Die Knotlinge - Der Drachengasnotstand - Bernhard Kalthoff - E-Book

Die Knotlinge - Der Drachengasnotstand E-Book

Bernhard Kalthoff

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Beschreibung

Lerne eine neue Welt kennen – die Welt der Knotlinge. Sie sind patente und freundliche Wesen, die gerne essen und Drachen für ihre Energiegewinnung halten. Alfonso und Hubertus gehen in dieser Geschichte mit ihrem Mäusefreund Oskar auf eine große Reise, auf der sie viele Abenteuer erleben. Freundschaft, Zielstrebigkeit und Ideenreichtum helfen ihnen, Herausforderungen zu meistern und neue Freunde zu gewinnen. Aber werden sie auch den Drachengasnotstand beheben können? Wir dürfen gespannt sein.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Ein Knotling, ein Knotling und eine Maus

Drei Samen und ein Fest

Das Abenteuer beginnt

Der Drachenfängerberater

Der Drachengasnotstand und seine Folgen

Ein vielleicht zu großes Abenteuer?

Unerwartete Hilfe

Im Drachenreich – wo sind denn nur die Drachen?

Dem Todessprung entkommen

Elfen helfen

Helft ihr den Drachen?

Die Bären wehren sich

Eine Freundschaft fürs Leben

Impressum

Liebe Leserin, lieber Leser, heute möchte ich dir von den Knotlingen erzählen. Du hast noch nie von ihnen gehört? Das wundert mich nicht. Es gibt nicht viele, die wissen, wer die Knotlinge sind, wie sie leben und was sie machen. Davon möchte ich heute erzählen. Knotlinge leben schon lange auf unserer Welt, oder besser gesagt unter ihr. Sie sind kleine wundersame Wesen. Ein Knotling hat sehr lange Beine und genauso lange Arme. Auch ihr Hals ist sehr lang. Deshalb machen sie Knoten in Beine, Arme und Hals. Das macht zusammen fünf Knoten. Und weil das alle Knotlinge machen, heißen sie Knotlinge. Knotlinge werden nicht geboren. Sie wachsen an Knotenbäumen. Diese Bäume befinden sich nur unter der Erde, dort wo auch die Knotlinge leben. Sie sind nicht größer als eine Maus oder eine große Zwiebel. Sie sind auch fast so rund wie eine Zwiebel, denn sie essen für ihr Leben gerne. Darum haben alle Knotling einen dicken Bauch. Und jeder Knotling ist stolz auf seinen Bauch. Darum würde ein Knotling niemals eine Diät machen. Sie haben ein ähnliches Gesicht wie wir Menschen. Aber ihre Nasen sind größer als unsere. Knotlinge tragen gerne Hüte, in jeder Form und Farbe. Ansonsten tragen sie entweder einen Anzug oder ein Kleid. Da sie weder ein Mann noch eine Frau sind, suchen sie sich das einfach jeden Morgen aus.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass sie viel essen. Trotzdem müssen sie nicht auf die Toilette gehen. Sie müssen nur furzen. Überhaupt sind Furze sehr wichtig für die Knotlinge. Darum werde ich später noch mal genauer darauf eingehen. Ihre Städte liegen unter der Erde und weil sie sehr gerne in Wäldern Sport treiben, liegen diese Städte immer unter einem Wald. Jetzt fragst du dich sicher, warum du noch nie einen Knotling gesehen hast. Das ist ganz einfach. Knotlinge haben einen Zauber, der angeboren ist. Wenn sie in Bäumen turnen, sehen wir Menschen ein Eichhörnchen. Gehen sie auf dem Boden spazieren, sehen wir eine Maus. Hast du also schon einmal ein Eichhörnchen oder eine Maus im Wald gesehen? Wer weiß, vielleicht hast du ja doch schon mal einen Knotling gesehen.

