Die Männerlüge - Robin Haring - E-Book

Die Männerlüge E-Book

Robin Haring

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Beschreibung

Der Testosteron-Mythos Das berühmte Männerhormon ist immer dabei, wenn es um die ganz großen Themen unserer Zeit geht. Überschießendes Testosteron stürzt die Weltwirtschaft in die Krise, sinkendes Testosteron zwingt alternde Männer in die Knie und künstliches Testosteron rettet das männliche Geschlecht vorm Aussterben. Mit diesen populären Testosteronmythen rechnet Die Männerlüge nun endlich ab. Basierend auf den neuesten Erkenntnissen aus Medizin, Psychologie und Verhaltensforschung erklärt der Demograf und Epidemiologe Robin Haring unterhaltsam und anschaulich, was Testosteron kann (und nicht kann).

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Robin Haring

Die Männerlüge

Wie viel Testosteron braucht der Mann?

Robin Haring

DIE

MÄNNER

LÜGE

Wie viel Testosteron braucht der Mann?

Dieses Buch entstand in Zusammenarbeit mit Klaas Jarchow Media, Hamburg

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1. Auflage 2015© 2015 by Braumüller GmbHServitengasse 5, A-1090 Wien

www.braumueller.at

Coverfoto: © Alistaircotton | dreamstime.comISBN Printausgabe: 978-3-99100-146-1

ISBN E-Book: 978-3-99100-147-8

Inhalt

Vorwort

Testosteron – mehr Mann geht nicht

Testosteron ist für alle da

Ein Steckbrief

Testosteron und Mann – von Beginn an vereint

Augen zu und durch – der Testosteron-Sturm in der Pubertät

Die Natur ist ungerecht

Keine Medaille ohne Testosteron?

Nix für Turnbeutelvergesser

Männer kennen keinen Schmerz

Der richtige Riecher macht’s

Glatze oder Vollbart? Wer hat, der kann

Das Auge brütet mit

Testosteron und andere Entbehrungen des Familienlebens

Neue alte Väter und der Segen später Vaterschaft

Verhütung ist jetzt Männersache

Wollen, aber nicht können, oder können, aber nicht wollen?

Der Mann – ein testosterongesteuertes Mangelwesen?

Höher, schneller, weiter

Geh auf’s Ganze – mit Testosteron immer am Limit?

Me, myself and I

Mitte – Oben – Unten: Testosteron auf der sozialen Leiter

Zeig mir deine Hand und ich sag dir, wie viel Testosteron du hast

Du bist dein Testosteronspiegel, oder nicht?

Im Kreisverkehr Vorfahrt beachten

Testosteron unter der Glockenkurve

Testosteron und Männergesundheit

Risikofaktor Mann

Mit Testosteron durch dick und dünn

Achtung, entzündlich!

Honigsüßer Durchfluss

Tödliches Quartett

Im Zweifel für den Angeklagten?

Die Wechseljahre – jetzt auch für den Mann

Aging-Male-Syndrom – Marketinggag oder echtes Krankheitsbild?

Was kann die Testosterontherapie wirklich?

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren…

Selbst ist der Mann

Testosteronspiegel und Lebensstil sind untrennbar miteinander verbunden

Mann tut was

Tofu-Weichwurst oder Fleischeskraft

Ganz entspannt im Hier und Jetzt

Wer weniger schläft, hat auch nicht mehr vom Tag

Im Kloster leben Männer länger

Menopause, Andropause oder gar keine Pause

Testosteron und die Krise des neuen Mannes

Gesünder und älter, aber irgendetwas fehlt

Wann ist ein Mann ein Mann?

Testosteron und andere Gerüchte des Geschlechterkampfs

Nachwort

Referenzen

Danksagung

Vorwort

Mehr Testosteron gab es noch nie! Ob Weltwirtschaftskrise, Olympische Spiele, Frauenquote oder EU-Rettungsschirm, Testosteron ist immer dabei, wenn es um die ganz großen Themen unserer Zeit geht. Der Vorwurf ist dabei so simpel wie allgegenwärtig: Testosteron befeuert die Gier der Investmentbanker. Testosteron verwehrt Frauen den Zugang zu den oberen Chefetagen. Testosteron zwingt ganze Volkswirtschaften in die Knie und stürzt die Welt in den Abgrund. Zwar gilt Testosteron als das wichtigste männliche Hormon, aber ist das nicht ein bisschen zu viel des Guten? Man könnte fast schwanger werden von all dem Testosteron, das in der Luft liegt.

