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Key West ist verschwunden, und mit der Insel auch das Hemingway-Haus samt der berühmten Katzen, die es selbst im 29. Jahrhundert noch bevölkern. Ihnen verdankt der Detektiv Simon Broderbund erste Hinweise bei der Suche nach Key West und dem intergalaktischen Gangstersyndikat, das hinter der Entführung eines ganzen Landstrichs und seiner kompletten Bevölkerung steckt. Simon und seine androidische Gefährtin Hesperia werden bei ihren Nachforschungen in ferne Galaxien, unwirtliche Wüsten, auf frostige Eisplaneten und in pulsierende Metropolen verschlagen. Sie treffen auf raubgierige Piraten, fromme Mönche, einen allwissenden Frosch, gefräßige Pelzgnome, allerlei unliebsame Zeitgenossen und einen Texaner. Auf der langen Reise durch das All erinnert sich Broderbund an seine Kindheit in einem Tübingen, das nach einer gewaltigen Datenkatastrophe Jahrhunderte zuvor wie die gesamte menschliche Zivilisation ins Mittelalter zurückgefallen ist. Erst die Eroberung und Kolonisierung durch ein gebildetes, aber rücksichtsloses Weltraumvolk eröffnet der Erde neue Perspektiven und Simon die Karriere als Detektiv. Allerdings ist er beruflich etwas in eine Sackgasse geraten, nachdem er die Bewachung des Andromeda-Nebels gründlich vermasselt hat. Die Key-West-Affäre ist seine letzte Chance, um einen langweiligen Bürojob oder eine Arbeit als Kellner oder Reiseführer auf der zum Tourismusplaneten umgestalteten Erde zu vermeiden.
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Seitenzahl: 257
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Matti Lieske
Die Katzen von Key West
Ein futuristischer Detektivroman
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Impressum neobooks
Als ich bemerkte, dass ich seit ungefähr zwanzig Minuten auf einem Bewohner des Planeten Murgos saß, war ich gerade drauf und dran, in Tränen auszubrechen. Murgos galt als einer der ödesten Plätze des gesamten Universums, nach Ansicht zahlreicher unvoreingenommener Beobachter sogar als der ödeste, und ich weilte seit mehr als drei Monaten dort. Man stelle sich eine besonders boshafte Version der Wüste Gobi vor, nur fünfmal heißer und ohne Trampeltiere, dann hat man eine ungefähre Vorstellung von der vorherrschenden Beschaffenheit des Planeten Murgos. „Vorherrschend“ ist allerdings ein monströser Euphemismus, denn es gab nichts anderes als jene Beschaffenheit, und Murgos war ungefähr dreihundert Mal so groß wie die Erde. Kurzum, beim Planeten Murgos in der Galaxis Fassudula handelte es sich um eine Wüste Gobi von jupiterischen Ausmaßen. Ohne Trampeltiere, wie bereits erwähnt, aber dafür mit einer Bevölkerung gesegnet, welche die Sache auch nicht einfacher machte.
Das lag vor allem daran, dass die Murgianer nicht sehr gesprächig waren. Genau genommen sprachen sie gar nicht, sondern verständigten sich untereinander dadurch, dass sie ihre Farbe wechselten. Auf diese Weise hatte ich schließlich auch bemerkt, dass ich auf einem Einheimischen saß, denn der vermeintliche staubgraue Felsen, auf dem ich mich, vom unentwegten Herumspüren ermüdet, niedergelassen hatte, wies mittlerweile eine knallrote Färbung auf. Der Felsen, respektive der Murgianer, hatte eine Stinkwut. Ich konnte ihm das nicht verdenken, aber war es etwa meine Schuld, dass es einen Planeten gab, dessen Bevölkerung wie ein Steinbruch aussah, deren einzelne Exemplare keinen Mucks von sich gaben, wenn man ihnen zu nahe trat, und außerdem so schwächlich gebaut waren, dass sie sich nicht mehr rühren konnten, wenn ein Erdling durchschnittlichen Gewichts auf ihnen Platz genommen hatte?
Ich stand auf und entschuldigte mich mit einer höflichen Verbeugung für meine Ungeschicklichkeit, doch die Entschuldigung wurde nicht sehr gnädig aufgenommen. Dies erkannte ich daran, dass der Murgianer jetzt so rot war wie ein Hummer auf einem Stillleben von Frans Hals und keine Spur jenes Blaustiches aufwies, der hierzulande als Zeichen der Vergebung galt. Ich hatte mich nicht getäuscht. Mit einer heftigen Ausholbewegung rammte der Felsen gegen mein Knie und lief dann hurtig davon, wobei ich an den grün-gelben Fühlern, die jetzt an der Seite herabbaumelten, erkannte, dass es sich bei meiner Sitzgelegenheit um eine Murgianerin gehandelt hatte. Leise fluchend rieb ich mir das Knie, setzte mich auf einen anderen Felsen, den ich vorher durch ein paar Begrüßungsworte und sachtes Anklopfen auf seine Identität überprüft hatte, und brach endlich in Tränen aus.
