Die letzte Zugfahrt - Nancy Noack - E-Book

Die letzte Zugfahrt E-Book

Nancy Noack

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Beschreibung

Melodie steigt in den ICE Richtung Düsseldorf, wird ihr Ziel aber nicht erreichen. Sie verstirbt im Zug, regt damit einen Schriftsteller zu einer neuen Geschichte an, hat ihm jedoch noch mehr als nur eine neue Story mitgegeben. Auch er soll die Zugfahrt nicht überleben. Für viele Passagiere wird es Die letzte Zugfahrt sein...

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Nancy Noack

Die letzte Zugfahrt

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Die letzte Zugfahrt

Die letzte Zugfahrt

 

Nancy Noack

 

Leicht gestresst stieg Melodie in den ICE nach Düsseldorf. Mal wieder wusste sie nicht, welcher Waggon nun der Richtige war. Ständig wurden die Waggonreihungen geändert. Irgendwo sollten die Zugabteile dann auch noch voneinander getrennt werden. Wählte Melodie das falsche Abteil, würde sie womöglich nicht am gewünschten Ziel ankommen. Der Zug fuhr nach Düsseldorf, was aber nicht Melodie ihr Ziel war. Sie wollte nach Duisburg. Dazwischen gab es dann auch noch Dortmund. So viele Bahnhöfe mit D. Hoffentlich stieg die Frau letztendlich auch am richtigen Bahnhof aus. Klingt ja schließlich irgendwie alles gleich.

 

Zum gefühlten hundertsten Mal schaute die leicht weltfremde Frau auf ihr Zugticket. Waggon 24, Sitzplatz 36, Fenster, Großraum. Endlich fand sie ihren Platz und stellte fest, dass das mit dem Großraum mal wieder nicht stimmte. Sie war normal gebaut. Nicht superschlank, aber auch nicht fett. Viel Platz und Beinfreiheit hatte Melodie dennoch nicht. So viel zum Großraum.

Der Zug fuhr an und löste direkt weitere Genervtheit bei der Reisenden aus. Sie fuhr rückwärts! Wie Melodie dies hasste. Ändern konnte sie es aber nicht. Es war um sie herum nicht wirklich etwas frei. Vor ihr saß eine asiatische Familie mit Baby. Links eine buchlesende Frau, in einem viel zu warm wirkenden roten Wollpullover. Melodie trieb allein schon der Anblick des warmen Pullis, den Schweiß in den Nacken. Hinter der Wollpulli-Dame saß ein Mann mittleren Alters, mit großer Nase, auf der eine Brille seinen Platz fand. Er wirkte wie ein Professor, Arzt oder Lehrer. Aber dennoch nicht unbedingt unsympathisch. Hinter Melodie befand sich eine Reisegruppe, welche sich auf Englisch unterhielten, Amerikaner oder so was. Die reisende Frau fühlte sich eingeengt und irgendwie umzingelt. Bekam sie nun etwa auch noch eine Panikattacke? Vermutlich war ihr derzeitiges, allgemeines Unwohlsein der Grund dafür. Sie schleppte schon seit Wochen eine eklige Erkältung mit sich herum. Immer wieder wurde sie von Hustenattacken gequält. Das zerrte aus und machte ihr sonst liebliches Gemüt mürbe.

 

Erschöpft versuchte Melodie es sich so bequem wie eben möglich zu machen. Die asiatische Familie redete ununterbrochen. Das Baby spielte mit einer nervigen Rassel. Die ganze Zeit ging es "Klapper, klapper, rassel, rassel". Hinter ihr die Reisegruppe war auch nicht gerade leise. Die Wollpullifrau blätterte viel zu laut in ihrem Buch. Und dieser Pullover! Zu warm, einfach nur viel zu warm. Melodie fühlte sich inzwischen wie ein Stück glühende Kohle. Erneut schüttelte sie ein krampfartiger Hustenanfall kräftig durch. Der Professor oder was auch immer er war, schaute merkwürdig zu ihr herüber. Was wollte er? War er besorgt, angewidert? Sollte sie sein nächstes Forschungsprojekt werden? Sie wusste es nicht, aber letztendlich war es ihr auch egal. Im Augenwinkel nahm sie wahr, dass sein silberner Koffer Stück für Stück von der Gepäckablage rutschte. Er sah nicht schwer aus. Ein einfacher Alukoffer mit einem roten Hai an der Seite. Der Hai faszinierte Melodie und fesselte ihren Blick. Das Tier ließ sie fast vergessen, dass der Koffer stetig rutschte und sie an ihrem Husten fast erstickte.