Ein Knotling, ein Knotling und eine Maus

Jetzt wird es aber Zeit, dass ich mal mit meiner Geschichte über einen bestimmten Knotling, Alfonso Knothausen, beginne. Alfonso heißt Knothausen, weil er auf dem Knotenbaum der Stadt Knothausen gewachsen ist. Jede Stadt hat ihren Knotenbaum und jeder Knotenbaum hat einen Baummeister. Dieser kümmert sich jeden Tag um den Baum und um die wachsenden Knotlinge. Und wenn die Knotlinge reif sind, pflückt er sie. Der erste gepflückte Knotling eines Monats bekommt einen Vornamen mit A, der Zweite mit B, der Dritte mit C und so weiter. Also ist unser Alfonso der Erstgepflückte eines Monats aus der Stadt Knothausen. Alfonso studiert an der Knotlinger Universität in Knotenstadt Bahnwesen. Er möchte unbedingt Bahnhofsvorsteher werden. An diesem Tag hatte er Bahngeschichte bei Prof. Claudius Knotenen. Der Professor erzählte gerade mit stolzgeschwellter Brust die Geschichte, wie die Knotenener Knotlinge die Idee hatten, alle Städte der Knotlinge mit einer Bahn zu verbinden. Alfonso träumte gerade mal wieder davon, wie er als Bahnhofsvorsteher in seine Pfeife blies. Da tippte ihm sein Kumpel Hubertus Knotenstadt auf die Schulter.

»Hast du das aus Australien gehört?«, fragte Hubertus. Alfonso schüttelte den Kopf. »Die wollen zum Mond fliegen.«

»Wie soll das denn gehen? Wollen die den Mond ins Drachenfurznetz aufnehmen?«, erkundigte sich Alfonso.

»Das glaube ich nicht. Die haben bestimmt etwas erfunden. Ich dachte, du weißt vielleicht was«, sagte Hubertus.

»Nein. Hör ich zum ersten Mal«, entgegnete Alfonso und stellte sich vor, wie er Bahnhofvorsteher auf dem Mond sei. Am Ende der Stunde verabschiedete sich Alfonso von Hubertus und rannte zum Bahnhof. Er wollte früh dort sein, um dem Bahnhofsvorsteher vom Bahnhof Knotenstadt zuzuschauen. Aber mit dem schnellen Rennen war das so eine Sache. Alfonso hatte sich am Morgen für ein Kleid entschieden. Damit konnte er nicht so schnell rennen wie mit einer Hose. Obwohl es sich um sein Lieblingskleid handelte, ärgerte er sich jetzt über seine Entscheidung. Als er den Bahnhof erreichte, waren es noch zwei Minuten bis zur Abfahrt und der Bahnhofsvorsteher stand schon an der Röhre. Alfonso sprang in den Zug und suchte sich einen Fensterplatz. Von dort aus konnte er den Bahnhofsvorsteher beobachten. Als dieser in seine Pfeife blies, machte Alfonso die Bewegungen mit. Ich glaube, wenn du ihm zugesehen hättest, würdest du sicherlich denken, dass er ganz schön durchgeknallt ist. Das Ventil öffnete sich und der Zug wurde nach vorne geschossen.

Ich denke, bis Alfonso in Knothausen ankommt, erzähle ich dir von der Drachenfurzbahn und wie sie funktioniert. Ja, es gibt Drachen. Aber nicht so, wie wir uns diese vorstellen. Ein Drache ist ungefähr so groß wie ein Schäferhund und ziemlich faul und verfressen. Drachen können auch kein Feuer spucken. Jede Stadt der Knotlinge hatte ihren eigenen Drachen. Sie werden den ganzen Tag mit Zwiebeln gefüttert, damit sie viel furzen. Denn die Knotlinge fangen die Fürze auf und leiten sie in großen Tanks. Die Städte sind mit Röhren verbunden, in denen die Züge der Knotlinge fahren. Sie benutzen die Drachenfürze, um die Züge durch diese Röhren zu schießen. Deshalb heißt die Bahn der Knotlinge Drachenfurzbahn. So können die Knotlinge durch die ganze Welt reisen.

