht mehr als solche angesehen wurden, nur Menschen. Da sie jedoch, wenigstens offiziell, im Zölibat lebten, konnten sie nicht selbst für Nachkommen sorgen. Ihre alchemistischen Künste verliehen ihnen ein deutlich längeres Leben, als es normalen Menschen gegeben war. Trotzdem waren nur noch wenige Alchemisten übrig gewesen, als es endlich wieder zu einer Annäherung mit den Menschen kam.
Doch das war auch wieder viele Menschenleben her.
Ragaton war von seiner Familie zu den Alchemisten geschickt worden, weil sie nicht noch ein Maul durchfüttern wollten. Seine Mutter hatte ein Kind nach dem anderen bekommen. Die Töchter starben oft früh und auf mysteriöse Weise. Mittlerweile wusste er, dass sein Vater die Mädchen meist einfach ertränkt hatte. Die Mitgift konnten sie sich nicht leisten und auch als Mägde waren sie nicht leicht unterzubringen, wenn sie unterernährt und verlaust waren. Die Familie hatte nur das Nötigste zum Leben. Schläge gab es öfter als etwas zu essen. Ragaton war der schmächtigste unter seinen Brüdern und weder im Stall noch für die Landarbeit zu gebrauchen. So kam es, dass sie ihn vor Cumhachd stehen ließen mit nichts als den Lumpen, die er am Körper trug. Sein Vater hatte mit dem großen eisernen Ring drei Mal gegen das riesige Eichentor geschlagen und sofort das Weite gesucht. Er hatte nicht einmal gewartet, um zu sehen, ob Ragaton überhaupt aufgenommen wurde.
Mittlerweile waren sie alle tot. „Und das ist gut so“, dachte Ragaton zufrieden. Niemand sollte ihn je wieder einen kleinen Schwächling nennen.
Die Ausbildung zum Alchemisten war hart und hätte ihn mehrmals beinahe das Leben gekostet. Wenn ihn seine Kindheit jedoch eines gelehrt hatte, dann war es, die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten. Seine Gestalt mochte immer noch hager sein, doch hatte er im Laufe seines Lebens Macht erlangt, wie er es sich nie hätte träumen lassen. Er war einer der jüngsten Anwärter der Geschichte, der je zur finalen Prüfung zum Alchemisten zugelassen worden war. Nach einigen Jahren im Dienst eines der Dörfer war er als Lehrender nach Cumhachd zurückgekehrt. Es hatte nicht lange gedauert, und er war in den Ältestenrat berufen worden. Ragaton vermochte es schon immer, die richtigen Fäden im Hintergrund zu ziehen, um seine Pläne zu verwirklichen. Nun war er der Oberste des Ältestenrates und leitete Cumhachd. Doch das war nicht genug für ihn. Er wollte seiner Gilde wieder zu ihrer alten Glorie verhelfen.
Auch wenn die symbiotische Beziehung zwischen Menschen und Alchemisten wieder gerichtet war, wollte er mehr. Die Menschen sollten wieder zu den Alchemisten aufsehen und sie bewundern. Ragaton hatte bereits einen Plan. Für diesen Plan brauchte er die Elfen. Eine vom Grünen, eine vom Violetten und eine vom Goldenen Volk. Jeweils eine Elfe und einen Elfen, am besten ausgewachsene. Nur wenige seiner Brüder waren in Teile seines Vorhabens eingeweiht. Den ganzen Plan kannte bisher niemand außer ihm selbst. Für die endgültige Durchführung würde er weitere Alchemisten brauchen, doch hatte er noch nicht entschieden, wen er dafür verwenden sollte. Nachdenklich strich er sich über seine weißen Augenbrauen.
Vor dem Nachmittagszirkel, zu dem sich der Ältestenrat versammelte, wollte Ragaton noch eine Runde durch die Kräutergärten gehen und sich vergewissern, dass die Arbeiten dort ordnungsgemäß erfüllt wurden. Er machte sich auf den Weg und stieg die 373 Stufen hinab von seinem Refugium, an höchster Stelle des Ostturmes.
Die Gärten Cumhachds waren praktisch und funktional angelegt. Für Blumen, die lediglich das Auge erfreuten, oder ähnlichen Schnickschnack war kein Platz. In strikt angelegten Beeten wuchsen in Reih und Glied allerlei Pflanzen und Kräuter, die die Alchemisten für ihre Tränke, Elixiere und Experimente nutzten. Ein großer Teil davon war hoch giftig. Vor allem wenn man wusste, wie man damit umzugehen hatte, war das für einen Alchemisten von großem Nutzen. Sobald die Schüler ihr erstes Ausbildungsjahr und den Rang der Novizen abgeschlossen hatten, wurden sie unter anderem zur Arbeit im Kräutergarten eingeteilt.
Haqira beaufsichtigte gerade die Schüler, als Ragaton die Gärten betrat.
„Das ist Ferkelkraut, kein Löwenzahn, du Dummkopf“, fuhr sie gerade einen Schüler an, der beschämt zu Boden blickte.
Es gab nur sehr wenige Frauen unter den Alchemisten. Vor der großen Schlacht und dem Zerwürfnis zwischen Elfen, Menschen und Alchemisten, waren sowohl Männer als auch Frauen in der alten Gilde vertreten. Danach wurde die Führung immer konservativer. Mehr und mehr wurden Ämter in der Gilde von Männern übernommen, während Frauen verdrängt wurden.
Die wenigen Alchemistinnen, die es gab, verließen üblicherweise nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung Cumhachd und fanden entweder in einem wohlhabenden Haushalt eine Anstellung oder reisten durch das Land, um ihre Künste auf der Straße feilzubieten. Haqira war die einzige Frau, die nach ihrer Initiation in der Feste der Gilde geblieben war, um zu unterrichten. „Womöglich schafft sie es sogar eines Tages in den Ältestenrat“, dachte Ragaton, während er sie betrachtete. Eine Augenweide war sie nicht. Viel zu groß, größer als Ragaton selbst, und zu dürr für eine Frau war sie. Ihre langen Gliedmaßen ließen sie ungelenk erscheinen. Manchmal wirkte es, als würden ihre Arme und Beine ein seltsames Eigenleben führen. Sie hatte strohblondes Haar, das sich nicht bändigen ließ und immer struppig aus dem geflochtenen Zopf nach allen Seiten abstand. Kleine, schlammbraune Augen standen zu eng über einer Hakennase, die schief in ihrem hageren Gesicht saß, nachdem sie mehrmals gebrochen worden war. Hinter schmalen Lippen kamen schiefe Zähne zum Vorschein.
Aber sie war willensstark, strebsam, bedacht und einer der klügsten Köpfe auf Cumhachd. Ein wenig erinnerte sie Ragaton an ihn selbst, als er ein junger Lehrender gewesen war.