Ich war verzweifelt, obwohl die Lage im Grunde keineswegs zum Verzweifeln war. Doch die geographische Ungastlichkeit meines derzeitigen Aufenthaltsortes, seine demographische Struktur, die damit verbundene einsame Sprachlosigkeit, die Abwesenheit von Hesperia, meiner Lebensgefährtin, die sich ein paar Trillionen Lichtjahre entfernt in der Galaxis Sumurbia herumtrieb, sowie die offenkundige Fruchtlosigkeit meiner Murgos-Exkursion trieben mir einfach die Tränen in die Augen. Außerdem hatte ich Hunger. Und Durst. Und große Lust, mir einen veritablen Rausch anzusaufen. Aber auch das war auf dem vermaledeiten Stück Universum, welches ich gerade mit meiner unerwünschten Anwesenheit beehrte, fast unmöglich. Die Murgianer waren eingefleischte Antialkoholiker, meine eingeschmuggelten Vorräte längst ihrer außerirdischen Bestimmung zugeführt, und das einzige Getränk auf diesem Planeten, das geeignet war, die Sinne zu benebeln, besaß eine solch vernichtende Wirkung, dass man schon die Konstitution eines Granitblocks brauchte, um seinen Konsum halbwegs unversehrt zu überstehen.
So weinte ich also still vor mich hin, argwöhnisch beäugt von der als Ohrensessel missbrauchten Murgianerin, die in einiger Entfernung stehen geblieben war, nachdem Neugier die Oberhand über ihre anfängliche Empörung gewonnen hatte. Immer wieder stellte ich mir die Frage, warum in aller Welt ich mich ausgerechnet auf Murgos befand und wieso ich nicht gemütlich, mit einer Piña Colada versehen, am Strand von Tobago oder Goa oder dem Mare Tranquillitatis saß. Die Antwort lag auf der Hand. Es war allein meine Schuld. Ich hätte jederzeit abhauen können. Der Raumjet stand startklar am Spaceport, ich brauchte nur einzusteigen, meinen Auftraggebern zu funken, dass sie sich ihr blödes Key West sonst wohin stecken könnten, Hesperia ausfindig zu machen und nach Hause zu fliegen. Nun gut, ich würde dann vermutlich nicht so bald einen neuen Auftrag bekommen und wäre möglicherweise gezwungen, auf der Erde als Kellner oder Fahrstuhlführer zu arbeiten. Aber vielleicht war das ja sogar das angenehmere Leben. Im Moment erschien es mir jedenfalls weitaus erstrebenswerter, als noch einige Monate die murgianischen Wüsten nach gestohlenen Touristenzentren abzusuchen und dabei nichts zu entdecken als Staub, Hitze und beleidigte Felsbrocken.
Abrupt hörte ich auf zu heulen, winkte der Murgia-nerin zu, die prompt wieder errötete, diesmal allerdings auf etwas andere Art, und stellte fest, dass es mir schon viel besser ging. Der Anflug eines Nervenzusammenbruches war vorüber. Natürlich würde ich nicht nach Hause fliegen. Das sah einem Simon Broderbund nicht ähnlich. Ich würde weitermachen und Key West finden, selbst wenn ich noch zwanzig öde Planetenklötze vom Schlage Murgos’ abklappern müsste.
Mit einem letzten Seufzer schüttelte ich den Rest der gerade erlittenen Depression ab, stand auf und begab mich zu meinem Raumgleiter, den ich einige Meter entfernt geparkt hatte, als nach fünfstündigem Wüstenflug dringend eine Pause geboten war. Ich stieg ein, nicht ohne der Murgianerin, die wieder vollständig die Gestalt eines zum Sitzen einladenden Felsblocks angenommen hatte, zum Abschied zuzuwinken. Dann erhob ich mich in die Lüfte und nahm meine Suche wieder auf, obwohl mir die Augen vom ständigen Starren auf die von einer grellen Sonne angestrahlte Topographie des kargen Planeten heftig wehtaten. Ich wollte aber noch mindestens zwei jener Planquadrate schaffen, in die ich die Murgos-Karte unterteilt hatte. Wenn ich so fleißig weitermachte wie bisher, würde ich in etwa zwei Monaten mit der Überprüfung fertig sein und wissen, ob mein Gewährsmann, der mir auf Fassudula den Tipp mit Murgos gegeben hatte, zuverlässig war, oder ob ich ihn beim nächsten Zusammentreffen niederschlagen, in meinen Raumkreuzer verfrachten und ohne Wasser in der trockensten, unbewohntesten und einödesten Re-gion des Universums aussetzen müsste. Zufällig wusste ich schon ganz genau, wo dieser Ort sein würde.