Das öffentlich verkündete »Zeitalter des Testosterons« ist der Grund, weshalb Sie dieses Buch in den Händen halten. Als Demograf und Epidemiologe habe ich in den letzten Jahren die gesundheitlichen Auswirkungen niedriger Testosteronspiegel beim Mann wissenschaftlich erforscht. Erstaunlich genug, dass Männer mit niedrigen Testosteronspiegeln häufiger an Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes mellitus leiden. Aber dass Männer mit niedrigen Testosteronspiegeln auch früher sterben, verlangt nach einer Erklärung; wie so vieles zum Thema Testosteron und Männergesundheit. Warum sinkt der Testosteronspiegel ab dem 40. Lebensjahr? Enden sinkende Testosteronspiegel zwangsläufig in Krankheit und Tod oder steckt etwas anderes dahinter? Bedeutet mehr Testosteron auch mehr Mann? Die massiven Schlagzeilen und Gerüchte rund um das nahende Ende des testosteronverseuchten Mangelwesens „Mann“ brachten das Fass schließlich zum Überlaufen. Die Zeit war reif für dieses Buch.

Denn Testosteron geht uns alle an: Ob beim Essen, Trinken, Schlafen, Kinobesuch, Fußball, Musikhören, Windelnwechseln, Tangotanzen, Sport oder Sex, Testosteron ist stets mit von der Partie. Auch Schmerz, Kälte, optische Reize, Gerüche und Emotionen hinterlassen hormonelle Spuren, genauso wie das Einkommen, der soziale Status oder Familienstand. So steht Testosteron im Wechselspiel mit sämtlichen Facetten des männlichen Lebens und Erlebens.

Besonders aufmerksam sollten Sie dieses Buch aber lesen, falls Sie eine der folgenden Fragen mit „Nein“ beantworten: Fühlen Sie sich mit zunehmendem Alter energievoller, aktiver und glücklicher? Haben Sie schon einmal von der Andropause oder den Wechseljahren des Mannes gehört? Ist Ihnen schon einmal ein „neuer Mann“ über den Weg gelaufen? Der Eindruck täuscht nicht, rund um die Themen Männlichkeit, männlicher Lebensstil und Männergesundheit stehen zurzeit mehr Fragen als Antworten im Raum. Testosteron wird uns helfen, diese Fragen aufzuwerfen, zu umkreisen und einer möglichen Antwort zuzuführen.

Dazu besuchen wir zum Einstieg den Geburtsort des Testosterons und fragen nach seiner Herkunft, Aufgabe und Wirkung. Nachdem wir beleuchtet haben, welchen Einfluss Testosteron tatsächlich auf das Verhalten und die Gesundheit von Männern hat, möchte ich Sie jenseits von Geschlechterklischees und Testosterongerüchten zur männlichen Identitätssuche einladen, um die Frage zu klären: Wie viel Testosteron braucht der Mann? Auch wenn sich das Buch am besten von vorne nach hinten liest, ist es so aufgebaut, dass Sie grundsätzlich in jedes Kapitel einsteigen können, Abschnitte überspringen dürfen oder es einfach querlesen. Aber wie auch immer Sie dieses Buch genießen möchten, auf jeden Fall soll es Ihnen beim Lesen Spaß bereiten! Deshalb bleibt Ihnen die übliche wissenschaftliche Detailverliebtheit erspart. Wer tiefer eintauchen möchte, findet an vielen Satzenden kleine Zahlen als Referenz auf entsprechende wissenschaftliche Fachartikel im Anhang. Nun wünsche ich Ihnen aber erst einmal viel Vergnügen in der Welt des Testosterons.

Testosteron –

mehr Mann geht nicht

Testosteron ist für alle da

Testosteron wandelt auf dem schmalen Grad zwischen Lifestyle-Medikament, Anti-Aging-Medizin und Arzneimittel. Die Behandlung ist eher freiwillig als unverzichtbar. Umso erstaunter war ich bei der Recherche zu diesem Buch, wie viele prominente Musiker, Schauspieler und Celebreties sich öffentlich zur Einnahme von Testosteron bekennen. Sexsymbol Robbie Williams verkündete jüngst, er habe „den Testosteronspiegel eines 100-Jährigen“, und lässt sich Testosteron spritzen. 1 Jane Fonda nutzte im Alter von 70 Jahren erstmals Testosteron, um ihr Liebesleben wieder etwas in Schwung zu bringen. Trotz der aufkeimenden Akne und des späteren Behandlungsabbruchs habe Testosteron einen „großen Unterschied“ in ihrem Sexleben gemacht. Immerhin, denn auf die Frage nach dem Geheimnis ihrer Schönheit antwortete sie: „30 % machen die Gene aus, 30 % sind guter Sex, 30 % verdanke ich Sport und einem gesundem Lebenswandel, und für die restlichen 10 % muss ich meinem Schönheitschirurgen danken.“2 Und auch US-TV-Star Suzanne Somers und Actionheld Rambo (a.k.a. Sylvester Stallone) sind sich einig: Jeder über 40-Jährige sollte in Testosteron investieren, denn es steigert die Lebensqualität und kann Männern wie Frauen eigentlich nur helfen. Was für eine Testosteroneuphorie!