Die Schüler fürchteten alle Lehrenden. Haqira aber verunsicherte sie besonders. Zum Teil vermutlich aufgrund ihres Geschlechtes, auch wenn sie nicht sonderlich weiblich wirkte. Zum anderen war sie eine absolute Einzelgängerin. Nicht einmal in der Zeit der Ausbildung hatte sie Freundschaften geknüpft oder Allianzen geschlossen. Es schien, als ob niemand sie wirklich kannte, sie war schlicht ungreifbar.
Der Schüler, den sie gerade gemaßregelt hatte, sah, dass Ragaton sich näherte, und war sichtlich erleichtert, als Haqira ihn mit einer rüden Geste fortschickte.
„Nun“, sagte Ragaton anstatt einer Begrüßung.
„Euer Ehren“, antwortete Haqira und neigte ihren Kopf.
„Alles, wie es sein soll?“, fragte Ragaton. Er war kein Mann großer Worte.
„Jawohl“, antwortete Haqira. Auch in dieser Beziehung war sie ihm ähnlich.
Ragaton ließ seinen Blick zufrieden über die akkurat angelegten Beete und die darin arbeitenden Schüler schweifen. Haqira hatte vor einigen Monaten die Leitung und Verantwortung für die Gärten übernommen. Sie hatten sich seither noch effektiver und ordentlicher entwickelt, als sie es vorher bereits waren. Am Südende lagen die Gewächshäuser. Zwei zusätzliche Glaskonstruktionen hatte sie errichten lassen, um die kalten Winter auszugleichen. Sie waren sogar mit einer Befeuchtungsanlage ausgestattet, die Haqira selbst ersonnen und geplant hatte. Neben seinem Studierzimmer waren die Gärten Ragatons liebster Aufenthaltsort in Cumhachd.
Haqira betrachtete den Ältesten verstohlen von der Seite. Sie war sehr groß, aber Ragaton war beinahe so hochgewachsen wie sie selbst. Als Frau hatte sie es deutlich schwerer, sich unter den Alchemisten zu behaupten. Vermutlich war ihre fehlende Weiblichkeit zumindest in diesem Punkt förderlich. Immerhin hatte sie es hier so weit gebracht wie keine andere Frau vor ihr.
Man unterstellte den Frauen Schwäche. Der Großteil der Gilde meinte, sie würden nicht als Alchemisten taugen, da sie den natürlichen Nutzen der Reproduktion so verinnerlicht hätten, dass sie das Zölibat nicht leben konnten. Wie lächerlich! Die wenigen Frauen, die sich tatsächlich für die Ausbildung in Cumhachd entschieden und diese bestanden, waren allesamt strikt enthaltsam. Nicht einmal unschuldige Schwärmereien erlaubten sie sich selbst. Das sah bei einigen der männlichen Anwärter anders aus. Gerade bei den älteren Schülern im dritten oder vierten Ausbildungsjahr war es mit der Ausdauer oft vorbei und sie besprangen alles, was nicht bei drei auf dem nächsten Baum war. In Ermangelung an Frauen mussten oft die Novizen herhalten oder sie erfreuten sich im Einverständnis aneinander.
Die anfallenden Arbeiten in Cumhachd wurden alle von den Schülern selbst nach einem strikten Dienstplan erledigt. Somit gab es weder in der Küche, noch in den Gärten, noch in der Wäscherei oder für andere Reinigungsdienste Dienstmädchen. Die wenigen Frauen, die nach Cumhachd zur Ausbildung kamen, waren so hartgesotten, dass sie sich gegen jedwede Übergriffe meist gut verteidigen konnten.
Haqira hatte trotz ihres unweiblichen Auftretens als junge Novizin einige Male Anzüglichkeiten abwehren müssen. Nachdem sie bei den ersten beiden Versuchen ihrem Widersacher jeweils die Nase gebrochen hatte, warteten beim dritten Mal gleich fünf der älteren Schüler auf sie. Dabei war sie dann diejenige, die mit einer gebrochenen Nase aus dem Gefecht kam. Sie hatte einige Tage kaum etwas sehen können, weil beide Augen von den Schlägen so zugeschwollen waren. „Aber bis zum Äußersten ist es nicht gekommen“, dachte sie und rieb sich ihre schiefe Nase. Ragaton war es, dem sie es zu verdanken hatte, immer noch Jungfrau zu sein. Er war zufällig auf den dunklen Gang entlang zur Küche gekommen. Plötzlich hatte er dagestanden und hatte nicht mehr getan, als sich deutlich vernehmbar zu räuspern. In Sekundenschnelle hatten die Jungen von ihr abgelassen und es nicht einmal gewagt, einen Fluchtversuch zu unternehmen, wohlwissend, dass der Direktor sie dann noch härter bestrafen würde. Zehn Schläge auf das nackte Hinterteil im Studierzimmer des Direktors hatte es für jeden von ihnen gegeben. Ragaton hatte es sich nicht nehmen lassen, die Prügelstrafe selbst vorzunehmen. Auch wenn er üblicherweise nur die Novizen persönlich züchtigte. Tagelang hatten die Peiniger nicht sitzen können, erinnerte sich Haqira mit Genugtuung. Unzucht wurde besonders hart bestraft auf Cumhachd. Seither hatte sie niemand mehr auch nur angesehen. Nun war sie selbst Alchemistin und bildete die Anwärter aus. Sie würden sich alle eher zum Eunuchen machen lassen, bevor sie es auch nur wagen würden, daran zu denken, sie anzurühren. Unter den Lehrenden erfuhr sie besonders viel Respekt, trotz ihres Geschlechtes. Ein schlauer Kopf und ein wacher Geist waren für eine Alchemistin unentbehrlich. Zwischen Ragaton und ihr hatte sich eine fruchtbare Beziehung aufgebaut. Auf rein fachlicher Ebene selbstverständlich. Er schätzte ihre innovativen Ansätze und sie bewunderte seine starke Position und sein Wissen. Seit sie die Leitung der Gärten übernommen hatte und mit den Gewächshäusern mit Bewässerungsanlage so viel Erfolg verbuchte, hatte der Direktor sie zu Rate gezogen, wenn es hier etwas zu Entscheiden gab und war sogar offen für ihre Vorschläge. Üblicherweise gab er nie die Verantwortung ab, er delegierte Aufgaben lediglich. Bei ihr hatte er zum ersten Mal eine Ausnahme gemacht.
Ragaton kam regelmäßig und inspizierte die Gärten und Gewächshäuser. Wenn sich die Möglichkeit bot, begleitete Haqira ihn dabei. Heute schien er allerdings wenig Zeit zu haben, denn der Nachmittagszirkel des Ältestenrates begann in Kürze. Somit schritt er nur durch einige Beete, nickte meist wohlwollend, wies einen Schüler auf vergilbte Blätter an einer Staude hin und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken von Haqira.