Vier Stunden später befand ich mich im Anflug auf Kamtschatka, wie die Hauptstadt von Murgos, frei ins Terrestrische übersetzt, sinnigerweise hieß. Aus der Luft sah Kamtschatka wie eine Sammelstelle gigantischer Maulwurfshügel aus, und so etwas ähnliches war es auch, bloß dass in den Hügeln keine Maulwürfe wohnten, sondern die vollständige Bevölkerung von Murgos. Fenster hatten die Behausungen nicht, was ich sehr gut verstehen konnte: Wer wollte schon solch eine Aussicht? Scheinbar nicht einmal die Murgianer. Jeder Hügel verfügte über eine kleine Tür, und ich hätte, auch wenn mich die Lebensweise der Klotzköpfe dieses Planeten ansonsten wenig interessierte, zu gern gewusst, wie es dahinter aussah. Die murgianischen Familien - ich nahm zumindest an, dass sie in solchen Verbänden lebten - waren jedoch nicht bereit, Aliens wie mir den Zugang zu ihrer Privatsphäre zu gewähren. Wie ich gehört hatte, gestatteten sie dies nicht einmal ihren nächsten Nachbarn. Ich brauchte mich also keineswegs diskriminiert zu fühlen. Andererseits bedauerte ich es jetzt ein wenig, dass ich der Murgianerin vorhin auf so unsanfte Art nahegetreten war und, als sich ihr Zorn gelegt hatte, keine weiteren Versuche der Kontaktaufnahme unternommen hatte. Vielleicht war dies die einzigartige Möglichkeit gewesen, mit einer leibhaftigen Eingeborenen Freundschaft zu schließen und das Privileg einer exklusiven Wohnungsbesichtigung zu erlangen. Möglicherweise war meine indignierte Sitzgelegenheit ja sogar Single.
Manchmal, in den langen Stunden der Langeweile, die ich auf diesem Planeten so zahlreich verbrachte, stellte ich mir vor, dass die unscheinbaren Bewohner von Murgos in ihren unscheinbaren Maulwurfshügeln ein gar prachtvolles Interieur verbargen. Perserteppiche, kostbare Wandbehänge und Gemälde, brillantenbesetzte Trinkkelche, technische Geräte, mit denen sie per Knopfdruck die größten Berühmtheiten auf den Gebieten von Musik und Theater in ihre Wohnzimmer transportieren konnten, oder zumindest deren Illusion, verschwenderisch ausgestattete Bäder, in denen sie sich des Staubes entledigten, mit dem ihre Welt so reichhaltig versehen war, geräumige Zimmer, in denen sie fröhlich herumhockten, ihre Farbe wechselten und sich freuten, dass sie zumindest hier niemand mit einem bequemen Hocker verwechseln konnte. Eine berückende Vision, doch die Wirklichkeit war vermutlich erheblich prosaischer. In weniger optimistischen Augenblicken hatte ich den starken Verdacht, dass das Innere der murgianischen Wohneinheiten mindestens genauso unwirtlich aussah wie der Rest des Planeten, und sich dort drinnen Barbareien abspielten, die ich mir lieber nicht vorstellen mochte. Warum sonst sollten sie wohl ihre Nachbarn aussperren?
Unter mir erblickte ich im Dunkel der schlagartig hereingebrochenen Nacht das Hotel Murgiana, in dem ich abgestiegen war, natürlich das einzige Hotel auf Murgos. Bei seiner Konstruktion hatte sich die multistellare Tourismuskompanie, von der das Etablissement betrieben wurde, mächtig ins Zeug gelegt. Glitzernd, gewaltig und gleichzeitig filigran erstrahlte es mitten in der galoppierenden Hässlichkeit von Kamtschatka und wirkte so deplatziert wie ein Albatros in einem Fliegenschwarm. Das Innere hielt dem äußeren Eindruck durchaus stand, es handelte sich um ein Top-Hotel mit allen üblichen Schikanen - Pool, Sauna, Jacuzzi, Fitnesscenter, Tennisplätze, Bordell und Bar. Nur die Speisekarte ließ zu wünschen übrig.
Zuerst hatte ich mich natürlich gefragt, warum in allen Welten es ausgerechnet auf Murgos ein solch mondänes Etablissement gab. Schon nach der ersten kurzen Besichtigung der Umgebung, hatte ich mir nicht vorstellen können, dass außer mir irgendjemand auf die perverse Idee kommen könnte, diesen widerwärtigen Flecken zu besuchen. Aber ich hatte mich getäuscht. Nicht umsonst waren Planeten wie die Erde mit ihrer landschaftlichen Vielfalt und dem angenehmen Klima als Touristenziele so begehrt, dass sie von den Reiseunternehmen zu lupenreinen Urlaubsplaneten umgestaltet wurden. Derartige Plätze waren rar im Universum, und wer sich die dortigen Preise nicht leisten konnte, musste eben mit Orten wie Murgos vorliebnehmen. Dort ließ man sich im Murgiana verwöhnen und verließ die gastliche Stätte höchstens mal zu einem organisierten Ausflug in die nähere Umgebung. Abgesehen natürlich von den Leuten, die zur Kur da waren. Angeblich sollte die Wüstenatmosphäre nämlich gut gegen einige Krankheiten sein, deren Namen ich glücklicherweise vergessen habe. Die armen Teufel, die damit geschlagen waren, mussten täglich ausgedehnte Wanderungen unter glühender Sonne unternehmen. Man erkannte sie leicht an ihrem Aussehen, dass von Tag zu Tag ungesünder wurde. Ihre ursprünglichen Krankheiten waren sie am Ende der Kur möglicherweise los, ich bezweifelte allerdings, dass sie sich jemals wieder weit genug erholten, um diesen Erfolg gebührend würdigen zu können.