In Zeiten von 24-Stunden-Online-Handel und Versandapotheken scheint die problemlose Verfügbarkeit von Testosteronpräparaten das Versprechen ewiger Jugend in greifbare Nähe zu rücken. Sind besagte Promis also nur einmal mehr die Vorreiter späterer, gesamtgesellschaftlicher Trends? Nehmen wir zum Beispiel die plastische Chirurgie: Berichtete die einschlägige Boulevardpresse zunächst nur bei Prominenten von ästhetischen Eingriffen, ist dieser Trend nun massenwirksam geworden. Schätzungen zufolge legen sich jährlich über 500.000 Deutsche für ein besseres Aussehen unters Messer – Tendenz stark steigend.

Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. Unvorstellbar, dass ehemalige Fußballbundestrainer wie Berti Vogts oder Rudi Völler als Werbefigur für Männerkosmetik getaugt hätten. Ganz anders kommt da der moderne „Bundescremer“ Joachim Löw rüber, der als Pflegecoach eine intensive Feuchtigkeitscreme für den Mann von heute bewirbt. Während der Umsatz von Damenkosmetik auf hohem Niveau stagniert, verdreifachen sich derzeit die Verkäufe von Beauty- und Pflegeartikeln für den Mann. So nutzt inzwischen jeder sechste Mann Anti-Aging-Produkte.3 Laut Branchenmeinung ist das aber erst der Anfang.

Die gesellschaftlichen Veränderungen, die diesen Trends zugrunde liegen, sind vielschichtig. Zum einen beschränkt sich die Männerrolle nicht mehr ausschließlich auf die Versorgerfunktion (galt früher das Motto, „Egal, wie er aussieht, Hauptsache die Kreditkarte ist gedeckt“, fordern Frauen heutzutage auch optisch mehr vom anderen Geschlecht), zum anderen ist der Körper zum Rohstoff, nicht nur für die eigene Identität, sondern auch für den beruflichen Erfolg geworden. War der Schönheitsbonus früher im Karrierekarussell von Schauspielern oder Models von entscheidender Bedeutung, ist die Erwartung jugendlich-dynamischer Vitalität inzwischen weit in die normale Arbeitswelt vorgedrungen.

So bietet auch der euphorische Testosteroneinsatz unter Prominenten mehr als nur einen Vorgeschmack auf Kommendes. Im vergangenen Jahrzehnt stiegen die weltweiten Verkaufszahlen von Testosteronpräparaten um das 12-Fache.4 Der Testosteron-Tsunami hat die Küste schon längst erreicht. In Großbritannien5 und Australien6 verdoppelten sich die Testosteronverschreibungen während der letzten 10 bzw. 20 Jahre. Mit der Einführung eines neuen Testosterongels stiegen die Absätze in Großbritannien sogar um das Fünffache. Die Ursache ist aber kein nationaler Testosteronverlust der Briten. Im Gegenteil, zwischen den Jahren 2000 und 2010 blieb die Rate an Männern mit einem diagnostizierten Testosteronmangel mit 5,2 % bzw. 6,3 % nahezu konstant. Medizinisch ähnlich fragwürdig ist der dramatische Anstieg der Testosteronverschreibungen in den USA, dem mit zwei Milliarden US-Dollar Umsatz (2012) weltweit größten Testosteronmarkt.7 Eine umfassende Anwendungsstudie unter fast 11 Millionen US-Krankenversicherten deckte auf, dass bei einem Viertel der testosterontherapierten Männer vorab überhaupt kein Testosteronspiegel gemessen wurde und dass selbst die Diagnose „Hypogonadismus“, die als Voraussetzung zur Testosterontherapie gilt, nur auf die Hälfte der Männer zutraf.8 Ein Großteil der Männer betreibt ihre Testosterontherapie offenbar völlig unabhängig vom eigenen Testosteronspiegel. Weil die explodierenden Testosteronverkäufe damit aber jeglicher medizinischdiagnostischer Grundlage entbehren, stehen die gezielten Marketingkampagnen rund um die Reizthemen Andropause, Aging-Male-Syndrom und sexuelle Unlust im Alter unter Verdacht. 9, 10 Oder haben Sie zuletzt eine Abnahme Ihrer sportlichen Fähigkeiten bemerkt? Hat sich Ihre sexuelle Lust in letzter Zeit vermindert? Spüren Sie einen Verlust körperlicher und mentaler Vitalität? Die sogenannte „direct-to-consumer“-Werbung greift solch verbreitete und durchaus herkömmliche Altersbeschwerden auf und medikalisiert diese.11 Aber auch wenn diese Art der Krankheitserfindung ein bekannter Trick zur Absatzsteigerung pharmazeutischer Produkte ist12, geht es bei Testosteron um mehr. Es geht um Gesundheit, Vitalität und Schaffenskraft in einer alternden Gesellschaft. Und das interessiert alle, nicht nur Schauspieler und Models.