Die Zeit in den Gärten genoss Ragaton immer sehr. Er versuchte, sich täglich zumindest für kurze Zeit dort aufzuhalten. Wenn Haqira anwesend war, blieb er für gewöhnlich noch ein wenig länger und ließ sich von ihr über die Fortschritte unterrichten. Er hatte sich immer schon mit Vorliebe in der Stille und der Natur bewegt, den Kräuter beim Wachsen und Gedeihen zugesehen, mit dem Wissen, was er mit ihnen vollbringen konnte. Die herben Gerüche der Pflanzen waren ein wahrer Genuss für ihn.
Nun war es jedoch an der Zeit für den Zirkel des Ältestenrates. Heute hatte er ein wichtiges Anliegen einzubringen.
Ragaton schritt schnell aus, überquerte den Hof und betrat das Hauptgebäude, in dem sich der große Sitzungssaal befand. Der lange Gang, der zum Saal führte, war düster. An den Wänden hingen die Gemälde großer Alchemisten. Alle Direktoren Cumhachds waren vertreten. Kein einziger zeigte in den Darstellungen eine freundliche Miene. Auch an seinem eigenen Bildnis ging er vorüber. Seine Schritte hallten auf dem kalten Steinboden wider. Die Flügeltüren zum großen Sitzungssaal standen halb geöffnet. Als er eintrat, empfing ihn Wärme. Jemand hatte veranlasst, dass alle fünf Kamine angeheizt worden waren. Ragaton empfand dies als unnötigen Luxus – so kalt war es bei Weitem noch nicht. Durch die hohen Fenster fiel nur wenig Licht in den düstere Raum.
Edmund war, wie immer, der Erste im Sitzungssaal und hatte sich, wie es ebenfalls seine Gewohnheit war, bereits einen Teller mit Zitronenkuchen, Früchtebrot, Teekuchen und Marmelade gefüllt. Wenn man seine Stapelkünste bei dem süßen Gebäck betrachtete, konnte man annehmen, dass ein hervorragender Architekt an ihm verlorengegangen war.
„Oh, Ragaton. Euer Ehren“, murmelte Edmund mit vollem Mund. Auf seinem stattlichen Bauch hatten sich bereits einige Brösel angesammelt. Er hatte sich das erste Stück Kuchen schon in den Mund gestopft. „Der Teekuchen ist heute ganz ausgesprochen gut. Den müsst Ihr probieren“, sagte er, ohne sich die Mühe zu machen, herunterzuschlucken, bevor er weitersprach. Er nahm ein weiteres Stück Teekuchen von den reich gefüllten Tellern am Buffettisch und hielt es dem Direktor schmatzend entgegen.
Ragaton verabscheute die Schwäche für Süßes, genauso wie für Pfeifenkraut, Bier, Wein oder fleischliche Genüsse. Er hob lediglich die rechte Augenbraue und deutete ein Kopfschütteln an, bevor er sich auf seinem Stuhl niederließ. Die schweren Eichenstühle für den Ältestenrat waren im Kreis angeordnet. Ragatons Stuhl stand auf einem Podest und war dadurch etwas erhöht. Neben jedem Platz befand sich je ein kleiner Beistelltisch, die ebenfalls aus Eichenholz gefertigt waren. Auf seinem Tisch hatte er heute den Kodex der Alchemisten bereitlegen lassen.
Edmund hatte sich den Teekuchen kurzerhand selbst in den Mund geschoben und balancierte vernehmbar kauend seine Kuchenschätze zu seinem Platz, wo er eine Tasse Tee platziert hatte.
Mittlerweile hatten sich auch Korakkar, Oswald und Baro eingefunden. Agathodaemon war auf Reisen und würde nicht teilnehmen. Der Letzte, der die Runde betrat, war Albertus. Er war der Einzige der Ältesten gewesen, der bei der Wahl gegen Ragaton als Vorsitzenden gestimmt hatte. Seither zeigte er seinen Unmut über den Ausgang der Abstimmung dadurch, dass er immer spät zu Versammlungen kam. Aber nie zu spät, um sich nicht angreifbar zu machen. Er war deutlich älter als Ragaton und hatte gehofft, selbst zum Vorsitzenden des Ältestenrates und somit Direktor von Cumhachd gewählt zu werden. In seinen Augen waren die Methoden des amtierenden Direktors viel zu modern. Die Entscheidung, die Leitung der Gärten einer Frau zu überlassen, war etwas, womit Albertus sehr haderte.
Aber Ragaton ließ sich von ihm nicht beirren. Es hatte wohl seine Gründe, warum er gewählt worden war. Er war zufrieden. Mit seinem neuen Vorschlag, den er heute in den Ältestenrat einbringen wollte, würde Albertus ebenfalls nicht einverstanden sein. Doch Ragaton hatte bei den anderen Ältesten Vorarbeit geleistet und sie bereits seit einigen Wochen durch Kleinigkeiten milde gestimmt. Ein winziger Gefallen hier, ein aufmunternder Blick da, das reichte schon, da er üblicherweise ein ungeselliger Mann mit düstererem Blick war.
Nachdem alle Platz genommen hatten, eröffnete er den Zirkel. Sie besprachen unterschiedliche alltägliche Dinge. Es wurde berichtet, wie es um die Lagerstände für den nahenden Winter bestellt war. Edmund war für die Küche und Vorräte zuständig und schlug vor, die geplanten Vorräte weiter aufzustocken. „Er muss Angst haben, über den Winter vom Fleisch zu fallen“, dachte Ragaton zynisch.
Korakkar war Leiter der Krankenstation und berichtete, dass der Novize nach Ragatons Züchtigung direkt in die Krankenstation gekommen war und sich für die nächsten Tage von seinen Pflichten freistellen lassen wollte. Das wurde kategorisch abgelehnt, schließlich war er selbst für seine Situation verantwortlich und er hatte immerhin die Erlaubnis, während des Unterrichts zu stehen, wenn ihm das Sitzen Schmerzen bereiten sollte. Die anderen Ältesten lachten beim Gedanken an den Novizen. Alle außer Albertus, der knurrte: „Weichlinge, es kommen nur mehr Weichlinge.“
Nachdem das Wichtigste besprochen war, räusperte sich Ragaton und begann, sein Vorhaben einzubringen. Er wies darauf hin, dass sie ihre Bemühungen verstärken müssten, Elfen zu fangen. Er erklärte wieder, dass sie von jedem der drei Völker einen Elf und eine Elfe bräuchten, und zwar unbedingt lebendig. In Anbetracht der Tatsache, dass Elfen seit der großen Schlacht kaum gesehen worden waren und es seither keine direkten Kontakte zwischen Menschen oder Alchemisten und Elfen gegeben hatte, war dies ein schwieriges Unterfangen. Schüler würden sie nicht für diese Aufgabe heranziehen können. Auch nicht die älteren Semester, dafür waren die Elfen zu gefährlich und zu mächtig. Doch er wollte Boten ausschicken und alle Alchemisten in Shaoghal dazu aufrufen, aktiv auf die Elfen Jagd zu machen. Sie sollten in deren Hoheitsgebiete vordringen. Ragaton spielte auch mit dem Gedanken, eine Allianz mit den Menschen einzugehen, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Schließlich gab es deutlich mehr Menschen als Alchemisten. Und sie erfüllten den lieben langen Tag bei Weitem nicht so bedeutende Aufgaben wie ein Alchemist. Also könnte man hervorragend einen Teil von ihnen für die Elfenjagd einsetzen, führte Ragaton aus.