Das Hotel jedenfalls war recht gut besucht, was leider nicht bedeutete, dass der Lebensmittelimport ausreichend funktionierte. Im Restaurant, das ich allabendlich aufsuchte, gab es eine Vielzahl von einheimischen Gerichten, deren unaussprechliche Namen, zumindest für meinen zarten Magen, absolute Ungenießbarkeit suggerierten, was ihr Anblick nachhaltig bestätigte. Darüber hinaus wurde ein einziges Touristenmenü serviert, dessen erster Gang, vermutlich seit dem Urknall, aus Blumenkohlsuppe bestand. Ich hatte dieses Menü mittlerweile so oft zu mir genommen, dass ich es nur noch schwer bei mir behalten konnte. Es hätte mich kaum gewundert, wenn ich eines Morgens mit Blumenkohlohren aufgewacht wäre. Variationen gab es lediglich bei den Getränken. Ich hatte die Wahl zwischen Apfelsaft, Orangensaft, Gurkensaft und dem erwähnten murgianischen Nationalgetränk Schumm, eine gallertartige, berauschende Flüssigkeit, die selbst den legendären Rasputin in zwei Sekunden umgebracht hätte.
Heute Abend hatte ich mich für Schumm entschieden, nach drei Monaten auf Murgos war meine Konstitution selbst dieser Herausforderung gewachsen.
Die Suche war natürlich ebenso fruchtlos verlaufen wie an all den Tagen zuvor. Ich hatte mir die Augen aus dem Kopf gestarrt und nichts gesehen außer Sand, Sand, Felsen, Sand, wieder Felsen und nochmals Sand. Als intergalaktischer Detektiv hatte ich schon einiges an Langeweile mitgemacht, aber meine derzeitige Beschäftigung schlug selbst die mehrere Lichtjahre dauernde Bewachung des Andromeda-Nebels, der von einem Kommando aus dem Paralleluniversum gesprengt werden sollte und schließlich auch wurde. Ein Fall, an den ich eher ungern zurückdachte. Er hatte meiner Reputation einen nicht unbeträchtlichen Schaden zugefügt und war auch für jene heimliche Degradierung verantwortlich, die mich an meinen derzeitigen Aufenthaltsort geführt hatte.
Ich trank vorsichtig einen Schluck, bekämpfte erfolgreich den folgenden Erstickungsanfall und wandte mich dem inzwischen eingetroffenen Steak mit Pommes frites zu. Mein Tischgenosse, ein Handlungsreisender von einem Planeten, dessen Namen ich vorher nie gehört hatte, erzählte mir derweil von seinen Erlebnissen des Tages. Er wirkte fast menschlich, sah man einmal davon ab, dass ihm die Nase fehlte und dafür an entsprechender Stelle ein drittes Auge platziert war, mit dem er mir hin und wieder verschwörerisch zublinzelte. Es war ja überhaupt eine der größten Enttäuschungen für die Erdbevölkerung gewesen, irgendwann einsehen zu müssen, dass fast alle sogenannten Außerirdischen ziemlich genauso aussahen wie sie selbst. Ausnahmen wie die klotzigen Murgianer oder die unsichtbaren Bewohner von Alpha Beta bestätigten bloß die Regel. Intelligentes Leben oder das, was sich dafür hielt, gedieh eben nur unter ähnlichen Bedingungen und auf ähnliche Weise, wie mein Gesprächspartner gerade unter Beweis stellte, indem er mir anschaulich die Vorzüge der Damen in der hoteleigenen Nachtbar beschrieb, die völlig namenswidrig ganztägig geöffnet war und die er am Nachmittag besucht hatte. Er hatte es eindeutig besser getroffen als ich. Morgens erledigte er seine geschäftlichen Besprechungen, den Rest des Tages verbrachte er am Swimmingpool, in der Sauna oder im Fitnesscenter des Hotels, den einzigen Orten auf diesem Himmelskörper, wo es sich aushalten ließ. Ich begann gerade, ihn mit allen Fasern meines missgünstigen Herzens zu beneiden, da erzählte er mir, dass er sogar schon, völlig freiwillig, einen organisierten Ausflug in die Wüste unternommen hatte. Mein hämisches Grinsen verlosch allerdings so schnell, wie es gekommen war. Der Trip hatte dem Idioten tatsächlich gefallen.