Alfonso fuhr nur eine Station nach Knothausen. Er ging vom Bahnhof durch die Stadt zum Baum. Der Baummeister war sein Freund und die beiden wohnten zusammen mit noch vier weiteren Knotlingen in einem Haus. Alfonso fand es schön, beim Baum zu sein. Der Baum hatte keine grünen Blätter, wie unsere Bäume. Seine Blätter waren kunterbunt.

»Ah, das ist ja unser Bahnhofsvorsteher in spe. Wie geht es dem Studenten?«, fragte Albert Knothausen, der Baummeister von Knothausen.

»So weit, so gut. Hast du von den Australiern gehört? Die wollen angeblich jemanden auf den Mond schießen«, erkundigte sich Alfonso.

»Auf den Mond? So verrückt können auch nur die Australier sein.«

»Kannst du dir vorstellen, wie die das hinkriegen wollen?«

»Nee. Was sagt denn das Gerücht?«

»Bis jetzt nichts. Ich versuche etwas herauszufinden, denn die Idee ist doch spannend.«

»Na ja, geht so. Denkst du an das Fest morgen?«

»Natürlich. Du hast es bis jetzt ja nur hundertmal erwähnt. Mein Freund Hubertus kommt auch.«

»Okay. Ich sage dem Baum nur noch Tschüss und dann können wir nach Hause gehen.« Jeder Baum hatte ein Gesicht und konnte sprechen. Aber nur die Baummeister konnten ihre Sprache verstehen.

Alfonso und Albert gingen in die Stadt hinein. Da hörte Alfonso seinen Namen. Er drehte sich um und sah Oskar. Oskar war eine Maus und ein guter Freund von Alfonso. Er stand an eine Hauswand gelehnt und hatte eine Sonnenbrille auf.

»Hey Maus. Zu viel Sonne hier unter der Erde?«, fragte Albert.

»Er denkt, damit sieht er cool aus«, kommentierte Alfonso.

»Du hast Freunde...«, sagte Albert und lachte.

»Ich ziehe noch ein bisschen mit Oskar um die Häuser.« Sie verabschiedeten sich und Alfonso ging zu Oskar. Oskar war eine Waldmaus. Er hatte braunes Feld mit einer weißen Zeichnung um die Nase. Als die beiden sich kennenlernten, war die Maus noch wild und ungepflegt. Mittlerweile pflegte er sein Fell, denn er war auf der Suche nach einer Freundin. Als Knotling konnte Alfonso das nur bedingt nachvollziehen. Er sah keinen Sinn darin, eine Freundin zu haben, was wohl daran lag, dass Knotlinge kein Geschlecht haben.

»Die Sonnenbrille ist lächerlich«, sagte er zur Maus.

»Die Mäusedamen stehen drauf«, versicherte Oskar.

»Dieses affige Verhalten für die Damen werde ich nie verstehen«, stellte Alfonso fest.

»Sagt der Typ im Kleid«, stichelte Oskar. »Gehen wir was trinken?«

»Klar!«, antwortete Alfonso. »Hast du das mit der Mondreise in Australien gehört?«

»Klar. Alle Mäuse reden darüber. Ihr Knotlinge spinnt manchmal ganz schön«, sagte Oskar.

»Aber was sagen die Mäuse?«

»Also, ich habe was von einer Mentos-Cola-Rakete gehört.«

»Was ist denn eine Mentos-Cola-Rakete?«, fragte der Knotling. Oskar schüttelte den Kopf.

»Ihr Knotlinge habt ein weltweites Drachenfurzbahnnetz, aber keine Ahnung von der Welt. Wenn man ein Mentos in eine Cola-Flasche steckt, schießt die Cola nach kurzer Zeit aus der Flasche. Ist ganz witzig«, erklärte Oskar.