Er blickte in die Runde. Es war ein sehr gewagter Plan, das wusste er, aber er musste einfach mit seinem Vorhaben vorankommen. Die letzten Monate hatten gezeigt, dass er auf eigene Faust nicht weiterkam. Er würde einige ausgewählte Personen weiter in seinen Plan einweihen müssen. Der Ältestenrat musste involviert werden, auch wenn das hieß, dass Albertus informiert werden musste.
Korakkar, Oswald und Baro tauschten Blicke und schienen nicht sicher, wie sie reagieren sollten. Man widersprach dem Obersten des Ältestenrates nur in einer absoluten Ausnahmesituation oder in einem Notfall. Dies hier war eine Ausnahmesituation, das wusste Ragaton sehr genau. Doch seine Vorarbeit hatte ihre Loyalität ihm gegenüber gestärkt und sie zögerten, ihre Zweifel laut auszusprechen.
Albertus war, wie es zu erwarten war, der Erste, der sich traute, Einwände zu erheben: „Mit Verlaub, das scheint mir ein ausgesprochen gewagtes Vorgehen, nur um ein paar Elfen für Eure Sammlung zu erlangen.“
Oswald meinte: „Euer Ehren, bei allem Respekt, aber mit Menschen einen Pakt einzugehen sollte die allerletzte Wahl sein. Man kann mit diesen Schwächlingen schlicht keine Vereinbarungen treffen. Von heute auf morgen mögen sie ihre Meinung ändern, so unstete Wesen, wie sie sind.“
„Wir waren auch einmal Menschen, das scheinst du gerne zu vergessen“, fiel Korakkar in die Diskussion ein.
Auf solche Kommentare reagierte Oswald immer heftig. Es entbrannte eine hitzige Diskussion zwischen ihm und Korakkar, gewürzt mit einigen bissigen Anmerkungen von Albertus. Edmund war immer mit seinem Leben zufrieden, solange er Kuchen auf seinem Teller hatte, und er schmatzte nach wie vor meditativ.
Baro hielt sich in seiner besonnenen Art zurück und beobachtete das Geschehen. Nach einer Weile räusperte er sich und warf ein: „Ich denke, die Frage ist im ersten Schritt nicht, wie wir die Elfen fangen, ob wir dazu nun die Menschen heranziehen oder nicht. Nein, ich denke, viel mehr stellt sich zunächst die Frage, warum wir die Elfen fangen wollen. Warum ist das in letzter Zeit von so hoher Relevanz?“
„Ha!“, dachte Ragaton. Baro mochte auf den ersten Blick einfältig wirken und allzu gerne trank er zu viel von dem Schnaps, den er heimlich brannte. Aber wenn es darum ging, Situationen zu verstehen und die richtigen Fragen zu stellen, war er der Fähigste der Ältesten.
Alle Blicke wandten sich fragend Ragaton zu.
„Nun, mein lieber Baro“, sagte Ragaton. „Das ist eine ausgezeichnete Frage. Ich bin froh, dass sie endlich jemand stellt.“
Das war eine glatte Lüge. Er arbeitete permanent an seinem Ruf als Misanthrop und genoss, dass niemand wagte, ihn oder seine Anweisungen infrage zu stellen.
„Ich brauche die Elfen tatsächlich für etwas ganz Bestimmtes. Etwas von hoher Relevanz, das allerhöchste Geheimhaltung erfordert.“ Er machte eine kunstvolle Pause und blickte der Reihe nach jedem der Ältesten direkt in die Augen. Albertus sah er zuletzt an und durchbohrte ihn mit dem stechenden Blick seiner wässrig-blauen Augen.
„Die Worte, die nun gesprochen werden, dürfen niemals diesen Raum verlassen. Das Gelingen der Mission hängt von der Vertrauenswürdigkeit jedes Einzelnen von euch ab.“
Ragaton schwieg wieder kurz, um seinen Worten zusätzliches Gewicht zu verleihen. Dann räusperte er sich und sagte: „Wir werden alle auf den Kodex schwören.“
Die Stimmung im Saal veränderte sich schlagartig. Es fühlte sich an, wie wenn sich der Himmel bei einem rasch aufziehenden Unwetter plötzlich verdunkelte und jeden Moment der erste Donnerschlag zu hören sein könnte. Die Spannung im Raum war greifbar. Albertus begann, auf seinem Sessel hin- und herzurutschen. Sehr gut, das war die Reaktion auf die Ragaton gehofft hatte. Der Schwur auf den Kodex war der höchste Schwur, den ein Alchemist leisten konnte. Bei der Initiation schwor jeder Anwärter auf den Kodex, die Mitglieder des Rates ein weiteres Mal, wenn sie in den Stand der Ältesten erhoben und in den Zirkel berufen wurden. Es kam nur selten vor, dass ein Alchemist ein weiteres Mal in seinem Leben diesen Schwur leistete. Somit war es für die Ältesten deutlich, dass es sich um ein Geheimnis von solcher Gewichtigkeit handelte, dass dessen Verrat mit dem Leben bezahlte wurde. So stand es im Kodex der Alchemisten: Wer den höchsten Schwur brach, wurde im Beisein von mindestens einem Ältesten als Zeuge getötet.
„Möchte jemand aus unserem Zirkel austreten, bevor wir fortfahren?“, fragte Ragaton. Er wusste wohl, dass niemals ein Ältester freiwillig aus dem Zirkel austreten würde. Würde einer der Anwesenden nun den Raum verlassen, würde er gleichzeitig seinen Stand als Ältesten aufgeben. Es war ein unausgesprochenes Gesetz, dass ein Ältester nur durch seinen Tod aus dem Zirkel ausschied. Wenn er freiwillig den Zirkel verließ, würde auch seinem Tod nachgeholfen werden.