Ich hörte seiner begeisterten Schilderung der landschaftlichen Reize, die er angeblich in der Wüste entdeckt hatte, mit halbem Ohr zu und widmete den größten Teil meiner Aufmerksamkeit lieber dem Nachtisch, welcher völlig überraschend aus einer großen Portion Tiramisu bestand, nachdem es drei Monate lang Apfelmus gegeben hatte. Auch auf Murgos hatte die Apfelsaison offenbar irgendwann ein Ende.
Wenig später war vom Tiramisu kein Fitzelchen mehr übrig, und das Glas Schumm hatte ich inzwischen ebenfalls niedergemacht. Vielleicht hatte es auch mich niedergemacht, das würde ich spätestens in einer Viertelstunde wissen. War ich dann noch am Leben, hatte ich gewonnen, jedenfalls für diesen Abend.
Ich schickte mich gerade an, den Redefluss meines Tischnachbarn mit ein paar halbwegs höflichen Worten zu unterbrechen und mich in mein Zimmer zu begeben, da drang ein Wort an mein Ohr, das irgendwie nicht auf diesen Planeten gehörte. Wenn ich nicht völlig beschummert war, hatte das Dreiauge soeben eindeutig „Palme“ gesagt.
„Moment, Moment“, versuchte ich den Wortschwall des Handlungsreisenden zu bremsen, der schon wieder bei den Damen aus dem Nachtclub angelangt war. „Was haben Sie in der Wüste gesehen?“
„Na, sagte ich doch schon, Sand und Felsen.“
„Herzlichen Glückwunsch, die hab’ ich hier noch gar nicht bemerkt“, antwortete ich ziemlich giftig, aber mein Gesprächspartner besaß zum Glück nicht den geringsten Sinn für Ironie.
„Na, gibt’s doch jede Menge. Sie brauchen bloß rauszugucken.“
„Vielen Dank für den Tipp“, entgegnete ich, „aber ich meine natürlich, was Sie außer Sand und Felsen bei Ihrem Ausflug gesehen haben.“
„Ach so, Sie meinen die Palmen. Sahen ein bisschen angefressen und kümmerlich aus. Also, wenn ich da an meinem Urlaub auf dem Tropenplaneten Amorphos denke. Da gab es vielleicht Apparate. Stämme wie korinthische Säulen, und Wedel wie Flugsaurierschwingen, und die Weiber erst, also, wenn Sie jemals in die Nähe von Amorphos kommen, da kann ich Ihnen einen Ort empfehlen...“
„Ja, danke, vielleicht ein anderes Mal“, unterbrach ich den interplanetaren Lustmolch ebenso rüde wie hektisch. Ich war so erregt von der Aussicht auf die erste heiße Spur seit Monaten, dass ich mich nicht mal fragte, woher der Bursche eigentlich korinthische Säulen kannte. Auf der Erde, das hatte er mir erzählt, war er nämlich noch nie gewesen. Angeblich hatte er erst durch mich von der Existenz dieses seltsamen Himmelskörpers erfahren. Ich schöpfte jedoch keinen Verdacht, eine grobe Unterlassung, die ich später noch bitter bereuen sollte. Stattdessen erkundigte ich mich, ob er sich erinnern könne, wo diese Palmen genau gewesen seien, ob er sie aus der Nähe gesehen habe und sicher sei, dass es sich nicht um eine Halluzination infolge übermäßigen Schummgenusses oder sexueller Entzugserscheinungen gehandelt habe.
Er war nur leicht beleidigt.
„Natürlich habe ich sie aus der Nähe gesehen, ich habe mich sogar im Schatten einer Palme ausgeruht und dabei in der Tat ein Gläschen Schumm getrunken. Und wenn Sie eine Karte des Planeten parat hätten, könnte ich Ihnen auch zeigen, wo das war.“
Mit Lichtgeschwindigkeit zog ich meine Planquadratkarte hervor und er zeigte zielsicher auf eine Region, die ich bereits überflogen und abgehakt hatte. Eine Oase, wie er sie beschrieb, hatte ich dort nicht gesehen, und wenn ich bei meinen vielfältigen Erkundigungen eines nicht gehört hatte, dann, dass es auf Murgos auch nur den Anflug einer Oase gab. Sehr verdächtig, in höchstem Maße verdächtig sogar. Ich war begeistert. Endlich ein Anhaltspunkt.
