Die lauernde Furcht - H. P. Lovecraft - E-Book

Die lauernde Furcht E-Book

H. P. Lovecraft

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Beschreibung

"The Lurking Fear" ist eine Horror-Kurzgeschichte des amerikanischen Autors H. P. Lovecraft. Die Erzählung wurde im November 1922 geschrieben und erstmals in den Ausgaben von 'Home Brew' von Januar bis April 1923 veröffentlicht. Die Geschichte wird von einem namenlosen Sucher nach seltsamen Schrecken erzählt, der das Massaker an einer Gemeinschaft von etwa sechs Dutzend entarteten Hinterwäldern in einer obskuren Region untersucht. Die 'Catskills', ein Massaker, das während eines besonders heftigen Gewitters stattfand und anscheinend von einer nicht identifizierten Krallenbestie verübt wurde. Der Erzähler entdeckt bald, dass sich die finstersten Legenden der Region um das verlassene Martense-Herrenhaus ranken, und beschließt, zusammen mit zwei Gefährten die Nacht in dem großen alten Haus zu verbringen.

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Seitenzahl: 42

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Inhaltsverzeichnis

I. Der Schatten auf dem Kamin

2. Einmal geht der Sturm vorüber

3. Was das rote Glühen bedeutete

4. Das Grauen in den Augen

I. Der Schatten auf dem Kamin

Donner grollte durch die Nacht, in der ich zum verlassenen Tempest Mountain hinaufstieg, um der lauernden Furcht zu begegnen. Ich war nicht allein, denn damals gehörte Tollkühnheit noch nicht zu meinen Tugenden wie die Liebe zum Grotesken und Schaurigen, die meine Karriere zur pausenlosen Suche nach dem Grauen in der Literatur wie auch in der Wirklichkeit hatte werden lassen. Zwei vertrauenswürdige und kräftige Männer begleiteten mich. Ich hatte nach ihnen geschickt, als ich aufbrechen wollte – die beiden hatten mich wegen ihrer besonderen Geschicklichkeit schon oft auf meinen schaurigen Forschungsreisen begleitet.

Wir hatten das Dorf in aller Stille verlassen, da sich die Reporter nach der entsetzlichen Panik vor einem Monat – dem albtraumhaft umherkriechenden Tod – noch immer dort aufhielten. Später, so glaubte ich, könnten sie mir vielleicht nützlich sein, doch jetzt brauchte ich sie nicht. Ich wünschte bei Gott, ich hätte sie an der Suche teilnehmen lassen. Dann hätte ich das Geheimnis nicht so lange mit mir herumtragen müssen. Nur fürchtete ich, die Welt würde mich für verrückt halten oder selbst verrückt werden – bei all den dämonischen Auswirkungen der Angelegenheit.

Jetzt, da ich ohnehin davon erzähle, damit das Grübeln mich nicht irre macht, wünschte ich, die Geschichte nie geheim gehalten zu haben. Denn nur ich allein weiß, welche Art von Furcht sich auf dem unheimlichen, verlassenen Berg verbarg. Mit einem kleinen Auto legten wir den Weg durch den urzeitlichen Wald und über den Hügel zurück, bis der bewaldete Anstieg eine Weiterfahrt verhinderte. Die Landschaft hatte etwas ungewohnt Finsteres an sich; bei Nacht und ohne die übliche Begleitung zündeten wir daher vielleicht allzu häufig unsere Azetylen-Lampen an den Helmen an, obwohl das Aufmerksamkeit hätte erregen können.

Nach Einbruch der Dunkelheit wirkte diese Landschaft ganz und gar nicht einladend und ich glaube, mir wäre das Morbide selbst dann aufgefallen, wenn ich nichts von dem Grauen gewusst hätte, das hier umherging. Wild gab es hier nicht. Tiere spüren es, wenn der Tod in der Nähe lauert. Die uralten, von Blitzen vernarbten Bäume schienen unnatürlich groß und verwachsen, die übrige Vegetation ungewöhnlich fleischig und rastlos, während eigenartige Hügel in der von Unkraut überwucherten, von Blitzeinschlägen zerfurchten Erde mich an gigantisch angeschwollene Schlangen und menschliche Schädel erinnerten.

Die Furcht lauerte schon seit über hundert Jahren auf Tempest Mountain. Das hatte ich schon sehr bald aus den Zeitungsberichten über die Katastrophe erfahren, die zum ersten Mal die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diese Gegend lenkten. Dieser Ort ist eine entlegene, einsame Anhöhe in jenem Tal der Catskill Mountains, die von der niederländischen Zivilisation nur kurz bewohnt wurde. Nach ihrem Rückzug blieben nur einige verfallene Herrenhäuser und degenerierte Siedler zurück, die in erbärmlichen Dörfern an unzugänglichen Berghängen hausten.

Normale Menschen haben vor der Gründung der Staatspolizei nur selten diese Gegend bereist und noch heute patrouillieren berittene Polizisten hier nur gelegentlich. Doch in allen benachbarten Dörfern ist die Furcht eine althergebrachte Überlieferung. Hauptthema der schlichten Gespräche der armen Tölpel, die ihre Täler zuweilen verlassen, um ihre geflochtenen Körbe gegen all das notwendige einzutauschen, dass sie nicht jagen, anbauen oder anfertigen können.

Die lauernde Furcht hauste in dem verlassenen und gemiedenen Anwesen der Martenses, das die hohe, gleichmäßig ansteigende Erhebung krönte. Da es an diesem Ort häufig zu Gewittern kam, hatte ihm das den Namen Tempest Mountain eingetragen; Gewitterberg also. Seit über hundert Jahren war das alte, von einem Hain umgebene Steinhaus das Thema unglaublich übertriebener und scheußlicher Geschichten. Geschichten über einen lautlosen, gewaltigen, kriechenden Tod, der im Sommer die Gegend heimsuchte. Mit eindringlicher Beharrlichkeit erzählten die Siedler von einem Dämon, der nach Einbruch der Dunkelheit einsame Reisende ergriff und sie verschleppte oder in einem fürchterlich angefressenen und zerstückelten Zustand zurückließ. Manchmal sprachen sie auch von Blutspuren, die zu dem fernen Haus führten und behaupteten, der Donner locke die lauernde Furcht aus ihrer Behausung hervor. Andere sagten sogar, der Donner sei ihre Stimme.

Niemand außer diesen Hinterwäldlern hätte diesen vielen, sich widersprechenden Geschichten Glauben geschenkt, die mit unzusammenhängenden, überspannten Beschreibungen des immer nur halb sichtbaren Bösen gewürzt wurden. Andererseits zweifelte auch kein Bauer oder Dorfbewohner daran, dass im Haus der Martenses ein grausiges Monster hauste. Die örtlichen Annalen schlossen jeden Zweifel daran aus, obwohl von keinem der Forscher, die das Gebäude erkundet hatten, jemals ein Beweis für die Existenz dieses Geistes erbracht werden konnte. Alte Frauen erzählten sonderbare Ammenmärchen über das Schreckgespenst der Martenses; Märchen über die Familie der Martenses, ihre eigentümlich vererbte Ungleichheit der Augenfarbe, die lange ungewöhnliche Familienchronik und von dem Mord, der angeblich einen Fluch über sie gebracht hatte.