„Das habe ich wieder alles perfekt eingefädelt“, dachte Ragaton ausgesprochen zufrieden mit sich selbst. Eine Zeit lang hatte er seinen Wunsch gestreut, dass die Elfen gefangen werden sollten. Noch ohne große Vehemenz, um keine Fragen zu provozieren und doch nach und nach Neugier zu wecken. Edmund, Oswald, Korakkar und Baro hatte er durch kleine Gefälligkeiten in ihrer Loyalität gestärkt. Und nun waren sie hier, im Rahmen des Zirkels, und mussten sich seinem Vorhaben unterstützend anschließen, wenn sie nicht ihr restliches Leben auf der Flucht vor jedem Alchemisten Shaoghals verbringen wollten. Wenn er ihnen erst einmal erzählt hatte, wozu er die Elfen brauchte, würden sie verstehen, warum Geheimhaltung unabdingbar war. Spätestens dann würde auch Albertus Gefallen an dem Vorhaben finden. Ragaton wollte allerdings weiterhin nur das Nötigste seines Planes offenbaren. Die ganze Wahrheit konnte und wollte er nicht teilen. Von dem Einen Buch würde er nichts erzählen.
„Euer Schweigen werte ich als Zustimmung“, sagte er nach einer Weile und nahm den Kodex der Alchemisten zur Hand. „Edmund, möchtest du beginnen, bevor du dir den dritten Teller mit Kuchen füllst?“ Die anderen schmunzelten über die Bemerkung und die Anspannung im Raum ließ nach.
„Immer mit dem geringsten Widerstand beginnen“, dachte Ragaton und rief einen nach dem anderen zu sich. Feierlich legten die Mitglieder des Ältestenrates nacheinander die linke Hand auf den Kodex und sprachen den Eid. Nachdem auch Baro, Oswald und Korakkar ihren Schwur geleistet hatten, konnte sich nicht einmal mehr Albertus herauswinden.
Nachdem die Schwüre geleistet waren, legte Ragaton den Kodex wieder auf den kleinen Eichentisch neben sich und begann, den anderen von seinem Vorhaben zu erzählen.
Er berichtete, dass er an Informationen von der alten Gilde gekommen sei, jener Gilde der Alchemisten, die vor der großen Schlacht existiert hatte. Der Großteil der Schriften war gemeinsam mit er alten Feste zerstört worden. Er erzählte nichts von dem Buch. Davon sollte niemand erfahren. Doch von der Möglichkeit, sich die Magie der Elfen zu eigen zu machen, sprach er.
„Ich kann noch nicht ins Detail gehen. Der Prozess hat seine eigene Zeit, seine eigene Gesetzmäßigkeit und ihr werdet Weiteres erfahren. Doch kann man die Magie der Elfen extrahieren, zumindest einen Teil von ihr. Das müsst ihr wissen. Und dieses Wissen darf diesen Raum niemals verlassen.“ Er fügte feierlich hinzu: „Die Alchemisten werden mächtiger und höher angesehen sein, als es die alte Gilde jemals gewesen ist.“
Im Raum herrschte Stille, die nur von Edmunds Schmatzen unterbrochen wurde, während er sein letztes Stück Teekuchen hinunterschluckte.
„Ich nehme an, dass die Elfen der Extraktion aufgrund der Vorgehensweise nicht zustimmen werden“, warf Albertus ein.
„Davon gehe ich aus“, antwortete Ragaton.
„Welche Methode wird denn für die Extraktion herangezogen?“, fragte Korakkar.
„Die detaillierte Methode werden wir erörtern, wenn wir die Elfen haben“, entgegnete der Direktor.
Daraufhin schnaubte Albertus verächtlich: „Ihr wünscht also, dass wir Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um eine Elfenjagd zu veranstalten, wie sie Shaoghal noch nie gesehen hat, ohne uns weiter Informationen zu geben?“
„Aber wenn wir die Magie der Elfen extrahieren und uns zu Nutze machen können, werden wir mächtiger!“ warf Baro ein.
„Mächtiger als es Alchemisten je gewesen sind! Das wird die Menschen lehren, uns endlich wieder mit dem angemessenen Respekt zu begegnen!“, fügte Oswald hinzu.
„Wir sollten jedenfalls anstreben, mehrere Exemplare fangen zu lassen, damit wir uns möglichst viel Magie aneignen können. Und falls mehrere Versuche notwendig sein sollten für das Experiment“, warf Korakkar eifrig ein.
„Und wenn wir für die Drecksarbeit ein paar Menschen verwenden, ist das eigentlich gar nicht so schlecht. Sie verwenden ja auch Ochsen, um ihre Felder zu pflügen“, grinste Oswald, der nun an dem Plan, die Menschen einzubeziehen, doch Gefallen zu finden schien.
„Das war einfacher als erwartet“, dachte Ragaton zufrieden. Der anfängliche Widerstand der Ältesten gegen sein Vorhaben war schnell überwunden. Sie übernahmen sogar selbst die Aufgabe, den letzten Widerstand in Albertus zu brechen.
Entspannt lehnte Ragaton sich in seinem hohen Eichenstuhl zurück und beobachtete, wie dieser erste wichtige Schritt seines Planes aufging. Nun konnte die Jagd beginnen.
Henry streifte durch das hohe Gras entlang der Baumgrenze des nahen Alhaya-Waldes. Er war auf der Suche nach Kräutern, um seine Vorräte wieder aufzustocken. Es war ein frischer Frühlingsmorgen. Der Tau hing noch auf den Blättern, die Luft war kühl auf seiner Haut und er hatte seinen Korb schon voll Vogelmiere, Giersch und Spitzwegerich. Nur Veilchen fehlten ihm noch. Die kleinen blauen Blüten halfen bei Husten, Unruhe und Hautleiden und waren stets sehr gefragt in Tavali, dem Dorf in dem er als Alchemist ansässig war.
Henry hob den Kopf und atmete tief durch die Nase ein. Da lag doch der Geruch von Veilchen in der Luft. Konzentriert folgte er dem zarten Duft. In der Ausbildung zum Alchemisten wurden von Beginn an, schon bei den Novizen im ersten Jahr, die Sinne trainiert. Henry war in der Wahrnehmung immer der Beste seines Jahrganges gewesen. So fiel es ihm leicht, der Spur zu den Veilchen zu folgen.
Der Weg führte ihn in den Wald hinein. Menschen hielten sich tunlichst fern vom Alhaya-Wald. Man erzählte sich mystische und blutrünstige Geschichten über diesen Teil des Kontinents. Im Licht der Morgensonne – teilweise hingen noch Nebelfetzen in den Büschen – sah es hier auch mystisch aus, aber Henry hatte gelernt, auf sein Gefühl zu hören, auf seine innere Stimme. Und die schickte ihn ganz unmissverständlich weiter hinein in den Wald.