Ein Steckbrief

Name:

Testosteron

Familie:

Sexualhormone

Eltern:

Cholesterin

Große Schwester:

Östrogen

Großer Bruder:

Dihydrotestosteron

Herkunft:

Hoden (95 %)

Geboren:

1935

Entdecker:

Adolf F. J. Butenandt und Leopold

Ružička

 

Bildung:

6–7 mg pro Tag

Hobbys:

Leichtathletik, Radsport, Politik und Investmentbanking

Auszeichnungen:

Nobelpreis 1939

Körperbau:

19 ringförmig angeordnete Kohlenstoffatome umgeben von Wasserstoff und Sauerstoff

Beste Freunde:

Endokrinologen, Andrologen, Profisportler (und solche, die es werden wollen)

Der Geburtsort des Testosterons liegt inmitten Zürichs, im historischen Chemiegebäude der altehrwürdigen Eidgenössischen Technischen Hochschule. Das chemische Institut lockte Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Wissenschaftler mit ausgezeichneten Arbeitsbedingungen und modernen Laboratorien. Darunter waren auch die zwei Chemiker Adolf F. J. Butenandt und Leopold Ružička, denen hier 1935 zum ersten Mal die künstliche Herstellung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron aus Cholesterin gelang.13 Für die Aufklärung der Struktur des Testosterons erhielten die beiden Chemiker im Jahr 1939 schließlich die höchste Auszeichnung der Wissenschaft: den Nobelpreis. Als Namensgeber gilt jedoch der deutsche Pharmakologe Ernst Laqueur, der das Hormon ebenfalls 1935 aus Stierhoden isolierte und ihm abgeleitet von „testis“ (Hoden) und „Steroid“ (Sexualhormon) den Kunstnamen „Testosteron“ verlieh.

Keine zwei Jahre nach der Vergabe des Nobelpreises wurde künstlich hergestelltes Testosteron erstmals zur medizinischen Behandlung sexueller Unterentwicklung eingesetzt.14 Als sich bereits ein Jahr nach der Testosteronbehandlung eine tiefere Stimmlage, vermehrter Haarwuchs und häufigere Erektionen einstellten, schien das fast 100-jährige Rätsel um die Manneskraft gelöst.15

Schon 1849 vermutete Arnold Berthold die Existenz von Hormonen. Bei seinen Experimenten an kastrierten Hähnen beobachtete der Arzt, dass die Kastration männlicher Küken die weitere Entwicklung zu Hähnen unterbindet, und auch, dass sich ein kastrierter Hahn durch die Transplantation von Hoden wieder zum Hahn verwandelt. Ihm fehlte lediglich eine schlüssige Erklärung für die beobachteten Phänomene. Da es egal war, an welcher Körperstelle Berthold die Hoden einpflanzte, schlussfolgerte er, dass die Wirkung nicht über die Nerven, sondern über das Blut erzielt wird. Damals eine geradezu revolutionäre Ansicht, die, wie so oft bei revolutionären Ansichten, von seinen Kollegen zunächst nicht akzeptiert wurde. Erst mehr als 80 Jahre später gab die Entdeckung des Hormons Testosteron dem „Vater der Endokrinologie“, wie Berthold heute ehrenhaft genannt wird, schließlich recht.