»Und daraus bauen die eine Rakete? Das ist krass. Da wäre ich gerne dabei. Stell dir mal vor, du fliegst zum Mond«, sagte Alfonso schwärmend. Eigentlich hatte Alfonso gar keine Ahnung vom Fliegen. Zwar hatte er bei seinen Ausflügen zur Oberfläche schon Vögel gesehen, sich aber weiter darüber keine Gedanken gemacht. Allerdings wusste er, der Mond war wirklich weit weg. Das faszinierte ihn.

»Da kann man nicht atmen. Also nichts für Mäuse. Ihr laufenden Pflanzen müsst ja nicht atmen. Euch kann es ja egal sein. Aber falls du nach Australien fährst, komme ich mit. Ich glaube, eine Maus aus Deutschland war noch nie in Australien.« Wenn Oskar ehrlich war, wusste er gar nicht so genau wo Australien lag. Halt irgendwo auf der anderen Seite der Erde. Und das fand er cool. Auch wusste er nicht, ob eine Maus aus Deutschland schon einmal in Australien war. Er kannte nur die Mäuse aus dem Wald über Knothausen. Bei diesen Mäusen war er sich allerdings sicher, dass noch keine in Australien war. 'Da hinfahren', dachte Alfonso. Die Idee war ihm noch gar nicht gekommen. Sie setzten sich in ihre Lieblingsgaststätte. Der Knotling hatte schon viel zu lange nichts mehr gegessen. Die Maus aß nichts. Er müsse etwas abnehmen, hatte er gesagt. Der Knotling dachte sich seinen Teil.

Da habe ich dir doch tatsächlich vergessen zu erzählen, dass Knotlinge und Mäuse gute Freunde sind. Allerdings hatten die Knotlinge große Probleme mit Ratten. Ratten konnten zwar großartig Witze erzählen und Knotlinge liebten es zu lachen, aber Ratten riechen aus dem Mund. Und Knotlinge konnten Mundgeruch gar nicht leiden. Darum gab es keine Freundschaften zwischen Ratten und Knotlingen. Aber weiter in unserer Geschichte.

Nachdem Alfonso gegessen hatte, fragte er Oskar: »Meintest du das ernst?«

»Was meinte ich ernst?«, fragte Oskar zurück.

»Na, das mit dem Hinfahren nach Australien«, sagte Alfonso.

»Ja. Wenn du doch so interessiert bist an dem Flug zum Mond. Euer Drachenfurzbahnnetz geht doch bis dahin.«

»Das heißt es. Aber ich habe noch von keinem Knotling gehört, der weiter als zehn Stationen mit der Bahn gefahren wäre.«

»Wenn du herausfindest, dass die Bahn bis dahinfährt, komme ich mit. Da gibt es bestimmt tolle Mäusedamen.«

»Ich frage morgen früh mal den Bahnhofsvorsteher. Allerdings nicht nach Mäusedamen«, sagte Alfonso und zwinkerte seinem Freund zu.

»Gut, dann fahren Alfonso und Oskar nach Australien.«

Drei Samen und ein Fest

Am nächsten Morgen lief Alfonso direkt nach dem Frühstück zum Bahnhof.

»Guten Morgen, Alfonso. Na, willst du wieder zugucken, wie ich die Züge abfertige?«, fragte der Bahnhofsvorsteher.

»Guten Morgen, Zebra. Heute nicht. Heute habe ich eine Frage«, sagte Alfonso. Du wirst dich jetzt vielleicht fragen, warum der Bahnhofsvorsteher Zebra heißt. Das ist ganz einfach. Der Baummeister hatte einen schlechten Tag als er den Bahnhofsvorsteher pflückte. Da ihm einfach kein Vorname mit Z eingefallen war, das Z aber dran war, nannte er ihn Zebra. Die Uniform des Bahnhofsvorstehers war ohne Makel und die Schuhe poliert.

»Du hast eine Frage? Sonst weißt du doch schon immer alles, was mit dem Bahnhof zu tun hat«, sagte Zebra.

»Das betrifft auch nicht den Bahnhof. Also nicht direkt«, erwiderte Alfonso.