Wachsam, aber ohne zu zögern, schritt er voran. Der Waldboden war weich unter seinen Sohlen, der moderige Duft von Blättern und Nadeln stieg ihm in die Nase und der Pfad wurde schmaler. Vermutlich würde sich keiner seiner Alchemistenbrüder so tief in den Wald hineinwagen. Obwohl jetzt im Frühling die Blätter der Bäume noch jung waren, wuchsen sie schon sehr dicht. Je weiter er in den Wald vordrang, desto dichter standen die Bäume. Dazwischen wuchsen Büsche und es raschelte immer wieder im Unterholz, wo Mäuse und andere Tiere auf der Suche nach ihrer ersten Mahlzeit des noch jungen Tages waren. Dichter und dichter wurde das Grün der Bäume, das immer mehr das Licht der Sonne verdrängte. Henry musste sich mit seiner großen, breiten Gestalt durch das Dickicht zwängen. Äste verfingen sich in seinen braunen Locken und zerkratzten seine Arme. Doch er konnte nicht anhalten. Wie von Geisterhand zog ihn der feine Duft tiefer und tiefer in den Wald hinein. Der Weg hinter ihm war nicht mehr zu erkennen, aber wie er wieder zum Waldrand zurückfinden würde, war im Augenblick nebensächlich. Er konnte einfach nicht stehen bleiben. Dieser Duft, ja es waren Veilchen, ganz klar, er musste ihm einfach folgen. Langsam drang wieder etwas mehr Licht durch das dichte Grün des Waldes und das Dickicht teilte sich zu einer großen Lichtung. Jetzt musste er gleich die kleinen Blumen sehen können.
Doch in der letzten Bewegung erstarrte er. Auf der anderen Seite der Lichtung nahm er eine Bewegung wahr. Eine kleine, zarte Gestalt bewegte sich dort am Rande des Dickichts. Sie schlüpfte immer wieder scheinbar mühelos durch das dichte Gestrüpp in den Wald hinein und erschien gleich darauf wieder an einer anderen Stelle im Unterholz. War es ein Kind aus dem Dorf, das frühe Beeren sammelte? Nein, die Menschen kamen niemals in den Alhaya-Wald. So tief würden sie schon gar nicht vordringen und die Bewegungen der Gestalt waren viel zu geschmeidig für ein Kind, beinahe katzenhaft. Für einen erwachsenen Menschen war die Gestalt zu klein und zu zierlich. Sie trug trotz der kühlen Morgenluft nur ein dünnes Hemd. Der Duft nach Veilchen war nun deutlich wahrzunehmen.
Henry wollte näher an das Wesen herankommen. Vorsichtig versuchte er, seine breite Gestalt möglichst geräuschlos durch das Unterholz zu zwängen und sich entlang des Randes der Lichtung im Schutz des Dickichts anzunähern. In der Ausbildung zum Alchemisten trainierten die Anwärter nicht nur ihre Sinne, sondern sie lernten auch, sich lautlos zu bewegen und so unbemerkt an Etwas oder Jemanden anzunähern. Trotz seines Körperbaus hatte sich Henry auch dabei immer überraschend gut geschlagen. Behutsam setzte er die weichen Sohlen seiner Stiefel auf die Erde. Leise schlüpfte er durch die Zweige der Bäume. Nur ein leises Knacken vereinzelter Äste war zu vernehmen. „Jede Maus machte mehr Lärm, wenn sie sich durchs Unterholz bewegt“, dachte Henry höchst zufrieden.
Doch das Wesen musste ein übernatürliches Gehör haben. Es duckte sich flink ins Gebüsch und blickte direkt in Henrys Richtung. Große tiefgrüne Augen in einem zarten Gesicht, das so menschlich wirkte, blickten ihn durchdringend an.
Feline kümmerte sich um ein paar kränkliche Walderdbeeren am Rande der Lichtung. Sanft strich sie mit ihren Fingerspitzen über die braunen Blätter der Pflanzen. Sie murmelte die passenden heilenden Worte und schon stellte sich das geschwächte Grün langsam wieder auf. Nun würde sie hier in ein paar Wochen köstliche, süße Früchte ernten können. Plötzlich hörte sie ein Knacken im Unterholz. Nicht weit entfernt von ihr entfernt schlich sich etwas Großes, Schwerfälliges an. Es knackte und knirschte im Unterholz. Vielleicht war es ein Bär oder ein Mensch, jedenfalls kein Elf. Der würde nie so durchs Dickicht trampeln. Aber Menschen mieden den Alhaya-Wald, und wenn doch einmal ein besonders Wagemutiger hineinging, dann höchstens ein paar Meter. Also doch ein Bär?
Sie duckte sich ins Unterholz und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Wie alle Elfen verfügte sie über ausgesprochen feine Sinne. So war es ihr ein Leichtes, die riesenhafte Gestalt im Gebüsch zu erkennen. Sogar für einen Menschen war er hünenhaft. Mit breiten Schultern und muskelbepackt, versuchte er offensichtlich nach allen Kräften, sich leise durch den Wald zu bewegen. Er sah mit großen Augen genau in ihre Richtung! Menschen waren sonst doch blind wie Maulwürfe, aber dieser konnte sie scheinbar quer über die Lichtung im Unterholz erkennen. Was er hier wohl suchte?
Was sollte sie tun? Schon oft hatte sie, trotz des strikten Verbotes, heimlich Menschen beobachtet. Elfen war es streng untersagt, in Kontakt mit Menschen zu treten. Seit des Krieges zwischen Menschen und den drei Elfenvölkern wurde allen Elfen von klein auf eingeschärft, dass Menschen die Ausgeburt des Bösen waren und man sich keinesfalls in ihre Nähe wagen sollte. Früher, vor vielen Jahrhunderten, als die ersten Menschen auf ihren Entdeckungsreisen nach Shaoghal kamen, waren sie friedlich, neugierig auf das unbekannte Land und aufgeschlossen für die Wunder, die sie hier entdeckten. Sie traten in respektvollen Kontakt mit den Elfen und waren sehr erstaunt darüber, dass diese mit den Pflanzen und Tieren kommunizierten. Sie bewunderten die Magie des Kontinents und lehrten die Elfen die Menschensprache, um in Austausch zu treten. Nur wenigen Menschen gelang es im Gegenzug die elfische Sprache zu erlernen. Sie hatten Schwierigkeiten damit die Laute nachzuahmen, doch einige Worte Elfisch sprachen sie damals trotzdem. Aber mit der Zeit wurden sie habgierig und herrschsüchtig, beanspruchten Land für sich und machten Vorschriften über Lebensweisen. Sie behaupteten, ihr Gott würde alles besitzen, und verfolgten alles und jeden, der ihrer Meinung nach gegen die Gesetze dieses mysteriösen Gottes handelte.