In der Zwischenzeit sind die abenteuerlichsten Behandlungsmethoden zur Verjüngung des starken Geschlechts verbrieft. Beispielsweise trat am 1. Juni 1889 Charles-Édouard Brown-Séquard in Paris vor die französische Biologische Gesellschaft und verkündete nicht weniger als die Entdeckung des Jungbrunnens. Der 72-jährige, altersschwache Neurologe und Physiologe hatte sich in einem legendären Selbstversuch wiederholt ein flüssiges Extrakt aus Tierhoden von Hunden und Meerschweinchen gespritzt. Von den Wirkungen war er mehr als begeistert. Er fühlte sich körperlich kräftiger und geistig frischer. Ungefragt teilte er dem Auditorium auch mit, dass seine Verstopfungen behoben seien und er wieder im hohen Bogen pinkeln könne. Trotz der Skepsis seiner Kollegen beharrte er auf einem direkten Zusammenhang zwischen der Injektion und den segensreichen Wirkungen. Heute wissen wir, dass die Medikation wesentlich höher hätte dosiert sein müssen, um tatsächlich die geschilderten Wirkungen zu erzielen. Auch weil das Experiment nie über den Selbstversuch hinausging, gelten die behaupteten Effekte als historisches Beispiel des berühmten Placeboeffekts. Die hoffnungsvolle Erwartung an die Heilswirkung ist damit aus heutiger Sicht die wahrscheinlichste Ursache des beschriebenen „Jungbrunnens“.

Dennoch wurden geschäftstüchtige Nachahmer, wie der berühmte französische Chirurg Serge Voronoff, durch die Transplantation von Schimpansenhoden bei einer älteren, wohlhabenden, männlichen Kundschaft steinreich. Die 100.000 Goldfranken, die Voronoff pro Eingriff verlangte, entsprächen heute der unglaublichen Summe von 250.000 €. Trotzdem ging die weltweite Zahl der Transplantationen in den 1930er-Jahren in die Tausende, weshalb der Bedarf an Schimpansen- und Pavianhoden zeitweise kaum zu befriedigen war. Das Geschäft lief jedenfalls prächtig, auch ohne den eigentlichen Stoff der Manneskraft zu kennen: Testosteron.

Dazu brauchte es erst den mutigen Einsatz des Biochemikers Adolf Butenandt, um in den Kasernen der Berliner Schutzpolizei 15.000 Liter Urin zu sammeln, daraus 15 Milligramm männlichen Geschlechtshormons zu destillieren und somit dessen Struktur aufzuklären. Der Rest ist Geschichte. Brown-Séquard zählt dennoch zu den Begründern der Endokrinologie: der Lehre von der Bildung und Wirkung von Hormonen – auch wenn der Begriff „Hormon“ (altgriechisch hormān: antreiben, anregen, in Bewegung setzen) erst 1905 geprägt wurde. Denn seine Vermutung, dass einem Mangel an bestimmten Substanzen mit Extrakten tierischer Organe entgegengewirkt werden kann, erwies sich später als durchaus zutreffend.

Testosteron ist aber nicht das einzige Hormon in unseren Blutbahnen. Hormone werden von körpereigenen Drüsen wie der Schilddrüse oder der Hirnanhangsdrüse, aber auch von bestimmten Zellen in Hoden oder Eierstöcken „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen wie Speichel- oder Schweißdrüsen ihre Sekrete nach „außen“ ab. Das Fachgebiet der Endokrinologie beschäftigt sich also mit dem Aufbau und der Funktion dieser endokrinen Drüsen, deren Stoffwechsel und möglichen Erkrankungen.

Wissenschaftler schätzen, dass mehr als 1000 Hormone die biologischen Abläufe unseres Körpers entscheidend beeinflussen. Ob Wachstum, Durst, Hunger, Schlaf, Pubertät, Sexualität, Psyche, Energiehaushalt, Stoffwechsel, Krankheiten und deren Verläufe, Hormone kann man sich dabei wie eine Art Informationsträger vorstellen. Von speziellen körpereigenen Drüsen gebildet, werden die Hormone ins Blut abgegeben, um sie möglichst schnell im gesamten Körper zu verteilen. Von den heute über 250 bekannten Hormonen (und es werden immer noch neue entdeckt) hat jedes seine eigene „Botschaft“ zu überbringen. Diese wirken jedoch nur auf solche Zellen, die sogenannte Rezeptoren für sie aufweisen, um die Botschaft des Hormons empfangen zu können.

Wie Schlüssel und Schloss findet jedes Hormon seinen passenden Rezeptor, um so die gewünschten körperlichen Vorgänge auszulösen. Weil aber Zellen unterschiedlicher Gewebe (Niere, Herz, Darm, Gehirn etc.) auch unterschiedliche Rezeptoren besitzen bzw. dasselbe Hormon abhängig vom Zelltyp des Zielorgans unterschiedliche Wirkungen entfalten kann, ist dieser Prozess enorm komplex. Darüber hinaus besitzt jede Zelle viele verschiedene Rezeptoren und ist damit Landeplatz für vielerlei Hormone und deren Wirkungen.