Obwohl ich am nächsten Morgen früh aufbrechen wollte, um dem unverhofften Hinweis mit den Palmen nachzugehen, und daher bestrebt war, möglichst schnell einzuschlafen, wollte mir dies nicht so recht gelingen. Nachdem ich monatelang im Dunkeln getappt hatte, was angesichts der grellen Lichtverhältnisse in der Wüste von Murgos eine etwas fragwürdige Metapher ist, wie ich gern zugebe, war ich viel zu aufgewühlt, um den Amoklauf meiner Gedanken stoppen zu können. Was mochte wohl in dem bewussten Planquadrat auf mich warten. Waren es tatsächlich Bestandteile von Key West oder hatte der Tropf aus dem Restaurant bloß eine Fata Morgana gesehen. Aber selbst dann, soviel wusste ich aus der Physikschulung während meiner Ausbildung zum „Space Detective“, musste es eine Quelle für die Bilder geben. Und dass auf diesem von sämtlichen Gottheiten des Universums verdammten Planeten auch nur eine einzige Palme von selbst gedeihen konnte, hielt ich für komplett ausgeschlossen. Jemand musste sie hierher transportiert haben. Schmurg, mein notorisch unzuverlässiger Gewährsmann in der hiesigen Galaxis, hatte tatsächlich gewusst, warum er mich ausgerechnet auf Murgos aufmerksam machte.
Ich überlegte, ob ich es riskieren konnte, eine Erfolgsbotschaft an die Zentrale loszuschicken. Es war inzwischen mehr als ein Jahr her, dass Key West über Nacht vom Erdboden verschwunden war, unser Auftraggeber hatte mehrfach gedroht, uns den Fall zu entziehen und ihn einer anderen Agentur zu übergeben. Sicher wäre man begeistert über jede noch so winzige Entwicklung, aber ich beschloss dann doch, mit dem Absenden der Nachricht zu warten, bis ich die Angelegenheit mit eigenen Augen überprüft hatte. Sollte sich am Ende herausstellen, dass es sich bloß um einen durchgeknallten Eremiten handelte, der auf die Idee verfallen war, dass Murgos der ideale Ort für eine Palmenzucht sei, wäre ich bis auf die Knochen blamiert. Das konnte ich mir nach dem Fehlschlag mit dem Andromeda-Nebel nicht leisten.
Ich rekapitulierte nochmal, was ich bisher über die Sache wusste. Key West war die bedeutendste Insel der sogenannten Keys, die sich auf dem Ferienplaneten Terra vom Festland Floridas fast bis nach Kuba erstreckten. Es war berühmt für sein angenehmes Klima, zumindest seit die Wetterdesigner der UTC, der Universal Tourist Company, die Hurrikan-Häufigkeit auf null gesenkt hatten, und für seine exzellente Infrastruktur. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass sich Key West in den letzten Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Tourismusparadiese des Weltalls entwickelt hatte. Wer dort Urlaub machen wollte, musste sich auf eine ellenlange Warteliste setzen lassen und konnte von Glück sagen, wenn er noch zu Lebzeiten an die Reihe kam. Key West war der Knüller. Bis es, wie gesagt, über Nacht verschwand.
Wer hinter der Sache steckte, war nicht schwer zu erraten. Ein Coup dieser Größenordnung konnte nur von einem der drei multistellar agierenden Syndikate bewerkstelligt werden, die sich darauf spezialisiert hatten, berühmte Sehenswürdigkeiten zu stehlen und sie auf abgelegene Privatplaneten exzentrischer Trilliardäre zu verfrachten, die sich nicht mit Nachbildungen zufrieden geben wollten, sondern danach trachteten, die Originale in ihren Besitz zu bringen. Key West als private Spielwiese sozusagen, was vor allem dumm für jene Menschen war, die sich zum Zeitpunkt des Raubes dort aufgehalten hatten und nun dazu verdammt waren, den Rest ihres Lebens als versklavte Touristen im Dienste eines verrückten reichen Knackers zu verbringen. Vielleicht auch einer Knackerin. Aber das gehörte zu den Dingen, die ich herauszufinden hatte.
Kaum ein Zweifel bestand darüber, welches der drei Syndikate auf Terra zugeschlagen hatte. Jedes einzelne hatte seine Operationsgebiete, die unter ihnen vermutlich sogar vertraglich fixiert waren. Warum sollten sie sich gegenseitig in die Quere kommen, solange genug Objekte für alle da waren. Der Bereich der Milchstraße gehörte zum Revier jener Organisation, die von einem obskuren Pärchen mit dem Decknamen Bonnie & Clyde geleitet wurde und in den letzten Jahren vor allem durch den Raub der Chinesischen Mauer und des fünften Jupitermondes für Aufsehen gesorgt hatte. Obwohl ich schon mehrfach mit der Bande aneinandergeraten war, hatte ich noch nie jemanden getroffen, der etwas Näheres darüber wusste, wer sich hinter dem Pseudonym verbarg. Der terrestrische Hintergrund der Namen deutete darauf hin, dass sie von der Erde selbst oder zumindest aus dem zugehörigen Sonnensystem stammten, aber es konnte sich genauso gut um eine bewusste Irreführung handeln. Das Einzige, was ich mit Gewissheit über die beiden sagen konnte, war, dass es sich um sehr intelligente, immens skrupellose, über die Maßen gewalttätige und tief rachsüchtige Wesen handelte. Letzteres hatte ich bei mehreren Anschlägen auf mein Leben am eigenen Leibe erfahren, nachdem ich ihnen vor einigen Jahren die Chinesische Mauer wieder abgejagt hatte, die sie schon für ein Heidengeld an den „Kaiser von Prwingdztra“, wie sich der Diktator des gleichnamigen Planeten nannte, verscheuert hatten. Auf dem Jupitermond waren sie sitzen geblieben, was ich ihnen von Herzen gönnte.