»Na, dann schieß los!«

»Kann man von hier nach Australien fahren?«

»Mit unserer Bahn? Theoretisch schon«, meinte Zebra.

»Was heißt theoretisch?«

»Du müsstest wahrscheinlich hundertmal oder so umsteigen und du wärst bestimmt mehrere Tage unterwegs.« Alfonso ging über den Einwand einfach hinweg.

»Kannst du mir die Strecke raussuchen? Und könnte mein Freund Oskar mitkommen? Er ist eine Maus«, fragte Alfonso und war ganz gespannt auf die Antwort. Der Bahnhofsvorsteher überlegte. »Da muss ich mal in den alten Fahrbüchern im Lager schauen. Ich verspreche dir nichts, aber ich schaue mal«, sagte Zebra vorsichtig.

»Hurra!«, rief Alfonso und hüpfte herum vor Freude. Eigentlich können Knotlinge sehr hoch und sehr weit springen. Aber nur, wenn sie keine Knoten in den Beinen hatten. Darum hüpfte unser Alfonso nur.

»Aber jetzt kommt erstmal der Zug aus Knotenstadt«, sagte Zebra, der die Begeisterung, die Alfonso für alles zeigte, toll fand.

»Damit kommt mein Freund Hubertus. Wir gehen zusammen zum Fest. Kommst du auch?«, fragte Alfonso immer noch hüpfend.

»Nein, ich muss meinen Dienst hier verrichten. Wenn du das mal schaffen solltest, Bahnhofsvorsteher zu werden, hat dein Dienst immer Vorrang.«

»Ja, aber heute nicht. Heute feiere ich mit meinen Freunden.« Plötzlich hörten sie ein lautes Zischen.

»Da kommt der Zug«, sagte der Bahnhofsvorsteher und stellte sich gerade hin. Zebra nahm seinen Job sehr ernst. Sobald der Zug stand, sprang Hubertus auf den Bahnsteig. Die Freunde begrüßten sich auf Knotlinger Art, indem sie ihre dicken Bäuche aneinanderstießen. Die beiden hatten sich verabredet, heute das Gleiche anzuziehen. Sie trugen einen Anzug mit blau-gelbem Karomuster und grüne Flipflops. Alfonso hatte seinen Lieblingshut auf. Einen Westernhut aus Filz. Hubertus trug eine rosa Zipfelmütze. Sie gingen in die Stadt, wo sie Oskar treffen wollten. Natürlich nahmen sie auf dem Weg einen Snack. Schließlich war das Frühstück schon eine Stunde her. Oskar wartete vor der Eisdiele. Heute hatte er seine Sonnenbrille zu Hause gelassen. Sie begrüßten sich.

»Ich dachte, ich warte vor der Eisdiele, denn ihr habt doch immer Hunger«, sagte Oskar.

»Wir hatten einen Snack auf dem Weg«, entgegnete Alfonso.

»Aber auf dem Rückweg könnte ich schon ein Petersilieneis vertragen«, fügte Hubertus hinzu und rieb sich den Bauch.

»War ja klar« sagte Oskar, der ein bisschen genervt war wegen seiner Diät. Sie gingen Richtung Baum und hörten schon die Gesänge. Knotlinge hatten zwar keine Musikinstrumente, aber sie sangen sehr gerne und bei jedem Anlass. Die drei Freunde kamen auf dem großen Platz vor dem Baum an und Alfonso hatte Schwierigkeiten, den Baummeister zu finden. Nach einiger Zeit gab er es auf. Die drei reihten sich bei den anderen Knotlingen ein und sangen aus voller Kehle mit. Besonders Oskar hatte Spaß, denn als Maus musste er zu Hause immer leise sein, damit die Katzen, Marder oder Füchse sie nicht hörten. Denn diese fressen gerne Mäuse. Hier konnte er laut sein ohne Gefahr. Nach dem vierten Lied wurde es leise auf dem Platz.