Um den Überblick zu behalten, werden Hormone, die ähnliche Aufgaben erfüllen oder ähnliche Herkunftsorte haben, in bestimmten Gruppen zusammengefasst. So ist auch Testosteron kein Einzelkämpfer, sondern das wichtigste Mitglied einer ganzen Gruppe von Hormonen, den Sexualhormonen, auch Androgene oder Steroide, genannt. Testosteron wird zu 95 % in den Leydig-Zellen des Hodens produziert, wobei kleinere Mengen auch in der Nebennierenrinde gebildet werden. Auch wenn die Tagesproduktion von 6–7 mg Testosteron sehr gering erscheint, sind Hormone bereits in kleinsten Mengen hochwirksam.

Gesteuert wird die Testosteronproduktion über einen komplexen Regelkreis: Im Zwischenhirn sitzt die Chef-Hormondrüse namens Hypothalamus. Diese schüttet das Steuerungshormon GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) aus, wodurch die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zur Freisetzung der Substanzen LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon) angeregt wird. Am Ende dieser Kette bewirkt LH mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung die Testosteronproduktion im Hoden. Um die Hormonbildung bei Bedarf auch wieder drosseln zu können, ist in allen Regelkreisen ein sogenannter Feedback-Mechanismus eingebaut. Bei der Testosteronproduktion führt der Pegelanstieg zu einer nachlassenden LH-Ausschüttung, wodurch der Produktionsauftrag an die Leydig-Zellen ausbleibt.16 Wie stark das freigesetzte Testosteron dann aber tatsächlich in den Stoffwechsel eingreift, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt und ist abhängig von der Wechselwirkung mit dem Testosteronrezeptor, der Anzahl der Moleküle, die in die Zelle gelangen und vom Grad der Umwandlung in weitere Hormone innerhalb der Zelle. Bevor Sie das Buch jetzt aber aus der Hand legen, verlassen wir schleunigst die Untiefen der Testosteronbiosynthese und wenden uns lieber den wirklich wichtigen Unterschieden im Leben zu.

Testosteron und Mann – von Beginn an vereint

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist gerade einmal 27 Zentimeter lang. Damit ist aber nicht die Länge des männlichen Fortpflanzungsorgans gemeint, sondern das 1991 entdeckte „Männer-Gen“.17 Mit der Entdeckung von SRY (Sex determining region of Y-Gen) wurde jenes Zusammenspiel von Genen und Hormonen aufgeklärt, das aus Trägern des Y-Chromosoms richtige Männer macht. Denn von Natur aus sind zunächst alle Menschen weiblich. Damit aus dem weiblich ausgerichteten Urprogramm ein Mann entsteht, muss erst ein hormoneller Schalter umgelegt werden. Dazu entfaltet das männliche Y-Chromosom ab der 6. Schwangerschaftswoche erstmals seine Wirkung und initiiert die Entwicklung embryonaler Hoden. Parallel dazu läuft ab der 8. Schwangerschaftswoche die Testosteronfabrik an. Mit dem Höhepunkt der Testosteronproduktion in der 16. Schwangerschaftswoche ist die getrennte Geschlechtsentwicklung vollbracht. Die Mission ist erfüllt und nun sinkt der Testosteronspiegel, bis Jungen und Mädchen etwa in der 26. Schwangerschaftswoche wieder ähnliche Werte zeigen. Erst nach der Geburt erleben neugeborene Jungen einen erneuten Testosteronanstieg, der aber wiederum nach ungefähr drei Monaten abfällt. Während der erste Testosteronschub im Mutterleib maßgeblich für die Entstehung der männlichen Geschlechtsorgane verantwortlich ist (und aus Mädchen Jungs macht), sind die Gründe des nachgeburtlichen Testosteronanstiegs noch ungeklärt. Genauso wie die Frage, warum Frühstarter (Geburt nach 32 Schwangerschaftswochen) höhere Testosteronspiegel haben als Langstreckenläufer (Geburt nach 40 Schwangerschaftswochen).18 Jedenfalls tragen Männer als Erinnerung daran, dass auch sie ihr Leben einmal als Frau begonnen haben, einige überflüssige Körpermerkmale, wie zum Beispiel Brustwarzen.