Die Auffindung der Mauer war der größte Erfolg meiner bisherigen Detektivlaufbahn, hatte mich in der Hierarchie unserer Agentur steil nach oben katapultiert und mir den Andromeda-Auftrag eingebracht, der mich genauso schnell wieder runterkatapultierte. Die Key West-Affäre war mir nur übertragen worden, weil ich von der Mauer-Sache her einiges über die Arbeitsweise des BCS (Bonnie & Clyde Syndicate) wusste. Der Ansatzpunkt meiner damaligen Recherche war die Überlegung gewesen, dass die Gangster wohl kaum das Risiko eingehen würden, die Beute sofort ihrem Auftraggeber zu bringen. Man kann die Bestandteile der Chinesischen Mauer nicht durchs halbe All transportieren ohne aufzufallen, zumindest nicht, solange die Bewohner sämtlicher Welten angestrengt nach nichts anderem als den Bestandteilen der Chinesischen Mauer Ausschau halten. Während also die anderen mit der Untersuchung beauftragten Detekteien an die Ränder des Universums ausschwärmten und vorzugsweise in den abgelegenen Winkeln suchten, konzentrierte ich mich auf das irdische Sonnensystem. Schon nach kurzer Zeit wurde ich fündig. Die Diebe hatten die Mauer einfach auf der Rückseite des Erdmondes zwischengelagert, wo schon seit Jahrhunderten niemand mehr gewesen war. Meine Entdeckung brachte mir eine saftige Prämie, die unerbittliche Feindschaft von Bonnie & Clyde, sowie mehr Ruhm, als einem Detektiv bei seiner Arbeit zuträglich ist. Es ist bei einer Undercover-Operation nicht gerade hilfreich, wenn der Erstbeste, der einem über den Weg läuft, sofort schreit: „Sind Sie nicht dieser Broderbund, der damals...“
Nun ja, mittlerweile hatte sich mein Ruhm weitgehend verflüchtigt, und so wurde ich auserkoren, die Key-West-Angelegenheit zu übernehmen. Harte Knochenarbeit anstelle des gemütlichen Jobs in der Chefetage, der mir nach der Mauer-Geschichte zunächst in Aussicht gestellt worden war.
Man musste es der Bande lassen: Sie hatte sauber gearbeitet. Die Insel war samt umliegendem Ozean so gründlich verschwunden, als sei sie niemals da gewesen. Den Entführern musste ein gigantisches Raumschiff zur Verfügung gestanden haben, das dennoch unbemerkt alle Luftkontrollen passieren konnte, ein ungeheures technisches Arsenal, um Menschen, Gebäude, Fauna, Flora, Straßen, Strände und Wasser in Windeseile zu verladen, sowie ein wahres Heer an Hilfspersonal, vermutlich fast ausschließlich aus perfekt programmierten und gedrillten Spezialrobotern bestehend. Als ich am nächsten Tag am Tatort eintraf, waren absolut keine Spuren zu finden. Ich entdeckte trotzdem einen Anhaltspunkt - und zwar in Miami.
Routinemäßig ließ ich einen Computer sämtliche Verkaufsdaten der großen Geschäfte überprüfen und mit den Zahlen der letzten drei Monate vergleichen. Dabei stieß ich auf einen signifikanten Umstand. Am Tag vor dem Verbrechen waren in einem Einkaufsmarkt am Stadtrand von Miami zwei Millionen Dosen Katzenfutter mehr verkauft worden als an allen übrigen Tagen. Ich forschte nach und fand heraus, dass diese tatsächlich eine einzige Person erworben hatte. Der Grund lag auf der Hand. Schließlich mussten die unzähligen Katzen im sogenannten Hemingway-Haus gefüttert werden, ohne die Key West nur die Hälfte wert wäre. Obwohl nur noch Fragmente des Hemingwayschen Werkes erhalten waren, und lediglich „Der alte Mann und das Meer“ in vollständiger Fassung, war der Ruhm dieses antiken terrestrischen Schriftstellers weit über sein Sonnensystem hinausgedrungen. Kein Trilliardär, und wäre er noch so exzentrisch, würde auch nur einen Yolk für ein Key West ohne vollständiges Hemingway-Haus ausgeben. Und dazu gehörten nun mal die Katzen.