»Anscheinend kommt der Bürgermeister«, sagte Alfonso zu seinen Freunden. Du musst wissen, dass ein Bürgermeister bei den Knotlingen nicht viele Aufgaben hatte. Wichtige Entscheidungen wurden bei den Knotlingen von allen getroffen. Der Bürgermeister schlichtete Streitigkeiten, von denen es bei den Knotlingen nicht viele gab. Der letzte Streit, den der Bürgermeister schlichten musste, war schon 60 Jahre her. Außerdem war der Bürgermeister der Hüter der Samen. Er hatte einen Beutel mit weißen Samen für Baummeister und einen mit schwarzen Samen für Drachenfänger. Heute hatte er den Beutel mit den schwarzen Samen dabei. Er stieg auf ein Podest und fing mit seiner Rede an.

»Meine lieben Knotlinge aus Knothausen, werte Gäste von außerhalb.«

»Der meint uns«, sagte Hubertus begeistert und schaute dabei Oskar an. Der Bürgermeister fuhr fort.

»Wie ihr alle wisst, ist unser geliebter Drache Gerhilde in die Jahre gekommen. Er ist nun 1372 Jahre alt und es wird Zeit, dass wir einen neuen bekommen. Dazu benötigen wir Drachenfänger, die wir heute pflanzen werden.« Die Menge jubelte. Du musst es dir einfach mal vorstellen. Ein Knotling wurde zwischen 90 und 100 Jahre alt. Ein Drache ungefähr 1400 Jahre. Da war es nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Knotling einen Drachenfänger oder einen Jungdrachen sah. Und die Drachenfänger, die an diesem Tag gepflanzt wurden, würden in sechs Monaten reif sein und auf die Jagd gehen. Das fanden die Knotlinge so spannend. Vor allem Hubertus war glücklich, dass Alfonso ihn eingeladen hatte. Denn der Drachen von Knotenstadt war erst 612 Jahre alt. Bis Knotenstadt einen neuen bekam, würde es noch viele Jahrhunderte dauern. Der Bürgermeister zog drei Samen aus dem Beutel und sagte: »Diese Samen sind unsere Zukunft. Aus ihnen werden unsere Drachenfänger wachsen. Ich übergebe sie vertrauensvoll an dich, lieber Albert.« Die Menge jubelte wieder und der Baummeister nahm die Samen. Er ging zum Baum. Die drei Freunde hatten eine gute Sicht. Als Albert den Baum erreichte, war der Baum eingeschlafen. Albert stupste ihn an. Der Baum öffnete die Augen und gähnte. Was er sagte, konnte nur der Baummeister verstehen. Dieser hielt die Samen noch einmal hoch und warf sie nacheinander in den Mund des Baumes. Jedes Mal, wenn der Baum einen Samen schluckte, glitzerten seine bunten Blätter. Die Knotlinge beobachteten das Ganze total gespannt. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Als das letzte Glitzern aufhörte, jubelten die Zuschauer ohrenbetäubend. Alfonso glaubte, ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht des Baumes gesehen zu haben. Der Bürgermeister hob die Arme. Die Zuschauer verstummten.

»Und jetzt wird den ganzen Tag gefeiert und vor allem gegessen, meine Freunde«, sagte er.

»Einen kleinen Hunger hätte ich schon«, merkte Hubertus an.

»Dann lass uns mal schauen, was es so im Angebot gibt«, erwiderte Alfonso, während Oskar die Augen verdrehte.

»Irgendwann platzt ihr noch«, sagte er.

Sie schauten sich die Essensstände an, die in einem großen U aufgebaut waren. Es gab rohe Zwiebeln für alle, die an dem Furzwettbewerb teilnehmen wollten, gekochtes Gemüse, Blattläuse und geschälte Weintrauben. Es gab auch einen Stand mit Hüten und einen mit kunterbuntem Schuhwerk. Sie holten sich von allem Essen jeweils eine Portion und verabredeten, später beim Hutstand vorbei zu schauen. Hubertus hatte sich eine große Portion rohe Zwiebeln geholt. Er wollte am Furzwettbewerb teilnehmen.