Die Weichenstellung auf dem Weg vom weiblichen Urgeschlecht zum Mann ist jedoch äußerst störanfällig. Durch eine Vielzahl möglicher Einflussfaktoren ergeben sich fließende Übergänge zwischen den Geschlechtern, die eine eindeutige Zuordnung von Männchen und Weibchen unerwartet schwer machen. Wie schwer, das zeigt der Fall der Weltmeisterin im 800-Meter-Lauf Caster Semenya. Nachdem die junge Südafrikanerin bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 in Berlin überraschend die Goldmedaille gewann, wurden misstrauische Stimmen laut: Maskuline Gesichtszüge, eine tiefe Stimme, muskulöser Körperbau und ein definiertes Sixpack nährten die Skepsis an Semenyas Weiblichkeit. Weil aber sämtliche Dopingtests negativ ausfielen, ist ihr Erfolg, genauso wenig wie ihr Erscheinungsbild, einer Überdosis Testosteron zuzuschreiben. Könnte Semenya also eine XY-Frau sein?

Diese sehen zwar wie normale Frauen aus, entsprechen in ihrer genetischen Ausstattung aber einem Mann. Wir konnten bereits bestaunen, welch bleibende Wirkungen Testosteron während sehr sensibler Zeitfenster auf die Geschlechts- und Körperentwicklung ausübt. Bleibt dieser Testosteroneinfluss aus, gerät die geschlechtsspezifische Entwicklung ins Stocken und die Weichenstellung hakt. Denn zur vollen Entfaltung seiner Wirkung muss Testosteron aus dem Blut über sogenannte Androgenrezeptoren in die Zelle aufgenommen werden. XY-Frauen tragen aber eine genetische Mutation, die den Androgenrezeptor blockiert, wodurch das Testosteron wirkungslos bleibt. Deshalb fehlen auch die typisch männlichen Geschlechtsmerkmale wie Körperbehaarung, Penis und Hoden. Trotz unterschiedlicher Grade in der Unempfindlichkeit gegenüber Testosteron verpufft die Wirkung des Hormons in der Maximalausprägung dieser Erkrankung, der kompletten Androgenresistenz, vollständig und die genetischen Jungen wachsen ungestört vom Testosteronsturm, dem weiblichen Basisprogramm entsprechend, als Mädchen auf. Häufig werden XY-Frauen erst durch das Ausbleiben der Regelblutung in der Pubertät enttarnt. Die darauffolgende, schwere Identitätskrise („Bin ich ein Mann, eine Frau oder beides?“) wird durch die Unfähigkeit zur Schwangerschaft (es fehlen ja Gebärmutter und Eierstöcke) weiter verstärkt.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) brauchten jedenfalls zwei Jahre, um auf den Fall Semenya mit neuen Wettkampfregeln zu reagieren. Und das, obwohl schon bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta insgesamt acht genetische Männer unter den Athletinnen entdeckt wurden. Daher gilt nun seit den Olympischen Spielen 2012 in London, dass XY-Frauen mit Testosteronspiegeln im männlichen Bereich nur dann als Frauen antreten dürfen, wenn ihr Testosteronrezeptor nachweislich verändert ist und sie somit sportlich nicht von den höheren Testosteronspiegeln profitieren.

Die Vorstellung von zwei klar getrennten Geschlechtern scheint jedenfalls überholt. Noch vor 30 Jahren wäre ein Y im Chromosomenpaar ein klarer Fall gewesen: „Das ist ein Mann.“ Mittlerweile werden die Übergänge zwischen den Geschlechtern aber als eher fließend verstanden. Denn weder die Chromosomen noch der Hormonspiegel, noch die inneren und äußeren Geschlechtsorgane erlauben eine eindeutige Zuordnung. Wenn die Biologie aber so wenig Orientierung bietet, ist das Geschlecht dann vielmehr eine kulturelle Kategorie? Oder werden Männer, in Anlehnung an den berühmten Ausspruch von Simone de Beauvoir, gar nicht als Männer geboren, sondern zu Männern gemacht?

Die Erkenntnis jedenfalls, dass Testosteron die Geschlechtsentwicklung entscheidend beeinflusst, macht man sich heute vielerorts zunutze. Beispielsweise in der Fischzucht: Weil das Tilapia-Weibchen, ein Warmwasserfisch in Afrika und Vorderasien, ganzjährig brütet und sich entsprechend stark vermehrt, bleiben die Fische aufgrund der großen Konkurrenz im Teich sehr klein und lassen sich nur schlecht verkaufen. Füttert man aber schon im ersten Monat künstliches Testosteron zu, entwickeln sich alle Fische zu funktionalen Männchen, die Fortpflanzung wird eingestellt und die Fische können von Platzangst befreit zu ausreichender Größe heranwachsen. Aufgrund der befürchteten Krebsrisiken durch Hormonrückstände ist diese Hormonkeule innerhalb der Europäischen Union aber inzwischen längst verboten. Der ungebremsten Vermehrung der Fischbestände versucht man nun mittels natürlicher Substanzen beizukommen.

