Die letzten Tage von Paris - Peter Prange - E-Book

Die letzten Tage von Paris E-Book

Peter Prange

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Beschreibung

Paris, 1944. Eine Liebe in Zeiten der Barbarei und die Schicksalstage einer Stadt. Dramatisch, ergreifend, bewegend. Eine kleine Erzählung über große Helden im Widerstand, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Paris unter der deutschen Besatzung. Während die Alliierten auf breiter Front anrücken, gibt Hitler Befehl, die französische Hauptstadt dem Erdboden gleich zumachen. Zwei Résistance-Kämpfer, Irène und Bertrand, sind bereit, ihr Leben und ihre Liebe zu opfern, um die Barbarei zu vereiteln. Ziel ihres Anschlags ist SS-Führer Oberg, ein fanatischer Nazi mit einer Schwäche für schöne Frauen. Doch ihr Plan wird verraten – ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …

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Peter Prange

Die letzten Tage von Paris

Roman

Teil I

Sonntag, 13. August 1944

Die Abendsonne tauchte das Zimmer in goldenes Licht. Irène blickte auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. „Zwanzig vor sechs. In einer Viertelstunde kommt die Concièrge.“

„Ein paar Minuten haben wir noch“, sagte Bertrand und schmiegte sich an sie. „Zeit genug, um noch einmal …“

Die Berührung seines nackten Körpers erregte Irène so sehr, dass auch sie am liebsten dort weiter gemacht hätte, wo sie beide eben erst aufgehört hatten. Nur sonntags konnte Bertrand sie besuchen, denn sonntags war die Concièrge bei ihrer Tochter in Clichy – von morgens neun bis abends sechs, so pünktlich, dass man die Uhr hätte danach stellen können. Den Rest der Woche hockte sie in ihrem rosa Kittel in der Portiersloge und spionierte das Haus für die Gestapo aus, selbst jetzt noch, da die Amerikaner mit Riesenschritten auf Paris vorrückten.

Irène beherrschte sich. „Wir müssen vorsichtig sein“, flüsterte sie. „Du darfst der alten Hexe nicht in die Arme laufen. Außerdem haben sie die Sperrstunde vorverlegt. Wenn du dich nicht beeilst, schaffst du es nicht mehr zurück.“

„Sie behandeln uns wie Kinder“, sagte Bertrand. „Wie Kinder müssen wir von der Straße ins Haus, sobald es dunkel wird.“ Er richtete sich im Bett auf und schaute sie an. „Aber nicht mehr lange, das verspreche ich dir.“

Irène versuchte, sein Grinsen mit einem Lächeln zu erwidern, doch sie schaffte es nicht. „Ich habe solche Angst. Ich darf gar nicht daran denken. Du riskierst dein Leben.“

„Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn die Bombe hoch geht, bin ich längst weg.“ Bertrand strich zärtlich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Ich hab viel größere Angst als du. Um dich. Wenn ich mir vorstelle, dass dieses Schwein dich berührt …“

Irène schüttelte den Kopf. „Er kann mich nicht berühren, selbst wenn er es tut. Es … es ist nicht wirklich.“ Sie nahm seine Hand und führte sie an ihre Brust. „Spürst du, wie mein Herz schlägt? Es schlägt für dich. Nur das ist wirklich.“

„Mein Gott, was ist bloß aus uns geworden.“

Seit einer Woche stand ihr Plan fest; Bertrand und Irène hatten ihn ausgedacht, und Rol Tanguy, der Chef der Résistance, hatte ihn genehmigt, als Teil des großen Aufstands gegen die deutschen Besatzer, zu dem er die Pariser Bevölkerung in wenigen Tagen aufrufen wollte. Ziel des Anschlags war SS-Führer Oberg, der „Schlächter von Paris“, der Hunderttausende von Juden und Franzosen nach Deutschland deportiert hatte, in den Tod. Oberg hatte zwei Schwächen: eine für Frauen, und eine für Gustav Mahler, mit dessen Musik er sich auf seine erotischen Abenteuer einstimmte. Das sollte ihm nun zum Verhängnis werden. Seit Wochen bettelte er Irène um ein Rendezvous an – sie war bereit, es ihm zu gewähren. Der Plan sah vor, dass sie sich mit ihm in dem Bordell für deutsche Offiziere verabredete, in dem Bertrand als Faktotum arbeitete. Während Oberg dort bei Mahler-Klängen auf sie wartete, würde Bertrand für das Finale sorgen – der Plattenspieler enthielt eine Bombe mit Zeitzünder, der drei Minuten nach Inbetriebnahme die Explosion auslöste. In der Résistance lief die Aktion unter dem Kennwort Totentanz.

„Rol will wissen, wann es so weit ist“, sagte Bertrand. „Die Amerikaner sind schon in Chartres, und er glaubt, das Schwein wird sich absetzen, wenn der Boden hier zu heiß wird.“

„Morgen ist Oberg in der Kommandantur. Wenn ich ja sage, wird er alles tun, was ich von ihm verlange. Er ist so widerlich in seiner Verliebtheit. Habt ihr schon alles vorbereitet?“

„Der Plattenspieler wird gerade präpariert, übermorgen ist er fertig.“ Bertrand beugte sich über sie, um sie zu küssen. „Warum tust du das alles nur?“

Irène erwiderte seinen Kuss. „Weil ich dich liebe“, sagte sie, ihre Lippen an seinem Mund. „Und weil mir gar nichts anderes übrig bleibt.“

„Aber wenn jemand erfährt, dass wir uns kennen, werden sie dich …“

„Psssst …“ Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Wir sind schon so oft gestorben, und leben trotzdem weiter.“ Sie gab ihm noch einen Kuss. „Aber jetzt ist es höchste Zeit.“

„Du hast Recht, ich muss los.“ Bertrand verließ das Bett und griff nach seinen Kleidern. „Wann gibst du mir Bescheid?“

„Morgen Abend, vor der Sperrstunde. Wo finde ich dich?“

„Boulevard Raspail, Ecke Friedhof Montparnasse. Und vergiss die Schallplatte nicht.“