»Was hat eigentlich der Bahnhofsvorsteher gesagt?«, fragte Oskar.

»Er will ma nahschaun.«, sagte Alfonso mit vollem Mund.

»Woru gehs?«, fragte Hubertus mit noch vollerem Mund. Bevor Alfonso etwas sagen konnte, erzählte Oskar, worum es ging, denn sein Mund war nicht voll.

»Wir wollen nach Australien mit der Drachenfurzbahn fahren. Alfonso hat gefragt, ob wir das machen können.«

»Na Austrlien. Da kom ch mi«, sagte Hubertus.

»Kannst du nicht erst mal den Mund leer machen, bevor du redest?«, fragte Oskar.

»Warm?«, erwiderte Hubertus.

»Weil man dich dann auch verstehen könnte.«

Hubertus schluckte und wiederholte: »Nach Australien. Da komme ich mit. Das wäre ein tolles Abenteuer«, sagte er mit leerem Mund.

»Da wär suber.«, schmatzte Alfonso mit vollem Mund. Oskar schlug sich genervt die Hand vor die Stirn.

»Oh, Mann. Und mit euch soll ich nach Australien fahren? Das wird ja nur peinlich.« Hubertus ließ einen fahren.

»Oh, ich glaube, ich bin so weit für den Wettbewerb.«, sagte er und stopfte den letzten Happen rohe Zwiebeln in den Mund.

»Du isst das doch dann nicht mehr?«, wollte Alfonso wissen und machte sich über die Weintrauben von Hubertus her, der sich schon auf dem Weg zur Wettkampfarena machte. Oskar und Alfonso kamen nach. Die Wettkampfarena war einfach ein Stück Boden, der mit einem Seil kreisrund abgesperrt war. Jeder Teilnehmer bekam eine Startnummer. Wenn die Startnummer aufgerufen wurde, ging der Teilnehmer in die Mitte des Kreises und furzte sein Lied. Hubertus hatte die Startnummer dreizehn. Alfonso und Oskar hörten sich die Lieder an und selbst Oskar hatte seinen Spaß.

»Hubertus scheint ganz schön nervös zu sein«, meinte Oskar und zeigte auf einen sichtlich aufgeregten Hubertus.

»Wenn er gleich dran ist, geht das schon. Er sieht nur so aus, weil er die Fürze zurückhalten muss«, sagte Alfonso. Alle klatschten, als Nummer zwölf fertig war. Nun war Hubertus dran. Die Freunde drückten ihm die Daumen und sahen, wie erleichtert er aussah, als er endlich anfangen konnte. Hätte er nicht das Stadtlied von Knotenstadt gefurzt, hätte er vielleicht sogar gewinnen können. So feierten die Knothausener den Sieg von Claudio Knothausen, dem Eisdielenbesitzer von Knothausen. Er wurde auf den Schultern getragen, während der Knotling und die Maus Hubertus in die Mitte nahmen und zum Hutstand gingen.

»Du hast gut gefurzt, aber an deiner Liedauswahl musst du noch arbeiten«, sagte Alfonso.

»Das war nur zum Üben. Wir pflanzen in neun Monaten einen Baummeister. Da gibt es auch einen Furzwettbewerb. Den will ich gewinnen. Ihr beide kommt dann nach Knotenstadt, oder?«, fragte Hubertus euphorisch.

»Ich werde da sein«, stimmte Alfonso zu.

»Wenn ich meine Frau dann mitbringen kann, komme ich auch«, sagte Oskar.

»Du hast doch noch nicht mal eine Freundin«, lachte Alfonso.

»Aber bis dahin werde ich eine haben«, entgegnete Oskar, allerdings mit einem Zweifeln in der Stimme. »Vielleicht klappt es ja mit einem neuen Hut«, sagte Hubertus und setzte Oskar einen Pipitahut auf.

»Nein. Kleidung und Hüte sind eher was für euch.

---ENDE DER LESEPROBE---