Augen zu und durch – der Testosteron-Sturm in der Pubertät

Nachdem der erste Testosteroneinschuss im Mutterleib die Weichenstellung in Richtung Mann bewerkstelligt hat, braucht es zur Ausbildung der endgültigen Geschlechtsreife aber noch einen weiteren Testosteronschub. Während der Pubertät (von lat. pubertas „Geschlechtsreife“) sorgen deutlich erhöhte Testosteronspiegel für die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale (Körperbehaarung), der Fortpflanzungsfähigkeit (Spermienproduktion) und für ein ausgeprägtes Längenwachstum. Weil Beginn und Abschluss der Pubertät individuell aber extrem unterschiedlich sind, wird über die genaue Bestimmung von Zeitpunkt und Verlauf wissenschaftlich intensiv diskutiert. Unumstritten ist im Moment nur, dass Pubertät und Geschlechtsreife immer früher einsetzen. So wurden Mädchen und Jungen im Verlauf der letzten Jahrhunderte aufgrund stetig verbesserter Ernährungs- und Gesundheitsbedingungen durchweg früher geschlechtsreif. Ein heute 18-Jähriger ist körperlich so weit entwickelt wie ein 22-Jähriger um das Jahr 1800. Diese Erkenntnisse stützen sich auf äußerst aufschlussreiche Beobachtungen des Thomanerchors Leipzig, weil der Stimmbruch als unüberhörbares Anzeichen der einsetzenden Pubertät gilt. Die Stimmlippen werden dicker und länger, der Kehlkopfumfang wächst um etwa 40 % und die Tonlage sinkt um eine komplette Oktave. So verwandeln sich zarte Kinderstimmen in männliche Bässe. Dass der Stimmbruch und damit der pubertäre Testosteroneinschuss zeitlich immer früher einsetzen, wurde in einer Langzeitstudie des weltweit bekannten Knabenchors eindeutig belegt. Während der Stimmbruch zu Zeiten von Johann Sebastian Bach (Thomaskantor von 1723 bis 1750) erst mit 17 oder 18 Jahren stattfand, sind die Jungen heute meist 15 Jahre, manchmal sogar erst 11 oder 12 Jahre alt.19 Zur Erleichterung der Personalplanung des Chors und der Stimmpflege der Sängerknaben wäre es also durchaus vorteilhaft den nahenden Tonlagenwechsel exakt vorhersagen zu können. Zu diesem Zweck wurden 36 Knaben des Leipziger Thomanerchors über dreieinhalb Jahre hinweg im Abstand von drei Monaten auf jeweils zehn stimmliche und acht stimmunabhängige Parameter getestet.19 Am Ende erlaubte aber nur ein Parameter die wirklich sichere Prognose des nahenden Stimmbruchs. Richtig, der Testosteronspiegel. Vom ersten Testosteroneinschuss bis zum Stimmwechsel dauerte es im Durchschnitt etwa 16 Monate. Kein anderer der erhobenen Parameter ermöglichte eine derart präzise Vorhersage. Seitdem hat sich die Verlaufsmessung jugendlicher Testosteronspiegel auch in anderen Studien als nützlicher Prädiktor einst undurchschaubarer Pubertätsdynamiken bewährt.20

Die Frage aber, wofür der Stimmbruch überhaupt gut ist, lässt sich evolutionsbiologisch beantworten: Je tiefer die Stimmlage, desto höher sind die Chancen auf dem Partnermarkt. Denn dort gilt eine tiefe Männerstimme als Hinweis auf hohe Testosteronspiegel und signalisiert somit Potenz, Zielstrebigkeit und Aggressivität. Zudem hinterlässt eine tiefe Männerstimme weitaus mehr Spuren im weiblichen Gedächtnis. Forscher von der Universität Aberdeen zeigten 912 Frauen das Bild eines einzelnen Gegenstands und spielten ihnen gleichzeitig unterschiedliche Stimmen vor, die den Namen des Objekts aussprachen. Danach präsentierten die Forscher zwei ähnliche, aber nicht identische Versionen des zuvor gezeigten Gegenstands und baten die Frauen, denjenigen zu benennen, den sie zuvor gesehen hatten. Erstaunlicherweise erinnerten sich die Frauen an diejenigen Gegenstände, die von einer tiefen Männerstimme begleitet wurden, wesentlich besser. Außerdem empfanden die Frauen eine stärkere Sympathie für Bässe als für helle Stimmen.21