Feline empfand Faszination für diese fremde Daseinsform. Sie hatte sich immer wieder an das Menschendorf nahe des Alhaya-Waldes herangeschlichen und sie beobachtet. Als Elfe des Grünen Volkes konnte sie vor den Augen anderer mit der Pflanzenwelt verschmelzen. So saß sie manchmal in Baumkronen oder hockte in Himbeerbüschen und sah fasziniert dem Tun und Treiben der linkischen Kreaturen zu.
Sie hatte somit eine ganze Menge unterschiedlicher Menschen gesehen. Dieser hier war allerdings deutlich größer als jene, die sie bisher beobachtet hatte. Er hatte offensichtlich auch bessere Sinne als die übrigen Menschenwesen, sonst hätte er sie nicht entdecken können.
Für Feline wäre es keine Mühe, sofort vor den Augen des Eindringlings tiefer im Wald zu verschwinden. Was suchte er überhaupt hier? Noch nie war ein Mensch hier, in ihrer Welt gewesen. Irgendetwas war anders an diesem hier. Irgendetwas schien sie wie eine unsichtbare Kraft zu ihm zu ziehen.
Es war das Wagemutigste, das Unvernünftigste und vielleicht auch das Letzte, was sie je in ihrem Leben tun würde. Aber sie konnte nicht anders. Langsam, ganz langsam richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf.
Feline hob mutig ihr Kinn und blickte den Menschen direkt an.
Es war eine Elfe! Noch nie zuvor hatte Henry eine leibhaftige Elfe gesehen! Er kannte nur die Geschichten, die sich die Menschen und Alchemisten erzählten, die Zeichnungen in den Lehrbüchern und das, was Agathodaemon ihm in Cumhachd im Vertrauen erzählt hatte. Es musste eine Elfe des Grünen Volkes sein. Sie hatten alle grüne Augen und, so erzählte man sich, sogar grünes Blut. Sie waren das kleinste und zarteste der drei Elfengeschlechter. Natürlich wurde ihnen, wie allen anderen Elfen auch, Hinterlist und Bösartigkeit nachgesagt. Aber daran glaubte er nicht. Wer sich so auf die Natur verstand – angeblich konnten sie sogar mit Pflanzen und Tieren sprechen – der konnte doch kein böses Herz haben. Henry würde diese Gedanken niemals laut vor anderen Menschen, geschweige denn vor anderen Alchemisten, aussprechen. Das würde nicht nur seinen Ausschluss aus der Gilde und seinen Verstoß aus der Dorfgemeinschaft, sondern sogar seinen sicheren Tod bedeuten. Früher wurden Elfenfreunde unter den Menschen noch geduldet, aber, seit Ragaton an der Spitze der Alchemisten stand, waren die ursprünglichen Bewohner von Shaoghal verhasster als der leibhaftige Teufel und mit ihnen alle Sympathisanten.
Da erhob sich die Elfe, ganz langsam, und blickte ihm weiter direkt in die Augen. Und nun?
Als Alchemist war es seine Pflicht, zu versuchen, sie einzufangen und zum Ältestenrat in Cumhachd zu bringen. Schon seit einiger Zeit waren sie auf der Jagd nach Elfen.
Äußerlich hob er sich durch seine Größe von den meist schmächtigen Alchemisten ab, doch noch viel mehr unterschied er sich in seinem Wesen. Schon als Kind war es ihm schwergefallen, sich Autoritäten zu beugen. Zu oft hatte er Dinge und Gesetze infrage gestellt. Keine guten Voraussetzungen für einen Anwärter in Cumhachd. Da er sich aber auch durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten von den anderen absetzte, hatte er die Ausbildung und die Initiation bestanden.
Es würde wohl nie jemand erfahren, dass er hier eine Elfe entdeckt hatte. Sogar Alchemisten hielten sich vom Alhaya-Wald fern.
Das Schlimmste, was ihm passieren konnte, war, dass die Gerüchte stimmten und die Elfe ihn in etwas Abscheuliches verwandeln und dann verspeisen würde. Bei ihrer Statur würde sie ein ganzes Jahr satt werden. Schnell ließ er sein Amulett in seinem Hemd verschwinden. Er wollte nicht als Alchemist erkennbar sein.
Vorsichtig ging er einen kleinen Schritt auf die Elfe zu und lächelte sie zaghaft an. Noch immer lag ein ganzes Stück zwischen ihnen. Ein anderer Alchemist hätte die kleine Gestalt nie am anderen Ende der Lichtung ausmachen können, aber er nahm sie ganz genau wahr. Sie sah ihn zunächst ausdruckslos an und schien zögerlich, machte dann aber auch einen Schritt auf ihn zu.
Seit langer Zeit hatte es keinen Kontakt zwischen Alchemisten und Elfen gegeben. Wer konnte es den magischen Wesen verdenken, seit die Alchemisten ihnen nicht mehr freundschaftlich gesinnt waren?
Henry ging weiter, Schritt für Schritt, auf die Elfe zu und auch sie näherte sich weiter an. Jetzt konnte er sie noch besser erkennen. Er trug Hemd und Hose, einen Wollweste und warme Stiefel und trotzdem hatte er gefroren, als er vor zwei Stunden sein Haus im Dorf verlassen hatte. Sie jedoch ging mit bloßen Füßen durch das taunasse Gras der Lichtung, hatte nichts weiter als ein dünnes Hemd am Leib und schien nicht zu frieren. Das Hemd war lindgrün und kunstvoll mit farbenprächtigen Pflanzen verziert, die wirkten, als würden sie auf dem Stoff wachsen. Schließlich waren sie nur noch wenige Schritte voneinander entfernt. Sie blieb stehen und musterte ihn. Er überlegte fieberhaft, was er sagen konnte. Was sagte man zu einer Elfe? Konnte sie ihn überhaupt verstehen? Henry holte tief Luft. Die Elfe legte den Kopf schief und blickte ihn erwartungsvoll an. Diese Augen, sie waren von einem dunklen Grün, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte.
„Hallo“, sagte er. „Ich, äh, ich bin Henry,“ Na, immerhin hatte er seinen Namen herausgebracht. Der Duft nach Veilchen umhüllte ihn jetzt vollkommen.
Sie nickte ihm zu, verzog ihren linken Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln und sagt mit feiner Stimme: „Feline.“
War das ihr Name? Verstand sie ihn tatsächlich?
„Du bist eine Elfe“, sagte er. Das wurde ja immer besser. Etwas Originelleres fiel ihm anscheinend nicht ein.
Jetzt wich sie einen Schritt zurück und sah ihn argwöhnisch an.
„Warte! Ich, … Ich will dir nichts Böses!“
Noch immer mit misstrauischer Miene sah sie ihn forschend an, aber immerhin war sie nicht davongelaufen. Noch nicht.