Die Versorgung der Menschen und Touristen von Key West war für die Entführer relativ einfach, da sie, wenn sie der Hunger plagte, bereit waren, alles Mögliche in sich hineinzustopfen. Erdkatzen hingegen galten als ausgesprochen heikel, was ihre Nahrung betraf. Also musste vorgesorgt werden, was gleichzeitig meine Theorie bestätigte. Für den Endabnehmer wäre die Beschaffung von Katzenfutter sicher kein Problem, der Großeinkauf sprach demnach für meine Vermutung, dass auch diesmal wieder eine Zwischenlagerung geplant war. Unglücklicherweise wohl kaum auf der Rückseite des Mondes.
Zum Glück hatten die Überwachungskameras des Großmarktes ein ziemlich gutes Bild des ominösen Katzenfutter-Käufers gespeichert. Er hatte sich zwar mit einem breitkrempigen Hut zu tarnen versucht, aber das war ein ziemlich alter und banaler Trick. Dadurch hatte er genau das Gegenteil erreicht und besonderen Verdacht erregt. Die für solche Fälle installierten Kameras am Boden und in den Regalen schalteten sich automatisch ein. Auf diese Weise gab es von ihm fast mehr gestochen scharfe Porträtaufnahmen als von manchem Dressman der großen Modehäuser des Universums. Auch der falsche Bart und die Hornbrille machten uns natürlich keine Schwierigkeiten. Wir jagten sein entsprechend bereinigtes Konterfei durch unseren Computer, den wir erstmal nur an die Bevölkerungsdatei der Milchstraße angekoppelt hatten und wurden schnell fündig. Es handelte sich um einen Erdbewohner namens Theobald Wurzinger, der als Fremdenführer im Tübinger Schloss arbeitete. Umso besser, Tübingen war mein Heimatort.
Ich reiste nach Deutschland und brauchte nicht lange, um den Mann aufzuspüren und seine Bekanntschaft zu machen. Ich nahm einfach an seiner Führung teil und lud ihn hinterher in ein kleines Gasthaus ein. Einige Viertel Wein machten ihn nicht nur gesprächig, sondern brachten auch ein ohnehin nur spärlich vorhandenes Misstrauen zum Verschwinden. Zu vorgerückter Stunde gab ich mich einfach als Abgesandter seiner Auftraggeber aus, gratulierte ihm zur erfolgreichen Erfüllung seiner kniffligen Aufgabe und horchte ihn, ohne dass er es bemerkte, systematisch aus. Viel wusste er nicht, aber was er wusste, teilte er bereitwillig mit. Er war einige Jahre zuvor bei einem Urlaub auf Alpha Centauri angesprochen worden, ob er bereit sei, gelegentlich ein paar Aufträge auf der Erde zu übernehmen. Die Bezahlung war gut, also sagte er zu und hatte seitdem einige kleinere Kurierdienste ausgeführt. Der Katzenfutter-Kauf war mit Abstand die größte Sache, die man ihm bisher überlassen hatte.
Mir lag natürlich besonders daran, etwas über seine Kontaktperson zu erfahren, was zunächst gar nicht so einfach war, da er ja davon ausging, dass ich über selbige genau Bescheid wusste. Zum Glück kam er irgendwann selbst auf das Thema zu sprechen und fragte mich, ob ich wisse, was diese Centaurierin Galinda eigentlich für ein Typ sei. Eine gute Gelegenheit, ihn erstmal nach seinen Erkenntnissen zu fragen. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine ausnehmend attraktive Dame handeln musste, „mit schwarzen Medusenhaaren, glühenden Kobra-Augen, meterlangen Beinen und Wahnsinnstitten“, wie sich Meister Wurzinger auszudrücken beliebte. Es war also nicht nur das Geld gewesen, was ihn damals auf Centauri bewegt hatte, das Angebot der schönen Galinda anzunehmen. Sehr nahe war er ihr seither zu seinem Bedauern jedoch nicht gekommen, und er war ziemlich enttäuscht, dass auch ich ihm nicht viel Aufschluss bieten konnte. Ich gab vor, die Dame nur flüchtig zu kennen, versprach jedoch, sie von ihm zu grüßen, wenn ich sie sehen würde. Allerdings wüsste ich leider nicht, wo sie sich gerade aufhalte.
„Sie wollte nach Alpha Centauri, hat sie mir erzählt“, sagte Theo, wie ich ihn inzwischen nannte, mit Feuereifer, und mein Herz machte ob dieser wertvollen Information einen frohen Sprung.
Eine weitere Information fehlte mir aber noch. Ich musste wissen, was er mit dem Katzenfutter gemacht hatte. Kein Problem. Ich brauchte ihn nur zu fragen, ob der Transport nicht sehr mühselig gewesen sei, und schon sprudelte er los, als habe er nur auf eine Gelegenheit gewartet, von seinen Erlebnissen zu berichten.
„Aber nein“, rief er begeistert, „völlig easy. Die meiste Zeit habe ich in der Sonne gelegen.“