Wie konnte er sie davon überzeugen, dass er ihr nichts tun würde?
Dass er anders war?
„Ich werde dir nichts tun! Bitte glaub mir!“
„Das könntest du auch gar nicht“, antwortete Feline mit ruhiger Stimme. Ihr Blick war ernst.
Wie wunderschön sie war. Sie wirkte so fragil mit ihrer zarten Gestalt und doch strahlte sie eine Kraft aus, wie er es noch nie bei einem anderen Lebewesen erlebt hatte. Ihr langes blondes Haar war zu einer kunstvollen Frisur geflochten, die spitzen Ohren wirkten gar nicht so befremdlich, wie er es sich immer vorgestellt hatte. Er wollte so vieles fragen, wollte alles über Feline erfahren. Wie mochten die Sitten und Gepflogenheiten der Elfen sein? Konnte er sie einfach danach fragen? Ihr sagen, dass er noch nie etwas so Schönes wie sie gesehen hatte? Sie durfte nicht erfahren, dass er Alchemist war, sonst würde sie sofort das Weite suchen.
Henry hatte eine tiefe Stimme. Wie das Schnurren einer riesigen Katze klang er, wenn er sprach. Das war beruhigend, obwohl er selbst sehr nervös wirkte. Was mochte ihn so verunsichern? Schließlich waren es die Menschen, die die Elfen jagten, nicht umgekehrt. Feline mochte die Art, wie er sie ansah. Er hatte ein kantiges Gesicht. Auf seinen Wangen waren die Stoppeln seines nachwachsenden Bartes zu sehen, und seine Augen strahlten Wärme und Güte aus. Ganz blau waren sie, umgeben von dunklen Wimpern.
„Was tust du hier, Henry?“, fragte sie.
„Ich war auf der Suche nach Kräutern. Also, ich bin immer noch auf der Suche nach Kräutern“, stammelte er. „Dann habe ich Veilchen gerochen und bin dem Duft gefolgt.“
Feline musste schmunzeln. Dass sie selbst nach Veilchen duftete, hatte er anscheinend noch nicht bemerkt. Auf der Lichtung wuchs nicht eine einzige der blauen Blüten. Viele Elfen des Grünen Volkes verströmten den Duft von Blumen oder Pflanzen, manche dufteten zart nach Honig. Sie waren die Hüter der Pflanzenwelt und sehr eng mit ihr verbunden.
Sollte sie es ihm sagen? Er blickte immer wieder suchend umher, während er weitersprach: „Ich dachte, dass es vielleicht noch zu früh im Jahr ist für Veilchen. Aber hier müssen doch ganz in der Nähe welche blühen. Ich nutze Veilchen bei entzündeten Hautstellen oder auch bei Säuglingen, wenn sie zahnen. Veilchen sind faszinierende Pflanzen.“ Seine blauen Augen schimmerten grün, wenn sein Blick suchend über den Rand der Lichtung strich.
„Das bin ich“, sagte sie, „ich rieche nach Veilchen. Immer.“
„Du? Was? … Oh“, antwortete er verwirrt.
Nun sah er sie so verlegen an, dass sie nicht anders konnte, als zu lachen.
Nach einem kurzen Augenblick stimmte er in ihr Lachen ein. Das entspannte die verlegene Situation zwischen den beiden ungleichen Wesen. Wer hätte gedacht, dass die erste Begegnung seit langen Zeiten zwischen Menschen und Elfen bei der Suche nach Veilchen passieren würde?
Feline zeigte Henry die Walderdbeeren, um die sie sich gekümmert hatte, als er auf der Lichtung erschienen war. Einige wenige geschwächte Pflanzen entdeckten sie noch. Feline heilte auch diese und Henry blieb der Mund vor Erstaunen offen stehen. Wenn man ihn schon mit diesen Kleinigkeiten beeindrucken konnte, wollte sie ihm vorerst nicht zu viel ihrer Kräfte offenbaren.
Die beiden streiften gemeinsam über die Lichtung. Feline zeigte ihm einige Kräuter, die er noch nicht kannte. Henry war so anders als all die Menschen, die Feline bisher beobachtet hatte. Er war ruhig und freundlich und er roch gut. Die meisten Menschen rochen so wie die armen Tiere, die sie in Ställe und Käfige sperrten, aber Henry duftete nach Bergamotte. Es schien, als wären sie alte Freunde, die sich schon seit Kindestagen kannten. Als würden sie sich schon immer kennen, aber hätten sich eine lange Zeit nicht gesehen. Die Elfe fühlte eine Mischung aus Ruhe, Vertrautheit und Neugier auf das Unbekannte.
Feline stellte Henry unendlich viele Fragen. Darüber, wie die Menschen lebten und vor allem warum sie manche Dinge taten. Sie hatte bei ihren heimlichen Beobachtungen so einiges entdeckt, das sie einfach nicht verstehen konnte. Warum sie die Tiere in Ställe sperrten oder, wenn sie schon im Freien waren, einzäunten. Warum sie Hunde an einer Schnur um den Hals herumführten. Warum sie ihre Kinder anbrüllten und ins Gesicht oder mit dem Gürtel auf den Po schlugen. Warum sie regelmäßig alle in das Haus mit dem Glockenturm gingen. Es gab so viel Eigenartiges an der Art, wie Menschen lebten.
Henry antwortete geduldig und so gut er konnte auf alle ihre Fragen. Einiges schien er selbst infrage zu stellen.
Und auch er war sehr interessiert an der Lebensweise der Elfen. Doch schien er etwas zurückhaltender, als würde er nicht wagen, alle Fragen zu stellen, die ihm auf der Zunge lagen.
So verging der Vormittag wie im Flug. Mittags führte Feline sie zu einer Quelle, an der sie sich niederließen und ihren Durst stillten. Beide hatten Proviant für ihren Tag mitgebracht. Feline hatte getrocknete Früchte und einen kleinen Laib Panoli in ihrer Tasche. Sie teilte mit Henry, der zwar getrocknete Früchte kannte, aber noch nie diese Art von Elfenbrot gekostet hatte. Panoli war ein stark gewürztes, leicht süßliches Brot, das über viele Tage frisch blieb. Die Kruste war fest und knusprig, innen war es weich und es zerging auf der Zunge. Es war eine wunderbare Wegzehrung und hielt lange satt. Henry war so begeistert vom Brot, dass Feline ihm lachend den restlichen Laib überließ.
Henry hatte auch Brot mit und teilte mit Feline. Es war frisch gebacken, in einem Tuch eingeschlagen sogar noch ein wenig warm und schmeckte köstlich. Er hatte auch noch Speck dabei, das war ein Stück totes Schwein, worauf Feline lieber verzichtete. Das Grüne Volk ernährte sich nur von Pflanzen und Dingen, welche die Natur ihnen überließ.